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1. Grundriss der römischen Altertümer - S. 307

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
§ 145. Die Zeiteinteilung. 307 wurde mit zweifarbigen Steinen gespielt. Hier wurde immer gewürfelt, wer „fahren“ (vorrücken) durfte. 4. Musik und Gesang standen nicht so hoch als Yergnügungs-arten, wie im modernen Leben. Religiöser Gesang war ganz unbekannt und kam erst in Folge des durch die sibyllinischen Bücher eingeführten griechischen Ritus etwas in Aufnahme. Zu anderen Zwecken zu singen hatte für den anständigen Römer stets etwas Bedenkliches: es galt für leichtfertig. Einen Anlafs zu Gesangs- und Musikaufführungen boten die im letzten Jahrhunderte der Republik auf kommenden Gastmähler. Gesang mit Flötenbegleitung wurde allmählich bei den Symposien üblich; dann kamen eigene Lieder für Tafelgesänge mit Soli und Chören auf, und bald gab es keine Tafel mehr ohne Musikkapelle: es sind die symphonic/ci, musicarii u. a., die Konzerte gaben. W ii linden reisende banger und Zithervirtuosen, Sängerinnen und Zither-opieleiinnen, meist aus dem Orient, wie denn auch die musikalischen Instrumente aus Griechenland kamen, nämlich die lyra (Leier), zur Begleitung lyrischer Gesänge geeignet, wozu man ursprünglich die Schilde der Schildkröte nahm. Sie hatte 4—15 Darmsaiten und wurde mit einem Stäbchen (plectrum) geschlagen. Abarten der lyra {Hör. Od. 1, 6, 10; testudo heifst sie Od. 1, 32, 14) sind die tieftönige barbitos (Hör. Od. 1, 32, 4) und die hochtönige sambuca. Nicht zu verwechseln mit der lyra ist die Zither (cithara, Hör. Od. 1. 15, 15 u. o. Verg. Aen. 6, 120). Sie hatte einen viereckigen, aus Holz oder Metall bestehenden Schallkasten und hatte am meisten Ähnlichkeit mit unserer Guitarre; sie Avurde entweder nur mit der Rechten mittelst des plectrum gespielt oder mit beiden Händen zugleich angeschlagen (— intus et foris canere bei Cic. Yerr. 1, 20). Sie hatte ungleich viele (3, 5, 7, 9) Saiten und eignete sich zur Begleitung von feierlichem Gesänge, wurde aber auch für sich allein gespielt (Der Spielende heifst citharista, die Spielende citharistria, und wer zugleich dazu sang cüharoedus, -a. Hör. A. P. 355.) Ein drittes Saiteninstrument war das psalterium, das die Form und Gröfse einer Harfe, aber einen Resonanzkasten wie die Zither (Guitarre) hatte. Der Spielende wird psaltes die Spielende psaltria genannt. Zur Belustigung des niederen Volkes trieben sich Seiltänzer (funambulus), Equilibristen (petaurista), Zauberkünstler (praestigiator), Nachahmer von Vogelgesängen und Jongleurs aller Art in der Hauptstadt herum. D. Die Berechnungen. § 145. a) Die Zeiteinteilung. 1. Der Is ame ,Iag‘ (dies = Licht) bezeichnet bei den Römern bald den natürlichen (naturalis), bald den bürgerlichen oder künstlichen (civilis) Tag. Der natürliche Tag richtete sich nach dem Sonnen-Auf- und Untergang, wie der Landmann zu allen Zeiten nach dem Tageslichte sich umsah. Jahrhundertelang rief in 20 *

2. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 247

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
247 erbeten und gesucht eintretenden Zeichen, zu deren (Erteilung man die Gottheit durch gewisse Mittel veranlassen, ja sogar zwingen zu knnen vermeinte), die der Augur oder Magistrat von einem bestimmten Orte, dem sog. templum, aus beobachtete oder befragte (observare, con-sulere). Bei diesen selbstndigen Kulthandlungen, den auguria (im technischen Sinne!), richteten die Augurn an den Himmelsgott Iuppiter die Bitte (precatio maxima), durch deutliche Himmelszeichen (auguria caelestia) innerhalb bestimmt gezogener Grenzen [eine Zustimmung zu Angelegenheiten der ffentlichen Wohlfahrt (augurium salutis populi Romani, jhrlich einmal vorgenommen) oder zur Wahl eines neuen Priesters (des rex sacrorum, der 3 Groen Flamines und der Augurn : augurium sacerdotii, Inauguration der Priester) zu erkennen zu geben. Der Beobachtungsplatz bei auguralen Kultakten war das augura-culum auf der Burg. Dorthin begab sich bei heiterem Himmel und windstiller Witterung unter Vermeidung jedes Gerusches der Augur mit dem zu inaugurierenden Priester, der sich, das (Besicht nach Sden (oder O.) gewendet, auf einem Stein niederlie- zu seiner Linken stehend und ebenfalls den Blick fest nach S. (oder O.) gerichtet, grenzte der Augur, die Toga der das Hinterhaupt gezogen, mit seinem Krummstab in der Rechten die Himmelsgegenden in der Weise ab, da sein Standort der Schnittpunkt der nord-sdlichen und der ost-westlichen Linie war. Dann den Lituus in die Linke nehmend, legte er die Rechte auf das Haupt des zu Inaugurierenden und wandte sich nun in feierlichem Gebete an Iuppiter O. M., innerhalb der bezeichneten Grenzen am Himmel bestimmte Zeichen seiner Zustimmung zur Wahl des neuen Priesters zu geben. Das zu dieser Blitzschau abgegrenzte und orientierte Himmelsgewlbe hie templum maius oder Himmels-templum (t. in caelo) oder Schautemplum", das auf die selbstndigen Kulthandlungen der Augurn beschrnkt blieb. Im Gegensatze zur griechischen Anschauung waren insbesondere die zur Linken des Be-schauere erfolgenden Himmelserscheinungen (omina sinistra, von sinere, die etwas zulassen") gnstig. 50. Die magistratische Auspikation. 2. Die magistratische Auspikation (auspicium im technischen Sinne!) war eine der rm. Religion eigentmliche (Einrichtung, wodurch fr alle wichtigen staatlichen Handlungen (wie (Einberufung des Senates, der Komitien, Amtsantritt der Beamten, Auszug zum Kriege und Er-ffnung der Schlacht) durch die ausfhrenden Magistrate die Zeichen der gttlichen Zustimmung (auspicia impetrativa) ein-geholt wurden. So hielt es die Gemeinde fr notwendig, und dadurch wurde der Verlauf des ganzen ffentlichen Lebens in jedem Augenblick an die Gottheit gebunden. Die Magistrate selbst aber waren die immer wieder auspicato (d. h. nur nach vorheriger Befragung des gttlichen Willens durch (Einholung von au-

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 177

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Niagara. 1' < Weise unterbricht. An einem Punkte ist die Wassermasse so groß und gleichzeitig wahrscheinlich die Felsbank so geglättet, daß jene sich wie ein grüner Glasfluß ohne ein Bläschen oder ein Sprühen herüberbiegt. Wie spielen dann an diesem hellgrünen, klaren, schön gebogenen Spie- gel die Schaumstreifen hinaus, sobald er senkrecht zu fallen beginnt; welches Lichterspiel und welche Bewegung ist auf seiner Oberfläche, ehe er sich in die erst rieselnden und bald prasselnden und brüllenden Schaumsäulen auflöst; wie ost ist der Kern einer solchen Säule, die sich von der klaren Masse ablöst, bereits Schaum, während die Hülle noch klar und grün wie ein Glasslnß! Und wie nn- Zähliges Einzelne ist in dem großen Bilde von Augenblick zu Augenblick anders geworden! Selbst das eigentliche Wesen der Bewegungen, der Grundton, wenn ich so sagen kann, sowohl dieses als des amerikanischen Falles läßt ja unzählige Variationen zu. Das Herabbiegen der Wassermassen über die Felsbank, ihr Zerstäuben, sobald sie senkrecht zu fallen beginnen und den Zusammenhang verlieren, das Beisammenbleiben einzelner Wellen (wie- wohl in Staub aufgelöst) und der lockere Zusammenhalt dieser Wellen in den Schaumwellen oder Strehnen, ans denen sie wohl oft sprühend hinausflattern, meist aber ziemlich regelmäßig und mit Konzentration der Staub- massen nach unten neben- und übereinander herab- fallen — das sind alles nur allgemeine Formen, wie man sie eben dem Gedächtnis einzuprägen sucht. Man tritt aber vor die Sache selber hin und sieht diese Formen alsbald in tausend Erscheinungen entfaltet. Gerade das ist es ja, was uns in die Betrachtung eines solchen reichen Bildes so ties versenkt, so an es sesselt, daß wir nicht los- kommen können — der unerschöpfliche Reichtum, in den die im Grunde so einfachen Bewegungen, Farben, Töne usw. auseinandergehen. Die Einfachheit der Erscheinung beschränkt uns wohltuend, während ihr innerer Reichtum spannt und nicht ermüden läßt. Der Grundton schläfert ein, während die Variationen uns in diesen Träumen so Lennarz, Erdkundliche Charakterbilder. 12

4. Geschichtliches Lesebuch - S. 107

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Viii. Oncken, Das Schattenreich in der Paulskirche. 107 imstande, wenig Worte zu Ihnen zu reden. — Ich gelobe hier feierlich vor dem ganzen deutschen Volke, daß seine Interessen mir über alles gehen, daß sie die Richtschnur meines Betragens sein werden, solange ein Blutstropfen in meinen Adern rinnt; ich gelobe hier feierlich, als das von Ihnen gewählte Organ Ihrer Versammlung, die höchste Unparteilichkeit. Wir haben die größte Aufgabe zu erfüllen. Wir sollen schassen eine Verfassung für Deutschland, für das gesamte Reich. Der Beruf und die Vollmacht zu dieser Schaffung, sie liegen in der Souveränität der Nation. (Stürmisches-Bravo.) Den Berus und die Vollmacht, dieses Versassuugs-werk zu schassen, hat die Schwierigkeit in unsere Hände gelegt, um nicht zu sagen die Unmöglichkeit, daß ey auf anderem Wege zustande kommen könnte. Die Schwierigkeit, eine Verständigung unter den Regierungen zustande zu bringen, hat das Vorparlament richtig vorgefühlt und uns den Charakter einer konstituierenden Versammlung vindiciert. Deutschland will Eins sein, ein Reich, regiert vom Willen des Volkes, unter der Mitwirkung aller seiner Gliederungen; diese Mitwirkung auch der Staaten-Regierungen zu erwirken, liegt mit im Berufe dieser Versammlung. Wenn über manches Zweifel besteht und Ansichten auseinandergehen, über die Forderung der Einheit ist kein Zweifel, es ist die Forderung der ganzen Nation. Die Einheit will sie, die Einheit wird sie haben, sie befestigen, sie allein wird schützen vor allen Schwierigkeiten, die von außen kommen mögen, die im Innern drohen." Die Versammlung, der diese Worte galten, ging an ihr Werk, fest überzeugt von ihrem Recht und ihrer Macht: in dem uner-schüttlichen Glauben, daß sie dürfe und daß sie könne, was sie sich vorgesetzt, daß ihre Vollmacht unbestreitbar und unanfechtbar sei wie das Licht der Sonne und daß dem nationalen Willen, dem sie Körper und Gestalt zu verleihen habe, nichts unerreichbar sei, daß ihm nichts, schlechterdings gar nichts widerstehen werde. Von diesem Glauben war Heinrich von Gagern erfüllt mit Leib und Seele; ihn bekannte er in dieser seiner ersten Rede mit dem Brustton tiefster Durchdrungenheit und in Worten, die zündend einschlugen, weil sie ganz kunstlos und unmittelbar das trafen, worüber alle einig waren oder einig zu sein glaubten, und nichts von dem berührten, was die Geister trennte. Und in der Seelenkraft, mit der er hier zum erstenmal gewirkt, lag nun das, was ihm an der Spitze dieses Parlaments eine ganz eigenartige Stellung gab. Obgleich weder ein geistreicher Kops, noch ein

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 138

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
138 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. Theater trat die Geschichte der alten Zeit vor die Augen des Volkes nicht in Erzählung, sondern in lebendiger Erscheinung; die Bühne war die Kanzel, von welcher Religion und Sitte gepredigt wurde, wo die Lehren derselben sich in Thaten und Leiden, in Segen und Fluch umgestalteten und als lebendige Beispiele auf den Zuschauer einwirkten. Zu diesem Zwecke bot das Theater den höchsten Schwung der Poesie in der edel- sten Sprache auf, und mit der Kunst des Dichters vereinigten sich har- monisch zusammenwirkend Plastik, Gesang und Musik, so daß das athe- nische Theater zu der vollkommensten Bildungsstätte wurde, die das Hellenenthum, und nur dieses, errichten konnte. Perikles öffnete sie dem gesammten Bürgervolke Athens; der Staat gab beträchtliche Zuschüsse zu der vollkommensten Aufführung dramatischer Meisterwerke und der arme Bürger erhielt das Eintrittsgeld aus der Staatskasse auf Vor- zeigung eines Täfelchens. Wer dem Perikles dies zum Vorwurfe macht, mißkennt die Bedeutung des athenischen Theaters und verwechselt das- selbe mit den Schaubühnen unserer Zeit, oder der Tadler muß den Stab auch darüber brechen, daß unsere Staaten so große Summen für Schulen aufwenden und es jedem Staatsbürger möglich machen, sich die heutige Bildung (die freilich eine andere ist als die hellenische) anzueignen. Allerdings wurde das spätere Athen durch seine Theater- wuth berüchtigt, die so weit ging, daß man die Gelder, die zu einem Feldzuge oder zur Ausrüstung einer Flotte bestimmt und nothwendig waren, auf Schauspiele verwandte; aber wer will den Perikles dafür verantwortlich machen, daß sein Volk ausartete und Männern folgte, welche es zur Genußsucht verleiteten und gegen seine höchsten In- teressen verblendeten? Geschah doch Aehnliches mit den feierlichen Prozessionen, welche Perikles durch Staatsgelder und das Aufgebot aller Künste verherrlichte; auch diese verloren später ihre religiöse Weihe und arteten zu einem Schauspiele aus, das die Staatsgelder verschlang und reiche Bürger zu übermäßigem Aufwande nöthigte, welche dem Miß- fallen des herrschenden Volkes und den Gefahren der Volksungunst ausweichen wollten. Perikles rühmte den Athenern ihre Stadt als die Bildnerin des gesammten Griechenvolkes, und stellte neben ihren Kriegsruhm ihre allseitige Bildung als ebenbürtige Genossin. Athen gab den Perser- kriegen die nationale Richtung, welche durch Kimon zum vollständi- gen Siege, zur Befreiung der asiatischen Griechen und zu dem großen Aufschwünge der ganzen Nation führte. Was wären die olympischen Feste gewesen ohne den Triumph über Asien? Da wurden die Helle- nen sich bewußt, daß sie das erste Volk der Erde seien; denn sie hatten das Größte vollbracht, was je durch eine Nation geschehen. Da- rum rauscht ein Strom hellenischen Volkslebens in den Festgesängen

6. Geschichte - S. 90

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
90 hier wandte er sich nach Hessen und Thüringen und bekehrte, unterstützt von einer Anzahl frommer Männer und Frauen aus England, diese Landstriche. Aus allen Gegenden drängten sich die Heiden zu ihm, um seine ergreifende Predigt des göttlichen Wortes zu hören und sich taufen zu lassen. Auch legte er daselbst Kirche» und Klöster an, damit sich von ihnen aus itach und nach christliche Bildung über das rohe Deutschland verbreite. Als er darauf das zweite mal nach Nom kam, ernannte ihn der Papst znr Belohnung seines apostolischen Eifers zum Erzbischof in Deutschland. Dahin zurückgekehrt verkündete er das Wort Gottes mit neuem Eifer (siehe das Titelbild) und zertrümmerte überall die Götzenbilder. Bei Geismar in Heffen stand eine uralte, dem Douuergott gewidmete Eiche, uuter welcher die heidnischen Bewohner dieser Gegend zu opfern pflegten. Als nun der hl. Mann erfuhr, daß der Baum für unverletzlich gehalten werde, legte er, um den Aberglauben zu zerstören, die Axt an denselben. Erschrocken standen die Heideu umher und blickten bald nach dem Apostel, bald nach der Eiche, ob ihre Götter keine Blitze auf den Frevler herabschleudern würden; aber der Baum siel und der Mann Gottes stand unverletzt. Da entsagten die Heiden solchen nnmächtigen Göttern, welche ihr Heiligthum nicht einmal vor schwachen Menschenhänden schützen konnten, und ließeu sich taufen. Bonifacius aber baute aus dem Holze des gefällten Baumes eine kleine Kapelle. Nach einer dritten Reise nach Rom gründete Bonifacius allenthalben neue Bisthümer und traf weife Verordnungen. Endlich wählte er Mainz zu seinem beständigen Sitze. Dennoch wollte er auch in seinem hohen Alter von 75 Jahren der Ruhe nicht genießen und begab sich 753 noch einmal zu beit Friesen. Sein abermaliges Erscheinen reizte die Wuth der dortigen Feinde des Christenthums in der Art, daß sie einen Anschlag gegen sein Leben faßten. Bonifacius war schon bis in die Nähe des nördlichen Meeres vorgedrungen. Bei Dockum, welches zum Ostgau gehörte, hatte er Zelte aufschlagen lassen, denn er dachte länger dort zu weilen und die auf diesem Boden nie gesehene Firmung zu halten. Die Neugetauften hatte er vorher in ihre Heimat gehen lassen, damit sie sich zum Empfang dieses Sakramentes vorbereiteten und wenige Tage nach dem Psingstseste, welches in diesem Jahre auf deu 25.

7. Abth. 1 - S. 447

1818 - Elberfeld : Büschler
Beschluß. 447 ein Herz bewiesen haben, vor allein aber in dem grän- zeoloftn Jubel, womit es auch jetzt, nach überstandencr Gefahr, da die Furcht nicht mehr gespannterhält, den greisen Feldherrn überall einpfangen hat, dessen größtes Verdienst das vvlkstdümliche Herz ist, welches in seiner reutschen Brust schlägt. — Daran kann keiner zweifeln, daß mir die- sem Volke, wenn je mit einem der Erde, ein fester und schöner Bau menschlicher Einrichtungen auszufühten sey! Und dennoch, so viel der girren Zeichen hier amgezählt sind, — der Kampf des Gu'.en mir dem Bosen ist noch lange nicht ausgrkämpit; er besteht vielmehr noch in seiner vollen, gefahrdrohenden Kraft. Das Schwerere steht noch bevor: die Selbstüberwindung; die Besiegung der sinnli- chen Richtung, welche in die Welt g kommen; der Eigen- sucht, welche Absonderungen erzeuge har, >vo Ganzheit und Einheit und Aufopferung scyn iöllte; der Liebe des Scheines und des schnöden Mißbrauchs der Rede, wodurch das schöne, menschliche Vertrauen aus unserer Mitte qeivichrn ist; der Flachheit endlich, we-Iche aus Trägheit, der Trägheit, welche aus Sinnlichkeit entspringt. Dieses Geschlecht muß erst noch in schwerer, inncrsr Buße die Flecken abwaschen, womit eine lange Verblendung es verunstaltet hat. Es wird ringen und streben, — die Hoffnung stehe fest; — Vieles kann und wird es gut machen; aber die Unschuld har es verloren, welche einzig den reinen Frieden der Brust giebt; es hat von der Frucht einer bösen Erkennt- niß gekostet. Und ohne diesen Frieden kann die volle- vernunftgemäße Ordnung des äußern Lebens nicht eintre- ten. Auch ist es in Wahrheit uninöglich, in kurzer Zeit herzustellen, was eine lange, unglückliche Verwirrung nieder-gerissen har. Darum bedenke du, o theure teutsche Jugend, bedenk ket ihr, die ihr diese Jugend leiten und führen sollt, daß die bessere Zukunft vor allen in eure Hand gegeben ist! Die Vollendung des großen Baues, zu welchem nun dev Grund gelegt wird, muß dereinst euer Werk scyn; und nicht leicht ward jemahls in den Jahrtausenden der Ge- schichte einem Geschleckte so große, so ehrenvolle Ausgabe gestellt, als euch! Und wie ihr euch würdig dazu vorbe- reitet? — es ist, nächst der Reinheit eures Gemülhcs und Lebens, die, wenn ihr sie bewahrt, euch mit Gott und mit euch selbst einig inacht, ourch den strengen Fleiß in Erlernung jeglicher tüchtigen Wissenschaft. Die teutsche Wissenschaft war fast noch unser einziger Stab in der Zeit der Erniedrigung; ohne sie wäre die Idee dek teutsche« Eigenthümlichkeit verloren gegangen; sie bar den Funken in uns erhalten, welcher durch das göttliche We- hen wieder zur vollen Flamme emporloderte. Was uns einmahl aus so großer Noch gerettet- es soll dankbar bet

8. Abth. 1 - S. 25

1818 - Elberfeld : Büschler
Der Reichstag zu Worms. 2$ und oft sogar Gefahren, blosgestkllt. Auf dem Reichstage forderte er nun die strengsten Maaßre- geln gegen den, der schon als Ketzer verdammt sey, und legte den Fürsten zugleich eine Anzahl von Sätzen aus Luthers Schriften vor, um zu beiveisen, daß er wirklich in Glairbenssachen von den Leb re n der Kirche, und namentlich denen der Kostnitzer Kirchenversannnlung, abweiche. Allein der Churfürst von Sachsen trat dagegen auf und forderte, man müsse Luther selbst Horen, ob er die Schriften, aus denen jene Satze gezogen seyen, auch als die feinigen anerkenne. Dieser Meinung pflichteten der Kaiser und die Fürsten bey; der Kardinal aber redete dagegen; denn, was dlirch den Papst schon entschieden sey, dürfe nicht erst von einer Neichsversammlung, aus geistlichen und weltlichen Gliedern gemischt, untersucht werden. Aber man erwrederte? nicht Luthers Glaube solle untersucht, sondern nur er selbst gehört werden, ob er das wirklich gelehrt habe und lehre, wes- halb er verdammt sey; und so wurde er vor den Reichstag gefordert. Es war dieses einer der wich- tigsten Schritte in der Reformationsgeschichte; Lnthers Sache wurde dadurch öffentlich zu einer Nation alangelegenheit gemacht. Seine Freunde, besonders der Churfürst von Sachen, forderten nun für ihn das sichere, Kai- serliche Geleit ; er wurde ihm gewährt und er trat die Reise von Wittenberg nach Worms an. Auf dieser Reise lernte er selbst die Stärke seines An- hanges kennen; denn das Volk strömte von allen Seiten zu Tausenden herbei, ihn zu sehen und zu begrüßen; und als er am Tage nach semer An- kunft zu Worms in die Reichsversammlnug ge- führt werden sollte, mußte ihn der Reicbserbmar. schall durch Gärten und Hinterhäuser führen: so groß war das Gedränge des Volkes. Sein An- blick machte auf die Anwesenden nicht den gleichen Eindruck;-der Kaiset Karl soll, zu seinem Nach- bar sich wendend, gesagt haben: „Dieser brächte es nie dahin, daß ich ein Ketzer würde." Auch

9. Die deutsche Geschichte - S. 275

1829 - Elberfeld : Büschler
Schilderung des Mittelalters. 275 ^ \\-\ Vv'liv'vwyi\Vw1vv\ W Va \Wyy\Y\1 Uw\Uv\Uv\\Vvu Vv\ Vvi schriebenem Gesetze, und zwar nach römischem, lebte nur die Kirche. Wo außerdem einzelne geschriebene Rechte sich fanden, Privilegien, Weisthümer, Rechtöbriefe für Städte, oder ein Landrecht für einzelne Länder, da waren sie, in ihrer Uuvoll-- ftändigkeit, doch nicht Gesetze in unserm Sinne, d. h. Quelle des Rechts, sondern nurzeugnisse über das im Volke lebende Recht. Eine größere Sammlung deutscher Rechte legte erst zwischen 1215 und 18 ein sächsischer Edelmann, Epke odereike von Rep- gov, an, welche unter dem Namen des Sachsenspiegels bekannt ist. Es war eine bloße Privatarbeit; aber weil die Sammlung vollständiger war, als die übrigen sogenannten Ge- setze, und als Zeugniß über das geltende Recht denselben Werth hatte, als jene, so kam sie nach und nach in allgemeinere Gel- tung, besonders im 14. und 15. Jahrhundert. Der Verfasser kannte das römische Recht so gut als gar nicht, und richtete sich weder in Form noch Stoff nach demselben; aber die späteren Ueberarbeiter brachten mehr aus dem römischen und kanonischen Rechte hinein. Zu den späteren Bearbeitungen gehört der soge- nannte Schwabenspiegel und das Kaiserrecht, welches letztere vorzüglich die Lehnsverfassung enthält. Das römische Recht ist offenbar zuerst durch die Kirche in Deutschland eingeführt und in den kirchlichen Gerichten ge- braucht. Im 15ten Jahrhundert fing man auch zuerst an, in städtischen Gerichten sich auf dasselbe zu berufen. Das wiederer- wachte Studium des römischen Alterthums überhaupt brachte auch die römischen^ Gesetzbücher in allgemeine Achtung, besonders auf den Universitäten, und man fing an, in zweifelhaften Rechtsfäl- len, wie von andern Obergerichten, so auch von den Doctoren der Universitäten Rechtsbelehrungen einzuholen. Welchen Einfluß die allmälige Einführung des römischen Rechts auch auf die öffentlichen Angelegenheiten Deutschlands gehabt hat, werden wir im weiteren Laufe der Geschichte sehen. Hier betrachten wir noch, ehe wir die Schilderung des Ge- richtswesens im Mittelalter schließen, eine der allermerkwürdigsten Erscheinungen desselben, nemlich: Dievehm-oderfemgerichte,*) welche sich in Westphalen ausbildeten, und einen tiefen Blick in das Wesen jener Zeit thun lassen. Doch müssen wir gleich im Voraus bemerken, daß wir dabei, des Zusammenhanges wegen, auch in die Ge- schichte des nächsten Zeitraumes vorgreifen müssen. In Westphalen nemlich war die Landeshoheit der Fürsten und Herren durchgehends auf die Gogerichte, (die alte Ceutgrafschast,) gegründet. Aber auch die alte Grafschaft, als oberes königliches *) D. Wigands vortreffliches Werk über das Femacrickt Westphalens. Hamm. 1825. 18 *

10. Die deutsche Geschichte - S. 323

1829 - Elberfeld : Büschler
Kaiser Friedrich in. 323 n\v\vt\vtv\ivvivvvv\\\vv\vvv\ivvi\vi\vi\vvvv\vvi\vvvvvvvvv\ivvv\viv kurz und kräftig, sondern in weitläustigen Schriften und Gegen- schriften ; an die Stelle der lebendigen Rede trat der todte Buch- stabe. Und wenn man endlich glaubte, daß eine Sache zur Ent- scheidung gedrängt sey, so trat vielleicht ein Gesandter mit der Entschuldigung auf, daß er keine Verhaltungsbefehle mehr habe; und mit der Einholung neuer gingen wiederum Monate verloren. So kam es, daß von nun an fast auf keinem Reichstage ein fester und bündiger Schluß gefaßt wurde; sondern immer ver- schob man den Ernst der Entscheidung auf eine neue Versamm- lung, und diese machte wieder eine neue nöthig. — Wie anders war es und besser, als noch die Fürsten selber freien Angesichts einander gegenüberstanden, und in einer Stunde herzlicher Unter- redung mehr entschieden wurde, als später in Wochen und Mo- naten ! Der Kaiser konnte den Ernst in die öffentlichen Angelegenheiten nicht bringen; kaum konnte er sein Ansehen bei seinen eigenen Unterthanen behaupten. Der östreichische Adel erkühnte sich, seinem Landesherrn Fehdebriefe zuzuschicken; selbst die Stadt Wien em- pörte sich gegen ihn, und sein Bruder Albrecht hatte seine Freude an diesem Unfug und schürte das Feuer immer stärker an. Es kam so weit, daß Kaiser Friedrich, mit seiner Gemahlin und sei- nem vierjährigen Sohne Marmullan, 14(32 von seinen Unter- thanen in der Burg zu Wien belagert wurde. Ein gemeiner Bür- ger, Holzer mit Namen, hatte sich an die Spitze der Aufrührer gestellt und sich zum Bürgermeister machen lassen, und Herzog Albrecht kam selbst nach Wien, die Belagerung der Burg zu leiten; es ward ein Graben um dieselbe gezogen und man beschoß sie. Der Kaiser zeigte sich diesesmal standhaft und entschlossen, er munterte seine kleine Besatzung von 400 Mann zur tapfersten sing an viel zu gelten, und bei dem großen Umfange der Rechtsquellen muß- ten so viele Schlupfwinkel übrig bleiben, daß die gerichtlichen Handel immer weitläufiger wurden, und oft eine gerechte Sache durch die Spitzfindigkeit der Auslegung gänzlich verdreht werden konnte. Was, als es Varus im Geleite der Waffen zu uns bringen wollte, durch Hermanns Schwerdt blutig zurückgewiesen wurde, das hat sich nach dem Ablauf von 13 bis 14 Jahr- hunderten durch leise schleichende Künste dennoch unserer bemächtigt. f Der Nachtheil lag nicht allein darin, daß die Entwicklung der einhei- mischen deutschen Rechte gehemmt, den Gerichten die Oeffentlichkeit und dem Volke die Theilnahme an ihnen genommen, die ganze Ausbildung des Rechts- begriffes aber einer lateinischredenden Richter- und Advocatenwelt übergeben wurde; — sondern auch darin, daß nach und nach die ganze Staatsver- waltung des Reiches, wie der einzelnen deutschen Lander, in die Hände der Rcchtsgelehrten kam. Fast kein höherer Staatsbeamter war, der nicht die Rechtswissenschaft zu seinem Hauptstudium gemacht haben mußte. Die ein- fachen Bewegungen des Lebens wurden in feste, ertödtende, weitschweifige Formen gezwängt, und die Schwerfälligkeit der ehemaligen deutschen Staats- verwaltung erzeugt, die oft genug den Fremden zum Spotte gedient hat. 21 *
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