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1. Grundriss der römischen Altertümer - S. 237

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
122. Die Festspiele. 237 oder Kämpfe zwischen sechs Türmen junger Ritter und mancherlei militärische Manöver. Bisweilen leitete man Wasser in ein Riesen-bassin (lacus) des Cirkus und führte Seegefechte auf. Vor Errichtung der Amphitheater fanden hier auch Gladiatorenkämpfe und Tieihetzen statt. Girkusspiele kamen vor z. B. an den ludi Romani, plebei, Apollinares, Megalenses, Floralia u. a. b) Die scenischen Spiele, ludi scnenici. Obgleich schon in älterer Zeit mancherlei Volkspossen aufgeführt wurden, erhielt Rom doch erst seit 364 y. Chr. eigentliche dramatische Aufführungen, indem man während einer Pest solche Spiele gelobte und Schauspieler aus Etrurien kommen liefs. Dann schuf Livius Anch onicus 240 v. Chr. die ersten besseren Dramen und seit 214 v. Chr. wurden an den ludi Romani vier Tage hindurch (Liv. 24, 43: ludos scaenicos per quadriduum eo anno primuni factos . . .) Bühnenstücke aufgeführt und bald hatten sie das Übergewicht über die Girkusspiele erlangt (Liv. 40, 52 u. 42, 10, wo je Spiele 's on mehreren Tagen erwähnt werden). East alle Hauptfestspiele waren mit dramatischen Darstellungen verbunden. Seit dem zweiten punischen Kriege herrschte die griechische Tragödie und Komödie, bis diese durch die Mimen und Pantomimen verdrängt wurden. Das Theater. Die scenischen Stücke wurden in Theatern aufgeführt, deren Pompejus das erste steinerne baute {Tac. ann. 14, 20: quippe erant qui Cn. quoque Pompeium incusatum a senioribus ferrent, quod mansuram theatri se-dem posuisset. Nam antea subitariis gradibus et scaena in tempus structa ludos edi solitos). Die Zuschauer standen {Tue. 1. c. stantem populum spec-tavisse, ne, si consideret, theatro dies totos ignavia continuaret) auf einem freien Raume (cavea). Die Bühne (scaena) war anfänglich nur ein Brettergerüst, bis 174 v. Chr. die Censoren eine steinerne Bühne herstellten. Die cavea bildete einen Halbkreis und die scaena dessen Durchmesser. Im ganzen war das römische Theater nach griechischem Muster erbaut; doch fehlte die Orchestra, an deren Stelle die Sitzplätze für die Senatoren waren (locus senator ins, Cic. Cluent. 47, 132). Hinter denselben liefen die übrigen Sitzreihen terrassen-ormig m immer gröfseren Halbkreisen empor, und von dem Bühnenraum bis hinauf zum letzten Halbkreise waren radienförmig Treppen errichtet, durch welche der ganze Zuschauerraum in keilförmige Abschnitte (cunei) geteilt wurde. Gespielt wurde nur auf der Bühne, nicht auch in der Orchestra, wie im griechischen Theater; deshalb war die römische Bühne auch länger und breiter; sie bildete ein längliches Viereck und lag fünf Fufs erhöht quer vor den Senatorenbänken. Gleich hinter den Sitzen der Senatoren kamen die vierzehn Sitzreihen (subsellia) der Ritter. Augustus traf durch seine lex lulia theatrahs genauere Bestimmungen über die Plätze der Priesterkollegien , der eamten, sowie der Frauen, denen er abgesonderte Plätze anwies, und der untersten Volksklasse. Den Sklaven war der Eintritt verwehrt.

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 245

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Erläuterungen. 245 Alexander von Humboldt zugesteht, „die Zeitgenossen mächtig an- geregt, des Weltalls heilige Rätsel zu lösen und das Bündnis zu erneuen, welches im Jugendalter der Menschheit Philosophie, Physik und Dichtung mit einem Band umschlang". (Vergl. A. Baum- gartner, Goethe Iii.) Granit besteht aus einem Gemenge von Feldspat, Quarz und Glimmer; die Glimmerblättchen sind nicht wie beim Gneis zu parallelen Schichten geordnet; von körnigem Aussehen, daher der Name (granum 5= Korn). Das Verhalten der verschiedenen Arten des Granits hin- sichtlich der Verwitterung ist verschieden; ebenso ungleich sind die aus der Verwitterung dieses Gesteins hervorgehenden Formen. (Spitzen, Hörner, Kuppen, wollsackähnliche Blöcke.) Weit verbreitet und vielfach verwertet. Gusla — einsaitiges, serbisches Streichinstrument nach Art unserer Guitarre. Gymuotus — Zitteraal. .Haas Hippolyt, Professor der Geologie und Paläontologie in Kiel, geb. 5. November 1855 zu Stuttgart. Verfasser verschiedener Werke geologischen Inhaltes, schrieb u. a.: „Quellenkunde"; „Aus der Sturm- und Drangperiode der Erde"; die Monographie: „Die deutsche Nordseeküste". Hagen von Tronje, der düstere Held im Nibelungenliede, der Mörder Siegsrieds, gehörte mit zu den Burgunden, welche die Donau hinab nach Ungarn zur Burg des gewaltigen Etzel zogen. Auf der Suche nach einer Überfahrt über die Donau traf er auf zwei Meer- weiber oder Schwanjungfrauen; die eine derselben verkündigte ihm warnend das Schicksal, das seiner und seiner Gefährten im Hunnen- lande wartete: Kampf und Tod. tzagion Oros — heiliger Berg, die östlichste der drei Halbinseln der Chalkidike, so genannt wegen der zahlreichen Mönche und Ein- siedler, die hier teils• gemeinsam in burgartigen Klöstern, teils einzeln in Dörfern, Zellen und Einsiedeleien in strenger Abgeschie- denheit leben. Sie bilden einen geistlichen Staat für sich, der aber der Türkei tributpflichtig ist. Die Klöster sind im Besitze wert- voller Handschriften und zahlreicher Urkunden aus dem Altertum und Mittelalter. Hahn Friedrich, Professor in Königsberg, geb. 3. März 1852 zu Glauzig (Anhalt). Hauptwerke: „Jnselstudien"; „Länderkundevon West- und Nordeuropa" (in Kirchhosss Länderkunde von Europa);

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 262

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
262 Erläuterungen. in Verbindung steht. Die Regulierungsarbeiten in der Zelt von 1889—W haben einen fast 8 km langen und mindestens 3 m tiefen Kanal geschaffen, der zwei bis drei großen Dampfern Raum zum Ausweichen bietet. Dieser schwierigste und wichtigste Teil der Donauregulierung hat die Bedeutung der Donau als Verkehrs- straße erheblich gesteigert. Trajan, römischer Kaiser von 98—117 n. Chr., ließ vor seinem ersten Feldzuge gegen die Daker die unter Tiberius begonnene Militärstraße (in der Donauenge zwischen Baziäs und Orsova) fertig stellen, ein Werk, das noch heute die Bewunderung des Be- schauers erregt. Dem Andenken des großen Kaisers ist die „Trajans- tasel" gewidmet, eine selsgehauene Inschrift im Kazanpasse. T r a m o n t a n a (it., von tra (Irans) — jenseits und monte — Berg, also jenseits der Berge befindlich oder herkommend) — Nordwind. Travertin ist ein von den Italienern so benannter goldgelber Tuffstein oder Kalktuff - wird neben dem 'Marmor zu Prachtbauten verwandt. Travertinbrüche bei Tivoli, dem alten Tibur, ostnordöftl. von Rom. Trinius August, geb. 31. Juli 1851, lebt als Geh. Hofrat zu Waltershausen i. Th.; fruchtbarer Reiseschriftsteller. In seinen zahlreichen Wanderbüchern läßt er den Reichtum der Natur und die Fülle der landschaftlichen Schönheiten unserer deutschen Gauen an uns vorüberziehen; er will — wie er selbst sagt — „ein echter Wanderbursche sein, der die Heckenrose am Wege liebt, weil sie ihm Duft und Schönheit freiwillig beut, der den Tannenhag jauchzend begrüßt, welcher ihm den Hut mit frischem Bruch schmückt und helle, frohe Wanderlieder in die Seele rauscht, der durch das wallende Kornfeld hinab zum ruhewinkenden Dorfe schreitet und leicht mit der Hand durch die im Abendfrieden nickenden Halme streift", der aber auch an dem Volke der deutschen Erde, an den Gestalten seiner Geschichte und Sage nicht achtlos vorübergeht und alles, was er gesehen und erlebt, mit dem Reize unmittelbarer Empfindung in fesselnder Sprache wiederzugeben weiß. Werke: „Thüringer Wanderbuch"; „Der Rennstieg"; „Hamburger Schleuder- tage"; „Unter Tannen und Farren"; „Märkische Streifzüge"; „All- deutschland in Wort und Bild" u. v. a. Troglodyte — Höhlenbewohner. Tuffe, mehr oder weniger lockere, niürbe bis feste Gesteine, die von einem erhärteten vulkanischen Schlamme herrühren; ein Konglomerat von Bimsstein-, Schlacken- und Aschenstücken.

4. Bd. 2 - S. 17

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
17 Erstes Kap. Geschichte der Perser. im Wein- und Siegesräusche die ehrwürdige Perserstadt zerstörte; aber ihre Trümmer mögen noch länger dauern, als die neuesten Pa- läste. Da, wo an der Grenze der Sandregion die Gebirgskette anhebt, liegen, von zwei Armen derselben halb umschlossen, diese geheimniß- vollen Ruinen. Ans ungeheueren Marmorblöcken wunderbar zusam- mengefügt, sieht man gigantische Treppen, Säulen, Mauern, Gemä- cher und Gräber in seltsamer Verbindung, theils noch stehend, theils zusammengestürzt, ^mit räthselhaften Thiergestalten vermischt und die Wände fast durchaus bedeckt mit schwer zu deutenden Bildern und mit Charakteren einer längst verstorbenen Schrift (*). Aber weit über ihr heimathliches Land, nach allen Weltgegenden hin, herrschten die Perser; Mittel- und Vorder-Asien vom Indus bis zum Mittelmeere gehorchte ihrer Macht. Wir haben schon früher die westlich des Tigris gelegenen Länder Kteinasiens, dann Syrien und Babylon, auch östlich an diesem Strom Assyrien und Medien betrach- (§t; noch müssen wir der übrigen Provinzen bis zum Indus rmd Oruö erwähnen. Was von diesen beiden Flüssen bis zum Tigris und zum in- dischen Ocean liegt, und in mittleren Zeiten Iran (im Gegensaz von Turan, nördlich am Orus) genannt wurde, hieß den Griechen mit demselben Namen A ria n a (in der Zendsprache Erlen e). Allster den schon genanllten Provinzen umfaßte solches in Süden die wüsten Län- der Karmanicn und Gedrosien, in Norden am kaspischcll Meer Hyr- cania und daran gränzend das späterhin furchtbare Parthia, in Nord- osten und Osten endlich die uralten Handclsländer Bactria und Sog- diana (dieses leztere noch jenseits des Orus), Aria, Arachosia und Paropamisus, das indische Grenztand. Bei aller Verschiedenheit in Klima und Produkten, die bei so weit ausgedehnten Ländern sich vcr- muthen läßt, ist dennoch, mit Ausnahmeder Seeküsten, den meisten die hohe Lage, die trockene Luft und Armuth an Wasser gemein. tz. 3. Cyrus. Ungeachtet der Dunkelheit, die auf der Geschichte von Cyrus, dem Stifter des Perserreiches, ruht, mögen wir erkennen, daß derselbe von dem edelsten der persischen Stämme, den P a sa r g a d e n, und zwar aus dem erlauchten Hause der Achämeniden (man will diesen Na- (*) Der sogenannten Keilschrift, um deren Erklärung sich vorzüglich Grotefend, Lichtenstein und Tychsen nebst mehreren anderen der oben- genannten Schriftsteller verdient gemacht haben. Aus diesen Erklärungen und aus anderen Gründen geht hervor, daß Persepolis — wahrscheinlich eines mit Pasar gada — Lager der Perser — allerdings aus den ersten Zeilen des alten Perserreiches herrühre, ursprünglich das Hoflager der persi- schen Könige, darauf ihre Todtenresidenz und ein allgemeines National- heiligthum gewesen. (S. Heeren Zdeen I. S. 335 ff.) Ii. 2

5. Geschichte des Mittelalters - S. 1

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Überblick über die bildenden Künste im Itmelaifer. 1. Die tiltchrittliche Kunst, insbesondere die Baukunst. § 1. Die Katakomben. Zu der Zeit, als das gewaltige Cäsarenreich politisch und militärisch unter dem Ansturm der Germanen zusammenbrach, war auch die Kunst in Verfall geraten. Die größte Anregung empfängt bei allen Völkern die Kunst von der Religion. Der Götterglaube, der auch den Griechen und Römern so außerordentlich viel Stoff und Anregung zu künstlerischer Tätigkeit gegeben hatte, war verschwunden, an die Stelle der Götter waren die Cäsaren getreten, Menschen, die mit all ihrer Menschlichkeit ihren Zeitgenossen bekannt waren. Nur bei einem kleinen Teile der Bevölkerung des römischen Weltreichs, der christlichen, fand sich ein tiefer, inniger Glaube an Gott. Aber diese Bevölkerung war arm und wurde ihres Glaubens wegen verfolgt. Der Glaube wies diese Menschen auf das Jenseits hin und forderte von ihnen Entsagung. Es dauerte geraume Zeit, bis es gelang, diesen neuen Geist auch in künstlerische Formen zu bringen. Die ältesten Versuche zeigen sich in den Katakomben, den unterirdischen Grabstätten, in denen die Christen in den ersten Jahrhunderten ihren Gottesdienst feierten. Die Katakomben sind schmale Gänge, die nach Art von Bergwerksstollen und Gängen oft mehrere Stockwerke tief in den Felsen getrieben wurden; sie waren durch Treppen miteinander verbunden und erhielten Luft und Licht durch enge Kamine, die zur Oberfläche führten. In den Gängen wurden zu beiden Seiten schmale, längliche Öffnungen oder Nischen ausgehauen zur Aufnahme der Leichname. Nach der Beisetzung wurden diese Öffnungen durch eine Steinplatte, die in der Regel den Namen des Verstorbenen trug, geschlossen. An einigen Stellen erweiterten sich die Gänge zu kleinen Kammern oder Kapellen, in denen besonders ausgezeichnete Persönlichkeiten wie Märtyrer, Päpste und Bischöfe beigesetzt wurden. Hier fand in der Regel über dem Grabe eines Märtyrers der Gottesdienst statt. Die bedeutendsten römischen sind die Calixtkatakomben mit der Papstkrypta, in der mehrere Päpste aus dem dritten Jahrhundert bestattet sind, und die Krypta der hl. Cäcilia. Die Wände der Gänge und besonders der Kapellen wurden oft mit einfachen Gemälden ausgeschmückt, die Vorgänge aus dem Alten und Neuen Testament, namentlich aus dem Leben Jesu, mit Anlehnung an antik-heidnische Vorbilder darstellten. So zeigt ein Deckengemälde in der Katakombe der Domitilla Christus als Orpheus mit der Leier, dem die wilden Tiere aufmerksam lauschen; in den umgebenden Randbildern ist Christus, der einen Toten (eine Mumie) erweckt, Moses, der Wasser aus dem Felsen schlägt, gegenübergestellt, ebenso Daniel in der Löwengrube dem Hirtenknaben David. Sehr oft findet sich Christus dargestellt als der gute Hirt, der das verlorene Schaf wiedergefunden hat. In ähnlicher Weise schmückte man die Steinsärge (Sarkophage) mit Reliefbildern aus dem Alten oder Neuen Testament, die sich in der Behandlung an die spätrömische Zeit anschließen, oder auch mit einfachen Tier- und Pflanzenformen, denen das Christentum eine symbolische Bedeutung unterlegte (Fisch, Taube, Phönix, Palme). Sehr beliebt waren die verschlungenen griechischen Buchstaben X P (-p )|< = Christus) oder auch A und X2, der Anfang und das Ende. Weltgeschichte für die Oberstufe d. ©tubienanft. u. fi'tv Oberlyzeen. 2. Bd. J3

6. Dichtung der Neuzeit - S. 456

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
456 Neunte Periode. In Hitterdal der weise Priester sagte, Der Menschen altes Erbe sei der Schmerz. Wie alle erben, erbll ich meinen Teil Und nahm ihn willig an. Und Margit erbte Den Teil, der schwerer war, und nahm ihn an. — Der Gute sagte noch, daß jede Wolke, So schwarz sie droht, dem Himmel zugewandt Doch ihre lichte Sonnenseite hat: Die Sonnenseite unsrer Wolke heißt Ergebung, die sich lernt nach manchem Jahr. Der Stolz begehrt und trotzt und bäumt sich aus: Ergebung schweigt und neigt sich und verzichtet. Der Mensch ist ruhelos, solang er heischt; Doch die Entsagung macht ihn still und stark. So ist Weber ein genialer Dichter, gleich groß als tief empfindender Lyriker, vor dem die herrliche Gottesnatur und die geheimnisvolle Welt des Menschenherzens offen aufgedeckt liegen, und als vollendeter Epiker, voll Macht und Maß, voll kräftiger Kürze und klarer Harmonie. Bei ihm deckt sich ganz der Dichter mit dem Menschen, der ein goldreiner Charakter, ein wahrer und überzeugungsfester Christ ist. Gottfried Keller (1819—1890). Gottfried Keller wurde am 19. Juli 1819 im Dorfe Glattfelden bei Zürich als Sohn eines Drechslers geboren. Anfangs der Landschafts- malerei sich widmend, studierte er bald Philosophie und lebte seit 1853 als Staatsschreiber des Kantons Zürich und als Schriftsteller in feiner Heimatstadt bis zu seinem Tode am 16. Juli 1890. Er ist ausgezeichnet durch realistische Empfindung, tiefe Lebenskenntnis, anschauliche Zeichnung, erschütternde Tragik neben lebensvollem Humor und durch meisterhafte Sprache. Seine „Gesammelten Gedichte" enthalten manche lyrische und lyrisch-epische Perlen. Hervorragend ist ferner seine Novellen- sammlung „Die Leute vom Seldwyla", ernste und heitere Dorf- und Stadtgeschichten seiner schweizerischen Heimat, wahr und tief empfunden und zeugend von reicher künstlerischer Durchbildung. Auch die „Sieben Legenden", die „Züricher Novellen", „Das Sinngedicht" zeigen seine glänzende Begabung. Sein autobiographischer Roman „Der grüne Heinrich" fand eine Fortsetzung in seinem letzten gehaltreichen Werke „Martin Salander".

7. Mancherlei für Jung und Alt - S. 305

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
305 „Weltstadt". Wohin der Blick sich wendet — unbebaute Strecken, Weinpflanznngen, Gemüsegärten, zu landschaftlichen Zwecken dienende Gebäude, ausgedehnte Ruinenreste! Auch die Enttäuschung dessen, der von Norden her einrückt und in Rom eine sozusagen moderne Stadt zweiten Ranges ohne besonders süd- lichen Charakter findet, ist noch groß genug. Nom ist in seinem einen Teile durchaus antik, in dem andern durchaus modern. Was das christliche Rom an Kirchen aus der mittelalterlichen Epoche hatte, ist unter den Händen so vieler sogenannter Restauratoren durchgegangen, daß man entweder etwas völlig Neues an Stelle des Dagewesenen, oder dieses in der unwürdigsten Verstümmelung findet; die Fassaden sind ver- schnörkelt, verklebt und übertüncht. Das bewohnte Rom gehört den drei letzten Jahrhunderten an. Was wir von dem wenig südländischen Charakter der Stadt gesagt haben, ist vorwiegend begründet durch die schiefen Ziegeldächer, wie wir sie auch im Norden sehen; erst zu Neapel und von dort südwärts nimmt der flache Altan deren Stelle ein. Damit soll nicht gesagt sein, Rom biete in seiner Totalität nicht einen ihm eigentümlichen Anblick. Einen solchen genießt der von Florenz kommende Fremde schon von weitem. Eccola Roma! — „Da ist Nom!" rufen der Kutscher und der Reisende wie aus einem Munde, wenn der Wagen die letzte Höhe vor Ponte Molle, der seit Konstantins schließlichem Sieg viel gefeierten milvischen Brücke erreicht hat; die Stadt mit ihrem Meer von Dächern, Kuppeln und Türmen liegt vor den sehnsüchtigen Blicken ausgebreitet. Die sieben oder vielmehr — seit dem Hereinziehen des Pincio, des Janiculo und des Vaticano in den Bereich der Stadtmauern — zehn. Hügel kommen dem Effekte des ersten Anblicks aus erhöhter Ferne sehr zu statten; die Hügel scheinen von selbst ihre Rücken darzubieten, um Kirchen und Paläste zu tragen. Sieh! da tritt jetzt auch der Petersdom in seiner alles beherrschenden Majestät hinter dem Monte Mario hervor. Dann rollt der Wagen über Ponte Molle, die langgestreckte, mit Villen garnierte vorstädtische Straße entlang, an der Einfahrt zum Garten der Villa Borghese vorbei, durch das Popolo-Thor auf den großen fast kreis- runden Platz. In der Mitte des letztern erhebt sich ans einem mit antiken Löwen gezierten Brunnen ein Obelisk, genannt nach Rhamses-Sefostris. Dieser ägyptische König — im 16. Jahrhundert v. Chr. — war der Dränger der Hebräer unmittelbar vor Mosis Zeit; sein Obelisk hatte demnach den Sturz eines Weltreiches überlebt, bevor er — unter Augnstus — nach Rom gebracht wurde. Dann sank das Römerreich um ihn herum zusammen. Lesebuch. 20

8. Mancherlei für Jung und Alt - S. 15

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
15 Der vornehmen Kunstansicht unserer schönen Geister und Kunst- enthusiasten möchte der Anblick einer künstlerischen Erziehung, wie die meinige war, ein mitleidiges Achselzucken abnötigen; ich aber weiß mit Dank gegen Gott und meinen guten Vater, was sie mir genützt und wovor sie mich bewahrt hat. Wenn ich dem Vater bei einem Schreiner im Orte oder einem Bauer auf einem nahen Dorfe ein Brautgerät, Laden, Bettstellen, Schränke und dgl. anstreichen und mit bunten Blumen und Landschaften schmücken half, auf eine Wiege oder einen Kindersarg Engelsköpfe, oder auf Särge für Erwachsene und alte Leute Kruzifixe malen mußte: so hatte ich das frohe Gefühl, ein brauchbares Glied der Familie zu sein und dem Vater bei seinem Erwerbe geholfen zu haben. Dabei schwebte mir immer ein gewisses Kunstideal vor, das sich in die Form des zuletzt gesehenen Besten, sei es ein Bild oder Kupferstich, kleidete; — sah ich gut gemalte Blumen oder Früchte, etwa in einem gemalten Zimmer, so versuchte ich, etwas dem Ähnliches hervorzubringen. So waren Tiere durch lange Zeit mein Lieblingsgegenstand, wozu mich die Anschauung der Natur und der Anblick einiger Kupfer und Radie- rungen nach Berghem und einigen andern gebracht hatten. Der eigent- liche Hintergrund dieser Liebhaberei aber war die Schönheit und Poesie des Hirtenlebeus, für das ich schwärmte. Mein Vater unterstützte diese Schwärmerei mit der Erlaubnis, durch zwei Spätsommer die Kühe hüten zu dürfen, da es eben nichts Besonderes zu thun gab. Wer war glück- licher, als ich? Überhaupt war es nie bloß das sogenannte Malerische allein, das mich anregte. Wenn ich bei meiner kleinen Herde, an einem Feldraine hingelagert, die weite schöne Gegend überschaute, über welche die flatternden Wolkengebilde rätselhaft hinzogen und große wandelnde Schatten über Gebirge und Thäler breiteten; wenn ich den Stimmen der Luft und Wälder lauschte, unterbrochen von dem fernen Gesänge der Hirten, dem Brüllen und Blöken der Herden, dem Holzschlag aus dem Walde und dem Glucken und Murmeln der Büche: da bevölkerte ich die Gegend mit meinen Phantasieen, genommen aus meiner kindlichen und kindischen Lebensanschauung. Es zogen wunderbare Bilder an mir vor- über, aus mir heraus und in mich hinein. Die Einsamkeit sprach mit beredter Zunge zu mir. Damals verstand ich wenig davon, erst heute verstehe ich meiue Jugend. Die Gegend meiner Heimat hat nicht die Großartigkeit der Alpen- welt, aber immer noch Reiz genug, um jedem Empfänglichen für schön zu gelten. Lange, mit allerhand Holz, besonders aber mit ernsten, duftigen Tannen- und Fichtenwäldern bedeckte Bergzüge, mit weiten offenen Thälern, die oft kleinere von überraschend schöner und romantischer Lage mit Felsen und Wald einschließen; klare Bäche und ein großer, von den

9. Mancherlei für Jung und Alt - S. 145

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
145 überrascht aufgestanden, die Hände auf die Brust gedrückt, die Augen züchtig gesenkt, im langhinwallendeu Kleide dem Engel gegenüber, der an der äußersten Zimmerecke aus den himmlischen Höhen niederschwebt und den Gruß mehr deutet als spricht. Das ärmliche, aber blanke Hausgerät, Bett, Küche, Kochgeschirr, Bücherstelle, bis ins einzelnste, bilden ein so natürliches als zusammenstimmendes Ensemble, daß jeder Beobachter im Herzen denkt: „Ja, so muß es im Hause der heiligen Jungfrau ausgesehen haben!" Uns sprach besonders der nüchterne, tief- verständige Sinn des Ganzen an, ohne Übertreibung, ohne Spur von Gemeinheit, das Göttliche in der würdigsten menschlichen Form vermittelt. Hierauf folgen in den nächsten Kapellen die Heimsuchung Mariä, die Geburt Christi, die Darstellung Jesu im Tempel und dessen Wieder- findung unter den Schriftgelehrten, wundersame Bildungen von zartester Auffassung, oft mit wahrer Meisterhaftigkeit zum harmonischen Gesamt- eindrucke gruppiert. Den freudenreichen Geheimnissen schließen sich die schmerzhaften an, abermals durch eine riesige Thorhalle über dem Wege eröffnet, nach der nämlichen Anlage und Ausführung, der heilige Ölberg, die Geißelung, die Dornenkrönung, die Kreuzfahrt und die Kreuzigung voll ergreifender Wahrheit und Eindringlichkeit. Die kleinsten Umstände der Evangelien sind meisterhaft ausgedrückt und reißen in ihrer kunstlosen Benützung den Gelehrten zur Bewunderung, den Ungelehrten zur besseren Einsicht, alle zur Andacht und Beherzigung hin. Das tiefe Herzweh eines jeden guten Christen bei den Leiden des Gottmenschen Jesus Christus hat sich in den bedeutsamsten Bildern wunderbar anschaulich dargestellt und manchmal bis zum Abscheu des Künstlers gegen die unmenschlichen Peiniger in grotesken Formen gesteigert. Vor der Kapelle der Kreuzigung Christi sind die Marmorstufen von knieenden Betern abgenutzt, und die Thrünen- spur heiliger Andacht, aus dem Spiegel derselben deutlich zu sehen, aus deu Augen, die längst im Tode erloschen sind, zeugt von Reue und Buße über die Sünden eines unglücklichen Lebens. Aus diesem Gebiete der Todesschmerzen treten wir aufwärts steigend durch ein drittes Thor in die lichte Region der glorreichen Geheimnisse der Menschenerlösung, wo in vier aufeinanderfolgenden Kapellen die Auferstehung und Himmelfahrt Christi, die Sendung des Heiligen Geistes und die Aufnahme Mariens in den Himmel dargestellt sind. Die Hügel- pyramide ist immer schlanker und luftiger geworden; mit den Lichtmassen, die sich von allen Seiten auf uns uiedergießen, haben sich die Düfte und Kühlungen der überragenden Alpen gemischt, um unsere Seelen durch die glorreichen Thaten Jesu Christi, welche den Tod gebrochen und die Hölle besiegt haben, fröhlich aufatmen zu lassen. Weite dnnkellaubige Lesebuch. 10

10. Mancherlei für Jung und Alt - S. 267

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
267 erhob und für Jahrhunderte jeden Nebenbuhler überflügelte, hatten andere Städte Toscauas in den Künsten schon Großes und Dauerndes geschaffen. Ja, das mächtige Pisa war es, das in Niccolo Pisano den kühnen und glücklichen Vorboten der künftigen allgemeinen Wiedergeburt der italienischen Kunst hinstellte und das in seiner Domanlage Denkmäler von unver- gleichlicher Bedeutung hinterließ. Fast am Ausgange des Arnothales und nur noch eine Stunde vom Tyrrhenischen Meer entfernt, winken die Kuppeln und Türme der einst gewaltigen und stolzen Freistadt dem erwartungsvollen Wanderer, der sich Pisa nähert, verheißungsvoll entgegen. Schnell erledigt er seine äußeren Angelegenheiten und dann eilt er an die nordwestliche Ecke der Stadt. Hier erblickt sein staunendes Auge den schiefen Turm, den Pracht- bau des Domes, die herrliche Tauskirche dicht nebeneinander auf weitem Plane und hinter ihnen sieht es die Außenmauern des berühmten Fried- hofes. In eine architektonische Anlage tritt man ein, die in ihrer Monu- mentalität und Schönheit, ihrer geschichtlichen Denkwürdigkeit und kunst- geschichtlichen Bedeutung ihresgleichen nicht hat. Andere Gebäudegruppen mögen prächtiger, größer und im einzelnen vollkommener sein, allein würdiger und historischer ist keine. Nur die Ruinen Noms und die Tempel in Pästum muß man nicht mit in Betracht nehmen wollen; aber für das ganze christliche Italien darf man jene Behauptung aufrecht er- halten. Die offenen Thüren des Domes ziehen unwillkürlich in den hohen Bau, und eine vollkommene Freude genießt der Eintretende. Ein Wald schöner, antiker Säulen umfängt ihn, doch wohlgeordnet und einem großen Gedanken dienend; eine lange Perspektive leitet den Blick in die Tribuna, aus deren Wölbung ihm das kolossale Bild des Erlösers, von lichtem Goldgründe umgeben, ein Werk Cimabues, des Vaters der italienischen Malerei, entgegenstrahlt. Wandelt man nun in diesen weiten Räumen betrachtend umher, so erkennt man bald, daß die prächtigen Säulen des Altertums, die hier verwendet wurden, in der bedeutendsten und maß- gebendsten Weise den Eindruck bestimmen. Vier Reihen, durch Bögen ver- bunden, scheiden die fünf Schisse, und noch ein zweites Stockwerk ist angefüllt mit kleineren Säulen. Wie voll muß damals im 11. Jahr- hundert, wo der Bau unternommen wurde, Toscana noch von Römer- werken gestanden haben, wenn man so rauben konnte! Und wie begünstigt war man, wenn man nur die alten Bauwerke zu berauben brauchte, um das beste fertige Material zu gewinnen! Man konnte sich freilich im Gefühle technischer Schwäche noch nicht zur Wölbung des Mittelschiffes entschließen, mußte das Schema des Aufbaues im Mittelschiffe auch über die Öffnungen der Kreuzarme wegführen, so daß der Gedanke des Quer- hauses und Kreuzes sehr verdunkelt wird; man wölbte über der Kreuzung
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