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1. Grundriss der römischen Altertümer - S. 237

1882 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
122. Die Festspiele. 237 oder Kämpfe zwischen sechs Türmen junger Ritter und mancherlei militärische Manöver. Bisweilen leitete man Wasser in ein Riesen-bassin (lacus) des Cirkus und führte Seegefechte auf. Vor Errichtung der Amphitheater fanden hier auch Gladiatorenkämpfe und Tieihetzen statt. Girkusspiele kamen vor z. B. an den ludi Romani, plebei, Apollinares, Megalenses, Floralia u. a. b) Die scenischen Spiele, ludi scnenici. Obgleich schon in älterer Zeit mancherlei Volkspossen aufgeführt wurden, erhielt Rom doch erst seit 364 y. Chr. eigentliche dramatische Aufführungen, indem man während einer Pest solche Spiele gelobte und Schauspieler aus Etrurien kommen liefs. Dann schuf Livius Anch onicus 240 v. Chr. die ersten besseren Dramen und seit 214 v. Chr. wurden an den ludi Romani vier Tage hindurch (Liv. 24, 43: ludos scaenicos per quadriduum eo anno primuni factos . . .) Bühnenstücke aufgeführt und bald hatten sie das Übergewicht über die Girkusspiele erlangt (Liv. 40, 52 u. 42, 10, wo je Spiele 's on mehreren Tagen erwähnt werden). East alle Hauptfestspiele waren mit dramatischen Darstellungen verbunden. Seit dem zweiten punischen Kriege herrschte die griechische Tragödie und Komödie, bis diese durch die Mimen und Pantomimen verdrängt wurden. Das Theater. Die scenischen Stücke wurden in Theatern aufgeführt, deren Pompejus das erste steinerne baute {Tac. ann. 14, 20: quippe erant qui Cn. quoque Pompeium incusatum a senioribus ferrent, quod mansuram theatri se-dem posuisset. Nam antea subitariis gradibus et scaena in tempus structa ludos edi solitos). Die Zuschauer standen {Tue. 1. c. stantem populum spec-tavisse, ne, si consideret, theatro dies totos ignavia continuaret) auf einem freien Raume (cavea). Die Bühne (scaena) war anfänglich nur ein Brettergerüst, bis 174 v. Chr. die Censoren eine steinerne Bühne herstellten. Die cavea bildete einen Halbkreis und die scaena dessen Durchmesser. Im ganzen war das römische Theater nach griechischem Muster erbaut; doch fehlte die Orchestra, an deren Stelle die Sitzplätze für die Senatoren waren (locus senator ins, Cic. Cluent. 47, 132). Hinter denselben liefen die übrigen Sitzreihen terrassen-ormig m immer gröfseren Halbkreisen empor, und von dem Bühnenraum bis hinauf zum letzten Halbkreise waren radienförmig Treppen errichtet, durch welche der ganze Zuschauerraum in keilförmige Abschnitte (cunei) geteilt wurde. Gespielt wurde nur auf der Bühne, nicht auch in der Orchestra, wie im griechischen Theater; deshalb war die römische Bühne auch länger und breiter; sie bildete ein längliches Viereck und lag fünf Fufs erhöht quer vor den Senatorenbänken. Gleich hinter den Sitzen der Senatoren kamen die vierzehn Sitzreihen (subsellia) der Ritter. Augustus traf durch seine lex lulia theatrahs genauere Bestimmungen über die Plätze der Priesterkollegien , der eamten, sowie der Frauen, denen er abgesonderte Plätze anwies, und der untersten Volksklasse. Den Sklaven war der Eintritt verwehrt.

2. Mit einem Stahlstich - S. 95

1836 - Stuttgart : Belser
Die Aegyptier. 95 kleine Ostrisbildcr in den Mund, auf die Brust und den Unterleib, und stellte den Gott selbst als Mumie auf ei- nem Throne sitzend dar: vor ihm die Lotusblume, neben ihm ein weiblicher Genius der Fürsprecherin Isis, vor dem letzter« Anubis, Herold der Unterwelt, welcher die Thaten des Verstorbnen aufzeichnet, und eine Wage, auf der sic gewogen werden sollen; ganz vorn erscheint ein Nilpferd mit aufgesperrtem Rachen als Sinnbild Typhons, der die Seele zu verschlingen droht; hinter dem Throne des Richters liegt der gesetzmäßig, oder wie man zu sagen pflegte, der nach ostrischer Weise einbalsamirte Leichnam. Das Einbalsamiren nämlich bestand darin, daß man die Eingeweide herausnahm, den Leichnam mit Spezereien füllte, 70 Tage lang in äthiopisches Bcrgsatz cin- wcichte, sofort in Baumwolle hüllte mit einem Bergasphalt bestrich, der später den Namen Mnm erhielt, und in eine höl- zerne, zum Aufrechtstehen eingerichtete Form verschloß. War dieß geschehen, so brachte man den Todten an den Ort seiner Bestimmung, und zwar von Memphis aus, wie Diodor berichtet, an das jenseitige Ufer des Mörissecs. Hier versammelte sich ein aus 40 Personen bestehendes Gericht, vor welchem Jeder den Verstorbnen anktagen konnte, worauf die Richter entschieden, ob er des Be- gräbnisses werth sey oder nicht. Wie reimen wir nun aber die Gewohnheit des Einbalsamirens mit dem Glau- den zusammen, daß die Seele nach dem Absterbcn des Leibes einen dreitanscndjährigen Kreislauf durch alle mög- lichen Thierleibcr beschreiben müsse, und erst dann wieder in einen menschlichen Körper versetzt werde? Bewahrte man den Leichnam vor Verwesung, weil Jeder bei seiner Wie- derkunft die alte Hülle noch vorzufinden und in sie zu- rückzukehren wünschte; oder hoffte man, — wie schon mehrfach vermuthct worden — dadurch, daß man den Leichnam erhielt, der Seelenwandcrung zu entgehen, weil

3. Mit einem Stahlstich - S. 688

1836 - Stuttgart : Belser
688 Zweites Hauptstück. erschütterungen verbundner Ausbruch des Vesuvs die Städte Herculanum und Pompeji, deren erstere man ±758, die andre 1748 auszugraben angefangen hat. Welche Ucberraschung, durch Pompejis Straßen wandelnd, bis auf kleine Züge herab plötzlich das Alterthum vor sich auflebeu zu sehen! Noch liest man Worte, wie sie von gelangweilten Schildwachen in die Wand gekritzelt worden sind; auf einem Bäckerhause, wohl zugleich Wein- schänke, sieht geschrieben: r,liic habitat felicitas/y; die Zim- mer sind um einen oder zwei viereckige Hofe her gebaut, von aussen einfach, meistens beschränkt und nur durch die Thüre erleuchtet, aber sogar in Handwerkshäusern am Boden mit Mosaik ausgelegt, au den Wänden mit Ara- besken und werthvollen Malereien geschmückt, und auch im geringsten Hausrath spiegelt sich der Sinn für Schön- heit, welcher, den Griechen nachbildend, damals alle Ge- werbe durchdrang. Schon den 13. September 81 verlor die Welt den Kaiser Titus. Sein ihm unähnlicher Bru- der Titus Flavius Domitianus, der sich mit Fliegen- fangen beschäftigte, und dem Daeierkönig Decebalus Tribut zahlte, mehr Katze als Tiger, frischte Angeberei, Senatorenmord und Erpressungen auf, verwies Philoso- phen, und übergab Schriften, wenn sie nicht schmeichelten, dem Feuer, so daß Tacitus sagt: „auch das Gedächtniß hätten wir sammt der Sprache verloren, wenn Vergessen in unsrer Gewalt stünde wie Schweigen." Ein Kind spielte mit einem Zettelchen, das unter Domitians Kopf- kissen gelegen hatte und die Kaiserin nebst beiden Gene- ralen der Leibwache als Schlachtvpfer bezeichncte: er wurde hierauf in seinem Zimmer gemeuchelt, den 18. Septem- der 96. Der von den Verschworneu erhobne greise Se- nator M. Cocccjus Nerva verlängerte den heilsamen Einfluß seiner milden Negierung dadurch, daß er den in Spanien aus römischer Familie gcborneu M. Ulpius Tra- janus adoptirte. Seit Januar 98 Kaiser, verbannte Trajau die Angeber, ermäßigte die Steuern, sorgte für arme Kinder, stiftete Bibliotheken, wirkte durch das Bei-

4. Bd. 2 - S. 17

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
17 Erstes Kap. Geschichte der Perser. im Wein- und Siegesräusche die ehrwürdige Perserstadt zerstörte; aber ihre Trümmer mögen noch länger dauern, als die neuesten Pa- läste. Da, wo an der Grenze der Sandregion die Gebirgskette anhebt, liegen, von zwei Armen derselben halb umschlossen, diese geheimniß- vollen Ruinen. Ans ungeheueren Marmorblöcken wunderbar zusam- mengefügt, sieht man gigantische Treppen, Säulen, Mauern, Gemä- cher und Gräber in seltsamer Verbindung, theils noch stehend, theils zusammengestürzt, ^mit räthselhaften Thiergestalten vermischt und die Wände fast durchaus bedeckt mit schwer zu deutenden Bildern und mit Charakteren einer längst verstorbenen Schrift (*). Aber weit über ihr heimathliches Land, nach allen Weltgegenden hin, herrschten die Perser; Mittel- und Vorder-Asien vom Indus bis zum Mittelmeere gehorchte ihrer Macht. Wir haben schon früher die westlich des Tigris gelegenen Länder Kteinasiens, dann Syrien und Babylon, auch östlich an diesem Strom Assyrien und Medien betrach- (§t; noch müssen wir der übrigen Provinzen bis zum Indus rmd Oruö erwähnen. Was von diesen beiden Flüssen bis zum Tigris und zum in- dischen Ocean liegt, und in mittleren Zeiten Iran (im Gegensaz von Turan, nördlich am Orus) genannt wurde, hieß den Griechen mit demselben Namen A ria n a (in der Zendsprache Erlen e). Allster den schon genanllten Provinzen umfaßte solches in Süden die wüsten Län- der Karmanicn und Gedrosien, in Norden am kaspischcll Meer Hyr- cania und daran gränzend das späterhin furchtbare Parthia, in Nord- osten und Osten endlich die uralten Handclsländer Bactria und Sog- diana (dieses leztere noch jenseits des Orus), Aria, Arachosia und Paropamisus, das indische Grenztand. Bei aller Verschiedenheit in Klima und Produkten, die bei so weit ausgedehnten Ländern sich vcr- muthen läßt, ist dennoch, mit Ausnahmeder Seeküsten, den meisten die hohe Lage, die trockene Luft und Armuth an Wasser gemein. tz. 3. Cyrus. Ungeachtet der Dunkelheit, die auf der Geschichte von Cyrus, dem Stifter des Perserreiches, ruht, mögen wir erkennen, daß derselbe von dem edelsten der persischen Stämme, den P a sa r g a d e n, und zwar aus dem erlauchten Hause der Achämeniden (man will diesen Na- (*) Der sogenannten Keilschrift, um deren Erklärung sich vorzüglich Grotefend, Lichtenstein und Tychsen nebst mehreren anderen der oben- genannten Schriftsteller verdient gemacht haben. Aus diesen Erklärungen und aus anderen Gründen geht hervor, daß Persepolis — wahrscheinlich eines mit Pasar gada — Lager der Perser — allerdings aus den ersten Zeilen des alten Perserreiches herrühre, ursprünglich das Hoflager der persi- schen Könige, darauf ihre Todtenresidenz und ein allgemeines National- heiligthum gewesen. (S. Heeren Zdeen I. S. 335 ff.) Ii. 2

5. Geschichte des Mittelalters - S. 1

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Überblick über die bildenden Künste im Itmelaifer. 1. Die tiltchrittliche Kunst, insbesondere die Baukunst. § 1. Die Katakomben. Zu der Zeit, als das gewaltige Cäsarenreich politisch und militärisch unter dem Ansturm der Germanen zusammenbrach, war auch die Kunst in Verfall geraten. Die größte Anregung empfängt bei allen Völkern die Kunst von der Religion. Der Götterglaube, der auch den Griechen und Römern so außerordentlich viel Stoff und Anregung zu künstlerischer Tätigkeit gegeben hatte, war verschwunden, an die Stelle der Götter waren die Cäsaren getreten, Menschen, die mit all ihrer Menschlichkeit ihren Zeitgenossen bekannt waren. Nur bei einem kleinen Teile der Bevölkerung des römischen Weltreichs, der christlichen, fand sich ein tiefer, inniger Glaube an Gott. Aber diese Bevölkerung war arm und wurde ihres Glaubens wegen verfolgt. Der Glaube wies diese Menschen auf das Jenseits hin und forderte von ihnen Entsagung. Es dauerte geraume Zeit, bis es gelang, diesen neuen Geist auch in künstlerische Formen zu bringen. Die ältesten Versuche zeigen sich in den Katakomben, den unterirdischen Grabstätten, in denen die Christen in den ersten Jahrhunderten ihren Gottesdienst feierten. Die Katakomben sind schmale Gänge, die nach Art von Bergwerksstollen und Gängen oft mehrere Stockwerke tief in den Felsen getrieben wurden; sie waren durch Treppen miteinander verbunden und erhielten Luft und Licht durch enge Kamine, die zur Oberfläche führten. In den Gängen wurden zu beiden Seiten schmale, längliche Öffnungen oder Nischen ausgehauen zur Aufnahme der Leichname. Nach der Beisetzung wurden diese Öffnungen durch eine Steinplatte, die in der Regel den Namen des Verstorbenen trug, geschlossen. An einigen Stellen erweiterten sich die Gänge zu kleinen Kammern oder Kapellen, in denen besonders ausgezeichnete Persönlichkeiten wie Märtyrer, Päpste und Bischöfe beigesetzt wurden. Hier fand in der Regel über dem Grabe eines Märtyrers der Gottesdienst statt. Die bedeutendsten römischen sind die Calixtkatakomben mit der Papstkrypta, in der mehrere Päpste aus dem dritten Jahrhundert bestattet sind, und die Krypta der hl. Cäcilia. Die Wände der Gänge und besonders der Kapellen wurden oft mit einfachen Gemälden ausgeschmückt, die Vorgänge aus dem Alten und Neuen Testament, namentlich aus dem Leben Jesu, mit Anlehnung an antik-heidnische Vorbilder darstellten. So zeigt ein Deckengemälde in der Katakombe der Domitilla Christus als Orpheus mit der Leier, dem die wilden Tiere aufmerksam lauschen; in den umgebenden Randbildern ist Christus, der einen Toten (eine Mumie) erweckt, Moses, der Wasser aus dem Felsen schlägt, gegenübergestellt, ebenso Daniel in der Löwengrube dem Hirtenknaben David. Sehr oft findet sich Christus dargestellt als der gute Hirt, der das verlorene Schaf wiedergefunden hat. In ähnlicher Weise schmückte man die Steinsärge (Sarkophage) mit Reliefbildern aus dem Alten oder Neuen Testament, die sich in der Behandlung an die spätrömische Zeit anschließen, oder auch mit einfachen Tier- und Pflanzenformen, denen das Christentum eine symbolische Bedeutung unterlegte (Fisch, Taube, Phönix, Palme). Sehr beliebt waren die verschlungenen griechischen Buchstaben X P (-p )|< = Christus) oder auch A und X2, der Anfang und das Ende. Weltgeschichte für die Oberstufe d. ©tubienanft. u. fi'tv Oberlyzeen. 2. Bd. J3

6. Mancherlei für Jung und Alt - S. 15

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
15 Der vornehmen Kunstansicht unserer schönen Geister und Kunst- enthusiasten möchte der Anblick einer künstlerischen Erziehung, wie die meinige war, ein mitleidiges Achselzucken abnötigen; ich aber weiß mit Dank gegen Gott und meinen guten Vater, was sie mir genützt und wovor sie mich bewahrt hat. Wenn ich dem Vater bei einem Schreiner im Orte oder einem Bauer auf einem nahen Dorfe ein Brautgerät, Laden, Bettstellen, Schränke und dgl. anstreichen und mit bunten Blumen und Landschaften schmücken half, auf eine Wiege oder einen Kindersarg Engelsköpfe, oder auf Särge für Erwachsene und alte Leute Kruzifixe malen mußte: so hatte ich das frohe Gefühl, ein brauchbares Glied der Familie zu sein und dem Vater bei seinem Erwerbe geholfen zu haben. Dabei schwebte mir immer ein gewisses Kunstideal vor, das sich in die Form des zuletzt gesehenen Besten, sei es ein Bild oder Kupferstich, kleidete; — sah ich gut gemalte Blumen oder Früchte, etwa in einem gemalten Zimmer, so versuchte ich, etwas dem Ähnliches hervorzubringen. So waren Tiere durch lange Zeit mein Lieblingsgegenstand, wozu mich die Anschauung der Natur und der Anblick einiger Kupfer und Radie- rungen nach Berghem und einigen andern gebracht hatten. Der eigent- liche Hintergrund dieser Liebhaberei aber war die Schönheit und Poesie des Hirtenlebeus, für das ich schwärmte. Mein Vater unterstützte diese Schwärmerei mit der Erlaubnis, durch zwei Spätsommer die Kühe hüten zu dürfen, da es eben nichts Besonderes zu thun gab. Wer war glück- licher, als ich? Überhaupt war es nie bloß das sogenannte Malerische allein, das mich anregte. Wenn ich bei meiner kleinen Herde, an einem Feldraine hingelagert, die weite schöne Gegend überschaute, über welche die flatternden Wolkengebilde rätselhaft hinzogen und große wandelnde Schatten über Gebirge und Thäler breiteten; wenn ich den Stimmen der Luft und Wälder lauschte, unterbrochen von dem fernen Gesänge der Hirten, dem Brüllen und Blöken der Herden, dem Holzschlag aus dem Walde und dem Glucken und Murmeln der Büche: da bevölkerte ich die Gegend mit meinen Phantasieen, genommen aus meiner kindlichen und kindischen Lebensanschauung. Es zogen wunderbare Bilder an mir vor- über, aus mir heraus und in mich hinein. Die Einsamkeit sprach mit beredter Zunge zu mir. Damals verstand ich wenig davon, erst heute verstehe ich meiue Jugend. Die Gegend meiner Heimat hat nicht die Großartigkeit der Alpen- welt, aber immer noch Reiz genug, um jedem Empfänglichen für schön zu gelten. Lange, mit allerhand Holz, besonders aber mit ernsten, duftigen Tannen- und Fichtenwäldern bedeckte Bergzüge, mit weiten offenen Thälern, die oft kleinere von überraschend schöner und romantischer Lage mit Felsen und Wald einschließen; klare Bäche und ein großer, von den

7. Mancherlei für Jung und Alt - S. 145

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
145 überrascht aufgestanden, die Hände auf die Brust gedrückt, die Augen züchtig gesenkt, im langhinwallendeu Kleide dem Engel gegenüber, der an der äußersten Zimmerecke aus den himmlischen Höhen niederschwebt und den Gruß mehr deutet als spricht. Das ärmliche, aber blanke Hausgerät, Bett, Küche, Kochgeschirr, Bücherstelle, bis ins einzelnste, bilden ein so natürliches als zusammenstimmendes Ensemble, daß jeder Beobachter im Herzen denkt: „Ja, so muß es im Hause der heiligen Jungfrau ausgesehen haben!" Uns sprach besonders der nüchterne, tief- verständige Sinn des Ganzen an, ohne Übertreibung, ohne Spur von Gemeinheit, das Göttliche in der würdigsten menschlichen Form vermittelt. Hierauf folgen in den nächsten Kapellen die Heimsuchung Mariä, die Geburt Christi, die Darstellung Jesu im Tempel und dessen Wieder- findung unter den Schriftgelehrten, wundersame Bildungen von zartester Auffassung, oft mit wahrer Meisterhaftigkeit zum harmonischen Gesamt- eindrucke gruppiert. Den freudenreichen Geheimnissen schließen sich die schmerzhaften an, abermals durch eine riesige Thorhalle über dem Wege eröffnet, nach der nämlichen Anlage und Ausführung, der heilige Ölberg, die Geißelung, die Dornenkrönung, die Kreuzfahrt und die Kreuzigung voll ergreifender Wahrheit und Eindringlichkeit. Die kleinsten Umstände der Evangelien sind meisterhaft ausgedrückt und reißen in ihrer kunstlosen Benützung den Gelehrten zur Bewunderung, den Ungelehrten zur besseren Einsicht, alle zur Andacht und Beherzigung hin. Das tiefe Herzweh eines jeden guten Christen bei den Leiden des Gottmenschen Jesus Christus hat sich in den bedeutsamsten Bildern wunderbar anschaulich dargestellt und manchmal bis zum Abscheu des Künstlers gegen die unmenschlichen Peiniger in grotesken Formen gesteigert. Vor der Kapelle der Kreuzigung Christi sind die Marmorstufen von knieenden Betern abgenutzt, und die Thrünen- spur heiliger Andacht, aus dem Spiegel derselben deutlich zu sehen, aus deu Augen, die längst im Tode erloschen sind, zeugt von Reue und Buße über die Sünden eines unglücklichen Lebens. Aus diesem Gebiete der Todesschmerzen treten wir aufwärts steigend durch ein drittes Thor in die lichte Region der glorreichen Geheimnisse der Menschenerlösung, wo in vier aufeinanderfolgenden Kapellen die Auferstehung und Himmelfahrt Christi, die Sendung des Heiligen Geistes und die Aufnahme Mariens in den Himmel dargestellt sind. Die Hügel- pyramide ist immer schlanker und luftiger geworden; mit den Lichtmassen, die sich von allen Seiten auf uns uiedergießen, haben sich die Düfte und Kühlungen der überragenden Alpen gemischt, um unsere Seelen durch die glorreichen Thaten Jesu Christi, welche den Tod gebrochen und die Hölle besiegt haben, fröhlich aufatmen zu lassen. Weite dnnkellaubige Lesebuch. 10

8. Mancherlei für Jung und Alt - S. 267

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
267 erhob und für Jahrhunderte jeden Nebenbuhler überflügelte, hatten andere Städte Toscauas in den Künsten schon Großes und Dauerndes geschaffen. Ja, das mächtige Pisa war es, das in Niccolo Pisano den kühnen und glücklichen Vorboten der künftigen allgemeinen Wiedergeburt der italienischen Kunst hinstellte und das in seiner Domanlage Denkmäler von unver- gleichlicher Bedeutung hinterließ. Fast am Ausgange des Arnothales und nur noch eine Stunde vom Tyrrhenischen Meer entfernt, winken die Kuppeln und Türme der einst gewaltigen und stolzen Freistadt dem erwartungsvollen Wanderer, der sich Pisa nähert, verheißungsvoll entgegen. Schnell erledigt er seine äußeren Angelegenheiten und dann eilt er an die nordwestliche Ecke der Stadt. Hier erblickt sein staunendes Auge den schiefen Turm, den Pracht- bau des Domes, die herrliche Tauskirche dicht nebeneinander auf weitem Plane und hinter ihnen sieht es die Außenmauern des berühmten Fried- hofes. In eine architektonische Anlage tritt man ein, die in ihrer Monu- mentalität und Schönheit, ihrer geschichtlichen Denkwürdigkeit und kunst- geschichtlichen Bedeutung ihresgleichen nicht hat. Andere Gebäudegruppen mögen prächtiger, größer und im einzelnen vollkommener sein, allein würdiger und historischer ist keine. Nur die Ruinen Noms und die Tempel in Pästum muß man nicht mit in Betracht nehmen wollen; aber für das ganze christliche Italien darf man jene Behauptung aufrecht er- halten. Die offenen Thüren des Domes ziehen unwillkürlich in den hohen Bau, und eine vollkommene Freude genießt der Eintretende. Ein Wald schöner, antiker Säulen umfängt ihn, doch wohlgeordnet und einem großen Gedanken dienend; eine lange Perspektive leitet den Blick in die Tribuna, aus deren Wölbung ihm das kolossale Bild des Erlösers, von lichtem Goldgründe umgeben, ein Werk Cimabues, des Vaters der italienischen Malerei, entgegenstrahlt. Wandelt man nun in diesen weiten Räumen betrachtend umher, so erkennt man bald, daß die prächtigen Säulen des Altertums, die hier verwendet wurden, in der bedeutendsten und maß- gebendsten Weise den Eindruck bestimmen. Vier Reihen, durch Bögen ver- bunden, scheiden die fünf Schisse, und noch ein zweites Stockwerk ist angefüllt mit kleineren Säulen. Wie voll muß damals im 11. Jahr- hundert, wo der Bau unternommen wurde, Toscana noch von Römer- werken gestanden haben, wenn man so rauben konnte! Und wie begünstigt war man, wenn man nur die alten Bauwerke zu berauben brauchte, um das beste fertige Material zu gewinnen! Man konnte sich freilich im Gefühle technischer Schwäche noch nicht zur Wölbung des Mittelschiffes entschließen, mußte das Schema des Aufbaues im Mittelschiffe auch über die Öffnungen der Kreuzarme wegführen, so daß der Gedanke des Quer- hauses und Kreuzes sehr verdunkelt wird; man wölbte über der Kreuzung

9. Mancherlei für Jung und Alt - S. 322

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
322 auch ungeschickter und mit mehr Zeitaufwand; denn auch sie stimmen mit ihren Ansichten nicht immer überein. Musterhaft zeigt sich oft die Unermüdlichkeit ihrer Ausdauer, welche die Orientalen durch eine fchöne Legende verherrlicht haben. Irgend ein Prinz, fo erzählen sie, im Kriege mehrmals zurückgeschlagen, lag, beinahe verzweifelnd, in seinem Zelte. Eine Ameise lief an der Seitenwand in die Höhe. Er warf sie wieder- holt herab, aber immer kletterte sie wieder hinauf. Neugierig, zu sehen, wie weit sie ihre Hartnäckigkeit treiben werde, warf er sie achtzig Mal herunter, ohne sie dadurch zu entmutigen. Er selbst war ermüdet, aber zugleich auch von Bewunderung erfüllt. Die Ameise hatte ihn überwunden. Da sagte er zu sich: „Ahmen wir ihr nach und auch wir werden siegen." Was der Prinz sah, können wir täglich erfahren, wenn wir uns nur die Zeit dazu nehmen wollen. Bei ihren Zufuhren kommen den Ameisen die breiten Straßen zu statten, welche sie anlegen und mit der Zeit ganz glatt treten; sie marschieren auch in ziemlich geordneten Reihen die Baum- stämme empor, um Harz zu holen oder die Blattläuse zu melken. Auf den Zweigen beunruhigt, lassen sie sich fallen. So roh auch das Äußere ihrer Hütten aussieht, im Einklänge mit dem Materiale, aus welchem sie bestehen, so bewundernswürdig ist doch die Zweckmäßigkeit, die berechnete Anordnung im Innern derselben. Dieses besteht aus einer Unzahl von Gemächern verschiedener Größe, alle durch Gänge miteinander verbunden und in verschiedene Stockwerke ver- teilt, einige tief unten in der Erde, andere in der Kuppel des Gebäudes. Jene sind bestimmt zur Aufnahme der Jugend bei kaltem Wetter oder über Nacht, diese werden bei Tage gebraucht. Die aus dem Fundament entnommene Erde wird mit den schon genannten oder ungenannten Materialien gemischt und giebt dem luftigen Schlosse seinen Halt. Strahlen- artig führen Gänge von dem Innern nach außen, die Thore der volk- reichen Stadt sind durch aus und ein passierende Bewohner fortwährend belebt, für Fremde aber verschlossen durch die wachehaltenden „Stadt- soldaten". Bei Regenwetter oder für die Nachtzeit pflegen sie ihre Thore ebenfalls zu verschließen. Die Arbeiter, verschieden an Größe, teilen sich in zwei Rotten: die Lieferantinnen, welche das Nötige herbeischaffen, und die häuslichen Wärterinnen, welche die innern Familienangelegenheiten, besonders die Er- ziehung der Jugend und die Ernährung der stets drinnen verborgenen Männchen und Weibchen besorgen. Ihnen fällt eine ungeheure, unab- lässige Beschäftigung zu, wenn man nach den fortwährenden Bewe- gungen um die Wiege urteilt. Fällt ein Regentropfen, scheint ein Sonnenstrahl, so giebt es einen allgemeinen Aufstand, eine Umbettung aller Kinder, und das mit unermüdlichem Eifer. Man sieht, wie

10. Mancherlei für Jung und Alt - S. 446

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
446 Sprechen von Anmut umlagerten Lippen. Der ganze Kopf aber war zumeist etwas vorgebeugt, als ob es der zarten Gestalt schwer werde, ihn zu tragen; oder wegen der Gewohnheit, ihr kurzsichtiges Auge ganz dicht auf die Gegenstände zu senken. Zuweilen aber hob sich dieser Kopf, um ganz aufrecht den zu fixieren, der vor ihr stand, und namentlich dann, wenn sie eine humoristische Bemerkung oder einen Scherz machte; dann hob sich lächelnd ihr Haupt, und wenn sie neckte, lag dabei auf ihrem Gesichte etwas von einem vergnügten Selbstbewußtsein, von einem harm- losen Übermut, der aus dem ganz außergewöhnlich großen, trotz seiner Gutmütigkeit so scharf blickenden hellblauen Auge leuchtete." Hier auf dem ländlichen Edelsitze erschwang sich die Muse Annettens zur vollen Höhe und Reife. Diese Muse hatte einst in jungen Jahren sehr kindlich begonnen: mit keinem geringern Gegenstand als mit der Besingung eines Hähnchens. Die Dichterin erzählt es scherzhaft selbst in einem spätern Liede, „Das erste Gedicht" überschrieben, das sich unter den letzten Gaben findet. Sie hatte nämlich als Kind es besonders ge- liebt, stundenlang das alte Gemäuer mit dem Zinnenbau zu umstreichen, mit schauerndem Mut in unbesuchte geheimnisvolle Räume zu dringen und auf Entdeckungen und Abenteuer auszugehen. Eines Tages nun schlich sie den schwer verpönten Gang über die Wendelstiege des finstern Turmes hinauf, die unterm Tritte bog, kletterte bis hoch zum Hahnen- balken empor unter der Wetterfahne und verbarg dort unter des Daches Sparren „ein heimlich Ding". Und dieses heimliche Ding, das Enkel sollten finden, wenn einst der Turm zerbrach, das etwas sollte künden, was ihr am Herzen lag: Es war, ich irre nicht, In Goldpapier geschlagen Mein allererst Gedicht! Mein Lied vom Hähnchen, was ich So still gemacht, bei Seit' Mich so geschämt, und das ich Der Ewigkeit geweiht! Bald wuchsen dieser kindlichen Muse die Schwingen und sie machte sich an größere erzählende Gedichte. Das erste hieß „Walther", eine romantische Ritter-Epopöe im Stil von Ernst Schulze's „Bezauberter Rose", aber ungleich plastischer, frei von jeder Verschwommenheit und von voll- kommen tadelloser Form. Was sie überhaupt von dichterischen Vorbildern jener Zeit kennen lernte, hatte keinen dauernden Einstuß auf die Ent- wicklung ihres Talents, da dieselben ihrem kernhaften Wesen zu fremd waren und ihrem plastischen Trieb nicht zum Durchbruch verhelfen konnten.
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