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1. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 245

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Erläuterungen. 245 Alexander von Humboldt zugesteht, „die Zeitgenossen mächtig an- geregt, des Weltalls heilige Rätsel zu lösen und das Bündnis zu erneuen, welches im Jugendalter der Menschheit Philosophie, Physik und Dichtung mit einem Band umschlang". (Vergl. A. Baum- gartner, Goethe Iii.) Granit besteht aus einem Gemenge von Feldspat, Quarz und Glimmer; die Glimmerblättchen sind nicht wie beim Gneis zu parallelen Schichten geordnet; von körnigem Aussehen, daher der Name (granum 5= Korn). Das Verhalten der verschiedenen Arten des Granits hin- sichtlich der Verwitterung ist verschieden; ebenso ungleich sind die aus der Verwitterung dieses Gesteins hervorgehenden Formen. (Spitzen, Hörner, Kuppen, wollsackähnliche Blöcke.) Weit verbreitet und vielfach verwertet. Gusla — einsaitiges, serbisches Streichinstrument nach Art unserer Guitarre. Gymuotus — Zitteraal. .Haas Hippolyt, Professor der Geologie und Paläontologie in Kiel, geb. 5. November 1855 zu Stuttgart. Verfasser verschiedener Werke geologischen Inhaltes, schrieb u. a.: „Quellenkunde"; „Aus der Sturm- und Drangperiode der Erde"; die Monographie: „Die deutsche Nordseeküste". Hagen von Tronje, der düstere Held im Nibelungenliede, der Mörder Siegsrieds, gehörte mit zu den Burgunden, welche die Donau hinab nach Ungarn zur Burg des gewaltigen Etzel zogen. Auf der Suche nach einer Überfahrt über die Donau traf er auf zwei Meer- weiber oder Schwanjungfrauen; die eine derselben verkündigte ihm warnend das Schicksal, das seiner und seiner Gefährten im Hunnen- lande wartete: Kampf und Tod. tzagion Oros — heiliger Berg, die östlichste der drei Halbinseln der Chalkidike, so genannt wegen der zahlreichen Mönche und Ein- siedler, die hier teils• gemeinsam in burgartigen Klöstern, teils einzeln in Dörfern, Zellen und Einsiedeleien in strenger Abgeschie- denheit leben. Sie bilden einen geistlichen Staat für sich, der aber der Türkei tributpflichtig ist. Die Klöster sind im Besitze wert- voller Handschriften und zahlreicher Urkunden aus dem Altertum und Mittelalter. Hahn Friedrich, Professor in Königsberg, geb. 3. März 1852 zu Glauzig (Anhalt). Hauptwerke: „Jnselstudien"; „Länderkundevon West- und Nordeuropa" (in Kirchhosss Länderkunde von Europa);

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 262

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
262 Erläuterungen. in Verbindung steht. Die Regulierungsarbeiten in der Zelt von 1889—W haben einen fast 8 km langen und mindestens 3 m tiefen Kanal geschaffen, der zwei bis drei großen Dampfern Raum zum Ausweichen bietet. Dieser schwierigste und wichtigste Teil der Donauregulierung hat die Bedeutung der Donau als Verkehrs- straße erheblich gesteigert. Trajan, römischer Kaiser von 98—117 n. Chr., ließ vor seinem ersten Feldzuge gegen die Daker die unter Tiberius begonnene Militärstraße (in der Donauenge zwischen Baziäs und Orsova) fertig stellen, ein Werk, das noch heute die Bewunderung des Be- schauers erregt. Dem Andenken des großen Kaisers ist die „Trajans- tasel" gewidmet, eine selsgehauene Inschrift im Kazanpasse. T r a m o n t a n a (it., von tra (Irans) — jenseits und monte — Berg, also jenseits der Berge befindlich oder herkommend) — Nordwind. Travertin ist ein von den Italienern so benannter goldgelber Tuffstein oder Kalktuff - wird neben dem 'Marmor zu Prachtbauten verwandt. Travertinbrüche bei Tivoli, dem alten Tibur, ostnordöftl. von Rom. Trinius August, geb. 31. Juli 1851, lebt als Geh. Hofrat zu Waltershausen i. Th.; fruchtbarer Reiseschriftsteller. In seinen zahlreichen Wanderbüchern läßt er den Reichtum der Natur und die Fülle der landschaftlichen Schönheiten unserer deutschen Gauen an uns vorüberziehen; er will — wie er selbst sagt — „ein echter Wanderbursche sein, der die Heckenrose am Wege liebt, weil sie ihm Duft und Schönheit freiwillig beut, der den Tannenhag jauchzend begrüßt, welcher ihm den Hut mit frischem Bruch schmückt und helle, frohe Wanderlieder in die Seele rauscht, der durch das wallende Kornfeld hinab zum ruhewinkenden Dorfe schreitet und leicht mit der Hand durch die im Abendfrieden nickenden Halme streift", der aber auch an dem Volke der deutschen Erde, an den Gestalten seiner Geschichte und Sage nicht achtlos vorübergeht und alles, was er gesehen und erlebt, mit dem Reize unmittelbarer Empfindung in fesselnder Sprache wiederzugeben weiß. Werke: „Thüringer Wanderbuch"; „Der Rennstieg"; „Hamburger Schleuder- tage"; „Unter Tannen und Farren"; „Märkische Streifzüge"; „All- deutschland in Wort und Bild" u. v. a. Troglodyte — Höhlenbewohner. Tuffe, mehr oder weniger lockere, niürbe bis feste Gesteine, die von einem erhärteten vulkanischen Schlamme herrühren; ein Konglomerat von Bimsstein-, Schlacken- und Aschenstücken.

3. Die vorchristliche Zeit - S. 72

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
72 Die Phönicier. im Westen, den pstönicische Niederlassungen erreichten, war Cypern. Hier statten in ältester Zeit schon kanaanitische Stämme sich niederge- lassen, von denen die Städte Citium und Amatstus sterrüstrten. Später siand Cppern unter phönieischer, zuerst sidonischer, dann tprischer Herr- schaft, bis es an die Aegpptier verloren ging. Im Bereiche des ägäi- schen Meeres finden sich auf Rstodus, Creta, Tstera, Melos und Thasos Spuren, daß einstens pstönicischer Einfluß sich stiester erstreckt stat. Tstasos war durch seine Bergwerke wichtig und bildet einen Zwischenplatz für Handel nach Tstracien, wo Bergwerke am Pangäus von den Pstöniciern zuerst in Betrieb gesetzt worden sind, und nach dem schwarzen Meere, an dessen Küsten pstönicische Anlagen genannt werden. In diesen Ge- genden wich der pstönicische Handelsgeift aber bald den sich in Colonieen mächtig ausdestnenden Griechen. An der Südküste Kleinafiens läßt zwar eine Menge semitischer Namen dereinstige pstönicische Niederlassun- gen vermutsten, aber eine bestimmte Kunde von solchen ist nicht vorhan- den und, wenn sie bestanden, mögen Umstände, die unbekannt sind, hier ein Zurückweichen der Phönicier veranlaßt staben. An der gegenüber- liegenden afrikanischen Küste schloß Aegypten alle fremden Ansiedler aus und die Sprtengegenden, an Wassermangel leidend und von rosten libyschen Nomaden durchzogen, waren zu unwirtstlich, um solche anzu- locken, während das zwischen der großen Syrte und Aegypten gelegene Land Cyrene, das in verstältnißmäßig später Zeit Griechen einnastmen, für die Phönicier nur um Aegyptens willen wichtig sein konnte, mit dein sie schon von der andern Seite her in Handelsverbindung standen. Auf weiterer Fahrt nach Westen boten die Küsten Siciliens und die maltesische Inselgruppe Gelegenheit zu Niederlassungen. Da jedoch seit der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts vor Cstr. Geb. griechische Colonieen in Sicilien entstanden, zogen sich die Phönicier auf einzelne feste Plätze zurück, zumal sie von dem schon damals durch Assyrien be- drängten Mutterlande keine Hülfe zu erwarten statten. Bei der Aus- breitung der karthagischen Macht wurden diese Plätze Ausgangspunkte für deren Eroberungen auf der Insel. Zahlreich und von Bestand war dagegen eine große Reihe pstönicischer Colonieen an der Oftseite der kleinen Syrte und an der ganzen afrikanischen Nordküste vom hermäi- schen Vorgebirge bis in den Ocean hinaus. In diesen durch Frucht- barkeit ausgezeichneten Gegenden wurden die pstöuicischen Niederlassungen so zahlreich, daß bedeutende Länderstrecken unter deren Botmäßigkeit kamen und aus der Verbindung von Pstöniciern mit den eingebornen Libyern eine gemischte libypstönicische Bevölkerung erwuchs. Unter vie- len gehören Leptis, Hadrumetum, Utika, Tunes, Hippo stiester. Was von Leptis berichtet wird, mag auf viele dieser Colonieen passen, daß die Nachkommen der Ansiedler im Verkehr mit den Einheimischen ihre

4. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 29

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das römische Reich unter den Imperatoren. 29 des Herrschers geübt, unter den Einfluß kundiger Männer kam. Hier- durch wurde die Wirksamkeit des Senates eine noch beschränktere und ein den Herrscher umgebender Rath, das Consistorium des Fürsten ge- nannt, erhielt durch Zuweisung laufender Geschäfte eine bestimmtere Gestaltung. Während so ein die Dinge hinsichtlich ihrer äußeren Er- scheinung klar überschauender Verstand im Reiche waltete, aber eine tief in die Verhältnisse eindringende Weisheit, welche die Gebrechen an der Wurzel hätte angreifen können, dem mit Eitelkeit und Aberglauben behafteten und von Härte und Willkühr nicht freien Herrscher fehlte, entstand für eine äußerliche Beobachtung der Schein einer neuen Blüthe des Reiches. Die einzige erhebliche Störung der Ruhe, welche sich er- eignete, war ein abermaliger Aufstand der Juden. Seitdem sein Staat un- tergegangen, hatte dieses Volk in der Zerstreuung Haß und Nachbegierde genährt, und da es von dem Argwohn, der die Christen verfolgte, eben- falls betroffen wurde, fehlte es für dasselbe nicht an Aufregung. Schon unter Trajan hatten sich die Juden in verschiedenen Landstrichen der östlichen Provinzen empört und da Hadrian an der Stelle des ehemali- gen Jerusalem eine römische Colonie, Aelia Capitolina, anlegte, erhoben sich die in Palästina wohnenden Reste des Volkes mit dem ihnen von Außen gekommenen Zuwachs unter Barkochab gegen die Römer zu einem heftigen Kampfe, welcher aber ebenso, wie die außerhalb des Landes sich daran knüpfenden Bewegungen, nach drei Jahren blutig endete. 10. Für die Nachfolge in der Herrschaft sorgte Hadrian, da er kinderlos war, durch Adoption. Seine erste Wahl traf den Be- rus, der durch den Titel Cäsar, wie es von jetzt an zu geschehen pflegte, als Nachfolger bezeichnet wurde. Da dieser aber sein laster- haftes Leben zum Glücke des Staates vor Hadrian endete, trat an seine Stelle Antoninus, aus der gallischen Stadt Nemausus stam- mend, aber in Lanuvium geboren, und dieser adoptirte nach Ha- drians Geheiß seinerseits den Berus, einen Sohn jenes früheren Cä- sars, und den Marcus Aurelius, der nach ihm als Adoptivsohn den Beinamen Antoninus erhielt. Hadrian war in der letzten Zeit seines Lebens so verhaßt geworden, daß der Senat ihm die für die gestorbenen Herrscher herkömmliche göttliche Verehrung verweigerte, doch der Nach- folger vereitelte einen diesfälligen Beschluß und wurde deshalb Pius, der kindlich Gesinnte, genannt. Daß die neue Negierung zu den besseren und glücklicheren gehörte, ist man aus dem Mangel an Thatsachen, die die Geschichte von ihr berichten könnte, zu schließen geneigt, aber wäh- rend der Ruhe griff das Verderben schleichend um sich. Nach Antoninus hatte das Reich in dessen beiden Adoptivsöhnen zum ersten Male zwei Beherrscher. Verus, der an schlechtem Leben seinem Vater glich, er- scheint bis zu seinem im Jahre 169 erfolgten Tode dem Aurelius unter-

5. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 261

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
bis zum Ende des elften Jahrhunderts. 261 bei Malekschahs Lebzeiten dessen Bruder Tutusch geleitet, und wie die niederen Sultane das ihnen Verliehene in einer dem abendländischen Lehenwesen entsprechenden Weise wieder in kleineren Stücken weiter vergaben, erhielt von ihnen die Familie der Ortokiden Jerusalem. In der Familie Malekschahs tobte aber seit seinem Tode der Kampf seiner Angehörigen über die Theiluug des Reiches und die Würde des obersten Sultans. Nach einer Reihe verheerender Kriege bildeten sich fünf seld- schulische Herrschaften, die östlichen von Iran und Kerman, und die westlichen von Aleppo, Damaskus und Jkonium, von denen die letzte, weil sie aus oströmischen Ländern bestand, auch Rum hieß. 6. Die auf besondere religiöse Lehren gegründeten Parteien, welche sich in Asien vorfinden, haben keine eigentlichen Staaten gebildet, wohl aber, indem sie Anhänger warben und nach Maßgabe ihrer Kräfte auch in die ihren Lehren entgegenstehende Ordnung zerstörend eingriffen, die Zerrissenheit des Islam und die Auflösung der staatlichen Verhältnisse gefördert. Gegen Ende des neunten Jahrhunderts entstand unter den Schiiten eine Partei, welche als religiöses Oberhaupt einen verborgenen Imam zu suchen vorgab. Dieser sollte einer Reihe von Nachkommen Ali's angehören, welche jedoch nur bis zu dem siebenten Glieds, bis zu einem gewissen Jsmael, bekannt seien. Daher hieß die Partei die Jsmaeliten. Sie fand in allen Ländern des Kalifats, am meisten in Afrika, Anhang. Aus ihr ging eine geheiine Verbindung hervor, indem Karmath aus Kusistan, dem alten Susiana, ein Anhänger der alten magischen Lehre, die dein Keime nach im Islam liegende Lehre von der sittlichen Gleich- gültigkeit aller Handlungen aufstellte, die Gebote des Koran für einen sinnbildlichen Ausdruck politischer Grundsätze erklärte und die Anhänger, die er unter den Jsmaeliten reichlich fand, durch eine Reihe von abge- stuften Classen hindurch in seine Lehre einweihte und der Verbindung zugleich eine Richtung auf Vernichtuugsversuche gegen die Herrscher gab. Ohne einen Staat zu bilden, plünderten Schaaren der Karma- thier in vielen Gegenden des Reiches, namentlich in Arabien, und machten sich auch den Kalifen furchtbar, bis einer der Buidischen Herrscher als Emir al Omra im Jahre 985 ihre Macht brach. Von ähnlicher Art war eine von Aegypten ausgegangene, ebenfalls auf ismaelitischer Grundlage gestiftete Verbindung, die durch einen gewissen Hassan aus Korasan um das Jahr 1090 nach Asien verpflanzt wurde. Seine An- hänger hießen die Haschischim oder die Berauschten, im Abendlande Assassinen. Ihr Haupt hatte zum Sitze die auf den Grenzen von Dilem und Irak Adschemi gelegene Bergfeste Alamut bei Rudbar, und warb von hier aus durch seine blind gehorchenden Werkzeuge weit und breit Anhänger, deren Thätigkeit er durch seine Befehle lenkte. Der Glaube an die höchste Fülle sinnlicher Genüsse, die als Preis des Gehorsams

6. Dichtung der Neuzeit - S. 456

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
456 Neunte Periode. In Hitterdal der weise Priester sagte, Der Menschen altes Erbe sei der Schmerz. Wie alle erben, erbll ich meinen Teil Und nahm ihn willig an. Und Margit erbte Den Teil, der schwerer war, und nahm ihn an. — Der Gute sagte noch, daß jede Wolke, So schwarz sie droht, dem Himmel zugewandt Doch ihre lichte Sonnenseite hat: Die Sonnenseite unsrer Wolke heißt Ergebung, die sich lernt nach manchem Jahr. Der Stolz begehrt und trotzt und bäumt sich aus: Ergebung schweigt und neigt sich und verzichtet. Der Mensch ist ruhelos, solang er heischt; Doch die Entsagung macht ihn still und stark. So ist Weber ein genialer Dichter, gleich groß als tief empfindender Lyriker, vor dem die herrliche Gottesnatur und die geheimnisvolle Welt des Menschenherzens offen aufgedeckt liegen, und als vollendeter Epiker, voll Macht und Maß, voll kräftiger Kürze und klarer Harmonie. Bei ihm deckt sich ganz der Dichter mit dem Menschen, der ein goldreiner Charakter, ein wahrer und überzeugungsfester Christ ist. Gottfried Keller (1819—1890). Gottfried Keller wurde am 19. Juli 1819 im Dorfe Glattfelden bei Zürich als Sohn eines Drechslers geboren. Anfangs der Landschafts- malerei sich widmend, studierte er bald Philosophie und lebte seit 1853 als Staatsschreiber des Kantons Zürich und als Schriftsteller in feiner Heimatstadt bis zu seinem Tode am 16. Juli 1890. Er ist ausgezeichnet durch realistische Empfindung, tiefe Lebenskenntnis, anschauliche Zeichnung, erschütternde Tragik neben lebensvollem Humor und durch meisterhafte Sprache. Seine „Gesammelten Gedichte" enthalten manche lyrische und lyrisch-epische Perlen. Hervorragend ist ferner seine Novellen- sammlung „Die Leute vom Seldwyla", ernste und heitere Dorf- und Stadtgeschichten seiner schweizerischen Heimat, wahr und tief empfunden und zeugend von reicher künstlerischer Durchbildung. Auch die „Sieben Legenden", die „Züricher Novellen", „Das Sinngedicht" zeigen seine glänzende Begabung. Sein autobiographischer Roman „Der grüne Heinrich" fand eine Fortsetzung in seinem letzten gehaltreichen Werke „Martin Salander".

7. Mancherlei für Jung und Alt - S. 305

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
305 „Weltstadt". Wohin der Blick sich wendet — unbebaute Strecken, Weinpflanznngen, Gemüsegärten, zu landschaftlichen Zwecken dienende Gebäude, ausgedehnte Ruinenreste! Auch die Enttäuschung dessen, der von Norden her einrückt und in Rom eine sozusagen moderne Stadt zweiten Ranges ohne besonders süd- lichen Charakter findet, ist noch groß genug. Nom ist in seinem einen Teile durchaus antik, in dem andern durchaus modern. Was das christliche Rom an Kirchen aus der mittelalterlichen Epoche hatte, ist unter den Händen so vieler sogenannter Restauratoren durchgegangen, daß man entweder etwas völlig Neues an Stelle des Dagewesenen, oder dieses in der unwürdigsten Verstümmelung findet; die Fassaden sind ver- schnörkelt, verklebt und übertüncht. Das bewohnte Rom gehört den drei letzten Jahrhunderten an. Was wir von dem wenig südländischen Charakter der Stadt gesagt haben, ist vorwiegend begründet durch die schiefen Ziegeldächer, wie wir sie auch im Norden sehen; erst zu Neapel und von dort südwärts nimmt der flache Altan deren Stelle ein. Damit soll nicht gesagt sein, Rom biete in seiner Totalität nicht einen ihm eigentümlichen Anblick. Einen solchen genießt der von Florenz kommende Fremde schon von weitem. Eccola Roma! — „Da ist Nom!" rufen der Kutscher und der Reisende wie aus einem Munde, wenn der Wagen die letzte Höhe vor Ponte Molle, der seit Konstantins schließlichem Sieg viel gefeierten milvischen Brücke erreicht hat; die Stadt mit ihrem Meer von Dächern, Kuppeln und Türmen liegt vor den sehnsüchtigen Blicken ausgebreitet. Die sieben oder vielmehr — seit dem Hereinziehen des Pincio, des Janiculo und des Vaticano in den Bereich der Stadtmauern — zehn. Hügel kommen dem Effekte des ersten Anblicks aus erhöhter Ferne sehr zu statten; die Hügel scheinen von selbst ihre Rücken darzubieten, um Kirchen und Paläste zu tragen. Sieh! da tritt jetzt auch der Petersdom in seiner alles beherrschenden Majestät hinter dem Monte Mario hervor. Dann rollt der Wagen über Ponte Molle, die langgestreckte, mit Villen garnierte vorstädtische Straße entlang, an der Einfahrt zum Garten der Villa Borghese vorbei, durch das Popolo-Thor auf den großen fast kreis- runden Platz. In der Mitte des letztern erhebt sich ans einem mit antiken Löwen gezierten Brunnen ein Obelisk, genannt nach Rhamses-Sefostris. Dieser ägyptische König — im 16. Jahrhundert v. Chr. — war der Dränger der Hebräer unmittelbar vor Mosis Zeit; sein Obelisk hatte demnach den Sturz eines Weltreiches überlebt, bevor er — unter Augnstus — nach Rom gebracht wurde. Dann sank das Römerreich um ihn herum zusammen. Lesebuch. 20

8. Mancherlei für Jung und Alt - S. 131

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
131 Spanien mochte in seiner neuen Heimat nicht ohne den edlen Baum leben und ließ einen Palmenschößling aus Syrien kommen, den er in den Garten seines Landhauses Nuhzafa bei Cordova pflanzte und pflegte. Dieser Baum ist die Stammmutter von tausend Palmen geworden, die heute noch im südlichen Spanien sich leise bewegen, wenn ein Windhauch ihre Krone berührt. Es fällt uns Neueren ebenso schwer, uns Ägypten ohne Kamel als ohne Palme zu denken, und dennoch ist das geduldige Schiff der Wüste erst in verhältnismäßig späten Tagen am Nil heimisch geworden. In der Pharaonenzeit blieb es unbenutzt, obgleich es schon auf älteren Denk-; mälern erwähnt wird und ihm die Eroberer von Westasien häufig genug auf ihren Kriegszügen begegnet sind. Auch in dem übrigen Nordafrika und in der Sahara, die wir uns gar nicht mehr ohne Kamel vorzustellen vermögen, ward es erst in nachchristlicher Zeit allgemein benutzt. Mit den arabischen Heeren kam es zu Tausenden an den Nil und folgte ihnen auf ihren Zügen gegen den Westen. Wie schnell es sich da, wo es die Bedingungen seiner Existenz findet, einzubürgern vermag, das beweist die Geschichte der jüngsten Zeit. Nach dem Krimkriege wanderten Ta- taren mit ihren Kamelen in die Dobrudscha, der bis dahin dieses Tier fremd geblieben war, ein, und vor kurzem fand es v. Kremer dort völlig heimisch und sah in Galatz tatarische Karren, von Kamelen gezogen, die gefrorene Donau überschreiten. In Ägypten trägt das Höckertier alle Lasten, zieht den Pflug, treibt das Schöpfrad, durchjagt und durchschreitet mit dem Beduinen und Pilger die Wüste und beschenkt seinen Besitzer mit Milch und seiner weichen, zu groben und feinen Geweben tauglichen Wolle. Georg Ebers. Prinz Schreimnnd und Prinzessin Schweigstilla. Zehntes Kapitel. Von einem zweiten Bilde, welches der Spiegel des Lebens den Königskindern zeigt. Das zweite Jahr, welches die Kinder auf der Insel im Häuslein der alten Mutter verlebten, glich dem ersten, wie ein Ei dem andern; sehnsüchtig blickten sie noch jeden Abend auf die einsamen Wellen des Meeres hinüber, allein es war ihnen doch schon leichter ums Herz. Sie hatten sich in ihr Schicksal ergeben gelernt und an die Strenge der Alten und die Unarten ihres Hündleins und die Sprünge der Geiße allgemach gewöhnt. So kam denn auch der letzte Tag dieses Jahres, und an seinem 9 *

9. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 120

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
120 I. Beschreibende Prosa: Litteraturgeschichte. Fast um ebensoviele ist die Masse der Erschlagenen vermehrt. Nur Attila, der in dem ganzen Drama nun die Rolle eines müßigen Zu- schauers spielt, dann Dietrich und Hildebrand ragen wie drei einsame Masten des untergegangenen Heldenschiffes über die Fläche der verschlingen- den See empor. Auch jetzt wieder, wie in jener ersten Zeit nach Attilas Tod, be- mächtigte sich nicht ein einzelner bedeutender Geist dieses gewaltigen Stoffes, um ein einheitliches Gedicht daraus zu machen. Wieder griffen die ver- schiedenen Dichter — auch ihre Namen unbekannt, wie die der alten Nibelnngensänger und die der gleichzeitigen Minnedichter — nur einzelne Teile dieses Stoffes zu poetischer Behandlung heraus. Wieder fanden ein- zelne Teile doppelte Bearbeitung, während andere ganz leer ausgingen. Aber die Lieder wurden jetzt, in der vorgeschrittenern Zeit, durch die schriftliche Aufzeichnung fixiert. Und diesem Umstande verdanken wir es, daß ihrer zwanzig uns erhalten sind. Doch hat man die Lücken zwischen ihnen ausgefüllt, durch mannigfache Einschaltungen sie einander zu nähern gesucht, dem verschiedenen Stile verschiedener Dichter ein modisches, gleich- mäßig bedeckendes Mäntelchen umgehängt. Und was so zu stände kam mit dem Scheine eines einheitlichen Gedichtes, ist unser Nibelungen- lied. Nicht ein Lied also eigentlich, sondern eine Sammlung von zwanzig Liedern, welche das schärfere Auge philologisch geschulter Kritiker in ihrem verschiedenen Charakter, mit ihrem verschiedenen Stile, in ihren verschie- denen Ansichten über manche Punkte der Sage noch sehr wohl unter dem fremdartigen Schutt und Anwurfe zu erkennen vermag. Der G e i st, den fast alle diese Lieder atmen, ist nicht der Geist der hohenstausischen Periode, sondern es ist noch der Geist der Zeit, in welcher man zuerst von den Nibelungen sang. Es war ein hartes, wildes und kriegerisches Geschlecht, jene Ger- manen der Völkerwanderung: knorrig und fest wie ihre Eichen; rauh wie die Luft, die sie in sich sogen; düster wie der Himmel, zu dem sie empor- blickten; ahnungsvoll im Gemüte, wie das Rauschen ihrer Wälder; träge im Frieden, wie die Meere und Sümpfe, die sich noch endlos dehnten durch ihre Länder: im Kriege aber unwiderstehlich wie die Stürme, die über ihre Heiden hinbransten. ' Das ungestüme Heldenfeuer dieser Nordlandsöhne lodert noch hell auf in dem Nibelungenliede. Die Muse, die es eingegeben hat, ist eine stürmische Walküre, die auf dunklem Schlachtrosse durch die Wolken jagt, gepanzert von Kopf bis zu Füßen, Kampf und Streit in ihrem Blicke, Zorn auf ihrer Braue. Aber wenigstens nicht alle Dichter der Nibelungenlieder haben aus dem Methorne dieser Muse sich Begeisterung getrunken. In dem Liede
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