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1. Grundriss der römischen Altertümer - S. 307

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
§ 145. Die Zeiteinteilung. 307 wurde mit zweifarbigen Steinen gespielt. Hier wurde immer gewürfelt, wer „fahren“ (vorrücken) durfte. 4. Musik und Gesang standen nicht so hoch als Yergnügungs-arten, wie im modernen Leben. Religiöser Gesang war ganz unbekannt und kam erst in Folge des durch die sibyllinischen Bücher eingeführten griechischen Ritus etwas in Aufnahme. Zu anderen Zwecken zu singen hatte für den anständigen Römer stets etwas Bedenkliches: es galt für leichtfertig. Einen Anlafs zu Gesangs- und Musikaufführungen boten die im letzten Jahrhunderte der Republik auf kommenden Gastmähler. Gesang mit Flötenbegleitung wurde allmählich bei den Symposien üblich; dann kamen eigene Lieder für Tafelgesänge mit Soli und Chören auf, und bald gab es keine Tafel mehr ohne Musikkapelle: es sind die symphonic/ci, musicarii u. a., die Konzerte gaben. W ii linden reisende banger und Zithervirtuosen, Sängerinnen und Zither-opieleiinnen, meist aus dem Orient, wie denn auch die musikalischen Instrumente aus Griechenland kamen, nämlich die lyra (Leier), zur Begleitung lyrischer Gesänge geeignet, wozu man ursprünglich die Schilde der Schildkröte nahm. Sie hatte 4—15 Darmsaiten und wurde mit einem Stäbchen (plectrum) geschlagen. Abarten der lyra {Hör. Od. 1, 6, 10; testudo heifst sie Od. 1, 32, 14) sind die tieftönige barbitos (Hör. Od. 1, 32, 4) und die hochtönige sambuca. Nicht zu verwechseln mit der lyra ist die Zither (cithara, Hör. Od. 1. 15, 15 u. o. Verg. Aen. 6, 120). Sie hatte einen viereckigen, aus Holz oder Metall bestehenden Schallkasten und hatte am meisten Ähnlichkeit mit unserer Guitarre; sie Avurde entweder nur mit der Rechten mittelst des plectrum gespielt oder mit beiden Händen zugleich angeschlagen (— intus et foris canere bei Cic. Yerr. 1, 20). Sie hatte ungleich viele (3, 5, 7, 9) Saiten und eignete sich zur Begleitung von feierlichem Gesänge, wurde aber auch für sich allein gespielt (Der Spielende heifst citharista, die Spielende citharistria, und wer zugleich dazu sang cüharoedus, -a. Hör. A. P. 355.) Ein drittes Saiteninstrument war das psalterium, das die Form und Gröfse einer Harfe, aber einen Resonanzkasten wie die Zither (Guitarre) hatte. Der Spielende wird psaltes die Spielende psaltria genannt. Zur Belustigung des niederen Volkes trieben sich Seiltänzer (funambulus), Equilibristen (petaurista), Zauberkünstler (praestigiator), Nachahmer von Vogelgesängen und Jongleurs aller Art in der Hauptstadt herum. D. Die Berechnungen. § 145. a) Die Zeiteinteilung. 1. Der Is ame ,Iag‘ (dies = Licht) bezeichnet bei den Römern bald den natürlichen (naturalis), bald den bürgerlichen oder künstlichen (civilis) Tag. Der natürliche Tag richtete sich nach dem Sonnen-Auf- und Untergang, wie der Landmann zu allen Zeiten nach dem Tageslichte sich umsah. Jahrhundertelang rief in 20 *

2. Grundriss der römischen Altertümer - S. 112

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
112 § 53. Liberi, servi und libertini. die Freiheit schenken, d. h. aus seiner Gewalt (manus) entlassen (manu-mittere, manumissio). Durch die Freilassung wird der bisherige Sklave im Verhältnis zum Staate, also seinem staats- oder öffentlichrechtlichen Stande nach ein libertinus, dem früheren Herrn gegenüber, zu welchem er in ein ähnliches Verhältnis tritt, wie der Klient zum Patron, zum libertus (privatrechtlich). Die Freilassung war entweder eine feierliche (manumissio iusta), welche dem manumissus das Bürgerrecht und volle Rechtsfähigkeit einbrachte; oder eine unfeierliche (manumissio minus iusta), die zwar rechtlich geduldet (in libertate morari Cic. pro Mil.) war, aber kein Bürgerrecht nach sich zog. a) Manumissio iusta geschah entweder vor dem Magistrate (dem Prätor) oder in der Provinz vor dem Statthalter per vindictam. Dies die älteste Form. Der Herr erscheint mit dem Sklaven vor dem Prätor, dessen Liktor die Rolle des Anwaltes übernimmt und spricht: aio hunc hominem liberum esse, wobei er ihm eine hasta (später festuca oder vindicta, Stab), das Zeichen des Eigentums. über das Haupt hält. Dann dreht er den Sklaven im Kreise herum und läfst ihn los (e manu mittit) mit den Worten: liunc ego hominem liberum esse volo. Diese symbolischen Handlungen nahm später der Herr selbst vor. Hierauf erklärt der Magistrat den Sklaven formell für frei. An die Stelle dieser umständlichen Freilassung traten zwei einfachere Arten, die manumissio censu und die per testamentum. Bei der ersteren liefs der Herr bei Aufstellung der Bürgerlisten den Sklaven von dem Censor als selbständigen steuerzahlenden Bürger eintragen, womit volle Civität verbunden war. Bei der anderen Form erklärte der Herr einen Sklaven testamentarisch für frei. b) Die manumissio minus iusta trat ein, wenn gewisse Bedingungen, unter denen man civis Romanus wurde, fehlten; wenn z. B. der Freizulassende als Sklave eine entehrende Strafe erlitten hatte, so wurde er nicht Vollbürger, sondern Latinus oder dediticius (peregrinus): er war frei, aber nicht Bürger. Unfeierliche Formen waren, wenn der Herr den Sklaven mündlich vor Freunden (inter amicos) oder schriftlich (per epistulam) für frei erklärte oder ihn an seinem Tische teilnehmen liefs (per mensam). Öfters wurde Freilassung wegen geleisteter Dienste für das öffentliche Wohl gewährt. Liv. 26, 27 : aedis Yestae vix defensa est ab incendio tre-decim maxime servorum opera, qui in publicum redempti ac manumissi sunt. Rechtsstellung der libertini. Obgleich frei, stand der libertinus doch vielfach hinter dem ingenuus zurück. Einmal blieb my als libertus zum manumissor im Klientelverhältnis, mufste sich ihm dankbar (pius) zeigen, Ehrerbietung (obsequium und reverentia) erweisen und gewisse Geschenke (dona et munera) geben; ferner mancherlei Arbeiten (operae officiates) verrichten. Stirbt der libertus ohne eigene Erben (sui heredes) und ohne Testament (intestatus), so ist der Patron nächster Erbe. Wenn der Freigelassene seinen Verpflichtungen nicht nacbkommt, so kann der Patron eine

3. Grundriss der römischen Altertümer - S. 268

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
268 131. Unterricht und Schule Liber alia (17. März) seine Bulla den Laren, denen er zugleich opferte; dann legte er die einfach weifse Männertoga an und stellte sich, begleitet vom Yater oder Vormund, von Verwandten, Freunden und Klienten, auf dem Forum dem Prätor vor, worauf er in feierlichem Zuge auf das Kapitol stieg und, nachdem sein Name in die Bürgerrollen (Ubri iuniorum) eingetragen war, zahlte er im Tempel der Iuventus ein Geldstück und brachte den Göttern ein Opfer dar. Ein Gastmahl schlofs die Feierlichkeit. Die Feier, wie auch das nächstfolgende Jahr hiefs tirocinium. Der Jündino- • ö Ö trat nun (als tiro) ins öffentliche Leben und begann entweder seine militärische Probezeit (tirocinium müitare), indem er sich dem Gefolge eines Feldherrn ansehlofs und sich auf den Offiziersdienst einübte; oder, wenn er sich der staatsmännischen Laufbahn widmen wollte, trat er nicht sofort als Sachwalter auf, wozu er berechtigt war, sondern machte unter einem Juristen oder Redner seine Lehrzeit durch (tirocinium fori), oder besuchte wohl auch eine auswärtige Schule, besonders Athen {Cic. ad Attic. 12, 32 und Hör. ep. 2, 2. 42). Dann erst trat er auf dem Forum seine Thä-tigkeit an (forum attingere, Cic. ad fam. 5, 8). § 181. Unterricht und Schule. 1. Einen planmäfsigen, einheitlichen Schulunterricht haben die Römer bis in die späte Kaiserzeit kaum gekannt; überhaupt war alles, was Erziehung und Unterricht betraf, lediglich Privatsache. Zuerst unterrichtete der Vater (s. § 130) seine Kinder selbst in den elementarsten Kenntnissen. Sodann treffen wir sehr frühe schon die Einrichtung, dafs ein gebildeter Sklave, besonders griechischer oder syrischer Herkunft, die Stelle eines Hauslehrers vertrat und die Kinder des Hausherrn unterrichtete; häufig schickten Verwandte oder befreundete Familien ihre Kinder, damit sie an diesem Unterrichte teilnähmen, so dafs derselbe Sklave Privatlehrer für mehrere Familien war. So genofs Cicero mit seinen A ettern denselben Unterricht. Erst als die Zahl der Sklaven in einem Hause wuchs, hielten vornehme Familien mehrere servi Jitterati, von denen jeder ein einzelnes Lehrfach gab. Ein Schritt weiter war es, dafs gebildete Freigelassene (denn freigeborene Römer thaten dies kaum) Privatschulen errichteten, wohin die Eltern ihre Kinder schickten. Als Schullokale dienten gewöhnlich ärmliche Buden oder Lauben (pergulae) am Forum oder anderen öffentlichen Plätzen und Kreuzwegen (trivia, woher trivium und

4. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 168

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
168 in welchem ihr Spindel und Spinnrocken nachgetragen wurden, in das Haus des Gatten gefhrt wurde (uxorem ducere sc. domum). Im Atrium empfing sie die Schlssel des Hauses und wurde in die Gemein-schaft des Feuers und Wassers aufgenommen. Es folgte die feierliche cena nuptialis unter dem Klange der Flten und Hochzeitslieder (hymenaei). Am folgenden Tage brachte die junge Frau in ihrem Hause den Gttern das erste Opfer dar und empfing von Verwandten und Freunden Geschenke. Schon diese und hnliche Zeremonien lassen erkennen, da die Stellung der rmischen Frau eine wrdigere und selbstndigere war als die der griechischen. Sie war die wirkliche Herrin (domina) des Hauses und nahm an allen wichtigen Entscheidungen teil, die die Familie betrafen; sie war nicht auf ein besonderes Frauengemach angewiesen, sondern verkehrte frei mit den Mnnern, nicht blo in ihrem eigenen Hause, sondern auch auerhalb desselben, und besuchte gleich ihnen den Zirkus und das Theater, enthielt sich jedoch des Weines. Aber schon nach dem zweiten punischen Kriege trat mehrfach Sittenverderbnis ein, infolge deren die Frau, verschwenderisch und prunkschtig geworden, die Bande der Ehe nicht mehr achtete. Kein Wunder, da es da zu wiederholten Ehescheidungen (divortia, discidia) kam, zu denen schon eine mndliche oder schriftliche Erklrung eines der beiden (Batten gengte. So fiel es kaum auf, da auch sonst sittenstrenge Rmer, wie Pompejus, Cicero u. a., mehrfach ihre Ehen ohne triftigen Grund lsten. Schon Augustus sah sich daher gentigt, durch die leges Juliae gegen die Zuchtlosigkeit der Ehen nicht minder aufzutreten als gegen die mehr und mehr um sich greifende bequemere Ehelosigkeit. 55. e) ttmdererziehlmg. Ein neu geborenes Kind wrbe dem Vater vor die Fue gelegt, bamit er vermge seiner patria potestas entweber durch Aufheben besselben (tollere, suseipere) sich zur (Erziehung verpflichte ober es durch Liegenlassen zur Aussetzung ober Ttung bestimme. Erst die christlichen Kaiser verboten die Ttung des Knaben als parricidium. Am 9. Tage erhielt der Knabe, am 8. (dies lustricus) das Mbchen einen Namen, nachbem durch Waschung und Opfer die Reinigung ber-selben bewirkt war; auch wrbe den Kinbern an biesem Tage zum Schutze gegen Zauberei eine Kapsel mit einem Amulett (bulla) um den Hals gehngt. Die krperliche und geistige Ausbilbung der Kinder unter-stanb ganz der Bestimmung der (Eltern; namentlich war es die Mutter, die sich, wie der Pflege, so auch der geistigen Ausbilbung ihrer Kinder annahm. Mit dem siebten Jahre begann der eigentliche (Elementarunterricht, inbem der Knabe zu Hause ober in der Schule (ludus) bei einem Privatlehrer (litterator, ludi magister) Lesen, Schreiben und Rechnen lernte.

5. Geschichtliches Lesebuch - S. 43

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Iii. v. Treitschke, Burschenschaft und Wartburgfest. 43 Burschen Paar an Paar, viele schöne germanische Reckengestalten darunter, mancher im Bollbart, was bei ängstlichen Gemütern schon als ein Zeichen hochverräterischer Gesinnung galt. Allen lachte die Freude ans den Augen, jene glückliche Selbstvergessenheit der Jugend, die noch ganz im Geunsse des Augenblicks aufzugehen vermag; ihnen war, als ob ihnen heute zum ersten Male die Herrlichkeit ihres Vaterlandes leibhaftig entgegenträte. Droben im Rittersaale der Wartburg, den der Großherzog gastfreundlich geöffnet hatte, wurde zuerst unter Pauken- und Trommelschall „Eine feste Burg ist unser Gott" gesungen. Darauf hielt der Lützower Riemann aus der Fülle seines ehrlichen Herzens heraus eine Festrede, die in hochpathetischen überschwänglichen Sätzen von den Thaten Lnthers und Blüchers sprach und dann bei den Geistern der erschlagenen Helden die Burschen mahnte zum „Streben nach jeglicher menschlichen und vaterländischen Tugend". Einige der landläufigen Schlagwörter von den vereitelten Hoffnungen des deutschen Volks und dem einen Fürsten, der sein Wort gelöst, liefen zwar mit unter; das Ganze war ein jugendlich unklarer, durchaus harmloser Gefühlserguß, ebenso vieldeutig und unbestimmt, wie die neue Losung Volunto! welche die Burschen gern im Munde führten. Auch was nachher noch von Professoren'und Studenten geredet ward, ging nicht über dies Maß hinaus, selbst Oken sprach mit ungewohnter Selbstbeherrschung und warnte die jungen Leute vor einer verfrühten politischen Thätigkeit. Nach dem Mütagsmahle gingen die Burschen zur Stadt hinab in die Kirche, wo auch der Eisenacher Landsturm dem Gottesdienste beiwohnte; dann gaben noch die Kämpen des Berliner und des Jenenser Turnplatzes den staunenden Landstürmern ihre Künste zum besten. Als die Dämmerung hereinbrach, zog man mit Fackeln wieder hinauf nach dem Wartenberge, der Wartburg gegenüber, wo mehrere große Siegesfeuer brannten, die mit patriotischen Reden und Liedern begrüßt wurden. Bis dahin war das Fest in glücklicher Eintracht verlaufen; hier aber ward zum ersten Male offenkundig, daß sich bereits eine kleine extreme Partei innerhalb der Burschenschaft gebildet hatte: jene fanatischen Urtentonen ans Jahns Schule, die man die Altdeutschen nannte. Diese köstliche Gelegenheit für eine fratzenhafte Eulenspiegelei konnte sich der Tnrnmeister doch nicht entgehen lassen. Er regte zuerst den Gedanken an, dies Lutherfest durch eine Nachäffung der kühnsten That des Reformators zu krönen uni), wie einst

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 84

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
84 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. ihr Religionslehrer, als der Träger des religiösen Glaubens der Vor- fahren, da den Hellenen keine Priester in heiligen Büchern die Religion und deren Satzungen aufbewahrten. Durch die homerischen Gesänge wurden die entzweiten Hellenen immer wieder erinnert, daß sie schon in der Vorzeit ein Volk gewesen, welches seine Ehre gemeinschaftlich gegen die Barbaren vertheidigte und durch die Gunst der Götter einen glor- reichen Sieg über Asien errang. Homers Gesänge wurden die Quelle, aus welcher spätere Dichter schöpften und den nationalen Sinn immer wieder erfrischten. Kein Volk hat einen Homer hervorgebracht (die Bibel ist göttlichen Ursprungs und gehört der Menschheit); Ln Asien war es unmöglich, denn unter der Despotie gibt es keine Helden, nur Knechte, welche in die Schlacht getrieben werden; Priefterkaften führen ein Volk bis zu einer gewissen Stufe der Kultur, aber sie dulden die geistige Er- hebung des Einzelnen nicht und ziehen unübersteigbare Schranken zwischen sich und den anderen Ständen, zwischen ihrer Nation und fremden Na- tionen. Die Germanen erscheinen unter allen Völkern den Hellenen am nächsten stehend; allein sie bewohnten Länder, welche von der Natur weniger begünstigt waren als Hellas, und ihre Fortbildung übernahm das Christenthnm, daher konnten ihre Sänger für sie nie das werden, was Homer den Hellenen gewesen. Die alten Könige der Griechen. Allmäliges Aufhören der Königswürde. Die griechischen Stämme und Städte hatten anfänglich ohne Aus- nahme Könige; ihre Herrschaft erstreckte sich aber nie über ein großes Gebiet und war ebenso wenig eine despotische. Der König führte im Kriege die streitbaren Männer an und war mit den andern Edlen Vor- kämpfer in der Schlacht. 2m Frieden saß er mit denselben auf offenem Markte zu Gericht, mit ihnen berieth er die allgemeinen Angelegenheiten. Das Volk hörte dann wohl auch zu und gab durch Beifall oder Murren seine eigene Meinung zu erkennen; jedoch hing die Entscheidung nie von dem Volke ab, sondern diese kam von dem Könige und den Edlen; letztere werden selbst oft Könige genannt und der eigentliche König war auch nur der erste unter ihnen, sowie er auch das größte Grundstück besaß und in dem schönsten Hause wohnte; die Edlen standen ihm durch Grundbesitz am nächsten, wie sie im Felde mit ihm in der Vorderreihe fochten und im Frieden mit ihm im Rathe saßen. Bei den Festen der Götter opferte der König und ordnete das Mahl, das von dem Opfer unzertrennlich war. Von regelmäßigen Abgaben an den König war keine Rede, doch steuerte das Volk bei, wenn er durch irgend ein Ereigniß

7. Mit einem Stahlstich - S. 553

1836 - Stuttgart : Belser
Rom bis zum gallischen Brande. 555 in deren Abwesenheit durch einen Prätor, hie und da durch einen Diktator oder Magister Equitum, später auch durch die Volkstribunen, und zwar gewöhnlich mittelst eines Ediktes, worin Zeit und Ort der Versammlung an- gegeben war. Regelmäßige Sitzungen fanden an den Kalenden, Nonen und Iden Statt, ausserordentliche, so oft es die Umstände erheischten. Vom 60stcn oder 65stcn Lebensjahre an konnte man nach Belieben wegblei- den: Versäumnisse ohne genügenden Grund zogen Geld- strafen nach sich. Der Versammlungsort war ein Tem- pel, oder eine Curie im engern Sinne, das heißt, ein besonders hiezu eingeweihtes Gebäude, worin Bänke von verschiedner Länge standen, so daß immer Senatoren gleichen Rangs nebeneinander zu sitzen kamen. Wer den Senat berufen hatte, trug die Gegenstände zur Berathung vor, und fragte zuerst den Princeps Senatus um seine Meinung, dann die Väter der ältern Geschlechter und die, welche eines der höchsten Staatsämter bekleidet hat- ten: die Uebrigen, 8snatoi-63 peäarii genannt, stimmten nur dadurch, daß sie auf eine oder die andre Seite hin- traten. Nach \ Uhr durfte kein neuer Gegenstand mehr angeregt, nach Sonnenuntergang kein Beschluß mehr ge- faßt werden. Der Geschäftskreis des Senates war von großem Umfang: ohne seine Genehmigung durfte keine neue Gottheit eingeführt, kein Altar errichtet, keine Ant. wort der sibyllinischen Bücher nachgesucht werden; er ver- fügte über die öffentlichen Gelder, schaffte den Truppen Lebensmittel, Kleidung und Sold, leitete die Verwaltung der Provinzen, konnte die Amtszeit der Proconsuln und Proprätoren verlängern, entschied in Streitsachen der unterworfnen oder verbündeten Städte, wählte alle Ge- sandten aus seiner Mitte, ertheilte auswärtigen Bot- schaftern Audienz, ordnete Dankfeste für erfochtne Siege an, erkannte dei, Feldherrn Ovationen, Triumphe und

8. Mit einem Stahlstich - S. 688

1836 - Stuttgart : Belser
688 Zweites Hauptstück. erschütterungen verbundner Ausbruch des Vesuvs die Städte Herculanum und Pompeji, deren erstere man ±758, die andre 1748 auszugraben angefangen hat. Welche Ucberraschung, durch Pompejis Straßen wandelnd, bis auf kleine Züge herab plötzlich das Alterthum vor sich auflebeu zu sehen! Noch liest man Worte, wie sie von gelangweilten Schildwachen in die Wand gekritzelt worden sind; auf einem Bäckerhause, wohl zugleich Wein- schänke, sieht geschrieben: r,liic habitat felicitas/y; die Zim- mer sind um einen oder zwei viereckige Hofe her gebaut, von aussen einfach, meistens beschränkt und nur durch die Thüre erleuchtet, aber sogar in Handwerkshäusern am Boden mit Mosaik ausgelegt, au den Wänden mit Ara- besken und werthvollen Malereien geschmückt, und auch im geringsten Hausrath spiegelt sich der Sinn für Schön- heit, welcher, den Griechen nachbildend, damals alle Ge- werbe durchdrang. Schon den 13. September 81 verlor die Welt den Kaiser Titus. Sein ihm unähnlicher Bru- der Titus Flavius Domitianus, der sich mit Fliegen- fangen beschäftigte, und dem Daeierkönig Decebalus Tribut zahlte, mehr Katze als Tiger, frischte Angeberei, Senatorenmord und Erpressungen auf, verwies Philoso- phen, und übergab Schriften, wenn sie nicht schmeichelten, dem Feuer, so daß Tacitus sagt: „auch das Gedächtniß hätten wir sammt der Sprache verloren, wenn Vergessen in unsrer Gewalt stünde wie Schweigen." Ein Kind spielte mit einem Zettelchen, das unter Domitians Kopf- kissen gelegen hatte und die Kaiserin nebst beiden Gene- ralen der Leibwache als Schlachtvpfer bezeichncte: er wurde hierauf in seinem Zimmer gemeuchelt, den 18. Septem- der 96. Der von den Verschworneu erhobne greise Se- nator M. Cocccjus Nerva verlängerte den heilsamen Einfluß seiner milden Negierung dadurch, daß er den in Spanien aus römischer Familie gcborneu M. Ulpius Tra- janus adoptirte. Seit Januar 98 Kaiser, verbannte Trajau die Angeber, ermäßigte die Steuern, sorgte für arme Kinder, stiftete Bibliotheken, wirkte durch das Bei-

9. Mit einem Stahlstich - S. 184

1836 - Stuttgart : Belser
Neuntes Hauptstück. 184 zurückgeschreckt hat. Das erste Buch Mosts enthält in einfacher Sprache die ehrwürdigsten Sagen aus der Kind- heit des Menschengeschlechts; mit der mosaischen Gesetz- gebung kann, was ein Lykurg, Solon oder Mohamed ge- schaffen hat, auch nicht einmal verglichen werden; die erzählenden Schriften, sonderlich die Bücher Samuels und der Könige, sind Muster historischer Darstellung; und wer nennt uns eine gleich schone Stelle aus Homer, Dante pder Shakspeare, wenn wir ihm die Worte des 139sten Psalms zurufen: „wo soll ich hingehen vor deinem Geist? und wo soll ich hinfliehen vor beinern Angesicht? führe ich gen Himmel, so bist du da, bettete ich mir in die Holle, siehe, so bist du auch da; nähme ich Flügel der Mvrgenrvthe und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst halten und deine Rechte mich führen; spräche ich: Finsterniß möge mich decken, so muß die Nacht auch Licht um mich seyn; denn auch die Finsterniß nicht finster ist bei dir, und die Nacht leuchtet wie der Tag;„ — oder wenn wir ihn an des Jesajas Weissagung wider den König von Babel erinnern: „Die Holle geräth in Bewegung, wenn du hinunterkommst, sie erregt vor dir die Schatten, und heißt alle Gewaltigen der Erde aufstehen von ihren Thronen. Sie alle heben an und sprechen zu dir: hinfällig bist du wie wir! In die Holle gefahren ist deine Pracht sammt dem Klange deiner Harfen, Motten sind dein Bette und Würmer deine Decke.« In der That, eine gebietende Stimme, der das Herz nicht zu widersprechen vermag, schallt uns aus diesen Schriften entgegen, und ich frage Jeden, der zu ehrlichem Bekenntnisse aufgelegt ist, ob ihn die Bibel, wenn er sie mit zweifeln- dem Blicke zu lesen begann, nicht bald in eine Stimmung versetzt habe, die mehr ein Gebet als eine Kritik war? Die hebräische Sage vom Garten Eden weist auf ein Land zwischen dem Opus und Euphrat, die von der

10. Mit einem Stahlstich - S. 400

1836 - Stuttgart : Belser
400 Erstes Hauptstück. gehen zu lassen. Die Geschenke bestanden in Gezelten von seltner Farbenpracht und Größe, in kostbaren Seidenzcugen, in Balsam, Narben, Salben und Räucherwerk, — „also, daß man" — sagt der Mönch von St. Gallen, — „den Orient ausgeschöpft zu haben schien, um den Occident zu füllen." Besonders zogen aber kolossale metallne Leuch- ter und eine Wasseruhr die Aufmerksamkeit der Franken auf sich. Letztere war so künstlich gefertigt, daß sie den Lauf der Stunden richtig zeigte, und daß jedesmal nach vollbrachter Zeit i 2 Erzkügelchen auf eine Glocke herab- sielen und 12 Reiter durch 12 Fenster heraus- und hin- einritten. Auch hatte der Chalif nicht vergessen, den Ge- schenken die Leiber mehrerer Märtyrer beizufügen (die Schlüssel des h. Grabes waren Karl schon früher zuge- kommen). Ueber die Reise der Gesandten und über den Eindruck, den der Empfang am Hofe Karls auf sie mach- te, erzählt unser obiger treuherziger Gewährsmann : „Die persischen (arabischen) Gesandten, unbekannt mit Fran- kenland, erduldeten seltsames Geschick und Ungemach, bis sie nach eines Jahres Verlauf zu Aachen eintrafen. Am hohen Osterfeste hatte sich der Unvergleichliche so geschmückt, daß er ihnen über die Maßen schrecklich vvrkam. Neu- gierig baten sie, alles besehen und betasten zu dürfen: er erlaubte es; also giengen sie allenthalben umher, fan- den mehr Pracht und Kostbarkeiten, als alle Schätze des Morgenlandes zusammen, liefen hie und dorthin, besa- hen Alles mit Staunen, befühlten Alles, und so oft sie vom Söller herab die Pracht der Geistlichen und Höf- linge geschaut, kamen sie mit hellem Gelächter zum Kai- ser zurück, schlugen die Hände zusammen und riefen ohne Aufhören: „ei, sonst haben »vir nur Menschen von Erde gesehen, aber diese hier sind vvu eitel Gold!" — Wir
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