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1. Leitfaden der mathematischen und physischen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 115

1916 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
D. Die gegenwärtigen Formen der Gesteinshülle. 115 reich tum der ihnen entquellenden Ströme, je nachdem diese auf Mittelgebirgen oder auf Hochgebirgen ihren Ursprung haben. 3. Die klimatologische Wichtigkeit der Gebirge beruht darauf, daß sie nicht selten Klima- und Wetterscheiden bilden. So schützt der Himalaja die indische Halbinsel vor den rauhen Steppenstürmen Zentralasiens, und in Europa bilden die Alpen eine bedeutsame klimatische Scheidewand zwischen Deutschland und Italien. — Dann vereinigt das Gebirge selbst in seinen verschiedenen Höhen- lagen die Klimate mehrerer, oft aller geographischen Breiten. 4. Für die Pflanzen- und Tierwelt sind die Gebirge wie für das Klima bedeutsame Schranken. So bilden z. B. in Europa wieder die Alpen eine Pflanzenscheide; das Uralgebirge trennt die Tierwelt Sibiriens von der Europas. — Infolge seiner beträchtlichen Erhebung über die Meeresfläche zeigt das Gebirge auch eine große Mannigfaltigkeit dertier-undpflanzenwelt. 5. Die Gebirge sind endlich auch die Herde mineralischer Schätze und dadurch für die Verbreitung der Völker von großer Bedeutung. B. Für das Menschenleben. 1. Das leibliche und geistige Leben des Gebirgsmenschen wird von der Natur seiner Heimat vielfach beeinflußt; so ist z. B. der Gebirgsbewohner a) körper- lich meist rüstig; schon die kräftige Bergluft stärkt seine Glieder, dann aber auch der mühsame Erwerb (Holzfällen, Holzflößen usw.). — b) Die vielen Gefahren, die ihn umgeben, lassen ihn häufig an Gott denken, den Erhalter des Lebens; daher ist der Älpler auch sehr religiös. — c) Die Gebirge fördern seine geistige Spann- kraft; sie zwingen ihn ja, auf Mittel zur Abwehr zu sinnen, und ihre glückliche Überwindung macht ihn dann mutig und keck. — d) Schwer zugängliche Talland- schaften sind geistig vereinsamt und beharren meist in altertümlichen Kulturverhält- nissen. — e) Der Boden lohnt im Gebirge so wenig, daß er selten ausreicht, dessen Bewohner zu ernähren; deshalb sehen sich diese gezwungen, durch andere Erwerbs- zweige das Fehlende zu ersetzen. (Beispiele!) Zu vielem Erwerb führen dann auch die zahlreichen Fremden, die während der Sommermonate vor dem Staube der Städte in die Alpenwelt flüchten. 2. Die Gebirge spielen aber auch eine Rolle im Leben der Völker. Sie bilden Rassen-, Sprachen-, Religions- und Kulturscheiden. So trennen die Alpen Germanen und Romanen; nördlich vom Himalaja herrschen die ural-altaischen Sprachen, südlich davon arische Sprachen. — Aber auch innerhalb einer Nationalität übt das Gebirge seine trennende Kraft aus; denn es begünstigt die politische Zersplitterung einer Nation in eine Reihe selbständiger Staaten. Beweise hierfür liefern das alte Griechenland, die Schweiz und Mittel-Deutfchland. Die neueste Zeit hat freilich durch die großartigen Fortschritte der Verkehrstechnik die trennende Wirkung der Gebirge vielfach behoben und dadurch auf Siedelung und Volkswirtschaft der Gebirgslande stark eingewirkt. c) Die Hohlformen. Die Hohlformen des Festlandes, welche die Erhebungen gliedern, heißen Täler. Die Täler sind ihrer Richtung nach Längentäler, d.i. solche, die mit der Erhebungsachse des Gebirges parallel laufen, z. B. das Rhonetal im 8*

2. Leitfaden der mathematischen und physikalischen Geographie für höhere Schulen und Lehrerbildungsanstalten - S. 102

1908 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
102 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre, Überwindung macht ihn dann mutig und keck. — d) Ganz den Eindrücken der Natur hingegeben, an der er wenig Veränderungen wahrnimmt, hängt er selbst treu an den überkommenen Gewohnheiten und ist mißtrauisch gegen das Fremde. — e) Der Boden lohnt im Gebirge so wenig, daß er selten ausreicht, dessen Bewohner zu ernähren; deshalb sehen sich diese gezwungen, durch andere Erwerbszweige das Fehlende zu ersetzen; sie treiben darum neben dem Ackerbau vorzugsweise Vieh- Wirtschaft, wozu sie die herrlichen Alpenwiesen oeranlassen; außerdem befassen sie sich noch mit mancherlei Industrie. Zu vielem Erwerb führen dann auch die zahl- reichen Fremden, die^während der Sommermonate vor dem Staube der Städte in die^Alpenwelt flüchten. 2. Die Gebirge spielen aber auch eine Rolle im Leben der Völker. Sie bilden Rassen-, Sprachen-, Religions- und Kulturscheiden. So trennen die Alpen Germanen und Romanen; nördlich vom Himalaja herrschen die ural - altaischen Sprachen, südlich davon arische Sprachen. — Aber auch innerhalb einer Nationalität übt das Gebirge seine trennende Kraft aus; denn es begünstigt die politische Zersplitterung einer Nation in einer Reihe selbständiger Staaten. Beweise hierfür liefern das alte Griechenland, die Schweiz und Mittel-Deutschland. c) Die Hohlformen. Die Hohlformen des Festlandes, welche die Erhebungen gliedern, heißen Täler. Die Täler sind ihrer Richtung nach Längentäler, d. i. solche, die mit der Erhebungsachse des Gebirges parallel laufeu, z. B. das Rhonetal im Wallis, das Vorderrheintal, oder Quertäler, d. i. solche, die senkrecht ans dieser Achse stehen, z. B. die Täler der Reuß, des Tessiu u. a. (Fig. 86). Nach der durchgreifenden Gliederuug unter- scheidet man Haupttäler, welche ganze Gebirgs- systeme voneinander trennen, und Nebentäler, vermittelst welcher sich nur ein einzelnes Gebirge gliedert. Ihrer Entstehung nach sind die Täler vielfach solche, die bereits dem uranfänglichen Bau der Gebirge angehören und mit diesen zugleich entstanden sind (tektonische Täler), wie z. B. das Einbruchstal der Oberrheinischen Tiefebene, die Muldentäler des Schweizer Jura, die großen Längentäler der Alpen. Die meisten aber sind erst allmählich im Lause der Zeit durch Schnee und Eis, Regen oder fließendes Wasser ausgehöhlt worden; es sind dies die Erosionstäler. Dem Reichtum an Tälern danken die Gebirge ihren landschaftlichen Reiz; von ihnen hängt ferner ab die Zugäuglichkeit und Wegfamkeit der Gebirge für Menschen und Tiere; selbst Pflanzen und Luftmassen folgen ihrer Richtung.

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 87

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Märkische Brückenstädte an der Svree. gelegene, etwa Überschwemmungen ausgesetzte Straße verödete wieder. Daß überhaupt an Übergangspunkten über Flüsse und Täler gern Ortschaften entstehen mußten, bedars keines Beweises. Der Übergang war meist mit Aufeut- halt verknüpft, bisweilen mußte man tage-, selbst Wochen- lang auf eine Besserung der Wasser- oder Eisverhältnisse warten. Da wurden Schutzhäuser für die Karawanen, ihre Zug- und Lasttiere und Waren notwendig, Hand- werker siedelten sich an, und zuletzt kam auch ein Schanz- werk mit Besatzung zur Deckung des Überganges, sowie eine Kirche oder Kapelle hinzu. Welche Vorzüge mußten aber die zum Übergang geeigneten Örtlichkeiten bieten? Diejenigen Stellen waren offenbar die günstigsten, an denen die Breite des Tales möglichst gering war. Man suchte, soweit es irgend ging, auf trockenem, hohem Lande an den Fluß heranzukommen, und wir finden deshalb mit merk- würdiger Regelmäßigkeit viele in das Sumpfland der Täler vorspringende Halbinseln ! mit gewöhnlich sehr alten Städten und Ortschaften besetzt. Am günstigsten ist es, wenn beide Ufer des Tales einengende Vor- fprünge zeigen, doch wurde auch schon die günstige Ge- staltung nur eines Ufers felten unbenutzt gelassen. Waren Inseln im Fluß, so konnten sie den Übergang dann sehr erleichtern, wenn sie nicht allzu niedrig und auch nicht zu groß waren. Umströmte ein Fluß eine sehr ausgedehnte Insel, so wurde die Überschreitung der bei- den Hauptarme durch einen allzu langen Zeitraum ge- trennt und konnte wohl nicht mehr unter dem Schutze und mit den Hülssmitteln einer und d e r s e l b e n Ausiedlung ausgeführt werden. Man passiert lieber e i n m a l einen etwas breitern Strom als heute den ersten Arm und morgen oder übermorgen unter Wieder- holung des ganzen umständlichen Prozesses den zweiten. Anders lag die Sache, weun die Insel so klein war, daß beide Stromarme etwa im Verlauf eines halben

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 245

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Erläuterungen. 245 Alexander von Humboldt zugesteht, „die Zeitgenossen mächtig an- geregt, des Weltalls heilige Rätsel zu lösen und das Bündnis zu erneuen, welches im Jugendalter der Menschheit Philosophie, Physik und Dichtung mit einem Band umschlang". (Vergl. A. Baum- gartner, Goethe Iii.) Granit besteht aus einem Gemenge von Feldspat, Quarz und Glimmer; die Glimmerblättchen sind nicht wie beim Gneis zu parallelen Schichten geordnet; von körnigem Aussehen, daher der Name (granum 5= Korn). Das Verhalten der verschiedenen Arten des Granits hin- sichtlich der Verwitterung ist verschieden; ebenso ungleich sind die aus der Verwitterung dieses Gesteins hervorgehenden Formen. (Spitzen, Hörner, Kuppen, wollsackähnliche Blöcke.) Weit verbreitet und vielfach verwertet. Gusla — einsaitiges, serbisches Streichinstrument nach Art unserer Guitarre. Gymuotus — Zitteraal. .Haas Hippolyt, Professor der Geologie und Paläontologie in Kiel, geb. 5. November 1855 zu Stuttgart. Verfasser verschiedener Werke geologischen Inhaltes, schrieb u. a.: „Quellenkunde"; „Aus der Sturm- und Drangperiode der Erde"; die Monographie: „Die deutsche Nordseeküste". Hagen von Tronje, der düstere Held im Nibelungenliede, der Mörder Siegsrieds, gehörte mit zu den Burgunden, welche die Donau hinab nach Ungarn zur Burg des gewaltigen Etzel zogen. Auf der Suche nach einer Überfahrt über die Donau traf er auf zwei Meer- weiber oder Schwanjungfrauen; die eine derselben verkündigte ihm warnend das Schicksal, das seiner und seiner Gefährten im Hunnen- lande wartete: Kampf und Tod. tzagion Oros — heiliger Berg, die östlichste der drei Halbinseln der Chalkidike, so genannt wegen der zahlreichen Mönche und Ein- siedler, die hier teils• gemeinsam in burgartigen Klöstern, teils einzeln in Dörfern, Zellen und Einsiedeleien in strenger Abgeschie- denheit leben. Sie bilden einen geistlichen Staat für sich, der aber der Türkei tributpflichtig ist. Die Klöster sind im Besitze wert- voller Handschriften und zahlreicher Urkunden aus dem Altertum und Mittelalter. Hahn Friedrich, Professor in Königsberg, geb. 3. März 1852 zu Glauzig (Anhalt). Hauptwerke: „Jnselstudien"; „Länderkundevon West- und Nordeuropa" (in Kirchhosss Länderkunde von Europa);

5. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 262

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
262 Erläuterungen. in Verbindung steht. Die Regulierungsarbeiten in der Zelt von 1889—W haben einen fast 8 km langen und mindestens 3 m tiefen Kanal geschaffen, der zwei bis drei großen Dampfern Raum zum Ausweichen bietet. Dieser schwierigste und wichtigste Teil der Donauregulierung hat die Bedeutung der Donau als Verkehrs- straße erheblich gesteigert. Trajan, römischer Kaiser von 98—117 n. Chr., ließ vor seinem ersten Feldzuge gegen die Daker die unter Tiberius begonnene Militärstraße (in der Donauenge zwischen Baziäs und Orsova) fertig stellen, ein Werk, das noch heute die Bewunderung des Be- schauers erregt. Dem Andenken des großen Kaisers ist die „Trajans- tasel" gewidmet, eine selsgehauene Inschrift im Kazanpasse. T r a m o n t a n a (it., von tra (Irans) — jenseits und monte — Berg, also jenseits der Berge befindlich oder herkommend) — Nordwind. Travertin ist ein von den Italienern so benannter goldgelber Tuffstein oder Kalktuff - wird neben dem 'Marmor zu Prachtbauten verwandt. Travertinbrüche bei Tivoli, dem alten Tibur, ostnordöftl. von Rom. Trinius August, geb. 31. Juli 1851, lebt als Geh. Hofrat zu Waltershausen i. Th.; fruchtbarer Reiseschriftsteller. In seinen zahlreichen Wanderbüchern läßt er den Reichtum der Natur und die Fülle der landschaftlichen Schönheiten unserer deutschen Gauen an uns vorüberziehen; er will — wie er selbst sagt — „ein echter Wanderbursche sein, der die Heckenrose am Wege liebt, weil sie ihm Duft und Schönheit freiwillig beut, der den Tannenhag jauchzend begrüßt, welcher ihm den Hut mit frischem Bruch schmückt und helle, frohe Wanderlieder in die Seele rauscht, der durch das wallende Kornfeld hinab zum ruhewinkenden Dorfe schreitet und leicht mit der Hand durch die im Abendfrieden nickenden Halme streift", der aber auch an dem Volke der deutschen Erde, an den Gestalten seiner Geschichte und Sage nicht achtlos vorübergeht und alles, was er gesehen und erlebt, mit dem Reize unmittelbarer Empfindung in fesselnder Sprache wiederzugeben weiß. Werke: „Thüringer Wanderbuch"; „Der Rennstieg"; „Hamburger Schleuder- tage"; „Unter Tannen und Farren"; „Märkische Streifzüge"; „All- deutschland in Wort und Bild" u. v. a. Troglodyte — Höhlenbewohner. Tuffe, mehr oder weniger lockere, niürbe bis feste Gesteine, die von einem erhärteten vulkanischen Schlamme herrühren; ein Konglomerat von Bimsstein-, Schlacken- und Aschenstücken.

6. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 244

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
244 Erläuterungen. Fokus = Brennpunkt. Fontane Theodor, geb. 30. Dez. 1819 zu Neuruppin, gest. 20. Sept. 1898 zu Berlin. Seine Hauptbedeutung liegt auf dem Gebiete der Lyrik — er gehört zu unfern besten Balladendichtern —, des (ge- schichtlichen und modernen) Romans und der Novelle. Die „Wan- derungen durch die Mark Brandenburg" legen Zeugnis ab von „der liebevollsten Versenkung in die Geschichte, Kultur und Art seiner engern Heimat mit ihrer Bevölkerung, namentlich mit ihren alten Geschlechtern; die künstlerische Ruhe und Gemessenheit dieser echten Lebensbilder wirkt überaus wohltuend". Freihasen. Einlaufende Schisse sind von der Verzollung ihrer mit- geführten Waren innerhalb des Freihafengebietes befreit; die Waren können in den'daselbst befindlichen Lagerhäusern lagern, sie dürfen sortiert, umgepackt, verarbeitet und, ohne daß eine Abgabe entrichtet zu werden braucht, wieder seewärts befördert werden. Dagegen verpflichtet ihr Weiterversand zu Lande nach Orten außerhalb des Freihafengebietes zur Zahlung der gesetzmäßigen Steuer. Galeriewälder — dichte Wälder, welche in den Grasfluren der Tropen häufig die Flußläufe begleiten. Galmei — wichtiges Zinkerz. Geognofie (= Erdkenntnis), auch historische Geologie genannt, ist die Lehre von dem Ausbau der Erdrinde, von ,den Erdschichten nach Anordnung, Alter und Verbreitung; geognostisch — die Erd- schichten-, Gesteinskunde betreffend. Glimmerschiefer, ein kristallinisches Urgestein. Gneis ist ein dem Granit verwandtes Gestein; bei ihm erscheinen Quarz und Feldspat in körnigen, die Glimmerblättchen in schieferigen, mehr parallelen Lagen. Häufig ist der Gneis reich an Erzlagern und von Erzgängen durchsetzt. Goethe I o h, Wolfg. von (1749—1832). Der umfassende Geist Goethes beschäftigte sich lebhaft mit den Erscheinungen der äußern Natur, und es gibt kein Gebiet der Naturwissenschaft, das ihm völlig fremd geblieben wäre. Zwar gehen bis heute die Ansichten über seine Bedeutung als Naturforscher weit auseinander; aber alle er- kennen „seine lebhaste, finnliche Beobachtungsgabe, sein mächtiges Naturgefühl und seine glänzende Dichtergabe, um das Beobachtete klar und durchsichtig, das Empfundene tief und ergreifend darzu- stellen," an. Goethe hat das Interesse für die Natur und für die Naturwissenschaften in den weitesten Kreisen gehoben und, wie

7. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 221

1879 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Das vlämische Belgien. 58. 221 der Landesvertretung ist) oder die wallonische (ein Gemisch von celtisch und germauisch); der germanische Stamm bewohnt die Ebene, der romanische das Hügelland *). Die katholische Religion ist fast ausschließlich vor- herrschend. — Belgien enthält die vielseitigsten Quellen des Wohlstandes; lohnender Ackerbau, eine höchst entwickelte Industrie (in der Ebene Baumwollen- und Leinen-Mannsacturen, in dem Hügellande Gewinnung mine- ralischer Schätze, besonders Eisen und Steinkohlen)**) und ein in stetigem Steigen begriffener Handel, dessen Centralpunkt Antwerpen ist, beschäftigen die äußerst regsame und thätige Bevölkerung, die in den meisten Zweigen ^technischer Cultur mit England wetteifert. Die außerordentliche Gewerb- ^7*^7 thätigkeit hat das Aufblühen großer und mittlerer Städte (4 mit mehr als 100 000 E.) veranlaßt, die sich aus dem europäischen Kontinent nirgendwo in solcher Anzahl zusammengedrängt finden. — Für den höhern Unterricht bestehen vier Universitäten: zwei vom Staate gestiftete, in Gent und Lüttich, und zwei durch Privatbeiträge unterhaltene, in Brüssel und Löwen (die be- dentendste). Die Kunst, insbesondere die Malerei, hat einen neuen Auf- schwuug genommen, und eine neue belgische Schule nimmt sich die großen einheimischen Meister der im 15. und wieder im 17. Jahrhundert blühenden vlämisch-brabantischen Schule zum Vorbild. Die Kathedralen, Rathhäuser und Museen zu Brüssel, Antwerpen, Gent, Löwen, Brügge sind Zeugen der ehemaligen Blüte der Architektur und Malerei. Die Staatsverfassung ist beschränkt monarchisch, für die Gesetz- gebung ist die Zustimmung der beiden Kammern (der Senatoren und der Repräsentanten) erforderlich. — Nirgendwo findet sich auf so beschränktem Räume eine fo dichte Reihe von Festungen ersten (Antwerpen, Namur, Möns, Lüttich) und zweiten Ranges, als in Belgien (12) und in dem an- grenzenden nördlichen Frankreich. Eintheilung und Topographie. I. Das vlämische Belgien. 1. und 2. Die beiden Flandern, oder Ost- und West-Flandern, ent- halten fast V3 der Bevölkerung des ganzen Staates in Folge des trefflichen Anbaues des Bodens, den der ausdauernde Fleiß der Bewohner aus Sümpfen und Wäldern in einen Garten umgefchaffeu hat, und zugleich in Folge der zahlreichen Fabrikstädte, unter denen Gent (Grand, an der Schelde, 129 000 E.) und Brügge (45 000 E.), an einem in's Meer führenden Eanal, noch immer den ersten Rang behaupten, wiewohl beide, insbesondere aber Brügge, von ihrer ehemaligen Größe und Bedeutung nur einen Schatten behalten haben. Gent soll einst (um 1400) 250 000 E., darunter 40 000 Wollweber gehabt und 80 000 bewaffnete Männer in's Feld gestellt haben: sie war eine der größten und bevölkertsten Städte Europa's noch unter Karl V., der zu seinem Gegner Franz I. sagte: „Je mettrai votre Paris dans mon Gand." —Brügge war (vor der Ver- sandung seiner Meeresbucht im 14. Jahrhundert) der Seehafen für die belgischen Fabrikstädte i wie Liverpool für Manchester) und überhaupt der Mittelpunkt des Welt- Handels auf der oeeanischen Seite Europa's, zugleich aber die Vermittlerin des Bin- uenhandels zwischen Italien und dem Norden Europa's, wo Venetianer die Producte des Orients gegen die Natur- und Kunsterzeugnisse des Nordens austauschten. Seinen *) S. Gumprecht's Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, Iii. Bd. 2. Heft (1854). **) Belgiens Steinkohlenfelder betragen 4°/„ seines Areals, die Englands 5%' die Frankreichs dagegen kaum 1"/g.

8. Dichtung der Neuzeit - S. 456

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
456 Neunte Periode. In Hitterdal der weise Priester sagte, Der Menschen altes Erbe sei der Schmerz. Wie alle erben, erbll ich meinen Teil Und nahm ihn willig an. Und Margit erbte Den Teil, der schwerer war, und nahm ihn an. — Der Gute sagte noch, daß jede Wolke, So schwarz sie droht, dem Himmel zugewandt Doch ihre lichte Sonnenseite hat: Die Sonnenseite unsrer Wolke heißt Ergebung, die sich lernt nach manchem Jahr. Der Stolz begehrt und trotzt und bäumt sich aus: Ergebung schweigt und neigt sich und verzichtet. Der Mensch ist ruhelos, solang er heischt; Doch die Entsagung macht ihn still und stark. So ist Weber ein genialer Dichter, gleich groß als tief empfindender Lyriker, vor dem die herrliche Gottesnatur und die geheimnisvolle Welt des Menschenherzens offen aufgedeckt liegen, und als vollendeter Epiker, voll Macht und Maß, voll kräftiger Kürze und klarer Harmonie. Bei ihm deckt sich ganz der Dichter mit dem Menschen, der ein goldreiner Charakter, ein wahrer und überzeugungsfester Christ ist. Gottfried Keller (1819—1890). Gottfried Keller wurde am 19. Juli 1819 im Dorfe Glattfelden bei Zürich als Sohn eines Drechslers geboren. Anfangs der Landschafts- malerei sich widmend, studierte er bald Philosophie und lebte seit 1853 als Staatsschreiber des Kantons Zürich und als Schriftsteller in feiner Heimatstadt bis zu seinem Tode am 16. Juli 1890. Er ist ausgezeichnet durch realistische Empfindung, tiefe Lebenskenntnis, anschauliche Zeichnung, erschütternde Tragik neben lebensvollem Humor und durch meisterhafte Sprache. Seine „Gesammelten Gedichte" enthalten manche lyrische und lyrisch-epische Perlen. Hervorragend ist ferner seine Novellen- sammlung „Die Leute vom Seldwyla", ernste und heitere Dorf- und Stadtgeschichten seiner schweizerischen Heimat, wahr und tief empfunden und zeugend von reicher künstlerischer Durchbildung. Auch die „Sieben Legenden", die „Züricher Novellen", „Das Sinngedicht" zeigen seine glänzende Begabung. Sein autobiographischer Roman „Der grüne Heinrich" fand eine Fortsetzung in seinem letzten gehaltreichen Werke „Martin Salander".

9. Mancherlei für Jung und Alt - S. 305

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
305 „Weltstadt". Wohin der Blick sich wendet — unbebaute Strecken, Weinpflanznngen, Gemüsegärten, zu landschaftlichen Zwecken dienende Gebäude, ausgedehnte Ruinenreste! Auch die Enttäuschung dessen, der von Norden her einrückt und in Rom eine sozusagen moderne Stadt zweiten Ranges ohne besonders süd- lichen Charakter findet, ist noch groß genug. Nom ist in seinem einen Teile durchaus antik, in dem andern durchaus modern. Was das christliche Rom an Kirchen aus der mittelalterlichen Epoche hatte, ist unter den Händen so vieler sogenannter Restauratoren durchgegangen, daß man entweder etwas völlig Neues an Stelle des Dagewesenen, oder dieses in der unwürdigsten Verstümmelung findet; die Fassaden sind ver- schnörkelt, verklebt und übertüncht. Das bewohnte Rom gehört den drei letzten Jahrhunderten an. Was wir von dem wenig südländischen Charakter der Stadt gesagt haben, ist vorwiegend begründet durch die schiefen Ziegeldächer, wie wir sie auch im Norden sehen; erst zu Neapel und von dort südwärts nimmt der flache Altan deren Stelle ein. Damit soll nicht gesagt sein, Rom biete in seiner Totalität nicht einen ihm eigentümlichen Anblick. Einen solchen genießt der von Florenz kommende Fremde schon von weitem. Eccola Roma! — „Da ist Nom!" rufen der Kutscher und der Reisende wie aus einem Munde, wenn der Wagen die letzte Höhe vor Ponte Molle, der seit Konstantins schließlichem Sieg viel gefeierten milvischen Brücke erreicht hat; die Stadt mit ihrem Meer von Dächern, Kuppeln und Türmen liegt vor den sehnsüchtigen Blicken ausgebreitet. Die sieben oder vielmehr — seit dem Hereinziehen des Pincio, des Janiculo und des Vaticano in den Bereich der Stadtmauern — zehn. Hügel kommen dem Effekte des ersten Anblicks aus erhöhter Ferne sehr zu statten; die Hügel scheinen von selbst ihre Rücken darzubieten, um Kirchen und Paläste zu tragen. Sieh! da tritt jetzt auch der Petersdom in seiner alles beherrschenden Majestät hinter dem Monte Mario hervor. Dann rollt der Wagen über Ponte Molle, die langgestreckte, mit Villen garnierte vorstädtische Straße entlang, an der Einfahrt zum Garten der Villa Borghese vorbei, durch das Popolo-Thor auf den großen fast kreis- runden Platz. In der Mitte des letztern erhebt sich ans einem mit antiken Löwen gezierten Brunnen ein Obelisk, genannt nach Rhamses-Sefostris. Dieser ägyptische König — im 16. Jahrhundert v. Chr. — war der Dränger der Hebräer unmittelbar vor Mosis Zeit; sein Obelisk hatte demnach den Sturz eines Weltreiches überlebt, bevor er — unter Augnstus — nach Rom gebracht wurde. Dann sank das Römerreich um ihn herum zusammen. Lesebuch. 20

10. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 120

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
120 I. Beschreibende Prosa: Litteraturgeschichte. Fast um ebensoviele ist die Masse der Erschlagenen vermehrt. Nur Attila, der in dem ganzen Drama nun die Rolle eines müßigen Zu- schauers spielt, dann Dietrich und Hildebrand ragen wie drei einsame Masten des untergegangenen Heldenschiffes über die Fläche der verschlingen- den See empor. Auch jetzt wieder, wie in jener ersten Zeit nach Attilas Tod, be- mächtigte sich nicht ein einzelner bedeutender Geist dieses gewaltigen Stoffes, um ein einheitliches Gedicht daraus zu machen. Wieder griffen die ver- schiedenen Dichter — auch ihre Namen unbekannt, wie die der alten Nibelnngensänger und die der gleichzeitigen Minnedichter — nur einzelne Teile dieses Stoffes zu poetischer Behandlung heraus. Wieder fanden ein- zelne Teile doppelte Bearbeitung, während andere ganz leer ausgingen. Aber die Lieder wurden jetzt, in der vorgeschrittenern Zeit, durch die schriftliche Aufzeichnung fixiert. Und diesem Umstande verdanken wir es, daß ihrer zwanzig uns erhalten sind. Doch hat man die Lücken zwischen ihnen ausgefüllt, durch mannigfache Einschaltungen sie einander zu nähern gesucht, dem verschiedenen Stile verschiedener Dichter ein modisches, gleich- mäßig bedeckendes Mäntelchen umgehängt. Und was so zu stände kam mit dem Scheine eines einheitlichen Gedichtes, ist unser Nibelungen- lied. Nicht ein Lied also eigentlich, sondern eine Sammlung von zwanzig Liedern, welche das schärfere Auge philologisch geschulter Kritiker in ihrem verschiedenen Charakter, mit ihrem verschiedenen Stile, in ihren verschie- denen Ansichten über manche Punkte der Sage noch sehr wohl unter dem fremdartigen Schutt und Anwurfe zu erkennen vermag. Der G e i st, den fast alle diese Lieder atmen, ist nicht der Geist der hohenstausischen Periode, sondern es ist noch der Geist der Zeit, in welcher man zuerst von den Nibelungen sang. Es war ein hartes, wildes und kriegerisches Geschlecht, jene Ger- manen der Völkerwanderung: knorrig und fest wie ihre Eichen; rauh wie die Luft, die sie in sich sogen; düster wie der Himmel, zu dem sie empor- blickten; ahnungsvoll im Gemüte, wie das Rauschen ihrer Wälder; träge im Frieden, wie die Meere und Sümpfe, die sich noch endlos dehnten durch ihre Länder: im Kriege aber unwiderstehlich wie die Stürme, die über ihre Heiden hinbransten. ' Das ungestüme Heldenfeuer dieser Nordlandsöhne lodert noch hell auf in dem Nibelungenliede. Die Muse, die es eingegeben hat, ist eine stürmische Walküre, die auf dunklem Schlachtrosse durch die Wolken jagt, gepanzert von Kopf bis zu Füßen, Kampf und Streit in ihrem Blicke, Zorn auf ihrer Braue. Aber wenigstens nicht alle Dichter der Nibelungenlieder haben aus dem Methorne dieser Muse sich Begeisterung getrunken. In dem Liede
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