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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
10 Zeitalter des krassen Absolutismus (von 1648 1740). welche den Eintritt in jedes Amt von einem fr Katholiken nnmg-lichen Eid auf Anerkennung der kirchlichen Oberhoheit des Knigs und auf Ableugnung der Transsubstantiation abhngig machte. Gleichwohl steigerte sich die Gefpensterfnrcht vor dem Papismns" in den folgenden Jahren noch weiter. Zur Beruhigung des ganz ohne Grund aufgeregten Habens- Volkes besttigte Karl die vom Parlamente beschlossene Habeas-Corpus-S1679? akte. das Palladium der persnlichen Freiheit, welches jeden Englnder ausgenommen wurden in der Praxis die auer Gesetz geltenden Ka-Ausichlie- tholiken vor willkrlicher Verhaftung schtzte. Auch mit dieser Sicher-ungsb.ll. noch nicht zufrieden, arbeiteten Shaftesbnry und das Parlament auf die Ausschlieung des Herzogs von Dork. der bei der Kinderlosigkeit Karls Il die Krone erben mute, von der Thronfolge hin. Im Volke jedoch trat allmhlich ein Umschwung zu Gunsten des Knigs ein. Namentlich ge-wann er eine Sttze an einer rechtlich denkenden Partei des Adels, den Tories u. damals zuerst auftretenden Tories, die das Knigtum von Gottes Gnaden Whigs, v^teidigten, während die Whigs, zu denen viele Diffenters gehrten, an der Volkssouvernitt festhielten und darum die Parlamentsherrschaft begnstigten. Eine Anzahl adeliger Whigs, darunter Shaftesbnry, entwars Monmoutl,. den Plan, den Herzog von Monmonth, einen natrlichen Sohn Karls Ii., aus den Thron zu erheben oder die Republik wiederherzustellen. Die Eni-deckung der Verschwrung sicherte dem Herzog von 9)ork den Thron. Die Ausschlieungsbill war vom Oberhaus verworfen worden. Jakob ii. 8. 3-nkob Ii. Die glorreiche Resolution. Als Monmonth 1685 bis nack) der Thronbesteigung Jakobs Ii. von Holland aus einen Einfall 1688# in England wagte, wurde er besiegt und bte samt 330 Emprern sein trichtes Untersangen mit dem Tode. Anstatt aber auf die nun einmal gegen den Katholizismus herrschenden Vorurteile Rcksicht zu nehmen und nach und nach eine gerechtere Beurteilung und Behandlung seiner Glaubensbrder im Volke selbst Wurzel fassen und wirken zu lassen, beging er in feinem Herrscherbewutsein durch bereilung die grten Fehler, indem er der Testakte zum Trotz Katholiken als Offiziere und Beamte anstellte und durch Beibehaltung eines stehenden Heeres starkes Mitrauen erweckte, als ob er seine Katholisierungsplne ntigenfalls mit Sun3.' Gewalt durchsetzen wolle. Durch eine Jndulgenzerklrung, die weder in aiuu3' Schottland noch in England Zustimmung fand, hob er alle Strafgesetze gegen die Nonkonformisten, die Nichtanglikaner. auf und gebot den anglikanischen Bischsen die Verkndigung des Edikts in den Kirchen. Als sieben Widerspenstige vom Gerichte freigesprochen wurden, kam die Mistimmung des Volkes der das Verfahren des Knigs in allgemeinem Jubel zu dent-lichstem Ausdruck. Flchtige Hugenotten nhrten die Besorgnis der Nicht-Thronfolge- anglikaner vor einer Gegenreformation. Die Geburt eines mnnlichen 'ra0c' Thronerben vernichtete die Hoffnung der Protestanten ans protestantische

2. Geschichtliches Lesebuch - S. 108

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
108 Viii. Oncken, Das Schattenreich in der Paulskirche. tiefer Denker, und mit keiner jener überlegenen Gaben ausgerüstet, durch die ein Mensch anderen fein Gepräge aufdrückt, war er zur Leitung gerade dieses Parlaments ganz unvergleichlich angelegt. Eine stattliche Erscheinung mit männlich schönen Zügen, in Wesen und Haltung vornehm und volkstümlich zugleich, eine Natur voll Wärme und Kraft, als Vorsitzender immer bei der Sache, stets Herr der Form, rasch und glücklich in der Fragestellung wie in treffender Stegreifrede, im heftigsten Redekampf nie erschrocken und nie verlegen: so bändigte er Monate lang die Leidenschaften des Parteihaffes durch die Kraft, mit der er die Saiten der Empfindungen zu rühren wußte, die in dieser Versammlung allen Empfindenden gemeinsam waren. In feiner Person, in der Art und in dem Ton feiner Rede, verkörperte er diesem Parlament den lauteren Adel seines Berufs, die sittliche Hoheit feines Strebens, die Majestät feines Glaubens cm die Allmacht der Nation. In diesem Glauben lag seine Größe und auch sein Verhängnis. Der Genosse seines Glaubens und seines Schicksals war Dahlmann, der die Wahl dieses Präsidenten zuerst und mit solcher Ausdauer betrieben hatte, daß er sie als fein persönliches Verdienst betrachten durfte. Beider Werk war der verhängnisvolle Schritt, den die Versammlung that, als sie eigenmächtig die Rechte einer regierenden Reichsgewalt in Anspruch nahm. Niemals hat das Dahlmann beabsichtigt; keinem Patrioten lagen solche Übergriffe ferner als gerade ihm, dem maßvollen Monarchisten, und doch hat es niemand mehr gefördert als er mit einem Antrage, den nicht zu stellen er für Verrat am Vaterland gehalten hätte und dessen Annahme ihm wie ein rettendes Ereignis für die Nation, wie ein herrlicher Siegespreis für sein eignes vaterländisches Streben erschien. Das Bundesdirektorium, das Dahlmann im Namen des Verfafsungsansfchuffes am 19. Juni beantragte, war anders gedacht, als es sich durch Gagerns überraschendes Eingreifen nachher gestaltete: aber wie immer in der Form es zustande kam, in der Sache war es doch eine willkürliche Schöpfung des Parlaments, von dem es sein Recht und seine Macht bezog, wenn es eine solche überhaupt gewann, und die Notwendigkeit einer solchen Schöpfung war erst hervor- getreten, als auf Dahlmanns Antrag die Paulskirche an einer Frage der großen Politik ihre erste Kraftprobe unternahm. Es war von Herzen gut gemeint, als er bei der erschreckenden Nachricht von dem plötzlichen Rückzug, den der bisher siegreiche General Wrangel aus Jütland und Nordfchleswig genommen hatte, den völkerrechtlichen Aus-

3. Geschichtliches Lesebuch - S. 129

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Ix. Oncken, Die Trennung von Österreich und der preußische Erbkaiser. 129 entsprechen scheine. Hiernach müsse man als die entschiedene Absicht Österreichs ansehen: daß alle österreichischen Lande in staatlicher Einheit verbunden bleiben sollen und daß die Beziehungen Österreichs zu Deutschland dann erst staatlich geordnet werden könnten, wenn beide Staatenverbände zu neuen festen Formen gelangt sein, d. h. ihre innere Neugestaltung vollendet haben würden. Daraus folgerte das Reichsministerium Gageru: Österreich lehnt jede Bedingung ab, welche die staatliche Verbindung der deutschen mit den nichtdeutschen österreichischen Landesteilen lockern würde. Folglich wird es nach den über die Natur des Bundesstaats gefaßten Beschlüssen der Versammlung „als in den zu errichtenden deutschen Bundesstaat nicht eintretend zu betrachten sein". Sein „Unionsverhältnis zu Deutschland" aber wird mittelst einer besonderen Unionsakte geordnet, und die Verhandlung über diese auf gesaudt-schastlichem Wege eingeleitet werden. „Die Verfassung des deutschen Bundesstaates jedoch, deren schleunige Beendigung im beiderseitigen Interesse liegt, kann nicht Gegenstand der Unterhandlung mit Österreich sein." Dieses Programm besagte: Bundesstaat ohne Österreich, aber völkerrechtliche Union mit Österreich, d. H. ein Verhältnis, wie es heute seit dem Bündnis vom 7. Oktober 1879 zum Segen beider Reiche in Kraft ist. Die Aufnahme aber, die dieses Programm sofort bei seinem Bekanntwerden fand, ließ erkennen, daß von der Klarheit, welche der 30. November gebracht zu haben schien, auf der Linken schon keine Spur mehr vorhanden war, denn mit einer Wärme, als ob man sich noch mitten im Taumel der Märzbegeisterung befände und seitdem nichts, gar nichts Neues erlebt hätte, jubelte sie der Rede des Abg. I. Veuedey (Köln) zu, als der sagte: „Ich trage darauf an, daß dieser Antrag direkt von uns, augenblicklich und ohne Verhandlung verworfen werde. (Bravo auf der Liukeu.) Wir sind hierher gekommen, um Deutschlands Einheit zu konstituieren, und man schlägt uns hier vor, einen Teil Deutschlands aus Deutschland hinauszuwerfen. (Stürmisches Bravo und Händeklatschen auf der Linken.) An dem Tage, wo wir diesen Antrag auch nur verhandeln, verhandeln wir eine Teilung Deutschlands. Die deutsche Nation hat schon genug gelitten, jetzt endlich ist sie aufgestanden und hat uns hierher gesandt, Deutschland zu konstituieren, und man will uns einen Teil Deutschlands feil machen. Ich bin hierher gekommen in die Paulskirche, fest entschlossen, mit der Paulskirche zu stehen oder zu fallen. Aber nicht Müller, Geschichtliches Le'ebuch. q

4. Geschichtliches Lesebuch - S. 28

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
28 Ii. v. Sybel, Erste Jahre des Bundestags. gelegenheiten ihrer Sphäre in schöner Freiheit, die niedern nnbelästigt durch die Bureaukratie, der König ungehindert durch ein herrschgieriges Parlament. Ein freier König regiere ein freies Volk. Also nirgends Revolution und Freiheit überall. Nur für eine Kleinigkeit blieb kein Raum, für die Freiheit der Bürger und der Bauern. Und ebenso fraglich war es, wie bei dem freien Walten all jener Mediat-Obrigkeiten die Macht der Krone und die Einheit des Staats bestehen könnte. Dem Fürsten Metternich, dessen ganzes System auf der Un- mündigkeit des Volkes und der Zersplitterung des deutschen Bodens beruhte, waren die feudalen Lehren auf das höchste willkommen. Wie oft hat er dem König vorstellen lassen, daß Preußen nach der Verschiedenheit seiner Bestandteile kein Einheitsstaat werden könne. Pro-vinzialstände seien trefflich, Reichsstände gefährlich. In gleichem Sinne empfahl er auch Herstellung der Binnenzölle anstatt des neuen Grenzzollsystems. Der konservativen Gesinnung der preußischen Beamten traute er nicht über den Weg; um so gewisser sah er in den Grundsätzen der altständischen Partei das zuverlässige Bollwerk gegen die sociale Revolution. Was ließ sich vom österreichischen Standpunkte Dringlicheres zur Empfehlung dieser Grundsätze sagen, als daß durch Befolgung derselben Preußen sehr bald zur Höhe der österreichischen Zustände emporsteigen würde? Der König, von den verschiedensten Seiten bestürmt, schwankte längere Zeit. Endlich, am 11. Juli 1821, kam die Entscheidung. Eine von Hardenberg im modernen Sinn entworfene Kommunalord-nnng wurde abgelehnt, die Einrichtung der Provinzialstände beschlossen, die Berufung der Reichsstände vertagt. Die nähere Gestaltung des ständischen Wesens überließ der König seitdem seinem geistreichen Sohne, dem den altständischen Anschauungen zugeneigten Kronprinzen. Es dauerte daun noch bis 1823, ehe das Gesetz über die Provinzialstände fertig war, und als sie endlich an das Licht traten, hatte die feudale Partei zwar den Triumph, daß die Ritterschaft in allen Landtagen das entscheidende Übergewicht besaß, die hohe Beamtenschaft aber hatte dafür gesorgt, daß der Wirkungskreis des ganzen Instituts so harmlos, so enge, so bescheiden wie möglich gezogen war, mit strengem Verbot der Bekanntmachung ihrer Verhandlungen, so daß ihre Thätigkeit der eigenen Provinz verborgen blieb. Diese Schöpfung that der Machtfülle der Krone und der Straffheit der Staatsverwaltung wahrlich keinen Eintrag.

5. Geschichtliches Lesebuch - S. 81

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Vi. Freytag, Das Hambacher Fest. 81 Fürsten und Volksvertreter, alle politischen und socialen Parteien haben dafür und dagegen gerungen. Die Männer, welche an dem Hambacher Fest mit ganzem Herzen teilnahmen, nannten sich selbst zum Unterschied von den gemäßigten Liberalen die Entschiedenen. Ihnen allen war wohl gemeinsam, daß sie die Herrschaft der erlauchten Familien in den deutschen Staaten für eine ungemütliche Erfindung der Vergangenheit hielten, welche schwerlich anders als durch Beseitigung des monarchischen Prinzips unschädlich gemacht werden könnte. Denn man merke wohl, sie waren fast sämtlich aus den Staaten des Rheinbundes. Wer aber näher zusieht, erkennt leicht, daß unter ihnen schon damals zwei grundverschiedene Auffassungen der Politik hervortraten. Die einen stehen in Abhängigkeit von der französischen Bildung jener Jahre, sie verkünden Solidarität der liberalen Jntereffen in Europa, die Pflicht für jedes fremde Volkstum sich zu begeistern, sind nicht frei von kommunistischen Ideen und begünstigen den Kampf gegen das Kapital. Die andern stehen fest auf deutscher Nationalität, betrachten die demokratische Bewegung Frankreichs mit Mißtrauen und sind dem Treiben der Socialisten abhold. Es waren diese beiden Richtungen, welche sich achtzehn Jahre später in den badischen Kammern und anderswo feindselig trennten, die erstere steht noch heute in schwächlichem Kampf gegen das neue Staatsleben der Deutschen, die zweite hat ihre Versöhnung mit dem monarchischen Prinzip geschlossen und wird durch die liberalen Parteien unseres Staates vertreten. Freilich waren damals auch die deutsch gesinnten Patrioten, welche sich nicht mit den unsicheren Träumen von allgemeinem Weltbrand und europäischer Republik befriedigten, in verhängnisvoller Unsicherheit über den Umfang ihres künftigen Deutschlands. Wie die österreichische Ländermasse dazu stehen sollte, wußte keiner zu sagen. Es ist noch lange nachher ein ganzes Jahr parlamentarischer Verhandlungen nötig gewesen, um darüber eine politische Forderung zu erzeugen. Und ferner war ihnen das Wesen des preußischen Staates fast unbekannt. Sie vergaßen gern, daß Preußen damals vierzehn Millionen Deutsche umfaßte, fast mehr als die kleinen Bundesstaaten zusammen, und daß eine festorganisierte Einheit, die bereits die reichliche Hälfte des Ganzen war, bei jeder Neubildung deutscher Verhältnisse ein entscheidendes Wort sprechen mußte. Gern trösteten sie sich mit der Annahme, daß man auch in Preußen sehr unzufrieden sei und daß viele aus der Rheinprvvinz gern unter ihnen Müller, Geschichtliches Lesebuch. ß

6. Geschichtliches Lesebuch - S. 144

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
144 X. Aus der Frankfurter Nationalversammlung. X. Aus der frankfurter Nationalversammlung *). 1. Rede Uhlands vom 22. Januar 1849. (Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der ersten konstituierenden Nationalversammlung, herausg. von Wizard. Frankfurt 1848 u. 49. Seite 4818 ff.) Meine Herren! Ich erkläre mich für periodische Wahl des Reichsoberhauptes durch die Volksvertretung. In voriger Sitzung habe ich, ohne Aussicht auf Erfolg, für den weitesten Kreis der Wählbarkeit gestimmt und folgerichtig auch gegen denjenigen Paragraphen des Entwurfs, vermöge dessen nur regierende Fürsten zu dieser Würde berufen werdeu können. Nachdem der Beschluß gefaßt worden ist, wie er lautet2), bleibt mir übrig, für Anträge zu stimmen, welche gegen die Erblichkeit und eben damit gegen die Bevorrechtigung eines einzelnen Staates und Stammes sowie gegen den Ausschluß Österreichs gerichtet sind, vor allem für das vierte Erachten, die Wahl auf sechs Jahre. Ich werde Sie mit keiner langen Rede hinhalten, mein Vorhaben ist einzig, jetzt, da wir vor dem Schlußsteine des Versassuugswerkes stehen, au den Gruud desselben, an unseren eigenen Ursprung zu erinnern, dessen Gedächtnis mir nicht überall mehr lebendig zu sein scheint. Es ist in diesen Tagen wiederholt von Jugendträumen gesprochen worden, ich gestehe meinesteils, es verfolgt mich noch immer ein Tranm, der Frühlingstraum des Jahres 1848. Die von einem Teile des Ausschusses angetragene Erblichkeit und die damit zusammenhängende Unverantwortlichkeit ist eine Anwendung der Grundsätze des in den deutschen Einzelstaaten durchgeführter: Systemes der konstitutionellen Monarchie auf die neu zu gründende Würde des Reichsoberhauptes. Ich will die Verdienste dieser Staatsform nicht herabsetzen, ihre geschichtlichen Leistungen und ihre Nützlichkeit für die Gegenwart, aber ich kann auch eine Schattenseite derselben nicht unberührt lassen, die ich gerade da erblicke, wo die reine Lehre den Lichtpunkt derselben 1) Über den historischen Zusammenhang vgl. Nr. Ix, Seite 131 ff. 2) Vgl. Seite 134.

7. Geschichte - S. 140

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
/ 140 Gebiete neue Kirchen und Schulen ihres Glaubens zu errichten. Die Protestanten gingen aber noch weiter, als ihnen hier gestattet worden. Die protestantischen Unterthanen des Erzbischofes von Prag und des Abtes von Braunan erbauten eigenmächtig in den Städtchen Klostergrab und Braunau zwei Kirchen. Da wurde mit Genehmigung des kaiserlichen Hofes die Kirche zu Klostergrab uiedergerisseu, die zu Braunau gewaltsam gesperrt, die unruhigsten Bürger setzte man ins Gefängniß; denn durch deu Majestätsbrief, hieß es, sei ein solcher Bau uur den protestantischen Ständen auf ihrem Gebiet, keineswegs aber den protestantischen Unterthanen katholischer L-tände bewilligt worden. Hierüber entstand eine allgemeine Bewegung unter den Protestanten. Sie beschuldigten den Kaiser Mathias öffentlich der Rechtsverletzung und richteten ein unangemessenes Schreiben an ihn. Als der Kaiser strenge antwortete, drangen Abgesandte der Protestanten bewaffnet in das Schloß zu Prag und warfen zwei kaiserliche Räthe, welche die Antwort des Kaisers entworfen haben sollten, sammt dem Geheimschreiber durch's Fenster 80 Fuß tief in den Schloßgraben hinab; sie blieben aber wie durch ein Wunder unverletzt und entkamen, obwohl man fortwährend auf sie schoß, ziemlich unbeschädigt. Solche Mißhandlung der kaiserlichen Diener gab das Zeichen zur allgemeineil Empörung, welche längst vorbereite! war. Um sich zu sichern, knüpften die Anführer mit mehreren protestantischen Fürsten Verbindungen an. Vergebens mahnte der Kaiser zum Frieden; die protestantischen Stände Böhmens wollten Krieg, und sie begannen sonach den furchtbaren dreißigjährigen Krieg (1618). Da starb Mathias und es folgte ihm der that kräftige Ferdinand der Zweite (reg. 4619—1637). Die Empörer brachen aus Böhmen hervor, überschwemmten Mähren und Oesterreich, belagerten Wien, und böhmische Kugeln pfiffen schon durch die kaiserliche Burg. Aber Ferdinand verzagte nicht, auf feine gute Sache vertrauend, und erhielt vou einem treuen Regimeutc unerwartet Hilfe. Im Bunde mit den katholischen Fürsten rückte er siegreich gegen die Böhmen und deren Verbündete vor. Auf dem weißeu Berge bei Prag kam es endlich zur entscheidenden Schlacht; die Böhmen winden vollständig geschlagen und mußten dein Kaiser huldigen. Schon schien der Streit

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 145

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Karl I. 145 Königlichen als Philister oder Amalekiter bezeichnten. Dabei waren sie äußerst streng in ihren Sitten, duldeten keine Feiertage, Lustbarkeiten, Tänze u. s. w. Diese finsteren Fanatiker bewaffnete Kromwell und bald bewiesen sie sich den Kavalieren gewachsen. Den 3. Zuli 1644 ver- loren die königlichen Truppen die Schlacht bei Marstonmoor; Krom- well gab mit seinen „Heiligen" den Ausschlag, als die Kavaliere unter dem Prinzen Ruprecht von der Pfalz über dem Ungestüme die Vorsicht vergaßen. Zwav siegte der König noch einmal im September und es wurden neue Unterhandlungen gepflogen; sie zerschlugen sich aber an dem Verlangen des Parlaments, daß ihm die Ernennung der Ober- befehlshaber der Land- und Seemacht zustehe und das bischöfliche System abgeschafft werde. Zu gleicher Zeit setzte es Kromwell, das Haupt der Independenten (die keinen König und keine Hierarchie, auch nicht die presbyterianischen Synoden wollten), im Parlamente durch, daß kei- nes seiner Mitglieder eine Befehlshaberstelle begleiten solle. Dadurch wurde der bisherige Kommandant des Parlamentsheeres, der Graf Es- ser, entfernt und an seine Stelle trat Fairfar, den Kromwell leitete; diesen bestätigte aber das Parlament in seinem Kommando, als Fairfar erklärte, nur Kromwell könne die Reiterei kommandieren. Beide erfochten den 14. Zuni 1645 bei Naseby einen entscheidenden Sieg über die Königlichen. Karl hielt sich noch einige Zeit in Orford und unterhan- delte abermals, aber Kromwell fing seine Korrespondenz mit dem Kö- nige von Frankreich auf, in welcher Karl seine Abneigung gegen eine parlamentarische Regierung in den stärksten Ausdrücken kund gab und auch Kromwelln von seinem persönlichen Hasse überzeugte. Als er in Orford mit einer Belagerung bedroht wurde, flüchtete er sich verklei- det nach Schottland, indem er hoffte, seine Landsleute für sich stimmen zu können. Aber die fanatischen Schotten sahen in ihm nur einen Baals- diener, verlangten die Unterschreibung des Kovenants, die Abschaffung der Bisthümer und Ueberlassung der Land- und Seemacht an das Parlament auf 20 Jahre. Karl willigte nicht ein und wurde nun als Gefangener behandelt: sie zwangen ihn die halbtaglangen Predigten der presbyte- rianischen Geistlichen anzuhören, welche in der Regel von den Sünden Karls und denen seiner Vorfahren handelten, und endlich lieferten die Elenden ihn für 400,000 Pfd. Sterling an das englische Parlament aus. So hatte das Parlament den Sieg entschieden gewonnen, da sich der König in seiner Gewalt befand; es wollte jetzt das Heer vermin- dern und den größten Theil desselben nach Irland schicken, wo ein schonungsloser Krieg wüthete. Aber das Heer, das alles gethan hatte, verspürte keine Lust sich der Gewalt zu Gunsten der Parlamentsmitglieder zu entäußern, und Kromwell entriß denselben durch einen Meisterstreich politischer Schlauheit das Unterpfand seiner Stärke, den gefangenen Bumüner, Neue Zeit. j r\

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 593

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Verfassungsrevision in Luzern. Berufung der Jesuiten. Erster Freischaarenzug. 593 Das eidgenössische Schießen in Basel im Juli gestaltete sich zu einer bewaffneten Volksversammlung, in der zwar kein augenblicklicher Auf- bruch beschlossen, aber über die Bundesakte der Stab gebrochen wurde, weil dieselbe die Bildung einer Behörde unmöglich mache, welche das Vaterland vor Bürgerkriegen wie im Wallis und vor Parteiverfolgungen wie in Luzern zu schützen vermöge. Der Bund müsse umgestaltet wer- den, sonst reibe sich die Schweiz selbst auf, wurde das Losungswort, das die Schützen von Basel nach Hause brachten, und in dieser Richtung begann nun in allen Gauen die lebhafteste Agitation. Zunächst galt es den Sturz der Luzerner Regierung, deßwegen wurden fast in jedem Kanton Volksversammlungen abgehalten, welche das Begehren stellten, der Gesandte des Kantons sei dahin zu instruieren, daß er auf der Tagsatzung für die Fortweisung der Jesuiten aus Luzern stimme; diesem Andrange wich zuerst die Regierung von Zürich, unterlag vollständig einige Wochen darauf (15. Febr. 1845) die waadtländische, eine der tüchtigsten, die je ein Kanton hatte. Sie erklärte sich im allgemeinen wohl gegen die Berufung der Jesuiten nach Luzern, behauptete aber, dem Kanton Luzern könne niemand das Recht dazu streitig machen, und überdies sei es eine Abgeschmacktheit zu behaupten, einige Patres seien der Schweiz gefährlich und bedrohen die Religion der Reformierten. Die Volksmaffe glaubte anders, sie dachte sich die Jesuiten im Bunde mit weiß Gott was für Mächten, mit einer Art Zaubergewalt ausge- rüstet, zudem war sie gegen die Pietisten (Momiers) mit ihren Ora- torienversammlungen erbost, daher ließ sie sich zu einer Versammlung auf dem Moutbenon berufen und erklärte dort die Regierung als ab- gesetzt. Die Zügel der Bewegung hatte der Staatsrath Druep (ge- storben als Bundesrath 1855) ergriffen, der gleiche Mann, der sich zu- erst gegen die Klosteraufhcbung im Aargau entschieden ausgesprochen und ebenso, auf das Prinzip der Kantonalsouveränität fußend, nicht ein Jahr vorher noch behauptet hatte, man könne Luzern nichts in den Weg legen, wenn es die Jesuiten zu berufen für gut finde. Jetzt sprach er, das Volk habe recht, weil es so wolle, und für ihn gebe es keine andere Pflicht, als dem Volkswillen mit allen Kräften zu dienen. Druep hatte in Berlin Hegel studiert und wandte die Sätze des deutschen Philosophen so folgerichtig in seiner demokratischen Heimat an, als vor Zeiten der Minister Altenstein in anderer Weise es in Preußen zu thun versuchte. Volksversammlungen fanden auch in Solothurn, in Baselland, in Bern und im Aargau statt, und diese führten zunächst zur Ausführung eines großartigen Freischaarenzugs. Die aargauische Negierung sorgte dafür, daß sich ihre Angehörigen in Aarburg mit Kanonen und Munition ver- sehen konnten, die bernische that den ihrigen möglichen Vorschub mit Gewehren und Schießbedarf, Privatleute gaben Stutzer und Musketen Dumüller, Neue Zeit. Oo

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 574

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
574 Die Zeit von 1815 bis 1857. bis sie sich selbst aufteibt und der Kromwell und Bonaparte erscheint, der die Meisterschaft zu üben versteht. Die Konstitution wurde demnach als Mittel gegen die Revolution bezeichnet, zugleich aber an eine preußische Konstitution die kaum etwas verschleierte Weissagung poli- tischer Größe geknüpft; ein Fingerzeig deutete darauf hin, daß England nach dem Sturze Jakobs Ii. durch Wilhelm von Oranien, unter dem die englische Konstitution ihre Ausbildung erhielt, zu der großen Welt- rolle zurückgeführt wurde, die Elisabeth begonnen, die Stuarts aber unterbrochen hatten, weil sie dieselben mit dem Streben nach unum- schränkter Herrschaft vertauschten und sich lieber mit Spanien und Frank- reich, den Musterstaaten des modernen Despotismus, verbündeten, an- statt mit ihnen um den Preis zu ringen, der dem konstitutionellen Eng- land seitdem zugefallen ist. Wie Preußen durch die nationale That des Zollvereins eine Gruppe deutscher Mittel- und Kleinstaaten durch die materiellen Interessen sich unauflöslich verbunden hätte, so müßten diese Staaten, seit Jahrzehnten konstitutionell, aber durch das Entgegen- wirken Oesterreichs und Preußens im Genüsse ihrer Rechte verkümmert, sich an ein konstitutionelles Preußen anschließen und diesem die Hege- monie in die Hand geben. Was in Dahlmanns Schriften nur durch- scheint, sprach 1830 der Württemberger Paul Pfizer, ein hervorragendes Mitglied der württembergischen Ständekammer, in seinem „Briefwechsel zweier Deutschen" unumwunden aus; er fand sogar in dem Umstande, daß Sachsen, Franken, Schwaben, Bayer und Oesterreicher, aber kein Preuße die Krone des Reichs getragen, eine Vorbedeutung, daß Preußen die Hegemonie eines neuen deutschen Reichs beschieden sei und der Adler Friedrichs des Großen das verwaiste Deutschland mit seiner Schwinge decken werde, Gedanken, die im Frühjahre 1849 eine große, wenn auch nur vorübergehende praktische Bedeutung erhielten. Von Oesterreich war bei solchen Erörterungen kaum die Rede; denn es schien von Deutschland nur dann Notiz zu nehmen, wenn es sich um die Züchti- gung irgend einer politischen Bewegung handelte, sonst schloß es sich durch eine strenge Zolllinie von dem deutschen Gewerbeleben ab und von der deutschen Wissenschaft durch Beschränkung des Unterrichts und viel- fache Bücherverbote; es ging seinen Weg für sich, schien überhaupt nur im Falle eines Kriegs gegen Frankreich für das nördliche und westliche Deutschland die Bedeutung eines mächtigen Bundesgenossen zu haben. Begreiflich konnten die Schutzredner des Konstitutionalismus von Oester- reich nichts erwarten, denn daß auch Oesterreich nach der doktrinären Schablone konstitutionell werden könnte, daran dachte niemand, weil die Unmöglichkeit dieses Regierungssystems für Oesterreich einleuchtete. Man hätte es aber auch aus anderen Gründen in das neue Reich nicht auf- nehmen können; denn es war zu groß für dasselbe, eine preußische
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