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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 150

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
150 X. Aus der Frankfurter Nationalversammlung. richtig damit, es lasse sich dem nicht widersprechen, es sei gar nicht auszukommen in Haus und Hof ohne das Einmaleins; gerade ebenso ist es im Staatswesen mit dem Erbrechte beschaffen, welches ich hier zu verteidigen übernommen habe. Da läßt sich freilich auseinandersetzen, vor welchen Übeln das Erbrecht uns bewahrt, wie es bewahrt vor den mannigfachen und schwer empfundenen Übeln der Wahlberechtigung, wie es bewahrt vor den Übeln des Zwischenreichs zc. Aber am Ende kehrt es doch immer auf das allereinfachste zurück, und wir müssen zugestehen, daß gerade da das Erbrecht sich am unliebenswürdigsten beweist, wo es am meisten staatsmännisch auftritt, indem es nämlich in seiner vollkommenen Ausbildung auf höchst ungalante Weise alle Frauen ausschließt von dem Throne, solange noch einer vom Mannesstamme vorhanden ist, indem es alle Jüngeren ausschließt, alle jüngeren Prinzen, solange noch ein älterer da ist, indem es endlich keinem Prinzen einen Teil am Genusse der Herrschaft vergönnt, bis die Reihe an ihn gekommen ist, überhaupt aber jedem Erbberechtigten nur das Ganze des Staates übrig läßt, indem es ihn jedes Anrechts an einen Staatsteil beraubt. Und dennoch hat dieses System der Erbherrschaft neben so vielen Herbigkeiten auch seine zarte und in das innere Wefen der Menschheit dringende Seite. Nachdem es vor allen Dingen den Staat sichergestellt hat, denn der Staat muß in alle Wege die Hauptsache bleiben, führt es in das Staatswesen die Wärme der Familie ein, indem es die Herrschaft an ein regierendes Haupt knüpft. Ich weiß gar wohl, meine Herren, daß ich hiermit, wenn ich das Lob der Erbherrschaft rede, eine Saite anschlage, die in den Augen vieler von Ihnen längst zersprungen ist. Das aber hindert mich auf keine Weise. Erlauben Sie, daß ich eine schlichte Thatsache schlicht erzähle, die sich zu Ende des Jahres 1812 in Mitteldeutschland begab. Damals war der erste Strahl der Hoffnung nach Deutschland gedrungen, daß wir wohl des fremden Regiments erledigt werden möchten. Da fanden sich in Mitteldeutschland Volksversammlungen vornehmlich von Landleuten und Bauern zusammen. Man beredete sich, wie es zunächst werden solle. Darin waren alle einig, die Fremden müßten vertrieben werden, aber sollte man den alten Fürsten wieder aufnehmen, das war die Frage. Es begab sich, daß auch in einem Lande, ich will es lieber nicht nennen, wo der alte Fürst keineswegs gelobt und sonderlich geliebt war, — man wußte ihm manches, was nicht zum Frieden diente, nachzureden, — in der Schänke eines Dorses diese Sache verhandelt ward. Viel war hin-

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 110

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
110 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. Pisistratus (560-527 v. Chr). Doch wurde Solon seines großen Werkes wenig froh. Die Par- teien waren nicht ganz beschwichtigt; die einen murrten, er sei zu weit gegangen, die anderen aber, er habe nicht genug gegeben. So von allen Seiten bestürmt, verließ er die Stadt auf 10 Jahre und durch- wanderte Jonien, wo er in Thales, einem der sieben Weisen, einen Freund besaß, und Aegypten, das Wunderland, dessen Priester ihn freund- lich ausgenommen haben sollen. Die Athener hatten ihm geschworen, seine Verfassung 100 Jahre lang zu halten, aber schon 561, also nur 33 Jahre nach dem Schwur, seit ihn das allgemeine Vertrauen zum Ordner des zerrütteten Gemeinwesens erhoben hatte, bemächtigte sich sein junger und schöner Verwandter Pisistratus der Gewalt. Dieser stellte sich nämlich an die Spitze der Partei, welche die Sache der armen Bürger gegen die reichen vertrat und gewiß die zahlreichste war. Durch eine List (er ver- wundete sich selbst und sagte die Aristokraten hätten es gethan) gewann er die Erlaubniß, aus seinen Anhängern einige Hunderte bewaffnen zu dürfen, damit sie ihn gegen seine Feinde schützten. Mit diesen besetzte er die Burg und wurde so Tyrann von Athen. Zweimal vertrieben fand er immer wieder so viel Unterstützung, daß er die verlorene Gewalt abermals errang und sie endlich bis an sein Lebensende behauptete. Solches vermochte er nur durch Unterstützung des gemeinen Volkes oder der armen Bürger. Diese liebten ihn und selbst diejenigen, welche es ihm nie verziehen, daß er sich zum Herrscher aufgeworfen hatte, mußten ihm bezeugen, daß er die solonischen Gesetze aufrecht erhielt, den Müssiggang verfolgte und besonders den Ackerbau förderte, den Staatshaushalt trefflich ordnete, die Stadt durch Bauten schmückte und die Dichtkunst ehrte und liebte; er soll die homerischen Gesänge in die Ordnung gebracht haben, in welcher sie auf uns gekommen sind. Seine Gewalt erbten seine Söhne Hippias und Hipparch, welche ihren Vater nachahmten; Hipparch namentlich war ein Freund der Dichtkunst und der Dichter; er verordnte, daß die homerischen Gesänge bei dem Feste der Panathenäen vorgetragen würden und rief den Anakreon, den Sänger des heitern Lebensgenusses, an seinen Hof, ebenso den Simonides, dessen Gedichte das ganze Alterthum bewunderte, aber ihm vorwarf, daß er seine Kunst verkauft habe. Sturz der Pisiftratiden (510 v. Chr). Revolution des Klisthenes. Athen demokratisch. Die Pisistratiden hatten die gleichen Feinde, die ihren Vater zweimal vertrieben hatten; auch das gemeine Volk wurde ihnen wenigstens theil- weise ungünstig aus veränderter Laune und weil sie durch ein neues

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 170

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
170 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. den. So konnten seine treuen Schüler noch einige Tage länger um ihn sein; einer derselben, der reiche Kriton, hatte den Kerkermeister bestochen, Sokra- tes konnte entfliehen, wollte aber nicht, und verwies es seinem Freunde, daß er ihn zum Ungehorsam gegen die Gesetze der Stadt verleiten wollte; er habe die Wohlthaten der Gesetze lange genossen, und wenn ihm nun Unrecht geschehe, so entspringe daraus kein Recht für ihn, die Gesetze zu brechen. Sokrates wünschte zu sterben; er wollte durch das Thor des Todes in den Tempel der Wahrheit eingehen; denn all sein Denken und Forschen hatte ihn nur zu dem Geständnisse gebracht: „Ich weiß, daß ich nichts weiß." An seinem Todestage sprach er mit seinen Schülern über die Unsterblichkeit der Seele und von seiner Hoffnung, im Jenseits ein schöneres und helleres Leben zu beginnen, von dem das jetzige nur ein Widerschein sei; er tröstete die Weinenden, und als mit dem Unter- gang der Sonne der Augenblick da war, wo ihm der Giftbecher gereicht wurde, trank er ihn mit unerschüttertem Gemüthe. Dann ging er einige Augenblicke auf und ab, wie ihm der Gefangenwärter gerathen hatte, bis er Müdigkeit in den Beinen fühlte, legte sich nieder, verhüllte sein An- gesicht und starb (399). — Bald bereuten die Athener ihre Ungerech- tigkeit und ihren Mißgriff, setzten dem Sokrates Ehrensäulen und be- straften seine Ankläger. Von den Schülern des Sokrates hat der edle Xenophon, jener An- führer beim Rückzüge der Zehntausend, die Worte und Lehren seines Meisters am treuesten wiedergegeben, in ihm lernen wir den eigentlichen Sokrates am besten kennen. Andere Schüler des Sokrates gingen eigene Wege; z. B. Aristipp aus Kprene, welcher einen verständigen Lebensgenuß für Weisheit erklärte, der Stifter der kprenäischen Schule, die später in Epikur ihre volle Ausbildung fand; Antisthenes, der Verachtung aller Vergnügen lehrte und denjenigen Menschen als den glücklichsten hinstellte, welcher am wenigsten bedürfe und dem die Tugend allein genüge. Seine Schüler hießen die Kyniker (von dem Platze Kynosarges, wo Antisthenes lehrte, so genannt), von denen Diogenes am berühmtesten wurde. Der ausgezeichnetste Schüler des Sokrates aber bleibt Platon, dessen Schule von der Akademie, wo er lehrte, die akademische hieß. Er lehrte die Abkunft des menschlichen Geistes von der Gottheit, daher sehnt sich derselbe nach der Gottheit zurück in die Welt der Zdeen. Diese sind unveränderlich und ewig, und alles Irdische hat nur insofern Wahrheit, als es Antheil an einer Idee hat. Die höchste Zdee ist die Gottheit selbst, die Ursache von allem, was da ist und wird. Diese kann der Mensch nicht erfassen, nur die Ideen der Wahrheit, Schönheit und Tugend, die Ausflüsse der höchsten Idee, gestatten dem Menschen Zu- gang, und nach ihnen soll er während seines ganzen Lebens streben, damit er nach dem Tode in die höhere Welt der Zdeen gelange, wo er

4. Mit einem Stahlstich - S. 545

1836 - Stuttgart : Belser
Rom bis zum gallischen Brande. 545 Tagen, noch im Verlaufe des ganzen Maimonats, wah- rend der Znni dagegen als die glücklichste beit für den Eintritt ins chliche Leben galt. Auch an glücklichen Tagen konnte jedes Geschäft rückgängig gemacht werden, sobald dabei zufällig irgend ein Wort fiel, das von un- günstigem Sinne zu seyn schien. Den 9tcn, Ilten und 13ten Mai feierte man die Lemuria, das Fest der Ge- spenster. Um Mitternacht, wenn Alle schliefen, gieng der Hausvater baarfuß und schweigend an einen Brun- nen, schlug mit dem Finger ein Schnippchen, damit kein Schatten ihm in den Weg komme, wusch dreimal die Hände, gieng zurück, nahm schwarze Bohnen in den Mund, warf solche, ohne umzublicken, neunmal über den Kopf hinter sich, sagte dabei: „dicß schicke ich euch, mit diesen Bohnen kaufe ich euch und die Meinigen los," wusch nochmals die Hände, schlug an ein kupfernes hoh- les Gefäß, sagte neunmal mit flehender Stimme: „geht heraus, ihr väterlichen Manen," blickte dann frei um sich her, und kehrte in seine Wohnung zurück. Auf wie mancherlei Dinge hatte ein Römer zu achten, wenn er den Grundstein zu einem Hause legen, oder wenn er den Acker bestellen, oder verreisen wollte! und mußte er bei dieser steten Achtsamkeit auf Zeichen und Ritualien nicht ganz und gar ein Mann der Form werden? Nichts wird uns daher das Verständnis der Begebenheiten so sehr erleichtern als ein sorgfält.ger Blick auf die römischen Sacrä. Der Hausvater hatte inuerhatb seines Kreises un- umschränkte Vollmacht; die Frau galt als von ihres Va- ters Gewalt übergegangen in die seinige, und zwar mit- telst eines feierlichen Aktes, der unter Auspicien, in Gegenwart von wenigstens 10 Zeugen, vor dem Pontifex Maximus oder Flamen Dialis vvrgenvmmen wurde; neugeborne Kinder konnte er aussehen, oder indem er sie Baurr's Ersch. I. Bd. 55

5. Mit einem Stahlstich - S. 400

1836 - Stuttgart : Belser
400 Erstes Hauptstück. gehen zu lassen. Die Geschenke bestanden in Gezelten von seltner Farbenpracht und Größe, in kostbaren Seidenzcugen, in Balsam, Narben, Salben und Räucherwerk, — „also, daß man" — sagt der Mönch von St. Gallen, — „den Orient ausgeschöpft zu haben schien, um den Occident zu füllen." Besonders zogen aber kolossale metallne Leuch- ter und eine Wasseruhr die Aufmerksamkeit der Franken auf sich. Letztere war so künstlich gefertigt, daß sie den Lauf der Stunden richtig zeigte, und daß jedesmal nach vollbrachter Zeit i 2 Erzkügelchen auf eine Glocke herab- sielen und 12 Reiter durch 12 Fenster heraus- und hin- einritten. Auch hatte der Chalif nicht vergessen, den Ge- schenken die Leiber mehrerer Märtyrer beizufügen (die Schlüssel des h. Grabes waren Karl schon früher zuge- kommen). Ueber die Reise der Gesandten und über den Eindruck, den der Empfang am Hofe Karls auf sie mach- te, erzählt unser obiger treuherziger Gewährsmann : „Die persischen (arabischen) Gesandten, unbekannt mit Fran- kenland, erduldeten seltsames Geschick und Ungemach, bis sie nach eines Jahres Verlauf zu Aachen eintrafen. Am hohen Osterfeste hatte sich der Unvergleichliche so geschmückt, daß er ihnen über die Maßen schrecklich vvrkam. Neu- gierig baten sie, alles besehen und betasten zu dürfen: er erlaubte es; also giengen sie allenthalben umher, fan- den mehr Pracht und Kostbarkeiten, als alle Schätze des Morgenlandes zusammen, liefen hie und dorthin, besa- hen Alles mit Staunen, befühlten Alles, und so oft sie vom Söller herab die Pracht der Geistlichen und Höf- linge geschaut, kamen sie mit hellem Gelächter zum Kai- ser zurück, schlugen die Hände zusammen und riefen ohne Aufhören: „ei, sonst haben »vir nur Menschen von Erde gesehen, aber diese hier sind vvu eitel Gold!" — Wir

6. Mit einem Stahlstich - S. 497

1837 - Stuttgart : Belser
Kardinal Richelieu. 497 überdicß dem Kardinal für so glimpfliche Behandlung danken. Nunmehr stand Richelieu auf dem Gipfel der Größe; ganz Frankreich lag ihm zu Füßen; die ersten Männer des Reichs lasen in seinen Blicken ihr Schick- sal: er hatte verwirklicht, was in dem von ihm gebau- ten Pallaste zu Richelieu gewisse Sinnbilder andeutctcn, das Firmament mit der Inschrift: „in der Bewegung unbewegt," und ein Löwe, welcher anbcllcndc Hunde verach- tet. Doch spielte er dem König gegenüber stets die Rolle eines bloßen Dieners. „Nur voran," sagte einst Lud- wig, als sie an eine Thüre kamen, „Sie sind ja doch Herr im Hause." „Sire," rief der Kardinal, „ich gehe voran, um Ihnen zu leuchten," und nahm dem Bedien- ten die Fackel weg. Bezeichnend ist auch folgende Anek- dote. Während er eine Prinzessin begleitete, blieb ein Edelmann in seinem Zimmer zurück, wo geheime Pa- piere über den damals noch unbekannten Abfall Portu- galls von Spanien lagen. Aus Besvrgniß, der Cavalier möchte darin gelesen haben, schickteer ihn auf 53 Tage in die Bastille, gab ihm dann aber für die solang entzvgne Freiheit 33,000 Thaler. Ein bleibendes Denkmal hat sich Richelieu, der nebenher auch dramatischer Dichter war, und wohl nicht ohne Eifersucht den Cid des 1606 gebvrnen Corneille unbillig beurtheilte, dadurch ge- setzt, daß er 1635 die französische Akademie stiftete. Ihr Streben gieng vor Allem darauf hin, ein erschöpfendes Wörterbuch und eine allgemeingültige Grammatik zu ge- den. Die Folge hievon war frühzeitige Bestimmtheit und Abrundung des Französischen. Um so eher konnte sich diese Sprache, als die einzige unter den neuern, welche schon fertig war, über das ganze gebildete Eu- ropa verbreiten, und auch hiezu hat Richelieu mitgewirkt, indem er von Frankreich aus das Beispiel überall thäti- ger und dauernder Gesandtschaften gab. Baner's Gesch. Iv. Bd. 32 /

7. Mit einem Stahlstich - S. 218

1837 - Stuttgart : Belser
218 Drelzehntes Hauptstück. Die Reform. tn einem Freist. zur Vorliebe für den evangelischen Glauben bestimmt worden war. Die trefflich verwaltete, wohlgesittete, in unvergleichlich schöner Gegend, auf der Markscheide zwischen den Völkern deutscher, französischer und italiänischer Zunge gelegne Stadt Genf, zusammt dem weitverbreiteten Nufe der ihre Hochschule zierenden Männer, lud bald von allen Seiten die Wißbegierigen als Lehrerin, die um des Glaubens willen Verfolgten als Beschützerin in ihre gastfreundlichen Mauern, welche nicht so leicht Jemand verließ, ohne die Ueberzeu- gung im Herzen zu tragen, daß auch der letzte Rest pa- pistischer Gebräuche verwerflich sey, und daß die Gemeinde, wenn auch nur mittelbar, doch jedenfalls Theil nehmen müsse am Regiment der Kirche; und weil mau das Ur- bild einer solchen Verfassung in Genf gesehen und nach der Rückkehr in die Heimath unter dem Drucke andrer Gesetze und andersdenkender Regenten zu leiden hatte, so mochte sich den schönen Erinnerungen an die Universität gern eine gewisse Vorliebe für die Freistadt beigesellen. Calvin, dem die Genfer diesen Ruhm und Zufluß von Fremden verdankten, wollte bei aller Macht seine Lauf- bahn nicht reicher beschließen, als er sie angetreten hatte. Von seinem Gehalte, der sich, neben freier Wohnung, 12 Maß Getreide und zwei Tonnen Weins, auf 50 Tha- ler belief, trat er während einer Theurung 20 Thaler ab, und wies eine ihm angebotne Zulage mit den Worten zurück: »ich arbeite, damit Andre von mir Gewinn ha- den." Körperschwäche und häufige Kränklichkeit schärften nur seinen herrischen, dem Widerspruch abholden Charak- ter; in Thätigkeit bestand sein Leben: »wenn es so sort- geht," sagte er einmal, »so werde ich noch vergessen, wie Gottes liebe Sonne aussieht;" als er die Feder nicht mehr halten konnte, diktirte er noch, bis den 27. Mai 1564 die Auszehrung seine erschöpften Kräfte auflöste.

8. Mit einem Stahlstich - S. 248

1838 - Stuttgart : Belser
248 Elftes Hauptstück. die Sternkunde; er selbst aber trieb vor nämlich das un- mittelbar Nützliche. Kein Projekt wurde ohne Prüfung abgewicsen: mit dem Baumeister Schlüter, der ein per- petuuin mobile erfinden wollte, schloß er sich ein, und half ihm arbeiten. Ueberhaupt strebte er nach Wahr- heit, ertrug sie auch, sobald er von der Wahrheitsliebe dessen, der sie ihm sagte, überzeugt war: ungestraft zer- riß Knjas Feodorv witsch Dolgoruckoi eine schon vom Zaar Unterzeichnete Verordnung- weil er ihre Schäd- lichkeit beweisen konnte. ,,Erlaube dir nie eine Lüge", riechen zwei gut unterrichtete Männer dem jungen Ne- pljujew, „so wird dich der Zaar nie verlassen." Diese Worte fielen dem eben Genannten ein, als er zu spat auf seinen Posten kam. „Ich bin schon hier, mein Freund!" rief ihm Peter entgegen. „Ich bin schuldig," gab Nepljnjew zur Antwort; gestern war ich in Gesell- schaft, wurde lang aufgehalten, und habe dann meine Zeit verschlafen." Peter schlug rhu auf die Schulter, mit den Worten: „Gott verzeihe es! wohl dir, daß du die Wahrheit redest! wer sich nicht vor Gott versündigt, der hat kein Weib zur Großmutter." Er selbst erschien einst als Angeklagter vor dem rigaischen Magistrate, da ein Bürger der Stadt einige Ländereien in Anspruch nahm, die der Zaar als landesherrliches Gut an einen Günstling verschenkt hatte. Peter wohnte der Verhand- lung bei, trat während der Entscheidung ab, und küßte, als das Urtheil gegen ihn ausfict, jedem der Richter unter Lobsprüchen auf ihre Rechtlichkeit die Stirne: „ich unterwerfe mich den Gesetzen, und nun wage es Nie- mand , ihnen zu widerstreben!" Mit leidenschaftlichem Eifer wollte er die ganze Nation kultiviren; nie aber gelang es ihm, aus seiner eignen Seele den Stempel der Barbarei zu tilgen. Was er that, war gesund, kernhaft; aber auch seine besten Werke glichen einer Ge- waltthat, und seine liebenswürdigsten Eigenschaften stan- den auf dem Punkte, in Rohheit auszuarten. Er kannte die Freundschaft, und war fähig, ihr ein Opfer zu brin-

9. Mit einem Stahlstich - S. 522

1838 - Stuttgart : Belser
522 Siebenzehntes Hauptstück. Von ähnlichen Rücksichten geleitet, unterhielt Ka- tharina durch Grimm lebhafte Verbindung mit den pa- riser Salons, wechselte Briefe mit Voltaire, lud den verarmten Diderot an ihren Hof, empfieng ihn aufs ausgezeichnetste, kaufte ihm seine Büchersammlung ab, be- stimmte ihm als Bibliothekar derselben einen Gehalt, und bat ihn, sie trotz des Verkaufs lebenslänglich ganz als Eigenthum zu gebrauchen. In Deutschland hatte damals der hannoversche Hofrath und Leibarzt Johann Georg Zimmer ma nn, geboren 1728 zu Brugg im Kanton Bern, einen großen, weitverbreiteten Ruf. Un- erachtet er 4 Bände über die Einsamkeit schrieb, hieng sein Herz an vornehmen Bekanntschaften. Katharina forderte ihn auf, sie zu besuchen: er zögerte, wahrschein- lich aus Besorgniß, sie werde ihn bei sich behalten, und erwerbe dann nicht genug Muth haben, hohe Bedingungen durchzusetzen. Hierauf deuten Briefe, die er, in der Ab- sicht, daß Katharina sie zu Gesicht bekomme, an den früher durch ihn empsvhlnen Hvfarzt Weikhard schrieb: «Gottlob, daß die Kaiserin gesund ist! das freut mich herzinniglich. Auch dieß zeigt ihr schönes Porträt, wel- ches ich habe, und das ich (excusez!) schon oft Lust hatte, zu küssen; aber noch habe ichs nicht wagen dür- fen. O Gott! sagen Sie mir nicht mehr, wie glücklich wir beide zusammen in Petersburg gelebt hätten, wie brüderlich wir miteinander zur Kaiserin gegangen wären! cela me fend le cœur!« Also er wäre gern in Peters- burg gewesen. „Aber," sagt er ein andresmal, «ich bin zu arm, um in der armen Schweiy von meinen Reve- nüen zu leben; die Furcht vor dem Elende des Kriegs, die Ueberzeugung, daß ich in Deutschland ein Bettler werden müßte, stimmten mich äusscrst melancholisch." Uebri- gens steht in einem frühern Briefe, daß er zu Hanno- ver 1700 Reichsthaler Besoldung, und jährlich 4 bis 5000 Reichsthaler, meistens für Consultationen, einneh- me. »C'est un homme cher,« äußerte daher Katharina, die wohl merkte, woraus ers abgesehen habe. Nebenher

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 43

1854 - Münster : Aschendorff
43 die eiligen Schläge des fleißigen Arbeiters. Das klang ihm so heiter und traulich entgegen, als käme es aus der Schmiede seiner Heimath. Er konnte sich nicht enthalten, hinzuzutreten und den rüstigen Arbeiter anzureden. „Ihr habt wohl viel zu thun, guter Meister?" fragte er mit zutraulicher Stimme. — „Mehr als zu viel!" war die laute Antwort; „denn ich werde von allen Seiten gedrängt und kann nicht begreifen, was der Krieg mit all den Nägeln thut," — „Habt Ihr denn keine Gesellen?" fragte der Graf weiter. — „Man kann keine fin- den," rief der Emsige zwischen sein Gehämmer. Das war für den bedrängten Grafen genug, um sich sofort zur Hülfe anzu- bieten. „Es ist zwar nicht viel, was ich verstehe," sagte er, „aber ich verlange auch nur den nöthigen Lebensunterhalt zum Lohne, und mein Eifer soll den Mangel an Geschicklichkeit er- setzen." Der Meister ließ ihn einen Versuch machen und war hinreichend damit zufrieden. Es währte nicht lange, so war der junge Graf wieder ganz in seiner früheren Uebung und hatte sich so sehr die Gewogenheit des Meisters erworben, daß er von seinem Lohne etwas zurücklegen konnte. Da er sich in seine Lage gefunden hatte, so verlebte er heitere Tage in der redlichen Familie. Das Glück wollte aber auch, daß ihm nach Ablauf der Kriegesunruhen alle seine Güter zurückerstattet wurden. Da erst offenbarte er dem Meister seinen Stand und Namen und versprach, ihm ein Andenken an die bei ihm verlebte Zeit zu überschicken. Noch mehr aber, gedachte er, den wackeren Schmied seiner Heimath zu belohnen, dem er das köstliche Kleinod eines Handwerkes zu verdanken hatte. Er sehnte sich nach dessen Wiedersehen. Wie staunte er aber, als er statt der früheren Hütte ein großes Haus mit einem bedeutenden Lager von Ei- scnwaaren da stehen sah, und daneben eine Schmiede, worin viele Gesellen, nicht bloß mit Nägeln, sondern auch mit ver- schiedenen anderen Arbeiten beschäftigt waren! Der alte Meister aber stand an der Hausthür und sah eben zu, wie ein Karren mit Eisenwaaren beladen wurde. Der Graf erkannte ihn so- gleich, und der Gruß, womit er ihn bewillkommnete, war: „Handwerk hat einen goldenen Voden!"
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