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1. Mit einem Stahlstich - S. 190

1836 - Stuttgart : Belser
190 Neuntes Hauptstück. hatte Moses die zweckmäßigsten Anstalten getroffen. Der Levitenstand allein besaß gründliche Kenntniß des Ge- setzes; aus ihm also wurden nicht nur die Sachwal- ter, sondern auch Beisitzer zu jedem Stadtgerichte er- wählt, das aus den Aeltesten der Bürger zusammenge- setzt war. Von Leviten nur konnte man Kenntnis; der Schreibckunst fordern; sie also dienten zugleich als Schrei- der und Notare. Da das Gesetz die Vorschriften ent- hielt, welche man bei gcwiffen Hautausschlägen, die un- gemein häufig vorkamen, zu beobachten hatte, so galten die Leviten zugleich als die Acrzte des Volkes. Welcher Jsraelite konnte wohl nur ein einziges Jahr verleben, ohne daß er eines Arztes, oder Schreibers, oder Sachwal- ters, oder Richters benvthigt gewesen wäre? In allen den Fällen mußte er sich an Mitglieder des Stammes Levi wenden, und diese unentbehrlichen Leviten umgab überdieß noch der Nimbus des Priesterthums. Zudem durfte der mosaische Kultus nur einmal eingeführt seyn, so war auch die Nothwendigkeit des Landhaus gegeben; denn zu gottesdienstlichen Handlungen wurde insonderheit Wein und Oel erfordert; und damit auch die Bienen- zucht nicht in Vergessenheit käme, hatte man von Anfang herein die Erwartungen des Volkes auf ein Land rege gemacht, wo Milch und Honig innen fließe. Daß je im siebenten Jahre und nach siebenmal sieben Jahren auch im fünfzigsten nicht geackert und geerntet werden sollte, dabc: lag die Absicht zu Grunde, eine Erschö- pfung des Bodens in Folge von ununterbrochnem Anbau zu verhüten. Endlich waren von den drei Hauptfesten, zu deren Feier die ganze Volksgemeinde vor dem Herrn sich versammeln sollte, zwei nichts anders als ländliche Feste, nämlich das Fest der Wochen am fünfzigsten Tage, nachdem man angcfangen vom Felde einzusammcln, und das Lauberhüttenfest als eine Feier des Dankes, wenn Al-

2. Mit einem Stahlstich - S. 521

1838 - Stuttgart : Belser
Montesquieu, Voltaire, Rousseau n. d. Encyklopadlsten. 521 Kaniew aus mit ihrem Vasallen, dem Polenkönig, und einer Flotte von 50 Prachtschiffen den Dnjepr hinab, dessen Wasserfälle Potemkin eben erst unter Aufopferung einiger tausend Sklaven gesprengt hatte, fand die bisher öden Ufer des Stroms überall von freundlichen Dörfern bekränzt, von Menschengewimmcl belebt, schwelgte zu Kremtschuck in einem neuen Pallaste und Garten, sah in dem kaum erbauten Cherson Massen von Maaren auf- gespeichert, traf hier den deutschen Kaiser Joseph, der als Graf von Falkenstein den Sturz des osmanischen Reichs mit ihr besprach, durchflog in seiner Gesellschaft die Krim, genoß zu Sebastopol das Schauspiel der er- leuchteten Flotte, und nahm erst in Moskau von Joseph Abschied, nachdem sie zu Pultawa Karls Xu. Besiegung durch zwei Heere hatte aufführen lassen. Aus der Nähe und Ferne erschollen Lobsprüche auf die unvergleichliche, „göttliche" Selbstherrscherin, deren segnender Zepter Wü- sten in Lustgärten verwandelt, Einöden bevölkert, und in 25 Jahren 249 Städte aus dem Nichts hervorgezaubert habe. Dem Fürsten Potemkin gab sie den Ehrennamen des Tauriers: eine vom Senat abgefaßte, durch das ganze Reich verbreitete Schrift kündigte der Welt seine hohen Verdienste an. Und worin bestanden diese? Darin zum Beispiele, daß er Maaren aus Moskau und War- schau herbeigeschafft hatte, um dem jungen Cherson den Schein einer blühenden Handelsstadt zu leihen; darin, daß er durch lcichtgezimmerte Hütten, oft nur durch be- mahlte, am Strom und an den Straßen aufgestellte Coulissen das Bild menschlicher Wohnungen, und durch zusammengehehte Schaaren das Bild einer lebhaften Be- völkerung erkünstelt hatte. Die Kaiserin stürmte vor- über: Städte und Dörfer wurden auf Wägen gepackt, Menschen und Heerden weiter gejagt, und in einer zwei- ten und dritten Gegend wiederholte sich das gleiche Schau- spiel. Und Katharina? durchschaute den Betrug, ließ ihn aber gelten; denn er hatte glänzender» Erfolg als eine Wahrheit.

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 43

1854 - Münster : Aschendorff
43 die eiligen Schläge des fleißigen Arbeiters. Das klang ihm so heiter und traulich entgegen, als käme es aus der Schmiede seiner Heimath. Er konnte sich nicht enthalten, hinzuzutreten und den rüstigen Arbeiter anzureden. „Ihr habt wohl viel zu thun, guter Meister?" fragte er mit zutraulicher Stimme. — „Mehr als zu viel!" war die laute Antwort; „denn ich werde von allen Seiten gedrängt und kann nicht begreifen, was der Krieg mit all den Nägeln thut," — „Habt Ihr denn keine Gesellen?" fragte der Graf weiter. — „Man kann keine fin- den," rief der Emsige zwischen sein Gehämmer. Das war für den bedrängten Grafen genug, um sich sofort zur Hülfe anzu- bieten. „Es ist zwar nicht viel, was ich verstehe," sagte er, „aber ich verlange auch nur den nöthigen Lebensunterhalt zum Lohne, und mein Eifer soll den Mangel an Geschicklichkeit er- setzen." Der Meister ließ ihn einen Versuch machen und war hinreichend damit zufrieden. Es währte nicht lange, so war der junge Graf wieder ganz in seiner früheren Uebung und hatte sich so sehr die Gewogenheit des Meisters erworben, daß er von seinem Lohne etwas zurücklegen konnte. Da er sich in seine Lage gefunden hatte, so verlebte er heitere Tage in der redlichen Familie. Das Glück wollte aber auch, daß ihm nach Ablauf der Kriegesunruhen alle seine Güter zurückerstattet wurden. Da erst offenbarte er dem Meister seinen Stand und Namen und versprach, ihm ein Andenken an die bei ihm verlebte Zeit zu überschicken. Noch mehr aber, gedachte er, den wackeren Schmied seiner Heimath zu belohnen, dem er das köstliche Kleinod eines Handwerkes zu verdanken hatte. Er sehnte sich nach dessen Wiedersehen. Wie staunte er aber, als er statt der früheren Hütte ein großes Haus mit einem bedeutenden Lager von Ei- scnwaaren da stehen sah, und daneben eine Schmiede, worin viele Gesellen, nicht bloß mit Nägeln, sondern auch mit ver- schiedenen anderen Arbeiten beschäftigt waren! Der alte Meister aber stand an der Hausthür und sah eben zu, wie ein Karren mit Eisenwaaren beladen wurde. Der Graf erkannte ihn so- gleich, und der Gruß, womit er ihn bewillkommnete, war: „Handwerk hat einen goldenen Voden!"

4. Geschichte - S. 41

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
41 gleich wieder mit einem Auftrage weithin in die Stadt geschickt." — „Sieh," sagte Sokrates, „du hast vor deinem Sklaven Vorzüge des Geistes; er hat vor dir Vorzüge der Natur. Du bist reich und frei, aber schwach und weichlich; er ist arm und leibeigen, aber gesund und stark. Sage selbst, wer der Glücklichere ist?" Ein anderer that einst mit seinen Gütern und Landhäusern sehr groß. Sokrates führte ihn hierauf zu einet: Landkarte hin, auf welcher Griechenland abgebildet war. „Zeige mir hier doch das Land der Athener," sagte er. Der andere that es. „Und wo sind deine Landgüter?" — „Ich sehe sie hier nicht." — „Und du bist stolz auf einen Daumen breit Erde, den man nicht werth gehalten hat mit einem Striche anzudeuten?" Solcher Weisheitssprüche hat uns die Geschichte noch sehr viele von ihm aufbewahrt. „Die Götter," sagte er z. B. einst, „bedürfen unserer Reichthümer nicht. Die einfachsten Opfer sind ihnen die angenehmsten, wenn sie nur von reinen Händen dargebracht werden. Gefielen ihnen die Gaben der Ueppigkeit, so würden sie nur von den Bösen verehrt." „Das Einzige," pflegte er zu sagen, „was ich mit Gewißheit weiß, ist das, daß ich nichts weiß, und dies allein unterscheidet mich von andern, die sich Weise nennen lassen. Sie wissen auch nichts, aber sie glanben doch etwas zu wissen." Man fragte ihn, wie man einen dauerhaften Ruf erlangen könne? „Wenn man das ist, was man scheinen will," antwortete er. Kein Wunder, wenn Sokrates durch solche Reden viele Jünglinge unwiderstehlich an sich zog und sie für immer an seine Person fesselte. Ein hoffnungsvoller Jüngling wünschte sehnlichst sein Schüler zu werden, fürchtete aber wegen seiner Armuth nicht angenommen zu werden. „Ei," sagte Sokrates, der seine Wünsche entdeckte, „schätzest du dich so gering? Rechnest du das Geschenk für nichts, das du mir mit dir selber machst?" Von diesem Augenblicke an wurde der Jüngling ein eifriger Schüler des Sokrates. Ein anderer seiner Schüler ging sogar täglich eine halbe Meile nach der Stadt, um ihn zu hören. Ja ein dritter kam sehr oft des Abends verkleidet von Megara, einer Stadt vier Meilen von Athen, um nur einen Tag den Umgang des Sokrates zu genießen, obwohl die Athe-

5. Abth. 2 - S. 3

1817 - Elberfeld : Büschler
3 Einleitung. ungemischtes Stammvolk. Es war nur sich selbst gleich; und wie die gleichartigen Gewächse des Feldes, die aus einfachem, reinem Saamen, nicht in der üppigen Pflege des Gartens, sondern in dem gesun- den, freien Boden draußen emporwachsen, durch Ausartung nicht von einander abweichen, so war auch unter den Tausenden des einfachen teutschen Stammes nur Eine, feste, gleiche Gestalt. Ihre Brust war breit und stark, ihre Haare meistentheils gelb und lang herabhangend, ihre Augen blau, ihr Blick durchdringend und kühn. — Zur Kriegsarbeit waren sie unermüdet, für sitzende Gewerbe aber un- lustig. Sie litten geduldiger Hunger, als Durst; geduldiger Kalte, als große Hitze. Städte liebten und bauten sie nicht, sie verglichen sie den Gefängnissen; nicht einmahl zusammenhän- gende Dörfer legten sie gern an; so groß war ihre Lust und Liebe zu uneingeschränkter Freiheit. Die Hütte lag meistentheils in der Mitte der Feldmark, die zu ihr gehörte und mit einem Gehege umschlos- sen war; und eine Anzahl solcher Höfe zusammen bildete eine Gemeine, mehrere Gemeinen und Ort- schaften einen Gau. Sehr oft wählten sie ihre Sitze nicht sowohl nach der Bequemlichkeit und dem Nutzen, als nach ihrer Liebe zur freien und schönen Natur. Wo ein Hain, wo eine Quelle sie lockte, sagt ein römischer Geschichtschreiber, da bauten sie sich an; auf der Höhe des Berges, am steilen Ab- hange des Felsens, neben dem rauschenden Berg- strome im Dunkel des waldigten Thales, wo die Ein- drücke des Großen und Erhabenen ihr Gemüth erfüll- ten, schlugen sie am liebsten ihre Wohnung auf. Und auch deshalb wogten sie ihr Vaterland so sehr lje den, weil es eine so große Mannigfaltigkeit, an

6. Abth. 2 - S. 23

1817 - Elberfeld : Büschler
Einleitung. s3 sich zierliche Häuser erbauen, und durch Begierde nach Reichthümern Partheiungen und Spaltungen entstehen. — Außerdem mußten jährlich aus jedem ihrer hundert Gaue tausend Männer in den Krieg ziehen, die übrigen aber, die zu Haus blieben, den Acker für diese mitbesteken. Im folgenden Jahre waren umgekehrt die andern unter den Waffen und jene blieben zu Hause; so daß sowohl der Feldbau als auch die Kunst der Waffen in beständiger Ue- bung war. Sie hielten es für einen Ruhm, wenn an ihren Granzen das Gebiet weit herum wüst lag, zum Zei- chen, daß die Nachbar-Völker ihrer Gewalt nicht hatten widerstehen können. Auch mogte es ihnen so sicher scheinen gegen plötzlichen Ueberfall. In diesen, wenn gleich rohen, Grundzügen des suevischen Bundes zeigt sich schon ein großer Ge- danke, und beweiset, daß unsere Vorfahren zur Zeit von Christi Geburt keinesweges zu den wilden Völ- kern gezählt werden dürfen. Was Lykurg durch seine Gesetzgebung bei den Spartanern bewirken wollte, und weshalb auch er seinen Bürgern kein festes und abgesondertes Eigenthum gestattete, das sollte auch die Grundlage und die zusammenhaltende Kraft des suevischen Bundes seyn r Ein so starker, durchgreifen- der Gemeinsinn, daß der Einzelne sich durchaus dem Ganzen unterordüen, nur in dem Ganzen und für dasselbe leben sollte. Nicht durch Eigennutz, nicht durch Partbeisucht, nicht durch Trägheit sollte sich irgend einer von den Uebrigen absondern oder sein eigenes Wohl für wichtiger achten, als das des gs- fammten Bundes. Welch großes Verständniß der Welt und des menschlichen Wesens, welch klares Be-

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 41

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
41 Landstraße hinwanderte und sich seiner düstern Stimmung ganz iiberließ. Da sah er das helle Feuer einer nahen Schmiede und hörte die eiligen Schläge des fleißigen Ar- Leiters. Das llang ihm so heiter und traulich entgegen, als käme es aus der Schmiede seiner Heimat. Er konnte sich nicht enthalten, hinzutreten und den rüstigen Arbeiter an- zureden. ..Ihr habt wohl viel zu thun, guter Meister?" fragte er mit zutraulicher Stimme. — „Mehr als zu viel!" war die Antwort; „denn ich werde von allen Seiten ge- drängt und kann nicht begreifen, was der Krieg mit all den Nägeln thut." — „Habt Ihr denn keine Gesellen?" fragte der Graf weiter. — „Man kann keine finden," rief der Emsige zwischen sein Gehämmer. Das war für den be- drängten Grasen genug, um sich sofort zur Hülfe anzubieten. „Es ist zwar nicht viel, was ich verstehe," sagte er, „aber ich verlange auch nur den nötigen Lebensunterhalt zum Lohne, und mein Eifer soll den Mangel an Geschicklichkeit ersetzen." Der Meister ließ ihn einen Versuch machen und war hinrei- chend damit zufrieden. Es währte nicht lange, so war der junge Gras wieder ganz in seiner früheren Übung. Er erwarb sich die Gewogenheit seines Meisters, bekam höheru Lohn und konnte von demselben etwas zurücklegen. Da er sich in seine Lage gefunden hatte, so verlebte er heitere Tage in der redlichen Familie. Das Glück wollte aber auch, daß ihm nach Ablauf der Kriegsunruhen alle seine Güter zurückerstattet wurden. Da erst offenbarte er dem Meister seinen Stand und Namen und versprach, ihm ein Andenken an die bei ihm verlebte Zeit zu überschicken. Noch mehr aber gedachte er, den wackeren Schmied seiner Heimat zu belohnen, dem er das köstliche Kleinod eines Handwerks zu verdanken hatte. Er sehnte sich nach dessen Wiedersehen. Wie staunte er, als er statt der früheren Hütte ein großes Haus mit einem bedeutenden Lager von Eisenwaren da stehen sah und daneben eine Schmiede, worin viele Gesellen, nicht bloß mit Verfertigung von Nä- geln, sondern auch mit verschiedenen andern Arbeiten beschäf- tigt waren!j Der alte Meister aber stand an der Hausthür und sah eben zu, wie ein Karren mit Eisenwaren beladen

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 271

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Aufhebung des Jesuitenordens. 271 keineswegs leicht, vorerst nur in friedlichen Verkehr mit den Wilden zu treten. Es gelang ihnen vorzüglich durch die Musik; wenn sie am Abende auf dem Kahne hin- und herfuhren und die heiligen Gesänge begleitet vom Schalle der Instrumente anstimmten, so kamen die Kinder der Wildniß herbei und lauschten den neuen Tönen; sie verstanden diese Sprache, sie fühlten es, daß die Männer des wunderbaren Sangs und Klangs Boten des Friedens seien. Nach der alten Mythe sänftigte Or- pheus Löwen und Wölfe mit dem Klange der goldenen Leier, am Pa- rana aber sammelten Priesterväter durch das heilige Lied wilde Men- schen um sich und führten sie zum geselligen Leben, zur Erkenntniß, zum Christenthume, zur Arbeit und wahrer Lebensfreude. Aber was kostete es nicht, bis der Wilde, der bisher seine Nahrung mit dem Pfeil ge- sucht, oder Würmer und Insekten aus dem Boden gescharrt hatte, wenn kein Fruchtbaum genießbare Speise bot, sich zur Arbeit mit Pflug und Spaten wenden, sich mit dem Geräthe des mannigfaltigen Handwerks beschäftigen mochte! Sonst war es sein höchstes Glück gewesen: recht zu schmausen, wenn seine Jagd glücklich ausgefallen war, sich in dem gegohrenen Wurzelsafte zu berauschen und in träumerischer Ruhe so lange zu brüten, bis ihn der Hunger zu neuer Anstrengung nöthigte; jetzt sollte er dem herumschweifenden Leben in den Wäldern, das trotz Mühe und Entbehrung durch seinen Reiz selbst Europäer verführt, entsagen, der Wildniß Ackerboden abgewinnen und denselben im Schweiße des Angesichtes bebauen. So viel vermochten die Väter; dieses Wunder schuf die Macht der christlichen Religion und die Aufopferung jener Jesuiten, welche den Wilden alles wurden: Väter, Mütter, Priester, Lehrer, Aerzte, Bauern, Handwerker. Hatte der Orden einen Stamm an sich gezogen und zum gesitteten Leben angeleitet, so zerstörte manch- mal ein wilder die neue Pflanzung, und noch öfter thaten es Raub- schaaren europäischer Abkunft, welche die Indianer wie wilde Thiere jagten, wenn sie dieselben nicht zu ihren Sklaven machen konnten. Doch die Jesuiten ermüdeten nicht, und als sie von der Krone Spanien das Recht ausgewirkt hatten, ihre Bekehrten mit Feuergewehren zu bewaffnen, waren die Niederlassungen gegen indianische und europäische Wilde ge- sichert; damit sie aber durch europäische Laster nicht angesteckt würden, waren sie für die Europäer verschlossen. Eine solche Niederlassung oder „Reduktion" wurde immer in einer schönen, fruchtbaren Gegend ange- legt. Inmitten des Dorfes, das 3000 bis 7000 Einwohner zählte, er- hob sich die Kirche, groß genug, um die Gesammtzahl aufzunehmen, und so schön geschmückt, als es der wachsende Wohlstand erlaubte. Aus der Flur wurde ein größeres Stück abgesondert, das der Gottesbesitz genannt und gemeinschaftlich angebaut wurde; aus dessen Ertrag wur- den die Abgaben an die Krone Spanien, die Ausgaben für den Gottes-

9. Geschichte der Neuzeit - S. 357

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Der Nationalkonvent. 357 Einklang zu bringen, sollte die Franciade heien. Auch wird die Republik alle Jahre die Feste vom 14. Juli 1789, vom 10. August 1792 und vom 21. Januar 1793 seiern." Lehrer, Lehrerinnen, Vter und Mtter, alle, welche die Erziehung der Kinder leiten, werden sich angelegen sein lassen, denselben den neuen Kalender nach der bei-gegebenen Anweisung zu erklären" (Beschlu vom 2. Frimaire des Jahres Ii). Erst 1805 (Jahr Xiv) wurde der republikanische Kalender aufgehoben. Selbst Robespierre mibilligte das wahnsinnige Treiben des wsten Hebert und dessen tierisch schamloses Wesen; er berechnete, da dadurch die Republik zum Abscheu aller nicht vllig Entsittlichten werden msse; daher setzte er bei dem Konvent den Beschlu durch: Das franzsische Volk an-erkennt das Dasein Gottes und die Unsterblichkeit der Seele; alle Gewalt-thtigkeiten und Maregeln, die der Freiheit der Gottesverehrung zuwiderlaufen, sind verboten." Nun wurde auch ein Fest des hchsten Wesens eingefhrt, fr welches besondere Lieder gedichtet waren; Robespierre erschien selbst mit einem Blumenstrau an der Brust und hielt Reden von Gott und Freiheit (8. Juni 1794). Inzwischen hatte in der Vendee der wtendste Brgerkrieg begonnen und berdeckte dieselbe mit rauchenden Schutthaufen und modernden Leichen. Die Vendee ist eine einfrmige Landschaft, das alte Unterpoitou, zwischen der untern Loire und der Charente, von Hhenzgen durchzogen, die sich vielfach in kleine Hochflchen ausbreiten. Heerstraen durchschnitten sie nicht; der Verkehr begngte sich mit Fahrwegen, die oft zu Hohlwegen eingeschnitten waren denn die ursprnglichen, nicht geometrischen Wege suchen berall die natrlichen Einschnitte des Bodens auf ; Felder und Weiden waren durch Hecken und Grben voneinander geschieden, Drfer und Huser waren weit auseinander. Hier hauste das Landvolk nach seiner althergebrachten Weise fort, indem es sein Feld baute, sein Vieh weidete, dem König seine Steuern zahlte und an seine Geistlichen und Ebelleute entrichtete, was diesen zustand. Ihre Lage war keinenfalls eine drckende; denn als die Revolution die Vor-rechte des Adels und des Klerus beseitigte, lieen die Vendeer alles beim alten und duldeten selbst die Wegschaffung der Herrensthle aus den Kirchen nicht. Sie blieben der Kirche und den treuen Kriestern ergeben und ver-schmhten die Pariser Aufklrung in ihren wechselnden Gestalten und schillernden Farben. Nun waren der König und die Knigin geschlachtet, Frankreich mit Blutstrmen bergossen, die christliche Religion abgeschafft, der Welt ein Krieg auf Leben und Tod angekndigt und die Shne der Bauern sollten ihre Haut zu Markte tragen fr die Ungeheuer in Paris, fr ruchlose Knigs-mrder und Religionsschnder. Das brachten die gut kniglich gesinnten und echt katholisch fhlenden Vendeer nicht der sich. Statt sich der Konskription, dem republikanischen Masienaufgebot, zu fgen, erhoben sie sich gegen die Schreckensherrschaft zum Kampfe fr Thron und Altar (Mrz 1793). Der

10. Mancherlei für Jung und Alt - S. 260

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
260 bekannt. Bei Nennung seines Geschlechtsnamens sagt er: Ich schreibe mich so und so. Wird doch seines Geschlechtes Name wirklich nur geschrieben bei kirchlichen oder gerichtlichen Verhandlungen und ähnlichen Gelegenheiten. Seiner Freundschaft, den Nachbarn und allen Bekannten ist er immer nur der Meier des Heims mit dessen ererbten Namen; und wird das- selbe vererbt oder verkauft, das gilt gleich, der alte Name bleibt. In ihrer Entstehung sind diese Namen jedoch sehr verschieden. Bauern- höfe, ohnehin von stätigerem Wesen, haben meist Namen, deren Ursprung sich sehr weit zurück verliert und oft mit der ältesten Besitzer Tauf- oder Geschlechtsnamen in Verbindung steht. Besonders ist dies bei Einöden der Fall, deren vorteilhaft geschlossener Besitz der Bauern höchstes Vor- bild. Nicht ohne Grund sagen sie: „Vor einer Ainet soll man den Hut herabthun." Sonderbare Vorkommnisse, spöttische Nachreden, vorzüglich auch gewerbliche Hantierungen haben vielfach bleibende Namen gegründet. Auffallend klingen Benennungen, wenn, wie so häufig, der Gewerbe mehrere einander angehängt sind. Heißt das Hans z. B. beim Metzger, der Meier desselben ist aber gerade ein Weber, dann fügt man des letztern Gewerbe dem ersten Namen bei und hängt dem Ganzen den Taufnamen desselben an, so daß es dann beim Metzger-Weber-Simon (Michel-Vincenz-Seppel oder wie er gerade getauft ist) heißt. Dies Heim ist dem Bauern in Fleisch und Blut gewachsen, und die Gründe, die dazu gehören, sind seiner Meinung nach allemal die besten im ganzen Gefild. Nicht das kleinste oder schlechteste Stück davon giebt er gerne her, denn das alles hat ja der Ähni schon so gehabt. Nur eines von den Kindern kann dereinst das Heim erben, aber alle denken mit Freude oder Wehmut, je nachdem dasselbe bemeiert wird, daran zurück. In dem Worte: „Des is mei Haemet", und wenn es der roheste Bauern- knecht sagt, liegt mehr Tiefe wahren Gefühls, als in dem schönsten Kling- klang moderner Humanitätsphrasen. Finden wir diese Liebe an die elterliche Herdstadt noch so innig und warm, so wird es vielleicht auch erlaubt sein, daß einmal einer dies Haus mit allem, was drum und dran hängt, beschreibe. Ich gebe es hier in treuester Auffassung. Wenn ich vorzugsweise das Seldhaus zu Grunde lege, so geschah es, weil dies einesteils die ganze ungeheure Mehrzahl bildet, und andernteils, weil etwaige Verschiedenheit mit dem Bauernhöfe nur in dessen größerer Räumlichkeit oder gegen Augsburg zu in städtischem Anhängsel besteht, welch letzteres anzuführen nicht der Mühe wert ist. Der mittlere Lechrain teilt sich bayerhalb in das Ober- und Unter- land. Je nach dem Wohlstände seiner Bewohner sind die Häuser stattlich, heimlich oder notig; die Stadeln und Stallungen großmächtig oder klein
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