Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden der mathematischen und physischen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 72

1916 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
72 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre. Die Versteinerungen geben uns äußerst wertvolle Aufschlüsse. 1. Wir erhalten durch sie einen Einblick in die Entwicklung der Pflanzen- und Tierwelt der früheren erdgeschichtlichen Perioden. 2. Sie geben uns ein Mittel in die Hand, wenn auch nicht das ab- solute, so doch das relative Alter der einzelnen Schichten der Erdrinde zu erkennen, da angenommen werden muß, daß Schichten mit gleichen Ver- steinerungen auch nahezu gleichzeitig entstanden sind. 3. Sie ermöglichen es, den Charakter der Wasseransammlung zu be- stimmen, worin die urweltlichen Organismen bei Lebzeiten sich aufhielten, und daraus können wieder Schlüsse gezogen werden auf die Verteilung von Land und Wasser. Diese hat ja in den verschiedensten Erdzeitaltern oftmals gewechselt. Bald hat das Meer Landstrecken überdeckt (Transgression)^, bald wieder verlassen. Die heutige Gestaltung der Festlandsmassen erfolgte ja erst in den jüngsten Zeiten der Erdgeschichte. 4. Die Versteinerungen gewähren uns Anhaltspunkte zur Beurteilung der früheren klimatischen Verhältnisse eines Gebietes. Wenn wir z. B. in Grönland versteinerte Überreste von Palmen finden, so dürfen wir an- nehmen, daß einst in jenem jetzt so kalten Gebiete ein wärmeres Klima geherrscht hat. 1 ■ Versteinerungen, welche uns bei Bestimmung des Alters der Schichten leiten können, heißen Leitfossilien. Die Wissenschaft, welche sich mit den Versteinerungen beschäftigt, ist die Paläontologie 2. Anmerkung. Alter der Erde. Die Schätzung, welche am bündigsten für das hohe Alter der Erde spricht, ist auf g e o l o g i s ch e Betrachtungen gegründet. Nach Archibald Geikie würden die sedimentären Schichten der Erdkruste über- einander gelagert eine Dicke von etwa 30 000 in ausmachen. Die Bildungsgeschwindig- keit solcher Schichten wird für 1 m auf 2900—22 700 Jahre geschätzt. Folglich verlangte die Bildung der sedimentären Schichten eine Zeit von 73—680 Millionen Jahre. Nach den geologischen Feststellungen ist man daher geneigt, die Zeit, welche seit der Erstarrung der Erdkruste verflossen ist, aus eine Milliarde von Jahren zu schätzen. Nach einigen Naturforschern betrüge allerdings das Alter der Erde nur einige Jahrzehnte von Millionen (Arrhenius). B. Die einzelnen Schichten (Formationen) der Erdrinde. Mit Rücksicht auf die Lagerung der Gesteine und die in ihnen auf- tretenden Petrefakten hat man die Erdschichten in Formationen eingeteilt. Unter einer Formation versteht man alle jene Schichten, welche gleichzeitig und gleichartig entstanden sind und gleichartige organische ' vom lat. transgredi = überschreiten. 2 vom griech. palaiös — alt, und ön — das Seiende (Wesen).

2. Leitfaden der mathematischen und physischen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 116

1916 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
116 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre. Wallis, das Vorderrheintal, oder Quertäler, d. i. solche, die senkrecht auf dieser Achse stehen, z. B. die Täler der Reuß, des Tessin u. a. (Fig. 100). Nach der durchgreifenden Gliederung unter- scheidet man Haupttäler, welche ganze Gebirgs- systeme voneinander trennen, und Nebentäler, vermittelst welcher sich nur ein einzelnes Gebirge gliedert. Ihrer Entstehung nach sind die Täler vielfach solche, die bereits dem uranfänglichen Bau der Gebirge angehören und mit diesen zugleich entstanden sind (tektonische Täler), wie z. B. das Einbruchstal der Oberrheinischen Tiefebene, die Muldentäler des Schweizer Jura, die großen Längentäler der Alpen. Die meisten aber sind erst allmählich im Laufe der Zeit durch Schnee und Eis, Regen oder fließendes Wasser ausgehöhlt worden; es sind dies die Erosionstäler oder Skulpturtäler. Junge Erosionstäler sind eng; die Breite ist ein Zeichen höheren Alters. Dem Reichtum an Tälern danken die Gebirge ihren landschaftlichen Reiz; von ihnen hängt ferner ab die Zugänglichkeit und Wegsamkeit der Gebirge für Menschen und Tiere; selbst Pflanzen und Luftmassen folgen ihrer Richtung. i • Anhang. William Morris Davis' geographischer Zyklus Infolge von Hebungen und Senkungen der Erdrinde sind die sog. Urformen entstanden: Urhochländer. Urtiesländer, Urseen, Urflüsse usw. Unter dem Einfluß der Verwitterung und der Erosion werden diese Urformen zu konsequenten oder Folgeformen. Ist der Betrag der Veränderungen ein geringer, so spricht man von jungen Landschaften. Sind die Veränderungen weit fortgeschritten, die Land- schastssormen alfo schon mannigfach umgestaltet und vielfach ausgeglichen, so hat man es mit reisen Formen zu tun. Ist die Einebnung, welche die exogenen Kräfte zu bewirken suchen, völlig erreicht, so bezeichnet man solche Landschaften als alte (Fastebenen). „Jung" sind z. B. solche Teile der Alpen, wo die Höhen- unterschiede noch sehr bedeutend, die Flüsse noch in engen Schluchten dahinbrausen und die Seebecken noch nicht ausgefüllt sind. Ein Beispiel einer „reisen" Land- schast ist die Nordseite des Erzgebirges; die ursprünglichen Formen find fast völlig verändert, die Flüsse haben ziemlich geringes Gefälle und fließen oft in später ent- standenen Tälern. „Alte" Landschaften sind große Gebiete Rußlands; die ur- fprünglichen Höhen sind hier fast gänzlich abgetragen, die Flüsse ziehen mit geringem Gefälle dahin und die früheren Seebecken sind fast alle verschwunden. Diesen be- ständigen Wechsel der Oberflächenformen nennt man Zyklus. Ist an den abtragenden Vorgängen ganz besonders die Tätigkeit des fließenden Wassers beteiligt, so spricht man von normalem oder humidem (v. lat. humidus — seucht) Erosionszyklus. Ist der Ausgleich der Oberflächensormen zumeist ein J W. M. Davis ist ein amerikanischer Geograph.

3. Leitfaden der mathematischen und physischen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 173

1916 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
E. Das Klima. 173 der Talböden im Vergleich zu den schwerer zugänglichen Talwänden. Nicht mehr zuträglich ist dem Menschen das Klima der Höhen über 2000 m. Oberhalb 4000 m beginnen die Erscheinungen der Bergkrankheit: Schwindel, Atemnot, Herzklopfen, Übelkeit. — Plateauflächen weisen starke Tem- peraturgegensätze auf. Klimaänderungen. Die Ergebnisse der geologischen Forschungen belehren uns, daß in Mitteleuropa das Klima noch in den letzten Zeitaltern wesentlich anders war als gegenwärtig: in der Diluvialzeit glazial, im ältesten Tertiär tropisch. Manche Berichte scheinen dafür zu sprechen, daß nach der Gegenwart hin sich das Klima verschlechtere. So wird z. B. in Ostpreußen kein Wein mehr gebaut. Der Grund hierfür liegt aber kaum daran, daß das Klima härter geworden, sondern daran, daß man den Wein jetzt nicht mehr gewürzt trinkt, wie zur Zeit der Ordensritter, und deshalb gegen seine Säure empfindlicher ist und daß man ihn infolge der verbesserten Verkehrsverhältnisse aus der Ferne herbeischaffen kann. Bis jetzt sind Änderungen des Klimas in historischer Zeit zahlenmäßig nicht nachzuweisen. Dagegen bestehen periodische Klima- schwankuugen. Solche hat Brückner aus den Gletschervorstößen und anderem festgestellt, und zwar mit einer Durchschnittsdauer von 35 Jahren. In der einen Hälfte der Periode ist das Klima der ganzen Erde ein mehr kontinentales (trocken-warmes), in der andern ein mehr maritimes (feucht-kühles). Wir befinden uns gegenwärtig in einer nassen Periode und nähern uns ihrem Höhepunkt. Die Wirkungen des Klimas sind für alles organische Leben und daher auch für den Menschen so tiefgreifend und mannigfach, daß kein anderer geographischer Ein- fluß hierin ihm gleichkommt. Außer den bereits im vorhergehenden erwähnten Ein- flüfsen des Klimas auf den Menschen sei noch folgendes erwähnt: Das Klima beeinflußt Nahrung und Kleidung, Bauweise und Beschäftigung der Menschen. Der Mensch benötigt in wärmeren Ländern nicht so reichlicher Nahrungsmengen als in kälteren, auch kann seine Nahrung eiweißürmer sein, da er weit weniger einer künstlichen Wärmeerzeugung bedarf. Der Tropenbewohner kann der Kleidung völlig entbehren, während die Bewohner höherer Breiten sich durch Pelze zu schätzen gezwungen sind. Die leichte Bauart der heißen Zone geht mit der Annäherung an die Gegenden höherer Breiten zu immer solideren Bauten über, da hier die Wohnungen nicht nur gegen Regen, sondern auch gegen Kälte zu schützen haben. Die Beschäftigung der Menschen vollzieht sich in Gegenden mit warmem Klima meist im Freien, in den kühleren Ländern dagegen hauptsächlich in ge- schlossenen Räumen. Die Hausgewerbe unserer deutschen Mittelgebirge und des zentralen Rußland sind wahrscheinlich in erster Linie durch die lange winterliche Unterbrechung der landwirtschaftlichen Arbeit hervorgerufen worden. Die Herstellung

4. Leitfaden der mathematischen und physischen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 178

1916 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
178 Geographie der Lebewesen (Biogeographie). Geoaravlüe der Lebewesen ibioaeoaralilne'5. das organische Leben nur auf die Erdoberfläche beschränkt glaubte, hat die neuere Forschung dargetan, daß für dasselbe keine Grenze besteht. 1. Die Polarfahrer haben in den höchsten erreichten Breiten noch ein reiches Leben gefunden, und ebenso leben im Gletschereise der Hochgebirge Insekten und Infusorien, so das karminrote Schnee-Urkorn und der schwärzliche Gletscherfloh. Für die Bakterien vollends kennt man keinen Kältegrad, der stark genug ist, sie zu töten. Die Kälte ist demnach nicht durchaus lebensfeindlich. 2. Nicht minder widersteht das Leben der Hitze. In heißen Quellen von 50 0 C wachsen noch Konserven und Oszillatorien, und die Bakterien sterben erst bei einer Temperatur von 110 bis 1200c. 3. Auch in völlig lichtlosen Räumen fehlt es nicht an Leben; die tiefsten Schächte und die dunkelsten Höhlen bergen in ihrem Schöße noch zahlreiche Organismen. 4. Ebenso ist vom Wasser bekannt, daß in dessen größten Tiefen trotz des ungeheuren Druckes und der niedrigen Temperatur noch viele organische Wesen munter gedeihen. 5. Endlich macht selbst die Trockenheit in den dürrsten Wüsten das Fortleben von Organismen nicht völlig unmöglich. Trotz dieser unbegrenzten Ausdehnung des organischen Lebens ist nun doch nicht zu verkennen, daß es von gewissen Einflüssen mehr oder minder begünstigt oder gehemmt wird. Bedingungen des pflanzlichen und tierischen Lebens. Die organischen Wesen bedürfen zu ihrem Gedeihen: 1. einer gewissen Beschaffenheit des Bodens; Gräser z. B. haben in ihrem Wachstum Kieselsäure nötig: sie können darum nur da in Menge vorkommen, wo reichliche Bewässerung die im Boden enthaltene Kieselsäure löslich macht; andere Pflanzen verlangen für ihren Aufbau Kalk, andere Natron usw. — Unter den Tieren sind hauptsächlich die gehäustragenden Weichtiere an kalkreiche Bodenarten gebunden. — Auch die physikalischen Eigenschaften des Bodens sind von wesentlicher Bedeutung für solche Tiere, die sich unterirdische Gänge und Höhlen graben. Der Maulwurf würde seine labyrinthischen Gänge nicht in einem lockern, sandigen Erdreich graben können, das hinter ihm zusammenfallen würde; ' vom griech. bios = Leben,

5. Leitfaden der mathematischen und physischen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 88

1916 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
88 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre. 2. Das Alluvium. Dieser Periode gehören alle Neugestaltungen am Erdkörper an, die in historischer Zeit stattgefunden haben und noch fortwährend vor sich gehen. Zu den Alluvialerscheinungen zählen daher alle Veränderungen der Erdoberfläche, wie sie innerhalb geschichtlicher Zeit durch Verwitterung, Wasser. Eis, Wind, Organismen, Vulkane, Erdbeben bewirkt worden sind (s. S. 90 u. ff.). Hierzu ge- sellen sich dann noch alle jene Umgestaltungen, die der Mensch durch seine Tätig- keit an der Erdrinde hervorgebracht hat. Alluvialgebilde finden sich aus der ganzen Erdoberfläche. Die kennzeichnenden Organismen dieser Periode sind die noch jetzt vorhandenen Pflanzen und Tiere sowie jene, welche in historischer Zeit ausgestorben sind oder durch den Einfluß der Menschen ausgerottet wurden. Von Tieren gehörten z. B. noch der historischen Zeit an der Ur, die Stellersche Seekuh, ein Riesen- vogel auf Neuseeland (Dinornis). Nahe am Verschwinden sind: Bison, Meer- otter und viele seltene Pflanzen. Auch die Ureinwohner Amerikas, Australiens und Europas gehen dem Untergange entgegen. Anmerkung. Die vorerwähnten Formationen sind keineswegs überall in lückenloser Weise entwickelt. Manche Formationen fehlen auch. Der Grund hier- von kann ein zweifacher sein. Entweder war das betreffende Gebiet Festland, als diese Formationen sich anderwärts aus dem Meere absetzten, oder sie sind in späterer Zeit wieder abgetragen worden, z. B. durch die Tätigkeit des Wassers. — Auch die Schichtenfolge zeigt mitunter sehr starke Unregelmäßigkeiten. Infolge zahlreicher Verschiebungen und Bewegungen, die teilweise schon in frühester Zeit eingetreten sind, befinden sich nicht selten die ältesten Formationen oben, die jüngsten hingegen unten. Ss s fss 1 f i : i Formation: Allu- biuttt Dilu- vium, Tertiär Kreide, Jura, Trias Karbo- nische Forma- tion Devoni- sche Forma- tion Silur- Forma- tion Archäische Fig. 72. graphische Parstellung der ßntwicklung des organischen Levens auf der ßrde.

6. Leitfaden der mathematischen und physischen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 113

1916 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
D. Die gegenwärtigen Formen der Gesteinshülle. 113 gehören sie zu den fruchtbarsten Gebieten des Erdballs, und nirgends treffen wir eine dichtere Anhäufung der Menschen als eben hier (Hindostan und China). Erscheinen uns die Gebirge als der Ausdruck der großartigsten Schaffenskräste der Natur, so bewundern wir in den Tiesländern vielfach die nicht minder großen Schöpfungen menschlichen Waltens, und zwar nicht nur der Jetztzeit, sondern auch der ältesten Zeiten menschlicher Gesittung (in Ägypten, Babylon, Indien, China). Ii. Nach der Entstehung unterscheidet man: 1. Ursprüngliche Ebenen oder Schichtungstafelländer. Beispiele: Arabien, Dekan, die Russische Tafel; der eigentliche Erdteil dieser Art von Ebenen ist Afrika. 2. Abrasions- oder Denudationsflächen. Sie sind das Ergebnis völliger Abtragung ehemaliger Gebirgserhebungen und treten fast nur im Gebirge des Urgesteins oder der ältesten Schichtengesteine auf. Beispiele: Finnland, Skandinavien, das Rheinische Schiefergebirge. 3. Ausfüllungs- oder Aufschüttungsebenen. Die vorhandenen Unebenheiten des Bodens werden durch lockeres, aufgeschüttetes, von den Flüssen, Gletschern oder Winden herbeigeschafftes Material über- deckt. So haben z. B. die Alpenslnsse und Alpengletscher durch das von ihnen talwärts getragene Material die Schwäbisch-Bayerische Hochebene und die Schweizer Hochfläche geschaffen. Äolischen Ursprungs sind bekanntlich die chinesischen Löß- ebenen. b) Erhebungen'. Die wichtigsten aller Erhebungen sind die Gebirge. I. Einteilung der Gebirge. Nach der Höhe unterscheidet man Mittelgebirge bis zu 2000 in Höhe und Hochgebirge über 2000 m. Nach ihrer Form können die Gebirge sein: 1. Massengebirge; ihre Breite und Länge ist nahezu gleich, z. B. der Harz; 2. Kamm- oder Kettengebirge, wenn die Gebirge ähnlich den Gliedern einer Kette zu einer langen Reihe verbunden sind; sie sind die häufigste Art von Gebirgen. Nach ihrer Entstehung sind die Gebirge: 1. tektonische Gebirge; sie entstanden infolge tektonischer Vorgänge, d. i. infolge von Bewegungen in der Erdrinde, welche eine Änderung im Bau der Oberfläche (daher auch der Name; griech. tektafnomai — ich baue) hervorbrachten. Sie gliedern sich wieder in a) Faltengebirge, z. B. die Alpen, der Schweizer Jura; d) Rumpfgebirge, z. B. Böhmer Wald, Niederrheinisches Schiefergebirge; ' Der jetzige Ausgangspunkt für die in Deutschland gemessenen Höhen ist das sog. Normal-Null (N.n.), 37 m unter dem Normalhöhenpunkte der Berliner Sternwarte gelegen, nur 66 min über dem Mittelwasser von Swinemünde. An den Bahnhöfen sind die Höhen durch „Höhenmarken" bezeichnet. Geist deck, Geographie. 3s. u. 37. Aufl. 8

7. Leitfaden der mathematischen und physischen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 115

1916 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
D. Die gegenwärtigen Formen der Gesteinshülle. 115 reich tum der ihnen entquellenden Ströme, je nachdem diese auf Mittelgebirgen oder auf Hochgebirgen ihren Ursprung haben. 3. Die klimatologische Wichtigkeit der Gebirge beruht darauf, daß sie nicht selten Klima- und Wetterscheiden bilden. So schützt der Himalaja die indische Halbinsel vor den rauhen Steppenstürmen Zentralasiens, und in Europa bilden die Alpen eine bedeutsame klimatische Scheidewand zwischen Deutschland und Italien. — Dann vereinigt das Gebirge selbst in seinen verschiedenen Höhen- lagen die Klimate mehrerer, oft aller geographischen Breiten. 4. Für die Pflanzen- und Tierwelt sind die Gebirge wie für das Klima bedeutsame Schranken. So bilden z. B. in Europa wieder die Alpen eine Pflanzenscheide; das Uralgebirge trennt die Tierwelt Sibiriens von der Europas. — Infolge seiner beträchtlichen Erhebung über die Meeresfläche zeigt das Gebirge auch eine große Mannigfaltigkeit dertier-undpflanzenwelt. 5. Die Gebirge sind endlich auch die Herde mineralischer Schätze und dadurch für die Verbreitung der Völker von großer Bedeutung. B. Für das Menschenleben. 1. Das leibliche und geistige Leben des Gebirgsmenschen wird von der Natur seiner Heimat vielfach beeinflußt; so ist z. B. der Gebirgsbewohner a) körper- lich meist rüstig; schon die kräftige Bergluft stärkt seine Glieder, dann aber auch der mühsame Erwerb (Holzfällen, Holzflößen usw.). — b) Die vielen Gefahren, die ihn umgeben, lassen ihn häufig an Gott denken, den Erhalter des Lebens; daher ist der Älpler auch sehr religiös. — c) Die Gebirge fördern seine geistige Spann- kraft; sie zwingen ihn ja, auf Mittel zur Abwehr zu sinnen, und ihre glückliche Überwindung macht ihn dann mutig und keck. — d) Schwer zugängliche Talland- schaften sind geistig vereinsamt und beharren meist in altertümlichen Kulturverhält- nissen. — e) Der Boden lohnt im Gebirge so wenig, daß er selten ausreicht, dessen Bewohner zu ernähren; deshalb sehen sich diese gezwungen, durch andere Erwerbs- zweige das Fehlende zu ersetzen. (Beispiele!) Zu vielem Erwerb führen dann auch die zahlreichen Fremden, die während der Sommermonate vor dem Staube der Städte in die Alpenwelt flüchten. 2. Die Gebirge spielen aber auch eine Rolle im Leben der Völker. Sie bilden Rassen-, Sprachen-, Religions- und Kulturscheiden. So trennen die Alpen Germanen und Romanen; nördlich vom Himalaja herrschen die ural-altaischen Sprachen, südlich davon arische Sprachen. — Aber auch innerhalb einer Nationalität übt das Gebirge seine trennende Kraft aus; denn es begünstigt die politische Zersplitterung einer Nation in eine Reihe selbständiger Staaten. Beweise hierfür liefern das alte Griechenland, die Schweiz und Mittel-Deutfchland. Die neueste Zeit hat freilich durch die großartigen Fortschritte der Verkehrstechnik die trennende Wirkung der Gebirge vielfach behoben und dadurch auf Siedelung und Volkswirtschaft der Gebirgslande stark eingewirkt. c) Die Hohlformen. Die Hohlformen des Festlandes, welche die Erhebungen gliedern, heißen Täler. Die Täler sind ihrer Richtung nach Längentäler, d.i. solche, die mit der Erhebungsachse des Gebirges parallel laufen, z. B. das Rhonetal im 8*

8. Leitfaden der mathematischen und physikalischen Geographie für höhere Schulen und Lehrerbildungsanstalten - S. 67

1908 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
A. Geschichte der Erdrinde im allgemeinen. 67 Ein konservierendes Material hat die organischen Formen umschlossen. So wurden z. B. die Mammutleichen im Eise Sibiriens sogar mit ihren Weichteilen vor Verwesung geschützt. Fremde, nicht durch den Lebensprozeß der Organismen selbst erzeugte Mineralstoffe (Kalk, Kieselsäure usw.) haben entweder Hohlräume aus- gefüllt, die nach Verwesung der eingehüllten organischen Teile zurückgeblieben sind, oder die organische Masse völlig ersetzt; derartige Nachbildungen sind die eigentlichen Versteinerungen. Schlamm, Sand, Kalk, in welche Organismen eingebettet wurden, lieferten Abdrücke ihrer äußeren Gestalt. Die Versteinerungen geben uns äußerst wertvolle Aufschlüsse. a) Wir erhalten durch sie einen Einblick in die Entwicklung der Pflanzen- und Tierwelt der früheren erdgeschichtlichen Perioden. . b) Sie geben uns ein Mittel in die Hand, wenn auch nicht das ab- solute, so doch das relative Alter der einzelnen Schichten der Erdrinde zu erkennen, da angenommen werden muß, daß Schichten mit gleichen Ver- steinerungen auch nahezu gleichzeitig entstanden sind. c) Sie ermöglichen es, den Charakter der Wasseransammlung zu be- stimmen, worin die urweltlichen Organismen bei Lebzeiten sich aufhielten, und daraus können wieder Schlüsse gezogen werden auf die Verteilung von Land und Wasser. Diese hat ja in den verschiedensten Erdzeitaltern oftmals gewechselt. Bald hat das Meer Landstrecken überdeckt (Trans- gression^) bald wieder verlassen. Die heutige Gestaltuug der Festlands- Massen erfolgte ja erst in den jüngsten Zeiten der Erdgeschichte. Versteinerungen, welche nns bei Bestimmung des Alters der Schichten leiten können, heißen Leitfofsilien. Die Wissenschaft, welche sich mit den Versteinerungen beschäftigt, ist die Paläontologie 2. Anmerkung. Alter der Erde. Die Schätzung, welche am bündigsten für das hohe Alter der Erde spricht, ist auf geologische Betrachtungen ge- gründet. Nach Archibald Geikie würden die sedimentären Schichten der Erd- kruste übereinander gelagert eine Dicke von etwa 30 000 in ausmachen. Die Bildungsgeschwindigkeit solcher Schichten wird zu 1 in in 2900—22 700 Jahren geschätzt. Folglich verlangte die Bildung der sedimentären Schichten eine Zeit von 73—680 Millionen Jahren. Nach den geologischen Daten ist man daher geneigt, die Zeit, welche seit der Erstarrung der Erdkruste verflossen ist, auf eine Milliarde von Jahren zu schätzen. Nach einigen Naturforschern betrüge allerdings das Alter der Erde nur einige Jahrzehnte von Millionen (Arrhenius). 1 vom lat. transgredi — überschreiten. 2 vom griech. palaiös — alt, und ön = das Seiende (Wescn).

9. Leitfaden der mathematischen und physikalischen Geographie für höhere Schulen und Lehrerbildungsanstalten - S. 68

1908 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
68 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre. B. Die einzelnen Schichten (Formationen) der Erdrinde. Mit Rücksicht auf die Lagerung der Gesteine und die in ihnen auftretenden Petrefakten hat man die Erdschichten in Formationen eingeteilt. Unter einer Formation versteht man alle jene Schichten, welche gleichzeitig und gleichartig entstanden sind und gleichartige organische Bildungen einschließen. Mehrere gleichartige Formationen werden zu Formationsgruppen, zu Perioden oder Zeitaltern der Erdgeschichte zusammengefaßt. Im ganzen unterscheidet man in der Entwicklungsgeschichte der Erde fünf Zeitalter. I. Arzeit der Krde oder archäisches 1 Zeitalter. Urgebirge; System der Schiefer. Die drei Hauptgesteine der archäischen Formationen sind: Gneis, Glimmerschiefer und Urtonschiefer. Sie gelten als die ältesten Schichten der Erde und enthalten nur zweifelhafte Spuren organischen Lebens. In das archäische Zeitalter fallen auch zahlreiche vulkanische Ausbrüche. Die entsprechenden Eruptivgesteine sind Granit, Syenit, Diorit und Grünstein (Diabas). Die archäischen Formationen haben sehr große Verbreitung auf der Erde und enthalten einen großen Reichtum an Erzlagerstätten und Erzgängen aller Art. In Mitteleuropa treten sie auf in den Zentralalpen, im Wasgenwald, im Schwarzwald, im Bayerischen Wald, im Fichtelgebirge usw. Ii. Altertum der Krde oder paläozoische2 Periode. Primärgebirge. Die paläozoischen Formationen sind, wie das Vorkommen zahlreicher Ver- steinerungen von Weichtieren und Fischen beweist, sämtlich aus dem Wasser abgesetzt, vielfach vermischt und durch eruptive Gesteine unterbrochen. Die Tier- und Pflanzenreste dieser Periode entfernen sich von den Organismen der Gegen- wart nach ihrem Aussehen und inneren Bau sehr bedeutend. Im einzelnen sind folgende Formationen zu unterscheiden: 1. Die kambrische^, die silurische4 und die devonische ^ Formation; die Grauwnckengruppe. Die wichtigsten sedimentären Gesteine dieser Gruppe sind schwarzgrauer Tonschiefer, Granwackenschieser (ein dunkelgraues Konglomerat von 1 vom griech. archaios — uranfänglich. 2 vom griech. palaiös — alt, und zöon — lebendes Wesen. 3 nach der Grafschaft Cambridge [femfiridsdj] in England benannt. * nach dem keltischen Volksstamm der Silürer in Wales benannt. 6 nach der Landschaft Devonshire ^dew'nschir) im Südwesten Englands benannt.

10. Leitfaden der mathematischen und physikalischen Geographie für höhere Schulen und Lehrerbildungsanstalten - S. 102

1908 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
102 1. Abschn. Die Gesteinshülle oder Lithosphäre, Überwindung macht ihn dann mutig und keck. — d) Ganz den Eindrücken der Natur hingegeben, an der er wenig Veränderungen wahrnimmt, hängt er selbst treu an den überkommenen Gewohnheiten und ist mißtrauisch gegen das Fremde. — e) Der Boden lohnt im Gebirge so wenig, daß er selten ausreicht, dessen Bewohner zu ernähren; deshalb sehen sich diese gezwungen, durch andere Erwerbszweige das Fehlende zu ersetzen; sie treiben darum neben dem Ackerbau vorzugsweise Vieh- Wirtschaft, wozu sie die herrlichen Alpenwiesen oeranlassen; außerdem befassen sie sich noch mit mancherlei Industrie. Zu vielem Erwerb führen dann auch die zahl- reichen Fremden, die^während der Sommermonate vor dem Staube der Städte in die^Alpenwelt flüchten. 2. Die Gebirge spielen aber auch eine Rolle im Leben der Völker. Sie bilden Rassen-, Sprachen-, Religions- und Kulturscheiden. So trennen die Alpen Germanen und Romanen; nördlich vom Himalaja herrschen die ural - altaischen Sprachen, südlich davon arische Sprachen. — Aber auch innerhalb einer Nationalität übt das Gebirge seine trennende Kraft aus; denn es begünstigt die politische Zersplitterung einer Nation in einer Reihe selbständiger Staaten. Beweise hierfür liefern das alte Griechenland, die Schweiz und Mittel-Deutschland. c) Die Hohlformen. Die Hohlformen des Festlandes, welche die Erhebungen gliedern, heißen Täler. Die Täler sind ihrer Richtung nach Längentäler, d. i. solche, die mit der Erhebungsachse des Gebirges parallel laufeu, z. B. das Rhonetal im Wallis, das Vorderrheintal, oder Quertäler, d. i. solche, die senkrecht ans dieser Achse stehen, z. B. die Täler der Reuß, des Tessiu u. a. (Fig. 86). Nach der durchgreifenden Gliederuug unter- scheidet man Haupttäler, welche ganze Gebirgs- systeme voneinander trennen, und Nebentäler, vermittelst welcher sich nur ein einzelnes Gebirge gliedert. Ihrer Entstehung nach sind die Täler vielfach solche, die bereits dem uranfänglichen Bau der Gebirge angehören und mit diesen zugleich entstanden sind (tektonische Täler), wie z. B. das Einbruchstal der Oberrheinischen Tiefebene, die Muldentäler des Schweizer Jura, die großen Längentäler der Alpen. Die meisten aber sind erst allmählich im Lause der Zeit durch Schnee und Eis, Regen oder fließendes Wasser ausgehöhlt worden; es sind dies die Erosionstäler. Dem Reichtum an Tälern danken die Gebirge ihren landschaftlichen Reiz; von ihnen hängt ferner ab die Zugäuglichkeit und Wegfamkeit der Gebirge für Menschen und Tiere; selbst Pflanzen und Luftmassen folgen ihrer Richtung.
   bis 10 von 51 weiter»  »»
51 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 51 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 5
1 7
2 1
3 8
4 22
5 7
6 52
7 110
8 12
9 11
10 7
11 10
12 0
13 25
14 10
15 23
16 7
17 120
18 225
19 78
20 1
21 15
22 44
23 2
24 78
25 3
26 2
27 1
28 6
29 38
30 17
31 0
32 12
33 0
34 3
35 6
36 1
37 17
38 210
39 2
40 26
41 51
42 1
43 3
44 50
45 51
46 4
47 0
48 6
49 312

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 33
1 211
2 147
3 437
4 130
5 6
6 30
7 35
8 99
9 213
10 9
11 25
12 36
13 237
14 143
15 19
16 197
17 912
18 6
19 19
20 67
21 66
22 227
23 51
24 19
25 697
26 104
27 33
28 48
29 12
30 67
31 110
32 33
33 25
34 24
35 775
36 34
37 8
38 86
39 109
40 21
41 298
42 85
43 708
44 7
45 841
46 169
47 54
48 19
49 10
50 40
51 9
52 756
53 59
54 46
55 116
56 74
57 7
58 56
59 69
60 114
61 39
62 8
63 82
64 24
65 94
66 155
67 21
68 144
69 114
70 51
71 368
72 56
73 14
74 50
75 66
76 63
77 257
78 23
79 15
80 12
81 52
82 63
83 80
84 34
85 30
86 65
87 91
88 48
89 47
90 83
91 47
92 2279
93 14
94 111
95 129
96 36
97 22
98 474
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 4
7 0
8 0
9 0
10 0
11 4
12 0
13 0
14 4
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 2
25 2
26 0
27 0
28 0
29 1
30 0
31 1
32 2
33 0
34 7
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 2
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 2
48 0
49 0
50 0
51 2
52 2
53 1
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 2
60 0
61 0
62 0
63 1
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 1
71 0
72 0
73 0
74 1
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 5
82 0
83 8
84 0
85 0
86 0
87 0
88 1
89 4
90 4
91 3
92 0
93 0
94 0
95 25
96 0
97 0
98 0
99 0
100 0
101 0
102 0
103 0
104 0
105 1
106 0
107 0
108 1
109 6
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 2
116 0
117 0
118 0
119 6
120 0
121 0
122 2
123 1
124 3
125 0
126 0
127 9
128 0
129 0
130 0
131 4
132 0
133 7
134 4
135 0
136 16
137 0
138 2
139 3
140 0
141 0
142 1
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 2
150 0
151 0
152 0
153 1
154 0
155 0
156 0
157 0
158 0
159 1
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 4
173 7
174 0
175 10
176 0
177 0
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 9
184 0
185 0
186 1
187 0
188 5
189 1
190 0
191 0
192 0
193 3
194 0
195 3
196 0
197 0
198 0
199 1