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1. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 22

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
22 Der Ammersee. der aussieht, als könne man Wände mit ihm einrennen, den Pommer Süddeutschlauds, in klarster architekto- nischer Symbolik dar. Da wo die Amper bei Wildenrott, die Würm bei Obermühlthal gegen die Ebene des Dachauer Mooses durchbricht, hat die Natur zum letzte» mal, als auf dem letzten vorgeschobenen Posten, ein Stück wildromantischer Hochgebirgsszenerie inmitten des Flach- landes improvisiert, und genau in dieser Gegend tritt auch bei den Dörfern die Banart des Gebirges ein, ob- gleich bei den Nachbarn rechts und links noch weit hinaus die Bauart der Hügel- und Moosstriche gilt, und eine zwingende klimatische Notwendigkeit zur Anlage dieser Hochgebirgshänser gewiß noch nicht vorhanden war. Mit so wunderbar sicherm Instinkt hat der Volksgeist seine bescheidenen architektonischen Gebilde dem (5ha- ratter des Landes angepaßt. 4. Der Ammersee. Heinrich Noe: Deutsches Alpenbuch. I. Band. Naturansichten und Gestalten au>z Salzkammergut, Oberbayern und Algäu, Glogau 1875, Verlag von Carl Flemming. S. 537—543. (Gekürzt.) Vom Herzogstande aus erblickt man die beiden größ- ten Seespiegel des westlichen Vorlandes, den von Starn- berg und jenen andern, durch welchen die Amper sich hin- durchzieht. Wie sehr beide die Ziele der Landschaftsmaler geworden sind, möchte vielen bekannt sein. Der Ammer- see ist von den Künstlern nicht so vernachlässigt worden, wie es von fetten der Touristenwelt geschieht. Stets hat seine breite Wasserfläche mit den einsamen Waldufern, über welche die hohe Wallfahrtskirche von Andechs hereinschaut, und dem am fernen Gesichtskreise fast ver- dämmernden Hochgebirge die eifrigen Jünger angezogen. Bädeker sagt, seine User seien für „Fußgänger kein lohnendes Terrain", und ich möchte ihm teilweise zu- stimmen. Aber die Öde seiner Gestade, die nicht mit

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 25

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Der Ammersee. -r> Gebet für den und jenen auf, welcher friedlich in seinein Bette entschlafen ist. Meist befinden sich darunter auch Verse oder Bibelstellen, welche sich auf die „vier letzten Tinge", insbesondere auf das Fegefeuer, beziehen. Tie- dürren Blätter der Zweige, die über sie hereinhängen, stimmen gut zu den Leichbrettern, nicht aber das Früh- lingslied der Amsel, welche neben ihnen verborgen fingt. Beim Bade Greifenberg, auf dessen Grunde schwefel- und arsenhaltende Quellen sprudeln, ragt ein hübsches- Schloß mit Fernsicht über den See und die stillen Wälder. Es ist ein beliebter Aufenthalt geworden und verdient es auch insbesondere mögen ihn diejenigen benutzen, die an einsamen Spaziergängen in Wäldern Gefallen finden. Jenseits des Sees fällt über der Einöde der Forste, die sich vom Gestade bis zum Gipfel des Hügels hinauf- ziehen, die Kirche von Andechs um so mehr in die Augen, als man sonst keine menschlichen Ansiedelungen am Gestade des Sees bemerkt. Der Kirchturm von Andechs bietet eine wun- derschöne Ausficht über jenes eigentümliche Gebiet, welches man die Vorlande der Alpen nennt. Es ist nicht mehr flach, kaum hügelig, und doch unterscheidet es- sich fehl' auffallend von der Ebene. Es scheint mir unmöglich, den Reiz dieses Landes auszumalen. Wer es niemals recht gesehen hat, vermöchte sich mit Hilfe der Einbildungskraft viel leichter eine Hochgebirgsgegend mit annähernder Treue vorzustellen als dieses stille Gebiet mit seinen Waldschatten, den Moorgründen, in welchen ein großer Teil der grellfarbigen Flora des- Hochgebirges sich angesiedelt hat, den klaren Tümpeln, den fumpfbraunen, trägen Wassern, den Ausblicken über weite Seebecken und auf die Schneefelder der Alpen, ein Gebiet voll eigentümlicher Schönheit, welche zu enträtseln und recht lieb zu gewinnen es aber eines andern Auges- bedarf als des Werkzeuges, mit welchem die Mehrzahl, der Menschen ausgerüstet ist.

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 192

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
19- Vom Kassai bis Mukenge. Nachdem auch die mit Galerienwald und Palmengruppen garnierten Bachläufe überschritten waren, trafen wir nach sechseinhalbstiindigem Marsche glücklich in Tschim- bundn wieder ein. Es war sehr zu bedauern, daß unser Besuch an den schönen Fällen nur kurz und sliichtig sein konnte. Der interessante Punkt bot so viel Neues und Absonderliches, die Gesteinsmassen gaben so reichen geologischen Stoff, und die Landschaft entfaltete von jedem andern Standpunkte aus so mannigfaltige Bilder, daß mehrere Tage notwendig gewesen sein würden, um alles zu verwerten und in sich aufzunehmen. Auch lag gleich stromunterhalb noch ein kleinerer, nach der Beschrei- bung ebenfalls schöner Wasserfall, der unberührt bleiben mußte, da es nicht ratsam war, lange von unsern Trägern und Lasten fernzubleiben. Der Marsch führte uns weiter nach Osten. Das Terrain gestaltete sich durch die große Zahl der in den tiefen Felsspalten rieselnden Fluß- und Bachläufe zu einem Berglande mit den wechselvollsten Formationen. Die Wasserlinien werden von Galeriewaldungen be- gleitet. Auf den Erhebungen steht in lichtem Bestand Baumsavanne; nur hier und da unterbrechen dichte Gruppen von Ölpalmen dieses Bild und verleihen der Landschaft dann jenen eigenartigen Reiz, den diese Herr- lichen Pflanzen überall, wo sie auftreten, hervorrufen. Gewöhnlich liegen im Schatten dieser Palmenhaine die Hütten der Eingeborenen, deren Bauart mit der Form eines Bienenkorbes passend verglichen werden kann. Tie Bedeckung besteht aus dachziegelförmig aufeinander ge- legten Blättern, während die Wandungen aus Baum- rinde bestehen. Die Hütte hat bei V/2 ui Höhe etwa 2 111 Durchmesser und besteht aus nur einem Raum. Der Übergang über den Luanza macht große Schwie- rigkeiten. Infolge der Regenzeit hat sich hier sein Tal in einen ausgedehnten Sumpf verwandelt, so daß Men- schen und Tiere bei jedem Schritte knietief einsinken. Die den Fluß selbst einnehmenden dichten Galeriewal-

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 245

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Erläuterungen. 245 Alexander von Humboldt zugesteht, „die Zeitgenossen mächtig an- geregt, des Weltalls heilige Rätsel zu lösen und das Bündnis zu erneuen, welches im Jugendalter der Menschheit Philosophie, Physik und Dichtung mit einem Band umschlang". (Vergl. A. Baum- gartner, Goethe Iii.) Granit besteht aus einem Gemenge von Feldspat, Quarz und Glimmer; die Glimmerblättchen sind nicht wie beim Gneis zu parallelen Schichten geordnet; von körnigem Aussehen, daher der Name (granum 5= Korn). Das Verhalten der verschiedenen Arten des Granits hin- sichtlich der Verwitterung ist verschieden; ebenso ungleich sind die aus der Verwitterung dieses Gesteins hervorgehenden Formen. (Spitzen, Hörner, Kuppen, wollsackähnliche Blöcke.) Weit verbreitet und vielfach verwertet. Gusla — einsaitiges, serbisches Streichinstrument nach Art unserer Guitarre. Gymuotus — Zitteraal. .Haas Hippolyt, Professor der Geologie und Paläontologie in Kiel, geb. 5. November 1855 zu Stuttgart. Verfasser verschiedener Werke geologischen Inhaltes, schrieb u. a.: „Quellenkunde"; „Aus der Sturm- und Drangperiode der Erde"; die Monographie: „Die deutsche Nordseeküste". Hagen von Tronje, der düstere Held im Nibelungenliede, der Mörder Siegsrieds, gehörte mit zu den Burgunden, welche die Donau hinab nach Ungarn zur Burg des gewaltigen Etzel zogen. Auf der Suche nach einer Überfahrt über die Donau traf er auf zwei Meer- weiber oder Schwanjungfrauen; die eine derselben verkündigte ihm warnend das Schicksal, das seiner und seiner Gefährten im Hunnen- lande wartete: Kampf und Tod. tzagion Oros — heiliger Berg, die östlichste der drei Halbinseln der Chalkidike, so genannt wegen der zahlreichen Mönche und Ein- siedler, die hier teils• gemeinsam in burgartigen Klöstern, teils einzeln in Dörfern, Zellen und Einsiedeleien in strenger Abgeschie- denheit leben. Sie bilden einen geistlichen Staat für sich, der aber der Türkei tributpflichtig ist. Die Klöster sind im Besitze wert- voller Handschriften und zahlreicher Urkunden aus dem Altertum und Mittelalter. Hahn Friedrich, Professor in Königsberg, geb. 3. März 1852 zu Glauzig (Anhalt). Hauptwerke: „Jnselstudien"; „Länderkundevon West- und Nordeuropa" (in Kirchhosss Länderkunde von Europa);

5. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 262

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
262 Erläuterungen. in Verbindung steht. Die Regulierungsarbeiten in der Zelt von 1889—W haben einen fast 8 km langen und mindestens 3 m tiefen Kanal geschaffen, der zwei bis drei großen Dampfern Raum zum Ausweichen bietet. Dieser schwierigste und wichtigste Teil der Donauregulierung hat die Bedeutung der Donau als Verkehrs- straße erheblich gesteigert. Trajan, römischer Kaiser von 98—117 n. Chr., ließ vor seinem ersten Feldzuge gegen die Daker die unter Tiberius begonnene Militärstraße (in der Donauenge zwischen Baziäs und Orsova) fertig stellen, ein Werk, das noch heute die Bewunderung des Be- schauers erregt. Dem Andenken des großen Kaisers ist die „Trajans- tasel" gewidmet, eine selsgehauene Inschrift im Kazanpasse. T r a m o n t a n a (it., von tra (Irans) — jenseits und monte — Berg, also jenseits der Berge befindlich oder herkommend) — Nordwind. Travertin ist ein von den Italienern so benannter goldgelber Tuffstein oder Kalktuff - wird neben dem 'Marmor zu Prachtbauten verwandt. Travertinbrüche bei Tivoli, dem alten Tibur, ostnordöftl. von Rom. Trinius August, geb. 31. Juli 1851, lebt als Geh. Hofrat zu Waltershausen i. Th.; fruchtbarer Reiseschriftsteller. In seinen zahlreichen Wanderbüchern läßt er den Reichtum der Natur und die Fülle der landschaftlichen Schönheiten unserer deutschen Gauen an uns vorüberziehen; er will — wie er selbst sagt — „ein echter Wanderbursche sein, der die Heckenrose am Wege liebt, weil sie ihm Duft und Schönheit freiwillig beut, der den Tannenhag jauchzend begrüßt, welcher ihm den Hut mit frischem Bruch schmückt und helle, frohe Wanderlieder in die Seele rauscht, der durch das wallende Kornfeld hinab zum ruhewinkenden Dorfe schreitet und leicht mit der Hand durch die im Abendfrieden nickenden Halme streift", der aber auch an dem Volke der deutschen Erde, an den Gestalten seiner Geschichte und Sage nicht achtlos vorübergeht und alles, was er gesehen und erlebt, mit dem Reize unmittelbarer Empfindung in fesselnder Sprache wiederzugeben weiß. Werke: „Thüringer Wanderbuch"; „Der Rennstieg"; „Hamburger Schleuder- tage"; „Unter Tannen und Farren"; „Märkische Streifzüge"; „All- deutschland in Wort und Bild" u. v. a. Troglodyte — Höhlenbewohner. Tuffe, mehr oder weniger lockere, niürbe bis feste Gesteine, die von einem erhärteten vulkanischen Schlamme herrühren; ein Konglomerat von Bimsstein-, Schlacken- und Aschenstücken.

6. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 153

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Die Landschaft in Italien. loa goldene Früchte die fruchtbare Ebene füllen. — Ein anderer, weniger erschütternder als schwermütiger Cha- rakter spricht aus den Campagnen einst blühender alter Städte, vor allem aus der von Rom, deren Reize je länger man mit ihnen verkehrt, um so inniger das Gemüt ergreifen. Hohlwege und zufällige Schluchten, Auf- schwellnngen und Absenkungen des Tuffbodens, anfge- schwemmte Hügel, struppige Gräser und Dorngesträuch, halbvergrabene, gestaltlose Ruinen, zerbrochene Bogen der Wasserleitungen, ein einsames Haus, ein iu der Ferne sich hinziehender leichter Zaun, Hirten auf Pferden, am Horizont unendlich weite Linien, — alles dieses gibt auf Wanderungen durch die römische Campagua tausend und abertausend anziehende Bilder des Erdlebens als solchen, Motive der Bodengestaltung von unerschöpflichem Reichtum, für die man erst allmählich ein Auge gewinnt, und die nur der recht faßt, der nach Goethes Ausdruck „Freundschaft mit der Erde" geschlossen hat. Meist haben diese Ebenen durch Aufschwemmung der Flüsse, die, in ihrem Laufe stockend und periodisch anschwellend, Grabmäler und Trümmer des Altertums immer tiefer unter Schlamm und Erde vergruben, ihre jetzige Gestalt erhalten: so iu der herrlichen Campagna von Pästum, iu den Sumpfgefilden von Sybaris und Kroton usw. Nicht bloß Erdbeben und Sturm und Regen, auch die nicht mehr geleiteten und gezügelten Bäche und Ströme haben in Italien wie in Griechenland das Gebild von Meu- schenhaud zerstört und den Boden umgestaltet. Daß die Erd- und Bergformen im klassischen Süden schöner modelliert sind als im Norden der Alpen, scheint dem geognostischen Satze zu widersprechen, wonach die- selbe Gebirgsart in den verschiedensten Klimaten und unter jeder geographischen Breite dieselbe Gestalt zeigt. Wir wissen nicht, wie es sich damit verhalten mag; viel- leicht bewirkt nur die reinere Luft, das die Tektouik des Gebirges sich hier edler darstellt und dem ästhetisch sehenden Auge reizender erscheint. Denn während

7. Dichtung der Neuzeit - S. 456

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
456 Neunte Periode. In Hitterdal der weise Priester sagte, Der Menschen altes Erbe sei der Schmerz. Wie alle erben, erbll ich meinen Teil Und nahm ihn willig an. Und Margit erbte Den Teil, der schwerer war, und nahm ihn an. — Der Gute sagte noch, daß jede Wolke, So schwarz sie droht, dem Himmel zugewandt Doch ihre lichte Sonnenseite hat: Die Sonnenseite unsrer Wolke heißt Ergebung, die sich lernt nach manchem Jahr. Der Stolz begehrt und trotzt und bäumt sich aus: Ergebung schweigt und neigt sich und verzichtet. Der Mensch ist ruhelos, solang er heischt; Doch die Entsagung macht ihn still und stark. So ist Weber ein genialer Dichter, gleich groß als tief empfindender Lyriker, vor dem die herrliche Gottesnatur und die geheimnisvolle Welt des Menschenherzens offen aufgedeckt liegen, und als vollendeter Epiker, voll Macht und Maß, voll kräftiger Kürze und klarer Harmonie. Bei ihm deckt sich ganz der Dichter mit dem Menschen, der ein goldreiner Charakter, ein wahrer und überzeugungsfester Christ ist. Gottfried Keller (1819—1890). Gottfried Keller wurde am 19. Juli 1819 im Dorfe Glattfelden bei Zürich als Sohn eines Drechslers geboren. Anfangs der Landschafts- malerei sich widmend, studierte er bald Philosophie und lebte seit 1853 als Staatsschreiber des Kantons Zürich und als Schriftsteller in feiner Heimatstadt bis zu seinem Tode am 16. Juli 1890. Er ist ausgezeichnet durch realistische Empfindung, tiefe Lebenskenntnis, anschauliche Zeichnung, erschütternde Tragik neben lebensvollem Humor und durch meisterhafte Sprache. Seine „Gesammelten Gedichte" enthalten manche lyrische und lyrisch-epische Perlen. Hervorragend ist ferner seine Novellen- sammlung „Die Leute vom Seldwyla", ernste und heitere Dorf- und Stadtgeschichten seiner schweizerischen Heimat, wahr und tief empfunden und zeugend von reicher künstlerischer Durchbildung. Auch die „Sieben Legenden", die „Züricher Novellen", „Das Sinngedicht" zeigen seine glänzende Begabung. Sein autobiographischer Roman „Der grüne Heinrich" fand eine Fortsetzung in seinem letzten gehaltreichen Werke „Martin Salander".

8. Mancherlei für Jung und Alt - S. 305

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
305 „Weltstadt". Wohin der Blick sich wendet — unbebaute Strecken, Weinpflanznngen, Gemüsegärten, zu landschaftlichen Zwecken dienende Gebäude, ausgedehnte Ruinenreste! Auch die Enttäuschung dessen, der von Norden her einrückt und in Rom eine sozusagen moderne Stadt zweiten Ranges ohne besonders süd- lichen Charakter findet, ist noch groß genug. Nom ist in seinem einen Teile durchaus antik, in dem andern durchaus modern. Was das christliche Rom an Kirchen aus der mittelalterlichen Epoche hatte, ist unter den Händen so vieler sogenannter Restauratoren durchgegangen, daß man entweder etwas völlig Neues an Stelle des Dagewesenen, oder dieses in der unwürdigsten Verstümmelung findet; die Fassaden sind ver- schnörkelt, verklebt und übertüncht. Das bewohnte Rom gehört den drei letzten Jahrhunderten an. Was wir von dem wenig südländischen Charakter der Stadt gesagt haben, ist vorwiegend begründet durch die schiefen Ziegeldächer, wie wir sie auch im Norden sehen; erst zu Neapel und von dort südwärts nimmt der flache Altan deren Stelle ein. Damit soll nicht gesagt sein, Rom biete in seiner Totalität nicht einen ihm eigentümlichen Anblick. Einen solchen genießt der von Florenz kommende Fremde schon von weitem. Eccola Roma! — „Da ist Nom!" rufen der Kutscher und der Reisende wie aus einem Munde, wenn der Wagen die letzte Höhe vor Ponte Molle, der seit Konstantins schließlichem Sieg viel gefeierten milvischen Brücke erreicht hat; die Stadt mit ihrem Meer von Dächern, Kuppeln und Türmen liegt vor den sehnsüchtigen Blicken ausgebreitet. Die sieben oder vielmehr — seit dem Hereinziehen des Pincio, des Janiculo und des Vaticano in den Bereich der Stadtmauern — zehn. Hügel kommen dem Effekte des ersten Anblicks aus erhöhter Ferne sehr zu statten; die Hügel scheinen von selbst ihre Rücken darzubieten, um Kirchen und Paläste zu tragen. Sieh! da tritt jetzt auch der Petersdom in seiner alles beherrschenden Majestät hinter dem Monte Mario hervor. Dann rollt der Wagen über Ponte Molle, die langgestreckte, mit Villen garnierte vorstädtische Straße entlang, an der Einfahrt zum Garten der Villa Borghese vorbei, durch das Popolo-Thor auf den großen fast kreis- runden Platz. In der Mitte des letztern erhebt sich ans einem mit antiken Löwen gezierten Brunnen ein Obelisk, genannt nach Rhamses-Sefostris. Dieser ägyptische König — im 16. Jahrhundert v. Chr. — war der Dränger der Hebräer unmittelbar vor Mosis Zeit; sein Obelisk hatte demnach den Sturz eines Weltreiches überlebt, bevor er — unter Augnstus — nach Rom gebracht wurde. Dann sank das Römerreich um ihn herum zusammen. Lesebuch. 20

9. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 120

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
120 I. Beschreibende Prosa: Litteraturgeschichte. Fast um ebensoviele ist die Masse der Erschlagenen vermehrt. Nur Attila, der in dem ganzen Drama nun die Rolle eines müßigen Zu- schauers spielt, dann Dietrich und Hildebrand ragen wie drei einsame Masten des untergegangenen Heldenschiffes über die Fläche der verschlingen- den See empor. Auch jetzt wieder, wie in jener ersten Zeit nach Attilas Tod, be- mächtigte sich nicht ein einzelner bedeutender Geist dieses gewaltigen Stoffes, um ein einheitliches Gedicht daraus zu machen. Wieder griffen die ver- schiedenen Dichter — auch ihre Namen unbekannt, wie die der alten Nibelnngensänger und die der gleichzeitigen Minnedichter — nur einzelne Teile dieses Stoffes zu poetischer Behandlung heraus. Wieder fanden ein- zelne Teile doppelte Bearbeitung, während andere ganz leer ausgingen. Aber die Lieder wurden jetzt, in der vorgeschrittenern Zeit, durch die schriftliche Aufzeichnung fixiert. Und diesem Umstande verdanken wir es, daß ihrer zwanzig uns erhalten sind. Doch hat man die Lücken zwischen ihnen ausgefüllt, durch mannigfache Einschaltungen sie einander zu nähern gesucht, dem verschiedenen Stile verschiedener Dichter ein modisches, gleich- mäßig bedeckendes Mäntelchen umgehängt. Und was so zu stände kam mit dem Scheine eines einheitlichen Gedichtes, ist unser Nibelungen- lied. Nicht ein Lied also eigentlich, sondern eine Sammlung von zwanzig Liedern, welche das schärfere Auge philologisch geschulter Kritiker in ihrem verschiedenen Charakter, mit ihrem verschiedenen Stile, in ihren verschie- denen Ansichten über manche Punkte der Sage noch sehr wohl unter dem fremdartigen Schutt und Anwurfe zu erkennen vermag. Der G e i st, den fast alle diese Lieder atmen, ist nicht der Geist der hohenstausischen Periode, sondern es ist noch der Geist der Zeit, in welcher man zuerst von den Nibelungen sang. Es war ein hartes, wildes und kriegerisches Geschlecht, jene Ger- manen der Völkerwanderung: knorrig und fest wie ihre Eichen; rauh wie die Luft, die sie in sich sogen; düster wie der Himmel, zu dem sie empor- blickten; ahnungsvoll im Gemüte, wie das Rauschen ihrer Wälder; träge im Frieden, wie die Meere und Sümpfe, die sich noch endlos dehnten durch ihre Länder: im Kriege aber unwiderstehlich wie die Stürme, die über ihre Heiden hinbransten. ' Das ungestüme Heldenfeuer dieser Nordlandsöhne lodert noch hell auf in dem Nibelungenliede. Die Muse, die es eingegeben hat, ist eine stürmische Walküre, die auf dunklem Schlachtrosse durch die Wolken jagt, gepanzert von Kopf bis zu Füßen, Kampf und Streit in ihrem Blicke, Zorn auf ihrer Braue. Aber wenigstens nicht alle Dichter der Nibelungenlieder haben aus dem Methorne dieser Muse sich Begeisterung getrunken. In dem Liede
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