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1. Abth. 1 - S. 56

1818 - Elberfeld : Büschler
56 Vi.ztr.karlv.biszumwestph.fried. 1620-1648. suche mit Karl hatten ihn das Herzogthum May. land nicht verschmerzen lassen; nun glaubte er, sey die Zeit gekommen, es wieder zu erobern, itud erneuerte sein Bündniß mit den Türken. Als' Karl noch von dem afrikanischen Zuge erschöpft still lag, fing Franz den Krieg schon an, aber die Unfähigkeit seiner Feldherrn gegen die treff- lichen spanischen, und Mangel und Krankheiten, bewirkten, daß seine fünf Heere in dein ersten Feldzüge nichts ausrichteten und in trauriger Verfassung nach Haüfe kehren mußten. Im folgenden Jahre begab sich Karl nach Italien und von dort über die Alpen, hinab an den Niederrhein. Hier hatte Franz ei- nen Bundesgenossen in dem Herzog von Cleve gefunden; dieser, der zugleich kürzlich angefangen batre, die protestantische Lehre zu begünstigen, sollte die kaiserliche Gewalt zuerst fühlen. — Karls Erscheinung in diesen Gegenden war ganz uner- wartet. Unter dem Volke war die Sage, er habe auf der Rückkehr von Algier Schiffbruch gelitten und fey selbst umgekommen, und in diesem Glau- den hielten sie die Nachricht von seiner Ankutift für ein Mahrchen. Die Besatzung der kleinen Etadc Duren gab auf seine Auffoderung zur Uebergabe die Antwort: „Sie fürchte sich nicht vor dem, der längst eine Speise der Fische gewor- den sey." Als nun aber seine Spanier die Mauern erjtiirmteu, Alles niedermachten und die Stadt in Brand steckten, da verbreitete sich Furcht und Schrecken im ganzen Land« umher. Es hieß, der Kaiser führe eine Art schwarzbrauner, wilder Menschen mit sich, die lange Nagel an den Hän- den hatten, mit denen sie die steilsten Mauern lhinan klimmten und große Zahne, mit denen sie Alles zerrissen. Die Sagen von den Wundern der nrueiltdeckren Weltrheile und ihren «vilden Bewoh- m'*u gaben solchen Dingen Glauben in einer Zeit, welche deö Außerordentlichen so viel erlebte. Auch bestanden Karls Haufen meistens aus alten, vor, Sonne und Luft geschwärzten Kriegern, welche

2. Die deutsche Geschichte - S. 323

1829 - Elberfeld : Büschler
Kaiser Friedrich in. 323 n\v\vt\vtv\ivvivvvv\\\vv\vvv\ivvi\vi\vi\vvvv\vvi\vvvvvvvvv\ivvv\viv kurz und kräftig, sondern in weitläustigen Schriften und Gegen- schriften ; an die Stelle der lebendigen Rede trat der todte Buch- stabe. Und wenn man endlich glaubte, daß eine Sache zur Ent- scheidung gedrängt sey, so trat vielleicht ein Gesandter mit der Entschuldigung auf, daß er keine Verhaltungsbefehle mehr habe; und mit der Einholung neuer gingen wiederum Monate verloren. So kam es, daß von nun an fast auf keinem Reichstage ein fester und bündiger Schluß gefaßt wurde; sondern immer ver- schob man den Ernst der Entscheidung auf eine neue Versamm- lung, und diese machte wieder eine neue nöthig. — Wie anders war es und besser, als noch die Fürsten selber freien Angesichts einander gegenüberstanden, und in einer Stunde herzlicher Unter- redung mehr entschieden wurde, als später in Wochen und Mo- naten ! Der Kaiser konnte den Ernst in die öffentlichen Angelegenheiten nicht bringen; kaum konnte er sein Ansehen bei seinen eigenen Unterthanen behaupten. Der östreichische Adel erkühnte sich, seinem Landesherrn Fehdebriefe zuzuschicken; selbst die Stadt Wien em- pörte sich gegen ihn, und sein Bruder Albrecht hatte seine Freude an diesem Unfug und schürte das Feuer immer stärker an. Es kam so weit, daß Kaiser Friedrich, mit seiner Gemahlin und sei- nem vierjährigen Sohne Marmullan, 14(32 von seinen Unter- thanen in der Burg zu Wien belagert wurde. Ein gemeiner Bür- ger, Holzer mit Namen, hatte sich an die Spitze der Aufrührer gestellt und sich zum Bürgermeister machen lassen, und Herzog Albrecht kam selbst nach Wien, die Belagerung der Burg zu leiten; es ward ein Graben um dieselbe gezogen und man beschoß sie. Der Kaiser zeigte sich diesesmal standhaft und entschlossen, er munterte seine kleine Besatzung von 400 Mann zur tapfersten sing an viel zu gelten, und bei dem großen Umfange der Rechtsquellen muß- ten so viele Schlupfwinkel übrig bleiben, daß die gerichtlichen Handel immer weitläufiger wurden, und oft eine gerechte Sache durch die Spitzfindigkeit der Auslegung gänzlich verdreht werden konnte. Was, als es Varus im Geleite der Waffen zu uns bringen wollte, durch Hermanns Schwerdt blutig zurückgewiesen wurde, das hat sich nach dem Ablauf von 13 bis 14 Jahr- hunderten durch leise schleichende Künste dennoch unserer bemächtigt. f Der Nachtheil lag nicht allein darin, daß die Entwicklung der einhei- mischen deutschen Rechte gehemmt, den Gerichten die Oeffentlichkeit und dem Volke die Theilnahme an ihnen genommen, die ganze Ausbildung des Rechts- begriffes aber einer lateinischredenden Richter- und Advocatenwelt übergeben wurde; — sondern auch darin, daß nach und nach die ganze Staatsver- waltung des Reiches, wie der einzelnen deutschen Lander, in die Hände der Rcchtsgelehrten kam. Fast kein höherer Staatsbeamter war, der nicht die Rechtswissenschaft zu seinem Hauptstudium gemacht haben mußte. Die ein- fachen Bewegungen des Lebens wurden in feste, ertödtende, weitschweifige Formen gezwängt, und die Schwerfälligkeit der ehemaligen deutschen Staats- verwaltung erzeugt, die oft genug den Fremden zum Spotte gedient hat. 21 *

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 362

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
362 empfindsamer als ein Weib, zärtlicher als eine Mutter?" Die Kunde dieses Greuels verbreitete sich bald ins römische Lager; Titus schauderte, und nachdem er den Juden noch einmal, aber vergebens, Gnade angeboten hatte, beschloß er, diese Missethat mit den Trümmern Jerusalems zu bedecken. Er ließ die Stadt bestürmen und eroberte sie nach fünfmonatlicher Belagerung. Viele Juden hatten sich indes in das gewaltig feste Gebäude des Tempels geflüchtet. Titus wünschte sehn- lichst, diesen prachtvollen Tempel zu erhalten und verbot strenge, daß jemand sich daran vergreife. Aber, von höherem Antriebe geleitet, ergriff einer der Soldaten eine Fackel und warf sie in den Tempel; das Feuer griff um sich, und unge- achtet aller Bemtihungen, den Brand zu löschen, ging der Tempel in Flammen auf. Ein entsetzliches Blutbad ward in der Stadt angerichtet. Mehr als eine Million Juden sollen in diesem Kriege umgekommen sein, und so viele wurden, wie sie unserm Heilande gethan hatten, von den Römern ans Kreuz geheftet, daß es in der Gegend an Pfählen zu Kreuzen mangelte. Die Gefangenen (97000 an der Zahl) wurden entweder getötet, oder zum Kampfe mit wilden Tieren be- stimmt, oder in die Sklaverei verkauft. Solches Ende hatte Jerusalem im Jahre 70, und es er- schien so auffallend als ein Strafgericht des Herrn, daß Titus selbst gestand, er sei nur das Werkzeug der göttlichen Rache gewesen. Er hielt in Rom einen prächtigen Triumph über die Juden, und auf dem marmornen Triumphbogen, der da- mals errichtet wurde und zum Teil stehen geblieben ist, er- blickt man jetzt noch mehrere Abbildungen der erbeuteten jüdischen Tempelgeräte. Die Juden wurden, den Weissagungen gemäß, über die ganze Welt zerstreut und werden, wie ebenfalls die Propheten vorhersagten, ohne Opfer und Altar, ohne Tempel und Hohe- priester, erhalten als ein ewiges Denkmal der Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit Gottes, bis sie am Ende der Tage Jesum als ihren Messias erkennen und bekennen werden. 4. Kaiser Constantin der Große. Es giebt Begebenheiten in der Geschichte, die teils da- durch, daß sie den Charakter eines Zeitalters beurkunden, teils dadurch, daß andere wichtige Thatsachen an sie geknüpft sind, eine überaus hohe Bedeutung erlangen. Zu solchen Begebenheiten gehört auch die wundervolle Erscheinung, die sich dem Kaiser Constantin dem Großen gezeigt und seinen Übertritt zum Christentum und die Erhebung desselben zur

4. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 110

1822 - Elberfeld : Büschler
lio Iii. Ztr. Das Mittelalter. Von 768 — 1517. und Halberstadt, die Stephanskirche in Wien, die St. Sebatduskirche in Nürnberg, die Elisabetbkirche in Mar- burg, gehören zu den ausserordentlichen Gebäuden; und so könnten ihrer noch viele in den deutschen Städten ge- nannt werden. — Um nun die großen Kirchen auch im Innern würdig auszuschmücken, mußten die Maler und Bildhauer, die Holzschneider und Glasmaler helfen, und daher blühten diese Künste auf das herrlichste. Die Werke aus jenen Zeiten, die mit Unrecht von man- chem barbarisch genannt worden sind, dienen noch immer als Muster für uns. Auch die Dichtkunst und die Musik wurden nicht versäumt. Sie dienten, sowohl die kirchlichen Feste, als die der geistlichen und weltlichen Fürsten und der reichen Bürger in den Städten, zu verherrlichen. Da war kein Gast so willkommen, als der Sänger, welcher die Hel- denthaten der Vorfahren, den Ruhm der Geschlechter, die Schönheiten der Natur, die Erhabenheit des Schöpfers, oder irgend ein schönes menschliches Gefühl zum Klang der Harfe besang. Die Dichtkunst war so hoch geehrt , daß Kaiser und Könige, Herzöge, Grafen und Ritter, sie übten und ei- nen hohen Ruhm darin fanden, wenn ihre Lieder von ei- nem Ende des deutschen Landes bis zum andern gesungen wurden. Die ernstern Wissenschaften, die Erforschung der Re- ligion, der Geschichte, der Philosophie, die Naturkunde und Mathematik, waren vorzüglich das Eigenthum der Geistlichkeit. Diese hatte dazu durch ihren Stand selbst den ersten Beruf, und besonders boten die stillen Mauern der Klöster fast den einzigen schicklichen Platz da- zu dar. Das Leben der Ritter, selbst das der Bürger in den Städten, war zu unruhig und kriegerisch; es gehört Fleiß, Geduld, Ruhe und eine lange Zeit dazu, um sich eine gründliche Kenntniß der Wissenschaften zu erwerben. Auch hatte man damahls die Buchdruckertunst noch nicht, wodurch nützliche Bücher so leicht vervielfältigt und ver- breitet werden können. Damahls mußte ein Buch so oft- mahl abgeschrieben werden, als man es haben wollte; und welch außerordentlich mühsame Arbeit war das! Wer hät- te Zeit und Geduld dazu gehabt, wenn es nicht die Mön- che in den Klöstern gethan hätten! Ohne sie wären die wichtigsten Bücher über unsere Geschichte, und so viele andere nützliche Werke, gänzlich verloren gegangen.- Uud wenn wir die künstliche und mühsame Schrift, zum Theil mjt schön ausgemalten Buchstaben und mit Bildern am »

5. Geschichte des Mittelalters - S. 199

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Kultur des Mittelalters: Die geistlichen Ritterorden. 199 begann er 1305, ein Jahr nachdem er die Mildthtigkeit, Freigebigkeit und Frmmigkeit des Ordens dankbar anerkannt hatte, mit Hilfe ganz verkommener Persnlichkeiten die Verfolgung desselben, der zudem durch sein Eintreten fr Bonifatius Viii. seinen Grimm herausgefordert hatte. In tckischster Weise lockte er 1307 den ehrwrdigen Gromeister Jakob de Molay nach Paris und lie ebenso hinterlistig als gewaltthtig in der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober 1307 diesen im Schlosse Temple zu Paris, wo einst Ludwig Xvi. als Gefangener die Snden seiner Ahnen den sollte, mit 140 Rittern verhaften und sofort die grlichsten Anklagen verffentlichen. Ohne Rcksicht auf die Einsprache des Papstes, dem der Orden unmittelbar untergeben war, wider das Rechtlose des ganzen Verfahrens, erprete der habgierige Tyrann durch die schrecklichste Folterung der Verhafteten die ntigen haarstrubenden Gestndnisse und lie die Widerrufenden als Ketzer verbrennen, im Jahre 1313 auch den Gromeister. Alle beteuerten noch in den Flammen ihre Unschuld, fr die sie Gott zum Zeugen anriefen. Molay soll den König vor dessen Richterstuhl gefordert haben: derselbe siechte hin und starb 1314, wenige Monate nach Papst Clemens V., der, aufs schmhlichste getuscht, schon 1312 auf Philipps Betreiben den Orden aufgehoben hatte, jedoch nicht infolge eines richterlichen Entscheides, sondern aus Vorsorge, da mit dem Orden das ob-waltende rgernis aufhre. Die Bullen, welche dessen Gter in Frankreich lagen der 1000 Ordenshuser zur Ausfhrung eines Kreuzzugs dem Könige berwiesen, sind wahrscheinlich geflscht; denn Flschungen be-ging Philipp so unbedenklich im Proze der Templer wie im Kampfe gegen Bonifaz Viii. Im Lager vor Akkon hatten 1190 Kaufleute aus Bremen und Lbeck ein Zelthofpital eingerichtet, welches Friedrich von Schwaben unter feinen be-fondern Schutz nahm. Im folgenden Jahre erkannte Papst Clemens Iii. den Hospitalsverein an, der 1198 mit Verschmelzung der Johanniter- und Templer-regel sich zu dem Deutschen Ritterorden umgestaltete, deffen Vorsteher Hochmeister" oder Deutschmeister" hie. Der erste war Hermann Walpoto. Die Mitglieder muten Deutsche von adeliger Abstammung fem. Unter dem vierten Hochmeister, Hermann von Salza (12101239), den Friedrich Ii. in den Reichsfrftenstand erhob, begannen die Deutschritter unter Konrad von Landsberg und Otto von Saleiden vom Kulmerland aus die Eroberung des heidnischen Preußen (1226), die nach 53jhrigem blutigen Kriege vollendet wurde. Ein gleichfalls geistlicher Ritterorden, die Schwertbrder, ge-stiftet 1202 in Livland, der sich mit ihnen vereinigte (1237), unterwarf Esth-land, Livland, Kurland und gewann so die Ostseekstenlnder der christlich-deutschen Herrschaft und Kultur. Nach dem Falle von Akkon (1291) verlegte der Ordensmeister Konrad von Feuchtwangen den Hauptfitz nach

6. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 99

1837 - Elberfeld : Büschler
Schilderung des Mittelalters. 99 dazu durch ihren Stand selbst den ersten Beruf, und besonders boten die stillen Mauern der Klöster fast den einzigen schicklichen Platz dazu dar. Das Leben der Ritter, selbst das der Bürger in den Städten, war zu unruhig und kriegerisch; es gehört Fleiß, Geduld, Ruhe und eine lange Zeit dazu, um sich eine gründliche Kenntniß der Wissenschaften zu erwerben. Auch hatte man damals die Buch- druckerkunst noch nicht, wodurch nützliche Bücher so leicht vervielfäl- tigt und verbreitet werden können. Damals mußte ein Buch so oftmal abgeschrieben werden, als man es haben wollte; und welch außerordentlich mühsame Arbeit war das! Wer hätte Zeit und Ge- duld dazu gehabt, wenn es nicht die Mönche in den Klöstern gethan hätten! Ohne sie wären die wichtigsten Bücher über die Geschichte der alten Welt und unseres Volkes und so viele andere nützliche Werke, gänzlich verloren gegangen. Und wenn wir die künstliche und mühsame Schrift, zum Theil mit schön ausgemalten Buchstaben und Bildern am Rande des Pergaments auf jeder Seite, betrachten, so müssen wir über den außerordentlichen Fleiß auf's höchste erstaunen. Aber dadurch mußten die Bücher damals so selten und kostbar seyn, daß nur sehr wenige Menschen zu dem Besitze eines Buches gelangen konnten. Und hiermit kommen wir auch auf eine der schlimmen Seiten jenes Zeitalters, die wir über seinen Vorzügen nicht verschweigen dürfen; das ist nämlich der Mangel an gutem Unterricht für die Jugend, wie für die Erwachsenen. Es gab nur sehr wenige Schulanstalten bei den Klöstern und in den Städten, und diese waren noch dazu nicht sehr zweckmäßig eingerich- tet. Die Mehrzahl des Volkes, besonders auf dem Lande, wuchs in Unwissenheit heran und steckte daher tief in Dummheit und Aber- glauben begraben. Und wenn einer in späterem Alter auch gern noch etwas lernen wollte, so fehlte ihm das erste Hülfsmittel dazu, nämlich gute Bücher. Daher kam es, daß in jener Zeit so viele natürliche Erscheinungen Angst und Schrecken unter den Menschen verbreiteten. Da erschien kein Komet, keine Mond- und Sonnen- sinsterniß, kein Nordlicht, ohne ganze Länder in Bestürzung zu setzen, weil man fest glaubte, die Welt werde nun untergehen, oder doch irgend ein großes Unglück, Pest, Hungersnoth, Krieg und Erdbeben entstehen. Und weil die Menschen die natürlichen Gesetze so wenig kannten, so gebrauchten sie auch nicht die rechten Mittel gegen die Ucbel, die wirklich eintraten. Verderbliche Seuchen haben in den ältern Zeiten fast Jahr um Jahr in irgend einem Lande gewüthet und so fürchterliche Verheerungen angerichtet, daß es nichts Trau- rigeres geben kann, als die Beschreibungen davon zu lesen; und ein Mißwachs, wie wir ihn vor zwei Jahrzehnten gehabt haben, hätte damals, weil man noch so wenig Gegenanstalten im Großen hatte, vielen Tausenden von Menschen das Leben gekostet. Kein Stand war, wie wir eben erwähnt haben, damals so versäumt, als ( 3. Der Bauernstand. — Dieser war der eigentlich gedruckte Stand. Außer, daß er in Unwissenheit und Aberglauben niederlag, wurde er auch in der Knechtschaft erhalten. Denn als

7. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 47

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 47 — an; doch die Thebaner entschieden sich für den Kampf. Die Stadt wurde eingenommen und zum warnenden Beispiel für ganz Griechenland von Grund ans zerstört; nur die Tempel und das Haus des Dichters Pindar blieben verschont (335). Im folgenden Jahre trat Alexander an der Spitze der vereinten Macedonier und Griechen den Zug nach Asien an, nicht nur um den persischen Königsthron zu stürzen, sondern den ganzen Erdtbeil feiner Herrschaft zu unterwerfen und den Völkern Asiens griechische Bildung zuzuführen. Als er über den Hellespont gezogen war, besuchte er zuerst das Schlachtfeld von Troja und bekränzte das Grab des Achilles, den er schon als Knabe sich zum Vorbilde erkoren hatte. Art den Ufern des Granikus traf Alexander zum ersten Male mit den Perfern zusammen, und ein glanzender Sieg erhöhte den Muth und die Kampflust feiner Schaaren (334). Dem allzukühnen König hätte indessen fein Eifer das Leben gekostet, wäre nickt Klitus, ein tapferer Macedonier, rasch zu seiner Rettung herbeigeeilt. Siegreich rückte er in Kleinasien vor. In Gordium, einer Stadt in Phrygien, ließ er sich den Wagen eines alten phry-gischen Königs zeigen, der auf der Burg aufbewahrt wurde und einen künstlich verschlungenen Knoten hatte, an dessen Lösung ein alter Orakelspruch die Herrschaft über ganz Asien knüpfte (Gordischer Knoten). Alexander zerhieb den Knoten mit feinem Schwerte und befestigte dadurch bei feinen Schaaren die Zuversicht, daß er znm Beherrscher Asiens ausersehen sei. In Tarsus überfiel den König eine plötzliche gefährliche Krankheit, wahrscheinlich in Folge eines unvorsichtigen Bades im kalken Flusse Kydnus. Die bestürzten Aerzte wagten nicht, Etwas zu verorbnen; nur einer ber-selben, Philippus, entschloß sich, ein gefährliches, aber entscheidendes Mittel anzuwenden. Obgleich durch einen Brief seines Feldherrn Parmenio gewarnt, nahm Alexander den von Philippus bereiteten Trank, und eine rasche Genesung lohnte sein ebles Vertrauen. Währenb dessen näherte sich der Perserkönig Darins Codomannus selbst an der Spitze eines Heeres, das dem maeedonischen an Zahl weit überlegen war. Bei Jssns stießen die Könige auf einander, und Alexander erfocht einen zweiten glänzenden Sieg (333). Nicht nur das ganze reiche persische Lager wurde eine Beute der Sieger; auch des Darius Mutter, feine Gemahlin und mehrere feiner Kinder fielen in Alexanders Hände, der sie jedoch mit Milde und Schonung, mehr wie Gäste als wie Gefangene, behandelte. Darius, der über den Euphrat geflohen war, bot dem Sieger ein bedeutendes Lösegeld für feine Familie und als Preis des Friedens fein Land bis an den Euphrat an; Atexartber lehnte jeboch Beibes ab. Anstatt die Perser zu verfolgen, wandte er sich nach Phönixen, um sich zuerst der ganzen Seeküste zu bemächtigen. Die kleineren phöni-

8. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 525

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
Vii. Der Schild des Achilles bei Homer und Schillers „Lied von der Glocke". 525 Doch nicht bloß zum mühevollen, rastlosen Ringen, Kämpfen und Erwerben ist der Mensch geschaffen, er soll auch des Daseins Freuden genießen. Homers Pflüger werden nach jeder Furche, die sie gezogen, durch einen Becher Weins erquickt, für die Schnitter wird ein leckeres Mahl bereitet, und in einem besondern Bilde schwingen Jungfrauen und Jünglinge, herrlich gekleidet und geschmückt, inmitten einer frohen Schar von Zuschauern sich zum Tanze. Nicht minder sammeln sich bei Schiller die Hausbewohner nach vollbrachtem Tagewerke um des Lichts gesellige Flamme, und das Volk der Schnitter fliegt zum Tanze des Erntefestes. An die Scenen aus dem Privatleben schließen sich bei beiden Dich- tern Bilder aus dem öffentlichen Leben. Die Segnungen des Friedens wie die Greuel des Krieges finden beredten Ausdruck. Homer bringt in einem fignrenreichen Gemälde die Rechtspflege seiner Zeit zur Anschauung. Auf dem Markte der Stadt fechten, von einer zahlreicher:, lebhaft sich beteiligenden Volksmenge umgeben, zwei Männer vor dem Richterstuhle der Stadtobersten einen Rechtsstreit aus. Es handelt sich um das Sühngeld für einen Erschlagenen. Für den besten Richterspruch liegen zwei Talente Goldes bereit. Die Zeiten der wilden Blutrache sind also schon vorüber, die Menschen genießen bereits die Wohlthat ge- ordneter Gesetze, auf die auch Schiller einen Lobgesang anstimmt mit den Worten: Heil'ge Ordnung, segensreiche Himmelstochter, Die der Städte Ban gegründet, Eintrat in der Menschen Hütten, Sie gewöhnt zu sanften Sitten. Schrecklich ist die Kehrseite dieses Bildes, wenn „des rauhen Krieges Horden" die Länder dnrchtoben und der Himmel von dein Brande der Dörfer und Städte schrecklich wiederstrahlt. Bei Homer kommt diese Nachtseite des menschlichen Lebens in der Schildermrg einer Belagerung zur Geltung, bei Schiller irr der Darstellung des schrecklichsten aller Kriege, eines Revolutionär und Bürgerkrieges. Dort legen die Belagerten, durch die Forderungen der Belagerer empört, einen Hinterhalt, überfallen die Herden ihrer Feinde und messen sich mit diesen im blutigen Kampfe; hier ziehen Würgerbanden und Horden von entmenschten Weibern umher und sinken durch Greuel und Schandthaten jeglicher Art unter das blnt- dürstige Raubtier herab. Lebensbilder von heiterer urid ernster, von freudiger und trauriger Art ziehen also in ganz ähnlicher Weise bei beiden Dichtern an uns vor- über; aber den Ähnlichkeiten stehen auch Verschiedenheiten gegenüber. Mehr

9. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 514

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
514 C. Musteraufsätze für Schüler. tion, den sogenannten erregenden Momenten oder der Peripetie und der Katastrophe. Diesem dramatischen Aufbau entsprechend hat der Dichter, welcher die Auffassung der Verhältnisse Lenorens und ihrer Mutter ganz der Phan- tasie des Lesers überläßt, mit Geschick den Dialog angewendet. Wie im Drama sind dabei die verbindenden Wörter der einfachen Erzählung, wie: sagen, antworten, erwidern, entgegnen, völlig vermieden. Minder wesent- liche Gedanken oder Vorgänge werden übergangen; ohne jede erklärende Bemerkung wechselt der Schauplatz der Handlung: von der Heerstraße begleiten ivir unwillkürlich Lenore in ihr Kämmerlein und eilen mit ihr hinaus zu dem den Pfortenring rührenden Wilhelm, hinaus über Anger, Heid' und Land, vorbei an Dörfern, Städten und Flecken. Die Darstellung weist eine stete Steigerung auf. Der Dialog zwi- schen Tochter und Mutter zeichnet den brennenden Schmerz Lenorens, ihre Verzweiflung , ihre Auflehnung gegen Gott und ihr Hadern mit Gottes Vorsehung in immer wachsender Steigerung. Ebenso zeigt auch der Todesritt einen unaufhaltsamen Fortschritt. „Wie flogen Anger, Heid' und Land, Wie donnerten die Brücken!" Diese Schnelligkeit und Hast des Ritters wird noch gesteigert durch die Schilderung: „Wie flogen rechts, wie flogen links Gebirge, Bäum' und Hecken! Wie flogen links und rechts und links Die Dörfer, Städt' und Flecken!" Der immer raschere Ritt läßt schließlich nicht einmal mehr die Gegenstände erkennen, an denen er vorbeisanst: „Wie flog, was rund der Mond beschien, Wie flog es in die Ferne! Wie flogen oben überhin Der Himmel und die Sterne!" Eine gleiche Steigerung weist der Dialog zwischen dem Ge- spenst und Lenore auf. Der dreimal gleichmäßig mit kaltem Hohne ge- stellten Frage: „Grant Liebchen auch? Der Mond scheint hell! Hurra! die Toten reiten schnell! Grant Liebchen auch vor Toten?" folgt die jedesmal erregtere Antwort: „Ach nein! Doch laß die Toten!" „Ach, laß sie ruhn, die Toten!" „O weh! Laß ruhn die Toten!" So zeigt sich in jeder Strophe eine stets zunehmende Steigerung, die unsere Phan- tasie unaufhaltsam mit dahinreißt, so daß wir zum Schlüsse den Ketten- tanz der Geister, im Kreise um die unglückliche Lenore aufgeführt, fast zu sehen und ihre schauerlich klingende Weise zu vernehmen wähnen. Dem Stoffe und der Anlage entsprechend ist die Form gewählt. Die rasch dahineilende Handlung hat der Dichter trefflich durch das leicht dahinfließende jambische Versmaß mit bald männlichem, bald weiblichem Schluffe ausgedrückt. Er bedient sich dabei der dreiteiligen Strophe mit je zwei Stollen in der Reimstellung ad ad und dem Abgesange in der Reimstellung eoctä. Die wiederholte Anwendung des Refrains giebt einzelnen enger zusammengehörenden Teilen einen natürlichen Abschluß.

10. Dichtung der Neuzeit - S. 277

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 40. Schillers Werke. — Die dramatischen Werke. 277 In grellem Gegensatze zu ihrem aus dem Munde des Königs ertönenden Lobe stehen die Anklagen und Beschuldigungen ihres Vaters. Sie steht unbeweglich, ohne sich, trotz mehrfacher Aufforderung, zu verteidigen, da sie in den Anklagen eine göttliche P r ü f u n g erkennt. Donnerschläge treiben das entsetzte Volk auseinander, nur Dunois harrt noch vertrauensvoll bei ihr aus, bis sie auch von ihm verlassen wird und, von dem treuen Raimond begleitet, in die Verbannung geht (V, 19-13). Dritte Stufe. Johannas Flucht und Gefangennahme. In mörderischem llngewitter irrt sie mit Raimond im Ardenner Walde umher und muß auch die schützende Köhlerhütte verlassen, wie sie als Hexe von Orleans erkannt wird. Doch bleibt sie ruhig und erträgt geduldig die Unbilden der Menschen wie die der Natur; geläutert, klärt sie Raimond über den Grund ihres bisherigen Schweigens auf, sich ergeben dem Geschick unterwerfend, das Gott über sie ver- hängt. Nunmehr entsühnt, fühlt sie sich keiner Schwachheit mehr bewußt, in der festen Überzeugung, daß unausbleiblich der Tag der Wahrheit kommen werde (V, 1—4). Aber noch steht ihr eine schwere, ja die schwerste Prüfung bevor. Ge- fangen genommen, wird sie auf Jsabeaus Geheiß trotz ihrer Bitte, sie lieber sofort zu töten, zu Lionel geführt (V, 5 und 6). Als die entmutigten Franzosen durch Raimond von der Gefangennahme und Unschuld Johannas Kenntnis erhalten, läßt Dunois, der nie an ihr gezweifelt, zum Angriff die Trommeln rühren (V, 7 und 8). In Lionels Gewalt gewinnt die Jungfrau einen vollen Sieg über ihr Herz, indem sie nicht allein seine Werbung zurückweist, sondern in ihm nur den ver- haßten Feind ihres Volkes erkennen will. Als der Kamps entbrennt, wird sie mit schweren Ketten gefesselt und scharf bewacht zurückgelassen (V, 9 und 10). E. Letzte Spannung und Katastrophe (V, 11—14). Dem von der Warte her gegebenen Berichte über den Verlaus der Schlacht folgt sie bald mit begeisterter Siegeszuversicht, bald mit schwerer Sorge und Angst, bis sie auf die Kunde von der Gefangennahme des Königs nach verzweislungsvollem Gebet ihre Ketten sprengt, einem Soldaten das Schwert entreißt und in den Kamps stürmt. Sie stellt denselben wieder her, befreit den König aus der Mitte der Feinde und erringt, wenngleich schwer verwundet, einen glänzenden Sieg. Von allen als rein und heilig anerkannt, sinkt sie tot aus ihre Fahne, den verklärten Blick zum Himmel richtend, der ihr seine goldenen Tore öffnet. Das Stück, welches bei Voraussetzung des Wunders im übrigen bei durchsichtigem, meisterhaft gegliedertem dramatischen Aufbau, in schwungvoller, glänzender Sprache alles mit größter Be- stimmtheit und Folgerichtigkeit entwickelt, bewirkte zur Zeit seiner ersten Aufführung und als poetisches Vorspiel der Frei heits kämpfe Deutschlands, welches gleich dem damaligen Frankreich sich von drückender Fremdherrschaft zu befreien hatte, einen mächtig hinreißenden Ein- druck. Aber auch heute noch sind wir von dem Ganzen „wie von einer freudig beginnenden und rührend schließenden Ballade erschüttert". Hatte Schiller in der „Jungfrau von Orleans" eine Hinneigung zum Romantischen bekundet, so zeigte die am 19. Mürz 1803 zum erstenmal in Weimar aufgeführte
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TM Hauptwörter (200)200

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