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1. Hilfsbuch für den Unterricht in der Deutschen Geschichte - S. 10

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
10 Erster Zeitraum. Bis zur Gründung des Frankenreiches durch Chlodwig. Die Beschäftigung des freien Mannes bildeten hauptsächlich Jagd und Krieg, sowie der Besuch der Volks- und Gerichtsversammlung; oft lag er ganze Tage auf der Bärenhaut und zechte mit feinen Nachbarn und Freunden. Die Arbeit im Felde und im Haufe fiel den Unfreien, den Frauen und Kindern zu. Die geistigen Bedürfnisse waren gering. Bücher und Schulen kannte man nicht; doch war der Gebrauch einer eigenartigen Schrift, der Runen, d. h. geheimnisvoller Zeichen (vgl. raunen, zuraunen), allgemein verbreitet. Man ritzte sie in hölzerne Stäbe und Bretter (daher das Wort „Buchstabe", eigentlich „Buchenstab"), besonders aber in Geräte und Waffen, um den Besitzer zu kennzeichnen oder Zaubersprüche anzubringen. Geistige Anregung und Unterhaltung boten auch die religiösen und weltlichen Lieder, deren Gegenstand die Thaten der Götter und der Helden, z. B. Siegfrieds, des deutschen Achilles, bildeten. Jeder dichtete, wie es ihm der Geist eingab; einen Dichterstnnd (Skalden) gab es nur bei den Nordgermanen o) Ter Volksglaube. Wie alle Heiden, so sah auch der Germane in den Elementen und Kräften der Natur höhere Wesen. Man unterschied gute Götter oder Äsen und böse Götter oder Riesen. Von den Äsen sind folgende zu merken: 1. Wodan, von den Nordgermanen Odin genannt, der Gott des Himmels, dessen Auge die Sonne ist, der Schöpfer des Weltalls, der Vater der Götter und Menschen. Im blauen Mantel, den grauen Sturmhut auf dem Haupte, fährt er rauschend durch die Lüfte. Als Gott des «Sturmes2 leitet er auch die stürmende Feldschlacht und sendet die Walküren oder Schlachtjungfrauen ans, um die Gefallenen (den Wal) in die Himmelsburg Walhalla zu geleiten. Zwei Raben, Hugiu (— Gedanke) und Munin (— Erinnerung), sitzen auf seinen Schultern und fliegen hinaus, um Kunde von dem Laufe der Welt einzuziehen3. Unter den Wochentagen ist ihm der Mittwoch (niederd. Wunstag oder Gunstag) heilig. 2. Donar (nord. Thor), Wodans Sohn, der rotbärtige Gott des Gewitters, der auf feinem mit Ziegenböcken bespannten Donnerwagen einherfährt und den immer wieder in seine Hand zurückkehrenden Blitzhammer schleudert. Er spendet den fruchtbaren Gewitterregen und wird daher als Beschützer des Ackerbaues verehrt. Von den Tieren liebt er besonders den roten Fuchs und das rote Eichhörnchen, von den Bäumen die Eiche. Der Donnerstag ist ihm heilig. 3. Ziu (nord. Tyr), in einigen Gegenden Er genannt, ebenfalls ein Sohn Wodans. Er war ursprünglich, wie der griechische Zeus, der Gott des Himmels; später wurde er als Saxnot (— Schwertgenosse) zum Kriegsgott, der gleich dem griechischen Ares sich mitten in die Schlacht stürzt. Der Dienstag ist ihm heilig. 1 Vgl. Uhlands Gedicht „Der blinde König". Die „Barden" gehören nicht der deutschen, sondern der keltischen Nation an. 2 Diese Vorstellung hat sich erhalten in den Sagen von dem „wilden Jäger" und von dem „wütenden Heer", welches namentlich in den Nächten zwischen Weihnachten und dem Feste der heiligen drei Könige durch die Luft stürmt. 3 Ein Nachklang dieser Vorstellung tönt uns in der Sage von Kaiser Rotbart entgegen.

2. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 31

1895 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 31 — folgten. Sie verehrten eine Menge von Göttern und Göttinnen, dachten sich aber dieselben als beschränkte Wesen mit allen Schwächen, Leidenschaften und Lastern gewöhnlicher Menschen. Sie erwiesen ihnen daher durch Tänze und durch Ausschweifungen aller Art, in ältester Zeit sogar durch Menschenopfer, die vermeintliche göttliche Ehre. Doch war der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele, an Belohnung und Bestrafung nach dem Tode allgemein unter ihnen verbreitet, weshalb sie den Tod den Bruder des Schlafes nannten und als einen schönen Jüngling vorstellten, der in der Rechten eine verlöschende Fackel umkehrt und in der Linken einen Kranz hält, oder auf einen Schmetterling, der zu seinen Füßen sitzt, mit Ernst herabschaut. Der Fromme, glaubten sie, komme nach dem Tode in die Elysischen Gefilde, wo er eine unaussprechliche Glückseligkeit, jedoch in irdischer Art, genieße; die Bösen dagegen würden in den Tartarus, die Unterwelt, verstoßen, wo Qualen aller Art ihrer warteten. Eine schöne Lehre liegt auch in jener griechischen Sage von dem Halbgott Herkules, der einst als Jüngling an einen Scheideweg kam. Als er sich daselbst niedergesetzt, traten zwei Gestalten vor ihn. „Ich bin", sprach die eine, „die Lust. Ich verspreche dir, Jüngling, eine Jugend voll Freude und Müßiggang, aber ein unrühmliches und kraftloses Alter, wenn du mir auf diesem Wege folgen willst." — „Und wohin führt dieser andere Weg?" fragte der Jüngling. — „Das ist mein Weg," erwiderte die andere Erscheinung, „ich heiße die Tugend. Hier wirst du wenig Ruheplätze finden, denn ich lege meinen Freunden Enthaltsamkeit. Arbeit und mühevolle Tage auf; aber endlich führe ich sie zum Ruhme und zur Unsterblichkeit." — „Deinen Weg will ich gehen!" ries Herkules entschlossen; „mag er immerhin mühevoll sein, wenn er mich nur zur Unsterblichkeit führt." Gesetze und Einrichtungen der Spartaner und Athener. Die zwei berühmtesten Völker des alten Griechenland unterschieden sich in Bildung und Lebensart in hohem Grade, was eine Folge ihrer verschiedenen Gesetzgebung war.

3. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 46

1895 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 46 — banse ich nur, daß ich lebe; meinem Lehrer, daß ich gut lebe." Seiber machten ihn aber die unerhörten Schmeicheleien seiner Umgebung balb gleichgültig gegen den ernsten Lehrer nüchterner Weisheit und bescheibener Tugenb, und seine Augen waren frühe auf die glänzenben Thaten gerichtet, die sein Vater in Griechenlanb vollführte. „Ach, mein Vater wirb mir nichts mehr zu thun übrig lassen!" hörte man ihn oft schmerzlich ausrufen. Jemanb, der feine ungeheure Schnelligkeit im Laufen bewunberte, fragte ihn, ob er sich nicht in Olympia sehen lassen wolle. „Ja, wenn ich mit Königen um die Wette laufen könnte!" entgegnete er. Die Gesänge des alten griechischen Dichters Homer trug er immer bei sich und hatte sie selbst des Nachts unter seinem Kopfkiffen liegen; beim Homer hat ja besonbers Krieg und große Helben besungen. Einmal würde feinem Vater ein wilbes Pferb um den ungeheuern Preis von 13 Talenten (über 16 000 Thaler) angeboten. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst an ihm; allein es ließ keinen aufsitzen, und Philipp befahl enblich, es wegzuführen, ba es kein Mensch brauchen könne. Da bat Alexanber seinen Vater, ihm das Pferb einmal anzuvertrauen. Er ergriff basselbe beim Zügel, führte es gegen die Sonne, ba er bemerkt hatte, daß es sich vor feinem eigenen Schatten fürchtete, streichelte es eine Zeitlang, ließ dann unvermerkt feinen Mantel fallen und schwang sich plötzlich hinauf. Alsbalb flog das Tier mit ihm blitzschnell bavon, und alle Zuschauer zitterten für ihn. Als sie aber sahen, daß er wieber umlenkte und das Roß nach Willkür balb links balb rechts tummelte, bet erstaunten sie alle, und Phitipp rief mit Freubenthränen, inbent er ihn umarmte: „Lieber Sohn! suche bir ein anberes Königreich; Macebonien ist zu klein für bich" (Fig. 11). Achtzehn Jahre alt, kämpfte Alexanber bereits in der Schlacht bei Chäronea (338 v. Chr.) mit, butch welche fein Vater sich Griechenlanb unterthänig machte, und im 21. Jahre war er König von Mace-bonien (336). Nachbem er mehrere unruhige Nachbarn bezwungen, trat er (334) feinen ungeheuern Eroberungszug an, der in wenigen Jahren das große persische Reich zerstörte. Er setzte mit nur

4. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 130

1895 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 130 — Kriegskunst wurde zu einer Wissenschaft, die viele Kenntnis und Erfahrung erfordert. So durchgreifend wirkte die Erfindung des Pulvers, deren Urheber wohl an nichts weniger als an Krieg und Schlachten gedacht hatte. 3. Erfindung der Buchdruckerkunst. — Unter allen Erfindungen ist diese die wichtigste und zugleich die schönste Zierde des deutschen Namens. Früher gab es nur geschriebene Bücher. Die Mönche vorzüglich beschäftigten sich mit dem Abschreiben, und es ist zum Erstaunen, wie weit sie es in der Schönschreibekunst gebracht hatten. Die großen Anfangsbuchstaben wurden sehr schön mit bunten Farben angemalt, auch wohl mit Gold ausgelegt, oft sogar mit kleinen, niedlichen Bildchen umgeben. Solche Abschriften kosteten außerordentlich viel Zeit und vielen Fleiß und waren deshalb auch sehr teuer. Eine einzige schöne Bibel kostete wohl 900 Mark. Darum konnten auch nur reiche und vornehme Leute Bücher kaufen. Am größten war dieser Nachteil für die Schulen, weil nicht jeder Schüler, wie jetzt, sein eigenes Buch hatte. Der Unterricht konnte deshalb auch nur höchst mangelhaft sein, weil er sich fast einzig auf den mündlichen Vortrag beschränken mußte. Der Buchdruckerkunst ging die Formschneidekunst, die schon im Anfange des 14. Jahrhunderts erfunden worden, voraus und bereitete jene vor. Es wurden nämlich in hölzerne Täfelchen allerlei Bilder von Heiligen geschnitten, mit Farbe bestrichen und dann auf Pergament oder Papier abgedruckt. Diese Holzschnitte waren anfangs sehr roh, die Figuren kaum kenntlich. Um den Heiligen, der abgebildet sein sollte, kennbar zu machen, wurde der Name desselben beigesetzt. Bald schnitt man nicht nur einzelne Wörter bei, sondern auch ganze Bibelstellen; zuletzt schnitt man sogar ganze Seiten in Holz. Sollte nun ein geschriebenes Buch gedruckt werden, so mußten gerade so viele Holztafeln da sein, als das Buch Seiten hatte. Jede Seite wurde in die Holztafel geschnitten, mit Schwärze bestrichen und dann abgedruckt. Auf diese Weise konnte man dasselbe Buch möglichst vervielfältigen. Nach dem Abdruck aber hatten diese Tafeln, die so viele Mühe und Arbeit gekostet, keinen Wert mehr; denn

5. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 99

1895 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 99 — fält, um überall in seinem Reiche Recht und Gerechtigkeit zu handhaben. — Karl liebte auch die Baukunst und ließ zahlreiche und Prächtige Bauten aufführen, wie zu Aachen, wo er, gleichsam Zum Beweise, daß er vor allem Deutschland angehöre, am liebsten verweilte. Über alles aber ging dem großen Kaiser christliche Bildung, und er erwarb sich unsterbliche Verdienste um Religion und Gesittung der Völker. Überall wurden neue Bistümer, Kirchen und Klöster gegründet und reichlich ausgestattet. Zur Verherrlichung des Gottesdienstes ließ er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen und führte einen neuen bessern Kirchengesang unter seinen Franken ein. Er vergnügte sich gerne an frommen, geistreichen Büchern und hegte eine besondere Vorliebe für die heiligen Kirchenväter. Latein sprach er fertig, Griechisch verstand er wenigstens. Er entwarf, wie Einhard sagt, selbst eine deutsche Sprachlehre, d. H. wohl, er gab die Anregung dazu, und sammelte die ur- alten Lieber von den -thaten der Helden. Sehr wichtig waren ihm auch die Schulen. Er grünbete solche auf allen feinen Hofgütern. Bei einer Prüfung, die er einstens selbst anstellte, lobte er die fleißigen Kinder ungemein; boch fürchterlich ließ er die faulen an, obwohl diese meistens vornehmen Geschlechtes waren, und drohte ihnen mit seinem ganzen Zorne. Karl war von starkem Körperbau und erhabener Gestalt. Er hatte eine hohe klare Stirne und große, lebhafte Augen, die dem Freunde fröhlich, dem Feinde aber furchtbar leuchteten. Im Reiten, Fechten und Schwimmen war er sehr geschickt; jagenb trieb er sich nt den Wäldern umher und kämpfte mit Wölfen, Bären und Auer-ochsen. Im Essen und Trinken war er höchst mäßig. Die Pracht m Kleidern liebte er nicht; er ging im einfachen deutschen Anznge. Nur an Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Majestät mit einer goldenen, von Diamanten strahlenden Krone aus dem Haupte, angethan mit einem langen, herabwallenden Mantel (Fig. 23). Er sprach viel und gerne und drückte sich über alles gut aus. Mild und bescheiden, war er gegen alle herablassend und gnädig. 5*

6. Geschichte der Neuzeit - S. 338

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
338 Zeitalter der Kmpfe um brgerliche und nationale Freiheit. lung nach. Und so gerieten König und Volksvertretung in die Ge-roalt des Pbels von Paris, des willigen Werkzeuges der im geheimen whlenden und wirkenden Lenker der Revolution. Die Nationalversammlung war geleitet von den Ideen Rousseaus und der falschen Lehre Montesquieus von der Teilung der Gewalten; daher machte sie sich als eine Kammer zur einzigen gesetzgebenden Macht. Dem König blieb nur ein suspensives Veto und scheinbar die vollziehende Gewalt. Ein von der Kammer beschlossenes Gesetz durfte durch das knigliche Veto hchstens auf vier Jahre aufgeschoben werden. Der Versuch Mirabeaus, das Knigtum aus den Hnden der Anarchie durch Schaffung eines mit der Nationalversammlung beratenden Ministeriums zu retten, wurde hintertrieben durch das Gesetz, da kein Abgeordneter Minister werden drfe. Am Hofe erkannte man die Bedeutung des Mannes, der in der Nationalversammlung ein mchtiges Wort sprach, und gewann ihn als Sttze, indem man seine Schulden tilgte. Der Hoffnungsstern sollte bald verlschen: Mirabeau hatte die aufrichtige Absicht, eine Revision der Verfassung zu Gunsten des Knig-tums herbeizufhren, starb aber am 2. April 1791, vielleicht zu seinem Glcke; denn sobald seine geheime Verbindung mit dem Hofe ans Licht gekommen wre, htte er seinen Einflu aus das Volk eingebt. Er selbst hatte die Revolution bewaffnen helfen, wie konnte er sich der Tuschung hingeben, ihr durch Worte, durch ein moralisch und politisch verwerfliches Doppelspiel die Waffen wieder zu entwinden? Das alte Frankreich war auf solche Weise nicht mehr zu retten. Die Nationalversammlung schlug es in Stcke. Zum Zwecke der Verwaltung er-hielt das Land eine neue, gleichfrmige Einteilung. Die alten Provinzen gingen auf in 83 Departements, die ihre Bezeichnung nach Flssen, Bergen u. s. w. erhielten und in Distrikte zerfielen; jeder Distrikt hatte wieder als Unterabteilung einzelne Kantone, jeder Kanton seine Municipalitten (Kirch-spiele), etwa 43000 Gemeinden, die nicht blo stdtische Selbstverwaltung hatten, sondern auch Rechte der Staatsverwaltung erhielten, so da Frank-reich in eine Vielheit von kleinen Republiken aufgelst war. Den hohen Reden von der Gleichheit entsprach nicht vollstndig die Ausschlieung der Dienst-boten und Tagelhner von der Ausbung des Wahlrechtes. Im ganzen rechnete man auf vier Millionen Wahlberechtigte. Jedes Departement erhielt ein Kriminalgericht, der Distrikt ein Civil-gericht, der Kanton ein Friedensgericht. Die Einfhrung der Schwurgerichte, des ffentlichen und mndlichen Prozeverfahrens, die Unentgeltlichkeit des-selben, die Beseitigung grausamer Strafen bedeuteten zwar einen Fortschritt auf dem Gebiete der Justiz; dafr aber fehlte bei der Bestellung der Richter auf sechs Jahre durch die Wahl alle mter wurden durch Volkswahl

7. Geschichte der Neuzeit - S. 357

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Der Nationalkonvent. 357 Einklang zu bringen, sollte die Franciade heien. Auch wird die Republik alle Jahre die Feste vom 14. Juli 1789, vom 10. August 1792 und vom 21. Januar 1793 seiern." Lehrer, Lehrerinnen, Vter und Mtter, alle, welche die Erziehung der Kinder leiten, werden sich angelegen sein lassen, denselben den neuen Kalender nach der bei-gegebenen Anweisung zu erklären" (Beschlu vom 2. Frimaire des Jahres Ii). Erst 1805 (Jahr Xiv) wurde der republikanische Kalender aufgehoben. Selbst Robespierre mibilligte das wahnsinnige Treiben des wsten Hebert und dessen tierisch schamloses Wesen; er berechnete, da dadurch die Republik zum Abscheu aller nicht vllig Entsittlichten werden msse; daher setzte er bei dem Konvent den Beschlu durch: Das franzsische Volk an-erkennt das Dasein Gottes und die Unsterblichkeit der Seele; alle Gewalt-thtigkeiten und Maregeln, die der Freiheit der Gottesverehrung zuwiderlaufen, sind verboten." Nun wurde auch ein Fest des hchsten Wesens eingefhrt, fr welches besondere Lieder gedichtet waren; Robespierre erschien selbst mit einem Blumenstrau an der Brust und hielt Reden von Gott und Freiheit (8. Juni 1794). Inzwischen hatte in der Vendee der wtendste Brgerkrieg begonnen und berdeckte dieselbe mit rauchenden Schutthaufen und modernden Leichen. Die Vendee ist eine einfrmige Landschaft, das alte Unterpoitou, zwischen der untern Loire und der Charente, von Hhenzgen durchzogen, die sich vielfach in kleine Hochflchen ausbreiten. Heerstraen durchschnitten sie nicht; der Verkehr begngte sich mit Fahrwegen, die oft zu Hohlwegen eingeschnitten waren denn die ursprnglichen, nicht geometrischen Wege suchen berall die natrlichen Einschnitte des Bodens auf ; Felder und Weiden waren durch Hecken und Grben voneinander geschieden, Drfer und Huser waren weit auseinander. Hier hauste das Landvolk nach seiner althergebrachten Weise fort, indem es sein Feld baute, sein Vieh weidete, dem König seine Steuern zahlte und an seine Geistlichen und Ebelleute entrichtete, was diesen zustand. Ihre Lage war keinenfalls eine drckende; denn als die Revolution die Vor-rechte des Adels und des Klerus beseitigte, lieen die Vendeer alles beim alten und duldeten selbst die Wegschaffung der Herrensthle aus den Kirchen nicht. Sie blieben der Kirche und den treuen Kriestern ergeben und ver-schmhten die Pariser Aufklrung in ihren wechselnden Gestalten und schillernden Farben. Nun waren der König und die Knigin geschlachtet, Frankreich mit Blutstrmen bergossen, die christliche Religion abgeschafft, der Welt ein Krieg auf Leben und Tod angekndigt und die Shne der Bauern sollten ihre Haut zu Markte tragen fr die Ungeheuer in Paris, fr ruchlose Knigs-mrder und Religionsschnder. Das brachten die gut kniglich gesinnten und echt katholisch fhlenden Vendeer nicht der sich. Statt sich der Konskription, dem republikanischen Masienaufgebot, zu fgen, erhoben sie sich gegen die Schreckensherrschaft zum Kampfe fr Thron und Altar (Mrz 1793). Der

8. Geschichte der Neuzeit - S. 717

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Die Kultur am Ende des 19. Jahrhunderts. 717 so erschliet die Wissenschaft verborgene Geheimnisse der Natur, lt wunder-bares Leben erschauen, wo Tod schien, zeigt dem ahnungslosen Leben den im Kleinsten lauernden Tod, sucht und entdeckt Mittel wider gefahrliche Krfte und lt das staunende Auge selbst durch feste Krper schauen. Bewundernd betrachtet der Geschichtschreiber das Geschehene und mu sich damit bescheiden, den Wibegierigen auf die Jahrbcher der Naturwissenschaften" zu verweisen. Fortgerissen von dem rastlos kreisenden Schwungrad der Zeit, lt der Mensch kaum noch den Blick ruhen und ausruhen auf dem Vergangenen, so lebhaft bewegt und erregt ihn das Jetzt, und weniger beschftigt er sich mit der Frage Was war?" als mit der Frage Was wird?" Es ist nicht mehr ein undurchdringlicher Nebel, der ihm den Blick in die Zukunft verhllt, fon-dern gleichsam der blendende Lichtschimmer der Elektricitt, welchen das Auge zu ertragen nicht im stnde ist. In der ganzen Welt herrscht eine elektrische Spannung; bald da, bald dort zuckt unheimliches Wetterleuchten und scheint gefhrliche Gewitter anzudrohen, um so gefhrlicher, weil internationale Strmungen obwalten. Die Staaten beargwhnen einander und halten gewappnet gegeneinander Wacht. In gleicher Weise stehen trotz alles Wechsel-fettigen Verkehrs sich schroff gegenber die Weltkrfte Kapital und Arbeit, Industrie, Handel und Landwirtschaft. Wie Seuchen durchziehen internationale Krankheiten die Kulturstaaten: krankhaste Hast nach leichtem Gewinn, ver-derbliche Genusucht und bertriebener Sport, ungesunde Frhreife und rasche bersttigung. Die Bildung ist allgemeiner geworden, aber vielfach auch ober-flchlicher als sonst und hat schdliche berhebung erzeugt. Die Wahrheiten des Glaubens, die Grundstze der Zucht und Sittlichkeit begegnen kalter Gleich-gltigkeit, mitleidiger Geringschtzung, boshaftem Hasse. Vergeblich sucht reli-gises Gefhl auerhalb der beengenden Schranken der kirchlichen Lehre Be-friedigung und Heil" in Schwrmerei, in theofophifchem Grbeln und Religionsmengerei. Neben eitler religiser Alchimie macht sich das moderne Heidentum breit, schlgt fr unheilbaren Aberglauben Pfiffige Charlatanerie ihre Dunkelkammern auf. An der bestehenden Gesellschaftsordnung nagt emsig das revolutionre Musepaar" Socialismus und Anarchismus. Schwerer als je ist die Aufgabe der Staatslenker geworden, richtigen Kurs zu halten, sicher zu steuern; doppelt heilig die Pflicht der erhaltenden Elemente, zusammen-zustehen und zusammenzuwirken. Die Civilisation mag noch so hoch steigen, alle Staatsklugheit kann die finstern Mchte nicht bannen, wenn sie nicht das ewig gleiche Licht des christlichen Geistes ihnen entgegenhlt. Darum gilt eine Losung, die der deutsche Kaiser zur Erhaltung des Weltfriedens ausgegeben hat: Völker Europas, wahret euch eure heiligsten Gter!"

9. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 10

1899 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
10 Erster Zeitraum. Bis zur Gründung des Frankenreiches durch Chlodwig. Die Beschäftigung des freien Mannes' bildeten hauptsächlich Jagd und Krieg, sowie der Besuch der Volks- und Gerichtsversammlnng; oft lag er ganze Tage auf der Bärenhaut und zechte mit seinen Nachbarn und Freunden. Die Arbeit im Felde und im Hause fiel den Unfreien, den Frauen und Kindern zu. Die geistigen Bedürfnisse waren gering. Bücher und Schulen kannte man nicht; doch war der Gebrauch einer eigenartigen Schrift, der Rnnen, d. h. geheimnisvoller Zeichen (vgl. raunen, zuraunen), allgemein verbreitet. Man ritzte sie in hölzerne Stäbe und Bretter (daher das Wort „Buchstabe", eigentlich „Buchenstab"), besonders aber in Geräte und Waffen, um den Besitzer zu kennzeichnen oder Zaubersprüche anzubringen. Geistige Anregung und Unterhaltung boten auch die religiösen und weltlichen Lieder, deren Gegenstand die Thaten der Götter und der Helden, z. B. Siegfrieds, des deutschen Achilles, bildeten. Jeder dichtete, wie es ihm der Geist eingab; einen Dichterstand (Skalden) gab es nur bei den Nordgermanen *. o) Der Volksglaube. Wie alle Heiden, so sah auch der Germane in den Elementen und Kräften der Natur höhere Wesen. Als wichtigste Gottheiten sind folgende zu merken: 1. Wodan, von den Nordgermanen Odin genannt, der Gott des Himmels, deffen Auge die Sonne ist, der Schöpfer des Weltalls, der Vater der Götter und Menschen. Im blauen Mantel, den grauen Sturmhut auf dem Haupte, fährt er rauschend durch die Lüfte. Als Gott des Sturmes2 leitet er auch die stürmende Feldschlacht und sendet die Walküren (-- Totenwählerinnen) aus, um die auf der Walstatt Gefallenen in die Himmelsbnrg Walhalla ( Totenhalle) zu geleiten. Zwei Raben, Hugiu (—- Gedanke) und Munin (- Erinnerung) , sitzen auf feinen Schultern und fliegen hinaus, um Kunde von dem Laufe der Welt einzuziehen'. Unter den Wochentagen ist ihm der Mittwoch (niederd. Wunstag oder Gunstag = Wodanstag) heilig. 2. Donar (norb. Thor), Wodans Sohn, der rotbärtige Gott des Gewitters, der ans seinem mit Ziegenböcken bespannten Donnerwagen einherfährt und den immer wieder in seine Hand zurückkehrenden Blitzhammer schleudert. Er spendet den fruchtbaren Gewitterregen und wird daher als Beschützer des Ackerbaues verehrt. Von den Tieren liebt er besonders den roten Fuchs und das rote Eichhörnchen, von den Bäumen die Eiche. Der Donnerstag ist ihm heilig. 3. Ziu (norb. Tyr), in einigen Gegenden Er genannt, ebenfalls ein Sohn Wobans. Er war ursprünglich, wie der griechische Zeus, der Gott bes Himmels; später würde er als Saxnot (— Schwertgenosse) zum Kriegsgott, der gleich dem griechischen Ares sich mitten in die Schlacht stürzt. Der Dienstag (alemann. Zistag, altbayr. Ertag) ist ihm heilig. 1 Vgl. Uhlands Gedicht „Der blinde König". Die „Barden" gehören nicht der deutschen, sondern der keltischen Nation an. 2 Diese Vorstellung hat sich erhalten in den Sagen von dem „wilden Jäger" und von dem „wütenden Heer", b. h. den Geisterscharen der Toten, welche unter der Führung Wodans namentlich in den Nächten zwischen Weihnachten und dem Feste der heiligen drei Könige durch die Luft stürmen. 3 Ein Nachklang dieser Vorstellung tönt uns in der Sage von Kaiser Rotbart entgegen. Vgl. Rückerts Gedicht „Barbarossa".

10. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 68

1899 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
68 Vierter Zeitraum. Das Deutsche Reich von Heinrich I. bis zum Ende der Stanfer. f) Der dritte Zug »ach Italic». Otto I. fällt in Untcritalien ein. Theophano vermählt sich mit Otto It. Nachdem Otto einen Aufstand des römischen Adels niedergeworfen hatte, rückte er in Unteritalien ein (966), knüpfte aber bald Unterhandlungen mit dem byzantinischen Hofe an, um die Anerkennung seiner Kaiserwnrde und die Hand einer griechischen Prinzessin für seinen bereits zum Könige und Kaiser gekrönten Sohn Otto zu erlangen. Erst nach langjährigen Bemühungen kam er zum Ziele; doch mußte er ausdrücklich den griechischen Besitzstand in Unteritalien (Apulien und Kalabrien) anerkennen. Zur Osterzeit des Jahres 972 traf die Prinzessin Theophano, eine Nichte des griechisckwn Kaisers, in Rom ein und wurde hier mit dem jungen Otto vermählt. | D. Tie Persönlichkeit Cttos des Großen und sein Ende. Otto 1. erinnert sowohl durch seine Thaten als auch besonders durch seine Persönlichkeit an fein Vorbild Karl den Großen und ist wie dieser in Sagen und Liedern viel gefeiert worden. Mit einem kräftigen Körper ausgestattet, war er sein Leben lang ein eifriger Schütze und gewandter Reiter. Mächtig wallte der Bart gegen die alte Sitte auf die breite Brust herab. Feurige Augen leuchteten in dem gebräunten Antlitz. -— Stets trug er die heimische K leidung; ebenso pflegte er sich seiner sächsischen Mundart zu bedienen1, doch war ihm auch das Romanische und Slawische geläufig. Nach in seinem spätern Alter lernte er lesen. — Seine Beschäftigung teilte er zwischen Staatsangelegenheiten und Gottesdienst. Er war immerfort thätig und gönnte sich nur wenig Nachtruhe. Von Natur freundlich und gnädig, besaß er doch eine eiserne Willenskraft, die vor keinem Hindernisse zurückschreckte. — Von seiner Würde hatte er die höchste Vorstellung; er betrachtete sie als ein Geschenk der göttlichen Gnade und setzte nie die Krone aus, ohne vorher gefastet zu haben. Als Schirmherr der Kirche fühlte er sich verantwortlich für ihr Gedeihen. Am meisten wirkte er durch das Beispiel der größten Sittenstrenge, namentlich in Italien, wo die allgemeine Verderbnis auch das Papsttum ergriffen hatte. (Als Otto im Jahre 973 zu Quedlinburg das Osterfest feierte, erschienen Gesandte bcr Böhmen, Polen und Dänen, der Römer und Griechen, der Russen, Bulgaren und Ungarn, um dem mächtigsten Herrscher be-3 Abend-lanbes zu hulbigen. Bald nachher starb der Kaiser auf berfelben Pfalz wie sein Vater. Seine Gebeine ruhen jetzt im Dome zu Magdeburg. In dieser i Stadt hatte Otto mit Vorliebe geweilt; sie verdankte ihm ihr erstes Aufblühen. I 1 Eine allgemein deutsche Sprache gab es damals weder im schriftlichen noch im mündlichen Verkehr.
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