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1. Das Alterthum - S. 4

1876 - Berlin : Weidmann
4 Einleitung. um die Macht; dennoch beginnt mit ihnen erst die Entwicklung auf geistigem und sittlichem Gebiet. — Wie aber diese erkorenen Völker zu jenen namenlosen sich verhalten, so verhalten sich wieder in den Völkern selbst einzelne hochbegabte Geister, deren innere Genesis ein göttliches Geheimnils ist, zu ihren Lands- und Volksgenossen: ihr Genius bringt den Fortschritt, sei es in der Begründung von Religionen oder bürgerlichen Ordnungen, sei es mit der Gabe des Gesanges oder der Dichtung, sei es als Entdecker oder Erfinder, oder sei es auch als die Herrschergeister und Kriegesfürsten. An sie wieder, als die genialen Persönlichkeiten, an die grossen Männer, knüpft sich wesentlich die Geschichte; doch darf man die Volks- und Culturbasis, auf der sie fufsen, nicht übersehen. Der Cultus des Genies, dessen man neuerdings Historiker beschuldigt hat, fehlt theils darin, dass er für diese Genien einen anderen Massstab der Beurtheilung fordert als die allen Menschen von Gott gesetzte sittliche Ordnung; theils darin, dass er sie, die Gott erweckt, selbst zu Göttern macht, nicht bloss zu Werkzeugen seiner Pläne. § 6. Perioden der allgemeinen Geschichte. Man könnte die Geschichte einfach in zwei grosse Perioden, eine vor Christus und eine nach Christus, theilen. Da aber das Christenthum wie ein Senfkorn beginnt und erst langsam die Welt durchdringt: so bildet es bei seinem Eintreten noch keinen sichtbaren Perioden-Einschnitt. Dieser wird für die alte Zeit immer da sein und bleiben, wo die antik-heidnische Welt in ihren letzten Spuren vergeht: nämlich im Untergange des weströmischen Reiches 476 n. Chr. Geburt. Dann beginnt die Zeit der germanischen Staats- und der römischen Kirchenform; beide sich durchdringend, sich bekämpfend, endlich zum Theil sich auflösend; diese grosse Gährungszeit nennen wir das Mittel alt er. Dieses schliesst, nachdem das wiederauflebende Alterthum (die Renaissance) die Individualitäten entfesselt und die Kirchenreformation die bisherige äussere Einheit der Völker in einer, die ganze civilisirte Menschheit umfassenden Hierarchie gebrochen, und gleichzeitig wichtige Entdeckungen über Erde und Himmel neue Anschauungen verbreitet haben, und auch auf politischem Gebiet die Ideen des bisherigen Lehnsstaates wankend zu werden beginnen. Von da an 1492 oder 1517, befinden wir uns in dem Abschnitt der neueren Zeit, der Zeit allseitiger freier geistiger Entwicklung, mit allem Segen wie aller Gefahr, den eine solche bringt: eine Periode, deren einseitiger Lobredner zu sein uns nicht ziemt, ehe alle Wege der Vorsehung uns enthüllt sind.

2. Das Alterthum - S. 7

1876 - Berlin : Weidmann
Die Aegypter. 7 nahmen, und eine grosse Fluth sie alle dahinraffte, ausser Noah und den Seinen1). Von Noahs drei Söhnen, Sem, Ham und Japhet2) entstammten neue Geschlechter, die nach kurzem Versuche sich zusammenzuhalten3), zerstreut wurden in alle Länder. Die Geschichtsforschung erkennt in den Hamiten vor Allem die Aegypter und die Urbevölkerungen der historischen Länder, in den Semiten die Völker Vorderasiens, westlich vom Tigris, und in den Japhetiten den indogermanischen oder arischen Stamm der Menschheit. A. Die Ilamitische Volksgruppe. Aegypter. ,1. Manetho (Mm. Teubn.) Herodot Ii. Dio dorus S icnlus I. Strabo Xvii. Ii. Description de l’Egypte etc. Paris Ibou (enthält histoire naturelle 1 u. 2,, anti-quitees I u. 2, etat moderne 1 u. 2 u. Tafeln). Champollion lejeune, L’Egypte sous les Pharaons. Paris 1814. 2 Th. und Derselbe, Monuments de l’Egypte, 1—4. Paris 1835—45. Die neueren Aegyptologischen Forschungen De Rouge’s. C. R. Lep-sius, Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien. 12 Abth., ferner Briefe etc. und andere Werke. Chr. Jos. Bunsen, Aegyptens Stelle in der Weltgesch. 3 B. Hamburg und Gotha 1845—1857. H. Brugscli, Geogr. Inschr. altägypt. Denkmäler. 3 B. Leipz. 1857. Duncker, B. 1, 4. Aufl. § 10. Geographie Aegyptens. G. A. v. Klöden, Handb. d. Geogr. Iii. Aegypten (50° östl. L., 23—32° n. Br.) wird von den Alten nicht zu Afrika (Libyen) gerechnet. In der That unterscheidet es sich in seiner Natur selbständig von dem übrigen Welttheil. Während nämlich dieser durch schmale sumpfige Küsten und dahinter liegendes steiles Hochland überall den Charakter der Unzugänglichkeit zeigt, weicht die Nordküste, mit Gebirgszügen, die vom Meeresufer entfernter liegen und bereits Ackerland (Teil) übrig lassen, von dieser allgemeinen Bildung ab und nähert sich europäischer Natur. In dieser Nordküste wieder bildet Aegypten, das als wohlzugängliches Flufsthal tief in das Innere des Welttheils eingreift, ein eigengeartetes Gebiet. So eigenthümlich wie das Land, ist auch die Bevölkerung. Während das Innere Afrikas von Negern erfüllt ist, welche sich bisher kaum bildungsfähig erwiesen haben, wird die Nordküste von dem begabteren Stamme der Berbern, und Aegypten von dem, schon im frühesten Alterthum mit bedeutender Cultur hervortretenden koptischen Stamme bewohnt. Aegypten, sagten die Alten, ist ein Geschenk des Nils. Der Nil4) kommt aus dem Victoria-Nyanza-See, der als erstes Reservoir seiner, unter dem Aequator liegenden und noch immer unbekannten Quellen anzusehen ist. Nachdem er zuerst ein üppiges, tropisches Sumpf land durchflossen, vereint er sich (15° n. Br.), bisher [Bahr ei Abiad, der weisse Nil, genannt, mit dem Bahr ') Gen. 6—9. 2) Gen. 9—10. 3) Gen. 11,1—9. 4) Diod. I, 32—41. Her. Ii, 2—24.

3. Das Alterthum - S. 93

1876 - Berlin : Weidmann
Der Staat Athen. 93 halten wurden. Die 6000 jährlich erloosten Heliasten bildeten die verschiedenen Gerichtshöfe, und da manchen Bundesgenossen aufgelegt war, ihr Recht in Athen zu nehmen, so mehrte sich die Zahl der Processe, die Beschäftigung der Bürger mit Rechtssachen, ja auch die krankhafte Lust daran. Seit Perikies wurde den zu Gericht sitzenden Bürgern ein täglicher Sold gezahlt1), zu dem sich dann bald auch eine Entschädigung für den Besuch der Volksversammlungen gesellte2). Da die Kriege nicht mehr bloss für den Boden des Vaterlandes, sondern für Herrschaft und in weiter Ferne geführt wurden, so ward die Einführung des Truppensoldes ebenfalls nothwendig. Aber auch für seine tägliche Ernährung, selbst für seine Vergnügungen und seine Festeslust sollte der ärmere Bürger nicht mehr bloss der oft gefährlichen Freigebigkeit der Grossen zu danken haben; der Staat gab aus seiner Kasse reichliche Opferschmäuse, Spenden und Kornvertheilungen und machte durch Erstattung des Eintrittsgeldes und der versäumten Zeit selbst den Zutritt zu dem Theater möglich3). So wurde der Handwerker und Kleinbürger in gleicher Weise am Staate betheiligt, wie der Wohlhabende. Man war stolz, dass in Athen Jedermann vom Staate zu reden, an den Interessen desselben Theil zu nehmen wisse'). Hob sich so das Selbstgefühl der einzelnen Bürger, so entfernte sich doch auch auf der andern Seite der Staat von seiner alten soliden Basis. Athen musste früher oder später der Staat der Volksredner und aus dem tüchtigen Volke eine schwatzende Menge werden. Einstweilen gebot in dieser vollendeten Demokratie Perikies wie ein geistiger König. Die Aemter des obersten Feldherrn (Strategen) und des Finanzvorstehers, die ihrer Natur nach nicht vom Loose, wie die anderen Aemter, abhängig sein konnten, wurden meist von ihm bekleidet und wurden, wie seine gewaltige Rede5), die durch Ueberzeugung zwang und nie der Masse schmeichelte, die Handhabe seiner ausserordentlichen Gewalt. Aber er hatte den Staat auf eine Spitze gestellt, wo nur er allein ihn vor dem Falle schützen konnte. Es bildete die Athenische Symmachie kein Reich im modernen Sinn, d. h. keinen Staat mit gleichem Bürgerrecht aller Betheiligten; denn immer war es doch nur Eine Stadt, die über andere unterworfene Städte herrschte und aus deren freien Bürgern den Unterworfenen gegenüber Tyrannen wurden. Als Perikies bald nach dem Frieden von 445 den grossen Gedanken aufgestellt, dass alle Griechen zu einer Tagsatzung in Athen sich vereinen sollten, um die noch von der Perserzeit her zerstört liegenden Heiligthümer wieder aufzubauen und einen allgemeinen Frieden zu heiligen, hatte eben diese Idee eines hellenischen Nationalstaatenbundes keinen Anklang gefunden6), weil die Auffassung des Alterthums den Staat *) fiiad'os Sixaarixoe oder r/haarixös. 2) ro exxhjaiaariköv. ^ 3) ro d'scoqmov. 4) vgl. Perikies Leichenrede. Th.uk. Ii, 35—46. 5) 'Oxvfutios. Plut. Per. 8. 6) Plut.per. 17.

4. Das Alterthum - S. 170

1876 - Berlin : Weidmann
170 Resultate. zu üben. Dies zeigte sich ebensowohl in der Religion1), die um diese Zeit die griechischen Gottheiten immer mehr neben den altrömischen zulässt, wie namentlich auch in der Kunst. Die Baukunst der Etrusker, die in früherer Zeit oft Vorbild gewesen, war selbst von griechischen Einflüssen bestimmt; je länger je mehr ward das unmittelbare Vorbild der Griechen geltend. Die Römer haben keinen neuen, selbständigen Stil erschaffen; nur kam in Rom zuerst das bedeutende Princip des Bogenbaues in Anwendung. Die Bildhauerkunst war gleichfalls griechisch; aber der historischpolitische Sinn wandte sich vorzugsweise der Portraitstatue grosser, um den Staat verdienter Männer zu. Einzelne Werke, wie die capitolinische Wölfin, zeigen die Blüthezeit des etruskischen Stils. — Die römische Poesie schloss sich an die Festspiele, aber war wenig mehr als rohe, derbe, nicht gar hoch geachtete Volksbelustigung ; das Schauspiel war im alten Rom mit dem Makel der Bescholtenheit belastet. Die Geschichtschreibung entstand aus den von Jahr zu Jahr durch die Pontifices fortgesetzten Beamtenlisten, und den Stammbäumen sowie den Grabgedenkreden der adligen Geschlechter (§ 117 Anm. 9). Auch entstanden jetzt unter griechischer Einwirkung die oben besprochenen Sagen von der troischen Abkunft und Einwanderung (vgl. § 116). § 136. Resultate. Wir haben, im Gegensatz zu den Griechen, besonders denen der späteren Zeit, ein Volk in die Geschichte treten sehen, dessen Charakterbedingung nicht die Freiheit, sondern die Autorität ist. Der väterlichen Gewalt im Hause entspricht die königliche im Staat, später die des Senats und der Beamten2). Alle aus dem Königthum abgezweigten Magistrate greifen mit starker Gewalt in das Privatleben des Einzelnen hinein. Aber sie sind nur der Ausdruck des Gemeingeistes, der keine andere Individualität aufkommen lässt, als die des allgemeinen römischen Volkscharakters. Das römische Wesen ist aber deshalb kein orientalischer Despotismus: sondern das Volk ist frei, männlich, gross und voll Gemeinsinns, und in ihm und mit ihm ist dies jeder einzelne Mann. Das Gesetz herrscht unverbrüchlich und das Recht gilt für Alle gleich, seit die Verfassungskämpfe beendigt sind. Und selbst diese waren mit höchstem gesetzlichem Sinne und mit jahrhundertelanger Geduld durchgeführt. Es war der Stolz des späteren Roms, dass in ihnen keine eigentliche Gewaltsamkeit verübt, kein Bürgerblut von Bürgerhand vergossen sei3). Der Charakter der Römer ist i) Liv.’Xxv, 12. 2) Gaiusl, 35. Quod ins proprium est civium Roma- norum ; fere enim nulli alii sunt homines, qui talem in filios suos habent po- testatem, qualem nos habemus. 3) Veil. Pat. Ii, 3. Plut. Tib. Gracch. 20.

5. Das Alterthum - S. 266

1876 - Berlin : Weidmann
266 Cultur, Sitte und Philosophie. Kunst und Literatur. für den man lebte; weder eine freie Wissenschaft und Kunst, für die man sich begeisterte, noch endlich ein ehrbares Familienleben, an dem man sich tröstete. So lagen allerdings die Zerstörungskeime schon in dem glänzenden Friedensdasein, das man führte. — Besonders trostlos stand es um die ewigen Dinge. Gaukler und Schwindler benutzten den Aberglauben der Menge; ein Chaos aller Religionen des Abend- und des Morgenlandes fluthete durcheinander; Einzelne lebten in vollem Unglauben, Andere hielten sich an die bekannten Philosophenschulen oder einen Eklekticismus aus denselben; wieder Anderen war die Philosophie nur eine sophistische Schule hohler Rhetorik. Selten noch trat die antike Tugend in einzelnen, und selbst dann leicht manirierten Erscheinungen (so Thrasea1), Paetus, Tacitus, beide Plinius) hervor. — In einzelnen ausgezeichneten Geistern beginnt ein Denken, das in seinem Monotheismus und in der Hoffnung auf Unsterblichkeit dem im Stillen immer mehr anwachsenden Christenthum entgegenreift: Seneca lehrt, dass die Menschen, nicht einmal die Sklaven ausgenommen, gleich und Brüder seien; Marcus Aurelius, wie sein Meister E pikt et (c. 100 n. Chr.), der Erneuerer der alten Stoa (§ 108)2), dass der Anfang der Weisheit in der Erkenntnis der menschlichen Ohnmacht und Hilfsbedürftigkeit beruhe und der Leib das Gefängnis des Geistes sei; die Erneuerung des Pythagoreismus (§ 71) und des Platonismus3) strebte auf mystischem Wege nach einer unmittelbaren Vereinigung mit der Gottheit als dem Inbegriff höchster Vollkommenheit und drängte mehr nach reinem Wandel als theo-rethischer Erkenntnis. Aber das religiöse Leben selbst in diesen höchsten Erscheinungen der Kaiserzeit gleicht doch nur dem ahnenden, lichter werdenden Blicke des Greisen auf eine zukünftige Herrlichkeit, die noch nicht sein ist. § 191. Die Kunst und die Literatur im silbernen Zeitalter. I Quinctilian, Institntionis oratoriae libri Xii. Zur bildenden Kunst: Plinius, hist. nat. Xxxiii bis Xxxvii. Ii. Die § 177 angef. literaturhist. u. kunstbist. Werke. Peter Iii, 1, S. 335—363. Iii, 2, S. 213—254. Meri vale, zum Theil auch die § 190 angef. Werke. Der Glanz des öffentlichen und privaten Lebens benutzte, wie schon in den früheren Perioden, was griechischer Kunstsinn geschaffen. Die herrlichen Statuen der Kaiserzeit sind von griechischer Hand gefertigt, meist nach dem strengen Vorbilde der altclassischen Zeit, doch oft mit der Neigung zum Colossalen. Die Baukunst, durch die Römer um das Princip des Bogenbaues wie um die Ver- i) Tac. Ann. 16, 21. 2) Epict. Enchiridion und dissertationes, aufgez. durch seinen Schüler Arrian. — Ueber Seneca Peter Iii, I, 8. 346 u. M. Aurel ib. Iii, 2, 211. 3) Letzterer Richtung gehörte auch der Historiker Plu- tarch an.

6. Das Alterthum - S. 292

1876 - Berlin : Weidmann
292 Schlufsbetrachtung. halb desselben Schönes, Gutes und Wahres vorhanden ist; ihr Ziel endlich, sich selbst zu überleben, um so negativ desto nachdrücklicher die ewige Bestimmung des Menschen zu predigen. — Der Morgen der Menschheit erwacht im Orient. Dort sind Aegypten, Babylon, Baktrien, Indien und China die selbständigen, anscheinend nur wenig durch einander beeinflussten Heerde der Cultur. Ein noch gedämpfter, zerstreuter Lichtschein folgt von hier aus den Handelswegen und Colonien dieser Völker, namentlich der Phönikier, die „Güter zu suchen ausgehen, aber an deren Schiff das Gute sich anknüpft Sie tragen die erste sporadische Bildung in die Küstenländer des Mittelmeers, selbst schon des atlantischen Oceans: Masse, Gewicht und Geld (die Bedingungen des Handels- und Verkehrslebens), Buchstabenschrift, Arithmetik, Anfänge des Berg- und Hoeh-bau’s u. s. w. Wir bewundern das Colossale dieser vorwaltend semi tisch-koptischen Cultur Vorderasiens, ihre massenweis in Bewegung gesetzten Völker ‘j, ihre Weltstädte, ihre unvertilgbaren Bauten. Auf diese Cultur pflanzt sich die spätere arische des inneren Hochasiens wie eine gesundere, sittlichere Naturkraft auf eine bisher überlegene aber bereits verrottete Weltbildung, indem hier die Verhältnisse der späteren abendländisch-römischen Cultur und der Völkerwanderung gleichsam sich vorbilden. In das persische Reich mit seinem, auf ursprünglicher Freiheit emporgewucherten Despotismus münden alle Formen orientalischen Volkslebens. Das geistigste und wesenhafteste Product all dieser Völker aber sind ihre Religionen, freilich auch nur vorwaltend nach der negativen Seite hin. Alle religiösen Abwege von dem materialistischsten Fleischesdienste bis zum vergeistigten Pantheismus treten hier hervor. Zugleich aber ist in demjenigen Volke, dem keine andere Grösse beschieden ist als diese geistige, im Volke Israel, die positive Entwicklung der höheren Religion gegeben, und in Hebron, Sinai und Jerusalem stehen die Gegenbilder von Theben, Babylon und Tyrus da, wie später in Bethlehem und Nazareth die von Athen und Rom. — Noch ehe das historische Leben des Orients endet, hat ein neues, jugendlich schönes im arischen Europa, in Hellas begonnen. In seiner eigenen genialen Individualität hat der Griechengeist sich entfaltet. Er eignet die Bildungsmittel des Orients sich an, aber er beherrscht sie mit seiner Geistesfreiheit und gestaltenden Kraft. Harmonische Ausbildung des Leibes und der Seele, politische Freiheit in kleinen leicht übersehbaren Gauen und Stadtgemeinden und mit ihr gesellt heilige Vaterlandsliebe; dazu die reiche Fülle aller Künste, aller nicht auf materieller Masse des Anzueignenden, sondern auf freier Productivität des Denkens beruhenden Wissenschaften zeichnen ihn aus. Es ist die schöne Humanität, die er erzeugt und in unvergänglicher >) Daher wird von Max M tili er statt der Bezeichnung „vorhistorische“ Zeit die Benennung die „ethnische“ gewählt.

7. Das Alterthum - S. 293

1876 - Berlin : Weidmann
Schlussbetrachtung. 293 Jugendblüte der Welt hinterlässt. Nun wird es hell an den Gestaden des Mittelmeers, über das die Pilgerfahrten nach Delphoi und die Feldzüge nach Olympia wandern; nur den Westen, je ferner je mehr, umschwebt noch Dämmerung. Eine edlere Bildung ergiesst sich, als die phönikische es gewesen. Nicht in der Weite des eingenommenen Raums, sondern in ihrer nachwirkenden, geistigen Kraft liegt der Werth dieser Bildung. Aber die Götter Griechenlands sowie die goldene Zeit, von der die Dichter singen, sind nur für Glückliche und für einen kurzen Moment: auf Erden ist das Loos des Schönen die Vergänglichkeit. Des Griechen Sittlichkeit ist das edle Mass, sobald ihm dieses schwindet, sinkt er durch eigne Schuld; die fremde Unterjochung vollendet seinen Fall. — Nun treten die Römer in erste Reihe, die inzwischen unbeachtet herangereift: sie bringen das Mannesalter, ja sie leben noch das Greisenalter der antiken Welt. Sie übertreffen den leichten, künstlerischen Griechen an tiefer, sittlicher Energie, sowohl was Familie als was Staat, was Recht und Gesetz angeht. Ist Eroberung frühzeitig ihr Gedanke, so darf die Geschichte darin ein zuerst instinc-tives, dann immer bewussteres Streben nach dem Reich, d. i. nach umfassender Gesammtheit erst einer ganzen, zu einigenden Nation (Italiens), dann der cultivirten Welt sehen. Diese muss einmal äusserlich eine Einheit werden, um dann, wieder zersplittert, innerlich und geistig es zu bleiben. Bei dieser seiner Anlage und Bestimmung ist Grösse das Merkmal Roms: Charaktergrösse des ganzen Volkes in seiner gesunden Zeit; gigantische Grösse einzelner Persönlichkeiten in seinem Auflösungsprocess; und eine Grösse des Schauplatzes ohne Gleichen in der langen Zeit seines Ausreifens. Denn nun traten Italien, Nordafrica, Spanien, Gallien und Britannien in dasselbe Licht der griechisch-römischen Bildung, wie die Küsten des ägeischen Meeres. Der Römer trägt auf seinen gewaltigen Schultern die griechische Bildung wie später das Jesuskind; und das geistige Reich, nicht von dieser Welt, das indessen still aus seinem Senfkorn erwachsen, tritt an die Stelle des beherrschten orbis terrarum. Mit dem Christenthum kommt die Idee des Ewigen und Unendlichen in die Welt, als dessen lebendigen Theil der Mensch sich erkennt, in brüderlicher Gleichheit berufen. Nun tritt Alles, was die Gesammtheit wie den Einzelnen betrifft, unter die Beziehung zu Gott; auch die Barbaren des Nordens drängen zu und strecken die Hände aus, ihr zugewogenes Pfund Arbeit wie ihre Gaben zu empfangen; und so erscheint der Zeiten Wendepunkt, der in Christo gegeben ist.

8. Das Alterthum - S. 235

1876 - Berlin : Weidmann
Caesars neue Monarchie. 235 sich, wie es oft in der Geschichte geschieht, besser geeignet, die Parteien zu versöhnen, als ein von Anfang an vermittelnder Mann dies würde vermocht haben. In freier Grösse fasste er seinen Sieg nicht als einen Sieg seiner Partei, sondern in seinem Geiste erhob sich die Idee einer neuen Form des römischen Staates und des antiken Lebens überhaupt. Ihm galt es, eine sittliche und sociale Erneuung des griechischen wie römischen Wesens zu finden und zu schaffen. Gross als Krieger, noch grösser als Staatsmann, heilte er den seit einem Jahrhundert von Revolutionen zerrissenen Staat, ertheilte allgemeine Amnestie, suchte die Aristokratie für seine Zwecke heranzuziehen und bändigte die ausschweifende Demokratie. Dadurch verdarb er es freilich mit den Parteien als solchen, selbst mit seiner eigenen bisherigen, da er eben das Ganze ins Auge fasste. — Was er gründete, war die Monarchie auf demokratischer Basis. Er selbst war dreimal Dictator gewesen, und ward es zuletzt, zum viertenmal, auf Lebenszeit ‘). Aber er bediente sich des misliebigen Titels niemals lange; dagegen war er später Censor, Gonsul, und, indem man ihm persönliche Unverletzlichkeit und das Recht der Intercession übertrug, auch Tribun in einer Person. Als dauerndes Amt aber übernahm er dasjenige des Imperators2). Dieses umfasste die Einheit des militärischen Commandos und der obersten richterlichen und Administrativgewalt, sowie die freie Verfügung über die Finanzen des Staates. Es war im Grunde eine Wiederholung des alten Königthums unter neuem Namen. Auch die äussere Form erinnerte daran. Caesar trug bei allen feierlichen Gelegenheiten das Triumphalgewand und den Lorbeerkranz und thronte im Senat, dessen Erster er war, sowie bei Gericht und bei den Spielen auf goldenem Stuhl. Die Münzen des Staates trugen Caesars Bild und Inschrift. Der Senat wurde, wie in der Königszeit, nur eine berathende Behörde. Er ward durch die Ernennungen Caesars auf 900 Personen erhöht3). Die Aemter der Prätoren, Quästoren und Aedilen wurden vermehrt, und dadurch unwichtiger gemacht4); aber in dieser neuen Gestalt förderten sie die Verwaltung und befriedigten den Ehrgeiz Vieler. Die Comitien, die er nach seinem Willen leitete, liess Caesar bestehen; er übte aber durch seine Empfehlung einen fast unbedingten Einfluss auf die Wahlen aus. Die Censur wurde als Obersittenamt (praefectura morum) wieder hergestellt und ihm übergeben. Kraft dieser erliess er strenge Luxusgesetze, strenge Ehegesetze, Wuchergesetze und dgl. mehr. Seine erste Dictatur benutzte er, durch verständige Schuldgesetze5) den gesunkenen Credit wiederherzustellen6). Er setzte die Zahl der öffentlichen Getreideempfänger auf mehr als die Hälfte herab7), ‘) App. Ii, 106. Plut. Caes. 57. 2) Dio Xliii, 44. Suet. Caes. 76. Als Titel vor den Namen gesetzt. 3) Dio Xliii, 47. 4) Dio Xlii, 51. Suet. Caes. 41. 5) vgl. die Licinischen Gesetze § 128. 6) Suet. Caes. 42. 7) 150,000 blieben doch noch! Suet. Caes. 41.

9. Das Alterthum - S. 38

1876 - Berlin : Weidmann
38 Religiöse Entwickelung. griechischen. Versöhnt sind diese Stile untereinander niemals, sondern jeder hat in seiner Eigenthümlichkeit bestanden bis zu seinem Untergange; die Perserzeit vermag keine allgemeinen Formen zu geben. In der Musik finden wir die Hebräer und die Lyder hervorragend; letzteren entlehnten die Griechen die Flöte und die Lyra. § 44. Religiöse und sittliche Fortbildung. Stuhr, Allgem. Gesch. der Religionsformen der heidnischen Völker. B. I. Röth, Religions-pliilosophie u. Priesterweisheit etc. Munter, Movers vergl. § Is. Schelling, Phil, dermythol. sämmtl. W. Ii, Abth. 2. Stuttgart u. Augsburg 1857. Max Müller, Essays. Uebersetzung Leipzig 1869. A. Wutke , Gesch. des Heidenthums. Breslau 1853. Am interessantesten offenbart sich das Geistesleben dieser alten Völker in ihren Religionen. Die Basis für diese ist bei den Hamiten, Semiten und Ariern die Naturverehrung. Bei den Hamiten bleibt dieselbe in wollüstigen und fanatischen Culten stehen. Bei den Aegyptern, die von vornherein ernster anschauten, entwickelt die spätere priesterliche Speculation ein dunkeles Urwesen (als Ammon), das als einheitliche oberste Grundform die andern Götter umfasst, die als verschiedene Offenbarungen desselben hervortreten: ein Göttergeschlecht „ emanirte “ aus dem andern, immer der menschlichen Fassung näher tretend und so nähert man sich auf theosophi-schem Wege bereits der Vorstellung des einzigen Gottes, dem Monotheismus. In ähnlicher Weise näherten sich die Assyrer in ihren Hymnen zur Verherrlichung Ilu’s (§ 19) dem Monotheismus. In Indien geht der alt-arische Naturdienst allmälig in einen Pantheismus über, der jedes Persönliche erdrückt, so dass der Buddhismus, von vornherein theoretisch eine Religion des Zweifels und der Negation, ja, des Atheismus, aber praktisch der hilfreichen Milde gegen alle Wesen, deshalb zunächst wie eine heilsame Befreiung erscheinen kann und über die Grenzen einer Volksreligion hinausgeht. Zarathustra’s Religion zeichnet sich durch moralische Reinheit unter allen heidnischen Culten aus und dringt in ihrer Vergeistigung zwar nicht zum Monotheismus, aber doch zu einem Dualismus hindurch, der bereits weit über den niedrigeren Formen des hamitischen Heidenthumes steht. § 45. Der israelitische Monotheismus. Kurtz, Gesch. d. alten Bundes. 2. Aufl. 1853 ff. Bertheau, Gesch. d. Israeliten. 2. B. Ewald, Gesch. des Volkes Israel. 7 Bände, Göttingen. 3. Aufl. 1864 ff. Weber u. Holtzmann, Gesch. des Volkes Israel, Leipzig 1867. 2. B. Während der übrige Orient uns nur die Geschichte der Massen zeigt, an deren Spitze Religionsstifter, Priester und Könige allein Namen und Bedeutung haben, zeigt sich eine freie individuelle Entwickelung nur bei dem unscheinbaren Volke Israel. Der Einzelne tritt hervor, und zwar vorwaltend getragen von seinem religiösen

10. Das Alterthum - S. 47

1876 - Berlin : Weidmann
Heroen-Alter. 47 nen, dem Nereus. Zu diesen Gottheiten stehen in Beziehung die Quellen des Festlandes, die Najaden, die Waldbäume, die Dryaden, die Bergnymphen, Oreaden — sämmtlich mehr wohlwollende als verderbende und drohende Naturkräfte darstellend. Die Todesgötter, Hades und Persephassa oder Persephone, deuteten auf das Dunkel und die Unterwelt; während das fruchtspendende Leben der Natur, besonders im Frühling und Herbst, sich im Dionysos darstellte, dem Epheu und Widder heilig waren, und den der Bauer besonders in Attika und Böotien anrief. Auf den stark ausgeprägten häuslichen Sinn deutete die Hestia1), die Heerdgöttin: während auch der tobende Krieg im Ares seinen Repräsentanten hatte. Auf die, ursprünglich semitische Gottheit Aphrodite und die mehr abstracto Gestalt ihres Sohnes Eros (Amor) ist oben (§ 50) verwiesen. Aber der griechische Sinn für Schönheit und Mass hat ihnen die Chariten2) (Grazien) beigesellt, und jede unedle Auffassung ihres Wesens getilgt. § 52. Das Heroen-Alter. Preller, Mythol. Nitzsch, Sagenpoesie der Griechen. Schwab, Class. Sagen des Alterthums. Bässler, Hellen. Heldensaal. H. W. Stoll, Sagen des class. Alterthums. 3. Aufl. 1614. Den Uebergang von der Sage zur Geschichte und die Verbindung der Götter- mit der Menschenwelt bildet das Zeitalter der Heroen, d. i. halbgöttlich gedachter Helden, die theils aus wirklichen Menschen zu Göttern erhoben, theils aus Götterbegriffen zu menschlicher Gestalt personificirt sein mögen. Am übersichtlichsten gruppirt sich dies Zeitalter nach folgenden Sagenkreisen: st) Der thessalische Sagenkreis. Auch in der Sage tritt Thessalien als das älteste Land griechischer Entwickelung voran. Am Nordabhange des Olymp, in der Landschaft Pierien, dachte man sich die Heimat der Musen und des Gesanges; hier hatte Orpheus zuerst Lieder ertönen lassen. Am See Nessonis safsen die alten Lapithen (pelasgische Städtebewohner?), aus denen Ixion hervorging, am Pelion und Ossa das wilde Volk der Kentauren, deren alte Kämpfe die Dichter besangen3) (die ersten Reiter? Cheiron). An der Bucht von Pagasae, wo unter phö-nikischer Einwirkung sich die erste Schifffahrt der Griechen entwickelte, um das alte lolkos, wohnte der Stamm der M i n y e r4); von hier waren Helle und Phrixos vor dem Athamas entflohen, von hier aus hatte Pelias den Sohn des Aison, den Iason, nach dem goldenen Vliefse ausgesandt, auf den Zug der Argonauten, den dieser auch mit Hilfe der Medeia, der Tochter des Aietes , glücklich vollbrachte, indem er den, das Vliese be- ') Diod. Y, 68. «) Find. Olymp. 14. 3) Odyss. Xxi, 295 ff. Ii. I, 262—263. Hes. scut. Her. 174r-186. Ovid. Met. Xii, 210 ff. <) Strab. 414.
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