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1. Abth. 2 - S. 3

1817 - Elberfeld : Büschler
3 Einleitung. ungemischtes Stammvolk. Es war nur sich selbst gleich; und wie die gleichartigen Gewächse des Feldes, die aus einfachem, reinem Saamen, nicht in der üppigen Pflege des Gartens, sondern in dem gesun- den, freien Boden draußen emporwachsen, durch Ausartung nicht von einander abweichen, so war auch unter den Tausenden des einfachen teutschen Stammes nur Eine, feste, gleiche Gestalt. Ihre Brust war breit und stark, ihre Haare meistentheils gelb und lang herabhangend, ihre Augen blau, ihr Blick durchdringend und kühn. — Zur Kriegsarbeit waren sie unermüdet, für sitzende Gewerbe aber un- lustig. Sie litten geduldiger Hunger, als Durst; geduldiger Kalte, als große Hitze. Städte liebten und bauten sie nicht, sie verglichen sie den Gefängnissen; nicht einmahl zusammenhän- gende Dörfer legten sie gern an; so groß war ihre Lust und Liebe zu uneingeschränkter Freiheit. Die Hütte lag meistentheils in der Mitte der Feldmark, die zu ihr gehörte und mit einem Gehege umschlos- sen war; und eine Anzahl solcher Höfe zusammen bildete eine Gemeine, mehrere Gemeinen und Ort- schaften einen Gau. Sehr oft wählten sie ihre Sitze nicht sowohl nach der Bequemlichkeit und dem Nutzen, als nach ihrer Liebe zur freien und schönen Natur. Wo ein Hain, wo eine Quelle sie lockte, sagt ein römischer Geschichtschreiber, da bauten sie sich an; auf der Höhe des Berges, am steilen Ab- hange des Felsens, neben dem rauschenden Berg- strome im Dunkel des waldigten Thales, wo die Ein- drücke des Großen und Erhabenen ihr Gemüth erfüll- ten, schlugen sie am liebsten ihre Wohnung auf. Und auch deshalb wogten sie ihr Vaterland so sehr lje den, weil es eine so große Mannigfaltigkeit, an

2. Die deutsche Geschichte - S. 18

1829 - Elberfeld : Büschler
d8 - Einleitung. ivw\iwvu\tiwvin\vvwv\v\v\\uv\»vvv\vmvvvvvv\vuvvviv'ivvivvi\i gen Italien verwöhnten Römer es schilderten. Nach ihnen standen die Bäume acht Monate im Jahre blätterlos, und die großen Ströme regelmäßig so fest vom Eise, daß sie Heereslasten tragen konnten. „Nur drei Jahreszeiten," sagt Plinius, „kennen die Deutschen: Winter, Frühling und Sommer; vom Herbst kennen sie weder Namen noch Gaben." — Ueberhanpt fanden die Römer das Land so unfreundlich, daß sie es für unmöglich hielten, je- mand könne Italien verlassen, um in Deutschland zu wohnen. Unsere Vorfahren aber liebten dieses Land über Alles, weil sie als freie Männer darin geboren waren, und weil des Landes Be- schaffenheit ihre Frkiheit schützen half. Die Wälder und Sümpfe schreckten den Feind; die rauhe Luft, so wie die Jagd der wilden Thiere, stärkten die Körper der Männer, und bei einfacher na- türlicher Kost wuchsen sie zu so hohen Gestalten empor, daß die andern Völker sie staunend bewunderten. 3. Die Menschen. Die Römer hielten das deutsche Volk, mit Recht, für ein ur- altes, reines, ungemischtes Stammvolk. Es war nur sich selbst gleich; und wie die gleichartigen Gewächse des Feldes, die aus reinem Samen, nicht in der üppigen Pflege des Gartens, son- dern in dem gesunden, freien Boden draußen emporwachsen, durch Ausartung nicht von einander abweichen, so war auch unter den Tausenden des einfachen deutschen Stammes nur Eine, feste, gleiche Gestalt. Ihre Brust war breit und stark; ihr Haar gelb, bei den Kindern im frühesten Alter blendend weiß. Auch ihre Haut war weiß, ihr Auge blau, ihr Blick durchdringend und kühn. Der starke, riesenartige Körper, welchen die Römer und Gallier nicht ohne Schrecken ansehen konnten, zeugte, welche Kraft die Natur in dieses Volk gelegt hatte; nach den Angaben einiger Alten war ihre gewöhnliche Höhe sieben Fuß. Von Jugend auf härteten sie ihren Körper auf alle Weise ab. Die neugebornen Kinder wurden in kaltes Wasser getaucht, und das kalte Bad blieb für Knaben und Jünglinge, für Männer und Frauen, das Stärkungsmittel das ganze Leben hindurch. Ihr Kleid war ein weiter, kurzer Rock, mit einem Gurt befestigt, oder Felle wilder Thiere, die Siegeszeichen ihrer Jagden; bei beiden

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 395

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
395 Als dächt' er vergangener Zeiten; Jetzt, da er dem Sänger ins Auge sah, Da ergreift ihn der Worte Be- deuten. Die Züge des Priesters erkennt er schnell Und verbirgt der Thränen stür-- zenden Quell In des Mantels purpurnen Faltem. Und alles blickte den Kaiser an Und erkannte den Grafen, der das gethan, Und verehrte das göttliche Walten. 17. Crsinoung der Buchdruckerkrmsi. Unter allen Erfindungen des Mittelalters ist die Buch- druckerknnst die wichtigste und zugleich die schönste Zierde des- deutschen Namens. Früher gab es nur geschriebene Bücher. Die Mönche vorzüglich beschäftigten sich mit dem Abschreiben, und es ist zum Erstaunen, wie weit es diese in der Schön- schreibekunst gebracht hatten. Die großen Anfangsbuchstaben wurden sehr schön in bunten Farben gemalt, auch wohl mit Gold ausgelegt, oft sogar mit kleinen, niedlichen Bildchen umgeben. Solche Abschriften kosteten außerordentlich viel Zeit und vielen Fleiß und waren deshalb auch sehr teuer. Eine einzige schöne Bibel kostete wohl dreihundert Thaler. Darum konnten auch nur reiche und vornehme Leute Büchen haben. Am größten war dieser Nachteil für Schulen, wo nicht jeder Schüler, wie jetzt, sein Buch hatte. Der Unter- richt konnte deshalb auch nur höchst mangelhaft sein, weil er sich fast einzig auf den mündlichen Vortrag be'chränken mußte. — Der Bnchdruckerkunst ging die Formschneidekunst, die schon im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts erfunden war, voraus und bereitete jene vor. Es wurden nämlich in hölzerne Täfelchen allerlei Bilder von Heiligen geschnitten,, mit Farbe bestrichen und dann auf Pergament oder Papier abgedruckt. Diese Holzschnitte waren anfangs sehr roh, die Figuren kaum kenntlich. Um den Heiligen, der abgebildet iein sollte, kennbar zu machen, wurde der Name desselben beigesetzt. Bald schnitt man nicht nur einzelne Wörter bei,, sondern auch ganze Bibelstellen, zuletzt schnitt man sogar ganze Seiten in Holz. Sollte nun ein geschriebenes Buch gedruckt werden, so mußten gerade so viel Holztafeln da sein, als das Buch Seiten hatte. Jede Seite wurde in die Holz-^

4. Dichtung des Mittelalters - S. 152

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Dritte Periode, von 1150—1300. Auf der Aventüre Sinn! Wie hell und klar von Anbeginn Sind seine Wörtlein von Krystall Und bleiben es auch immer all! Mit Sitten treten sie heran Und schmiegen nahe sich uns an Und werden lieb dem reinen Mut. Die gute Rede für gut Nehmen und verstehen können, Die müssen dem von Aue gönnen Den Kranz und seinen Lorbeerzweig. Wer* aber einem Hasen gleich Auf der Wortheide Hohe Sprüng' und ferne Weide Mit Würfelworten 2 sucht und jagt Und, ohne daß er andre fragt, Das Lorbeerkränzlein sich verspricht, Der versäume unsre Stimmen nicht; Wir sind immer bei der Wahl ge- wesen. Wir, die die Blumen helfen lesen, Womit durchflochten und geschmückt Das Lorbeerreis wird aufgedrückt, Wir fragen nach des Manns Begehr; Will er das Reis, so tret' er her Und bring' uns seiner Blumen Zier; An den Blumen dann erkennen wir, Ob sie den Kranz so lieblich schmücken, Daß sich der Auer vor ihm bücken Und ihm das Reis soll zugesteh'n. Doch weil noch keiner ward geseh'n, Dem es so wohl steht zu Gesicht, Helf' Gott, so nehmen wir's ihm nicht; Und soll das Kränzlein keiner haschen, Seine Worte sei'n denn wohl ge- waschen Und eben seine Red' und schlicht, Daß man den Hals nicht d'rüber bricht, Wenn man aufrecht kommt gegangen, Richt will mit Hahnenschritten prangen. Doch die in Mären wildern, Uns wilde Märe schildern, 1 1 Wolfram von Eschenbach, s Erklärung. Die mit den Ketten klirren Und stumpfen Sinn verwirren, Die Gold aus schlechten Sachen Den Kindern wollen machen, Die ihre Büchse rütteln, Statt Perlen Staub entschütteln, Die möchten schatten mit der Stange, Richt mit dem grünen Laubbehange, Mit Zweigen noch mit Asten. Ihr Schatten thut den Gästen ;. Gar selren an den Augen wohl, Wenn ich die Wahrheit sagen soll; Er füllt uns nicht mit Mut die Brust, Er gießt ins Herz uns keine Lust; Ihre Rede hat die Farbe nicht, Die froh zu edeln Herzen spricht. So wilder Märe Jäger Müssen Ausleger e- Mit ihren Mären lassen geh'n; Wir können so sie nicht versteh'n, Wie man sie lesen hört und lieft; Den Klugen auch die Zeit verdrießt, Daß er im schwarzen Buche :; Rach der Glosse 2 suche. Roch sind der Farbcnkünstler mehr: :; Von Steinach Herr Blickher * r, Freut mit Worten, wonnesamen, i, Als stickten Frauen sie, die an Rahmen In Gold und Seide wirken; Man sollte sie durchzirken , Mit griechischen Borten.------------ Wen soll ich ferner auserlesen? t; Roch viele sind und sind gewesen, i, An Sinn und Rede wonniglich, e- Von Veldeke Herr Heinrich, Der sprach aus vollem Sinne! Wie wohl er sang von Minne! t, Wie schön ist seines Sinnes Hülle, i, Als hätt' er seiner Weisheit Fülle n. Aus dem Quell des Pegasus genom- men, Von dem die Weisheit all ist kommen. 2 Mit ungewählten, unklaren Ausdrücken. 4 Ein wenig bekannter pfälzischer Dichter.

5. Geschichte des Altertums - S. 29

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die plastische Kunst im 4. Jahrh., insbesondere Praxiteles und Skopas. 29 teles war die für einen Tempel am Die Göttin ist dargestellt, wie sie haben nach Münzenbildern von dem Kunstwerk eine schwache Vorstellung; außerdem gibt es von dieser Knidischen Aphrodite mehrere Nachbildungen. Für die Koer schuf er eine ebenso berühmte Aphrodite; für den Tempel der Artemis Bauronia, der die athenischen Mütter ihre Kleider als Opfer darzubringen pflegten, auf der athenischen Akropolis lieferte er ein neues Bild, auf das wohl die nach dem Fundort benannte, jetzt im Louvre befindliche „Diana von (Babit" zurückgeht, eine Statue, die die Göttin darstellt, wie sie ein ihr geschenktes Gewand festnestelt. Die Struktur des Gewandes und seine Faltung ist meisterlich wiedergegeben. - Das einzige im Original uns erhaltene Werk des Praxiteles ist der Hermes von Olympia, der bei den Ausgrabungen des Deutschen Reiches dort im Heräon gefunden ist. Hermes bringt den Bakchusknaben den Nymphen zur Erziehung. Unterwegs hat er zur Rast sich an einen Baumstamm gelehnt, über den er sein Gewand geworfen hat, und in heiterem Spiel hält er dem Bakchus eine Traube hin, nach der dieser greift. Das Gewand ist künstlerisch hervorragend gebildet. Der Stoff wirkt viel schwerer als der leichtere des Kinderkleidchens. Der Körper des Gottes ist außerordentlich schön und graziös, das Haupt ist geistvoll gebildet, das Haar fällt in vollen Locken. Von der Statue des Hermes fehlten der Unterschenkel und der rechte Arm, von dem Knaben die Ärmchen. Das Material dieser bewundernswerten Statue, an dem sich noch einzelne Farbspuren finden, ist feinster parischer Marmor, der von zarten dunkleren Äderchen durchzogen ist. Wie Po ly Met und Phidias, so werden Praxiteles und Skopas gern zusammengestellt. Die beiden letzteren zeigen in ihren Werken dieselbe blendende Schönheit, beide bevorzugen als Material Marmor vor Erz und beide zeigen eine Gestalten. Aphrodite. Wir Praxiteles, Kindische Aphrodite. (Sammlung von Kaufmann in Berlin.) Kopf des Hermes von Praxiteles, Olympia. Vorliebe für die Darstellung jugendlicher Im Gegensatz aber zu Praxiteles stellte Skopas gern die Leidenschaft- Meere in Knidos geschaffene im Begriffe ist, ins Bad zu steigen.

6. Geschichte des Altertums - S. 34

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
34 Die griechische Plastik. Königin Dirke erfuhr, an dieser dadurch, daß sie dieselbe an die Hörner eines wilden Stieres binden, der sie zu Tode schleift. Die Gruppe ist höchst realistisch; alles ist naturgemäß in wilder Bewegung. Die pergamenische Kunst dieser Zeit, von der schon bei der Darstellung der Architektur des näheren die Rede war, verherrlicht in den Werken der Skulptur hauptsächlich den Krieg des Attalus I. gegen die in Asien eingedrungenen Gallier (Kelten, Galater), schuf also Werke einer realistischen Kunst. Hervorragende Erzeugnisse dieser Kunst sind: „Der sterbende Gallier" (oder Fechter), jetzt auf dem Capitol, und „Der Gallier und sein Weib", d.h. ein Gallier, der sein Weib und dann sich selbst tötet, jetzt in der Villa Ludovisi. Der alexandri-nischen Schule entstammt der „Vater Nil", eine allegorische Darstellung des Flusses. Der Nil ist als liegender bärtiger Mann dargestellt, der sich an den Sphinx anlehnt. Füllhorn und Ähren deuten auf den Segen für das Land hin; 16 Knäblein umspielen ihn, sie ver-sinnbilden die 16 (Ellen, die der Nil steigen muß, um Ägypten mit dem fruchtb arert S chlarnmwas-jer zu überschwemmen. Aus der Schule von Antiochien stammte die „ T y ch e", die stabt-schützende Göttin, eine Sophokles, Lateran, Rom. sitzende Frauengestalt mit einer Krone und mit dem Flußgott Orontes zu ihren Füßen. Der Schöpfer der Statue ist Cutychides, ein Schüler Lysipps. Griechenland selbst brachte in dieser Spätzeit noch einige hervorragende Kunstwerke hervor. Im 3. Jahrhundert entstand die Venus von Milo, so genannt nach der Insel Melos, wo sie 1820 in einer Mauernische aufgefunden wurde (jetzt im Louvre zu Paris). Sie scheint nach Skopas gearbeitet zu sein. Mit der linken Hand faßt sie das Gewand, mit der rechten stützte sie sich vielleicht auf einen neben ihr stehenden Pfeiler. - Ebenso berühmt ist der Apollo von

7. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 99

1895 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 99 — fält, um überall in seinem Reiche Recht und Gerechtigkeit zu handhaben. — Karl liebte auch die Baukunst und ließ zahlreiche und Prächtige Bauten aufführen, wie zu Aachen, wo er, gleichsam Zum Beweise, daß er vor allem Deutschland angehöre, am liebsten verweilte. Über alles aber ging dem großen Kaiser christliche Bildung, und er erwarb sich unsterbliche Verdienste um Religion und Gesittung der Völker. Überall wurden neue Bistümer, Kirchen und Klöster gegründet und reichlich ausgestattet. Zur Verherrlichung des Gottesdienstes ließ er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen und führte einen neuen bessern Kirchengesang unter seinen Franken ein. Er vergnügte sich gerne an frommen, geistreichen Büchern und hegte eine besondere Vorliebe für die heiligen Kirchenväter. Latein sprach er fertig, Griechisch verstand er wenigstens. Er entwarf, wie Einhard sagt, selbst eine deutsche Sprachlehre, d. H. wohl, er gab die Anregung dazu, und sammelte die ur- alten Lieber von den -thaten der Helden. Sehr wichtig waren ihm auch die Schulen. Er grünbete solche auf allen feinen Hofgütern. Bei einer Prüfung, die er einstens selbst anstellte, lobte er die fleißigen Kinder ungemein; boch fürchterlich ließ er die faulen an, obwohl diese meistens vornehmen Geschlechtes waren, und drohte ihnen mit seinem ganzen Zorne. Karl war von starkem Körperbau und erhabener Gestalt. Er hatte eine hohe klare Stirne und große, lebhafte Augen, die dem Freunde fröhlich, dem Feinde aber furchtbar leuchteten. Im Reiten, Fechten und Schwimmen war er sehr geschickt; jagenb trieb er sich nt den Wäldern umher und kämpfte mit Wölfen, Bären und Auer-ochsen. Im Essen und Trinken war er höchst mäßig. Die Pracht m Kleidern liebte er nicht; er ging im einfachen deutschen Anznge. Nur an Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Majestät mit einer goldenen, von Diamanten strahlenden Krone aus dem Haupte, angethan mit einem langen, herabwallenden Mantel (Fig. 23). Er sprach viel und gerne und drückte sich über alles gut aus. Mild und bescheiden, war er gegen alle herablassend und gnädig. 5*

8. Dichtung der Neuzeit - S. 42

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
42 Sechste Periode, von 1624—1748. dem ersten Redakteur der Zeitschrift, dem Humoristen Zachariä, dem Satiriker Raben er, verdient besondere Erwähnung Christian Fürchtegott Gellert, geb. zu Hainichen bei Freiberg in Sachsen 1715, seit 1751 außerordentlicher Professor der Poesie und Beredsamkeit zu Leipzig, wo er 1769 starb. Mild und warm empfindend, wurde er der beliebteste und einflußreichste Dichter seiner Zeit, bekannt durch seine die sittliche Veredlung des Volkes bezweckenden Fabeln und Erzählungen und durch geistliche Lieder. Unter seinem Einflüsse standen auch die Fabeldichter Lichtwer, Willamov und Pfeffel (Verfasser der „Türkenpfeife"). 1. Der ju Ein junger Mensch, der viel studierte Und, wie die Eltern ganz wohl sahn, Was Großes schon im Schilde führte, Sprach einen Greis um solche Schriften an. Die stark und sinnreich denken lehrten. Mit einem Wort, die zum Geschmack gehörten. Der Alte ward von Herzen froh Und lobt' ihm den Homer, den Plato, Cicero Und hundert mehr aus alt und neuer Zeit, Die mit den heil'gen Lorbeerkränzen Der Dichtkunst und Wohlredenheit, Umleuchtet von der Ewigkeit, 2. Die Geschilt Das ei Der erste, der mit kluger Hand Der Männer Schmuck, den Hut, er- fand, Trug seinen Hut unaufgeschlagen; Die Krempen hingen flach herab; Und dennoch wußt' er ihn zu tragen, Daß ihm der Hut ein Ansehn gab. Er starb und ließ bei seinem Sterben Den runden Hut dem nächsten Erben. Der Erbe weiß den runden Hut Nicht recht gemächlich anzugreifen; Er sinnt und wagt es, kurz und gut, Er wagt's, zwo Krempen auszusteifen. : Gelehrte. Den Jünglingen entgegenglänzen. „D!" hub der junge Mensch mit stolzem Lächeln an, „Ich habe sie fast alle durchgelesen; Allein" — „Nun gut", sprach der ge- lehrte Mann, „Sind sie nach seinem Sinn gewesen. So muß er sie noch zweimal lesen. Doch sind sie ihm nicht gut genug ge- wesen, So sag' er's ja den Klugen nicht; Denn sonst erraten sie, woran es ihm gebricht. Und heißen ihn die Zeimng lesen." von dem Hute. Buch. Drauf läßt er sich dem Volke sehn; Das Volk bleibt vor Verwundrung stehn Und schreit: „Nun läßt der Hut erst schön!" Er starb und ließ bei seinem Sterben Den ausgesteiften Hut dem Erben. Der Erbe nimmt den Hut und schmält. „Ich", spricht er, „sehe wohl, was fehlt." Er setzt darauf mit weisem Mute Die dritte Krempe zu dem Hute. „O", rief das Volk, „der hat Verstand! Seht, was ein Sterblicher erfand! Er, er erhöht sein Vaterland!"

9. Dichtung der Neuzeit - S. 383

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 50. August Gras von Plateu-Hallermünde. 383 Denn wer durchdrungen ist vom innig Wahren, Dem muß die Form sich unbewußt vereinen, Und was dem Stümper mag gefährlich scheinen, Das muß den Meister göttlich offenbaren. Wem Kraft und Fülle tief im Busen keimen, Das Wort beherrscht er mit gerechtem Stolze, Bewegt sich leicht, wenn auch in schweren Reimen. Er schneidet sich des Liedes flüchtige Bolze Gewandt und sicher, ohne je zu leimen. Und was er fertigt, ist ans ganzem Holze. 4. llcncdig. Wie lieblich isus, wenn sich der Tag verkühlet, Hinauszusehn, wo Schiff und Gondel schweben, Wenn die Lagune, ruhig, spiegeleben. In sich verfließt, Venedig sanft umspület! Ins Innre wieder dann gezogen fühlet Das Auge sich, wo nach den Wolken streben Palast und Kirche, wo ein lautes Leben Aus allen Stufen des Rialto wühlet. Ein frohes Völkchen lieber Müßiggänger, Es schwärmt umher, es läßt durch nichts sich stören Und stört auch niemals einen Grillensänger. Des Abends sammelt sich's zu ganzen Chören, Denn auf dem Markusplatze will's den Sänger Und den Erzähler auf der Riva hören. 5. Lic Fischer auf Capri. Hast du Capri gesehn und des felsenumgürteten Eilands Schroffes Gestalt als Pilger besucht, dann weißt du, wie selten Dorten ein Landungsplatz für nahende Schiffe zu spähn ist; Rur zwei Stellen erscheinen bequem. Manch mächtiges Fahrzeug Mag der geräumige Hafen empfahn, der gegen Neapels Lieblichen Golf hindeutet und gegen Salerns Meerbusen. Aber die andere Stelle (sie nennen den kleineren Strand sie) Kehrt sich gegen das ödere Meer, in die wogende Wildnis, Wo kein Ufer du siehst als das, auf welchem du selbst stehst. Nur ein geringeres Boot mag hier anlanden, es liegen Felsige Trümmer umher, und es braust die beständige Brandung. Auf dem erhöhteren Fels erscheint ein zerfallenes Vorwerk,

10. Dichtung der Neuzeit - S. 405

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 53. Annette von Droste-Hülshoff. 405 Dichterinnen den ersten Platz. Sie ist reich an originellen Gedanken und fast männlich in der Kraft ihrer Darstellung; dabei bekunden ihre Dichtungen, wenn hin und wieder auch einzelnes Spröde und Herbe mit unterläuft, eine objektive Wahrheit, seltene Zartheit und Tiefe echt weiblicher Empfindung, leuchtenden Adel reinster Gesinnung, volle Ursprünglichkeit ohne irgend ein Zeichen von Nachahmung. „Hier sind erhabene Schönheiten, große Gedanken, sibyllinische Bilder, geniale und kühne Fehler — kurz, hier ist eine Welt für sich: hier hat ein Geist gebaut und geschaffen, der, originell und eigensinnig, von der Alltäglichkeit abgewendet, seines Weges gegangen ist, der sich von niemand hat Regeln geben lassen." Ihre Balladen sind, wenn auch oft knapp gehalten, ergreifend, teilweise jedoch zu düster, ihre episch-lyrischen Gedichte zart und innig, ihre „Heidebilder" wahrheitsgetreue, stimmungsreiche Naturgemälde; ihr „Geistliches Jahr" spiegelt im Anschluß an die sonn- und feiertäglichen Evangelien ihr religiöses Gemüts leben ab, welches manche schwere Seelenkümpfe, aber auch tröstliches Gottvertrauen aufweist. Von ihren poetischen Erzählungen verdienen besondere Erwähnung: „Das Hospiz auf dem Großen St Bernhard", „Die Schlacht im Loener Bruch" (1623). 1. Die Uiibcsungcnrn. '§ gibt Gräber, wo die Klage schweigt Und nur das Herz von innen blutet, Kein Tropfen in die Wimper steigt, Und doch die Lava drinnen flutet; 's gibt Gräber, die wie Wetternacht An unserm Horizonte stehn Und alles Leben niederhalten, Und doch, wenn Abendrot erwacht, Mit ihren goldnen Flügeln wehn Wie milde Seraphimgestaltcn. Zu heilig sind sie für das Lied Und mächt'ge Redner doch vor allen, Sie nennen dir, was nimmer schied. Was nie und nimmer kann zerfallen. O, wenn dich Zweifel drückt herab. Und möchtest atmen Ätherlust, Und möchtest schauen Seraphsflügel, Dann tritt an deines Vaters Grab! Dann tritt an deines Bruders Gruft! i Dann tritt an deines Kindes Hügel! 2. Vas vierzehnjährige Herz. Er ist so schön! — Sein lichtes Haar, Das möcht' ich mit keinem vertauschen. Wie seidene Fäden so weich und klar. Wenn zarte Löckchen sich bauschen; Ost streicht' ich es, dann lacht er traun, Nennt mich „seine alberne Barbe"; Es ist nicht schwarz, nicht blond, nicht braun; Nun ratet: wie nennt sich die Farbe? Und seine Gebärde ist königlich, Geht majestättsch zu Herzen; Zuckt er die Brau'n, dann fürcht' ich mich Und möchte auch weinen vor Schmerzen; Und wieder seh' ich sein Lächeln blühn. So klar wie das reine Gewissen, Da möchte ich gleich auf den Schemel knien Und die guten Hände ihm küssen.
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