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1. Geschichte des Altertums - S. 47

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 7, 2. Das Perserreich. 47 welchen die beiden ersten Züge (§. 19, 1) noch unter Darms stattfanden und ebenso ungünstig verliefen. Im Innern seines Landes richtete Darms eine neue Verwaltung ein. Das große Reich wurde in 20 Statthalterschaften (Satrapien) eingeteilt und von Männern verwaltet, denen des Königs Wille alleiniges Gesetz war. Zum Schutze vor feindlichen Überfällen wurden feste Plätze angelegt; Heerstraßen durchzogen die Länder und waren stationsweise mit Reitern zur Beförderung der königlichen Botschaften besetzt; ein Heer von 10 000 Mann, „die Unsterblichen", stand nebst 2000 Reitern und ebensoviel Lanzenträgern kampfbereit unter Waffen. Durch Förderung des Ackerbaues und Handels wurden die Einkünfte des Reiches gemehrt; die Lehre Zoroasters wurde streng aufrecht erhalten. Zur Hauptstadt des Reiches wurde Susa erhoben; Persepolis wurde die Begräbnisstätte der Könige und durch Prachtbauten geschmückt, deren Trümmer zeigen, daß die Perser in der Baukunst und Bildnerei den andern orientalischen Völkern nicht nachstanden, wenn sie auch in den Wissenschaften wenig geleistet haben. Je nach der Jahreszeit wechselte der König mit seinem Hof den Aufenthalt: der Frühling wurde in dem von reichen Naturschönheiten umgebenen Susa verbracht, der Sommer in dem schattenreichen, kühlen Ekbatana, der Winter in dem warmen Babylon. An seinem Hof umgab sich der König mit einer auserlesenen Pracht; 15000 Menschen gehörten zu seinem Hoflager. Ein strenges Ceremoniell entzog ihn den Blicken seines Volkes. Wer unangemeldet vor ihn trat, hatte sein Leben verwirkt; wer vor ihn kommen durfte, hatte sich zur Erde zu werfen und in dieser Lage zu verharren. Sein Wille allein war maßgebend; sonst gab es für das Volk kein Recht, kein Gesetz. Die Söhne der Großen des Reiches wurden an dem Königshofe erzogen und übten - sich hier im Reiten und Jagen, im Bogenschießen und Wahrheitreden. Aus ihnen gingen die Reichsbeamten hervor, die den Königswillen durchzuführen hatten. Xerxes I. 485—465 war der Sohn des Darms und hatte zunächst einen schon unter seinem Vater in Ägypten ausgebrochenen Aufstand zu unterdrücken. Sodann machte er nach ungeheuren Rüstungen den dritten Zug gegen Griechenland 480 (§ 19,3), der ihm aber ebensowenig Ruhm einbrachte, wie seinem Vorgänger die beiden ersten. Die Härte und Grausamkeit, womit er regierte, benutzte der Befehlshaber seiner Leibwache, Artabanos, zu einer Verschwörung, welcher das ganze königliche Haus zum Opfer fallen

2. Geschichte des Altertums - S. 328

1889 - Wiesbaden : Kunze
328 Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum. nur die alte Einfachheit, sondern auch die häuslichen Tugenden rasch verdrängt wurden. Die Erziehung der Kinder wurde griechischen Sklaven, die Führung des Hauswesens besonderen Verwaltern, die Küche fremden, teuer erkauften Köchen, die Bestellung des Feldes und Besorgung der mannigfaltigen Hausgeschäfte unzuverlässigen Sklaven überlassen. Um wegen der allzuhohen Ausgaben, welche die Gefall-und Putzsucht der Frauen erheischten, weniger Widerspruch von ihren Männern zu erfahren, suchten sie ihre Väter zu einer reichen Aussteuer zu bewegen, an welcher der Ehemann keinerlei Anteil erhielt, durch Erbschleicherei große Erbschaften an sich zu bringen, Schulden zu machen und das geliehene Kapital abzuschwören, an Verschwörungen teil zu nehmen, damit der Umsturz der bestehenden Verhältnisse sie aus aller Verlegenheit bringe, oder Betrügereien aller Art zu unternehmen. Unter diesen Umständen kann man sich nicht wundern, daß die Ehelosigkeit in Rom ebenso überhand nahm wie die leichtsinnige Ehescheidung. In den ersten 500 Jahren nach Erbauung der Stadt soll nicht eine einzige Scheidung vorgekommen sein. Nach den punischen Kriegen erfolgten dieselben nicht nur sehr häufig, sondern auch auf die leichtsinnigste und willkürlichste Art. Die angesehensten Männer im Staate, Sulla, Cäsar, Pompejus, Antonius. Octavian, verstießen ihre Frauen ohne jeden triftigen Grund. Manche heirateten aus Eigennutz, um Gewinn, Macht und Ansehen zu erzielen. Mit vollem Rechte sagte der jüngere Cato, um solche Handlungsweise zu charakterisieren: „Durch Weiber und Heiraten werden Heere und Ämter vergeben." Aber auch die Frauen lösten leichtsinnig die ein- gegangene Ehe, sodaß ein alter Schriftsteller meint, die Frauen zählen ihre Jahre nicht nach der Zahl der Konsuln, sondern ihrer Männer: sie gingen aus, um zu heiraten, und heirateten, um sich scheiden zu lassen, während in früherer Zeit eine Frau, welche selbst nach dem Tode ihres Mannes eine zweite Ehe einging, in nicht besonderer Achtung stand. Die Ansprüche, welche die putzsüchtigen, verschwenderischen und leichtsinnigen Frauen Roms damals machten, gaben Veranlassung, daß allmählich die Ehe ganz gemieden wurde. Schon Julius Cäsar sah sich genötigt, durch gesetzlich festgestellte Belohnungen die Ehe zu empfehlen, und Octavianus fand es für nötig, strenge Gesetze gegen die Ehelosigkeit zu geben, den übertriebenen Aufwand und die allgemeine Schwelgerei zu beschränken und die in Verfall geratene Staatsreligion zu stützen.

3. Geschichte des Altertums - S. 127

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 1. Die Perserkriege: Der Aufstand der Ionier. 127 Adels zu Gunsten des Volkes vollends gebrochen wurde. Die vier Stämme (Phylen), in welche das athenische Volk bis jetzt zerfiel, hob er auf, und bildete nach völliger Vermischung derselben zehn Bezirke oder Stämme. Jeder Bezirk hatte 50 Mitglieder in den Rat zu wählen, sodaß derselbe statt 400 jetzt 500 Mitglieder zählte. Die Beratungen desselben mußten fortan öffentlich stattfinden ; die Archonten wurden aus der Zahl der Bewerber durch das Los festgestellt. Damit eine Tyrannis in dem athenischen Staate in Zukunft nicht wiederkehre, wurde der Ostrazismus oder das Scherbengericht eingeführt, wodurch ein Bürger auf zehn Jahre aus dem Staate verbannt werden konnte. Schien weiterhin der Einfluß eines Bürgers dem Staate gefährlich, so hatte der Rat bei der Volksversammlung anzufragen, ob der Ostrazismus vorzunehmen sei. Wurde die Frage bejaht, so wurde der Tag für das Scherbengericht festgesetzt. Jeder Teilnehmende erhielt dann ein Täfelchen (Ostrakon oder Scherbe), auf welches der Name des Staatsgefährlichen zu schreiben war. Hatte der dritte Teil der Bürgerschaft (6000) den Namen desselben auf die Täfelchen gesetzt, so war dieser für die vorgeschriebene Zeit verbannt und mußte den Staat verlaßen, ohne jedoch seiner Ehre und seines Vermögens dabei verlustig zu gehen. Die Adeligen in Athen riefen gegen diese Verfassungsänderungen zwar die Spartaner zu Hilfe, allein vergeblich. Als die Spartaner hierauf den Hippias nach Athen zurückführen wollten, versagten ihnen die eigenen Bundesgenossen den Beistand. Zweiter Zeitraum. Vom Beginn der Perserkriege bis zur Entstehung der makedonischen Weltherrschaft durch Alexander den Großen 500-336 v. Chr. §. 20. Die Perserkriege 500—449. 1. Der Aufstand der Ionier. 1)ie griechischen Kolonien an der Westküste Kleinasiens waren durch ihren Handel frühzeitig zu großem Wohlstand gelangt, verloren aber ihre Unabhängigkeit an die Lyder und wurden dann mit Lydien durch Cyrus dem Perserreiche eingefügt. Nachdem der Zug des Perserkönigs Darius I. gegen die Skythen in Europa (§. 7, 2) mißglückt war, hofften die Ionier auf Befreiung von dem Perserjoch und ließen sich deshalb durch Histiäus zu einer Erhebung bewegen. Histiäus hatte nämlich die Landschaft am unteren Strymon in

4. Geschichte des Altertums - S. 135

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 4. Athens Vorherrschaft in den Perserkriegen. 135 Perser blieben von Griechenland fern, und Asien wurde der Kriegsschauplatz. Themistokles hatte nach der Schlacht bei Salamis als Anerkennung für seine kluge Handlungsweise einen Kranz von Ölzweigen erhalten. Die größte Ehre empfing er bei den olympischen Spielen, wo aller Augen auf ihn gerichtet waren, einer ihn dem andern zeigte, und lauter Jubelruf ihm entgegen schallte. Doch auch er entging dem Neide seiner Mitbürger nicht und erntete Undank wie Miltiades. 4. Athens Vorherrschaft in den Perserkriegen. Athens Wiederaufbau. Die Siege über die Perser waren ein glänzendes Zeugnis für die in dem griechischen Volke wohnende Nationalkraft. Besonders hatte sich Athen durch seinen Opfermut und seine geistige Überlegenheit ausgezeichnet. Daher ging das Bestreben des Themistokles jetzt dahin, Athen zur ersten Macht in Griechenland zu erheben. Zunächst wurde Athen (478) wieder aufgebaut und mit einer festen Mauer umgeben, welche die Stadt von der Landseite her vor Überfällen sicherte. Zwar erhoben die auf Athens Aufschwung eifersüchtigen Spartaner Einspruch dagegen; allein Themistokles ging selbst nach Sparta und hielt die Spartaner hin, bis die Mauer vollendet war. Nun wurde die Bucht Piräus in einen befestigten Hafen verwandelt und die Flotte so vermehrt, daß Athens Seemacht die der andern Staaten bald weit überragte. Im Innern wirkte Aristides, den sein Volk aus der Verbannung zurückgerufen hatte, für die Hebung des Bürgertums. Auf seinen Antrag wurden die Schranken, welche die solonische Verfassung der vierten Bürgerklasse gesetzt hatte, entfernt und auch dieser Klasse volles Bürgerrecht mit der Berechtigung zu allen Staatsämtern bewilligt, sodaß der athenische Staat nunmehr eine vollständige Demokratie bildete. Pausänias Verrat. Währendessen war die vereinigte Macht der Griechen, zunächst noch unter Spartas Führung, zum Angriffskrieg gegen die Perser übergegangen. Pausanias hatte auf den Rat des Aristides mit der griechischen Flotte Cypern erobert; dann hatte er Byzanz besetzt und so den Persern den Landweg nach Europa abgeschnitten. Seine Erfolge aber machten ihn stolz und übermütig, und sein herrisches Benehmen gegen die von der Perserherrschaft befreiten Inseln und Kolonien erregte große Unzufriedenheit unter den Bewohnern derselben. In Byzanz trat er wie ein persischer König

5. Geschichte des Mittelalters - S. 218

1888 - Wiesbaden : Kunze
218 Vierte Periode des Mittelalters. von Böhmen, der allein eine ausreichende Macht zu dieser Würde zu haben glaubte und daher selbst auf die Krone gehofft hatte, war der Wahl fern geblieben und spottete jetzt über den armen Grafen, der Herr und Haupt der deutschen Fürsten sein solle. Rudolf war, als er in seinem 55. Jahre auf den Thron erhoben wurde, eine stattliche Erscheinung. Der kleine, dünnbehaarte Kopf wurde durch eine hohe Stirn und lebhafte Augen geziert, aus dem blassen Gesichte trat eine große Adlernase hervor, die starke Unterlippe kennzeichnet noch heute die Habsburger. Er war gerade in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen, dessen Bürger einige von seinen Leuten erschlagen hatten, und lag mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt; da weckte ihn einst in der Nacht sein Schwager Friedrich von Zollern und teilte ihm das Ergebnis der Wahl mit. Als der Bischof von Basel die un- erwartete Kunde vernahm, rief er bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel wurde aufgehoben, die Stadt öffnete dem Kaiser die Thore und schenkte ihm 9000 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Rudolf begab sich hierauf mit einem großen Gefolge nach Aachen, wo ihn der Erzbischof von Köln krönte. Bei dieser feierlichen Handlung bekundete er aufs neue seinen frommen Sinn. Als Rudolf nach der Krönung den Fürsten die Belehnung mit dem Zepter erteilen sollte und dasselbe fehlte, nahm er das Kruzifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Zepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Festlichkeiten aller Art verherrlichten die Krönung, und Kurfürsten verrichteten die Ehrendienste. Zum erstenmale wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Volk gebraten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Nach der Krönung schrieb Rudolf an den Papst. Er sagte der Kirche seinen Schutz zu und versprach, sich der Eingriffe in die Angelegenheiten Unteritaliens zu enthalten, worauf ihn der Papst als rechtmäßigen König anerkannte und Alfons von Kastilien zur Verzichtleistung auf den deutschen Thron bewog. Von einem Römerzug sah deshalb Rudolf ab, er begnügte sich mit der Huldigung der Lombarden und richtete seine ganze Kraft auf die Ordnung und Besserung der Verhältnisse in Deutschland. Als er auf feinem Königsritt durch das Land von Bürgern und Bauern allerorten Klagen über Willkür und Wegelagerei, welche Adlige trieben, vernehmen mußte, gab er strenge

6. Geschichte des Mittelalters - S. 288

1888 - Wiesbaden : Kunze
288 Vierte Periode des Mittelalters. hieß der Kessel fang. Später bediente man sich der Kreuzprobe. Man stellte nämlich entweder den Kläger und den Angeklagten mit ausgestreckten Armen unter ein Kreuz und erklärte den für schuldig, welcher zuerst die Arme sinken ließ, oder man bezeichnete von zwei Würfeln den einen mit einem Kreuze, und sprach den frei, welcher den gezeichneten Würfel zog. Bei der Schwimmprobe galt es als Beweis der Schuld, wenn der ins Wasser Gestürzte nicht untersank. Bei der Probe des geweihten Bissens gab man dem Angeschuldigten unter den ärgsten Verwünschungen eine geweihte Hostie in den Mund. Konnte er diese ohne Mühe verschlucken, und blieb er auch nachher ohne Krankheit und Schmerzen, so wurde er für unschuldig erklärt. Endlich wird noch das Bahrrech t erwähnt. Man legte die Leiche eines Ermordeten auf eine Bahre und ließ den des Mordes Verdächtigen die Wunde berühren. Sobald das Blut aus derselben oder Schaum aus dem Munde des Gemordeten trat, oder wenn der Tote sich veränderte, so war der Angeklagte des Mordes schuldig. Manchmal nahm man statt der Leiche nur die Hand des Ermordeten; dies nannte man „das Scheingehen". Tie Ordalien kamen im 15. Jahrhundert ab; länger hielt sich die Tortur. Die Folter oder Tortur war ein Mittel zur Erregung heftiger körperlicher Schmerzen bei dem Angeklagten, um ihn zu einem Geständnis zu zwingen. Die Tortur hatte mehrere Grade. Der erste Grad bestand in Peitschenhieben bei ausgespanntem Körper und im Zusammenquetschen der Daumen in eingekerbten oder mit stumpfen Spitzen versehenen Schraubstöcken; derzweite in heftigem Zusammenschnüren der Arme mit härenen Schnüren, im Zusammenschrauben der Beine mit ähnlichen Werkzeugen, den spanischen Stieseln. Ein kreuzweises Zusammenpressen der Daumen und großen Zehen geschah durch das sogenannte mecklenburgische Instrument. Der dritte Grad bestand im Ausrecken des Körpers mit rückwärts aufgehobenen Armen auf einer Bank oder Leiter oder durch die eigene Schwere des Körpers, wobei Gewichte an die Füße gehängt wurden. Diese Marter wurde noch durch Brennen in der Seite, auf den Armen, an den Nägeln erhöht. Außerdem gab es noch eine Menge anderer Peinigungsmittel, z. B. die pommersche Mütze, welche den Kops aus eine bedenkliche Weise zusammenpreßte; der gespickte Hase, eine Rolle mit stumpfen Spitzen, über welche der auf der Leiter ausgespannte Körper auf-und abgezogen wurde. Gewöhnlich setzte man die Folter fort, bis ein Geständnis erfolgte. Leugnete der Beklagte, so fuhr man fort, den-

7. Geschichte der Neuzeit - S. 406

1887 - Wiesbaden : Kunze
406 Dritte Periode der Neuzeit. nis, dieselben zu besuchen. Das bildschöne, jugendliche Mädchen erschrak bei dem Anblicke der 300 Missethäterinnen, welche verwildert und verwahrlost mit ihren in Lumpen gehüllten Kindern schmutzig und dürftig, ohne Trost und Hoffnung zusammenlebten. Die Erscheinung Elisabeths überraschte die Gefangenen, und als sie ihnen Unterstützungen an Kleidern und Nahrungsmitteln und geistlichen Zuspruch und Trost spendete, da erlebte sie die Freude, daß ihr die verwahrlosten Mütter mit Thränen gelobten, sich zu bessern, um solcher Wohlthaten sich würdig zu zeigen und ihren Kindern sorgende Mütter werden zu können. Elisabeth errichtete 1819 eine Schule für die Kinder der Gefangenen und den Newgater Frauenverein nebst einer von einer Vorsteherin und 12 Frauen geleiteten Lehr- und Arbeitsschule für verurteilte Gefangene. Durch sie geschah es, daß viele, welche, ohne Unterricht und religiöse Unterweisung erhalten zu haben, in die Gefängnisse von Newgate gekommen waren, dieselben, in nützlichen Beschäftigungen, in Religion und Kenntnissen wohl unterwiesen, wieder verließen. Hiermit nicht zufrieden, unternahm Elisabeth, welche seit 1800 die Frau des Kaufmanns John Fry in London war. Reisen nach Amerika, Deutschland und Frankreich, untersuchte überall das Gefängniswesen und suchte zur Verbesserung desselben beizutragen, was in ihren Kräften stand. Allenthalben erhielt sie zahlreiche Beweise der öffentlichen Anerkennung für ihre menschenfreundliche, uneigennützige Thätgkeit, welche erst mit ihrem in Newgate erfolgten Tode 1845 endete. 12. Die Emancipation der Frauen. Es hat in neuerer Zeit nicht an Frauen gefehlt, welche wider die herkömmlichen Ansichten von Sitte und Gewohnheit eine neue Anschauung über die Stellung der Frauen in dem häuslichen und öffentlichen Leben zur Geltung und Ausführung zu bringen versucht und alles Ernstes verlangt haben, man solle in allen Verhältnissen des Lebens das weibliche Geschlecht dem männlichen gleichstellen. Die Engländerin Maria Wollstoncraft und ihr späterer Gemahl William Godwin schrieben zur „Rettung der Rechte der Frauen". Die Unnatur, welche in der Teilnahme der Frauen an den öffentlichen Angelegenheiten liegt, hat alle darauf bezüglichen Forderungen wirkungslos gelassen. Darum versuchten es zuletzt geistreiche Frauen nach dem Vorgänge der Madame Dudevant in Paris, welche als Romanschriftstellerin unter dem Namen George Sand Aufsehen erregte, das Unglück der Frauen in der Ehe zu finden und, um die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts zu verhindern, die Aufhebung der

8. Geschichte der Neuzeit - S. 141

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 10, 2. Ludwigs Xiv. Regierungsantritt. 141 2. Ludwigs Xiv. Regierungsantritt. Ludwig Xiv. (1643 — 1715) war 6 Jahre alt, als sein Vater starb, und trug 72 Jahre lang die Krone. Während seiner Minderjährigkeit führte die Königin-Mutter, Anna von Östreich, die Vormundschaft und schenkte als Regentin dem Kardinal Mazarin ihr ganzes Vertrauen. Der Adel haßte den neuen Günstling, und ein Italiener Gondi, der nachmalige Kardinal Retz, welcher gern selbst Richelieus Nachfolger geworden wäre, regte die Pariser zu Aufständen (1643—1648) an, welche unter dem Namen Krieg der Fronde*) bekannt find und Mazarins Sturz herbeiführen sollten. Allein Mazarin siegte über ferne Gegner teils durch Waffengewalt, teils durch feine Klugheit. Um die Fronde zu entwaffnen, war er zweimal freiwillig in die Verbannung gegangen und zweimal auf ehrenvolle Weise zurückberufen worden. Schon 1652 erklärte sich Ludwig Xiv. für volljährig und zeigte bald, daß er Richelieus und Mazarins Grundsätze bezüglich der unumschränkten Königsgewalt teile. Als 17jähriger Jüngling trat er einst, da Mazarin feine Vorschläge im Parlamente nicht durchsetzen konnte, im Jagdkleide, mit Stiefeln und Sporen, die Reitgerte in der Hand, in den Sitzungssaal und jagte die Versammlung auseinander (1655). So lange Mazarin lebte, blieb er an der Spitze der Staatsverwaltung; allein von dem Tage feines Todes (1661) an übernahm Ludwig Xiv. die Leitung der Regierung und gab feinen Ministern auf die Frage, an wen sie sich künftighin in Staatsfachen wenden sollten, die berühmte Antwort: „An mich; der Staat bin ich!" (l’etat c’est moi). Sein Wille war das Gesetz für alle; denn er pflegte zu sagen: „Ganz Frankreich, Land und Leute, ihr Vermögen, ihre Gedanken sind mein!" Während in Frankreich der mächtige Wille eines unumschränkten Herrschers allen Gebot und Gesetz war, gehorchte in dem vielgegliederten heiligen römischen Reiche deutscher Nation, wo jeder kleine Fürst, Graf und Baron die Rolle Ludwigs Xiv. spielte, dem deutschen Kaiser niemand. Der lockere Reichsverband, der trotzige Ungehorsam der Fürsten und ihr unheilvolles Liebäugeln mit dem Auslande hat Deutschland um manch' schöne Provinz gebracht. 1657 war durch *) Fronde heißt die Schleuder und scheint zur Bezeichnung dieses Aus-ruhrs gewählt worden zu sein, weil märt gegen den Hof lärmte, wie die Straßenjungen mit Schleudern gegen einander tumultuieren.

9. Alte Geschichte - S. 36

1869 - Mainz : Kunze
36 spartanischen Familien, ein zusammenhängendes Gebiet im Eu- rotasthal; — 30000 für die Periöken. Ob von Lykurg her- rührend ? oder die volle Zahl erst nach der messenischen Eroberung? Iii. Das Königthum blieb in seiner Zweiheit und Schwächung bestehen. Seine Befugnisse: a. priesterliche; Verwaltung des Zeus-Gottesdienstes, Verrichtung der Staats- opfer; b. sind sie Oberfeldhern, später mehrfach beschränkt; L. führen sie den Vo rsitz im Rat he d er Alten (yegovaia), nur mit einer Stimme bei Abstimmungen; Jurisdiction in Fragen des Familienrechtes. Ehrenrechte: ein Drittheil der Kriegsbeute, Einkünfte vom Periökenlande, Opfergaben u. s. w. Iv. Die yiqovoia, der Senat Spartas, aus 28 über 60 Jahre alten Spartiaten gebildet*), durch Zuruf aus der Zahl der Be- werber von der Gemeinde auf Lebenszeit gewählt. Sie ist der Mittel- und Schwerpunkt des Staates, zwischen den Königen und der Vvlksgemeinde. Ihre Functionen: a. oberste Leitung der politischen Angelegenheiten und Vorberathung der Vorlagen für die Volksversammlungen, b. die peinliche Rechtspflege. V. Volksversammlung {dxla, zu ti'xco, i-ax-7]v, axig), aus allen über 30 Jahre alten Vollbürgern bestehend, allmonat- lich (zur Vollmondszeit) im Freien unter Leitung der Könige zusammenkommend, mit dem Recht der Abstimmung über die Vorlagen des Rathes, (später auch der Ephoren), ohne Debatte {ßofi y.ui ov xptjcpcp, Thuc.) Zu ihrer Entscheidung gehörten: Beamtenwahl, Gesetze, Krieg und Frieden, Verträge; — zugleich erschien die Versammlung als Heerschau vor dem Kriegsherrn. Vi. Die Erziehung und bürgerliche Zucht (äycoytj) wurde vom Staate selbst gehandhabt und auf alle Lebensverhält- nisse ausgedehnt. Mehr noch als die dorische Geburt galt die Theilnahme an ihr als Zeichen eines vollen Spartiaten. Kindheit: Aussetzung schwächlicher Kinder. Vom 7—18. Jahre öffentliche Erziehung der Knaben unter der Oberaufsicht des Tcaidovo/uog (ihm zur Seite die ßiöeoi oder ßiöiuiot — inspec- tores vom Stamm att. lövoi), in Abtheilungen (Jxou), deren mehrere eine dysxa oder ßova bildeten, unter Jlarchen oder Buagen. Körperliche Abhärtung (xaprf^m'), jährliche ¿la/uaorlyiooig, Zurücktreten der geistigen Bildung. Zweck und Ziel der spar- tanischen Erziehung: Kraft, Tapferkeit, Gehorsam, Gesetzlichkeit. Jünglingsalter: Vom 18—20. Jahre wurden die Jüng- linge {/xixxtlqtvtg) nur zu militärischen Zwecken im Inlands ver- wandt, mit dem 20. (tiqtvtg) die volle Dienstpflicht. *) Ob ursprünglich die Häupter der Oben? Schömann.

10. Alte Geschichte - S. 37

1869 - Mainz : Kunze
37 Mannesalter: Strenge Ueberwachung des Privatlebens. In Haus, Tracht, Speise ist die größte Einfachheit Vorschrift und Sitte. Die cpiöina oder avaoina aus gemeinsamen Beiträgen für alle über 20 Jahre alten Spartiatcn, die sich in geschlossenen Tischgesellschaften (ovoxijvtou) einigten; die schwarze Suppe (al/xaria oder ßucpd). Diese gesellige Gemeinschaft übertrug sich auch auf die Heereseintheilung (fw^orwi), — Verbot des Gebrauchs edler Metalle; eisernes Stabgeld; Verbot ddr Auswandrung, die als Desertion galt; strenge Fremdenpolizei (^tvt]Xaaiu) und Verbot der Niederlassung von Ausländern. Jeder Bürger war vom 20—60. Jahre kriegspflichtig. Die militärische Kraft des Staates ruhte auf dem Fußvolke, dessen Kern das Hoplitenheer, mit ehernem Panzer und Helm, großem Schild, langem Speer,.kurzem Schwert bewaffnet. Früher die größte taktische Heeresabtheilung der Xöyoc,, später die ¡xoqu. Sparta ein Kriegslager, ein Volk in Waffen, ebenso gegen die widerstrebenden Elemente im Inland (Heloten) wie gegen außen gerüstet. Vii. Das Ephorenamt wohl eine vorlykurgischebehörde (Gemeindevorsteher), aber erst nach Lykurg (zu König Theo- pompos Zeit?) im Interesse des dorischen Demos gegen Könige und Geronten weiter ausgebildet bis zu einer Art Gegen- regierung gegen die Könige und ihre Uebergriffe. Aufsichts- und Rügerecht der 5 jährlich wechselnden Ephoren gegen alle Ma- gistrate und Bürger. Die Könige konnten durch sie alle 9 Jahre unter Umständen suspendiert und vor der Gerusia in Anklage- stand versetzt werden. B. Die Mejsenischen Kriege. Die lykurgischen Institutionen geben dem Staate neue Lebens- kraft und die Fähigkeit, bald seine Macht auch zu erweitern. So folgte der erst nach Lykurg eingetretenen völligen Unterwerfung der lakonischen Landschaft die Eroberung Messeniens. Messenien {ßltooßvrj — Mittel- oder Binnenland) das fruchtbarste, von dem Pamisos, dem wasserreichsten Flusse des Peloponnes, durchströmte und gebildete Land. In demselben zwei Ebenen, durch das nahe Zusammentreten der Gebirgslinien getrennt. In der Nahe der trennenden Engschlucht liegt die
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