Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 294

1906 - München : Oldenbourg
294 56. Würzburg, die alte Bischofsstadt am Main. lieferung hat Walther von der Vogelweide hier den Abend seines vielbewegten Sängerlebens verbracht und sein Grab im Kreuzgang von Neumünster gefunden. Mit all diesem Glanz nach außen ging eine bedeutsame innere Entwicklung Haud iu Hand. Unter den schützenden und fördernden Einwirkungen kaiserlicher Privilegien wie auch des bischöflichen Stadtregiments reifte allmählich ein kraftvoll selbstbewußtes städtisches Bürgertum heran. Aber wie es mehr oder weniger überall in diesen Bischofsstädten zu gehen pflegte, kam auch hier bald die Zeit, da die Interessen und Ansprüche des bischöflichen Stadtherrn und der emporstrebenden Bürgerschaft auseinandergingen und in feindlichen Gegensatz zueinander gerieten, zum erstenmal unter dem gewaltigen Bischof Hermann I. von Lobdeburg im Jahre 1254. Seitdem zogen sich die Bischöfe auf ihr Bergschloß, die Marienburg, zurück um von dort aus den Trotz bürgerlicher Selbstherrlichkeit leichter bündigen zu können und nur allzuoft waren die beiden gegenüberliegenden Stadtseiten wie feindliche Heerlager geschieden, wobei die Bürgerschaft dann gerne bei den Kaisern Anlehnung und Rückhalt suchte. Mit wechselvollem Erfolg hin und her wogend zogen sich diese Kämpfe bis zum Jahre 1400 hin, wo es der fürstbischöflichen Streitmacht schließlich gelang in der Schlacht bei Bergtheim einen entscheidenden Sieg über die Bürgerschaft zu erringen. Zertrümmert lagen damit nun die lange genährten Hoffnungen auf reichsfreie Stellung und Selbstherrlichkeit zu Boden und mehrfach entschlossen sich bürgerliche Geschlechter zur Auswanderung, wovon besonders Nürnberg Vorteil gezogen haben soll. Die Herrschaft des Bischofs war damit für die weitere Folge besiegelt und Würzburg zu einer landsässigen Stadt geworden. Trotz dieser vielfach so sturmbewegten Zeitläufte nahm das Wachstum und die Verschönerung der Stadt doch ungestörten Fortgang. Auch das Zeitalter der Gotik hat hier hochbedeutende Denkmäler geschaffen; so die Kirche der Mtnoritm in den herben, strengen Formen der Frühgotik; dann die wundervolle, leider jetzt so ruinenhcist gewordene Kirche der Deutschherren, vor allem aber die dem Würzburger tief ins Herz gewachsene Marienkapelle am Markt, eine Dichtung in Steinen im schönsten Sinne des Wortes; bald nach einer grausamen Judenverfolgung hatte man sie auf dem früheren Judenplatz gewissermaßen zur Sühne dafür erstehen lassen. Dazu dann die stattlichen Kurien der Domherren mit ihren weiten Hofräumen und zierlichen Kapellen, deren noch erhaltene Reste vielfach von so malerischer Wirkung sind. Allerdings ist vieles davon späteren Umgestaltungen, besonders im vorigen Jahrhundert, zum Opfer gefallen. In Bamberg blieb weit mehr von solchen alten Höfen erhalten. Auch in der Plastik hatte mau sich in Würzburg allmählich zu achtungswerter Höhe emporgearbeitet. Sprechende Belege dafür sind die zahlreichen Grabdenkmäler der Bischöfe im Dom seit Ende des 12. Jahrhunderts; wie

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 313

1906 - München : Oldenbourg
58. Gründung der Akademie der Wissenschaften zu München 1759. 313 berufen, welche schon im Jahre 1763 ihre eigene Buchdrnckerei erhielt. Anch das astronomische Observatorium auf dem Gasteig entstand und wurde von dem geistlichen Ratsdirektor Osterwald geleitet, dem ein Fräulein von Schneeweiß als gelehrter Gehilfe zur Seite stand. Unter den Mitgliedern prangen in überraschender Zahl die Namen der ersten Adelsgeschlechter des Landes; das Wirken der neuen Gesellschaft war über die Mauern der Klöster, besonders der Benediktiner, der anderthalbtausendjährigen Pfleger der Wissenschaften, gedrungen und ihre Edelsten zierten die Reihen der Akademiker. Geistliche und Weltliche, Adelige und Bürgerliche beeiserten sich in diesen Blütetagen des Instituts mit edlem Freimut der Wahrheit zu dienen. Ein frisches, wissenschaftlich aufklärendes Streben ging bamals durch alle Gauen Südbeutschlauds, es entfachte in allen Stänben Liebe nnb Begeisterung für das Eble nnb Schöne. Hube-kümmert nm Genossenschaft ober Personen warb alles Verrottete nnb Schlechte schonungslos ausgebest und verfolgt. Ohne alle Selbstsucht eiferten aufgeklärte Geistliche gegen jahrhunbertelang gehegten Aberglauben. Der eble Gras Savioli, selbst Besitzer großer Güter, spricht golbene Worte für den bisher tief verachteten Lanbmann ltrtb forbert energisch zu bessert Entlastung von brückenben grunbherrlicheii Fronben und bureaukrotischer Willkür auf. Graf Haslaug fchilbert in feierlicher Sitzung schonungslos die sozialen und politischen Gebrechen Bayerns und gießt über das verrottete Zunftwesen den bittersten Spott. „Der Zunftzwang", sagte er, „versagt beut geschicktesten Arbeiter, wenn er arm ist, den ihm von der Natnr verliehenen freien Gebrauch seines Kopses und seiner Hänbe und verdammt ihn zu lebenslänglicher Dienstbarkeit. Meister werden nur Meistersöhne oder solche, die sich entschließen können mit irgend einer zahnlosen Meisterswitwe oder einer buckligen Meisterstochter vor den Altar zu treten. Das hält uns im alten Schlendrian fest, macht uns zum Spotte der Nachbarn und entvölkert das Land, bessert tüchtigste Söhne ihr Glück auswärts suchen." Er eifert für volle Freiheit des Hanbels und erklärt, beiß jenes Land das reichste sei, welches die größte Bevölkerung zähle und die ausgebreitetste Jubustrie besitze, kurz der hellfehenbe Patriot sprach bereits 1772 Worte, die heute jebein Fortschrittsmanne Ehre machen würden. Und so blieb unter der segensvollen Regierung Maximilians Iii. trotz manchem inneren balb wieber beigelegten Zerwürfnis die Akademie im schönsten Aufblühen. Ihre ferneren Schicksale unter den uachsolgenbeu Herrschern zu verfolgen ist hier nicht am Platze, das eine aber möge noch erwähnt werben, daß sie mit würbiger Feier und Pracht, unter Teilnahme des für Förbernng alles Eblen nnb Nützlichen begeisterten Königs Maximilian Ii. und einer Menge ans weiter Ferne herbeigeeilter Feftgäste irrt Herbst des Jahres 1859 ihr erstes Jubiläum beging.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 432

1906 - München : Oldenbourg
432 84. Ludwig I. und Goethe. Mit den Fastenpredigten hat Jean Paul als politischer Schriftsteller seinen Höhepunkt erreicht. Wenn er von da ab noch zuweilen über die deutschen Verhältnisse spricht, so geschieht es nicht mehr so ausführlich und mit solcher Begeisterung; man hört aus manchen Zeilen schon wieder den Satiriker heraus. In den „Saturnalien" 1818 saßt er nochmals einige Wünsche zusammen im Gegensatz zu denen, „welche durch Polizeidiener gern ein korrektes Universum hätten:" „Fürst und Adel sollen nicht ... auf das göttliche Ebenbild des Menschen mit Füßen treten, . . . gegen das Feuerwerk des Witzes sollen Zensur und Polizei feine Feuertrommeln rühren und feine Lärmkanonen richten gegen Raketen;" es solle „keine halbe und feilte beschränkte Preßfreiheit geben, sondern eine ganze;" es solle „überall Landstände geben;" „Weimar, das aus einem Parnasse der deutschen Musen zu einem Sinai der Verfassungen geworden, soll bte beutsche Keblah sein." So leuchtet aus den Werken Jean Pauls, mag er in strafendem Spott, in warnender Sorge oder in freudiger Begeisterung schreiben, ein echt deutscher Sinn. Die Grundbedingungen für das Blühen und Gedeihen des Vaterlandes sind ihm treffliche Fürsten, eine freie Verfassung und allgemeine Bildung, „Einsichten des Volkes;" denn „in der Geschichte hat wie in der Göttergeschichte Minerva am meisten die Götter gegen die Giganten beschirmt." 84. Ludwig I. und Goethe. Don Thomas Stettner.* Was ein jeder unserer beiden Dichterfürsten ihm sei, hat König Ludwig I. in den knappen Worten eines Epigramms ausgesprochen: „Wenn ich erwache, bevor ich betrete den Kreis der Geschäfte, Les' ich in Schiller sogleich, daß mich’s erhebe am Tag; Aber nach geendigtem Lärmen, in nächtlicher Stille, Flücht' ich zu Goethe und träum’ fort dann den lieblichen Traum." Man sann kaum treffender die Verschiedenheit dessen, was ein jeder von ihnen uns geben sann, bezeichnen: der feurige, vorwärts drängende Schiller soll uns begeistern zur Arbeit des Tages; überschauen wir aber in des Abends Stille prüfend die abgelaufenen Stunden und unser Wirken in ihnen, dann wird Goethe in seiner abgeklärten Ruhe unsere beste Gesellschaft sein. In seiner dichterischen Eigenart stand Schiller dem Könige näher, mit Goethe aber verband ihn neben der höchsten Bewunderung mannigfache Übereinstimmung in Neigungen und in der Auffassung des tätigen Lebens: beide liebten Italien als das Land der Sehnsucht, beide erblickten in der antiken Kunst die Höhe und deshalb die bleibende Norm künstlerischen Schaffens und auch in den Fragen des politischen Lebens standen sich ihre Ansichten nahe. Goethe aber verehrte in König Ludwig den mächtigen Beschützer und Förderer der Wissenschaften und Künste, der im großen zur Tat machte, was er selbst

4. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 79

1900 - München : Oldenbourg
Warum sind die mittelalt. deutschen Städte kaiserfreundl., die ital. kaiserfeindlich ? yg dann auf das Städtetum in Unteritalien und Sizilien, und schon erklangen in Süd- und Westeuropa die Kreuzpredigten, welche die zwei obengenannten ausschlaggebenden Mächte der Zeit, Kirche und Adel, zur grossartigsten Expansivbewegung des Mittelalters zusammenführten. Sollte und wollte das deutsche Städtetum nicht ganz überflügelt und lahmgelegt werden, so musste es sich nach einem Bundesgenossen umsehen, der von beiden obengenannten Mächten ebenso viel zu fürchten hatte wie sie selbst. Es war das Kaisertum. So schloss sich denn ein scheinbar ganz heterogener Bund zusammen, die höchste Spitze des Laienadels und die hörige Bevölkerung der Städte. Eine Vernunftehe war es, eine Liebesehe wurde es. Gut und Blut opferten die Städte für den Kaiser, Recht um Recht, Privileg um Privileg verliehen die Kaiser ihren lieben Städten. So blieb das Verhältnis, abgesehen von kleinen Schwankungen, unter den Stau fern und unter den Luxemburgern und Habsburgern, bis die Reformation das alte Band zerschnitt. Die meist protestantischen Städte konnten mit dem katholisch gebliebenen Kaiser nicht mehr zusammengehen. Mit dem Schmalkaldischen Kriege hatten sie ihre Rolle ausgespielt. Auf einer wesentlich anderen Entwicklungsstufe stehen um diese Zeit die italienischen Städte. Einen alles überwältigenden grundbesitzenden Landadel mit Naturalwirtschaft und ein die staatlichen Verhältnisse unbestritten beherrschendes Stammesfürstentum gab es in Italien schon längst nicht mehr. Aber gegeben hat es diese Verhältnisse bei den Graeco-Italikern sicher auch einmal, nur haben wir keine historische Kunde davon; in den sagenumsponnenen homerischen Helden, in dem kampfesfrohen Rutulerkönig Turnus, der nach Vergil mit Aeneas um die schöne Lavinia kämpft, und in den mythenhaften Königen, von denen uns Llvlus erzählt, haben wir vielleicht die letzten Ausläufer des graeco-italischen Stammesfürstentums vor uns. Jedenfalls war es beim Beginn der nationalhistorischen Aufzeichnungen schon längst erloschen. Beim Eintritt in das Licht der Geschichte haben Griechen und Römer schon längst das dominierende Städtewesen mit ausgebildeter Geldwirtschaft, wie wir es in Deutschland kaum in unserer Zeit haben. (Im bayerischen Landtag überwiegt zur Zeit noch das agrarische Element.) So blieben die Verhältnisse im allgemeinen bis zur Völkerwanderung. Die eingewanderten Germanen suchten allerdings die

5. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 154

1900 - München : Oldenbourg
154 Soziale Fragen. die Überhebung, die Frivolität, die Genuss- und Gewinnsucht der oberen Stände, sowie ganz besonders die Rücksichtslosigkeit, mit der jeder vom anderen oder von der Gesamtheit nur Vorteil und Nutzen zu ziehen sucht, ohne Opfer bringen zu wollen. Hier öffnet sich dem Lehrer, und zwar nicht bloss dem Geschichtslehrer, ein weites Feld segensreicher Thätigkeit. Man zeige den Söhnen der Reichen, dass Überhebung der oberen Stände die niederen beleidigt und reizt, dass die Privolität und Genusssucht gewisser Kreise die Achtung und Ehrfurcht vor denselben und damit die Autorität untergräbt, dass der recht ostentativ zur Schau getragene Reichtum und Luxus der reicheren Klassen die ärmeren verbittert und unzufrieden macht, dass der Egoismus der oberen Stände den der unteren zur naturnotwendigen Folge haben muss, und dass man von den Unteren nie verlangen kann, was die Oberen selbst nicht leisten. Man zeigt, dass Genuss ohne Arbeit schändet, dass nur die Arbeit adelt. Nicht der Genuss ist das Endziel des Lebens — das gilt dann für alle Schüler —, sondern die Freude, und die kann ebenso gut, ja noch besser, durch schwere, ehrliche Arbeit erworben werden, als durch mühelosen Genuss. »Hast Du treu Deine Pflicht gethan, Blickt Dich die Freude segnend an«. Diesen Genuss kann sich auch der Ärmste verschaffen. Also Bereitwilligkeit zur Abstellung von Missständen, Gemeinsinn, Opferwilligkeit, thatkräftige Nächstenliebe, geschichtliche Denkweise und wirtschaftliche Kenntnisse, das muss der Jugend, und besonders der Jugend der oberen Stände, in Fleisch und Blut übergeführt werden; dann erst sind die Vorbedingungen gegeben zu einer befriedigenden Lösung der sozialen Frage. Daran mitzuarbeiten ist eine der schönsten Aufgaben des Lehrers, insbesondere des Geschichtslehrers. Ii. Religiöse Fragen. Sind die sozialen Fragen so alt wie das Menschengeschlecht, so sind die religiösen ebenso alt. Denn sobald ein Gesetzgeber Vorschriften gab für das gemeinschaftliche Zusammenleben (Sozialgesetze sind der Anfang aller Gesetzgebung), so fühlte er auch das Bedürfnis, sie auf eine Instanz ausserhalb des Menschen zurückzu-

6. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 161

1900 - München : Oldenbourg
Unterrichtliche Behandlung religiöser Fragen. l6l nicht einmal da, denn die Liebe greift auch übers Grab hinaus vertrauensvoll an die Sterne und pflanzt noch am Grabe die Hoffnung auf Wiedervereinigung auf. Was folgt nun für den Geschichtsunterricht? Zunächst die heiligste Scheu und Ehrfurcht bei Besprechung religiöser Fragen. Hier muss der Lehrer sich stets das Wort vor Augen halten, das aus dem brennenden Dornbusch zu Moses erscholl: »Ziehe Deine Schuhe aus! Der Boden, auf dem Du stehst, ist heiliges La?id«. »Wer einem der Geringsten Ärgernis erregt, dem wäre es besser, man bände ihm einen Mühlstein an den Hals und würfe ihn ins Wasser, wo es am tiefsten ist«, sagt Christus selbst. Kommt man im Unterrichte auf religiöse Missstände zu sprechen, so betone man nachdrücklichst, dass einzelne unwürdige Träger noch lange nichts beweisen für die Unwürdigkeit der Sache. Im Gegenteil! Wenn selbst das unreine Gefäfs den Inhalt nicht besudeln kann, so muss er doppelt rein sein. Kommt man auf konfessionelle Gegensätze zu sprechen, so betone man immer aufs nachdrücklichste das Verbindende, nie das Trennende, und weise mit warmen Worten darauf hin, dass der wahre, den Menschen veredelnde Wert der Konfessionen in dem allen gemeinschaftlichen sittlichen Kerne liegt, dass zwar die Wahrheit naturgemäfs nur eine sein kann, dass aber die Wege, die zur Wahrheit führen, ebenso naturgemäfs verschieden sein können, wenn nicht müssen. Dabei kann man wohl darauf hinweisen, dass eine dogmatische Versöhnung und Vereinigung der verschiedenen Konfessionen unmöglich ist. Autoritätsglaube und freie Forschung, Heilsvermittlung durch gottgesetzte Organe und volle religiöse Unabhängigkeit, die es unerträglich findet, dass sich ein Mensch zwischen das Menschenherz und seinen Gott stellt, und ähnliche Unterscheidungslehren sind nicht bloss konträrer, sondern kontra- diktorischer Natur, heben sich gegenseitig auf und lassen sich deshalb niemals vereinigen. Alle Religionsgespräche und Unionsversuche haben deswegen mehr geschadet als genützt, weil sie in der Regel die Vertreter der streitenden Parteien auf ihren Standpunkten nur befestigten und so den Gegensatz nur vertieften. Hat man dies aber freimütig anerkannt, dann muss man mit um so stärkerem Nachdruck betonen, dass sich eine bürgerliche Gleichberechtigung und Toleranz recht gut durchführen lässt, d. h. Gleichberechtigung der Konfessionen in der Erlangung der Lorenz, Moderner Geschichtsunterricht. Ii

7. Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum - S. 35

1911 - München : Oldenbourg
Bekehrung der Westgermanen. Ergebnisse der Vllerwanderung. 35 Bereits vor seiner Erhebung zum Erzbischof hatte Bonifatius die christliche Lehre in Friesland, Thringen und Hessen verkndet; bei Geismar (in Hessen) fllte er die heilige Donareiche und bewies dadurch den gespannten Zuschauern die Ohnmacht ihrer Götter. Als Sttzpunkte der Mission grndete er u. a. die Klster Fulda (fr seinen Lieblingsschler (Sturm aus Bayern) und Fritzlar; 744 Fulda entwickelte sich bald zu einer Mustersttte der Budung fr ganz Deutschland. Schon hochbetagt zog Bonifatius abermals nach F r i e s l a n d, um das Werk der Bekehrung fortzusetzen, wurde aber in der Nhe von Dokkum von einer Schar heidnischer Friesen berfallen und erschlagen. Seine irdischen Reste ruhen in f 755 Fulda. Ihm zu Ehren erbaute König Ludwig zu Mnchen die Bonifatiuskirche (im Basilikenstil), an deren Innenwnden die Taten des opfermutigen Helden durch Gemlde verewigt sind. Die Ergebnisse der Vlkerwanderung. Das wichtigste Ergebnis der Vlkerwanderung war der Zerfall des einheitlichen Westrmischen Reiches und die Errichtung selbstndiger germanischer Staaten, von denen allerdings nur das Reich der Angel-sachfett und das der Franken dauernden Bestand Hattert. Als weitere wichtige Folge erscheint die Verteilung Europas unter drei Blkergruppeu: die Romanen (vgl. S. 1) beherrschen seitdem im groen und ganzen Sd- und Sdwesteuropa, die Germanen Mittel- und Nordeuropa nebst England, die S l a v e n Ost- und Sdosteuropa. Die fortwhrenden schweren Kmpfe, die eine mglichst straffe Zusammenfassung der staatlichen Gewalt in einer Hand verlangten, fhrten zur Ausbildung und Strkung der Monarchie (Knigtum, Herzogtum), gegen die das Mitbestimmungsrecht des freien Volkes mehr und mehr zurcktrat. Be-sonders rasch ging diese Entwicklung in den romanischen Landern vor sich, weil hier die Einheimischen schon von der Rmerherrschaft her an die absolute Monarchie gewhnt waren. Die Vermischung der teilweise entarteten rmischen Bevlkerung mit den jugendkrftigen Germanen bewirkte ferner eine Art Verjngung der Alten Welt, durch die in den betreffenden Lndern wieder wertvolle Eigenschaften und Tugenden, wie kriegerische Tchtigkeit, Ritterlichkeit, Gefhl fr persnliche Ehre, Treue, Achtung vor dem Weibe u. dgl. zur Geltung und Anerkennung kamen. Allerdings wurden weite germanische Kreise in die sittliche Ent-artnng des Rmertums mit hineingezogen, durch das Eingreifen der christlichen Kirche jedoch wieder aus den richtigen Weg gebracht. Auf wirtschaftlichem Gebiete erfolgte eine fast vollstndige Verdrngung der rmischen Geldwirtschast und ein zeitweiliger Rckfall in die Natural-Wirtschaft. Jahrhundertelang blieb das Metallgeld selten und lief fast nur in den erhalten gebliebenen Rmerstdten um; auf dem flachen Lande wurden Vieh und Getreide wieder die gewhnlichen Zahlnngs-mittel. 8*

8. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 314

1895 - München : Oldenbourg
314 210. Familie und Volk. für die Wartung der Kinder und die Besorgung des Haus- wesens thätig! Wie angenehm ist es uns, draußen in der Fremde auf einmal einen Oheim oder Vetter zu finden! Alles dieses und vieles Ähnliche bedarf keines weiteren Ausmalens. — Denn alle menschliche Geselligkeit beruhte auf dem Bande der Familie, dem deshalb auch die Kirche eine besondere Heiligkeit beilegt. Der Staat selbst findet seine beste Stütze in der Familie und nimmt sich ihrer auch nicht weniger an wie die Kirche, so z. B. durch die Gesetze über Ehe und Erbrecht und durch die Für- sorge für Witwen und Waisen. Ein Staat besteht aus den Bürgern, die in dem Staate wohnen. Die Bürger aber sind samt und sonders aus Familien hervorgegangen, und die meisten haben selbst wieder Familien. So bilden diese also recht eigentlich die Nahrung des Staates, und es ist die Familie nicht nur für unser Privatleben und für unsere Herzensbedürfnisse eine heilige Einrichtung, sondern sie ist eine Grundbedingung auch für das gesellschaftliche Leben der Menschen überhaupt. 2. Der Zusammenhang, in welchem die Glieder einer Familie zu einander stehen, ist ein durchaus natürlicher. Diesem gegen- über könnte das Verhältnis des Einzelnen zum Staate nun als ein künstliches erscheinen. Dies wäre auch richtig, wenn unsere Mitbürger weiter nichts mit uns gemein hätten, als daß sie zufällig dasselbe Land bewohnten und nach denselben Gesetzen regiert würden. Und doch wäre schon diese Gemeinsamkeit Veranlassung genug zu einer innigern Beziehung. Nähert man sich doch auch dem Nachbarn freundlich, selbst wenn man keinen besonderen Grund dafür hat! Aber es sind noch andere Bande, welche uns an den Staat fesseln. Wie wohl wird einem zu mute, wenn man draußen in fremdem Lande unter andersredenden Menschen plötzlich einen Landsmann findet! Wie vertraut klingt da die heimische Sprache! Wie verwandt dünkt uns der fremdeste Mensch, dem wir in den Straßen von London oder gar irgendwo in Amerika oder Afrika begegnen, wenn er nur deutsch spricht! Und das kommt nicht allein daher, daß wir ihn besser verstehen; denn wir haben jenes Gefühl, auch wenn wir der Sprache des fremden Landes mächtig sind. Der Grund ist der: jenes ist unsere Sprache,

9. Geographische Grundbegriffe, Übersicht der Länderkunde, Mitteleuropa, insbesondere das Deutsche Reich - S. 24

1909 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
24 Iii. Überblick über die Erdoberfläche und ihre Bewohner. Die Menschenwelt. Die Zahl der Menschen auf der ganzen Erde beträgt in runder Summe 1509 Millionen. Menschenrassen. Mit Rücksicht auf die Hautfarbe der Menschen unter- scheidet man 5 Rassen: 1. die Kaukasier — weiß, vorzugsweise in Europa; 2. die Mongolen — gelb, namentlich in Asien; 3. die Neger — schwarz, in Afrika; 4. die Indianer (Rothäute) — rötlichbraun, in Amerika; 5. die Malaien — braun, auf den Inseln des Großen Ozeans. Lebensweise und Beschäftigung. Die Menschen haben nicht alle die gleiche Lebensweise und Beschäftigung; sie lasseu sich hiernach in 3 Klassen teilen: 1. Bammel-, Jäger- und Fischervölker; sie leben von dem, was sie gerade finden oder erbeuten, und haben keine festen Wohnsitze, sind roh und unwiffend. 2. Hirtenvölker oder N o m aden; sie stehen auf eiuer höheren Gesit- tuugsstufe. Zwar sind sie nicht seßhaft, aber sie besitzen bereits Herden von gezähmten Tieren: von Rindern, Schafen und Kamelen. 3. Ackerbauer; diese haben feste Wohnsitze und bebaueu deu Boden. Zum Ackerbau gesellen sich dann bald Gewerbe aller Art, Bergbau, Handel, Künste und Wissenschaften. Sie stehen in der Gefittnng am höchsten. Wohnplähe der Menschen. Den wilden Völkern genügen Höhlen, Laub- dächer und einfache Hütteu zum Schutz gegen Wind und Wetter und zur Pflege der nächtlichen Ruhe. Die Nomaden haben Zelte. Die gebildeteren Völker fühlen das Bedürfnis nach dauerhafteren Zufluchtsstätten, in denen sie auch arbeiten können und die ihnen die Ausnahme von Haustieren und das Ansammeln von Vorräten gestatten. Religion. Nach der Religion scheiden sich die Völker in folche, die nur einen Gott anbeten, und solche, die mehrere Götter verehreu. Erstere heißen M o n o t h e i st e n, letztere Heiden oder P o l y t h e i st e n. Zu den Monotheisten gehören: die Christen, die In deu und die Mohammedaner. Land und Staat. Einen von der Natur deutlich abgegrenzten Erdraum nennt man ein Land. Natürliche Ländergrenzen können Gebirge, Meere, Seen und Flüsse bilden. Ein von der Natur scharf begrenztes Land ist z. B. die Pyrenäenhalb- insel. — Ein Staat ist die Vereinigung eines Volkes unter einem Oberhaupte, Staaten, iu welchen die Herrschergeivalt in einer Familie erblich ist, heißt man Monarchien. Diese sind wieder a) absolute — der Herrscher gibt unbeschränkt Gesetze und leitet den Staat; b) b e s ch rankte (konstitutionelle) — Vertreter des Volkes wirken bei der Gesetzgebung mit. Staaten, in denen das Oberhaupt nur auf eine bestimmte Zeit gewählt wird, sind Republiken.

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 125

1914 - München : Oldenbourg
— ^ 25 — Ringens gelegten Bresche erhob: „Den Melden von Leuthen, gefallen am 5. Dezember ^757." Als das Bataillon auf dem Rückzüge aus dem Nordfaume von Leuthen heraustrat, erlitt es auch noch das Unglück, der eben mit voller Wucht heranstürmenden preußischen Kavallerie in die L^ände zu fallen, so daß es zum größten Teile zufammengehauen wurde; trotz alledem aber gelang es Rot-Würzburg, feine Regimentsgefchütze zu retten. Das Regiment war zum Erbarmen zugerichtet. Nur ^ Offiziere, \ Fähnrich und 33 Mann verließen unverwundet das Schlachtfeld, 2 Offiziere waren gefallen, 22 verwundet, J5 davon in Gefangenschaft geraten, und vom Feldwebel abwärts zählte das Regiment 405 Tote oder verwundete nebst 350 Gefangenen; insgesamt wies es nach dem Kampfe, die Lazarettkranken abgerechnet, noch 2\7 Köpfe aus. von feinen vier Fahnen wurde eine einzige zurückgebracht, drei blieben auf der Wahlstatt mit ihren gefallenen Trägern liegen. Auf dem Rückzüge wurden alle Fahrzeuge bis auf eines die Beute der Preußen. Mit den Zeltwagen fielen sämtliche Zelte, die Feldkapelle und außerdem die Feldapotheke, die Akten des Regiments und das vor der Schlacht auf Befehl abgelegte Feldgeräte in Feindeshand. Achter Abschnitt. §ranzosenzeit. Umwälzungen. 1, Ein ungestörter Ratschlag. 3n Frankreich hatte die gewaltige Staatsumwälzung dem Könige Ludwig Xvi. Thron und Leben genommen. Die Herrscher von Österreich und preußeu glaubten mit Waffengewalt gegen die Republik vorgehen zu müssen. Der Bischof von Würzburg, Franz Ludwig von Lrthal, riet aber auf dem Reichstage entschieden von der Verfolgung dieses planes ab. Sein Grundsatz war: Deutschland habe sich in die inneren Angelegenheiten von Frankreich gar nicht einzumischen; denn es sei jedem unabhängigen Volke zu überlassen, sich eine seinem Charakter angemessene Staatsverfassung zu geben. Ulan hörte nicht auf die wohlüberlegten Worte des weitsichtigen Fürsten. Die beiden größten Staaten des Reiches hatten sich bereits zur Unterdrückung der französischen Bewegung verbunden, die kleineren Reichsstände mußten sich fügen. So erging es auch dem Fürsten von Bamberg und Würzburg, der sich keiner auf dem Reichstage beschlossenen Maßregel entzog und alle seine Verbindlichkeiten erfüllte, wenn er ste gleich nicht billigen konnte. So duldete er die Anwesen-
   bis 10 von 67 weiter»  »»
67 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 67 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 1
3 6
4 29
5 2
6 0
7 1
8 1
9 2
10 27
11 0
12 2
13 0
14 0
15 0
16 3
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 1
23 0
24 0
25 11
26 8
27 0
28 5
29 0
30 0
31 2
32 0
33 4
34 3
35 2
36 2
37 33
38 0
39 6
40 0
41 0
42 2
43 0
44 0
45 19
46 1
47 5
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 37
1 779
2 31
3 73
4 155
5 120
6 79
7 73
8 28
9 184
10 21
11 63
12 128
13 200
14 15
15 25
16 346
17 1636
18 32
19 375
20 32
21 420
22 74
23 329
24 188
25 63
26 90
27 26
28 223
29 171
30 10
31 12
32 75
33 28
34 25
35 93
36 121
37 35
38 74
39 469
40 132
41 67
42 214
43 188
44 24
45 259
46 58
47 25
48 67
49 126
50 74
51 224
52 170
53 23
54 228
55 20
56 52
57 26
58 50
59 67
60 72
61 74
62 28
63 14
64 33
65 94
66 54
67 56
68 80
69 29
70 197
71 258
72 73
73 132
74 36
75 237
76 293
77 1802
78 11
79 76
80 48
81 102
82 335
83 125
84 155
85 82
86 43
87 415
88 12
89 15
90 24
91 293
92 1085
93 49
94 652
95 44
96 77
97 27
98 326
99 6

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 7
1 2
2 1
3 11
4 8
5 69
6 1
7 304
8 1
9 19
10 16
11 10
12 1
13 1
14 1
15 16
16 39
17 5
18 17
19 51
20 0
21 10
22 48
23 0
24 6
25 2
26 7
27 3
28 1
29 26
30 5
31 15
32 0
33 110
34 5
35 24
36 0
37 11
38 2
39 115
40 36
41 0
42 0
43 9
44 27
45 3
46 2
47 14
48 6
49 17
50 4
51 1
52 157
53 4
54 529
55 52
56 2
57 5
58 12
59 52
60 31
61 24
62 113
63 46
64 11
65 5
66 0
67 104
68 2
69 0
70 18
71 48
72 8
73 98
74 21
75 9
76 5
77 26
78 37
79 66
80 137
81 54
82 9
83 3
84 2
85 8
86 6
87 9
88 11
89 2
90 8
91 46
92 1
93 19
94 0
95 1
96 1
97 10
98 83
99 79
100 25
101 0
102 10
103 36
104 1
105 11
106 6
107 1
108 12
109 15
110 7
111 10
112 7
113 0
114 1
115 3
116 3
117 3
118 11
119 5
120 6
121 7
122 13
123 5
124 3
125 3
126 24
127 50
128 14
129 5
130 1
131 17
132 17
133 7
134 2
135 0
136 212
137 0
138 5
139 6
140 3
141 3
142 11
143 0
144 11
145 240
146 2
147 3
148 190
149 0
150 63
151 59
152 4
153 8
154 16
155 34
156 7
157 37
158 28
159 21
160 1
161 9
162 19
163 8
164 0
165 141
166 63
167 4
168 0
169 4
170 1
171 48
172 34
173 40
174 20
175 53
176 66
177 116
178 1
179 15
180 5
181 7
182 78
183 158
184 3
185 12
186 3
187 7
188 43
189 7
190 2
191 52
192 13
193 5
194 52
195 1
196 3
197 17
198 1
199 75