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1. Grundriss der römischen Altertümer - S. 213

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
112. Die priesterliche Verfassung im allgemeinen. 213 y. Chr. hatten die Römer auf Anraten der Sibyllinen und des delphischen Orakels das Bild der Grötterniutter (einen Steinfetisch) nach Rom bringen lassen und fortan wurde dieser asiatische Kult hier mit orientalischem Prunke gefeiert. Phrygische Priester (Galli) waren mit nach Rom gekommen; der Tempel der magna mater lag neben dem des palatinischen Apollo. Ihr Fest mit scenischen Spielen (Megalesia) fand Yom 4.—10. April statt. 3. Seit dem letzten Jahrhundert drangen die ägyptischen Kulte Von Isis, Osiris, Serapis, ferner des Harpokrates und Anubis, dann der syrische Dienst der Dea Syria von Hierapolis und des persischen Mithras in der Stadt ein. Alle diese ausheimischen Kulte fanden in Rom eifrige Pflege, während die älteren reineren Gottesdienste untergingen. Der Kastorkult war schon 485 v. Chr., der Dienst des Äskulap 291, die erycinische Venus 217 in die Stadt eingeführt. Doch war die Einführung fremder Gottesdienste durch Privatleute untersagt nach dem Satze: ut deus non sit, nisi cui esse permiserit senatus. Auch der Dienst der Sibyllen (wahrsagender Frauen) war von Griechenland oder Kleinasien nach Cumae und von da in Latium in Übung gekommen, wiewohl wir einem ähnlichen, uralten und echt italischen Dienste schon frühe in Latium und in Etrurien begegnen; vgl. die Carmentis, Albunea, Egeria u. a. Ii. Der Dienst gegen die Götter (Kultus). Hier sind zu betrachten die Personen, Orte, Handlungen und Zeiten des Kultes. A. Die Kultuspersonen. § 112. Die priesterliche Verfassung im allgemeinen. Ursprünglich war der König der oberste Priester, welcher die sacra publica besorgte. Aber schon Numa soll eine priesterliche 'S erfassung (constitutio religionum, daher auctor divini iuris, Liv. 1, 42) gegeben und die meisten Priesterkollegien eingesetzt haben. Numa religionibus et divino iure populum devinxit. Tac. ann. 3, 26. Mit Errichtung der Republik gingen die Funktionen des Königs an die Iiiester über. Man hat aber zu unterscheiden zwischen eigentlichen Priestern und Kollegien oder Kommissionen you sachverständigen Laien. Erstere, die sacerdotes, besorgten den Dienst dei einzelnen Gottheit; die Kollegien waren nur Laienkommissionen, welche über die Traditionen des Kultes wachten. Höchste Aufsichtsbehörde war der Senat, der namentlich die Reinhaltung der Staatsreligion beaufsichtigte. Die Römer unterschieden sämtliche Kollegien in summa (amplissima) collegia, d. i. in die großen

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 294

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
294 Die mittlere Zeit. daß nicht nur an den Dom- und Klosterkirchen Schulen errichtet, sondern daß auch die Pfarrer Unterricht erteilen, und daß die Eltern ihre Kinder in die Schulen der Pfarrer schicken sollten. Besonders lag ihm die Pflege der deutschen Sprache am Herzen, weshalb er auch den Geistlichen einschärfte, in derselben die Gläubigen zu unterrichten. Aus Italien ließ Karl Künstler kommen, Sänger, um durch sie den Gottesdienst zu verherrlichen, und Baumeister, um Brücken über deu Rhein zu erbauen und die herrlichen Pfalzen (palatia) zu Aachen, Ingelheim und an andern Orten aufzuführen. Da er selbst in seiner Jugend wenig gelernt hatte, so suchte er als Kaiser das Versäumte nachzuholeu und lernte noch in spätern Jahren Schreiben und sogar Griechisch. Für seine Kinder und die Kinder seiner Diener und Beamten errichtete er eine eigene Hofschule (schola palatina), wohnte oft selbst dem Unterrichte bei und belobte die Fleißigen, während er die Unfleißigen und Ungeschickten durch herben Tadel beschämte. 303) In Karl erblicken wir aber nicht nur den glücklichen Krieger und ausgezeichneten Staatsmann, sondern auch als Mensch und als Christ erscheint er uns wahrhaft königlich und groß. Einfach in seinen Sitten, mäßig in seiner Lebensweise, arbeitsam und thätig, hatte Karl den aufrichtigen Eifer, feine Völker glücklich zu machen. Damit verband er eine wahre und ungehenchelte Frömmigkeit und tiefe Ehrfurcht vor der Kirche und ihren Dienern. Er war freigebig gegen die Armen, ein Beschützer der Witwen und Waisen und ein Vater seiner Unterthanen. Wenn er auch nicht frei war von manchen Fehlern, die seinen glänzenden Charakter einigermaßen verdunkelten, so muß mau eben bedenken, daß auch die größten Männer die Kinder ihres Jahrhunderts sind und sich wohl über ihre Zeit erheben, aber nicht von allen Man-8i4. geln ihrer Zeit sich freimachen können. Karl starb 814 in Aachen im siebzigsten Jahre seines Alters, im dreiundvierzigsten seiner Alleinherrschaft, nachdem er vierzehn Jahre die Kaiserkrone getragen. Im Dome zu Aachen wurde er in vollem kaiserlichem Schmucke beerdigt. Anmerkungen. 1. Das Reich Karls d. Gr. erstreckte sich bei seinem Tode von Un-teritalien bis an die Eider (Grenze von Dänemark), und vom Flusse Ebro in Spanien bis nach Ungarn. Außer der Ostmark errichtete Karl noch die wendische, die thüringische, die mittel-elbische und die sächsische Mark unter eigenen Markgrafen. 2. Der Sendgrafen waren es in der Regel zwei, ein Graf und ein Bischof oder Abt, welche miteinander abgeordnet wurden, um die Oberaufsicht zu führen. Die auf den Maifeldern gefaßten Beschlüsse und er-

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 245

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Erläuterungen. 245 Alexander von Humboldt zugesteht, „die Zeitgenossen mächtig an- geregt, des Weltalls heilige Rätsel zu lösen und das Bündnis zu erneuen, welches im Jugendalter der Menschheit Philosophie, Physik und Dichtung mit einem Band umschlang". (Vergl. A. Baum- gartner, Goethe Iii.) Granit besteht aus einem Gemenge von Feldspat, Quarz und Glimmer; die Glimmerblättchen sind nicht wie beim Gneis zu parallelen Schichten geordnet; von körnigem Aussehen, daher der Name (granum 5= Korn). Das Verhalten der verschiedenen Arten des Granits hin- sichtlich der Verwitterung ist verschieden; ebenso ungleich sind die aus der Verwitterung dieses Gesteins hervorgehenden Formen. (Spitzen, Hörner, Kuppen, wollsackähnliche Blöcke.) Weit verbreitet und vielfach verwertet. Gusla — einsaitiges, serbisches Streichinstrument nach Art unserer Guitarre. Gymuotus — Zitteraal. .Haas Hippolyt, Professor der Geologie und Paläontologie in Kiel, geb. 5. November 1855 zu Stuttgart. Verfasser verschiedener Werke geologischen Inhaltes, schrieb u. a.: „Quellenkunde"; „Aus der Sturm- und Drangperiode der Erde"; die Monographie: „Die deutsche Nordseeküste". Hagen von Tronje, der düstere Held im Nibelungenliede, der Mörder Siegsrieds, gehörte mit zu den Burgunden, welche die Donau hinab nach Ungarn zur Burg des gewaltigen Etzel zogen. Auf der Suche nach einer Überfahrt über die Donau traf er auf zwei Meer- weiber oder Schwanjungfrauen; die eine derselben verkündigte ihm warnend das Schicksal, das seiner und seiner Gefährten im Hunnen- lande wartete: Kampf und Tod. tzagion Oros — heiliger Berg, die östlichste der drei Halbinseln der Chalkidike, so genannt wegen der zahlreichen Mönche und Ein- siedler, die hier teils• gemeinsam in burgartigen Klöstern, teils einzeln in Dörfern, Zellen und Einsiedeleien in strenger Abgeschie- denheit leben. Sie bilden einen geistlichen Staat für sich, der aber der Türkei tributpflichtig ist. Die Klöster sind im Besitze wert- voller Handschriften und zahlreicher Urkunden aus dem Altertum und Mittelalter. Hahn Friedrich, Professor in Königsberg, geb. 3. März 1852 zu Glauzig (Anhalt). Hauptwerke: „Jnselstudien"; „Länderkundevon West- und Nordeuropa" (in Kirchhosss Länderkunde von Europa);

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 262

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
262 Erläuterungen. in Verbindung steht. Die Regulierungsarbeiten in der Zelt von 1889—W haben einen fast 8 km langen und mindestens 3 m tiefen Kanal geschaffen, der zwei bis drei großen Dampfern Raum zum Ausweichen bietet. Dieser schwierigste und wichtigste Teil der Donauregulierung hat die Bedeutung der Donau als Verkehrs- straße erheblich gesteigert. Trajan, römischer Kaiser von 98—117 n. Chr., ließ vor seinem ersten Feldzuge gegen die Daker die unter Tiberius begonnene Militärstraße (in der Donauenge zwischen Baziäs und Orsova) fertig stellen, ein Werk, das noch heute die Bewunderung des Be- schauers erregt. Dem Andenken des großen Kaisers ist die „Trajans- tasel" gewidmet, eine selsgehauene Inschrift im Kazanpasse. T r a m o n t a n a (it., von tra (Irans) — jenseits und monte — Berg, also jenseits der Berge befindlich oder herkommend) — Nordwind. Travertin ist ein von den Italienern so benannter goldgelber Tuffstein oder Kalktuff - wird neben dem 'Marmor zu Prachtbauten verwandt. Travertinbrüche bei Tivoli, dem alten Tibur, ostnordöftl. von Rom. Trinius August, geb. 31. Juli 1851, lebt als Geh. Hofrat zu Waltershausen i. Th.; fruchtbarer Reiseschriftsteller. In seinen zahlreichen Wanderbüchern läßt er den Reichtum der Natur und die Fülle der landschaftlichen Schönheiten unserer deutschen Gauen an uns vorüberziehen; er will — wie er selbst sagt — „ein echter Wanderbursche sein, der die Heckenrose am Wege liebt, weil sie ihm Duft und Schönheit freiwillig beut, der den Tannenhag jauchzend begrüßt, welcher ihm den Hut mit frischem Bruch schmückt und helle, frohe Wanderlieder in die Seele rauscht, der durch das wallende Kornfeld hinab zum ruhewinkenden Dorfe schreitet und leicht mit der Hand durch die im Abendfrieden nickenden Halme streift", der aber auch an dem Volke der deutschen Erde, an den Gestalten seiner Geschichte und Sage nicht achtlos vorübergeht und alles, was er gesehen und erlebt, mit dem Reize unmittelbarer Empfindung in fesselnder Sprache wiederzugeben weiß. Werke: „Thüringer Wanderbuch"; „Der Rennstieg"; „Hamburger Schleuder- tage"; „Unter Tannen und Farren"; „Märkische Streifzüge"; „All- deutschland in Wort und Bild" u. v. a. Troglodyte — Höhlenbewohner. Tuffe, mehr oder weniger lockere, niürbe bis feste Gesteine, die von einem erhärteten vulkanischen Schlamme herrühren; ein Konglomerat von Bimsstein-, Schlacken- und Aschenstücken.

5. Geschichte - S. 97

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
97 prächtige Bauten aufführen, wie zu Aachen, wo er, gleichsam zum Beweise, daß er vor allem Deutschland augehöre, am liebsteu verweilte. Ueber alles aber giug dem großen Kaiser christliche Bildung, und er erwarb sich unsterbliche Verdienste um Religion und Gesittung der Völker. Ueberall wurdeu neue Bisthümer, Kirchen und Klöster gegründet und reichlich ausgestattet. Zur Verherrlichung des Gottesdienstes ließ er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen und führte einen neuen bessern Kirchengesang unter seinen Franken ein. Er vergnügte sich gerne an frommen, geistreichen Büchern und hegte eine besondere Vorliebe für die Hl. Kirchenväter. Latein sprach er fertig, Griechisch verstand er wenigstens. Er entwarf selbst eine deutsche Sprachlehre nitb sammelte die uralten Lieder von den Thaten der Helden. Sehr wichtig roareu ihm auch die Schulen. Er gründete solche auf allen seinen Hofgütern. Bei einer Prüfung, die er einstens selbst anstellte, lobte er die fleißigen Kinder ungemein; doch fürchterlich ließ er die faulen an, obwohl diese meistens vornehmen Geschlechtes waren, und drohte ihnen mit seinem ganzen Zorne. Karl war von starkem Körperban und erhabener Gestalt. Er hatte eine hohe, klare Stirne und große, lebhafte Augen, die dem Freunde fröhlich, dem Feinde aber furchtbar leuchteten. Im Reiten, Fechten und Schwimmen war er sehr geschickt; jagend trieb er sich in den Wäldern umher und kämpfte mit Wölfen, Bären und Auerochsen. Im Essen und Trinken war er höchst mäßig. Die Pracht tu Kleidern liebte er nicht; er ging im einfachen deutschen Anzuge. Nur ait Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Majestät mit einer goldenen, von Diamanten strahlenden Krone auf dem Haupte, angethan mit entern laugen, herabwallenden Mautel. Er sprach viel und gerne und drückte sich über alles gut aus. Er war mild, bescheiden und gegen alle herablassend und gnädig. Die Religion ehrte er tief im Herzen. Die Kirche besuchte er früh und nachmittags, oft auch am Abend. Sein Almosen ging nach allen Welttheilen, namentlich zum Besten notleidender und bedrängter Christen. In seinem 72. Jahre befiel Karl ein heftiges Fieber. Da er fein Ende herankommen sah, empfing er die hl. Sterbesakramente mit rührender Andacht, hob noch kurz Lesebuch. Vi. f.

6. Die deutsche Geschichte - S. 354

1829 - Elberfeld : Büschler
354 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520—1648. wv\imv\\uuv«v\iv\^\\ìv\i\ii\vi\\wvmn\ìua\\v\\mv\tiuhu Papste unter dem Bannflüche lagen, und die friedlichen und frommen Gemüther nicht wußten, wo ste in Wahrheit den Frie- den Christi suchen sollten. In solchen Zeiten, unter solcher Ge- walt der Leidenschaften, mußte nothwendig die alte, gläubige Ehrfurcht vor dem päpstlichen Namen bedeutend geschwächt wer- den; die unsichtbaren, heiligen Bande lösten sich allmälig auf. Dazu kam eine gränzenlose Unwissenheit des geistlichen Standes, wenigstens in seinen meisten Gliedern, — denn ein- zelne weise, kenntnißreiche Männer konnten die Finsterniß der größeren Menge nicht erhellen, Und wie aus der Finsterniß des Geistes immer das Laster folgt, welches nur durch Licht zu ver- scheuchen ist, so waren auch damals eine Menge Geistlicher von Sünden befleckt, den Guten ein Abscheu, dem Volke ein Aerger- niß. Im Jahr 1503, also geraume Zeit ehe Luther auftrat, schilderte einer der ersten Theologen Deutschlands das Sinken des geistlichen Standes mit starken Zügen. „Das Studium der Got- tesgelahrtheit ist verachtet, sagte er, das Evangelium Christi, wie die herrlichen Schriften der Väter, vernachläßigt; vom Glauben, von der Frömmigkeit, Mäßigkeit und andern Tugenden, welche selbst die bessern Heiden gepriesen, von den Wundern der Gnade Gottes gegen uns, und von Jesu Verdiensten ist bei ihnen ein tiefes Stillschweigen. Und solche Leute, die weder Philosophie noch Theologie verstehen, werden zu den höchsten Würden der Kirche, zum Hirtenamt über die Seelen erhoben! Daher der jammervolle Verfall der christlichen Kirchen, die Verachtung der Geistlichen, der gänzliche Mangel an guten Lehrern! Das ruch- lose Leben der Geistlichen schreckt gutgesinnte Eltern ab, ihre Söhne diesem Stande zu widmen. Sie setzen die Erforschung der heiligen Schrift gänzlich hintan, verlieren den Geschmack an ihrer Schönheit und Kraft, werden träge und lau in ihrem Amt und begnügen sich, wenns nur gethan, gesungen und gepredigt, und bald wieder aus ist! Mit einem Menschen, der ihnen Geld schuldig ist, reden sie ernsthafter und besonnener als mit ihrem Schöpfer. Aus langer Weile bei ihrem Amt verfallen sie, anstatt auf Bücher, auf Spiel und Schwelgen und unzüchtiges Leben, ohne sich aus der allgemeinen Verachtung im mindesten etwas zu machen. Wie ist es also nur möglich, daß bei solchem Zustande die Laien sie und die Religion irgend achten können? Das Evangelium nennt den Weg zum Himmel enge, sie aber machen ihn breit und lustig." Daß solche Schilderung nicht zu stark war, sehen wir aus hundert andern, unverdächtigen Zeugnissen. Und obgleich die Mönche eben jenen Lehrer, der sie so hart getadelt, benn Papste Julius H. anklagten, so hatte er doch die Wahrheit so sehr auf seiner Seite, daß ihn die päpstlichen Commissarien selbst losspra- chen. Völlig einstimmig, mit jenen Klagen redet der fromme Bischof von Augsburg, Christoph von Stadion, in einer Svnodalrede an seine Geistlichkeit; er wirft ihnen die gröbsten

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 610

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
— 610 — trat, und von da an war der münsterische Fürstbischof zugleich das geistliche Oberhaupt dieser Landesteile. Neben Christoph Bernhard, der 1678 starb, ist noch zu erwähnen der münstersche Minister Franz Friedrich Wilhelm von Fürstenberg. Dieser hat durch seine treff- lichen Maßnahmen zur Heilung der Wunden, die der 7j ähr ig e Krieg dem Volkswohlstände geschlagen hatte, und dadurch, daß er den verdienten Overberg nach Münster berief und im Vereine mit demselben eine vorzügliche Schulordnung entwarf, dem Fürstbistume Münster den Namen eines Muster- staates erworben. Overberg besuchte in Fürstenbergs Auf- träge in den Jahren 1783 und 1734 das Niederstift und konnte nur Günstiges über Land und Leute berichten. Dem Eifer der Geistlichen für den Volksschulunterricht zollte er ein besonderes Lob. Der Sturm, der zu Ende des 18. Jahrhunderts von Frankreich her über Deutschland dahinraste, sollte auch für das Fürstbistum Münster verhängnisvoll werden. Es wurde zwischen Preußen, Hannover und Oldenburg geteilt. Preußen erhielt das Oberstift, Hannover das Amt Meppen und Oldenburg die Ämter Vechta und Cloppenburg, fortan das oldenburgische Münster land genannt. Später kamen Damme und Neuenkirchen hinzu (S. 597 und 606). Mit dem Anfall der Ämter Vechta und Cloppenburg an Oldenburg, der 1803 erfolgte, verschwand auch das in Vechta ansässige Alexanderkapitel (S. 598). Bald darauf sollte die französische Herrschaft, nachdem das ganze Herzogtum Frankreich einverleibt war, das beim Volke überaus beliebte Franziskanerkloster in Vechta vernichten. Im Jahre 1811 wurde es durch ein Dekret Napoleons 1. aufgehoben. Daß es dem katholischen Volke nicht leicht wurde, sich mit allen diesen Neuerungen, die einen kirchenfeindlichen Charakter zur Schau trugen, rasch abzu- finden, läßt sich denken. Die Verdienste der Franziskaner um das Münsterland erkennt man noch zur Stunde dankbar an. Glücklicherweise hatten die Ämter Vechta und Cloppen- burg 1803 einen Fürsten erhalten, der es verstand, die neuen Unterthanen zu versöhnen und für sich einzunehmen. Was der Herzog Peter Friedrich Ludwig in seiner Proklamation vom 30. Juli 1803 versprochen hatte, die früheren münster- schen Unterthanen könnten sich seiner unermüdeten Sorgfalt für die Erhaltung ihres wahren Wohls, der möglichen Ab- stellung aller Mißbräuche, der Handhabung einer unparteiischen Gerechtigkeit, der Beförderung des Fortkommens und Wohl- standes, der Beibehaltung ihrer Gesetze und Gewohnheiten,

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 271

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Aufhebung des Jesuitenordens. 271 keineswegs leicht, vorerst nur in friedlichen Verkehr mit den Wilden zu treten. Es gelang ihnen vorzüglich durch die Musik; wenn sie am Abende auf dem Kahne hin- und herfuhren und die heiligen Gesänge begleitet vom Schalle der Instrumente anstimmten, so kamen die Kinder der Wildniß herbei und lauschten den neuen Tönen; sie verstanden diese Sprache, sie fühlten es, daß die Männer des wunderbaren Sangs und Klangs Boten des Friedens seien. Nach der alten Mythe sänftigte Or- pheus Löwen und Wölfe mit dem Klange der goldenen Leier, am Pa- rana aber sammelten Priesterväter durch das heilige Lied wilde Men- schen um sich und führten sie zum geselligen Leben, zur Erkenntniß, zum Christenthume, zur Arbeit und wahrer Lebensfreude. Aber was kostete es nicht, bis der Wilde, der bisher seine Nahrung mit dem Pfeil ge- sucht, oder Würmer und Insekten aus dem Boden gescharrt hatte, wenn kein Fruchtbaum genießbare Speise bot, sich zur Arbeit mit Pflug und Spaten wenden, sich mit dem Geräthe des mannigfaltigen Handwerks beschäftigen mochte! Sonst war es sein höchstes Glück gewesen: recht zu schmausen, wenn seine Jagd glücklich ausgefallen war, sich in dem gegohrenen Wurzelsafte zu berauschen und in träumerischer Ruhe so lange zu brüten, bis ihn der Hunger zu neuer Anstrengung nöthigte; jetzt sollte er dem herumschweifenden Leben in den Wäldern, das trotz Mühe und Entbehrung durch seinen Reiz selbst Europäer verführt, entsagen, der Wildniß Ackerboden abgewinnen und denselben im Schweiße des Angesichtes bebauen. So viel vermochten die Väter; dieses Wunder schuf die Macht der christlichen Religion und die Aufopferung jener Jesuiten, welche den Wilden alles wurden: Väter, Mütter, Priester, Lehrer, Aerzte, Bauern, Handwerker. Hatte der Orden einen Stamm an sich gezogen und zum gesitteten Leben angeleitet, so zerstörte manch- mal ein wilder die neue Pflanzung, und noch öfter thaten es Raub- schaaren europäischer Abkunft, welche die Indianer wie wilde Thiere jagten, wenn sie dieselben nicht zu ihren Sklaven machen konnten. Doch die Jesuiten ermüdeten nicht, und als sie von der Krone Spanien das Recht ausgewirkt hatten, ihre Bekehrten mit Feuergewehren zu bewaffnen, waren die Niederlassungen gegen indianische und europäische Wilde ge- sichert; damit sie aber durch europäische Laster nicht angesteckt würden, waren sie für die Europäer verschlossen. Eine solche Niederlassung oder „Reduktion" wurde immer in einer schönen, fruchtbaren Gegend ange- legt. Inmitten des Dorfes, das 3000 bis 7000 Einwohner zählte, er- hob sich die Kirche, groß genug, um die Gesammtzahl aufzunehmen, und so schön geschmückt, als es der wachsende Wohlstand erlaubte. Aus der Flur wurde ein größeres Stück abgesondert, das der Gottesbesitz genannt und gemeinschaftlich angebaut wurde; aus dessen Ertrag wur- den die Abgaben an die Krone Spanien, die Ausgaben für den Gottes-

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 346

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
346 Zeitalter der Revolution. ein katholisches Volk wegen des Unglaubens einiger Weniger außer der Verbindung mit der Kirche sein sollte, und daß die Religion als Wahn behandelt werden durste, war ihm zuwider; zwar war er selbst der Kirche nicht von Herzen ergeben und huldigte vielfach dem Zweifel und Un- glauben, aber er wußte wenigstens die sittliche Kraft der Religion zu schätzen und erkannte, daß ein Volk ohne Religion verfaulen und unter- gehen müsse. Zuerst gebot er die Sonntagsfeier und schaffte die Feste des 10. August und 23. Januar ab; durch das Konkordat vom 15. August 1801 führte er endlich Frankreich wieder in die Reihe der katho- lischen Nationen ein. Die Frage wegen der Eidesleistung, welche die Republik gleich anfangs mit dem römischen Stuhle überworfen hatte, wurde dadurch umgangen, daß alle Geistlichen, beeidigte wie unbeeidigte, ihren Stellen entsagten, aber wieder wählbar blieben. Für ganz Frank- reich wurden 10 Erzbischöfe und 50 Bischöfe bestimmt; die Regierung sollte sie ernennen, ihre kirchliche Einsetzung durch den Papst geschehen. Die Pfarrer wurden durch die Bischöfe ernannt, von der Regierung aber genehmigt. Für den Unterhalt des Klerus sollte der Staat sorgen. Im ganzen Reiche sollte fürderhin nur eine Liturgie und ein Katechis- mus giltig sein. Der Abschluß des Konkordats wurde am Osterfeste 1802 durch ein kirchliches Dankfest gefeiert, welchem der erste Konsul und auf seinen Befehl alle Staatsbeamten anwohnten. Auch des öffentlichen Unterrichtes nahm sich Bonaparte an; die Schulen wurden in Primar-, Sekundarschulen, Lyceen und Special- schulen eingetheilt. Die Sorge für die Primar- und Sekundarschulen überließ er den Gemeinden, die Lyceen und Specialschulen hingegen or- ganisierte und leitete die Staatsgewalt. Sie wurden ganz militärisch eingerichtet; die Schüler waren in Kompagnieen eingetheilt und trugen Uniform; zu den verschiedenen Geschäften wurde nicht geläutet, wie in den Klosterschulen, sondern kommandiert, und der Ehrgeiz durch Aus- zeichnungen ebenso gestachelt wie bei den Soldaten. Besondere Sorgfalt widmete er dem polytechnischen Institut, das er gegründet hatte, und diese Anstalt hat unläugbar für die Ausbildung von Ingenieuren und Technikern Ausgezeichnetes geleistet. Sein System des Unterrichts krönte er später durch die Universität zu Paris; dieser gab er die Befugniß, alle Schulanstalten zu ordnen und zu überwachen, die Lehrer zu prüfen, die Lehrfächer und Lehrmittel vorzuschreiben, wodurch das ganze Unter- richtswesen in Frankreich in die Gewalt der Regierung kam und der Kirche jede Aufsicht entzogen wurde; die Folgen dieses Systems haben zu dem Kampfe geführt, in welchem durch die Kirche und die Eltern „der freie Unterricht" errungen wurde. Bonaparte führte auch ein neues Gesetzbuch ein, an welchem der Konvent und das Direktorium vergeblich gearbeitet hatten. Die Gleich-

10. Geschichte des Mittelalters - S. 77

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die Zeit der hohenstaufischen Kaiser. 77 derte er im Schoße her Kirche alle Kräfte, die zur Entwicklung des religiösen und sittlichen Lebens beitrugen. Eine großartige Wirksamkeit entfalteten in dieser Zeit der heilige Franziskus von Assissi und der£rnmft> heilige Dominikus, die Stifter des Franziskaner- und Dominikaner- Domini-ordens. Beide verlangten, daß nicht nur das einzelne Ordensmitglied auf jedes Eigentumsrecht verzichtete, sondern auch jede Ordensniederlasfung (mit Ausnahme der Wohnung und der Ausstattung des Gotteshauses). Die Mitglieder sollten wie Fremdlinge und Wanderer von dem Volk, dem sie durch Predigt, Seelsorge und Unterricht bienten, unterhalten werden (Bettelorden). Während der heilige Franziskus von Assissi, der begeisterte Dichter und Künstler, das Evangelium der Milde und Liebe mit so hinreißender Beredsamkeit verkündete, daß selbst die unvernünftigen Tiere, wie die Legende erzählt, feiner Stimme willig gehorchten, suchte der verstandesklare heilige Dominikus durch unermüdliche Predigten und durch Seelsorge zu wirken (Predigerorden). Die Predigt verlangte ein andauerndes, tüchtiges Studium, so sind aus dem Dominikanerorden zahlreiche hervorragend Gelehrte hervorgegangen (Thomas von Aquiit, Albertus Magnus). Beibe Orbeu stanben dem Volksleben iinb der Volksseele viel näher als die vielfach reich und üppig gewordenen Benediktiner und Zisterzienser und wurden daher bald die beiden festesten Säulen für den Bau der Kirche. Die Dominikaner bekämpften namentlich die damals austretenden Irrlehren der Waldenser und Albigenser. Die Waldenser sind von dem Kaufmann Peter de Vaux (Waldus) ^awenser in Lyon gestiftet worden. Dieser verteilte sein Hab und Gut unter die Armen und zog predigend umher. Von Frankreich aus verbreiteten sich die Walbenser, die sehr strenge und einfach lebten, nach Italien, Deutsch-lanb („Die Winseler") und Böhmen. Die Lehre der Albigenser, die sich fer selbst Katharer („Ketzer") nannten, geht auf den gnostischen Dualismus zurück, Gott ist der Schöpfer der unsichtbaren, Lucifer der Schöpfer der sichtbaren bösen Welt. Die Menschen müssen sich möglichst der bösen Materie enthalten. Die Kirche mit ihrem Gottesdienst, den Sakramenten usw. ist ebenso wie die weltliche Obrigkeit eine Einrichtung des bösen Prinzips, daher braucht man diesen Einrichtungen nicht zu gehorchen. Der Papst ist der Antichrist. Da die Lehren der Albigenser ebensowohl den Bestand der Kirche als des Staates bedrohten, so wurden gegen sie auch weltliche Strafen (Gefängnis, Verbannung, Tod) angewandt. Es wurden Richter eingesetzt, die von Amts wegen diese Lehren untersuchten und die Anhänger zur Verantwortung zogen (Inquisitoren). Leiter dieser Jnquisitionsgerichte waren Inquisition, meist die Bischöfe. Innocenz Iii. richtete daneben eine päpstliche Inquisition ein, die in seinem Namen die Ketzergerichte abhielt. Ihre Aufgabe war, zu untersuchen, ob einer ein Ketzer sei, ihm die Irrtümer nachzuweisen und auf ihn einzuwirken, daß er die Irrlehren aufgäbe, andern-
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