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1. Leitfaden der mathematischen und physischen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 116

1916 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
116 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre. Wallis, das Vorderrheintal, oder Quertäler, d. i. solche, die senkrecht auf dieser Achse stehen, z. B. die Täler der Reuß, des Tessin u. a. (Fig. 100). Nach der durchgreifenden Gliederung unter- scheidet man Haupttäler, welche ganze Gebirgs- systeme voneinander trennen, und Nebentäler, vermittelst welcher sich nur ein einzelnes Gebirge gliedert. Ihrer Entstehung nach sind die Täler vielfach solche, die bereits dem uranfänglichen Bau der Gebirge angehören und mit diesen zugleich entstanden sind (tektonische Täler), wie z. B. das Einbruchstal der Oberrheinischen Tiefebene, die Muldentäler des Schweizer Jura, die großen Längentäler der Alpen. Die meisten aber sind erst allmählich im Laufe der Zeit durch Schnee und Eis, Regen oder fließendes Wasser ausgehöhlt worden; es sind dies die Erosionstäler oder Skulpturtäler. Junge Erosionstäler sind eng; die Breite ist ein Zeichen höheren Alters. Dem Reichtum an Tälern danken die Gebirge ihren landschaftlichen Reiz; von ihnen hängt ferner ab die Zugänglichkeit und Wegsamkeit der Gebirge für Menschen und Tiere; selbst Pflanzen und Luftmassen folgen ihrer Richtung. i • Anhang. William Morris Davis' geographischer Zyklus Infolge von Hebungen und Senkungen der Erdrinde sind die sog. Urformen entstanden: Urhochländer. Urtiesländer, Urseen, Urflüsse usw. Unter dem Einfluß der Verwitterung und der Erosion werden diese Urformen zu konsequenten oder Folgeformen. Ist der Betrag der Veränderungen ein geringer, so spricht man von jungen Landschaften. Sind die Veränderungen weit fortgeschritten, die Land- schastssormen alfo schon mannigfach umgestaltet und vielfach ausgeglichen, so hat man es mit reisen Formen zu tun. Ist die Einebnung, welche die exogenen Kräfte zu bewirken suchen, völlig erreicht, so bezeichnet man solche Landschaften als alte (Fastebenen). „Jung" sind z. B. solche Teile der Alpen, wo die Höhen- unterschiede noch sehr bedeutend, die Flüsse noch in engen Schluchten dahinbrausen und die Seebecken noch nicht ausgefüllt sind. Ein Beispiel einer „reisen" Land- schast ist die Nordseite des Erzgebirges; die ursprünglichen Formen find fast völlig verändert, die Flüsse haben ziemlich geringes Gefälle und fließen oft in später ent- standenen Tälern. „Alte" Landschaften sind große Gebiete Rußlands; die ur- fprünglichen Höhen sind hier fast gänzlich abgetragen, die Flüsse ziehen mit geringem Gefälle dahin und die früheren Seebecken sind fast alle verschwunden. Diesen be- ständigen Wechsel der Oberflächenformen nennt man Zyklus. Ist an den abtragenden Vorgängen ganz besonders die Tätigkeit des fließenden Wassers beteiligt, so spricht man von normalem oder humidem (v. lat. humidus — seucht) Erosionszyklus. Ist der Ausgleich der Oberflächensormen zumeist ein J W. M. Davis ist ein amerikanischer Geograph.

2. Leitfaden der mathematischen und physikalischen Geographie für höhere Schulen und Lehrerbildungsanstalten - S. 102

1908 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
102 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre, Überwindung macht ihn dann mutig und keck. — d) Ganz den Eindrücken der Natur hingegeben, an der er wenig Veränderungen wahrnimmt, hängt er selbst treu an den überkommenen Gewohnheiten und ist mißtrauisch gegen das Fremde. — e) Der Boden lohnt im Gebirge so wenig, daß er selten ausreicht, dessen Bewohner zu ernähren; deshalb sehen sich diese gezwungen, durch andere Erwerbszweige das Fehlende zu ersetzen; sie treiben darum neben dem Ackerbau vorzugsweise Vieh- Wirtschaft, wozu sie die herrlichen Alpenwiesen oeranlassen; außerdem befassen sie sich noch mit mancherlei Industrie. Zu vielem Erwerb führen dann auch die zahl- reichen Fremden, die^während der Sommermonate vor dem Staube der Städte in die^Alpenwelt flüchten. 2. Die Gebirge spielen aber auch eine Rolle im Leben der Völker. Sie bilden Rassen-, Sprachen-, Religions- und Kulturscheiden. So trennen die Alpen Germanen und Romanen; nördlich vom Himalaja herrschen die ural - altaischen Sprachen, südlich davon arische Sprachen. — Aber auch innerhalb einer Nationalität übt das Gebirge seine trennende Kraft aus; denn es begünstigt die politische Zersplitterung einer Nation in einer Reihe selbständiger Staaten. Beweise hierfür liefern das alte Griechenland, die Schweiz und Mittel-Deutschland. c) Die Hohlformen. Die Hohlformen des Festlandes, welche die Erhebungen gliedern, heißen Täler. Die Täler sind ihrer Richtung nach Längentäler, d. i. solche, die mit der Erhebungsachse des Gebirges parallel laufeu, z. B. das Rhonetal im Wallis, das Vorderrheintal, oder Quertäler, d. i. solche, die senkrecht ans dieser Achse stehen, z. B. die Täler der Reuß, des Tessiu u. a. (Fig. 86). Nach der durchgreifenden Gliederuug unter- scheidet man Haupttäler, welche ganze Gebirgs- systeme voneinander trennen, und Nebentäler, vermittelst welcher sich nur ein einzelnes Gebirge gliedert. Ihrer Entstehung nach sind die Täler vielfach solche, die bereits dem uranfänglichen Bau der Gebirge angehören und mit diesen zugleich entstanden sind (tektonische Täler), wie z. B. das Einbruchstal der Oberrheinischen Tiefebene, die Muldentäler des Schweizer Jura, die großen Längentäler der Alpen. Die meisten aber sind erst allmählich im Lause der Zeit durch Schnee und Eis, Regen oder fließendes Wasser ausgehöhlt worden; es sind dies die Erosionstäler. Dem Reichtum an Tälern danken die Gebirge ihren landschaftlichen Reiz; von ihnen hängt ferner ab die Zugäuglichkeit und Wegfamkeit der Gebirge für Menschen und Tiere; selbst Pflanzen und Luftmassen folgen ihrer Richtung.

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 25

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Der Ammersee. -r> Gebet für den und jenen auf, welcher friedlich in seinein Bette entschlafen ist. Meist befinden sich darunter auch Verse oder Bibelstellen, welche sich auf die „vier letzten Tinge", insbesondere auf das Fegefeuer, beziehen. Tie- dürren Blätter der Zweige, die über sie hereinhängen, stimmen gut zu den Leichbrettern, nicht aber das Früh- lingslied der Amsel, welche neben ihnen verborgen fingt. Beim Bade Greifenberg, auf dessen Grunde schwefel- und arsenhaltende Quellen sprudeln, ragt ein hübsches- Schloß mit Fernsicht über den See und die stillen Wälder. Es ist ein beliebter Aufenthalt geworden und verdient es auch insbesondere mögen ihn diejenigen benutzen, die an einsamen Spaziergängen in Wäldern Gefallen finden. Jenseits des Sees fällt über der Einöde der Forste, die sich vom Gestade bis zum Gipfel des Hügels hinauf- ziehen, die Kirche von Andechs um so mehr in die Augen, als man sonst keine menschlichen Ansiedelungen am Gestade des Sees bemerkt. Der Kirchturm von Andechs bietet eine wun- derschöne Ausficht über jenes eigentümliche Gebiet, welches man die Vorlande der Alpen nennt. Es ist nicht mehr flach, kaum hügelig, und doch unterscheidet es- sich fehl' auffallend von der Ebene. Es scheint mir unmöglich, den Reiz dieses Landes auszumalen. Wer es niemals recht gesehen hat, vermöchte sich mit Hilfe der Einbildungskraft viel leichter eine Hochgebirgsgegend mit annähernder Treue vorzustellen als dieses stille Gebiet mit seinen Waldschatten, den Moorgründen, in welchen ein großer Teil der grellfarbigen Flora des- Hochgebirges sich angesiedelt hat, den klaren Tümpeln, den fumpfbraunen, trägen Wassern, den Ausblicken über weite Seebecken und auf die Schneefelder der Alpen, ein Gebiet voll eigentümlicher Schönheit, welche zu enträtseln und recht lieb zu gewinnen es aber eines andern Auges- bedarf als des Werkzeuges, mit welchem die Mehrzahl, der Menschen ausgerüstet ist.

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 245

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Erläuterungen. 245 Alexander von Humboldt zugesteht, „die Zeitgenossen mächtig an- geregt, des Weltalls heilige Rätsel zu lösen und das Bündnis zu erneuen, welches im Jugendalter der Menschheit Philosophie, Physik und Dichtung mit einem Band umschlang". (Vergl. A. Baum- gartner, Goethe Iii.) Granit besteht aus einem Gemenge von Feldspat, Quarz und Glimmer; die Glimmerblättchen sind nicht wie beim Gneis zu parallelen Schichten geordnet; von körnigem Aussehen, daher der Name (granum 5= Korn). Das Verhalten der verschiedenen Arten des Granits hin- sichtlich der Verwitterung ist verschieden; ebenso ungleich sind die aus der Verwitterung dieses Gesteins hervorgehenden Formen. (Spitzen, Hörner, Kuppen, wollsackähnliche Blöcke.) Weit verbreitet und vielfach verwertet. Gusla — einsaitiges, serbisches Streichinstrument nach Art unserer Guitarre. Gymuotus — Zitteraal. .Haas Hippolyt, Professor der Geologie und Paläontologie in Kiel, geb. 5. November 1855 zu Stuttgart. Verfasser verschiedener Werke geologischen Inhaltes, schrieb u. a.: „Quellenkunde"; „Aus der Sturm- und Drangperiode der Erde"; die Monographie: „Die deutsche Nordseeküste". Hagen von Tronje, der düstere Held im Nibelungenliede, der Mörder Siegsrieds, gehörte mit zu den Burgunden, welche die Donau hinab nach Ungarn zur Burg des gewaltigen Etzel zogen. Auf der Suche nach einer Überfahrt über die Donau traf er auf zwei Meer- weiber oder Schwanjungfrauen; die eine derselben verkündigte ihm warnend das Schicksal, das seiner und seiner Gefährten im Hunnen- lande wartete: Kampf und Tod. tzagion Oros — heiliger Berg, die östlichste der drei Halbinseln der Chalkidike, so genannt wegen der zahlreichen Mönche und Ein- siedler, die hier teils• gemeinsam in burgartigen Klöstern, teils einzeln in Dörfern, Zellen und Einsiedeleien in strenger Abgeschie- denheit leben. Sie bilden einen geistlichen Staat für sich, der aber der Türkei tributpflichtig ist. Die Klöster sind im Besitze wert- voller Handschriften und zahlreicher Urkunden aus dem Altertum und Mittelalter. Hahn Friedrich, Professor in Königsberg, geb. 3. März 1852 zu Glauzig (Anhalt). Hauptwerke: „Jnselstudien"; „Länderkundevon West- und Nordeuropa" (in Kirchhosss Länderkunde von Europa);

5. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 262

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
262 Erläuterungen. in Verbindung steht. Die Regulierungsarbeiten in der Zelt von 1889—W haben einen fast 8 km langen und mindestens 3 m tiefen Kanal geschaffen, der zwei bis drei großen Dampfern Raum zum Ausweichen bietet. Dieser schwierigste und wichtigste Teil der Donauregulierung hat die Bedeutung der Donau als Verkehrs- straße erheblich gesteigert. Trajan, römischer Kaiser von 98—117 n. Chr., ließ vor seinem ersten Feldzuge gegen die Daker die unter Tiberius begonnene Militärstraße (in der Donauenge zwischen Baziäs und Orsova) fertig stellen, ein Werk, das noch heute die Bewunderung des Be- schauers erregt. Dem Andenken des großen Kaisers ist die „Trajans- tasel" gewidmet, eine selsgehauene Inschrift im Kazanpasse. T r a m o n t a n a (it., von tra (Irans) — jenseits und monte — Berg, also jenseits der Berge befindlich oder herkommend) — Nordwind. Travertin ist ein von den Italienern so benannter goldgelber Tuffstein oder Kalktuff - wird neben dem 'Marmor zu Prachtbauten verwandt. Travertinbrüche bei Tivoli, dem alten Tibur, ostnordöftl. von Rom. Trinius August, geb. 31. Juli 1851, lebt als Geh. Hofrat zu Waltershausen i. Th.; fruchtbarer Reiseschriftsteller. In seinen zahlreichen Wanderbüchern läßt er den Reichtum der Natur und die Fülle der landschaftlichen Schönheiten unserer deutschen Gauen an uns vorüberziehen; er will — wie er selbst sagt — „ein echter Wanderbursche sein, der die Heckenrose am Wege liebt, weil sie ihm Duft und Schönheit freiwillig beut, der den Tannenhag jauchzend begrüßt, welcher ihm den Hut mit frischem Bruch schmückt und helle, frohe Wanderlieder in die Seele rauscht, der durch das wallende Kornfeld hinab zum ruhewinkenden Dorfe schreitet und leicht mit der Hand durch die im Abendfrieden nickenden Halme streift", der aber auch an dem Volke der deutschen Erde, an den Gestalten seiner Geschichte und Sage nicht achtlos vorübergeht und alles, was er gesehen und erlebt, mit dem Reize unmittelbarer Empfindung in fesselnder Sprache wiederzugeben weiß. Werke: „Thüringer Wanderbuch"; „Der Rennstieg"; „Hamburger Schleuder- tage"; „Unter Tannen und Farren"; „Märkische Streifzüge"; „All- deutschland in Wort und Bild" u. v. a. Troglodyte — Höhlenbewohner. Tuffe, mehr oder weniger lockere, niürbe bis feste Gesteine, die von einem erhärteten vulkanischen Schlamme herrühren; ein Konglomerat von Bimsstein-, Schlacken- und Aschenstücken.

6. Physische Erdkunde für höhere Lehranstalten - S. 48

1913 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
48 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre. Überwindung macht ihn dann mutig und keck. — d) Ganz den Eindrücken der Natur hingegeben, an der er wenig Veränderungen wahrnimmt, hängt er selbst treu an den überkommenen Gewohnheiten und ist mißtrauisch gegen das Fremde. — e) Der Boden lohnt im Gebirge so wenig, daß er selten ausreicht, dessen Bewohner zu ernähren; deshalb sehen sich diese gezwungen, durch andere Erwerbszweige das Fehlende zu ersetzen; sie treiben darum neben dem Ackerbau vorzugsweise Viehwirtschaft, wozu sie die herrlichen Alpenwiesen veranlassen; außerdem befassen sie sich noch mit mancherlei Industrie. Zu vielem Erwerb führen dann auch die zahlreichen Fremden, die während der Sommermonate vor dem Staube der Städte in die Alpenwelt flüchten. 2. Die Gebirge spielen aber auch eine Rolle im Leben der Völker. Sie bilden Rassen-, Sprachen-, Religions- und Kulturscheiden. So trennen die Alpen Germanen und Romanen; nördlich vom Himalaja herrschen die ural-altaischen Sprachen, südlich davon arische Sprachen. — Aber auch innerhalb einer Nationalität übt das Gebirge seine trennende Krast aus; denn es begünstigt die politische Zersplitterung einer Nation in eine Reihe selbständiger Staaten. Beweise hierfür liefern das alte Griechenland, die Schweiz und Mittel-Deutschland. e) Die Hohlformen. Die Hohlformen des Festlandes, welche die Erhebungen gliedern, heißen Täler. Die Täler sind ihrer Richtung nach Längentäler, d. i. solche, die mit der Erhebungsachse des Gebirges parallel laufen, z. B. das Rhonetal im Wallis, das Vorderrheintal, oder Quertäler, d. i. solche, die senkrecht auf dieser Achse stehen, z. B. die Täler der Reuß, des Tessin u. a. (Fig. 47). Nach der durchgreifenden Gliederung unterscheidet man Haupttäler, welche ganze Gebirgssysteme voneinander trennen, und Nebentäler, vermittelst welcher sich nur ein einzelnes Gebirge gliedert. Ihrer Entstehung nach sind die Täler vielfach solche, die bereits dem uranfänglichen Bau der Gebirge angehören und mit diesen zugleich entstanden sind (tektonische Täler), wie z. B. das Einbruchstal der Oberrheinischen Tiefebene, die Muldentäler des Schweizer Jura, die großen Längentäler der Alpen. Die meisten aber sind erst allmählich im Laufe der Zeit durch Schnee und Eis, Regen oder fließendes Wasser ausgehöhlt worden; es sind dies die Erosionstäler. Junge Erosionstäler sind meist eng; die Breite ist in der Regel ein Zeichen höheren Alters. Dem Reichtum an Tälern danken die Gebirge ihren landschaftlichen Reiz; von ihnen hängt ferner ab die Zugänglichkeit und Wegsamkeit der Gebirge für Menschen und Tiere; selbst Pflanzen und Luftmassen folgen ihrer Richtung.^, Anmerkung. Einfluß des Klimas auf die Gestalt der Land-oberfläche. Die feinere Skulptur der Landoberfläche ist ganz wesentlich vom

7. Dichtung der Neuzeit - S. 456

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
456 Neunte Periode. In Hitterdal der weise Priester sagte, Der Menschen altes Erbe sei der Schmerz. Wie alle erben, erbll ich meinen Teil Und nahm ihn willig an. Und Margit erbte Den Teil, der schwerer war, und nahm ihn an. — Der Gute sagte noch, daß jede Wolke, So schwarz sie droht, dem Himmel zugewandt Doch ihre lichte Sonnenseite hat: Die Sonnenseite unsrer Wolke heißt Ergebung, die sich lernt nach manchem Jahr. Der Stolz begehrt und trotzt und bäumt sich aus: Ergebung schweigt und neigt sich und verzichtet. Der Mensch ist ruhelos, solang er heischt; Doch die Entsagung macht ihn still und stark. So ist Weber ein genialer Dichter, gleich groß als tief empfindender Lyriker, vor dem die herrliche Gottesnatur und die geheimnisvolle Welt des Menschenherzens offen aufgedeckt liegen, und als vollendeter Epiker, voll Macht und Maß, voll kräftiger Kürze und klarer Harmonie. Bei ihm deckt sich ganz der Dichter mit dem Menschen, der ein goldreiner Charakter, ein wahrer und überzeugungsfester Christ ist. Gottfried Keller (1819—1890). Gottfried Keller wurde am 19. Juli 1819 im Dorfe Glattfelden bei Zürich als Sohn eines Drechslers geboren. Anfangs der Landschafts- malerei sich widmend, studierte er bald Philosophie und lebte seit 1853 als Staatsschreiber des Kantons Zürich und als Schriftsteller in feiner Heimatstadt bis zu seinem Tode am 16. Juli 1890. Er ist ausgezeichnet durch realistische Empfindung, tiefe Lebenskenntnis, anschauliche Zeichnung, erschütternde Tragik neben lebensvollem Humor und durch meisterhafte Sprache. Seine „Gesammelten Gedichte" enthalten manche lyrische und lyrisch-epische Perlen. Hervorragend ist ferner seine Novellen- sammlung „Die Leute vom Seldwyla", ernste und heitere Dorf- und Stadtgeschichten seiner schweizerischen Heimat, wahr und tief empfunden und zeugend von reicher künstlerischer Durchbildung. Auch die „Sieben Legenden", die „Züricher Novellen", „Das Sinngedicht" zeigen seine glänzende Begabung. Sein autobiographischer Roman „Der grüne Heinrich" fand eine Fortsetzung in seinem letzten gehaltreichen Werke „Martin Salander".

8. Mancherlei für Jung und Alt - S. 305

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
305 „Weltstadt". Wohin der Blick sich wendet — unbebaute Strecken, Weinpflanznngen, Gemüsegärten, zu landschaftlichen Zwecken dienende Gebäude, ausgedehnte Ruinenreste! Auch die Enttäuschung dessen, der von Norden her einrückt und in Rom eine sozusagen moderne Stadt zweiten Ranges ohne besonders süd- lichen Charakter findet, ist noch groß genug. Nom ist in seinem einen Teile durchaus antik, in dem andern durchaus modern. Was das christliche Rom an Kirchen aus der mittelalterlichen Epoche hatte, ist unter den Händen so vieler sogenannter Restauratoren durchgegangen, daß man entweder etwas völlig Neues an Stelle des Dagewesenen, oder dieses in der unwürdigsten Verstümmelung findet; die Fassaden sind ver- schnörkelt, verklebt und übertüncht. Das bewohnte Rom gehört den drei letzten Jahrhunderten an. Was wir von dem wenig südländischen Charakter der Stadt gesagt haben, ist vorwiegend begründet durch die schiefen Ziegeldächer, wie wir sie auch im Norden sehen; erst zu Neapel und von dort südwärts nimmt der flache Altan deren Stelle ein. Damit soll nicht gesagt sein, Rom biete in seiner Totalität nicht einen ihm eigentümlichen Anblick. Einen solchen genießt der von Florenz kommende Fremde schon von weitem. Eccola Roma! — „Da ist Nom!" rufen der Kutscher und der Reisende wie aus einem Munde, wenn der Wagen die letzte Höhe vor Ponte Molle, der seit Konstantins schließlichem Sieg viel gefeierten milvischen Brücke erreicht hat; die Stadt mit ihrem Meer von Dächern, Kuppeln und Türmen liegt vor den sehnsüchtigen Blicken ausgebreitet. Die sieben oder vielmehr — seit dem Hereinziehen des Pincio, des Janiculo und des Vaticano in den Bereich der Stadtmauern — zehn. Hügel kommen dem Effekte des ersten Anblicks aus erhöhter Ferne sehr zu statten; die Hügel scheinen von selbst ihre Rücken darzubieten, um Kirchen und Paläste zu tragen. Sieh! da tritt jetzt auch der Petersdom in seiner alles beherrschenden Majestät hinter dem Monte Mario hervor. Dann rollt der Wagen über Ponte Molle, die langgestreckte, mit Villen garnierte vorstädtische Straße entlang, an der Einfahrt zum Garten der Villa Borghese vorbei, durch das Popolo-Thor auf den großen fast kreis- runden Platz. In der Mitte des letztern erhebt sich ans einem mit antiken Löwen gezierten Brunnen ein Obelisk, genannt nach Rhamses-Sefostris. Dieser ägyptische König — im 16. Jahrhundert v. Chr. — war der Dränger der Hebräer unmittelbar vor Mosis Zeit; sein Obelisk hatte demnach den Sturz eines Weltreiches überlebt, bevor er — unter Augnstus — nach Rom gebracht wurde. Dann sank das Römerreich um ihn herum zusammen. Lesebuch. 20

9. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 120

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
120 I. Beschreibende Prosa: Litteraturgeschichte. Fast um ebensoviele ist die Masse der Erschlagenen vermehrt. Nur Attila, der in dem ganzen Drama nun die Rolle eines müßigen Zu- schauers spielt, dann Dietrich und Hildebrand ragen wie drei einsame Masten des untergegangenen Heldenschiffes über die Fläche der verschlingen- den See empor. Auch jetzt wieder, wie in jener ersten Zeit nach Attilas Tod, be- mächtigte sich nicht ein einzelner bedeutender Geist dieses gewaltigen Stoffes, um ein einheitliches Gedicht daraus zu machen. Wieder griffen die ver- schiedenen Dichter — auch ihre Namen unbekannt, wie die der alten Nibelnngensänger und die der gleichzeitigen Minnedichter — nur einzelne Teile dieses Stoffes zu poetischer Behandlung heraus. Wieder fanden ein- zelne Teile doppelte Bearbeitung, während andere ganz leer ausgingen. Aber die Lieder wurden jetzt, in der vorgeschrittenern Zeit, durch die schriftliche Aufzeichnung fixiert. Und diesem Umstande verdanken wir es, daß ihrer zwanzig uns erhalten sind. Doch hat man die Lücken zwischen ihnen ausgefüllt, durch mannigfache Einschaltungen sie einander zu nähern gesucht, dem verschiedenen Stile verschiedener Dichter ein modisches, gleich- mäßig bedeckendes Mäntelchen umgehängt. Und was so zu stände kam mit dem Scheine eines einheitlichen Gedichtes, ist unser Nibelungen- lied. Nicht ein Lied also eigentlich, sondern eine Sammlung von zwanzig Liedern, welche das schärfere Auge philologisch geschulter Kritiker in ihrem verschiedenen Charakter, mit ihrem verschiedenen Stile, in ihren verschie- denen Ansichten über manche Punkte der Sage noch sehr wohl unter dem fremdartigen Schutt und Anwurfe zu erkennen vermag. Der G e i st, den fast alle diese Lieder atmen, ist nicht der Geist der hohenstausischen Periode, sondern es ist noch der Geist der Zeit, in welcher man zuerst von den Nibelungen sang. Es war ein hartes, wildes und kriegerisches Geschlecht, jene Ger- manen der Völkerwanderung: knorrig und fest wie ihre Eichen; rauh wie die Luft, die sie in sich sogen; düster wie der Himmel, zu dem sie empor- blickten; ahnungsvoll im Gemüte, wie das Rauschen ihrer Wälder; träge im Frieden, wie die Meere und Sümpfe, die sich noch endlos dehnten durch ihre Länder: im Kriege aber unwiderstehlich wie die Stürme, die über ihre Heiden hinbransten. ' Das ungestüme Heldenfeuer dieser Nordlandsöhne lodert noch hell auf in dem Nibelungenliede. Die Muse, die es eingegeben hat, ist eine stürmische Walküre, die auf dunklem Schlachtrosse durch die Wolken jagt, gepanzert von Kopf bis zu Füßen, Kampf und Streit in ihrem Blicke, Zorn auf ihrer Braue. Aber wenigstens nicht alle Dichter der Nibelungenlieder haben aus dem Methorne dieser Muse sich Begeisterung getrunken. In dem Liede
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