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601. Dichtung der Neuzeit - S. 461

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 54. Die moderne Literatur. Konrad Ferdinand Meyer. 461 Konrad Aerdinand Weyer (1825—1898). Konrad Ferdinand Meyer wurde am 12. Oktober 1825 als Sohn eines wohlhabenden Staatsbeamten zu Zürich geboren. In Lausanne widmete er sich vorzugsweise der französischen Literatur und schwankte dann lange Zeit, ob er sich der Rechtswissenschaft, der Malerei oder der Dichtung widmen solle, bis ihn erst die Ereignisse von 1870 der deutschen Literatur zuwandten. Seine Bedeutung zeigt sich daher erst im hohen Mannesalter. Die Dichtung in Versen „Huttens letzte Tage" erschien 1871, der Roman „Jörg Jenatsch, eine Bündnergeschichte", deren Schauplatz das Engadin in Graubünden ist, 1874, seine historischen, farbenprächtigen Novellen zwischen 1872 und 1891; wir nennen aus diesen als die vollendetsten „Der Heilige" (die der Geschichte freilich nicht voll gerecht werdende Dar- stellung des Kanzlers Thomas Bellet), „Die Hochzeit des Mönchs", „Die Versuchung des Pescara", romanartig gehalten, und „Die Richterin". Sie zeigen durchweg einen großen Wurf, feine Charakterentwicklung und Meisterschaft im Stil, der jedoch in seiner Kürze vom Leser volle Auf- merksamkeit verlangt. Seine lyrischen Gedichte und Balladen zeigen ernste und strenge, oft herbe Weisen, aber durchweg reife Künstler- schaft. Sein Landsmann Gottfried Keller rühmt an ihnen „den un- gewohnt schönen und kernigen Ton". Der Dichter starb am 28. November 1898 auf seiner Besitzung Kilchberg bei Zürich. 1 1. Zn Harmesnachten. Die Rechte streckt ich schmerzlich oft In Harmesnächten Und fühlt' gedrückt sie nnverhofft Von einer Rechten. — Was Gott ist, wird in Ewigkeit Kein Mensch ergründen, Doch will er treu sich allezeit Mit uns verbünden. 2. Lenzfahrt. Am Himmel wächst der Sonne Glut, Aufquillt der See, das Eis zersprang, Das erste Segel teilt die Flut, Mir schwillt das Herz wie Segeldrang. Zu wandern ist das Herz verdammt, Das seinen Jugendtag versäumt. Sobald die Lenzessonne flammt, Sobald die Welle wieder schäumt. Verscherzte Jugend ist ein Schmerz Und einer ew'gen Sehnsucht Hort, Nach seinem Lenze sucht das Herz In einem fort, in einem fort! Und ob die Locke dir ergraut Und bald das Herz wird stille stehn, Noch muß es, wann die Welle blaut. Nach seinem Lenze wandern gehn.

602. Dichtung der Neuzeit - S. 478

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
478 Neunte Periode. Auf der Zinne steht die hohe Frau, Sie hört den Glockenklang. Aus Gürten tönt und Himmelsblau Ein süßer Vogelfang. Als Lyriker von Bedeutung sind sonst noch zu nennen: Karl Gerok (geb. 1815 zu Vaihingen in Württemberg, gest. 1890 zu Stutt- gart), Julius Sturm (geb. 1816 zu Köstritz (Reuß), gest. 1896), Hermann Allmers (geb. 1821 zu Rechtenfleth bei Bremen, gest. 1902 ebendort), ferner im Gefolge Detlevs von Liliencron Gustav Falke (geb. 1853 zu Lübeck), Karl Busse (geb. 1872 zu Lindenstadt-Birnbaum in Posen) und der mit G. Falke befreundete, in Hamburg lebende Westfale Jakob Löwenberg (geb. 1856 zu Niederntudorf). Auch sie haben dem Volke manche tiefempfundene, herrliche Lieder geschenkt, der Mangel an Raum verbietet aber ihre Aufnahme. 8 55. Novelle, Nomau und Drama. Da die moderne Dichtung mehr und mehr der Wirklichkeit des Lebens, dem Realismus, zum Teil dem Naturalismus sich zugewandt hat (s. S. 412), sind ihre Haupterzeugnisse Novelle und Roman geworden; das Drama hat mehrfach neue Bahnen ein- geschlagen. Die Schule, die nur das Beste aus dem Guten auszuwählen hat, kann aus naheliegenden Gründen diese Werke nicht als Unterrichtsstoff verwerten, sie kann auf die bedeutendsten Dichter und ihre hervor- ragendsten Erzeugnisse nur aufmerksam machen. Der Roman behandelt als historischer oder kulturhistorischer Roman die geschichtlichen Erlebnisse einzelner wichtiger Persönlichkeiten oder die kulturhistorischen Vorgänge und Zustünde der Völker, als Zeitroman die politischen und gesellschaftlichen Lebensverhältnisse der Gegenwart, als Volksroman das Volksleben, bei dessen Schilderung die Schattenseiten oft stark hervorgekehrt werden. Hauptvertreter sind unter Einreihung einzelner älterer Dichter: Dtto Ludwig (geb. 1813 zu Eisfeld in Meiningen, gest. 1865 zu Dresden), ein feiner, meisterhaft zeichnender Realist; am bekanntesten sind seine Novellen „Die Heiterethei" und „Zwischen Himmel und Erde". Als Dramatiker hat er (s. S. 482) noch größere Bedeutung. Wilhelm Heinrich Riehl (geb. 1823 zu Biebrich, gest. als Professor der Kulturgeschichte 1897 zu München), eigentlicher Begründer der kulturhistorischen Novelle („Kulturhistorische Novellen", „Geschichten

603. Dichtung der Neuzeit - S. 9

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
A. Die epische Poesie. Johann Fischart. 9 Jy ' v< „ ! i Ci i umb und umb, * So wachst dann Fried, Freud, Ruh und Ruhm"), durch Volkstümlichkeit, durch Vielseitigkeit eines umfassenden Wissens, durch die Kenntnis der Sitten und Gebräuche aller Gegenden und aller Stände seines Vaterlandes und durch die kraftvolle Beherrschung der Sprache, die ihm zu witzigen, aber oft gewaltsamen und geradezu tollen Wortbildungen (Pfotengram — Podagra, Notnar — Notar, Jesuwider = Jesuiter, frank- säuisch — französisch) dienen muß; nicht selten ist er jedoch, namentlich in seinen komischen und satirischen Dichtungen, gar zu derb und über- schreitet voll grimmen Spottes wiederholt die Grenzen des Erlaubten. Am bekanntesten von seinen zahlreichen Schriften sind: „Aller Praktik Großmutter", „Geschichtsklitterung" (s. S. 17), „Philosophisch Ehezucht- büchlein", „Vierhörniges Jefuiterhütlein", „Bienenkorb des heiligen Rö- mischen Im menschwarmes". Anerkennung verdient auch noch heute sein erzählendes Gedicht: „Das Glückhaft Schiff von Zürich", be- deutend durch lebendige Schilderung und edle Sprache. Der Dichter er- zählt, wie im Jahre 1576 die Züricher Schützen einen Hirsebrei in einem einzigen Tage auf einem Kahn durch Limmat, Aar und Rhein noch warm nach Straßburg gebracht hätten, zum Beweise, daß verbündete Städte in Zeiten der Not bei ernstem Willen und gutem Mut in entsprechender Schnelligkeit sich gegenseitig unterstützen könnten: „Arbeit und Fleiß, das find die Flügel, So führen über Strom und Hügel." Aus dem „Glückhaft Zchiff". Üva ^ Jvvvii'w'- i'si.’A y > u-vvc/W i l’>w~ t’Wwvl'w - Sie Zürcher kommen in den Rhein. Da freuten sich die Reisgesährten, Als sie den Rhein da rauschen hörten, ,1 Und wünschten aus ein neues Glück, Daß glücklich sie der Rhein fortschick. Und grüßten ihn da mit Trommeten: „Nun Han wir deiner Hilf vonnöten, O Rhein, mit deinem hellen Fluß! Dien du uns nun zur Fürdernuß!' Laß uns genießen deiner Gunst, Dieweil du doch entspringst bei uns Am Vogelberg, bei den Luchtmanuen ft Im Rheinzierland ft von alten Ahnen, Und wir dein Tal, dadurch du rinnst. Mit Bauseld ziern, dem schönsten Dienst. Schalt dies Wagschifflein nach Begehren, Wir wöllen dir es doch verehren. Leit es gen Straßburg, deine Zierd, Darfür du gern laufst mit Begierd, Weil es dein4 Strom ziert und ergetzt. Gleich wie ein Gstein, in Ring versetzt." Der Rhein möcht dies kaum hören aus. Da wund 5 er umb das Schiff sich kraus, Macht umb die Ruder ein weit Rad Und schlug mit Freuden ans Gestad Und ließ ein rauschend Stimm da hören, Draus man möcht diese Wort erklären: „Frisch dran, ihr liebe Eidgenossen", Sprach er, „frisch dran, seid unverdrossen; '' H 7 hs 1 Fordernis. 5 wand. 2 Lukmanier. 3 Rhätien. 4 deinen.

604. Dichtung der Neuzeit - S. 63

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 16. Oden und Lieder von Klopstock. 63 Und unerforschlichsten ist: Er hat zu sterben beschlossen! Ach, nun reißt sie von neuem mir auf, die Wund' in der Seele! Deine Gespräche von Gott bedeckten sie leise; nun reißt sie Wieder auf und blutet, die tiefe Wunde! Dich segne Gott, ja Abrahams Gott, er segne dich! Aber, o wende Dies dein weinendes Auge von mir! Es tröstet umsonst mich. 230. Denn er beschloß zu sterben und stirbt!" Die Stimme verließ sie. Lange standen sie beide mit weggewendetem Antlitz. Endlich, wie ein Sterbender sich noch einmal zum Freunde Kehrt, sprach Portia noch: „O du, du teu'rste der Mütter! Mutter, ich geh' und weine mit dir bei dem Grabe des Toten!" — § 16. 2. Klopstocks Oden und Lieder. Bedeutender als im „Messias" erscheint Klopstock in den Oden, die erfüllt sind von christlichem und echt deutschem Geiste. In ihnen, die nach Herders Wort so recht „eine Poesie des Herzens und der Emp- findung" sind, entfaltet er inhaltlich den höchsten Schwung seiner Lyrik und bekundet äußerlich eine reiche metrische Kunst. Treffend sagt Herder in seiner Rezension der Oden (1798): „Klopstocks Oden sind erstlich Gesang. Also erhebe man die Stimme und lese sie vor, auch wenn man sie sich selbst liefet. Kaum hat unsere Sprache ein Buch, in dem so viel lebendiger Wohllaut in melodischer Bewegung so leicht und harmonienreich tönet wie in diesem. Zweitens hat im großen Umfange der dargelegten Ansichten und Empfindungen jeder Gegenstand seine Farbe, jede Empfindung ihren Ton, jede Situation ihre Haltung, so daß kein Stück dem andern gleich ist. Drittens werden Klopstocks Gedichte durch edle Gesinnungen charakterisiert. Seine jugendlichen Gesänge hauchten eine jugendlich paradiesische Liebe; mit dem Händedruck der männlichen Freundschaft schlossen sich andere dem Leser ans Herz; andere belebte Religion und eine heitere Weisheit. Die aus dem reiferen Alter des Dichters verleugnen ihre jüngeren Schwestern nicht; der süße Most ist guter alter Wein geworden, im goldenen Becher deutscher Treue mit griechischen Rosen umlaubt; es herrschen in ihnen die Gesinnungen der Vaterlands- liebe, Menschlichkeit und Weisheit." Der Inhalt bezieht sich auf Gott, Natur, Liebe, Freund- schaft, Vaterland und Literatur. Ihren Grundton bildet reli- giöse Begeisterung. Erhabene Gedanken und kühne Bilder fesseln den Leser, der die Mühe nicht scheut, sich in dieselben zu vertiefen. Mag auch der Flug der Phantasie den Dichter oft zu überraschenden Sprüngen

605. Dichtung der Neuzeit - S. 65

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
16. Oden und Lieder von Klopstock. 65 solcher Entschiedenheit gegeben hat, daß das ganze nach Klopstock folgende Jahrhundert lediglich von ihm zu lernen hatte." Viel geringere Bedeutung haben Klopstocks Kirchenlieder; dieselben ent- halten viel rhetorisches Pathos, geringen sinnlichen, anschaulichen Ausdruck und entbehren daher des schlichten Volkstones des echten Kirchenliedes; sie können somit nur als des Dichters „ästhetisch verfeinerte Religions- empfindungen" gelten und haben meistens keinen Eingang zu finden vermocht. Die folgenden Oden sind geordnet nach ihrem Inhalt (s. S. 63). 1. Dem Erlöser. (1751.) Der Seraph stammelt, und die Unendlichkeit Bebt durch den Umkreis ihrer Gefilde nach Dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich, Daß ich mich auch in die Jubel dränge? Vom Staube Staub! Doch wohnt ein Unsterblicher Von hoher Abkunft in den Verwesungen Und denkt Gedanken, daß Entzückung Durch die erschütterte Nerve schauert. Auch du wirst einmal mehr wie Verwesung sein, Der Seele Schatten, Hütte, von Erd' erbaut. Und andrer Schauer Trunkenheiten Werden dich dort, wo du schlummerst, wecken. Der Leben Schauplatz, Feld, wo wir schlummerten, Wo Adams Enkel wird, was sein Vater war. Als er sich jetzt der Schöpfung Armen Jauchzend entriß und ein Leben dastand, O Feld, vom Aufgang bis, wo sie untergeht. Der Sonnen letzte, heiliger Toter voll, Wann seh' ich dich? Wann weint mein Auge Unter den tausendmal tausend Tränen? Des Schlafes Stunden oder Jahrhunderte, Fließt schnell vorüber, fließt, daß ich aufersteh'! Allein sie säumen, und ich bin noch Diesseit am Grabe! — O helle Stunde, Der Ruh' Gespielin. Stunde des Todes, komm! O du Gefilde, wo der Unsterblichkeit Dies Leben reift, noch nie besuchter Acker für ewige Saat, wo bist du? Hense, Lesebuch. Ii. 4. Aufl. 5
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