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1. Grundriss der römischen Altertümer - S. 307

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
§ 145. Die Zeiteinteilung. 307 wurde mit zweifarbigen Steinen gespielt. Hier wurde immer gewürfelt, wer „fahren“ (vorrücken) durfte. 4. Musik und Gesang standen nicht so hoch als Yergnügungs-arten, wie im modernen Leben. Religiöser Gesang war ganz unbekannt und kam erst in Folge des durch die sibyllinischen Bücher eingeführten griechischen Ritus etwas in Aufnahme. Zu anderen Zwecken zu singen hatte für den anständigen Römer stets etwas Bedenkliches: es galt für leichtfertig. Einen Anlafs zu Gesangs- und Musikaufführungen boten die im letzten Jahrhunderte der Republik auf kommenden Gastmähler. Gesang mit Flötenbegleitung wurde allmählich bei den Symposien üblich; dann kamen eigene Lieder für Tafelgesänge mit Soli und Chören auf, und bald gab es keine Tafel mehr ohne Musikkapelle: es sind die symphonic/ci, musicarii u. a., die Konzerte gaben. W ii linden reisende banger und Zithervirtuosen, Sängerinnen und Zither-opieleiinnen, meist aus dem Orient, wie denn auch die musikalischen Instrumente aus Griechenland kamen, nämlich die lyra (Leier), zur Begleitung lyrischer Gesänge geeignet, wozu man ursprünglich die Schilde der Schildkröte nahm. Sie hatte 4—15 Darmsaiten und wurde mit einem Stäbchen (plectrum) geschlagen. Abarten der lyra {Hör. Od. 1, 6, 10; testudo heifst sie Od. 1, 32, 14) sind die tieftönige barbitos (Hör. Od. 1, 32, 4) und die hochtönige sambuca. Nicht zu verwechseln mit der lyra ist die Zither (cithara, Hör. Od. 1. 15, 15 u. o. Verg. Aen. 6, 120). Sie hatte einen viereckigen, aus Holz oder Metall bestehenden Schallkasten und hatte am meisten Ähnlichkeit mit unserer Guitarre; sie Avurde entweder nur mit der Rechten mittelst des plectrum gespielt oder mit beiden Händen zugleich angeschlagen (— intus et foris canere bei Cic. Yerr. 1, 20). Sie hatte ungleich viele (3, 5, 7, 9) Saiten und eignete sich zur Begleitung von feierlichem Gesänge, wurde aber auch für sich allein gespielt (Der Spielende heifst citharista, die Spielende citharistria, und wer zugleich dazu sang cüharoedus, -a. Hör. A. P. 355.) Ein drittes Saiteninstrument war das psalterium, das die Form und Gröfse einer Harfe, aber einen Resonanzkasten wie die Zither (Guitarre) hatte. Der Spielende wird psaltes die Spielende psaltria genannt. Zur Belustigung des niederen Volkes trieben sich Seiltänzer (funambulus), Equilibristen (petaurista), Zauberkünstler (praestigiator), Nachahmer von Vogelgesängen und Jongleurs aller Art in der Hauptstadt herum. D. Die Berechnungen. § 145. a) Die Zeiteinteilung. 1. Der Is ame ,Iag‘ (dies = Licht) bezeichnet bei den Römern bald den natürlichen (naturalis), bald den bürgerlichen oder künstlichen (civilis) Tag. Der natürliche Tag richtete sich nach dem Sonnen-Auf- und Untergang, wie der Landmann zu allen Zeiten nach dem Tageslichte sich umsah. Jahrhundertelang rief in 20 *

2. Grundriss der römischen Altertümer - S. 112

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
112 § 53. Liberi, servi und libertini. die Freiheit schenken, d. h. aus seiner Gewalt (manus) entlassen (manu-mittere, manumissio). Durch die Freilassung wird der bisherige Sklave im Verhältnis zum Staate, also seinem staats- oder öffentlichrechtlichen Stande nach ein libertinus, dem früheren Herrn gegenüber, zu welchem er in ein ähnliches Verhältnis tritt, wie der Klient zum Patron, zum libertus (privatrechtlich). Die Freilassung war entweder eine feierliche (manumissio iusta), welche dem manumissus das Bürgerrecht und volle Rechtsfähigkeit einbrachte; oder eine unfeierliche (manumissio minus iusta), die zwar rechtlich geduldet (in libertate morari Cic. pro Mil.) war, aber kein Bürgerrecht nach sich zog. a) Manumissio iusta geschah entweder vor dem Magistrate (dem Prätor) oder in der Provinz vor dem Statthalter per vindictam. Dies die älteste Form. Der Herr erscheint mit dem Sklaven vor dem Prätor, dessen Liktor die Rolle des Anwaltes übernimmt und spricht: aio hunc hominem liberum esse, wobei er ihm eine hasta (später festuca oder vindicta, Stab), das Zeichen des Eigentums. über das Haupt hält. Dann dreht er den Sklaven im Kreise herum und läfst ihn los (e manu mittit) mit den Worten: liunc ego hominem liberum esse volo. Diese symbolischen Handlungen nahm später der Herr selbst vor. Hierauf erklärt der Magistrat den Sklaven formell für frei. An die Stelle dieser umständlichen Freilassung traten zwei einfachere Arten, die manumissio censu und die per testamentum. Bei der ersteren liefs der Herr bei Aufstellung der Bürgerlisten den Sklaven von dem Censor als selbständigen steuerzahlenden Bürger eintragen, womit volle Civität verbunden war. Bei der anderen Form erklärte der Herr einen Sklaven testamentarisch für frei. b) Die manumissio minus iusta trat ein, wenn gewisse Bedingungen, unter denen man civis Romanus wurde, fehlten; wenn z. B. der Freizulassende als Sklave eine entehrende Strafe erlitten hatte, so wurde er nicht Vollbürger, sondern Latinus oder dediticius (peregrinus): er war frei, aber nicht Bürger. Unfeierliche Formen waren, wenn der Herr den Sklaven mündlich vor Freunden (inter amicos) oder schriftlich (per epistulam) für frei erklärte oder ihn an seinem Tische teilnehmen liefs (per mensam). Öfters wurde Freilassung wegen geleisteter Dienste für das öffentliche Wohl gewährt. Liv. 26, 27 : aedis Yestae vix defensa est ab incendio tre-decim maxime servorum opera, qui in publicum redempti ac manumissi sunt. Rechtsstellung der libertini. Obgleich frei, stand der libertinus doch vielfach hinter dem ingenuus zurück. Einmal blieb my als libertus zum manumissor im Klientelverhältnis, mufste sich ihm dankbar (pius) zeigen, Ehrerbietung (obsequium und reverentia) erweisen und gewisse Geschenke (dona et munera) geben; ferner mancherlei Arbeiten (operae officiates) verrichten. Stirbt der libertus ohne eigene Erben (sui heredes) und ohne Testament (intestatus), so ist der Patron nächster Erbe. Wenn der Freigelassene seinen Verpflichtungen nicht nacbkommt, so kann der Patron eine

3. Grundriss der römischen Altertümer - S. 268

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
268 131. Unterricht und Schule Liber alia (17. März) seine Bulla den Laren, denen er zugleich opferte; dann legte er die einfach weifse Männertoga an und stellte sich, begleitet vom Yater oder Vormund, von Verwandten, Freunden und Klienten, auf dem Forum dem Prätor vor, worauf er in feierlichem Zuge auf das Kapitol stieg und, nachdem sein Name in die Bürgerrollen (Ubri iuniorum) eingetragen war, zahlte er im Tempel der Iuventus ein Geldstück und brachte den Göttern ein Opfer dar. Ein Gastmahl schlofs die Feierlichkeit. Die Feier, wie auch das nächstfolgende Jahr hiefs tirocinium. Der Jündino- • ö Ö trat nun (als tiro) ins öffentliche Leben und begann entweder seine militärische Probezeit (tirocinium müitare), indem er sich dem Gefolge eines Feldherrn ansehlofs und sich auf den Offiziersdienst einübte; oder, wenn er sich der staatsmännischen Laufbahn widmen wollte, trat er nicht sofort als Sachwalter auf, wozu er berechtigt war, sondern machte unter einem Juristen oder Redner seine Lehrzeit durch (tirocinium fori), oder besuchte wohl auch eine auswärtige Schule, besonders Athen {Cic. ad Attic. 12, 32 und Hör. ep. 2, 2. 42). Dann erst trat er auf dem Forum seine Thä-tigkeit an (forum attingere, Cic. ad fam. 5, 8). § 181. Unterricht und Schule. 1. Einen planmäfsigen, einheitlichen Schulunterricht haben die Römer bis in die späte Kaiserzeit kaum gekannt; überhaupt war alles, was Erziehung und Unterricht betraf, lediglich Privatsache. Zuerst unterrichtete der Vater (s. § 130) seine Kinder selbst in den elementarsten Kenntnissen. Sodann treffen wir sehr frühe schon die Einrichtung, dafs ein gebildeter Sklave, besonders griechischer oder syrischer Herkunft, die Stelle eines Hauslehrers vertrat und die Kinder des Hausherrn unterrichtete; häufig schickten Verwandte oder befreundete Familien ihre Kinder, damit sie an diesem Unterrichte teilnähmen, so dafs derselbe Sklave Privatlehrer für mehrere Familien war. So genofs Cicero mit seinen A ettern denselben Unterricht. Erst als die Zahl der Sklaven in einem Hause wuchs, hielten vornehme Familien mehrere servi Jitterati, von denen jeder ein einzelnes Lehrfach gab. Ein Schritt weiter war es, dafs gebildete Freigelassene (denn freigeborene Römer thaten dies kaum) Privatschulen errichteten, wohin die Eltern ihre Kinder schickten. Als Schullokale dienten gewöhnlich ärmliche Buden oder Lauben (pergulae) am Forum oder anderen öffentlichen Plätzen und Kreuzwegen (trivia, woher trivium und

4. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 168

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
168 in welchem ihr Spindel und Spinnrocken nachgetragen wurden, in das Haus des Gatten gefhrt wurde (uxorem ducere sc. domum). Im Atrium empfing sie die Schlssel des Hauses und wurde in die Gemein-schaft des Feuers und Wassers aufgenommen. Es folgte die feierliche cena nuptialis unter dem Klange der Flten und Hochzeitslieder (hymenaei). Am folgenden Tage brachte die junge Frau in ihrem Hause den Gttern das erste Opfer dar und empfing von Verwandten und Freunden Geschenke. Schon diese und hnliche Zeremonien lassen erkennen, da die Stellung der rmischen Frau eine wrdigere und selbstndigere war als die der griechischen. Sie war die wirkliche Herrin (domina) des Hauses und nahm an allen wichtigen Entscheidungen teil, die die Familie betrafen; sie war nicht auf ein besonderes Frauengemach angewiesen, sondern verkehrte frei mit den Mnnern, nicht blo in ihrem eigenen Hause, sondern auch auerhalb desselben, und besuchte gleich ihnen den Zirkus und das Theater, enthielt sich jedoch des Weines. Aber schon nach dem zweiten punischen Kriege trat mehrfach Sittenverderbnis ein, infolge deren die Frau, verschwenderisch und prunkschtig geworden, die Bande der Ehe nicht mehr achtete. Kein Wunder, da es da zu wiederholten Ehescheidungen (divortia, discidia) kam, zu denen schon eine mndliche oder schriftliche Erklrung eines der beiden (Batten gengte. So fiel es kaum auf, da auch sonst sittenstrenge Rmer, wie Pompejus, Cicero u. a., mehrfach ihre Ehen ohne triftigen Grund lsten. Schon Augustus sah sich daher gentigt, durch die leges Juliae gegen die Zuchtlosigkeit der Ehen nicht minder aufzutreten als gegen die mehr und mehr um sich greifende bequemere Ehelosigkeit. 55. e) ttmdererziehlmg. Ein neu geborenes Kind wrbe dem Vater vor die Fue gelegt, bamit er vermge seiner patria potestas entweber durch Aufheben besselben (tollere, suseipere) sich zur (Erziehung verpflichte ober es durch Liegenlassen zur Aussetzung ober Ttung bestimme. Erst die christlichen Kaiser verboten die Ttung des Knaben als parricidium. Am 9. Tage erhielt der Knabe, am 8. (dies lustricus) das Mbchen einen Namen, nachbem durch Waschung und Opfer die Reinigung ber-selben bewirkt war; auch wrbe den Kinbern an biesem Tage zum Schutze gegen Zauberei eine Kapsel mit einem Amulett (bulla) um den Hals gehngt. Die krperliche und geistige Ausbilbung der Kinder unter-stanb ganz der Bestimmung der (Eltern; namentlich war es die Mutter, die sich, wie der Pflege, so auch der geistigen Ausbilbung ihrer Kinder annahm. Mit dem siebten Jahre begann der eigentliche (Elementarunterricht, inbem der Knabe zu Hause ober in der Schule (ludus) bei einem Privatlehrer (litterator, ludi magister) Lesen, Schreiben und Rechnen lernte.

5. Frauengestalten - S. 105

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 105 — Besonderer Wert wurde auf die Ausbildung der Mäbchen in Musik und Tanz gelegt. Die Kunst des Tanzes bestand vorzugsweise in rythmischen Bewegungen des Oberkörpers und der Arme, und wie die heutigen Nationaltänze, die diesen Charakter nn ganzen bewahrt haben, nicht am wenigsten zu der Grazie in Gang und Haltung beitragen, welche die Römerinnen so sehr auszeichnet, Jo haben sie im Altertume ohne Zweifel ähnliche Wirkungen geübt. Cm edler Gang war an Frauen besonders geschätzt.^ Nicht nur Ovw sagt, es liege auch im Gange ein nicht gering zu schätzender Teil der Anmut, selbst auf einer Grabschrift aus der Zeit der Republik wird vou der Verstorbenen gerühmt: „Sie war von artiger Rede und von edlem Gange." — Außer dem Unterrichte im Gesänge wurden bte Mäbchen auch im Saitenspiel unterwiesen; und von ihren Künsten legten sie wohl auch öffentlich Proben ab. An Bettagen und Gatter-festen gingen Chöre von breimal neun Jungfrauen aus eblen Familien, Hymnen singenb, der Prozession voraus; manche Frau, so hoffte Horaz, werbe sich einst erinnern, wie sie als Mabchen das vou ihm gebichtete Festlieb gelernt und geübt habe. Bei Augustus Bestattung sangen Kuabeu und Mädchen aus den vornehmsten Familien die Totenklage. Übrigens scheinen Frauen und Mädchen sehr häufig die Fertigkeit erworben zu haben, Texte von Dichtern nach selbstgesetzten Melodien auf der Laute vorzutragen. — Unter solchen Beschäftigungen und Unterhaltungen, unter der Obhut der Mutter und der Wärterinnen reifte das Mädchen zur Jungfrau. 27. Die vestalischen Jungsrauen. In Nr. 3 (Abteilung I.) wird uns berichtet, daß Sylvia eine „Vestalin" gewesen sei. Die höchste weibliche Würde,_ die das Altertum kannte, war die, Priesterin einer Gottheit zu sein. Das Amt der vestalischen Priesterinnen bestand besonders darin, auf dem Altar ihres Tempels das heilige Feuer zu bewahren. Wie in jedem Wohnhanse auf dem Herde des Vorhofes ein stets brennendes Feuer war, so sollte auch für den Staat das Feuer im Tempel der Vesta (Hestia) der geheiligte Mittelpunkt sein. (Vergl. die „ewige Lampe" in katholischen Kirchen). So wie Vulkan das verzehrenbe Feuer und die alles zer-schmelzenbe Glut bezeichnete, so ist der Vesta höheres Urbilb das heilige glüheube Feuer der Natur, das unsichtbar mit sanfter Wärme bnrch alle Wesen sich verbreitet. Es ist bte reine Flamme in dem keuschen Busen der hohen Himmelsgöttin, welche als ein erhabenes Sinnbilb auf dem Altar

6. Frauengestalten - S. 23

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 23 — In den verschiedenen Zellen des Klosters aber herrschte mannigfache Thätigkeit, der eine saß mit Nadel und Zwirn bewaffnet auf dem Schrägen und besserte sein Gewand aus, ein anderer ordnete das Kopfhaar und brachte die etwas überwachsene Tonsur wieder zu straf)* lendem Glanze, und ein dritter ging mit gerunzelter Stirn in seiner Zelle auf und nieder, er hatte sich vorgenommen, in frei ersonnener Rede des hohen Gastes Ruhm zu preisen. Kein einziger Bewohner des Stifts war unberührt vom Eindrücke des vornehmen Besuches geblieben. Auch die weltabgeschiedensten Seelen fühlten, daß einer Frau Huldigung gebührt. Jetzt läutete das Glöckleiu, dessen Ton auch von den frömmsten Brüdern noch keiner unwillig gehört, der Ruf zur Abendmahlzeit. Der Abt geleitete die Herzogin ins Refektorium. Das Amt des Vorlesers vor dem Imbiß stand in dieser Woche bei dem Pförtner, er hatte der Herzogin zu Ehreu den 44. Psalm erkoren. Darauf begann die Mahlzeit. Der Küchenmeister, wohl wissend, wie bei An-kuuft fremder Gäste Erweiterung der schmalen Klosterkost gestattet sei, hatte es nicht beim üblichen Mus von Hülsenfrüchten bewenden lassen. Wohl erschien zuerst ein dampfender Hirsebrei, auf daß, wer gewisseuhaft bei der Regel bleiben wollte, sich daran sättige; aber Schüssel auf Schüssel folgte, bei mächtigem Hirschziemer fehlte der Bärenschinken nicht, sogar der Biber am oberen Fischteich hatte sein Leben lassen müssen. Fasanen, Rebhühner, Turteltauben und des Vogelherdes Heinere Ausbeute folgten; der Fische aber war eine unendliche Auswahl, so daß schließlich ein jedes Getier, rasendes, fliegendes, schwimmendes und kriechendes auf der Klostertafel seine Vertretung saud. Der Nachtisch brachte Pfirsiche, Melonen und trockene Feigen. Hierauf wurde — so wollte es des Ordens Regel — zur Erbauuug der Gemüter wieder ein Abschnitt aus der Bibel oder aus dem Leben der heiligen Väter vorgelesen. — Zum Schlüsse brachten sie verschiedene einfache Instrumente und musizierten. Die Herzogin aber meinte: „Es ist Zeit, schlafen zu gehen!" und ging mit ihrem Gefolge nach dem Schnlhause hinüber, wo ihr Nachtlager sein sollte. Früh morgens aber saß die Herzogin schon samt ihren Leuten im Sattel, um heimznreiten — und bald darauf lag das Kloster in stiller, behaglicher Ruhe. 6. Roswitha, die gelehrte Nonne. Die reiche Bildungssaat, welche zur Zeit der Ottonen über das deutsche Volk ausgestreut wurde, trug reife Frucht, und namentlich wuchs die Zahl der Frauenklöster in überraschender Weise. Überall suchten sich erlauchte Geschlechter durch Stiftung von Klöstern

7. Geschichtliches Lesebuch - S. 43

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Iii. v. Treitschke, Burschenschaft und Wartburgfest. 43 Burschen Paar an Paar, viele schöne germanische Reckengestalten darunter, mancher im Bollbart, was bei ängstlichen Gemütern schon als ein Zeichen hochverräterischer Gesinnung galt. Allen lachte die Freude ans den Augen, jene glückliche Selbstvergessenheit der Jugend, die noch ganz im Geunsse des Augenblicks aufzugehen vermag; ihnen war, als ob ihnen heute zum ersten Male die Herrlichkeit ihres Vaterlandes leibhaftig entgegenträte. Droben im Rittersaale der Wartburg, den der Großherzog gastfreundlich geöffnet hatte, wurde zuerst unter Pauken- und Trommelschall „Eine feste Burg ist unser Gott" gesungen. Darauf hielt der Lützower Riemann aus der Fülle seines ehrlichen Herzens heraus eine Festrede, die in hochpathetischen überschwänglichen Sätzen von den Thaten Lnthers und Blüchers sprach und dann bei den Geistern der erschlagenen Helden die Burschen mahnte zum „Streben nach jeglicher menschlichen und vaterländischen Tugend". Einige der landläufigen Schlagwörter von den vereitelten Hoffnungen des deutschen Volks und dem einen Fürsten, der sein Wort gelöst, liefen zwar mit unter; das Ganze war ein jugendlich unklarer, durchaus harmloser Gefühlserguß, ebenso vieldeutig und unbestimmt, wie die neue Losung Volunto! welche die Burschen gern im Munde führten. Auch was nachher noch von Professoren'und Studenten geredet ward, ging nicht über dies Maß hinaus, selbst Oken sprach mit ungewohnter Selbstbeherrschung und warnte die jungen Leute vor einer verfrühten politischen Thätigkeit. Nach dem Mütagsmahle gingen die Burschen zur Stadt hinab in die Kirche, wo auch der Eisenacher Landsturm dem Gottesdienste beiwohnte; dann gaben noch die Kämpen des Berliner und des Jenenser Turnplatzes den staunenden Landstürmern ihre Künste zum besten. Als die Dämmerung hereinbrach, zog man mit Fackeln wieder hinauf nach dem Wartenberge, der Wartburg gegenüber, wo mehrere große Siegesfeuer brannten, die mit patriotischen Reden und Liedern begrüßt wurden. Bis dahin war das Fest in glücklicher Eintracht verlaufen; hier aber ward zum ersten Male offenkundig, daß sich bereits eine kleine extreme Partei innerhalb der Burschenschaft gebildet hatte: jene fanatischen Urtentonen ans Jahns Schule, die man die Altdeutschen nannte. Diese köstliche Gelegenheit für eine fratzenhafte Eulenspiegelei konnte sich der Tnrnmeister doch nicht entgehen lassen. Er regte zuerst den Gedanken an, dies Lutherfest durch eine Nachäffung der kühnsten That des Reformators zu krönen uni), wie einst

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 84

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
84 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. ihr Religionslehrer, als der Träger des religiösen Glaubens der Vor- fahren, da den Hellenen keine Priester in heiligen Büchern die Religion und deren Satzungen aufbewahrten. Durch die homerischen Gesänge wurden die entzweiten Hellenen immer wieder erinnert, daß sie schon in der Vorzeit ein Volk gewesen, welches seine Ehre gemeinschaftlich gegen die Barbaren vertheidigte und durch die Gunst der Götter einen glor- reichen Sieg über Asien errang. Homers Gesänge wurden die Quelle, aus welcher spätere Dichter schöpften und den nationalen Sinn immer wieder erfrischten. Kein Volk hat einen Homer hervorgebracht (die Bibel ist göttlichen Ursprungs und gehört der Menschheit); Ln Asien war es unmöglich, denn unter der Despotie gibt es keine Helden, nur Knechte, welche in die Schlacht getrieben werden; Priefterkaften führen ein Volk bis zu einer gewissen Stufe der Kultur, aber sie dulden die geistige Er- hebung des Einzelnen nicht und ziehen unübersteigbare Schranken zwischen sich und den anderen Ständen, zwischen ihrer Nation und fremden Na- tionen. Die Germanen erscheinen unter allen Völkern den Hellenen am nächsten stehend; allein sie bewohnten Länder, welche von der Natur weniger begünstigt waren als Hellas, und ihre Fortbildung übernahm das Christenthnm, daher konnten ihre Sänger für sie nie das werden, was Homer den Hellenen gewesen. Die alten Könige der Griechen. Allmäliges Aufhören der Königswürde. Die griechischen Stämme und Städte hatten anfänglich ohne Aus- nahme Könige; ihre Herrschaft erstreckte sich aber nie über ein großes Gebiet und war ebenso wenig eine despotische. Der König führte im Kriege die streitbaren Männer an und war mit den andern Edlen Vor- kämpfer in der Schlacht. 2m Frieden saß er mit denselben auf offenem Markte zu Gericht, mit ihnen berieth er die allgemeinen Angelegenheiten. Das Volk hörte dann wohl auch zu und gab durch Beifall oder Murren seine eigene Meinung zu erkennen; jedoch hing die Entscheidung nie von dem Volke ab, sondern diese kam von dem Könige und den Edlen; letztere werden selbst oft Könige genannt und der eigentliche König war auch nur der erste unter ihnen, sowie er auch das größte Grundstück besaß und in dem schönsten Hause wohnte; die Edlen standen ihm durch Grundbesitz am nächsten, wie sie im Felde mit ihm in der Vorderreihe fochten und im Frieden mit ihm im Rathe saßen. Bei den Festen der Götter opferte der König und ordnete das Mahl, das von dem Opfer unzertrennlich war. Von regelmäßigen Abgaben an den König war keine Rede, doch steuerte das Volk bei, wenn er durch irgend ein Ereigniß

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 68

1854 - Münster : Aschendorff
68 Fürstin ließ ihn sogleich vor sich kommen und freute sich sehr, ihn wiederzusehen. Sie unterhielt sich einige Stunden mit ihm, und auch der König, der dazu kam, nahm Antheil an dem Gespräche. Die Königin fragte ihn endlich, ob er denn kein Anliegen habe, indem sie sich nicht vorstellen könne, daß er so ohne allen besonderen Zweck die weite Reise unternommen habe. Allein er versicherte, er brauche nichts, sondern habe sein gu- tes Auskommen, und der einzige Beweggrund seiner Reise sei gewesen, seine ehemalige Schülerin noch einmal wiederzusehen. Der König machte ihm hierauf den Vorschlag, daß er die Merkwürdigkeiten Berlins besehen und um ein Uhr sich wieder einfinden und zu Mittag mit ihm essen sollte. Der alte Mann wollte aber das Anerbieten nicht annehmen und entschuldigte sich. Allein der König wiederholte es ihm in vollem Ernste und sagte ihm noch, sie seien ganz allein, er solle nur kom- men. Der Lehrer fand sich auch wirklich zur bestimmten Zeit ein und aß mit an des Königs Tafel. Als sie aufstanden, übergab ihm die Königin ihr mit Edelsteinen eingefaßtes Bild- niß und sagte zu ihm: „Nehmen Sie, mein lieber, alter Leh- rer, diese Kleinigkeit zum Andenken von Ihrer ehemaligen Schülerin, die sich recht herzlich freut, ihrem Lehrer noch ein- mal danken zu können!" Der alte Mann im höchsten Grade überrascht und gerührt, konnte keine Silbe hervorbringen; einige Thränen, die ihm über die Wangen herabrollten,, zeigten zur Genüge seine dankbaren Gefühle. Der König sagte ihm hierauf noch, es sei dafür gesorgt, daß er, sobald es ihm beliebe, von Berlin nach Darmstadt mit Ertrapoft frei zurückreisen könne. 58. Unser Vaterland. Kennt ihr das Land, so wunderschön In seiner Eichen grünem Kranz, Das Land, wo auf den sanften Höh'n Die Traube reist im Sonnenglanz? Das schöne Land ist uns bekannt; Es ist das deutsche Vaterland. Kennt ihr das Land, vom Truge frei. Wo noch das Wort des Mannes gilt. Das gute Land, wo Lieb' und Treu' Den Schmerz des Erdenlebens stillt?

10. Geschichte des Mittelalters - S. 220

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
220 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Liede. Das ganze Wesen des Ritterthums in seiner Blüte, wie in seiner Entartung spiegelte sich in einer eigenthümlichen poetischen Li- teratur ab, deren Träger und Pfleger Ritter und Höfe, deren Stoffe ritterliche Thaten und Tugenden, Gottes- und Frauenliebe waren. Von dieser ritterlichen oder höfischen Dichtung, die als Kunstpoesie im Gegensätze zur Volksdichtung auftrat, ist uns gar vieles erhalten und höchst wichtig für die Kenntniß der geselligen und sittlichen Zustände in den politischen Parteien des Mittelalters. Diese Gedichte sind zu- gleich die wichtigsteu Denkmäler der mittelhochdeutschen Sprache, denn die damaligen Schriftsteller bedienten sich ausschließlich der lateinischen Sprache; auch die Urkunden wurden noch im 13. Jahrhundert in der Regel lateinisch abgefaßt; die ältesten deutschen Rechtsbücher, der Sachsenspiegel (den wir nicht in seiner ursprünglichen Gestalt besitzen) und der Schwabenspiegel, gehören jedoch schon der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an. Am frühesten erwachte der ritterliche Sang im Gebiete der proven- hñlischen Sprache, in Südfrankreich und im nordöstlichen Spanien; hier wanderten die Troubadours (Erfinder, von trouver; sie waren Dichter und Sänger in einer Person) von Burg zu Burg, von einem Feste zum andern, und fanden allenthalben gastliche Aufnahme, denn ihre Lieder waren die Würze der geselligen Unterhaltung für Herren und Frauen, und die Vornehmsten suchten ihren Ruhm darin, auch als Dichter zu glänzen oder doch die Dichtkunst auf jegliche Weise zu hegen und zu pflegen. Während Frauenliebe der Grundton der provenyalischen Dich- tung war und blieb, wurde in Nordfrankreich und England vorzugs- weise die ritterliche Heldendichtung gepflegt, welche theils die Thaten und Sagen von Karl dem Großen, von König Artus, dem walisischen Helden und dessen Genossen, und vom heiligen Gral (die Schüflel des heiligen Abendmahls) zu ihrem Mittelpunkte machte, theils Helden der heidnischen Vorzeit, Alerander den Großen und Aeneas, zu christlichen Rittern um- schuf und besang. Die Kreuzzüge verliehen dem ganzen Leben der Zeit und nament- lich auch der Dichtkunst höheren Schwung und religiöse Weihe, das ferne wunderbare Morgenland in seinen Beziehungen und Kämpfen mit dem Abendland bot der dichterischen Einbildungskraft unerschöpfliche Stoffe; sie brachten aber auch die Völker Europas in gegenseitigen und innigen Verkehr, sie lernten ihre Sprachen, Geschichten und Sagen gegenseitig kennen, und in dieser Zeit war es, wo auch im deutschen Reich die Ritterdichtung aufkam und schönere Blüten trieb als irgendwo (1150 bis 1240). Unter den Hohenstaufen, welche die Dichtkunst liebten und fast sämmtlich selbst Dichter waren, erreichte die Dichtkunst ihre höchste Voll-
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