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1. Bd. 2 - S. 191

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
191 Viertes Kap. Römische Geschichte. Schicksal, so wie seine Gaben sind gleich wunderbar, und weisen auf das Verhäng«iß hin, welches nach unerforschlichen Gesezen hier und dort zur Gründung, zur Wiedergeburt, zur Zertrümmerung der Staaten einzelne außerordentliche Menschen entstehen läßt, in deren Thun und Wirken — im Guten, wie im Bösen — ein höherer An- trieb, eine eigenthümliche, der gewöhnlichen Beurtheilnng nicht unter- liegende, Kraft zu erkennen ist. Das Imposante, welches in solchen Charakteren liegt, hindert meistens die unbefangene Würdigung ihres moralischen Werthes, und noch Keinem vielleicht ist solches mehr, als Cäsarn, zu Statten gekommen. Die meisten Schriftsteller erschöpfen sich in Lobpreisungen dieses Mannes; selbst der kraftvolle Redner der Freiheit, Joh. v. Müller, hat ihn sich zum Liebling erkoren; und dennoch sind bei kalter Betrachtung häßliche Flecken an ihm sichtbar. Zwar Niemand übertraf ihn an Kühnheit, Beharrlichkeit, Scharfblick, Gegenwart des Geistes, Verschlagenheit, Menschenkenntniß und wei- ser Benüzung der Zeit; und wenige Krieger sind, wie Er so leutselig, menschlich und den Wissenschaften so bold und vertraut gewesen: aber seine unbändige Ehrsucht, welche nicht nur jeden Obern, son- dern auch jeden Gleichen ihm unausstehlich machte, und welche nicht nur nach dem höchsten Range — wie etwa Pompejus —, sondern nach wahrer Herrschaft strebte, mußte ihn, fast unter jedem Verhältnisse, zur Geisel seines Volkes machen. Dieser Leiden- schaft willen wurde E r — ungeachtet der sonst edelsten Anlagen — ein ungerechter Richter (*), ein böser Bürger, ein treuloser Freund, ein Würger der Menschen. Zu diesem allgemeinen Umrisse wird die folgende Geschichte die näheren Bestimmungen hinzuthun. §. 64. Der Krieg wider die Seeräuber. Eine der wichtigsten consutarischen Verhandlungen von Pom- pejus war die kx tribunicia gewesen, wodurch die von Sulla au- geordneten Beschränkungen der tribunicifchen Macht, insbesondere das Verbot, daß kein gewesener Tribun noch eine andere Magistratur er- langen solle, abgeschafft wurden. Aus Dankbarkeit kamen nun die Tribunen Pompejus Wünschen zuvor, und bald ergab sich der Anlaß, ihn außerordentlich zu erhöhen. Der Fall von Karthago und Korinth und der Grundsaz Roms, die Herrschaft des Mittelmceres auf wohlfeile Weise ohne eigene große Seemacht durch Zerstörung jener der Feinde zu behaupten, hatte das Aufkommen der Seeräuber begünstigt, welche seit geraumer Zeit alle römischen Meere und alle Küsten beunruhigten. Mithridates mun- (*) S. Cicero 2>ro l\abir. G. li. Sucton. Jul. Caes. 12.

2. Abth. 2 - S. VIII

1817 - Elberfeld : Büschler
Viii ne re neben der äußeren, enthalten, und ich wer- de auch namentlich danach streben, daß die ein- zelnen teutschen Stämme, Staaten und Land- schaften in das ihnen gebührende Licht treten. So ist das Bild, welches mir vorschwebt, und welches meine ferneren Arbeiten über die teutfche Geschichte leiten soll. Was den Gebrauch der gegenwärtigen Ar- beit in den Schulen betrifft, so ist genug hier eben zu wiederholen, daß sie für die höheren Bür- gerschulen und die Gymnasien bestimmt ist. Das Nähere habe ich in einer jetzt erschienenen Abhand- lung — „ Ueber die Stufenfolge des Geschichts- unterrichts in den höheren Schulen" — ausführ- licher entwickelt. — So viel die Kürzeder Zeit erlaubte, habe ich bei dieser zweiten Auflage die Darstellung verbessert, wo sie mir mangelhaft erschien/ und an manchen Stellen Berichtigung gen und Zusätze eingefügt. Das fortgesetzte Stu- dium der einzelnen Zweige unserer Geschichte wird vielleicht künftig bedeutendere Aenderun- gen att die Hand geben. Düsseldorf im Juni 1818.

3. Die deutsche Geschichte - S. 282

1829 - Elberfeld : Büschler
282 Schilderung des Mittelalters. i\\r\ wuvvmvvvwviwiw.ui\v uviunvvuuui vuuvvwiwi'ivuuw daß ihre Untertanen durch ein fremdes, wenn auch ursprünglich kaiserliches, Gericht sollten gerichtet werden. Es entstanden Bünd- nisse von Fürsten, Städten und Rittern gegen die westfälischen Gerichte; und als nun der ewige Landfriede, das Reichskam- mergericht und eine neue peinliche Gerichtsbarkeit eingeführt, die Rechts g e lehrsam ke it an die Stelle der Kunde alter Gewohn- heitsrechte getreten war, als die Verbrechen gegen den Landfrie- den und die Rechtsverweigerung aufhörten, da erlosch die Ge, walt der heimlichen Gerichte, ohne förmliche Aufhebung, von selbst, und ihr Ende läßt sich eben so wenig als ihr Anfang an ein bestimmtes Lahr knüpfen. *) 62. Das Interregnum. 1256 — 1273. Eine Zeit, in welcher das kaiserliche Ansehen gar nicht mebr Mt, Unrecht und Gewalt aber auf eine furchtbare Weise die Oberhand gewannen, ist die, welche man das Interregnum nennt. Nach Konrads Iv. und Wilhelms von Holland Tode wollte kein deutscher Fürst die Kaiserkrone annehmen; den meisten war mehr daran gelegen, nur ihre eigenen Erbländer zu verwalten und wo möglich eigennützig zu vergrößern, als die schwere Pflicht auf sich $u nehmen, in den fast verwilderten deutschen Landen Friede und Ordnung herzustellen, und mit Selbstentsagung alle Kräfte dem allgemeinen Besten zu widmen. Da fielen die geistlichen Chur- fürsten auf den unwürdigen Gedanken, einen Ausländer zum Kaiser zu machen. Und noch dazu waren sic nicht einig; die eine Parthei wählte den englischen Grafen Richard von Corn- wallis, den Bruder des Königs Heinrichs Ui., die andere den König Also n sus von Castilien in Spanien, den man wegen seiner Kenntnisse in der Himmelskunde den Weisen nannte, der aber nicht einmal sein eigenes Land zu regieren verstand. Beide hatten den Reichsfürsten viel Geld geboten, und Richard kam sogar, wie einige erzählen, mit 32 Wagen nach Deutschland, jeden mit 8 Pferden bespannt, und darauf ein, drei Ohm hal- tendes, Faß mit Sterlingen, (einer alten englischen Geldmünze,) *) Im löten Jahrhundert Dampften sie noch um ihre Vorrechte; im 17. dauerte der Kampf, aber schwacher, nur noch in Westphalen fort; im Is. kommen nur noch einzeln stehende Spuren, wie Ruinen der Vergangenheit, von ihnen vor; aber noch immer lebt ihr Andenken und selbst ihre alte Losung in einigen Gegenden Westphalcns im Munde des Landmanns in einigen alten Freigerichtsbezirken. Zu Geh men im Münsterschen wurde das noch immer fortgehegte Freigericht durch die französische Gesetzgebung 1811 aufgehoben. Aber noch immer kommen einige Freidankbauern, welche den Schöffeneid geschworen haben, jährlich am Freistuhl zusammen, und die geheime Losung zu offenbaren, hat man sie nicht bewegen können. Das Hauptzeichen besteht in den Buchstaben S. S. G. G, welche heißen, Stock, Stein, Gras, Grein. Die Bedeutung derselben ist aber nicht entziffert.

4. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 423

1890 - Gotha : Behrend
Heidelandschaft. 423 Du lewe Herrgott im Himmel, Bald weert mi de Oogen wedder klar; Denn seh ick so endlich wedder Gans düdlich nn apenbar. Denn roopt se mi „Wellkomm" tomöden, Dat klingt als Harfenklang. Du lewe Herrgott im Himmel, Teuf doch uich alltolang! Es möge genug sein an diesem Alltags- und Sonntagsbilde. Noch ist das Volksleben in der Heide eine unerschöpfliche Fundgrube für den Forscher. Wie viele Bilder köuuen noch gezeichnet werden, und doch würde eiu Gesamtgemälde schwer daraus zusammengestellt werden können; denn der Grnndcharakter des Volkes offenbart sich in den ver- schiedenarligsten Variationen. — Die nachfolgenden Sprachproben sollen dazu dienen, ein thunlichst treues Bild der verschiedenen Lautarten zu geben, in welchen das Plattdeutsche des weitgestreckten Gebietes gesprochen wird, viel- eicht auch dem wissenschaftlichen Forscher erwünschten Stoff zu liefern. Es ist allerdings kaum möglich, die feinen Umgestaltungen, durch die Schrift zum Ausdrucke zu bringen; nur das kundige und in solchen Dingen geübte Ohr wird sie vernehmen. Es ist mir auf- gefallen, daß iu den Schriftstücken des 15. und 16. Jahrhunderts, z. V. den Chroniken und Volksliedern der Stiftsfehde, die Umlaute durchaus fehlen; es heißt also „Bussen" statt Büssen (Büchsen), dnsse statt düsse, oder dutt statt dütt, — wie jetzt allgemein gesprochen wird. Bei der großen Flüssigkeit der Vokale ist nicht anzunehmen, daß nicht auch Umlaute gesprochen wären; vielleicht spielt der Umstand da- bei eine wesentliche Rolle, daß die Aufzeichnung häufig, wenn nicht immer durch schriftkundige Männer geschah, welche von Haus aus Hoch- deutsch sprachen. Jedenfalls liegt heutzutage die Sache so, daß ge- wöhnlich mehrere Vokale zusammen oder richtiger nacheinander lauteu; ja es ist kaum übertrieben, daß man bisweilen alle fünf Vokale in einer Silbe beisammen hört. — Ich habe aber die Proben sehr beschränken müssen. Die folgenden Aufzeichnungen sind meistens an Ort und Stelle geschehen und von Freunden und Bekannten, welche in der örtlichen Mundart sicher und heimisch sind. Durchweg ist dafür ein Inhalt ge- wählt, der an sich anziehend und lesenswert, meistens auch unmittelbar dem Munde des Volkes nacherzählt ist. 1. Äus der Umgegend der Göhrde. Kaiser Wilhelm I. undei Schaul inest er ut b el Lün'borger Hei. Hör mal, Nawer, uns Köster hett mi hüt n' Geschicht vertellt, dat hei vör Johrn mal mit unsen Kaiser ßnackt hett, datt mutt ick di ok vertellen. Als dei Kaiser von Frankriek trügkamen iveir, wo sien Soldaten bei Fran- gosen düchtig ehr rode Büx utkloppt Harn, heul hei upp dei Göhr n' Jagd äff. Dat weir in'n Winter achteenhnnnert ein nn säebendig.

5. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 213

1890 - Gotha : Behrend
Die süddeutschen Stämme. 213 trinker des Reichs. Ihre oft etwas materiell-gewichtige Außenseite birgt aber Drolligkeit und Humor. Sailenspiel, Klang und Sang, Tanz und Sprung der Beine und der Herzen ist allgemein. Wer kennt nicht die „Schnadahüpfle" ? Wer aber hat nicht gehört auch von dem grimmigen Zorn, der Berserkerwut des bayerischen Natursohnes, der nur zu oft mit blutigen Schlügereien seine lärmenden Gelage endet? Kühnheit, Wag- nis auf der Jagd in seinen Bergen ist sein Element. Der bayerische „Hiesel", von dem spottende Nachbarn reden, bietet zwar der Neckerei eine sehr breite Grundlage, ist aber im innersten Kern eine echt deutsche treffliche Natur. Fest beharrend beim Alten, ist er der katholischen Priesterschaft ergeben, religiös, aber auch bigott abergläubisch und langsamer empfänglich für geistigen Fortschritt. „Die Bayern sind ein gut römisch andächtig Volk", sagt schon Sebastian Franck, „das gern wallet und wie man mit ihnen scherzt, ehe zu Mitternacht in die Kirchen steigt, ehe es daraus blieb." Eine kaum zu erschöpfende Gutmütigkeit und Herzlichkeit sind ihnen im hohen Grade eigen und berühren den Fremden, der nicht bloß oberflächlich ihre Ge- birge durchfliegt, überaus wohlthuend. „Wenn ich viel reisen soll," sagt Martin Luther, „wollte ich nirgenwo lieber denn durch Schwaben und Bayerlaud ziehen; denn sie sind freundlich und gutwillig, herber- gen gerne, gehen den Wanderleuten entgegen und thun ihnen gute Aus- richtung um ihr Geld. Sachsen ist gar unfreundlich und unhöf- lich, da schiebt der Bauer das Fenster auf und weist den um Obdach bittenden Gast ab: „Leve gast, dat wif is nich to huse!" Die Mundart des Bayern ist breiter und näselnder als die schwä- bische und verschluckt viele Laute; die Aussprache langsam und preßt die Laute wie mit Gewalt heraus. Schneller spricht man in den Ge- birgsgegenden, aber ohne daß dadurch der Grundzug des Bayerischen, das Trotzige und Protzige, verwischt würde. Was waars denn ums lebn ohni jagn, koan' kreuzer nit gebet i drum, wo aber a hirscb zun der d'erfragn, wo's gambsein geit (gießt), da reifsts mi mm. Ja 's jagn dees is mei verlanga, ho 's zeiti scho' mögn a'fanga, ba bo! und mei g'führigi bix, und i sag halt, da drüber gebt nix. Thäats bocka bei dien dl und kartn, thäats tanzn und kegln grad gnua, will lieber an hirscbn d'erwatn und birscbn drauf spat oder frua. Dahoamtn da mag i nit bleibn, will draufsen mi umanand treibn, mei musi' san d' vögerln in wald, und die macba auf, wie'a ma' gefallt. Steig auffi, steig abi, steig eini, a gambs is a steigerei wert, a gambs is gar flücbri und schleuni, und leicbt gebt der handl verkehrt.

6. Dichtung des Mittelalters - S. 186

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode. 186 Í6h maz daz selbe kleine strö, als ich hie vor gesach von kinden. nú hceret unde merket, ob si’z denne tuo: „si tuot, si entuot, si tuot, si entuot, si tuot.“ swie dicke ich’z tete, sö waz ie daz ende guot. daz troestet mich: da hceret ouch geloube zuo. Ich maß dasselbe kleine Stroh, Wie icksts bei Kindern wahrgenommen. Nun höret all und merket denn, ob sie es tu': Sie tut, tut's nicht, sie tut, tut's nicht, sie tut; Wie oft ich maß, so war noch stets das Ende gut: Das ist mein Trost nun; da gehört auch Glaube zu. (Simrock.) Im Anschlüsse an diese heitern Lieder mögen jene ernsteren, aber nicht durch politische Beziehungen gefärbten Gesänge späterer Jahre ihre Stelle finden, soweit sie sich nicht in den Rahmen der folgenden mehr historischen Anordnung einfügen lassen: Wert männlicher Schönheit. An wibe lobe stet wol, daz man sie heize schoene: manne stet ez übel, ez ist ze wich und oste hoene. küene und milte und daz er dar zuo staete si, so ist vil gar gelobet: den zwein stet wol daz dritte bi. wil ez iu niht versmähen, sö wil ich’z iuch leren, wie wir loben suln und niht unéren: ir müezet in die liute sehen, weit ir s’ erkennen wol: nieman uzen nach der varwe loben sol. vil manic möre ist innen tugende vol: wö wie wiz der 1 herzen sint, der sie wil umbe kören! Die Schönheit rühme der, der eine Frau besinget, Männern steht es übel, weil es weich und spöttisch klinget. Kühn und mild und daß er auch beständig sei, Das ist genug: dies dritte steht gar schön bei jenen zwei. Wenn ihr's nicht verschmähet, so will ich euch lehren. Wie man loben soll und nicht entehren: Ihr müßt in die Leute sehn, so schaut ihr, wie's bestellt; Nicht nach der Wangen Schminke sei der Schluß gefällt. Gar weist ist oft, den man für töricht hält: Wohl tät' es not, die Weisen auch erst um und um zu kehren. (Simrock.) der, nämlich der Mohren.

7. Dichtung des Mittelalters - S. 221

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 27. Die Zeit des Verfalles der Poesie. 221 auf das Praktische, das Materielle gerichtet war, so konnten, zu- mal bei der geringen Bildung der Bürger, auch nur das enge Gebiet der alltäglichen Wirklichkeit oder Stücke ans der Bibel Gegenstand ihrer Dichtung sein, den die meistens mühsame Künstelei der Form nicht zu heben vermochte. So fehlte zunächst der Stoff für ein Volksepos; das, was aus dem Gebiete des Epos geleistet wurde, war lediglich eine geistlose Über- arbeitung der alten Heldengedichte (z. B. das Heldenbuch des Kaspar von der Roen um 1472). Nur finden wir eine Anzahl epischer, meist historischer Volkslieder, in denen frische Natürlichkeit, wirklich poetischer Geist sich erhalten hat, so außer mehreren balladenmäßigen Dichtungen namentlich die Lieder, welche aus die bei Sempach (1386), bei Granson und Murten (1476) erfochtenen glänzenden Siege gedichtet wurden. Das Tierepos erfreute sich einer neuen Bearbeitung, und zwar einer niederdeutschen. Der ersten deutschen Bearbeitung der Tiersage durch Heinrich den Glichesäre (S. 31) war um 1250 durch Willem de Matoc eine flämische Bearbeitung nach französischem Vorbilde unter dem Titel Höinuerb gefolgt. Dieses vorzügliche Werk war im 14. Jahr- hundert von einem geringeren Dichter fortgesetzt und im 15. durch Hinrik von Alkmar einer Umarbeitung unterzogen worden. Gegen Ende des- selben Jahrhunderts übertrug sie ein Unbekannter in das Niederdeutsche unter dem Titel: Reineke de Vos (Reineke der Fuchs), gedruckt zu Lübeck 1498. Eingang. It geschah up einen pinxten- dach, dat men de wolde unde velde sach grone stän mit lös unde gras, und mannich vogel vrolik was mit sänge in hagen unde up bomen; de krude sproten unde de blomen, de wol roken hir und dar; de dach was schone, dat weder klär. Nobel, de konnink van allen deren, heit hof unde let den ütkreieren sin lant dorch over al. dar quemen vele heren mit grotem schal, ok quemen to hove vele stolter gesellen, Es war an einem Psingstentag Der Mai auf Wald und Wiesen lag; Es grünte Laub und Gras hervor; Die Vöglein all im hellen Chor Auf Hecken und auf Bäumen sangen; Die Kräuter und die Blumen sprangen Und gaben wundersüßen Duft; Der Tag war schön und klar die Luft. Der König von den Tieren allen, Nobel, hielt Hof und ließen er- schallen Den Ruf durchs Land allüberall. Da kamen Herren viel mit Schall, Stolze Gesellen allzumal.

8. Dichtung des Mittelalters - S. 198

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
198 Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode. Das Kcichshhen. Ich hän min lehen, al die werlt! ich hän min lehen! nü enfürhte ich niht den hornunc an die zehen und wil alle boese herren deste minre vlehen. der edel künec, der milte künec hat mich beraten, daz ich den sumer luft und in dem winter hitze hän. min’ nähgebüren dunke ich verre baz getan: si sehent mich niht mer an in blitzen wis, also sie täten. ich bin ze lange arm gewesen än’ minen danc. ich was so volle scheltens, daz min ätem stanc1: daz hät der künec gemachet reine und dar zuo minen sanc. Ich hab' ein Lehen, alle Welt, ich hab' ein Lehen! Nun fürcht' ich länger nicht den Hornung an den Zehen, Will auch alle kargen Herren desto minder flehen. Der edle Herr, der milde Herr hat mich beraten. Daß ich im Sommer freie Luft und Winters Glut gewann. Die Nachbarn sehn mich jetzt um soviel lieber an: Nicht mehr als Kobold stiehn sie mich, wie sie vor diesem taten. Zu lange lag ich an der Armut Übel krank, Ich war so voller Scheltens, daß mein Atem stank: Den hat der König rein gemacht, dazu auch meinen Sang. (Simrock.) Die Übernahme der Erziehung eines vornehmen, aber ungefügigen Knaben, in welchem einige den jungen Sohn Friedrichs Ii., Heinrich, geb. 1212, andere den spätern Markgrafen von Meißen, Heinrich Iii., vermuten, gab dem Dichter Veranlassung zu seinen pädagogischen Gedichten. Erstehung. Nieman kan beherten kindes zuht mit gerten: den man z’eren bringen mac, dem ist ein wort als ein slac. dem ist ein wort als ein slac den man z’eren bringen mac: kindes zuht mit gerten nie man kan beherten. Hüetet iuwer zungen: daz zimt wol den jungen; stöz den rigel für die tür, lä kein boese wort dar für. Nimmer wird's gelingen, Zucht mit Ruten zwingen: Wer zu Ehren kommen mag, Dem gilt Wort soviel als Schlag. Dem gilt Wort soviel als Schlag, Wer zu Ehren kommen mag: Zucht mit Ruten zwingen, Nimmer wird's gelingen. Hütet eurer Zungen: Das geziemt den Jungen; Schiebt den Riegel vor die Tür, Laßt kein böses Wort herfür. Vgl. „in üblem oder schlechtem Gerüche stehen".

9. Dichtung der Neuzeit - S. 81

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
17. Die dramatischen Werke Klopstocks. 81 Sie spracht. Der ernste, richtende Augenblick Kam mit dem Herold näher. „Ich liebe dich!" Sprach schnell mit Flammenblick Teutona, „Britin, ich liebe dich mit Bewunderung! „Doch dich nicht heißer als die Unsterblichkeit Und jene Palmen! Rühre, dein Genius, Gebeut er^s, sie vor mir; doch fasst ich, Wenn du sie fassest, dann gleich die Kroiü auch. „Und, o wie beb^ ich! o ihr Unsterblichen! Vielleicht erreich' ich früher das hohe Ziel. Dann mag, o dann an meine leichte Fliegende Locke dein Atem hauchen!" Der Herold klang. Sie flogen mit Adlereil'. Die weite Laufbahn stäubte wie Wolken auf. Ich sah: vorbei der Eiche wehte Dunkler der Staub, und mein Blick verlor sie. 8 17. 3. Die dramatischen Werke Klopstocks. Ohne dichterischen Wert sind die sechs Dramen Klopstocks. Drei derselben behandeln biblische Stoffe: „Der Tod Adams", „David" und „Salomo", die drei andern haben Stoffe aus der deutschen Vorzeit zum Gegenstände: „Hermannsschlacht", „Hermann und die Fürsten", „Hermanns Tod". Die letzteren in Prosa geschriebenen Stücke bezeichnete er mit dem Namen Darbietest weil dieselben mit Chorgesängen von Barden untermischt sind, die er fälschlich als besondere Sänger bei den Germanen annahm. Den Grund zu der Abfassung dieser patriotischen Stücke bildete einerseits die eigene vaterländische Begeisterung des Dichters, der ein passender Stoff in den Zeiten der Zerklüftung des deutschen Vaterlandes fehlte, und anderseits der Einfluß der um das Jahr 1764 in Deutsch- land bekannt werdenden Dichtungen des angeblichen alten schottischen Barden Ossian (s. Bemerkung S. 45). Wie der Messiade, so fehlt auch den Dramen Handlung und indivi- dualisierende Charakterzeichnung; auch in ihnen wird die Handlung von lyrischer Reflexion überwuchert. Wenn aber diese dramatischen Versuche Klopstocks auch ohne dichterischen Wert sind und bei schwärmerischen Nach- ahmern den unpoetischen Bardengesang oder richtiger das „Bardengebrüll" 1 1 Sunt illis haec quoque carmina, quorum relatu, quem barritum (barditum) vocant, accendunt ánimos etc. (Taciti Germania c. 3.) Hense, Lesebuch. Ii 4. Stuf!. 6

10. Dichtung der Neuzeit - S. 478

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
478 Neunte Periode. Auf der Zinne steht die hohe Frau, Sie hört den Glockenklang. Aus Gürten tönt und Himmelsblau Ein süßer Vogelfang. Als Lyriker von Bedeutung sind sonst noch zu nennen: Karl Gerok (geb. 1815 zu Vaihingen in Württemberg, gest. 1890 zu Stutt- gart), Julius Sturm (geb. 1816 zu Köstritz (Reuß), gest. 1896), Hermann Allmers (geb. 1821 zu Rechtenfleth bei Bremen, gest. 1902 ebendort), ferner im Gefolge Detlevs von Liliencron Gustav Falke (geb. 1853 zu Lübeck), Karl Busse (geb. 1872 zu Lindenstadt-Birnbaum in Posen) und der mit G. Falke befreundete, in Hamburg lebende Westfale Jakob Löwenberg (geb. 1856 zu Niederntudorf). Auch sie haben dem Volke manche tiefempfundene, herrliche Lieder geschenkt, der Mangel an Raum verbietet aber ihre Aufnahme. 8 55. Novelle, Nomau und Drama. Da die moderne Dichtung mehr und mehr der Wirklichkeit des Lebens, dem Realismus, zum Teil dem Naturalismus sich zugewandt hat (s. S. 412), sind ihre Haupterzeugnisse Novelle und Roman geworden; das Drama hat mehrfach neue Bahnen ein- geschlagen. Die Schule, die nur das Beste aus dem Guten auszuwählen hat, kann aus naheliegenden Gründen diese Werke nicht als Unterrichtsstoff verwerten, sie kann auf die bedeutendsten Dichter und ihre hervor- ragendsten Erzeugnisse nur aufmerksam machen. Der Roman behandelt als historischer oder kulturhistorischer Roman die geschichtlichen Erlebnisse einzelner wichtiger Persönlichkeiten oder die kulturhistorischen Vorgänge und Zustünde der Völker, als Zeitroman die politischen und gesellschaftlichen Lebensverhältnisse der Gegenwart, als Volksroman das Volksleben, bei dessen Schilderung die Schattenseiten oft stark hervorgekehrt werden. Hauptvertreter sind unter Einreihung einzelner älterer Dichter: Dtto Ludwig (geb. 1813 zu Eisfeld in Meiningen, gest. 1865 zu Dresden), ein feiner, meisterhaft zeichnender Realist; am bekanntesten sind seine Novellen „Die Heiterethei" und „Zwischen Himmel und Erde". Als Dramatiker hat er (s. S. 482) noch größere Bedeutung. Wilhelm Heinrich Riehl (geb. 1823 zu Biebrich, gest. als Professor der Kulturgeschichte 1897 zu München), eigentlicher Begründer der kulturhistorischen Novelle („Kulturhistorische Novellen", „Geschichten
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