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1. Grundriss der römischen Altertümer - S. 242

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
242 § 124. Die religiösen Tage und Festzeiten. culares die erste Stelle ein. Die Einführung derselben ist unbekannt; geschichtlich nachweisbar aber wurden die ersten Säkularspiele 249, die zweiten 146 und die dritten 17 y. Chr. gehalten. Das Wort saeculum wurde erst you da ab als Zeitraum von 100 oder 110 Jahren angesehen, während es früher nach etruskischer Rechnung ein „Lebensalter“ bezeiclmete und überhaupt die Auffassung von der Dauer eines saeculum schwankend war. Die Berechnung der saecula lag in Rom den (etruskischen) Haruspices ob und die sibyllinischen Bücher übten Einflufs auf deren Bestimmung und auf die Säkularspiele. Der volle Name dieser Spiele, welche ,centesimo quoque anno‘ geschehen sollten, war: ludi saeculares Ditis patris. — In der augusteischen Zeit verband man den Gedanken an das goldene Zeitalter mit den Säkularspielen. Dahin zielen die Worte Yergils ecl. 4, 4: Ultima Cumaei venit iam carminis aetas ; Magnus ab integro saeclorum nascitur ordo. Immer lehnte sich die Abhaltung derselben an ein wichtiges Ereignis, lind sie sollten zur Versöhnung der Götter und zur Erhaltung der römischen Herrschaft dienen. Augustus änderte insoweit die Bedeutung der Säkularspiele, dafs er dabei den Dienst Juppiters und des ■palatinisclien Apollo hereinzog, während sie früher nur den unterirdischen Göttern gegolten hatten. Die Xvviri libris Sibyllinis hatten jetzt den Kult des palatinischen Apollo und zugleich diese Spiele zu besorgen; sie berechnen die saecula, kündigen durch ganz Italien das Fest an, welches drei Tage und drei Nächte dauerte; Tag um Tag wurden Opfer und Gebete je in bestimmten Tempeln dargebracht, Lustrationen vorgenommen und Spiele gegeben. Am dritten Tage war das Hauptfest im Tempel des Apollo, wo von Knaben- und Mädchenchören das Festlied (carmen saeculare), sowie andere Hymnen und Päane gesungen wurden. Auch lectisternia, Tierhetzen und Gladiatorenspiele finden wir aufgeführt. Ygl. das carmen saeculare des Horaz. D. Die religiösen Tage und Festzeiten, § 124. 1. Einteilung der Tage. Man unterschied im römischen Kalender: a) Dies festi und profesti; jenes sind Feiertage, dieses Geschäfts- oder Werktage (^rofesti eigentlich Forfeste, Tage vor den Festen), an welchen der Privatmann seinen bürgerlichen Geschäften nachgehen konnte. b) Dies fasti und nefasti. Diese Unterscheidung gilt nur für die Magistrate. Die dies fasti (= Sprechtage), im Kalender mit F bezeichnet, sind Gerichts- und Yersammlungstage, wo es also gestattet war, lege agere und cum populo agere. Der Prätor durfte in iure verhandeln und sein do dico addico sprechen. Daneben

2. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 51

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
51 Frage kam, zum Teil auch in durchaus ffentlichen Prozessen- die dritte Periode endlich zeigt ihn als Staatsredner aus der hchsten Stufe seiner Ttigkeit. Die Ttigkeit des Sachwalters bildete fr Demosthenes, wie spter in Rom fr Cicero, die Vorstufe zum staatsmnnischen Wirken. Sie bot ihm Gelegenheit zur bung und lenkte die ffentliche Auf-merksamkeit auf ihn. Als Anwalt bald geschtzt und gesucht, setzte er sein Wirken als solcher auch durch die ganze zweite Periode seines Lebens und Schaffens, ja sogar in die dritte hinein fort, bis schlielich das Hin- und Herwogen der politischen Kmpfe seine Kraft so voll in Anspruch nahm, da fr private Ttigkeit kein Raum mehr brig blieb. In der zweiten Periode seiner Beredsamkeit ist von Bedeutung die erste von ihm selbst in ffentlicher Sache gehaltene Rede hqs Aenxivr\v (355), worin er den zur Besserung der schlechten Finanzlage des Staates von Leptines gestellten Antrag, die Steuerfreiheit (rexeia) auf die Nachkommen des Harmodios und Aristogeiton zu beschrnken, erfolgreich bekmpfte, indem er in glnzender Ausfhrung darauf hinwies, da der Staat die Pflicht habe, verdiente Brger auch durch Steuererla zu belohnen. In der dritten Periode, der des staatsmnnischen Wirkens, griff der Redner in seinen dn](Xyiyoqiai, die er persnlich zu wirkungsvollstem Vortrage bringt, mit der ganzen Tatkraft seiner Natur, mit begeisterter Liebe zu seinem Volke und Vaterlande und glhendem Hasse gegen dessen Feinde in die auswrtige Politik ein, all seine Kraft einsetzend, um Griechenland von dem durch den Makedonerknig Philipp drohenden Untergange zu retten. Demosthenes ersteigt hier die hchste Stufe seines Knnens, zugleich die hchste Stufe der griechischen Beredsamkeit, ja vielleicht der Redekunst aller Zeiten und Völker. Der athenische Staat befand sich zu jener Zeit sowohl im Innern als nach auen in der traurigsten Lage. Theben hatte seine Hand auf die so wichtige attische Grenzfeste Oropos gelegt, Alexander von Pherai lief nrt seiner Flotte ungehindert in den Peiraieus ein, die berseeischen Bundesgenossen hatten durch einen glcklichen Krieg sich grtenteils selbstndig gemacht, und all diesem ueren Migeschick stand das athenische Volk in trger Schlaffheit gegenber. Demosthenes trat zunchst nur bei besonderen Anlssen hervor, indem er z. B. die heibltigen Athener warnte, sich in einen bereilten Krieg gegen die Perser zu strzen. Dann aber trat er, als Mensch an Jahren und an Urteil voll gereift, als Redner in unentwegtem Streben bei hchster Begabung zu unbestrittener Meisterschaft emporgewachsen, als Staatsmann der das Ziel seines zuknftigen rednerischen und politischen Wirkens zur Klarheit gelangt, in den groen Kampf gegen König Philipp von Makedonien. Das siegreiche Vordringen Philipps in Thrakien, seine Bndnisse mit Byzanz und Perinth, die schwere Bedrohung der dortigen athenischen Interessen lieen ihn, 351, in der ersten Philippika zum ersten Male seine Stimme gewaltig erheben zur Mahnung an die trge, ge-

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 245

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Erläuterungen. 245 Alexander von Humboldt zugesteht, „die Zeitgenossen mächtig an- geregt, des Weltalls heilige Rätsel zu lösen und das Bündnis zu erneuen, welches im Jugendalter der Menschheit Philosophie, Physik und Dichtung mit einem Band umschlang". (Vergl. A. Baum- gartner, Goethe Iii.) Granit besteht aus einem Gemenge von Feldspat, Quarz und Glimmer; die Glimmerblättchen sind nicht wie beim Gneis zu parallelen Schichten geordnet; von körnigem Aussehen, daher der Name (granum 5= Korn). Das Verhalten der verschiedenen Arten des Granits hin- sichtlich der Verwitterung ist verschieden; ebenso ungleich sind die aus der Verwitterung dieses Gesteins hervorgehenden Formen. (Spitzen, Hörner, Kuppen, wollsackähnliche Blöcke.) Weit verbreitet und vielfach verwertet. Gusla — einsaitiges, serbisches Streichinstrument nach Art unserer Guitarre. Gymuotus — Zitteraal. .Haas Hippolyt, Professor der Geologie und Paläontologie in Kiel, geb. 5. November 1855 zu Stuttgart. Verfasser verschiedener Werke geologischen Inhaltes, schrieb u. a.: „Quellenkunde"; „Aus der Sturm- und Drangperiode der Erde"; die Monographie: „Die deutsche Nordseeküste". Hagen von Tronje, der düstere Held im Nibelungenliede, der Mörder Siegsrieds, gehörte mit zu den Burgunden, welche die Donau hinab nach Ungarn zur Burg des gewaltigen Etzel zogen. Auf der Suche nach einer Überfahrt über die Donau traf er auf zwei Meer- weiber oder Schwanjungfrauen; die eine derselben verkündigte ihm warnend das Schicksal, das seiner und seiner Gefährten im Hunnen- lande wartete: Kampf und Tod. tzagion Oros — heiliger Berg, die östlichste der drei Halbinseln der Chalkidike, so genannt wegen der zahlreichen Mönche und Ein- siedler, die hier teils• gemeinsam in burgartigen Klöstern, teils einzeln in Dörfern, Zellen und Einsiedeleien in strenger Abgeschie- denheit leben. Sie bilden einen geistlichen Staat für sich, der aber der Türkei tributpflichtig ist. Die Klöster sind im Besitze wert- voller Handschriften und zahlreicher Urkunden aus dem Altertum und Mittelalter. Hahn Friedrich, Professor in Königsberg, geb. 3. März 1852 zu Glauzig (Anhalt). Hauptwerke: „Jnselstudien"; „Länderkundevon West- und Nordeuropa" (in Kirchhosss Länderkunde von Europa);

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 262

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
262 Erläuterungen. in Verbindung steht. Die Regulierungsarbeiten in der Zelt von 1889—W haben einen fast 8 km langen und mindestens 3 m tiefen Kanal geschaffen, der zwei bis drei großen Dampfern Raum zum Ausweichen bietet. Dieser schwierigste und wichtigste Teil der Donauregulierung hat die Bedeutung der Donau als Verkehrs- straße erheblich gesteigert. Trajan, römischer Kaiser von 98—117 n. Chr., ließ vor seinem ersten Feldzuge gegen die Daker die unter Tiberius begonnene Militärstraße (in der Donauenge zwischen Baziäs und Orsova) fertig stellen, ein Werk, das noch heute die Bewunderung des Be- schauers erregt. Dem Andenken des großen Kaisers ist die „Trajans- tasel" gewidmet, eine selsgehauene Inschrift im Kazanpasse. T r a m o n t a n a (it., von tra (Irans) — jenseits und monte — Berg, also jenseits der Berge befindlich oder herkommend) — Nordwind. Travertin ist ein von den Italienern so benannter goldgelber Tuffstein oder Kalktuff - wird neben dem 'Marmor zu Prachtbauten verwandt. Travertinbrüche bei Tivoli, dem alten Tibur, ostnordöftl. von Rom. Trinius August, geb. 31. Juli 1851, lebt als Geh. Hofrat zu Waltershausen i. Th.; fruchtbarer Reiseschriftsteller. In seinen zahlreichen Wanderbüchern läßt er den Reichtum der Natur und die Fülle der landschaftlichen Schönheiten unserer deutschen Gauen an uns vorüberziehen; er will — wie er selbst sagt — „ein echter Wanderbursche sein, der die Heckenrose am Wege liebt, weil sie ihm Duft und Schönheit freiwillig beut, der den Tannenhag jauchzend begrüßt, welcher ihm den Hut mit frischem Bruch schmückt und helle, frohe Wanderlieder in die Seele rauscht, der durch das wallende Kornfeld hinab zum ruhewinkenden Dorfe schreitet und leicht mit der Hand durch die im Abendfrieden nickenden Halme streift", der aber auch an dem Volke der deutschen Erde, an den Gestalten seiner Geschichte und Sage nicht achtlos vorübergeht und alles, was er gesehen und erlebt, mit dem Reize unmittelbarer Empfindung in fesselnder Sprache wiederzugeben weiß. Werke: „Thüringer Wanderbuch"; „Der Rennstieg"; „Hamburger Schleuder- tage"; „Unter Tannen und Farren"; „Märkische Streifzüge"; „All- deutschland in Wort und Bild" u. v. a. Troglodyte — Höhlenbewohner. Tuffe, mehr oder weniger lockere, niürbe bis feste Gesteine, die von einem erhärteten vulkanischen Schlamme herrühren; ein Konglomerat von Bimsstein-, Schlacken- und Aschenstücken.

5. Bd. 2 - S. 8

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Ñ Drittes Kap. S ch a up l a z der Begebenheiten. sillares), als die Basis der römischen Chronologie, von vielen grund- gelehrten Männern fleißig bearbeitet und sowohl aus Schriftstellern, als aus Inschriften (besonders den berühmten fastis capitolinis) mit größter Sorgfalt zusammengetragen worden; so bleibt doch den Freun- den der höchsten Genauigkeit noch Vieles zu wünschen übrig. Um das Zeitverhaltniß der Hauptbegebenheiten dieses zweiten Zeit- raums dem Gedächtnisse geläufig zu machen, dazu mag nebenstehende Tabelle dienen. (S. Tabelle.) Drittes Kapitel. Schauplaz der Begebenheiten. Alle Länder, welche im vorigen Zeiträume den Blick des Geschichts- forschers ans sich zogen, bleiben auch in diesem zweiten merkwürdig, jedoch nicht insgesammt in demselben Grade. Die Vereinigung vieler Gebiete zu ungeheueren Weltreichen vermindert die Wichtigkeit der ein- zelnen Provinzen; aber das Schauspiel wird um so imposanter, und die Ucbersicht des in wenigere Hauptmassen zerfallenden Ganzen ist leichter. Gleichwohl erstreckt sich die Scene der Weltbegebenheiten viel weiter nach allen Richtungen, als in der vorigen Periode. Auf manche Länder, worüber noch blosc Dämmerung schwebte, fällt nun ein helles historisches Licht, und viele treten aus völliger Dunkelheit hervor. Aber vorzüglich erweitert sich die Scene in Westen, wo Italien, Hispa- uien, Gallien und ein großer Theil von Nordafrika Schanpläze der wichtigsten Revolutionen werden, und selbst die brittischen Eelteu und die Teutscheu daran einen bedeutenden Anthcil nehmen. Auch von Scythcn und Indiern erschallt durch Handelsverkehr und Krieg eine etwas genauere Kunde, und die Länder zwischen dem Tigris und Indus ziehen, als der Siz großer auf einander folgender Reiche, unsere Blicke fortwährend auf sich. Auf diesem großen Schauplaze des Völkergedränges sind einige wenige Nationen in dem Maße vorherrschend, daß neben ihnen alle anderen fast zur Unbedeutsamkeit zurückweichen. Perser, Griechen, Macedonicr und Römer sind diese Hauptnationen, welche den Gang der menschlichen Schicksale im Großen leiten, und in deren Ge- schichte jene aller anderen Völker — selbst Parther und Karthager nicht ausgenommen — sich so natürlich verflechten, oder vcrgleichungs- weise dagegen so sehr im Schatten stehen, daß sie kaum eine abgcson, derte Behandlung verdienen, und füglicher als Episoden oder als An- hang zu jenen vier Hauptgeschichten erzählt werden.

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 307

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die christliche Religion abgeschafft. Der neue Kalender. 307 drei für den Winter: Nivose (Schnee-), Pluviose (Regen-), Ventose (Windemonat); drei für den Frühling: Germinai (Keim-), Floreal (Blumen-), Prairial (Wiesenmonat); drei für den Sommer: Messidor (Aernte-), Thermidor (Hitze-), Fruktidor (Obstmonat). Jeder Monat hatte drei Dekaden; jeder Tag hieß von seiner Stelle in der Dekade: Primidi, Duodi, Tridi, Quartidi u. s. w. und statt der Heiligennamen wurden sie nach ökonomischen Thieren, Pflanzen und Werkzeugen ge- nannt, wie das Jahr sie bringt oder die Menschen sie brauchen. Da- mit wollte man dein Volke den Reichthum der Natur zeigen, ihm Liebe für den Landbau einflößen und es methodisch die Folgenreihe der Ein- flüsse des Himmels und der Erzeugnisse der Erde kennen lehren. So hatte z. B. die erste Dekade des Vendemiaire folgende Namen: 1) Traube, 2) Safran, 3) Kastanie, 4) Zeitlose, 5) Pferd (ein Hausthier, um die Hälfte der Dekade zu bezeichnen), 6) Balsamine, 7) Möhre, 8) Tau- sendschön, 9) Pastinake, 10) Bütte (ein Werkzeug zur Bezeichnung des Dekadenschlusses). Die fünf Ergänzungstage des Jahres wurden an das Ende geworfen, Sanskulottiden genannt und waren Festtage: der 1. das Fest der Tugenden, der 2. des Genies, der 3. der Arbeit, der 4. der öffentlichen Meinung, der 5. der Belohnungen; im Schaltjahre hieß der 6. der Revolutionstag oder vorzugsweise der Sanskulottide. Die Periode von vier Jahren, nach deren Ablaufe die Zugabe des Schalt- tages nothwendig ist, um das bürgerliche Jahr mit den Bewegungen der Gestirne in Einklang zu bringen, sollte die Franziade heißen. „Auch wird die Republik alle Jahre die Feste vom 14. Juli 1789, vom 10. August 1792 und 21. Januar 1793 feiern." „Lehrer, Lehrerinen, Väter und Mütter, alle, welche die Erziehung der Kinder leiten, werden sich angelegen sein lassen, ihnen den neuen Kalender nach der beigegebenen Anweisung zu erklären" (Beschluß vom 2. Frimaire, 2. Jahr). Den Robespierre erzürnte das Treiben des wüsten Hebert und dessen thierisch schamloses Wesen, denn er berechnete, daß dadurch die Republik zum Abscheu aller nicht völlig entsittlichten Franzosen und Völker werden müsse, und nun dekretierte auf seinen Antrag der Konvent: „das französische Volk anerkennt das Dasein Gottes und die Unsterblichkeit der Seele; alle Gewaltthätigkeiten und der Freiheit Her Gottesverehrung zu- widerlaufenden Maßregeln sind verboten." Nun wurde auch ein Fest des höchsten Wesens gehalten, zu dem eigene Lieder gedichtet waren; Robes- pierre erschien selbst mit einem Blumensträuße an der Brust und hielt Reden von Gott und Freiheit. 20*

7. Dichtung der Neuzeit - S. 456

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
456 Neunte Periode. In Hitterdal der weise Priester sagte, Der Menschen altes Erbe sei der Schmerz. Wie alle erben, erbll ich meinen Teil Und nahm ihn willig an. Und Margit erbte Den Teil, der schwerer war, und nahm ihn an. — Der Gute sagte noch, daß jede Wolke, So schwarz sie droht, dem Himmel zugewandt Doch ihre lichte Sonnenseite hat: Die Sonnenseite unsrer Wolke heißt Ergebung, die sich lernt nach manchem Jahr. Der Stolz begehrt und trotzt und bäumt sich aus: Ergebung schweigt und neigt sich und verzichtet. Der Mensch ist ruhelos, solang er heischt; Doch die Entsagung macht ihn still und stark. So ist Weber ein genialer Dichter, gleich groß als tief empfindender Lyriker, vor dem die herrliche Gottesnatur und die geheimnisvolle Welt des Menschenherzens offen aufgedeckt liegen, und als vollendeter Epiker, voll Macht und Maß, voll kräftiger Kürze und klarer Harmonie. Bei ihm deckt sich ganz der Dichter mit dem Menschen, der ein goldreiner Charakter, ein wahrer und überzeugungsfester Christ ist. Gottfried Keller (1819—1890). Gottfried Keller wurde am 19. Juli 1819 im Dorfe Glattfelden bei Zürich als Sohn eines Drechslers geboren. Anfangs der Landschafts- malerei sich widmend, studierte er bald Philosophie und lebte seit 1853 als Staatsschreiber des Kantons Zürich und als Schriftsteller in feiner Heimatstadt bis zu seinem Tode am 16. Juli 1890. Er ist ausgezeichnet durch realistische Empfindung, tiefe Lebenskenntnis, anschauliche Zeichnung, erschütternde Tragik neben lebensvollem Humor und durch meisterhafte Sprache. Seine „Gesammelten Gedichte" enthalten manche lyrische und lyrisch-epische Perlen. Hervorragend ist ferner seine Novellen- sammlung „Die Leute vom Seldwyla", ernste und heitere Dorf- und Stadtgeschichten seiner schweizerischen Heimat, wahr und tief empfunden und zeugend von reicher künstlerischer Durchbildung. Auch die „Sieben Legenden", die „Züricher Novellen", „Das Sinngedicht" zeigen seine glänzende Begabung. Sein autobiographischer Roman „Der grüne Heinrich" fand eine Fortsetzung in seinem letzten gehaltreichen Werke „Martin Salander".

8. Mancherlei für Jung und Alt - S. 305

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
305 „Weltstadt". Wohin der Blick sich wendet — unbebaute Strecken, Weinpflanznngen, Gemüsegärten, zu landschaftlichen Zwecken dienende Gebäude, ausgedehnte Ruinenreste! Auch die Enttäuschung dessen, der von Norden her einrückt und in Rom eine sozusagen moderne Stadt zweiten Ranges ohne besonders süd- lichen Charakter findet, ist noch groß genug. Nom ist in seinem einen Teile durchaus antik, in dem andern durchaus modern. Was das christliche Rom an Kirchen aus der mittelalterlichen Epoche hatte, ist unter den Händen so vieler sogenannter Restauratoren durchgegangen, daß man entweder etwas völlig Neues an Stelle des Dagewesenen, oder dieses in der unwürdigsten Verstümmelung findet; die Fassaden sind ver- schnörkelt, verklebt und übertüncht. Das bewohnte Rom gehört den drei letzten Jahrhunderten an. Was wir von dem wenig südländischen Charakter der Stadt gesagt haben, ist vorwiegend begründet durch die schiefen Ziegeldächer, wie wir sie auch im Norden sehen; erst zu Neapel und von dort südwärts nimmt der flache Altan deren Stelle ein. Damit soll nicht gesagt sein, Rom biete in seiner Totalität nicht einen ihm eigentümlichen Anblick. Einen solchen genießt der von Florenz kommende Fremde schon von weitem. Eccola Roma! — „Da ist Nom!" rufen der Kutscher und der Reisende wie aus einem Munde, wenn der Wagen die letzte Höhe vor Ponte Molle, der seit Konstantins schließlichem Sieg viel gefeierten milvischen Brücke erreicht hat; die Stadt mit ihrem Meer von Dächern, Kuppeln und Türmen liegt vor den sehnsüchtigen Blicken ausgebreitet. Die sieben oder vielmehr — seit dem Hereinziehen des Pincio, des Janiculo und des Vaticano in den Bereich der Stadtmauern — zehn. Hügel kommen dem Effekte des ersten Anblicks aus erhöhter Ferne sehr zu statten; die Hügel scheinen von selbst ihre Rücken darzubieten, um Kirchen und Paläste zu tragen. Sieh! da tritt jetzt auch der Petersdom in seiner alles beherrschenden Majestät hinter dem Monte Mario hervor. Dann rollt der Wagen über Ponte Molle, die langgestreckte, mit Villen garnierte vorstädtische Straße entlang, an der Einfahrt zum Garten der Villa Borghese vorbei, durch das Popolo-Thor auf den großen fast kreis- runden Platz. In der Mitte des letztern erhebt sich ans einem mit antiken Löwen gezierten Brunnen ein Obelisk, genannt nach Rhamses-Sefostris. Dieser ägyptische König — im 16. Jahrhundert v. Chr. — war der Dränger der Hebräer unmittelbar vor Mosis Zeit; sein Obelisk hatte demnach den Sturz eines Weltreiches überlebt, bevor er — unter Augnstus — nach Rom gebracht wurde. Dann sank das Römerreich um ihn herum zusammen. Lesebuch. 20

9. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 120

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
120 I. Beschreibende Prosa: Litteraturgeschichte. Fast um ebensoviele ist die Masse der Erschlagenen vermehrt. Nur Attila, der in dem ganzen Drama nun die Rolle eines müßigen Zu- schauers spielt, dann Dietrich und Hildebrand ragen wie drei einsame Masten des untergegangenen Heldenschiffes über die Fläche der verschlingen- den See empor. Auch jetzt wieder, wie in jener ersten Zeit nach Attilas Tod, be- mächtigte sich nicht ein einzelner bedeutender Geist dieses gewaltigen Stoffes, um ein einheitliches Gedicht daraus zu machen. Wieder griffen die ver- schiedenen Dichter — auch ihre Namen unbekannt, wie die der alten Nibelnngensänger und die der gleichzeitigen Minnedichter — nur einzelne Teile dieses Stoffes zu poetischer Behandlung heraus. Wieder fanden ein- zelne Teile doppelte Bearbeitung, während andere ganz leer ausgingen. Aber die Lieder wurden jetzt, in der vorgeschrittenern Zeit, durch die schriftliche Aufzeichnung fixiert. Und diesem Umstande verdanken wir es, daß ihrer zwanzig uns erhalten sind. Doch hat man die Lücken zwischen ihnen ausgefüllt, durch mannigfache Einschaltungen sie einander zu nähern gesucht, dem verschiedenen Stile verschiedener Dichter ein modisches, gleich- mäßig bedeckendes Mäntelchen umgehängt. Und was so zu stände kam mit dem Scheine eines einheitlichen Gedichtes, ist unser Nibelungen- lied. Nicht ein Lied also eigentlich, sondern eine Sammlung von zwanzig Liedern, welche das schärfere Auge philologisch geschulter Kritiker in ihrem verschiedenen Charakter, mit ihrem verschiedenen Stile, in ihren verschie- denen Ansichten über manche Punkte der Sage noch sehr wohl unter dem fremdartigen Schutt und Anwurfe zu erkennen vermag. Der G e i st, den fast alle diese Lieder atmen, ist nicht der Geist der hohenstausischen Periode, sondern es ist noch der Geist der Zeit, in welcher man zuerst von den Nibelungen sang. Es war ein hartes, wildes und kriegerisches Geschlecht, jene Ger- manen der Völkerwanderung: knorrig und fest wie ihre Eichen; rauh wie die Luft, die sie in sich sogen; düster wie der Himmel, zu dem sie empor- blickten; ahnungsvoll im Gemüte, wie das Rauschen ihrer Wälder; träge im Frieden, wie die Meere und Sümpfe, die sich noch endlos dehnten durch ihre Länder: im Kriege aber unwiderstehlich wie die Stürme, die über ihre Heiden hinbransten. ' Das ungestüme Heldenfeuer dieser Nordlandsöhne lodert noch hell auf in dem Nibelungenliede. Die Muse, die es eingegeben hat, ist eine stürmische Walküre, die auf dunklem Schlachtrosse durch die Wolken jagt, gepanzert von Kopf bis zu Füßen, Kampf und Streit in ihrem Blicke, Zorn auf ihrer Braue. Aber wenigstens nicht alle Dichter der Nibelungenlieder haben aus dem Methorne dieser Muse sich Begeisterung getrunken. In dem Liede

10. Dichtung der Neuzeit - S. 202

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
202 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. sprechen, die im Charakter des Individuums und der Situation richtig und treffend und auch von beiden abgelöst allgemein gültig sind." Goethes letztes und größtes Drama ist „Faust", eine Tragödie, eine freie Vertiefung der dem 16. Jahrhundert entstammenden Volkssage von dem Zauberer Doktor Faust, welche als Volksbuch 1587 zu Frank- furt gedruckt war. Der geschichtliche Faust, Arzt in Süddeutschland, trieb sich in den Jahren 1506—1586 als Zauberer, Wahrsager und Astrolog weit herum, führte ein zügelloses Leben und beschwor den Teufel, dem er sich mit seinem Blute verschrieb. Dieser verschaffte ihm alles, wo- nach ihn gelüstete, und führte ihn endlich in die Hölle. Schon in seiner Jünglingszeit war Goethe auf den Stoff aufmerksam geworden; er entschloß sich, sein eigenes Leben und Streben im „Faust" zum Ausdruck zu bringen, als er im Jahre 1773 in seiner Vaterstadt „des Doktor Faust Höllenfahrt" als Puppenspiel sah („Wie er, hatte auch ich mich in allem Wissen umhergetrieben und war früh genug auf die Eitelkeit desselben hingewiesen; wie er, hatte auch ich es im Leben auf allerlei Weise versucht und war immer unbefriedigter und gequälter zurückgekommen"). Daher ist er an der Dichtung sein ganzes Leben, wenn auch mit großen Unterbrechungen, tätig gewesen von 1774 bis 1831. In diesem letzteren Jahre versiegelte er nahe vor seinem Tode den zweiten Teil des Werkes, damit derselbe erst nach seinem Tode veröffentlicht werde. 1790 war „Faust" zunächst als Fragment herausgegeben, 1808 der erste Teil er- schienen. Diese langjährige Beschäftigung mit dem Werke ist auf die Auf- fassung, die Komposition und den Stil, namentlich im zweiten Teil, nicht ohne großen Einfluß geblieben. Das Stück beginnt mit zwei Vorspielen. Im ersten stellen der Theaterdirektor, der Dichter und die lustige Person, jeder nach seinem Standpunkte, die Ziele der dramatischen Kunst dar, im zweiten „Der Prolog im Himmel" erscheint der Teufel Mephistopheles beim Herrn, um das Thema des Ganzen im folgenden Dialog zu besprechen: (H.) „Wenn er (Faust) mir jetzt auch nur verworren dient, So werd' ich ihn bald in die Klarheit führen." — (M.) „Was wettet Ihr? Den sollt Ihr noch verlieren! Wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt, Ihn meine Straße sacht zu führen." — (H.) „Solang er auf der Erde lebt, So lange sei dir's nicht verboten, Es irrt der Mensch, solang er strebt." — „Ein guter Mensch in seinem dunkeln Drange, Ist sich des rechten Weges wohl bewußt." In der Tragödie selbst erscheint Faust als ein Mann, der im Streben nach Wahrheit alle Tiefen der Wissenschaften durchforscht hat, ohne irgend Befriedigung gefunden zu haben. Als auch der Erdgeist, den er gerufen, ihn ab- weist mit den Worten: „Du gleichst dem Geist, den du begreifst, Nicht mir", greift er zu der Giftphiole, da er sich bereit fühlt, „Auf neuer Bahn den Äther zu durch- dringen, Zu neuen Sphären reiner Tätigkeit". Doch der festliche Klang der Oster- glocken und der Chorgesang der Engel: „Christ ist erstanden!" halten ihn vom
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