Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 239

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
239 Alljhrlich wurden 2 Feste gefeiert: die kleinen Mysterien im Monat Anthesterion (Febr.) zu Agrai, einer Vorstadt Athens, und die groen Eleusinien im Boedromion (Sept.). Nach 3-tgigen feier-lichen Umzgen und Opfern in Athen geleitete das athenische Volk unter bedeutendem Zudrang aus der brigen Griechenwelt am 19. Voedromion das Bild des Iakchos (Sohnes von Pluto und Kore) auf der hl. Strae nach dem 20 km entfernten Eleusis zu der eigent-lichen Festfeier, deren Mittelpunkt die nchtlichen Einweihungsakte {Qylo) in dem von Iktinos zur Zeit des Perikles erbauten (54 m im Quadrat groen, mit einer 12 m breiten, 56 m langen Vorhalle versehenen) Mysterientempel (Telesterion) mit prunkvollen dramatischen Darstellungen und lebenden Bildern aus dem Sagenkreis der Demeter und Kore, des Pluto und Iakchos bildeten. Der oberste Priester (Hierophant) erklrte den Sinn des Gesehenen. In der rmischen Kaiserzeit berwucherten die orientalischen Geheimkulte (des. die Kybele-, die Isis- und Mithras-Mysterien) die ganze griechisch-rmische Religion. 24. Das Gebet. 3. Das Gebet, Vitt- (evxrj, precatio) und Dankgebet (sttaivog = Lobpreisung, gratnlatio), war nur bei den Griechen hufig ein selb-stndiger Akt der Frmmigkeit, bei den Rmern dagegen die zu jeder sakralen Handlung und Darbringung gehrende mndliche Erklrung, die das sakrale Rechtsgeschft von selten des Sterblichen vollendete und zugleich auch die Gottheit in dasselbe einzutreten zwang". Volksversammlungen, Gerichtsverhandlungen, Komitien, Senats-sitzungen, Kriegsunternehmungen, Spiele, Theatervorstellungen wurden in Griechenland und in Rom mit Gebet eingeleitet. Auer der oft altertmlichen Anrufungs- (indigitamenta) und Gebetsformel (carmen) sowie dem Vortrage waren genau vorge-schrieben die Handbewegungen: beim Beten zu den Unterirdischen das Berhren der Erde, beim Beten zu den Meeresgottheiten das Ausstrecken gegen das Meer, beim Beten zu den Himmlischen das Erheben der inneren Handflche (palma, manibus resupinis) zum Himmel, beim Gelbde das Berhren der Brust mit der Hand. Das Gesicht wandte der Betende zum Altar oder Gtterbild, berhaupt nach der Richtung, wo er die Gottheit vermutete. Nur die Schutzflehenden pflegten in knieender Stellung das Standbild der Gottheit zu umfassen. Der Grieche betete unbedeckten Hauptes, hl. Stille war erforderlich, daher rief der Herold beim Anfang des Gebetes: bezw. favete Unguis! Bei den Rmern machte jeder strende Zwischenfall die Kulthandlung ungiltig. Da aber nur die vom Handelnden bemerkte Strung wirklich als solche galt, so verhllte er beim Beten, Opfern und bei Einholung der Auspizien sein Haupt mit der rckwrts in die Hhe gezogenen Toga. Hl. Gesnge waren die Hymnen, Paiane und Prozessionslieder (nqoadia).

2. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 67

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
67 61 Vorbereitungen zur Auffhrung. Dichter, welche an einem tragischen Wettkampfe teilnehmen wollten, reichten ihre Dramen bei dem zustndigen Archon ein und baten um berweisung eines Chores. Der Archon prfte die Dramen und be-willigte je nach Befund den Chor. Zugleich mit der Bewilligung des Chores bestimmte der Archon einen wohlhabenden Brger als Choregen (xo^ydg). Dieser hatte die sogenannte Choregie zu leisten, d. h. er hatte einen Chor zusammen zu bringen und die Kosten fr dessen Ausstattung, Unterhaltung und Einbung, sowie fr das bungslokal zu tragen, auch einen Chormeister und die Musik, d. h. die Fltenspieler, fr die Auffhrung zu stellen und zu besolden. Die Kosten fr den Choregen werden in einem gegen Ende des 5. Jahrhunderts stattgehabten Wettkampfe auf 3000 Drachmen (=2400 Mk.) angegeben. Ein geringer Teil der Kosten war durch den Theaterpchter (d-eatqotko^g) aufzubringen, welcher fr eine bestimmte Summe das Theater mit seinen Baulichkeiten vom Staate pachtete, mit der Verpflichtung, die Anlage im Stande zu halten, und mit dem Rechte, das Eintrittsgeld (&6wqlx6v) fr sich zu erheben. Ein solches Eintrittsgeld hatte ursprnglich berhaupt nicht bestanden, da wegen des religisen Charakters der Feier jedem Teilnehmer der Ein-tritt frei stand. Als dies mit der Zeit zu Streitigkeiten um die Pltze fhrte, begann man ein Platzgeld zu erheben, welches seit der Aus-bildung der schrankenlosen Volksherrschaft durch Perikles jedem Brger aus der Staatskasse gezahlt wurde, in welche es dann freilich der Theaterpchter zum Teile wieder zurckfhrte. Auch sonst mute die Staatskasse einen bedeutenden Teil der Kosten fr die Festspiele aufbringen, teils an Honoraren fr die angenommenen Dramen, teils an Preisen fr Schauspieler. Die Hauptschauspieler wurden vom Archon geprft und auf Staatskosten den Dichtern zugewiesen. Nachdem so der Dichter den Chor und die Hauptschauspieler erhalten hatte, begann die Einbung des Stckes unter der Oberleitung des Dichters, welcher auch die Kostme und Dekorationen bestimmte und die ganze Inszenierung besorgte. 62. Theater. Nach dem bei einem Wettstreit zwischen Pratinas, Ehoirilos und Aischylos erfolgten unglcklichen Einsturz der Holzgerste des Zuschauer-raumes (500-497) stellte man unter Benutzung des sdstlichen Ab-Hanges der Akropolis zunchst feste und sichere Sitze fr die Zuschauer her und nahm dann allmhlich jene prachtvolle Anlage des groen Dionysos-Theaters in Angriff, deren Reste durch Professor Drpfeld seit 1886 ausgegraben wurden, nachdem der Berliner Architekt Strack das Vorhandensein derselben 1862 festgestellt hatte. Wann der Bau des steinernen Theaters begonnen wurde, ist mit Sicherheit nicht zu ermitteln- der Redner und Finanzmann Lykurgos (s. S. 53) hat gegrndeten Anspruch darauf, als Vollender des 30000 Personen fassenden Baues zu gelten (um 330). Die groen Tragiker hatten zwar ein

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 115

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 44. Griechische Kunst und Wissenschaft. Volkszustände 115 5. Epaminondas, der Sohn des Polynnes, stammte ebenfalls aus einer angesehenen, aber verarmten Familie. Diese Armut ließ ihn in den Augen der Oligarchen zu unbedeutend erscheinen, und so durfte er iit Theben bleiben. Während er als Böo tarch (Anführer der Böotier) den Oberbefehl hatte, veränderte er feine dürftige Lebensweise nicht im mindesten, und blieb sogar so arm, daß er manches Hansgeräte nicht besaß, das selbst bei geringen Leuten gefunden wurde. Er hatte nur einen einzigen Mantel und mußte, wenn derselbe gewaschen wurde, mehrere Tage zu Hause bleiben. Einmal wies er tausend Goldstücke, die ihm der ihefsalische Fürst Jason geben wollte, zurück, obwohl er gerade zwölf Thaler leihen mußte, um beim Ausmarsche des Heeres sich fein Feldgeräte kaufen zu können. Dabei war er von der strengsten Rechtlichkeit, und man rühmte von ihm, daß er nicht einmal im Scherze log. Ebenso groß als seine Wahrheitsliebe war die kindliche Ehrfurcht, die er seinen Eltern gegenüber bewies. wie auch die innige Freundschaft zwischen ihm und Pelopidas von seinen Zeitgenossen bewundernd anerkannt wurde. Epaminondas gilt deshalb auch als „der Edelste der Griechen". In der Schlacht von Mantinea wurde er durch einen feindlichen Wurfspieß verwundet. Er ließ das Eisen in der Brust, bis er die Nachricht vom Siege erhalten hatte. Dann zog er es selbst heraus, indem er sprach: Ich habe genug gelebt, nun sterbe ich unbesiegt. Übrigens war der Sieg bei Mantinea durchaus nicht entschieden, da durch den Fall des Epaminondas unter den Thebanern Verwirrung entstand. Zu den Siegen, die die Thebaner erkämpften, trug übrigens hauptsächlich eine neue von Epaminondas ersonnene Schlachtstellung bei, die sogenannte „schräge Stellung", die er dem linken Flügel gab. In der Schlacht bei Leuktra wurde sie den Spartanern gegenüber zum erstenmale angewandt. 8 44. Griechische lauft und Wissenschaft. Volksznstände. 117) So sehr das Volk der Hellenen in der Zeit seiner Blüte und Kraft durch Mut, Vaterlandsliebe, Liebe zur Freiheit und Unabhängigkeit sich auszeichnete, ebenso groß war es dnrch die Pflege der Künste und Wissenschaften. 9toch jetzt staunen wir über die Meisterwerke des Altertums und bilden daran unsern Geschmack und unsern Sinn für das Schöne. Besonders sind es die Bildhauer- und Stein sch neideknnst, die Malerei und die Baukunst, deren Erzeugnisse wir bewundern. Die berühmtesten Bildhauer waren Phidias, der fast lauter Götterbilder verfertigte, und Praxiteles. Als Steinschneider glänzte Pyrgoteles, als Maler Apelles, Zeuxis und Parrha-slus. Als Architekt wird Mnssikles gelobt, der zur Zeit des Perikles die Propyläen erbaute. 118) Die ältesten Dichter Griechenlands sind Orpheus, Linus und Mnsäns, die noch ganz in die Zeit der Fabeln fallen. Der Dichter aber, der auf Griechenland den größten Einfluß ausübte, ist Homer, in dessen Gesängen die Götterlehre 1000? v. Chr.

4. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 183

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 183 — Sänger, die in Deutschland Minnesänger (Sänger der Liebe), in Spanien und dem südlichen Frankreich Troubadours, im nördlichen Frankreich Trouveres (beide Namen von trouver, finden, erfinden), in England Minstrels genannt wurden, entfalteten sie sich zu den Zeiten der Kreuzzüge im gesamten Abendlande zu hoher Vollkommenheit. Fahrende Sänger zogen von Burg zu Burg, von Gau zu Gau. In Deutschland fällt die Blütezeit des Minnegesanges in die Zeit der kunstsinnigen Hohenstaufen, von denen mehrere, wie Heinrich Vi. und Konradin, selbst Dichter waren. Ihre höchste Vollendung erreichte die deutsche Dichtkunst des Mittelalters in dem Nibelungen- und dem Gudrunlied (Volksepen), in denen alte Heldenlieder kunstvoll zusammengefügt sind, sowie in dem Heldengedichte „Parzival" von Wolfram von Eschenbach. Als hervorragende Dichter sind noch zu nennen: Hartmann von der Aue, dessen schönste Dichtung „Der arme Heinrich" ist; zwei andere seiner Dichtungen sind der aus Britannien stammenden Artussage entnommen; ferner Gottfried von Straßburg, der Verfasser des leichtfertigen Epos „Tristan und Isolde". Im eigentlichen Minnegesang steht Walther von der Vogelweide obenan; weit hinter ihm zurück steht Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob. Als mit dem Verfall des Ritter- tums die Ritterharfe verklungen war, rechneten es sich die reichen Städte zur Ehre, der heimatlos gewordenen Poesie eine Zufluchtsstätte zu bereiten, und so stieg sie von den Thronen der Fürsten und den heitern Höhen der Ritterburgen herab in die engen Werkstätten der Handwerker. Mit lobenswertem Eifer widmeten sich die biedern Bürger der Pflege der Dichtkunst und gründeten Schulen zur Erlernung des Meistergesanges; doch Pflegten diese meistens nur die Form, so daß die handwerksmäßig betriebene Kunst nur dürftige Blüten trieb. Der berühmteste unter den Meisterfängern war Hans Sachs, ein Schuhmacher zu Nürnberg (geb. 1494, gest. 1576), dessen Dichtungen jedoch nicht mehr dem Mittelalter angehören. Auch die Baukunst stand im Mittelalter in hoher Blüte. Die herrlichen Dome, die sie geschaffen, sind beredte Denkmäler, wie des christlichen Sinnes jener großen Zeit, die ihre Kunst und ihr Streben vorzugsweise in den Dienst der Religion stellte, so auch des Reichtums der Städte und des Hochgefühls ihrer Bewohner. Ein Bild der christlichen Kirche, stehen diese Dome auf unerschütterlichem Fundamente, wie für die Ewigkeit gegründet; ihrem Bau liegt das Kreuz zu Gruude, und wie der Glaube den Blick aufwärts hebt von der dunkeln Erde zu dem Lichte des Himmels, fo schwingen sie sich von Bogen zu Bogen empor in die lichten Räume, und die Spitzen ihrer Türme scheinen das Himmelsgewölbe zu berühren. In der christlichen Baukunst sind drei Hauptstilarten zu unterscheiden: der byzantinische Stil, der romanische oder Rundbogen st il, und der gotische oder Spitzbogen st il. Der letztere stand besonders

5. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 184

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 184 — in der Mitte des 13. Jahrhunderts in seiner schönsten Blüte. In Nordsrankreich war die gotische Bauweise aufgekommen und hatte herrliche Blüten kirchlicher Kunst entfaltet. Doch stehen diesen Werken die deutschen Schöpfungen keineswegs nach. Die Krone dieser bewunderungswürdigen Werke der mittelalterlichen Baukunst ist der Dom zu Köln, der im Jahre 1248 unter dem Erzbischof Konrad von Hoch staden begonnen wurde, und nach zwei-hundertfünzigjähriger Arbeit unvollendet blieb. Erst in diesem Jahrhundert wurde der Weiterbau wieder in Angriff genommen und das herrliche Werk im Jahre 1880 vollendet. Ihm reiht sich zunächst das Straßburger Münster an, das im Jahre 1277 durch Erwin von Steinbach (im Badischen) angelegt und im Jahre 1439 durch Johann Hültz von Köln vollendet wurde. Erwähnung verdienen ferner die herrliche Stephanskirche zu Wien und die ehrwürdigen Dome zu Freiburg (im Breisgau), Ulm und Regensburg Auch im Auslande errichtete die deutsche Genossenschaft der „Maurer" bewunderungswürdige Prachtbauten. Auch auf weltliche Bauten, auf die Zunft- und Rathäuser wurde die gotische Bauweise angewandt, und schuf, wie in Braunschweig und Lübeck, herrliche Kunstdenkmäler. Die Bildhauerei und Malerei fand in der Ausschmückung der Kirchen und Kapellen Anwendung und Ausbildung. Die eigentlichen Wissenschaften wurden im Mittelalter fast ausschließlich in den Klöstern gepflegt; außerhalb derselben beschränken sich die Kenntnisse, die Geistlichkeit ausgenommen, auf das Allernotwendigste, und wer schreiben konnte, galt schon für einen Gelehrten. Erst nach der Erfindung der Buchdruckerkunst wurde die wissenschaftliche Bilduug allgemeiner; doch trugen zu ihrer Verbreitung schon früher die Universitäten bei (die bedeutendsten zu Bologna, Salerno und Paris; in Deutschland die erste in Prag, 1348 von Karl Iv. gestiftet). Soviel auch die Kirche für Schulen und Volksbildung tat, war der Volksunterricht begreiflicherweise doch noch mangelhaft. Die Philosophie empfing reiche Förderung durch die Kenntnis arabischer Übersetzung mehrerer Schriften des Aristoteles und fand durch Gelehrte wie Anselm von Canterbury, Albertus Magnus und Thomas von Aquin, eifrige Pflege. Unter den Geschichtschreibern verdient Otto von Freising genannt zu werden, der eine Geschichte der Taten Barbarossas schrieb. 5. Gerichtswesen. — Die Femgerichte. Aus dem Ende der Hohenstaufenzeit besitzen wir zwei Rechtsbücher, aus welchen wir die Rechtspflege des Mittelalters kennen lernen: den mehr im Norden verbreiteten Sachsenspiegel und den Schwabenspiegel. Der mangelhafte Zustand der Gerechtigkeitspflege und die Schwierigkeit, bei dem immer mehr überhandnehmenden Faustrechte die richterlichen Entscheidungen zur Vollstreckung zu bringen, gaben in der Zeit des Faustrechts Veranlassung zur Einführung der sog. Femgerichte — auch heimliche oder Freigerichte genannt ,

6. Mit einem Stahlstich - S. 9

1836 - Stuttgart : Belser
Untergang des römischen Kaiserthums im Abendlande. 9 Perikles am Ruder, dessen Ehrgeitz zum Triumphe der Vaterstadt ausschlägt, die er mit Tempeln und Götter- bildern eines Phidias schmückt, aber auch kräftig wider die Krieger aus dem Pelvpvnnesus schützt, während des Aeschylus Chorgesänge und des Sophokles Tragödien einen Agathvn und Euripides wecken, während des Ari stophanes Muse, was hoch sich erheben will, an die Nichtigkeit aller menschlichen Bestrebungen mahnt, — während ein Sokrates, von diesem mißverstanden, an dem nämlichen Zwecke nur auf seine Weise arbeitet, den Menschen auf sein Inneres zurückweist, und eben da- durch dem speculirenden Geiste einen Schwung giebt, welcher uns selbst in dem weltstürmenden Alexander noch den Schüler des Aristoteles erkennen läßt, und welchem nur wieder die neueste Zeit, wiewohl auch diese ohne platonische Schönheit, etwas Entsprechendes cntgegenzu, halten vermag. Hier welch' ein kleiner Anfang, aber welche seltne Kraft ans Einen Punkt hin vereinigt, welch eine Reihe von Cousuln, Senatoren, Tribunen, Impera- toren , welch' ein Geist selbst im geringsten Bürger, so daß man gestehen muß, war je eine Stadt der Freiheit und der Weltherrschaft würdig, so ist Rom es gewesen. Doch wir dürfen nicht vergessen, daß cs uns nicht ansteht, den Weltplan zu meistern, daß Alles seine Zeit hat, und daß über dem Wechsel des Irdischen ein Geist waltet, dessen lebendige Kraft stets wieder aus dem Tode neues Leben mit neuen Blüthen hervorzurufen und in neuen Früchten zu entfalten im Stande ist. Solch' eine Blüthenzeit stellt uns das Mittelalter vor Augen. Denn dieses ist die Zeit des Uebergangs aus der alten Zeit in die neue. Das Atterthum hatte sich überlebt. So sehr wir uns durch seine Herrlichkeit

7. Mit einem Stahlstich - S. 135

1836 - Stuttgart : Belser
Die päbsttlche Macht. 1z5 Merkwürdig wird uns aber Gregor der Große besonders, wenn wir sehen, wie mächtig und nachhaltig er auf die Gemüther der Menschen gewirkt hat, indem er mit dem Ernste des Gottesdienstes die Zauber der Musik verband; die acht Weisen des alten Gesangs in die Kirche einführte, und an den Schulen zu diesem Be« Hufe Chore von Sängern bildete; indem er die Diener des Worts mit malerischen Priestergewändern umgab, für die Prvcesstonen eine feierliche Ordnung vorschrieb, der römischen Liturgie ihr eigcnthümliches Gepräge auf, drückte, und den ganzen Cultns mit geheimnißvoll ergrei- fender Pracht ausstattete; indem er die runde, an Heiden- tempel erinnernde Form bei kirchlichen Gebäuden miß, billigte, und in verändertem Style bauend, das gedämpft eiufalleude Himmelslicht durch den magischen Schein der Kerzen ergänzte; indem er einerseits alle Schrecknisse, mit welchen das dunkle Jenseits droht, in dem Feuer zu- sammenfaßte, das den Sünder erwartet, und auf der an- dern Seite desto kräftiger auf die Fürsprache verklärter Heiligen und auf die an Tröstungen reiche Macht der Kirche verwies; indem er das heilige Abendmahl als den erhabensten Priesterakt betrachten lehrte, in welchem Brod und Wein, auf wunderbare Weise mit Leib und Blut Christi verbunden, der Gottheit als sündentilgendes Opfer dargebracht werde; indem er überhaupt die letzten ent- scheidenden Züge gewagt hat, um dem Christcnthume, so weit es in die Sinne fällt, und durch sinnliche Mittel darstellbar ist, eine bestimmte Gestaltung zu geben; indem er folglich auf Jahrhunderte hinaus der Phantasie der Occidentalen die weiter zu verfolgenden Bahnen vorge« zeichnet hat. Und hat nicht derjenige mehr als die Hälfte des Menschen in seiner Gewalt, der die Phantasie des rm

8. Mit einem Stahlstich - S. 400

1836 - Stuttgart : Belser
400 Erstes Hauptstück. gehen zu lassen. Die Geschenke bestanden in Gezelten von seltner Farbenpracht und Größe, in kostbaren Seidenzcugen, in Balsam, Narben, Salben und Räucherwerk, — „also, daß man" — sagt der Mönch von St. Gallen, — „den Orient ausgeschöpft zu haben schien, um den Occident zu füllen." Besonders zogen aber kolossale metallne Leuch- ter und eine Wasseruhr die Aufmerksamkeit der Franken auf sich. Letztere war so künstlich gefertigt, daß sie den Lauf der Stunden richtig zeigte, und daß jedesmal nach vollbrachter Zeit i 2 Erzkügelchen auf eine Glocke herab- sielen und 12 Reiter durch 12 Fenster heraus- und hin- einritten. Auch hatte der Chalif nicht vergessen, den Ge- schenken die Leiber mehrerer Märtyrer beizufügen (die Schlüssel des h. Grabes waren Karl schon früher zuge- kommen). Ueber die Reise der Gesandten und über den Eindruck, den der Empfang am Hofe Karls auf sie mach- te, erzählt unser obiger treuherziger Gewährsmann : „Die persischen (arabischen) Gesandten, unbekannt mit Fran- kenland, erduldeten seltsames Geschick und Ungemach, bis sie nach eines Jahres Verlauf zu Aachen eintrafen. Am hohen Osterfeste hatte sich der Unvergleichliche so geschmückt, daß er ihnen über die Maßen schrecklich vvrkam. Neu- gierig baten sie, alles besehen und betasten zu dürfen: er erlaubte es; also giengen sie allenthalben umher, fan- den mehr Pracht und Kostbarkeiten, als alle Schätze des Morgenlandes zusammen, liefen hie und dorthin, besa- hen Alles mit Staunen, befühlten Alles, und so oft sie vom Söller herab die Pracht der Geistlichen und Höf- linge geschaut, kamen sie mit hellem Gelächter zum Kai- ser zurück, schlugen die Hände zusammen und riefen ohne Aufhören: „ei, sonst haben »vir nur Menschen von Erde gesehen, aber diese hier sind vvu eitel Gold!" — Wir

9. Mit einem Stahlstich - S. 265

1837 - Stuttgart : Belser
Keyerverfolgung und Kirchenbauten. 265 Hubert und Johann von Eyk (1366 bis 1470), Hämmling 6 und andrer niederrheinischen Meister sto- ßen , die plötzlich der Perspektive sich bemeistert haben, und in unvertilgbarer Farbenpracht und Unschuld das Ueberirdische zu zeichnen verstehen; bis endlich der ver- ständige, klare, bürgerliche Al brecht Dü rer (1471 bis 1528), gleich unerschöpflich im Reichthum der Erfindung, wie im Fleisse der Ausführung und wohlbekannt mit den Kunstschätzen der Niederlande und Italiens alle frühern Erzeugnisse deutscher Kunst weit überstrahlt. Unter den Holzschnitzern ragen die beiden Georg S ü r l e n (der Aeltere um 1469, der Jüngere um 1495) hervor: vvu jenem rühren das Sakramenthäuschen, Chorge- stühl und das Christusbild am Hauptpvrtale des Mün- sters zu Ulm her, von diesem der künstliche Kanzeldeckcl in derselben Kirche, vorzüglich aber das Chorgestühl und die Bilder des Hvchalters in der Klosterkirche zu Blau- beuren, dessen Gcmählde von .Meistern aus der achtba- ren ulmer und kolmarcr Mahlerschule gefertigt sind. Auch in der Erzgießcrei blieben die Deutschen nicht zurück, wie dies; Peter Dischers Neliquienschrein des h. Sebal- du s zu Nürnberg beweist. Doch kehren wir zur Geschichte zurück, welcher wir durch diese Worte über die Kunst des Mittelalters weit vorgcgriffen haben. Elftes Hauptstück. Friedrich Ii. Wie eifrig auch Honorius Ui, welcher am 16. Aug. 1216 an Jnnocenzens Stelle gewählt worden war, die Beförderung des von der lateramschen Kirchen- versammlung beschloßnen Kreutzzugs betrieb, er brachte nur zwei in ihrem Erfolg bedeutungslose Unternehmun- gen zu Stande, die des Königs Andreas von Ungarn und die der Anwohner des Niederrhciuö, wozu insbe-

10. Mit einem Stahlstich - S. 18

1837 - Stuttgart : Belser
46 Erstes Hauptstück. dem das Feuerauge eines Kopernikus in die Tiefen des Himmels geblickt hatte; die in Amerika gesuchten, und bald von dort herüberströmenden Metalle sollten den Werth aller Dinge verrücken: ein zunehmendes Schwanken der Verhältnisse und der Begriffe kündigte der Geisterwelt die Nähe des heraufziehenden Sturmes an; doch Niemand ahnte, wohin das Gewitter sich entladen würde. Da fuhr der erste Blitzstrahl auf die dreifache Krone hernieder. Der Bau des katholischen Domes in Rom rief den Bau einer protestantischen Kirche hervor. Jenseits der Alpen stand der Sohn eines Bergmannes auf, um die Nache des hohenstaufischen Kaisergeschlechtes spät, aber im edelsten Sinne zu übernehmen. Denn also war es im Rathe des Höchsten beschlossen, daß nicht ein den Sinnen schmeicheln- der Wettstreit der Künstler, sondern ein furchtbarer, die Menschheit bis aufs Mark erschütternder Kampf um das Heiligste die neue Aera heraufführen solle. Deutsche Völker hatten zu Anfang und während des Mittelalters ihre erste Kraft daran gewendet, um der auf Erden ein- geführtcn Religion Jesu iu der Kirche eine prachtvolle Wohnstätte zu bereiten; deutsche Helden hatten umsonst ihr edles Blut verspritzt, als das sichtbare Oberhaupt die- ser Kirche seinen heiligen Beruf durch Plane der Herrsch- sucht zu entweihen begann: ein Deutscher war bestimmt, die Religion zu retten, als man ihren Geist der in der Kirche verkörperten Form aufopfern und dem Heilande der Welt seine Residenz neben dem Vatikan anweisen wollte. Und bei diesem Kampfe um das Christenthum sollte eine Gedankensaat thecks ausgestreut, thcils vorbe- reitet werden, der späterhin nicht sowohl die Kultur der Kunst, als vielmehr die Kunst der Staaten und der geselligen Verhältnisse des Menschengeschlechtes überhaupt entsprießen mußte. Dieß Alles ward durch eine Bege- benheit eingeleitet, die es in das hellste Licht setzte, aus
   bis 10 von 50 weiter»  »»
50 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 50 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 16
2 0
3 8
4 15
5 5
6 2
7 14
8 3
9 84
10 6
11 1
12 0
13 0
14 4
15 0
16 4
17 0
18 2
19 1
20 1
21 0
22 1
23 0
24 0
25 1
26 3
27 3
28 1
29 1
30 0
31 1
32 0
33 2
34 0
35 1
36 3
37 66
38 3
39 3
40 0
41 0
42 3
43 4
44 1
45 50
46 1
47 0
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 4
1 147
2 22
3 53
4 9
5 0
6 4
7 7
8 25
9 26
10 1
11 2
12 6
13 50
14 23
15 7
16 44
17 307
18 0
19 6
20 12
21 33
22 69
23 9
24 8
25 98
26 34
27 3
28 16
29 1
30 20
31 26
32 11
33 1
34 3
35 233
36 6
37 0
38 15
39 32
40 2
41 37
42 19
43 109
44 0
45 145
46 19
47 10
48 0
49 5
50 4
51 4
52 201
53 20
54 15
55 18
56 20
57 1
58 9
59 11
60 16
61 4
62 2
63 63
64 0
65 6
66 11
67 6
68 72
69 14
70 5
71 90
72 9
73 4
74 3
75 19
76 17
77 186
78 6
79 3
80 0
81 14
82 19
83 12
84 4
85 9
86 17
87 28
88 9
89 6
90 14
91 12
92 521
93 2
94 30
95 14
96 8
97 6
98 94
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 61
1 2
2 1
3 0
4 1
5 1
6 2
7 0
8 0
9 1
10 0
11 0
12 3
13 1
14 0
15 1
16 2
17 0
18 0
19 5
20 1
21 0
22 8
23 0
24 4
25 2
26 0
27 1
28 0
29 4
30 1
31 0
32 0
33 18
34 2
35 0
36 0
37 5
38 0
39 8
40 1
41 0
42 1
43 4
44 0
45 0
46 1
47 5
48 4
49 0
50 1
51 1
52 4
53 2
54 18
55 0
56 0
57 1
58 6
59 7
60 0
61 4
62 5
63 1
64 5
65 2
66 0
67 1
68 0
69 1
70 0
71 0
72 16
73 0
74 20
75 0
76 1
77 1
78 1
79 2
80 0
81 46
82 13
83 0
84 0
85 5
86 0
87 0
88 0
89 2
90 0
91 15
92 0
93 0
94 0
95 1
96 0
97 2
98 1
99 0
100 6
101 0
102 6
103 1
104 2
105 47
106 1
107 1
108 4
109 0
110 0
111 3
112 3
113 1
114 0
115 109
116 2
117 0
118 0
119 2
120 15
121 1
122 3
123 5
124 3
125 3
126 2
127 24
128 2
129 0
130 0
131 14
132 2
133 2
134 1
135 0
136 137
137 1
138 0
139 0
140 0
141 0
142 2
143 3
144 2
145 4
146 1
147 5
148 1
149 1
150 1
151 1
152 7
153 0
154 8
155 0
156 1
157 1
158 0
159 0
160 1
161 0
162 1
163 2
164 0
165 39
166 14
167 1
168 3
169 1
170 0
171 0
172 84
173 74
174 0
175 19
176 0
177 6
178 0
179 11
180 1
181 1
182 0
183 66
184 0
185 1
186 0
187 6
188 3
189 5
190 2
191 1
192 0
193 0
194 13
195 0
196 1
197 1
198 0
199 15