Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Dritter Abschnitt.
Die Gründung des brandcnbnrgisch-prcußischen Staates unter Friedrich Wilhelm, dem großen Kurfürsten.
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst 1640—1688.
Wahlspruch: Gott meine Stärke.
1. Die Jugendjahre des großen Kurfürsten.
Der bedeutendste in der Reihe der Kurfürsten ist der Sohn Georg Wilhelms, Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. Von ihm sagt der Dichter im Hinblick auf die Macht und Größe unseres Vaterlandes: „Man fraget nach der Quelle des mächtig flutenden Stroms,
Man fragt nach dem Erbauer des riesenhaften Doms;
So höret, wer zum Baue den festen Grund gelegt,
In dessen Höh' und Tiefe sich Licht und Leben regt.
— Vom großen Knrfürst schallet und hallt es weit und breit.
Denn groß war er im Frieden, und groß war er im Streit."
Friedrich Wilhelm, den die Nachwelt „den Großen" nennt, wurde _ unter den Donnern des 30jährigen Krieges am 6. Februar 1620 in Berlin geboren. Seine fromme Mutter Elisabeth Charlotte, die Schwester des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, leitete die erste Erziehung des Prinzen. Sie war besonders daraus bedacht,
eine echt religiöse Gesinnung in dem Herzen des künftigen Thron-
folgers zu befestigen. Dnrntn gab sie ihm die Lehre, Gott vor allem und seine Unterthanen zu lieben, das Laster aber zu hassen, dann werde Gottes Beistand seinen Thron befestigen. Als Knabe von 7 Jahren mußte er vor den Schrecknissen und Gefahren des Krieges nach Küstrin fliehen. In dieser stillen Oderfeste verbrachte er seine Knabenjahre. Treffliche Lehrer unterrichteten ihn in allen Wissenschaften, und bald machte der überaus fleißige Prinz glänzende Fortschritte.
Die ganze Erziehung Friedrich Wilhelms lag in der Hand des durch tiefe Frömmigkeit und Sittenreinheit ausgezeichneten von Leuchtmar.
Über dem Lernen wurden aber die ritterlichen Übungen keineswegs vergessen. Auf seinem Rößlein tummelte sich der muntere Knabe, auf der Jagd warf er den Dpeer nach dem flüchtigen Wilde und ließ den Falken steigen.; so zeichnete er sich bald durch Mut und Gewandtheit aus. Im Jahre 1633 begab sich der junge Prinz auf Wunsch seines Vaters zwei Jahre lang an den Hof des letzten Pommernherzogs in Stettin. Weil Pommern nach dem Absterben
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Georg_Wilhelms Wilhelms Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Elisabeth_Charlotte Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 210 —
rühmte Freiheit des Zukunftsstaates. — Nun kommen wir zur Verteilung des Gewinnes. Jeder Arbeiter soll gleichen Anteil am Gewinn erhalten. Also der Fleißige und Träge, der Kräftige und der Schwache, der Geschickte und der Ungeschickte bekommen gleichviel. Da würde der Fleißige bald keinen Anreiz mehr haben zu unermüdlichem Schaffen. Warum soll er denn für den Faulen und Dummen mitarbeiten? Nun muß es im Zukunftsstaate doch auch Ärzte, Richter, Künstler und Gelehrte geben. Sollen diese gerade so viel erhalten wie jeder andere? Es wäre doch auch wiederum Unrecht, z. B. dem erfahrenen und geschickten Arzt dasselbe zu geben, wie dem unerfahrenen und ungeschickten. — Endlich soll allen eine gleiche Erziehung zu teil werden. Das kann aber im elterlichen Hause nicht geschehen. Wenn Vater und Mutter 6 Kinder haben und die Nachbarleute keines, so würde der Nachbar vielleicht in Überfluß leben können, und bei euch wäre Dchmalhanv Küchenmeister. Die Kinder müßten vom Staate in großen Anstalten gemeinsam erzogen und unterrichtet werden. Fern von Vater und Mutter, die mit jeder Faser des Herzens an ihren Kindern hangen, wachsen sie heran unter liebeleerer Pflege von bezahlten Wärtern. Ein Kind wird krank! Wo ist die liebende Mutter, die an seinem Krankenbette sitzt, um es Tag und Nacht zu hegen und zu pflegen, auf jeden Atemzug des Lieblings zu lauschen und freudig ihr Leben einzusetzen, um das ihres Kindes zu retten! Wer wünscht sich ein solches Los! Wer soll nun von den heranwachsenden Kindern studieren? Die Unfähigen können es nicht! Die Fähigen? Wenn aber im späteren Leben gar kein Vorteil damit verbunden ist, so werden sich wohl wenige finden, die sich den großen Anstrengungen des Studierens unterziehen wollen. Wer soll Handwerker werden, und welches Handwerk soll er erlernen? Was soll geschehen, wenn sich zu viele zu einem Handwerke drängen? Es muß den Überzähligen einfach ein anderes Handwerk zugewiesen werden. —
Auch das blödeste Auge muß einsehen, daß im Zukunstsstaate statt der versprochenen goldenen Freiheit überall ein unerträglicher Zwang herrschen würde. Das sind also wahnwitzige Vorspiegelungen, die niemals Wirklichkeit werden können; eine solche Umgestaltung des Staates ist undenkbar.
Alles, was den vorhandenen Staat schützte, Monarchie, Religion und Vaterlandsliebe, mußte den Anhängern dieser verderblichen Lehre im Wege stehen. Wo sie Boden faßte, machte sich denn auch die Wirkung bald in erschreckender Weise geltend. Die Ehrfurcht vor Thron und Altar wich, die Ausschreitungen im Reden und Handeln wurden maßlos; die Arbeiter machten immer größere Ansprüche, während ihre Leistungen stets geringwertiger wurden. Dem jungen
Anordnungen über Umfang und Art des Betriebes erlassen rc. Und nichtandäs wäre es auf einem Schiffe zu halten: der Posten des Kapitäns käme der Reihe nach an alle, ebenso der des Steuermanns, des Maschinenmeisters, des Kochs rc. Und nicht minder gingen natürlich die staatlichen Funktionen in der Reihe um: jeder würde nach der Ordnung Gesetzgeber und Richter und Feldherr und Polizeihauptmann — doch ich vergesse, wo wir uns befinden: im Zukunftsstaate, wo es keine Kriege mehr geben wird, und keine Diebe und keine Fälscher und keine Faulenzer und Landstreicher, und wo also auch keine Richter und keine Soldaten mehr nötig fein werden, im Lande Utopien, wo die Wölse aus der Weide mit den Lämmern spielen und Gras fressen, wo der Ozean mit Limonade gefüllt ist und treue Walfische die Schiffe ziehen, wo Neid, Haß, Herrschsucht, Ehrgeiz, Trägheit, Thorheit, Eitelkeit nicht mehr sein wird, wo es nur noch Weise und Gute giebt, im tausendjährigen Reich, für das ausführliche Ordnung und Gesetze zu entwerfen denn in der That nicht eben notwendig scheint."
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 89 —
Übelwollende wußten die Unzufriedenheit des Volkes zu steigern, sodaß man wohl Schmähreden ans den König hörte. Eines Tages fuhr er durch die Jägerstraße in Berlin und sah einen großen Volksauflauf. Er schickte seinen Diener näher, um zu erfahren, was da los sei. „Sie haben etwas auf Ew. Majestät angeschlagen!" war die Antwort. (Ein Zerrbild, das den alten Fritz mit einer Kaffeemühle zwischen den Knieen darstellte.) Da winkte der König und rief: „Hängt es doch niedriger, daß sich die Leute nicht die Hälse ausrecken müssen!" Das Volk brach in lauten Jubel aus, riß das Plakat in 1000 Stücke und begleitete den Wagen des Königs mit Lebehochs.
5. Sorge für Rechtspflege und für die Unterdrückten.
Das Schulwesen.
Förderung der Rechtspflege. Als erste Pflicht des Königs sah Friedrich die Pflege der Gerechtigkeit an. In der Rechtspflege sah es damals traurig aus. Die Prozesse dauerten ungebührlich lange, und in der Regel gewann der Reiche gegen den Armen. Das gewöhnliche Volk wußte nicht, was Rechtens sei; denn das gelehrte Recht kannten nur die Richter. Der König aber betrachtete sich in erster Linie als den Anwalt der Unterdrückten. Im Jahre 1745 bestimmte nun eine Verordnung, daß jeder Prozeß wenigstens in einem Jahre beendet sein müsse. Zur Freude des Königs wurden dadurch in einem Jahre mehrere tausend alte Prozesse aus der Welt geschafft. 1747 erschien die neue Gerichtsordnung. Anstellung als Richter fanden jetzt nur zuverlässige Männer, welche die Gesetze studiert hatten. Friedrich wollte den Gang der Prozesse nicht stören. Er sagte: „Die Gesetze müssen sprechen und der Fürst schweigen". Aber den Richtern war die strengste Unparteilichkeit geboten. Jedermann konnte sich zu jeder Zeit an den König wenden, wenn er meinte, daß ihm Unrecht geschehen sei. „Der geringste Bauer, ja der Bettler", sprach Friedrich, „ist ebensowohl ein Mensch wie Se. Majestät, und ihm muß alle Gerechtigkeit widerfahren werden".
Ein Müller Arnold hatte sich bei ihm beschwert, weil der Pachtherr ihm das Wasser zur Mühle abgeleitet habe, sodaß er nicht mehr mahlen könne; das Gericht hätte ihn mit seiner Klage abgewiesen. Der König legte die Sache dem Kammergericht vor, und auch dieses entschied zu Ungunsten des Klägers. Friedrich ließ nun die Sache durch einen Offizier untersuchen und kam zu der Überzeugung, dem gemeinen Manne sei Unrecht geschehen zu Gunsten des Vornehmen. Er ließ den Vorsitzenden des Kammergerichts zu sich kommen und fuhr ihn in höchster Entrüstung an: „Mein Name zu einer solchen Sache! Habe ich jemals einen armen Mann aus Liebe zu einem reichen unterdrückt?" Sofort erhielt der Vorsitzende seine Dienstentlassung, und die Räte des Kammergerichts schickte er auf die Festung. Zwar stellte sich später heraus, daß der Müller nicht bei der Wahrheit geblieben war, aber die Armen im Volke priesen laut die strenge Gerechtigkeitsliebe ihres Herrn und Königs. Damals gebrauchte er die genannten Worte und fügte noch hinzu: „Ein Justizkollegium, das Ungerechtigkeit ausübt, ist gefährlicher und schlimmer als eine Diebesbande; vor dieser kann man sich schützen, aber vor Schelmen, die den Mantel der Justiz gebrauchen, vor denen kann sich kein Mensch hüten; die sind ärger als die größten Spitzbuben, die in der Welt finb, und verdienen eine doppelte Strafe."
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Fritz Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Arnold Friedrich Friedrich
Erstes Such.
Geschichte der alten Welt.
Erstes Kapitel.
Die Urzeit.
Schöpfung und Sündenfall.
Z 1. Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, ordnete die Elemente, Die Sch°-
rief Gewächse und Thiere der Reihe nach in das Dasein und zuletzt als piung.
sein Ebenbild den Menschen. Die Schöpfung war das Werk der gött-
lichen Liebe, ihr bevorzugter Pflegling aber der Mensch; er konnte als Bestimmung
Kind Gottes frei von jedem Nebel und Leiden auf der schönen Erde im *>- Menschen.
Paradiese leben, allein er mißbrauchte die hohe Gabe der Freiheit zum
Ungehorsame gegen das göttliche Gebot und zerstörte dadurch sein Glück Strafe des
und das seines ganzen Geschlechtes, sowie den Frieden auf der Erde; seine ^undenfal-
Sünde war die Quelle alles Nebels, das stch über die Erde ergossen hat. c '
Hatte der Mensch durch seine Sünde das glückliche irdische Leben ver-
wirkt, so entzog ihm Gott doch seine Wohlthaten nicht gänzlich, sondern
hörte auf sein Rufen und Bitten und tröstete ihn durch die Verheißung
eines Erlösers.
8 2. Von dieser ersten Offenbarung Gottes hat stch bei we- Reste der Ur-
nigen heidnischen Völkern auch nur eine Spur erhalten; der Glaube offenbarung.
an den Einen Gott, der ein Geist ist, und die Welt aus Nichts erschuf,
ist bei allen verschwunden, eben so das Bewußtsein, daß alle den einen
Gott zum Schöpfer haben und von gemeinschaftlichen Ureltern abstam-
men, also Brüder stnd und sein sollen. Nur eine dunkle Erinnerung
an eine glückliche Urzeit (das goldene Weltalter) ist einigen geblieben,
an welche stch die Sehnsucht nach der Rückkehr derselben knüpft.
Die Sündsluth.
§ 3. Dagegen wissen die meisten Völker, selbst ganz verwilderte
und verkommene Stämme, von der großen Fluth zu erzählen, wobei sie
freilich nach ihrer Weise allerlei phantastisches und ungereimtes Beiwerk
anhängen.
Bumüllcr, Weltg.
1
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
8
Geschichte der alten Welt.
Die Bewohner.
8 22. An den obern Indus wanderten im dritten Jahrtausend vor
Die Arier, unserer Zeitrechnung japhetitische Stämme ein, die sich Arier (Arjas,
d. h. die Glänzenden) nannten und ihre Wohnsitze in dem Hochlande
westlich vom Hindukusch hatten, welches nach ihnen das arische (in
neuerer Sprachform das iranische) heißt. Es waren Hirtenstämme,
wie ihre ältesten Lieder beweisen, mit einigem Landbau; andere folgten»
den vorausgegangenen nach, und so breiteten sie sich allmälig über das
ganze Gebiet des Indus und Ganges bis an den Brahmaputra aus,
sie besetzten auch den größten Theil des Küstenlandes. Die Ureinwoh-
ner wurden theils dienstbar gemacht oder in die Gebirge (besonders in
das Dekhan) gedrängt, wo dieselben in vielen größtentheils verwilderten
Stämmen noch Hausen und ihre Sprachen festhalten (die sogenannten
Drawida- oder Tamulische Sprachen). Im 12. Jahrhundert v. Ehr.
war die Eroberung der Arier jedenfalls vollendet und das Volk, das
wir Indier oder Hindu zu nennen pflegen, über das Gebiet verbreitet,
welches heute noch von demselben bewohnt wird.
Die Hindu. 8 23. Die Hindu waren jedoch nie zu einem nationalen Reiche
vereinigt, sondern wie früher in wandernde Stämme, so nach der
Eroberung des Landes und der Gründung fester Niederlassungen in viele
Staaten getheilt, die einander oft bekriegten. Es erhoben sich große
und wohlbesestigte Städte, glänzende Fürstenhöfe, es entwickelte sich ein
lebhafter Handel mit den kostbaren Erzeugnissen des Landes; die Hindu
befuhren in alter Zeit das Meer, sie besuchten das südliche Arabien
und die gegenüberliegende afrikanische Küste, wie z. B. der Name der
Insel Sokotora bezeugt (aus dem indischen Diupa Sukhatara, glück-
liche Insel, woraus die Griechen den Namen Dioskurias bildeten). Von
allen diesen Ereignissen haben wir nur Andeutungen in den ältesten
Poesien der Hindu; denn sie haben keine Geschichte ihres Alterthums,
ihre Priester, die Brahmanen, zeichneten keine Annalen auf.
Kastenwesen.
Staatliche 8 24. Wahrscheinlich fanden sich bei den einwandernden arischen
Einrichtun- Stämmen Geschlechter, welchen der religiöse Kultus vorzugsweise an-
ßttt‘ vertraut war, andere Geschlechter, welche die kriegerischen Unternehmun-
gen leiteten und die besten Krieger stellten; endlich eine niedere Klasse,
die sich mit Landarbeit und Handwerk abgab, gewiß aber noch die
Waffen führte, als die neuen Wohnsitze auf der indischen Halbinsel
erkämpft werden mußten. Nachdem dies geschehen war und jeder Stamm
sich niedergelassen hatte (vielleicht um 1300 v. Ehr.), bildete sich der Un-
terschied der Stände schärfer aus; die Brahmanen errichteten zwischen
denselben heilige Schranken, deren Verletzung ihrer Lehre zufolge den
Fluch der Götter und Menschen nach sich zieht. Dadurch wurden die
Stände zu Kasten, d. h. sie wurden erblich und für alle Zeiten abge-
schlossen; diese Kasten bilden: Brahmanen, Kshatrijas, Vaisjas, Sudras.
8 25. Die Brahmanen sind die Priester, die Gelehrten und
Lehrer, die Aerzte, die Räthe der Fürsten; sie dürfen aber auch als
Krieger eintreten und unter gewissen Beschränkungen Handelsgeschäfte
treiben. Sie sind heilig und unverletzlich, ihre Gebete, Opfer und
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Die ältesten Staaten.
17
des Himmels, mit Tempel zu Theben, der Sonnengott, Ra, mit Tempel
zu On (Heliopolis). Der Sonnenkult der Aegyptier unterschied aber
verschiedene Sonnengötter, entsprechend den Stellungen der Sonne im
Verlause der Jahres- und Tageszeiten, als Sonne des Frühlings,
Sommers und Winters, als Morgen-, Mittag-, Abend- und Nachtsoune.
Der gefeiertste war Osiris (Hesiri), Bruder und Gemahl der Jstö
(Hes); er wird von seinem feindlichen Bruder Seti (von den Griechen
ihrem Typhon verglichen) ermordet, von seinem Sohne Horus (Har,
bei den Griechen Apollo), gerächt und Seti vertrieben, d. h. die Sonne
weicht zurück gegen Süden, die heißen Winde aus der Wüste drohen
die Vegetation Aegyptens zu versengen, der Nil, der Sonnenstrom,
nimmt immer mehr ab; da verjüngt sich die Kraft der Sonne, der Nil
wächst wieder an und befruchtet das Land von neuem; Aegypten feiert
statt der Trauerfeste wieder Freudenfeste.
Die ägyptischen Naturgottheiten sind aber meistentheils auch sittliche
Mächte, wie z. B. Osiris, Isis und Horus, besonders tritt Thot (Her-
mes bei den Griechen) hervor, der Geber aller Wissenschaft und Kunst;
es gibt besondere Gottheiten der Wahrheit und Treue, selbst eine Göttin
(Saf), welche über die Bibliotheken wacht.
8 45. Die Aegyptier erblickten in einzelnen Thieren das Wirken Thicrkult.
der Götter besonders deutlich, daher waren ihnen diese Thiere heilig;
so verehrte das ganze Land den Stier Apis (Hapi, wie auch der Nil
heißt), der besondere Kennzeichen trug, als lebendes Abbild des Osiris;
so war die Kuh der Isis heilig und durfte nicht geschlachtet werden,
die Katze der Pacht, der Ibis dem Thot u. s. w.; andere Thiere waren
nur in gewissen Bezirken heilig, in andern nicht, z. B. das Krokodil,
das Schaf, die Ziege, der Hund rc. Bei solchem Aberglauben ist es
begreistich, daß die Aegyptier überall Wunder und Zeichen erblickten,
sowie daß ihnen die Fremden als gottlos und unrein erscheinen mußten.
Daher konnten sich Griechen und Phönikier in Aegypten erst dann nieder-
lassen , als die Nation bereits im Verfalle war, aber auch da konnte
sich ein echter Aegyptier nicht dazu entschließen, sein Vaterland aufzu-
geben und sich unter Fremden niederzulassen.
§ 46. Die ägyptischen Priester lehrten die Unsterblichkeit der
Seele, nach der Behauptung der griechischen Schriftsteller auch die
Seelenwanderung. Dieses Schicksal traf jedoch keineswegs alle Ge-
storbenen ; denn wie bildliche Darstellungen und Gebete zeigen, wandert
die abgeschiedene Seele in die Unterwelt, die im Westen liegt, und
stellt sich vor das Tod tengericht (Osiris, Isis, Thot, Anubis und
72 untergeordnete Beisitzer). Der Verurtheilte wandert in die Hölle,
der Gerechtfertigte in die Gefilde der Seligen („Weißglänzenden"), wo
er alle Freuden des Erdenlebens in höherem Maße genießt. Bevor der
Leichnam des Aegyptiers im Grabe Aufnahme fand, wurde derselbe Die Mu-
riner letzten Reinigung unterworfen. Eingeweide und Gehirn wurden
herausgenommen, dann der Leib in eine Lösung von Laugensalz gelegt,
alsdann mit Oelen bestrichen und mit harzigen Stoffen ausgefüllt, die
einzelnen Glieder und zuletzt der ganze Leib vielfach mit feinen Leiuen-
binden umwunden, hierauf in den mannigfach verzierten Sarg aus Sy-
komorcnholz gelegt und in feierlichem Geleite in eines der Felsengräber
gebracht, welche immer auf der Westseite der Städte, im libyschen Ge-
B umüller, Weltg. 9
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn]]
Die Griechen.
51
der thessalischeu Landschaft Pelasgiotis, an der nördlichen Mauer
der athenischen Burg, welche die pelasgische hieß rc.; bezeugt ist ferner,
daß der Name Argos von den Pelasgern herrührt, sowie Larisa,
wie sie die Stadtburgen nannten, deren Mauern aus gewaltigen Stei-
nen ohne irgend ein Bindemittel in einander gefügt waren, sogenannte
kyklopische Mauern, deren man namentlich im Peloponnese und
in Italien findet.
§ 138. Das Orakel des Zeus zu Dodona in Epirus war Aeltrstekol-
pelasgischen Ursprungs; in die pelasgische Zeit gehört ferner die tur.
Gründung der heiligen Stätten zu Eleusis und Samothrake mit
ihren später so berühmten Mysterien, die mythischen Thraker
(wohl zu unterscheiden von den historischen, die als kriegerische Barba-
ren austreten) mit dem Kulte der Musen am Helikon und Olymp,
den religiösen Sängern Orpheus, Musäus, Thamyris, Eumolpus rc.
Es gab also im pelasgischen Griechenland bereits heilige Stätten mit
geordnetem Kultus, Priester und Sänger heiliger Lieder, große feste
Burgen, Getreide- und Weinbau, die pelasgischen Stämme waren
demnach keine Wilde; wilde Stämme mochten noch in einzelnen Gegen-
den, besonders im Gebirge Hausen, wie einige Sagen andeuten.
§ 139. Denn es gibt keine Geschichte dieser alten Stämme, wir
wissen nicht einmal, wie der Name der Hellenen zum nationalen wurde.
Bei Homer (im zehnten Jahrhundert v. Ehr. nach der gewöhnlichen
Annahme) werden die Griechen, deren sämmtliche Stämme zu einer ge-
meinschaftlichen Unternehmung vereinigt sind, bald Achäer (nach dem
mächtigsten Stamme), bald Danaer, bald Arg ei er genannt; Stadt
und Gau Hellas und Hellenen als deren Bewohner erscheinen bei
ihm im südlichen Thessalien, in Phthia; ein anderer Sitz der Helle-
nen scheint in jener Zeit die Umgegend von Dodona gewesen
zu sein.
§ 140. Wie die Hellenen ihrem Namen eine solche Bedeutung er-
kämpften (denn nur kriegerische Thaten und Macht gaben Ehre), daß
er der nationale für alle verwandten Stämme wurde, ist uns gänzlich
unbekannt; er soll, wie ein später griechischer Schriftsteller berichtet,
zuerst von Hesiod (im neunten Jahrhundert) und Archilochus als Na-
tionaluamen gebraucht worden sein. Seitdem sich alle Stämme als Hellenische
eine eigene Nation betrachteten, führten alle ihre Abkunft auf Deuka- ^ksstäm-
lious Sohn Hellen zurück; von dessen Sohn Aeolus sollten die
Aeolier, von Dorus die Dorer, die echtesten Hellenen, abstammen;
der dritte, Xuthuö, hatte zwei Söhne, Jon und Achäus, die Stamm-
väter der Ionier und Achäer.
§ 141. Der jetzt gebräuchliche Name Griechen für die Hellenen
ist uns von den Römern überliefert; ein Stamm in Epirus nannte sich
Graikoi, das im latinischen Munde zu Gräci und bei den westlichen
Völkern der Gesammtname für alle Stämme der hellenischen. Zunge
wurde.
8 142. Die Hellenen treten den Aegyptiern, Babyloniern gegen-
über als ein sehr jugendliches Volk in die Geschichte ein; sie erscheinen
in zahlreiche kriegerische Stämme getheilt, in fortwährender unruhiger
Bewegung, aber von der Vorsehung herrlich ausgestattet an Leib und
Seele: schöne, frohe, kräftige Menschen, offenen Sinnes für das Schöne,
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T23: [Stadt König Jason Delphi Berg Meer Orakel Sohn Gebirge Land]]
Die Griechen.
57
der Träger uralter Ueberlieferung für das griechische Volk, sondern es
erblickte sich selbst in den homerischen Gedichten in idealer Gestalt. Vor
Troja erscheint es als ein geeinigtes Volk, als eine Nation, welche das
einem Griechen zugefügte Unrecht als ein allen widerfahrenes straft; die
Stämme und deren Führer haben die hergebrachte Eifersucht und manche
blutige Fehde vergessen und wetteifern nur die meiste Ehre zu erkäm-
pfen; später versuchte es der edle Kimon vergebens den einheimischen
Krieg dadurch zu verhindern, daß er alle Griechen zum Nationalkriege
gegen den gemeinschaftlichen Feind, die Perser, zum Kampfe aufrief;
griechische Einigkeit blieb ein Ideal, das nur in der alten Dichtung ver-
wirklicht erschien.
§ 162. Aus der Volksmasse treten die einzelnen Heldenbilder her-
vor, jedes vollkommen in seiner Art und in jeder Lage seinem Charakter
getreu: auf dem Schlachtfelde, im Rathe der Könige, bei dem Mahle,
als Gatte, Vater, Freund und Herr; denn obwohl Waffenkunde und
Heldenkrast den höchsten Ruhm gewähren, so wird doch erfinderischer
Verstand, Wohlredenheit und Selbstbeherrschung auch an einem Heros
hochgeprieseu, das Glück des Friedens gewürdigt und häusliche Tugend
und deren Segen mit Liebe geschildert. Die Griechen des Homer sind
keine Barbaren, die herrliche Blüte der griechischen Kultur öffnet sich
bereits, wir erkennen schon das Volk mit allen Vorzügen und Gebre-
chen, die es später vor allen anderen Völkern auszeichnen.
§ 163. Anführer der griechischen Schaaren vor Troja sind die Kö-Dieältesten
nige, welche auch im Frieden an der Spitze der griechischen Staaten Staates"
stehen. Letztere waren durchgängig von geringem Umfange, begriffen
meistens einen natürlich abgegränzten Gau, eine Insel, oft nur eine
einzige Stadt mit ihrer Markung in sich. Jede griechische Gemeinde hieß
nämlich Polis, d. h. Stadt, auch wenn sie nicht mit einer Mauer um-
schlossen war, obwohl dies regelmäßig geschah, da die häufigen Fehden
mit den Nachbarn, die Angriffe wandernder Schaaren, an der Küste
oder in deren Nähe die Landung von Seeräubern die größte Vor-
sicht gebot.
§ 164. Jeder Bürger'besaß, scheint es, sein Stück Ackerfeld und
trieb einiges Vieh auf die gemeinschaftliche Weide; man pflanzte Ge-
treide, fast ausschließlich Gerste, Lein, Weinreben, Obstbäume; doch be-
stand der Hauptreichthum in den Heerden. Der König besaß das Das König-
größte Grundstück; er war der reichste Mann, darum auch zum größten tf)m'
Aufwande als Vertreter des Staates verpflichtet. Der Fremde von
Ansehen wandte sich dem königlichen Hause zu, deßgleichen der vor-
nehme Flüchtling und nahm die königliche Gastfreundschaft in Anspruch;
Gesandte und Herolde waren ohnehin an sie gewiesen. Der König
brachte auch den Göttern die öffentlichen Opfer und bereitete den Edlen
das damit verbundene Festmahl. Dieses gewissermaßen priesterliche
Amt gab dem Königthum eine religiöse Weihe; überdies leiteten die
meisten Könige ihr Geschlecht von einem Gotte ab und standen in dem
Volksglauben unter dem besondern Schutze des Götterkönigs Zeus.
§ 165. Dem Könige zunächst hatten die Edlen ihren Platz, in der
Schlacht wie beim Mahle, im Rathe wie im Gerichte, daher wurden
sie wohl auch manchmal Könige genannt. Ueber Krieg und Frieden und
wichtige Angelegenheiten beriethen sie mit dem Könige; das Volk hörte
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland]]
TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Die Griechen.
59
§ 170. Mit dem Opfer war meistens ein festlicher Schmaus
verbunden; die Heroen liebten überhaupt die Freuden des Mahles, denn
der ganze Charakter der Nation ist ein heiterer, aber Unmäßigkeit, Trun-
kenheit rc. wurden verabscheut und als Kennzeichen von Wilden, z. B.
der Kentauren, des Kyklopen Polyphem, bezeichnet.
§ 171. In den homerischen Epen waltet überhaupt ein wunder-Aclteste Kul-
barer Sinn für das Schöne und Widerwille gegen das Häßliche.' Dietuc-
Kunst des Sängers ist hochgeehrt; er ist entweder zugleich der
Dichter der Lieder, welche er Göttern und Menschen singt, oder er singt
erlernte Lieder, wie z. B. die Rhapsoden homerische Gesänge von Stadt
zu Stadt wandernd vortrugen. Noch hat sich eine bildende Kunst
in Griechenland nicht entwickelt, denn selbst die nothwendige technische
Fertigkeit ist noch nicht ausgebildet (;. B. Bergbau ist unbekannt, Ar-
beiter in Metall sind sehr selten, aber hoch geschätzt), phönikische Erz-
arbeiten sind allgemein verbreitet; aber was die bildenden Künste in
voller Entfaltung Schönes und Herrliches zu schaffen vermögen, ahnt
Homer mit prophetischer Sicherheit. Dies bezeugt z. B. die Beschrei-
bung des Schildes des Achilleus; schon dieses einzige Lied beweist ge-
nügend, daß die Griechen von Aegypu'ern «md Phönikiern wohl technische
Fertigkeit erlernen konnten, an künstlerischen Ideen ihnen aber unendlich
überlegen waren.
§ 172. Diesem Volkscharakter entsprechen auch die Götter des Religion der
heroischen Zeitalters; die wilden Mächte der Vorzeit sind gebän- Heroenzett.
digt, die seligen Götter walten vom Olymp herab über eine beruhigte
Welt. Sie bilden einen Staat, an dessen Spitze der Götterkönig Zeus
steht, dem zahlreiche Götter höheren und niederen Ranges beigesellt
sind, wie die Edlen und Bürger dem Könige. Es sind hehre Hellenen,
nicht nur an Wissen und Macht, sondern auch an körperlicher Schön-
heit; so erschienen sie im Homer, und er war es namentlich, der den
späteren Künstlern jene Ideale gab, die unveränderlich für die grie-
chische Kunst fortdauerten (typisch wurden, wie z. B. der Zeus des
Phidias rc.).
§ 173. Ein dunkler Schatten streift aber über die sonnenhelle grie-
chische Welt. Er entsteigt dem Reiche des Hades, d. h. der Unter-
welt; alle Menschen („die armen", „die unglücklichen", wie das ganze
Geschlecht oft heißt und mit den Baumblättern verglichen wird) müssen
hinabsteigen in dessen freudenloses Dunkel, daher sind seine Thore ihnen
verhaßt. Doch auch die Olympier sind nicht bloß für Frevler furcht-
bare Mächte; sie lieben den Menschen als solchen nicht, sondern bevor-
zugen willkürlich den einen oder andern; sie sind leidenschaftlich und
rachsüchtig, und lassen es auch Unschuldige entgelten; sie bethören manch-
mal den Menschen, versuchen ihn und strafen ihn dann als Schuldigen.
Unbefriedigt sucht der Grieche nach einer über diesen Göttern walten-
den Macht, stndet sie aber nicht, denn „das Schicksal" wird doch wieder
in die Hand des Zeus gelegt; es stößt als eine unpersönliche Macht,
die doch Alles regieren soll, den denkenden Menschen zurück, und bleibt
deßwegen von Homer an bis in die letzten Zeiten der griechischen Re-
ligion der undurchdringliche dunkle Hintergrund, welcher den traurigen
Ersatz für den Glauben an eine göttliche Allmacht und Vorsehung bildet.
Daher entwickelte sich der für die Griechen jedes Zeitalters geltende
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
68
Geschichte der alten Welt.
Grieche ungefährdet zu dem Feste wallen und nach demselben heim-
kehren sollte. Dasselbe begann und endete mit feierlichen Aufzügen,
Gesängen und Opfern; einen Theil der Feier bildeten die ritterlichen
und gymnastischen Spiele: Wagenrennen, Wettlauf, Ringkampf, Diskus-
wurf, später auch Faustkampf. Der Siegespreis war zwar nur ein Oel-
zweig, allein die Ehre um so größer, denn die Vaterstadt des Siegers
war stolz darauf, den gewandtesten oder kräftigsten aller hellenischen
Jünglinge ihren Sohn nennen zu dürfen (Stärke, Ausdauer, Gewandt-
heit machten zu jener Zeit den Krieger, den Helden, daher ste so hoch
geachtet und fleißig und verständig ausgebildet wurden). Die besten
Dichter und Sänger wetteiferten in Siegesliedern, daher war das Fest
auch ein musischer Wettkampf, wenn auch in Olympia nicht wie bei
den pythischen Spielen ein Preis für die Flötenspieler oder Kitharöden
ausgesetzt war. Diese Gesänge und neuen Hymnen zu Ehren der
Götter und Heroen verbreiteten sich von Olympia in die griechischen
Städte; daher fanden sich in Olympia Dichter, Sänger, die Meister
auf Kithara und Flöte ein, denn hier war Ruhm zu ernten sowie gast-
liche Einladung in ferne Städte, und als später Herodot das Volk der
Hellenen in seinem siegreichen Kampfe gegen die Uebermacht der Bar-
baren schilderte, soll ihm zu Olympia der Preis nationalen Lobes zu
Theil geworden sein.
Die meisten griechischen Staaten werden Republiken.
§ 191. Die Eigentümlichkeit des griechischen Volkes offenbarte
sich vorzüglich in der Ausbildung der verschiedenen Staats-
formen. Die orientalische Despotie war und blieb in den Augen der
Griechen etwas Entwürdigendes; aber ebenso wenig waren sie in ihren
guten Zeiten der Meinung, daß ein Staat am besten geordnet sei und
zur schönsten Blüthe komme, wenn in demselben Meinung und Gelüsten
der Mehrzahl den Ausschlag gebe. Die königliche Würde gewährte
in alter Zeit bekanntlich keine unbeschränkte Gewalt, ste hörte indessen
in vielen Städten mit dem Aussterben der königlichen Familie auf; in
anderen wanderte diese freiwillig oder gezwungen aus, weil sie sich durch
Verbrechen mit Schuld beladen hatte, deren Strafe durch die rächende
Gottheit Unglück über die Stadt gebracht hätte; in anderen endlich
schafften die Edlen die Königswürde ab. In allen Fällen trat die
Aristokratie ein (d. h. die Herrschaft der Besten, der Edlen), oder
die edlen Geschlechter besetzten den Rath, das Gericht, sie bildeten den
Kern des Heeres und hatten die Führung desselben, sie stellten die Rei-
terei; als die großen Grundbesitzer waren sie auch die Kapitalisten, an
welche geldbedürftige Bürger gewiesen waren.
8 192. In den meisten Städten, besonders in solchen, wo Handel
und Gewerbe ein schnelles Anwachsen der unteren Volksklassen herbei-
führte, erhob sich der gemeine Mann gegen die Aristokratie, und in der
Erbitterung des Kampfes fiel oft die Oberleitung des Staates in die
Gewalt eines einzigen Mannes. Ein solcher hieß Tyrannos (d. h.
Herrscher), an welchem Namen ursprünglich keine gehässige Bedeutung
haftete; es gab sehr edle und hochverdiente Tyrannen, da sie aber mei-
stens der Aristokratie verhaßt waren und damals der Meuchelmord gegen
politische Feinde fast als erlaubt galt, so mußten die Tyrannen in be°
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]