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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 41

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Iii. v. Treitschke, Burschenschaft und Wartburgfest. 41 bei, so daß sich die Studentenzahl in kurzer Zeit verdoppelte. Auch an'anderen Hochschulen thaten sich Burschenschaften auf, so in Gießen und in Tübingen, wo die Stiftler schon 1813 einen Tugendbund zur Bekämpfung der akademischen Roheit gebildet hatten; und ganz von selbst erwachte der Wunsch, die neue Gemeinschaft auf eiuer feierlichen Zusammenkunft aller deutschen Burschen zu befestigen. In solchen freien, über die Grenzen des Einzelstaats hinausreichenden socialen Verbindungen sindet der Einheitsdrang zerteilter Böller seinen natürlichen Ausdruck; in Deutschland wie in Italien sind die Kongresse der Gelehrten, der Künstler, der Gewerbtreibenden wie Sturmvögel den blutigen Einheitskämpfen vorausgezogen. Unter den Deutschen schritten die Studenten allen voran, und nichts bezeichnet so deutlich das harmlose politische Stillleben jener Tage. Lange bevor die Männer auf den Gedanken kamen, sich über ihre ernsten gemeinsamen Interessen zu verständigen, regte sich in der Jugend der Drang, die gemeinsamen Träume und Hoffnungen auszutauschen, in phantastischem Spiele der idealen Einheit des Vaterlandes froh zu werden. — Das Jubelfest der Reformation erweckte überall unter den Protestanten ein srohes Gefühl dankbaren Stolzes; auch Goethe sang in diesen Tagen: „ich will in Kunst und Wissenschaft wie immer protestieren". Die Studentenschaft ward von dieser Stimmung der Zeit um so stärker ergriffen, da ihr der christlich-protestantische Enthusiasmus des Befreiungskrieges noch in der Seele nachzitterte. Als der Gedanke eines großen Verbrüderungsfestes der deutschen Burschen zuerst in Jahns Kreise aufgetaucht war, beschloß die Jenenser Burschenschaft den Versammluugstag auf den 18. „des Siegesmonds" 1817 zu verlegen, um damit zugleich das Jubelfest der Reformation und die übliche Jahresfeier der Leipziger Schlacht zu verbinden. Armin, Luther, Scharnhorst, alle die hohen Gestalten der Führer des Deutschtums gegen das wälsche Wesen flössen in den Vorstellungen der jungen Brauseköpfe zu einem einzigen Bilde zusammen. Den Radikaleren galt Luther als ein republikanischer Held, als ein Vorkämpfer der freien „Überzeugung"; in einer Festschrift von Karl Sand, die unter den Burschen verteilt ward, erschien die evangelische Lehre von der Freiheit des Christenmenschen mit modern-demokratischen Ideen phantastisch verbunden. „Hauptidee unseres Festes", hieß es da, „ist, daß wir allzumal durch die Taufe zu Priesteru geweiht, alle frei

2. Geschichtliches Lesebuch - S. 43

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Iii. v. Treitschke, Burschenschaft und Wartburgfest. 43 Burschen Paar an Paar, viele schöne germanische Reckengestalten darunter, mancher im Bollbart, was bei ängstlichen Gemütern schon als ein Zeichen hochverräterischer Gesinnung galt. Allen lachte die Freude ans den Augen, jene glückliche Selbstvergessenheit der Jugend, die noch ganz im Geunsse des Augenblicks aufzugehen vermag; ihnen war, als ob ihnen heute zum ersten Male die Herrlichkeit ihres Vaterlandes leibhaftig entgegenträte. Droben im Rittersaale der Wartburg, den der Großherzog gastfreundlich geöffnet hatte, wurde zuerst unter Pauken- und Trommelschall „Eine feste Burg ist unser Gott" gesungen. Darauf hielt der Lützower Riemann aus der Fülle seines ehrlichen Herzens heraus eine Festrede, die in hochpathetischen überschwänglichen Sätzen von den Thaten Lnthers und Blüchers sprach und dann bei den Geistern der erschlagenen Helden die Burschen mahnte zum „Streben nach jeglicher menschlichen und vaterländischen Tugend". Einige der landläufigen Schlagwörter von den vereitelten Hoffnungen des deutschen Volks und dem einen Fürsten, der sein Wort gelöst, liefen zwar mit unter; das Ganze war ein jugendlich unklarer, durchaus harmloser Gefühlserguß, ebenso vieldeutig und unbestimmt, wie die neue Losung Volunto! welche die Burschen gern im Munde führten. Auch was nachher noch von Professoren'und Studenten geredet ward, ging nicht über dies Maß hinaus, selbst Oken sprach mit ungewohnter Selbstbeherrschung und warnte die jungen Leute vor einer verfrühten politischen Thätigkeit. Nach dem Mütagsmahle gingen die Burschen zur Stadt hinab in die Kirche, wo auch der Eisenacher Landsturm dem Gottesdienste beiwohnte; dann gaben noch die Kämpen des Berliner und des Jenenser Turnplatzes den staunenden Landstürmern ihre Künste zum besten. Als die Dämmerung hereinbrach, zog man mit Fackeln wieder hinauf nach dem Wartenberge, der Wartburg gegenüber, wo mehrere große Siegesfeuer brannten, die mit patriotischen Reden und Liedern begrüßt wurden. Bis dahin war das Fest in glücklicher Eintracht verlaufen; hier aber ward zum ersten Male offenkundig, daß sich bereits eine kleine extreme Partei innerhalb der Burschenschaft gebildet hatte: jene fanatischen Urtentonen ans Jahns Schule, die man die Altdeutschen nannte. Diese köstliche Gelegenheit für eine fratzenhafte Eulenspiegelei konnte sich der Tnrnmeister doch nicht entgehen lassen. Er regte zuerst den Gedanken an, dies Lutherfest durch eine Nachäffung der kühnsten That des Reformators zu krönen uni), wie einst

3. Die deutsche Geschichte - S. 249

1829 - Elberfeld : Büschler
Die Hohenstaufen. 1138 — 1254. 249 iuv»vuvmtvvvvvi\viv\vvv\vv\vviv\ uvwvmvvvtvvviuuu\ vv\vv\ vw bens und der darauf folgenden Zeit dieses große Werk gar nicht zur Entwickelung seiner Folgen kommen lassen. Friedrich selbst besaß ungewöhnliche Kenntnisse. Er verstand Griechisch, Lateinisch, Italienisch, Französisch, Deutsch und Ara- bisch. Unter den Wissenschaften liebte er vorzüglich die Natur- kunde, und hat sich durch ein Werk über die Kunst mit Vögeln zu jagen als einen Meister darin bewahrt; denn dasselbe zeigt nicht nur die genaueste 'und gründlichste Forschung über die Lebensweise, Nahrung, Krankheiten, Züge und ganze Na- tur der Vögel, sondern auch über den Ban und die einzelnen inner» und äußern Theile derselben, —• Die Liebe der Gründlich- keit in der Naturwissenschaft hatte den glücklichsten Einfluß, be- sonders auf die Arzn erkunde. Die Aerzte mußten vor allen Dingen Anatomie studieren; sie wurden auf das fleißige Studium des "Hippokrates und des Galenus verwiesen, und nicht eher zur Ausübung ihrer Kunst zugelassen, als bis sie von der medicini- schen Fakultät zu Salerno oder Neapel ein rühmliches Zcug- niß erhalten und außerdem eine Prüfung vor dem Reichsgerichte durch Sachverständige bestanden hatten. Die Universität zu Neapel gründete Friedrich 1224 neu; die medicinische Schule zu Salerno beförderte er sehr. Auch entstanden an beiden Orten durch seinen Eifer die ersten Kunst- sammlungen, die leider in den Stürmen der folgenden Zeit wieder vernichtet wurden. *) Sy wie von Karl dem Großen wird auch von Friedrich H. erzählt, wie die morgenländischen Fürsten sich beeiferten, ihm kunstreiche Werke zum Zeichen ihrer Freundschaft zu schicken. So schenkte ihm der Sultan von Aegypten ein Zelt von wunderbarer Arbeit: Sonne und Mond gingen darin, durch verborgene Trieb- federn bewegt, auf und unter, und zeigten die Stunden des Ta- ges und der Nacht in richtigem Verhälrniß an. An dem Hofe des Kaisers wurden oft Wettspiele der Künste gehalten und Siegeskränze ausgetheilt, und Friedrich glänzte da- bei als Dichter, der sogar mehrere künstlich verschlungene Vers- maße erfunden und sehr glücklich ausgeführt hat. Sein Groß- richter, Peter von Vinea, der Bearbeiter des Gesetzbuches, hat auch das älteste Sonnet in italienischer Sprache gedichtet. Die Geister entfalteten und bewegten sich in der Nahe des großen Kaisers im freiesten Spiele aller Kräfte. Seine eigene Persönlichkeit war so ausgezeichnet, daß er an- *) Auf der Brücke, über den Vulturnus in Capua stand, nebst andern, die^ Bildsäule Kaiser Friedrichs Ii. und erhielt sich bis in die neuesten Kriege, da sie frech zerstört wurde. Doch ist nach ihr der Kopf des Kai- sers auf einem Ringe gestochen, (nach welchem das treffliche Bildniß des Kaisers in der Geschichte der Hohenstaufen von F. v. Raumer.)

4. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 346

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
346 Zeitalter der Revolution. ein katholisches Volk wegen des Unglaubens einiger Weniger außer der Verbindung mit der Kirche sein sollte, und daß die Religion als Wahn behandelt werden durste, war ihm zuwider; zwar war er selbst der Kirche nicht von Herzen ergeben und huldigte vielfach dem Zweifel und Un- glauben, aber er wußte wenigstens die sittliche Kraft der Religion zu schätzen und erkannte, daß ein Volk ohne Religion verfaulen und unter- gehen müsse. Zuerst gebot er die Sonntagsfeier und schaffte die Feste des 10. August und 23. Januar ab; durch das Konkordat vom 15. August 1801 führte er endlich Frankreich wieder in die Reihe der katho- lischen Nationen ein. Die Frage wegen der Eidesleistung, welche die Republik gleich anfangs mit dem römischen Stuhle überworfen hatte, wurde dadurch umgangen, daß alle Geistlichen, beeidigte wie unbeeidigte, ihren Stellen entsagten, aber wieder wählbar blieben. Für ganz Frank- reich wurden 10 Erzbischöfe und 50 Bischöfe bestimmt; die Regierung sollte sie ernennen, ihre kirchliche Einsetzung durch den Papst geschehen. Die Pfarrer wurden durch die Bischöfe ernannt, von der Regierung aber genehmigt. Für den Unterhalt des Klerus sollte der Staat sorgen. Im ganzen Reiche sollte fürderhin nur eine Liturgie und ein Katechis- mus giltig sein. Der Abschluß des Konkordats wurde am Osterfeste 1802 durch ein kirchliches Dankfest gefeiert, welchem der erste Konsul und auf seinen Befehl alle Staatsbeamten anwohnten. Auch des öffentlichen Unterrichtes nahm sich Bonaparte an; die Schulen wurden in Primar-, Sekundarschulen, Lyceen und Special- schulen eingetheilt. Die Sorge für die Primar- und Sekundarschulen überließ er den Gemeinden, die Lyceen und Specialschulen hingegen or- ganisierte und leitete die Staatsgewalt. Sie wurden ganz militärisch eingerichtet; die Schüler waren in Kompagnieen eingetheilt und trugen Uniform; zu den verschiedenen Geschäften wurde nicht geläutet, wie in den Klosterschulen, sondern kommandiert, und der Ehrgeiz durch Aus- zeichnungen ebenso gestachelt wie bei den Soldaten. Besondere Sorgfalt widmete er dem polytechnischen Institut, das er gegründet hatte, und diese Anstalt hat unläugbar für die Ausbildung von Ingenieuren und Technikern Ausgezeichnetes geleistet. Sein System des Unterrichts krönte er später durch die Universität zu Paris; dieser gab er die Befugniß, alle Schulanstalten zu ordnen und zu überwachen, die Lehrer zu prüfen, die Lehrfächer und Lehrmittel vorzuschreiben, wodurch das ganze Unter- richtswesen in Frankreich in die Gewalt der Regierung kam und der Kirche jede Aufsicht entzogen wurde; die Folgen dieses Systems haben zu dem Kampfe geführt, in welchem durch die Kirche und die Eltern „der freie Unterricht" errungen wurde. Bonaparte führte auch ein neues Gesetzbuch ein, an welchem der Konvent und das Direktorium vergeblich gearbeitet hatten. Die Gleich-

5. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 166

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
166 wie für die Ewigkeit gegründet; ihrem Bau liegt das Kreuz -um * ?ril»bc' n“üb rote der Glaube den Blick aufwärts hebt von der dunklen Erde zu dem Sichle des Himmels, so schwingen sie sich von oogen zu Bogen empor in die lichteren Räume, und die Spitzenihrer Thürme scheinen das Himmelsgewölbe zu berühren. Zn der christlichen Baukunst sind drei Hanptstylarten zu unterscheiden: der byzantinische Styl, der romanische oder Rundboqen- und der gothische oder Spitz bogen styl. Der letztere stand besonders m der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts in seiner schönsten Blüthe Richtiger wäre für denselben die Bezeichnung deutscher Baustyl; denn in Deutschland hat er sick entfaltet und von deutschen Meistern sind seine großartigsten Schöpfungen ausgeführt worden. Die erste Stelle unter diesen bewunderungs-wurdtgen Werken der mittelalterlichen Baukunst nimmt der Dom zu Köln ein, der, im Jahr 1248 unter dem Erzbischof Konrad von Hochstaden begonnen, nach 250jähriger Arbeit dennoch unvollendet blieb. Ihm reiht sich zunächst das Straßburger Munster an, das im Jahre 1277 durch Erwin von Steinbach (im Badischen) angelegt und im Jahre 1538 durch Johann Hntz von ist' ihn vollendet wurde. Erwähnung verdienen ferner die herrlicye Stephanskirche zu Wien und die ehrwürdigen Dome zu Freiburg (im Breisgan), Ulm und Würzburg. Auch im Auslande erdichtete die deutsche Genossenschaft der „Maurer" bewunderungswürdige Prachtbauten. Die eigentlichen Wissenschaften wurden im Mittelalter fast ausschließlich in den Klöstern gepflegt; außerhalb derselben beschränkten sich die Kenntnisse, die Geistlichkeit ausgenommen, auf d.as Aller-nothwendigste, und wer schreiben konnte, galt schon sür einen Ge-lehrten. Erst nach der Ersinduug der Buchdruckerkunst wurde die wissenschaftliche Bildung allgemeiner; doch trugen zu ihrer Verbreitung schon früher die Universitäten bei (die bedeutendsten zu Bologna, Salerno und Paris; in Deutschland die erste zu Prag, 1384 von Karl Iv. gestiftet). So viel auch die Kirche für Schulen und Volksbildung that, war der Volksunterricht begreiflicherweise doch mangelhaft. ' . Gerichtswesen. — Die Fehmgerichte. Der mangelhafte Austand der Gerechtigkeitspflege und die Schwierigkeit, die richterlichen Entscheidungen, namentlich zur Zeit des Faustrechts, zur Vollstreckung zu bringen, führten die Einführung geheimer Gerichte, der sogenannten Fehmgerichte (auch"frei- oder Stuhlgerichte und westfälische Gerichte genannt) herbei, deren Wirksamkeit hauptsächlich in das 14. und 15. Jahrhundert fällt und die sich auch dem mächtigsten Verbrecher furchtbar zu machen wußten. Der

6. Dichtung der Neuzeit - S. 87

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 21. Voß. 87 Die bedeutendsten Dichter des Hainbundes sind: 8 21. . 1. Voß (1751-1826). Johann Heinrich Voß, 1751 als Sohn eines armen Pächters zu Sommersdorf in Mecklenburg geboren, betrieb in Göttingen das Studium der Theologie und Philologie, namentlich das der alten Klassiker. Bald die Seele des Hainbundes geworden, redigierte er von Wandsbeck aus den Musenalmanach und lebte von 1782 bis 1802 als Rektor der Schule zu Eutin in freundschaftlichem Verkehre mit dem Hainbundgenossen Grafen Leopold zu Stolberg, mit dem er jedoch in bitterste Feindschaft geriet, als derselbe im Jahre 1800 öffentlich zum Katholizismus übertrat. Im Jahre 1805 ging er mit dem Titel eines badischen Hofrates nach Heidelberg, wo er im Jahre 1826 starb. Die Bedeutung des Dichters, dem die Musen bei seiner Geburt gerade nicht gelächelt, liegt nicht in seinen trockenen und verstandesmäßig gehaltenen Liedern und Oden, sondern in seinen mit gemütlicher Behaglich- keit geschriebenen Idyllen und seiner meisterhaften Übersetzung Homers. Unter den kleineren Idyllen ragt hervor: „Der siebzigste Geburts- tag", eine anmutige poetische Kleinmalerei. Seine umfangreichste Idylle ist: „Luise, ein ländliches Gedicht in drei Gesängen" (1. „Das Fest im Walde", gefeiert von Luise, der Tochter des Pfarrers zu Grünau; 2. „Der Besuch" des Bräutigams Walther, Pfarrers zu Seldorf; 3. „Die Vermählung"), in welchem in naturgetreuer, auch un- bedeutende Einzelheiten behaglich ausmalender Weise das ländliche Still- leben geschildert und gefeiert wird. Jedoch sindet sich auch in dieser vom Dichter übermäßig hoch geschätzten, selbst über Goethes „Hermann und Dorothea" gestellten Idylle, zu w e n i g H a n d l u n g, und die P e r s o n e n treten nicht hinreichend individuell hervor. Höher zu schätzen ist Voß als Übersetzer, namentlich Homers. Den Geist und das Wesen der griechischen und römischen Dichtung klar und scharf erfassend, strebte er nach genauer Wiedergabe seines Originals in Inhalt und in Form. Treffend sagt Scherer: „Endlich erschien der wirkliche Homer in deutschem Gewände, schlicht, einfältig, treuherzig, im Tone weder zu niedrig noch zu hoch, im Stile verständnisvoll nachgebildet, das Formelhafte nicht verwischt, die Beiwörter glücklich bewahrt, ein Werk hingebenden Fleißes und ernster Vertiefung, überall auf einer klaren An- schauung altgriechischer Zustände ruhend." Der Übersetzung der Odyssee vom Jahre 1781 folgte die der Ilias erst im Jahre 1793. Minder ge- lungen sind seine Übersetzungen des Vergil, Horaz, Ovid, Tibull, Properz,

7. Dichtung der Neuzeit - S. 42

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
42 Sechste Periode, von 1624—1748. dem ersten Redakteur der Zeitschrift, dem Humoristen Zachariä, dem Satiriker Raben er, verdient besondere Erwähnung Christian Fürchtegott Gellert, geb. zu Hainichen bei Freiberg in Sachsen 1715, seit 1751 außerordentlicher Professor der Poesie und Beredsamkeit zu Leipzig, wo er 1769 starb. Mild und warm empfindend, wurde er der beliebteste und einflußreichste Dichter seiner Zeit, bekannt durch seine die sittliche Veredlung des Volkes bezweckenden Fabeln und Erzählungen und durch geistliche Lieder. Unter seinem Einflüsse standen auch die Fabeldichter Lichtwer, Willamov und Pfeffel (Verfasser der „Türkenpfeife"). 1. Der ju Ein junger Mensch, der viel studierte Und, wie die Eltern ganz wohl sahn, Was Großes schon im Schilde führte, Sprach einen Greis um solche Schriften an. Die stark und sinnreich denken lehrten. Mit einem Wort, die zum Geschmack gehörten. Der Alte ward von Herzen froh Und lobt' ihm den Homer, den Plato, Cicero Und hundert mehr aus alt und neuer Zeit, Die mit den heil'gen Lorbeerkränzen Der Dichtkunst und Wohlredenheit, Umleuchtet von der Ewigkeit, 2. Die Geschilt Das ei Der erste, der mit kluger Hand Der Männer Schmuck, den Hut, er- fand, Trug seinen Hut unaufgeschlagen; Die Krempen hingen flach herab; Und dennoch wußt' er ihn zu tragen, Daß ihm der Hut ein Ansehn gab. Er starb und ließ bei seinem Sterben Den runden Hut dem nächsten Erben. Der Erbe weiß den runden Hut Nicht recht gemächlich anzugreifen; Er sinnt und wagt es, kurz und gut, Er wagt's, zwo Krempen auszusteifen. : Gelehrte. Den Jünglingen entgegenglänzen. „D!" hub der junge Mensch mit stolzem Lächeln an, „Ich habe sie fast alle durchgelesen; Allein" — „Nun gut", sprach der ge- lehrte Mann, „Sind sie nach seinem Sinn gewesen. So muß er sie noch zweimal lesen. Doch sind sie ihm nicht gut genug ge- wesen, So sag' er's ja den Klugen nicht; Denn sonst erraten sie, woran es ihm gebricht. Und heißen ihn die Zeimng lesen." von dem Hute. Buch. Drauf läßt er sich dem Volke sehn; Das Volk bleibt vor Verwundrung stehn Und schreit: „Nun läßt der Hut erst schön!" Er starb und ließ bei seinem Sterben Den ausgesteiften Hut dem Erben. Der Erbe nimmt den Hut und schmält. „Ich", spricht er, „sehe wohl, was fehlt." Er setzt darauf mit weisem Mute Die dritte Krempe zu dem Hute. „O", rief das Volk, „der hat Verstand! Seht, was ein Sterblicher erfand! Er, er erhöht sein Vaterland!"

8. Dichtung der Neuzeit - S. 290

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
290 Achte Periode. Lebens" zu verschmelzen suchte, und von Friedrich Baron de la Motte Fouque (geb. 1777 zu Brandenburg, gest. 1843 zu Berlin), dessen Andenken sich durch das liebliche Märchen „Undine", sowie durch einzelne lyrische Dichtungen („Der alte Ritter", „Auf ins Feld", „Turmwächters- lied") erhalten hat, absehen, so sind die hauptsächlichsten Vertreter der Romantik: Fr. von Hardenberg, die beiden Brüder Schlegel, Söhne von Klopstocks Jugendfreund Adolf Schlegel, und Ti eck. 1. Ariedrich von Kardenöerg (1772—1801). Friedrich von Hardenberg, als Dichter Novalis genannt, besaß ein bedeutendes Talent für lyrische Dichtung. Geboren zu Ober- Wiederstedt in der Grafschaft Mansfeld im Jahre 1772, studierte er die Rechte und dann Bergwissenschaft, siechte aber, schwermütiger Stimmung hingegeben, einem frühzeitigen Tode entgegen, der ihn schon im Jahre 1801 als Amtshauptmann in Weißenfells in den Armen seines Freundes Fr. von Schlegel dahinraffte. Durch schwere Verluste tief religiös gestimmt, sprach er es offen aus, daß die Religion alles beseelen müsse, und daß die Rückkehr von der seichten Aufklärung seiner Zeit zur Religion am sichersten durch die Poesie vermittelt werde. In seinem unvollendet ge- bliebenen Roman „Heinrich von Ofterdingen" wollte er „mit dem Geiste der Poesie alle Zeitalter, Stände, Gewerbe, Wissenschaften und Verhältnisse durchschreitend die Welt erobern", aber der Großartigkeit der Anlage der Dichtung entspricht nicht die oft in traumhafte Phantasiegebilde sich ver- lierende Ausführung. Nicht ohne Bedeutung sind seine Hymnen an die Nacht und die kleineren Gedichte, die in „Heinrich von Ofterdingen" eingefügt sind. 1 1. Seligkeit in Zesn. Wenn ich ihn nur habe, Wenn er mein nur ist. Wenn mein Herz bis hin zum Grabe Seine Treue nie vergißt: Weiß ich nichts vom Leide, (Freude. Fühle nichts, als Andacht, Lieb' und Wenn ich ihn nur habe, Lass' ich alles gern, Folg' an meinem Wanderstabe Treugesinnt nur meinem Herrn; Lasse still die andern Breite, lichte, volle Straßen wandern. | Wenn ich ihn nur habe, Schlaf' ich fröhlich ein. Ewig wird zu süßer Labe Seines Herzens Flut mir sein, Die mit sanftem Zwingen Alles wird erweichen und durchdringen. Wenn ich ihn nur habe. Hab' ich auch die Welt, Selig wie ein Himmelsknabe, Der der Jungfrau Schleier hält. Hingesenkt im Schauen, Kann mir vor dem Irdischen nicht grauen.

9. Dichtung der Neuzeit - S. 292

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
292 Achte Periode. Er spritzt in ungezählten Strahlen Sein inneres Leben in die Welt, Die Freude nippt aus seinen Schalen Und bleibt ihm ewig zugesellt. Er nahm, als Geist der goldnen Zeiten, Von jeher sich des Dichters an, Der immer seine Lieblichkeiten In trunknen Liedern aufgetan. 2. August Wilhelm von Schlegel (1767—1845). August Wilhelm von Schlegel, geb. zu Hannover 1767, kenntnis- reich und formgewandt, ist weniger bedeutend durch seine Lieder, Sonette, Romanzen („Arion") und seine Tragödie „Jon", die nach Goethes „Iphigenie", aber ohne Goethes Geist angelegt ist, als durch die meister- hafte, genau „die feine Mittellinie zwischen der Treue gegen das Original und der Treue gegen das einheimische Sprach- und Formgesetz" inne- haltende Übersetzung Caldera ns und Shakespeares, welche letztere Ti eck s Tochter und Graf Baudissin vollendeten, durch seine „Blumen- sträuße der italienischen, spanischen und portugiesischen Poesie" und namentlich durch seine „Vorlesungen über dramatische Kunst und Literatur". Durch diese wurde er in seiner kritischen Schärfe und seinem feinen Geschmack der eigentliche Ästhetiker der romantischen Schule. Gemeinschaftlich mit seinem Bruder Friedrich gab er in Jena (1798—1801) als das Organ der romantischen Schule das „Athenäum" heraus. Von 1804 an war er Freund und Reisebegleiter der von Napoleon verbannten französischen Schriftstellerin Frau von Staäl; 1818 wurde er als Professor der Kunst- geschichte und Literatur nach Bonn berufen, wo er nach eifrigem Studium der indischen Literatur 1845 starb. 1 1. 3tt der Fremde. Oft hab' ich dich rauh gescholten, Muttersprache, so vertraut! Höher hatte mir gegolten Südlicher Sirenenlaut. Und nun irr' ich in der Ferne Freudenlos von Ort zu Ort, Und vernahm', ach! wie so gerne. Nur ein einzig deutsches Wort! Manches regt sich mir im Innern, Doch wie schaff' ich hier ihm Luft? All mein kindliches Erinnern Findet in mir seine Gruft. Einsam schweif' ich in die Felder, Such' ein Echo der Natur, Aber Bäche, Winde, Wälder Rauschen fremd auf dieser Flur. Unverstanden, unbeachtet, Wie mein deutsches Lied verhallt. Bleibt es, wenn mein Busen schmachtet Und in bangem Sehnen wallt.

10. Mancherlei für Jung und Alt - S. 443

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
443 Von Segen tränfet jeder Pfad, Den ich auf sein Geheiß betrat. Wohnt Gott in mir, fo bin ich froh, In meinem Herzen wohnet Frieden; Und ob der Erde Lust mich floh Und ihre Freuden mich gemieden: Ich trag' in mir mein Glück und Heil, Gott selber ist mein Freudenteil. Julius Sturm. Annette Freie von Droste-Mlshoff. Annette Elisabeth von Droste wurde auf dem Stammhaus der Droste zu Hülshoff, einer altertümlichen, inmitten eines weiten Besitzes liegen- den Burg Westfalens, am 12. Januar 1798 als zweites Kind ihrer Eltern geboren. Ihr Vater war der Freiherr Klemens August von Droste zu Hülshofs, der 1826 starb; ihre Mutter gehörte dem Paderborner Freiherrngeschlechte von Harthausen an und war eine Schwester des als Reisender und Publizist berühmten Geheimrats Baron August von Haxt- hausen. Erheischte ihre schwächliche Gesundheit eine überaus sorgsame Pflege, so gebot die ganz ungewöhnliche Lebhaftigkeit des Kindes eine nicht minder strenge Erziehung, die von der Mutter mit ängstlicher Wachsamkeit geleitet wurde. „Jene Lebhaftigkeit," erzählt Levin Schücking, „war so groß, daß die kleine Annette, wenn sie irgend ein Buch vor sich, oder wenn sie irgend ein Bild in Händen hatte, in dessen Anblick sie sich versenkte, in die höchste Bewegung geraten, Selbstgespräche beginnen und, die Welt um sich her vergessend, wie eine Verzückte alle Symptome der unglaublichsten Aufregung an den Tag legen konnte." Das junge Mädchen empfing einen gründlichen Unterricht, der über den normalen Umkreis weiblicher Wissenswürdigkeiten hinausging. Sie nahm nämlich an den Lehrstunden ihrer Brüder teil und schloß sich auch von den strengern Schulgegenständen, als Mathematik und Latein, nicht aus. Das letztere kam ihr später bei ihren antiquarischen und naturhistorischen Sammlungen, denen sie mit Fleiß und Liebe nachging, angenehm zu statten. Ein großer künstlerischer Fond steckte in diesem jugendlichen Geiste. Ihre poetische Anlage trat schon frühzeitig hervor, aber nicht minder entwickelte sich in dem reichbegabten Mädchen ein nam- haftes musikalisches Talent, das später nicht bloß durch schönen Gesangs- vortrag, sondern auch durch Kompositionen (von alten Minneliedern und Volksweisen) sich hervorthat, denen von Kennern ein bedeutender Gehalt zuerkannt wird; auch im Zeichnen leistete sie mehr als Gewöhnliches. Ein kurzer Verkehr mit der großen Welt, in die sie um das Jahr 1816 eintrat, und kleinere Reisen gaben ihrer Jngendbildung den klärenden
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