Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. III

1906 - München : Oldenbourg
Vorwort. ieses Lesebuch zur Geschichte Bayerns ist entstauben im Auftrag des K. Bayerischen Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schul-angelegenheiten. Die hohe Uuterrichtsverwaltung war hiebei von dem Wunsche geleitet, es möchte künftighin an den Mittel- und Volksschulen der Unterricht in der Geschichte unseres engeren Vaterlandes „in einer anregenberen, die Herzen der Jngenb erwärmenbereu und so für das spätere Leben nachhaltigere Einbrücke hinterlassenen Weise erteilt werben; die lehrreichsten, rühmlichsten und so wissenswürbigsten Partien der Geschichte Bayerns sollten in faßlicher, an-ziehenber Darstellung ohne alles gelehrte Beiwerk zur Veranschaulichung gebracht werben". Kirchengeschichtliches als speziell dem Religionsunterricht zugehörig war von der Ausnahme überhaupt auszuscheiben; bagegen glaubte der Verfasser dem Kulturgeschichtlichen einen breiten Platz einräumen zu müssen, zumal heute die allgemeine Forberung dahin geht, daß nicht bloß Kriegs- und Waffentaten den Gegenstanb des Geschichtsunterrichtes bilben sollen, sonberu daß auch die Entwicklung des inneren Volkslebens, aus der heraus erst die Gesamt-znstände einer Zeit richtig erfaßt werben können, zu anschaulicher Darstellung gelange. Der Charakter des Lesebuches bebingte die Aufnahme möglichst geschlossener Einzelbarstellungen. Sie sinb in erster Linie gebacht für den unmittelbaren Gebrauch beim Unterricht, also für die Hand des Lehrers. Wer Erweiterung der in den Lehrbüchern weniger ausführlich behandelten Gebiete für angezeigt hält, möge in vorliegenber Sammlung Stoff und Anregung finben. Zwischen den hier gebotenen kulturgeschichtlichen Ausführungen und dem Lehrgang der politischen Geschichte den harmonischen Zusammenhang herzustellen bürste nicht schwer fallen. Wer etwa in bestimmten Schulen für einfachere Verhältnisse auszufcheiben hat, wirb leicht ersehen, was sich entbehren läßt. Wer tiefer bringenbe Belehrung sucht, dem wirb die vom Herausgeber benutzte und zuverlässig zitierte Literatur eine willkommene

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 232

1906 - München : Oldenbourg
232 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. paterna wurden zuerst von Maximilians Beichtvater, P. Vervanx, veröffentlicht und dieser Jesuit, nicht der Kurfürst, wird als ihr Verfasser zu betrachten sein. Wie sie aber in Maximilians Auftrag entstanden, entsprechen sie auch vollständig seinen eigenen Anschauungen — ohne dies hätte er sich nicht gefallen lassen, daß sie ihm in den Mund gelegt wurden. Maximilians eigenes Werk sind dagegen zweifellos die 1650 für den Kurprinzen aufgezeichneten „Treuherzigen väterlichen Lehrstücke, Erinnerungen und Ermahnungen", neben dem theoretischen System der Monita paterna mehr Anweisungen zu praktischer Politik. Die Höhe, Verantwortlichkeit. Pflichtenfülle des Fürstenbernfes wird in beiden Aufzeichnungen auf das Stärkste betont. Lange vor Friedrich dem Großen, der den Fürsten als ersten Diener des Staates bezeichnet, schrieb Maximilian: „Eifrige, arbeitsame Potentaten und Fürsten sind den brennenden Kerzen zu vergleichen, welche sagen könnten: „Aliis lucendo consumor!“ Für Maximilians Charakterbild sind alle hier erteilten Lehren überaus wichtig, weil sie genau dem entsprechen, was er täglich und stündlich ausübte. Dies gilt von den Mahnungen zu eingezogener Ökonomie und Mäßigkeit wie von jenen zu fleißigem Nachfragen über die Haltung der Gebote und Verordnungen, gilt von der Weisung die Landschaft streng in ihren Schranken zu halten wie von jener auf sorgsame Erhaltung der Autorität, aber deren richtige Temperierung durch Freundlichkeit, Sanftmut und Demut. Die sorgfältige Auswahl und Überwachung der Beamten, die Scheu vor Günstlingen und Schmeichlern, die Warnung vor neuer, ungewohnter, „alamodischer" Kleidung, die Geheimhaltung der Geschäfte, die Vermeidung unnützer Worte, die Regel nur langsam, verständig und mit gutem Bedacht zu reden, die Weisung, daß der Fürst zwar jedermann Gehör schenken, aber sich nicht gleich ex tempore, ohne vorhergehende Information, Rat und Berichtseinholung entschließen, etwas abschlagen oder versprechen soll — alles dies sind Grundsätze, die in Maximilians Tätigkeit fort und fort verwirklicht wurden. Nur die Mahnung sich möglichst der fremden, ausländischen, besonders welschen (italienischen) Offiziere und Diener zu enthalten, welche meistens nur Dienste suchen um sich zu bereichern, scheint erst ans üblen Erfahrungen während der eigenen Regierung entsprungen zu sein. Von Annahme hoher Orden (besonders des goldenen Vließes) rät Maximilian ab, da dieselben nach und nach zu gemein gemacht worden seien. Die äußere Politik berührt er nur in einem Satze: wo er in seinen Ermahnungen Anlaß hatte gegen das Haus Österreich Warnung und Erinnerung zu tun, seien nicht die Herren selbst als ihres Hauses nächste Blutsverwandte, sondern die widrigen, passionierten und übel auktionierten Minister und Räte gemeint. In der inneren Regierung war Maximilian ausgesprochener Autokrat, der sich leichten Herzens über die verbrieften Rechte der Landschaft hinwegsetzte. Ist auch unter Maximilians Nachfolger noch einmal ein Landtag zusammengetreten, so muß doch er als der Fürst bezeichnet werden, der dem

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 233

1906 - München : Oldenbourg
42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. 233 freilich schon vorher sehr geschwächten altlandstündischen Wesen in Bayern den Todesstoß gab. Was er für das Heerwesen geleistet, zeigte der Sieg, der über ein Jahrzehnt den bayerischen Fahnen als treuer Genosse folgte. Vielleicht das Beste tat hier die Menschenkenntnis und die sorgfältige Prüfung bei der Auswahl seiner Generale. Seine unverdrossenen Bemühungen für die Landwehr allerdings erwiesen sich im Ernstsalle ziemlich fruchtlos; bei der ersten Überflutung durch die Schweden hat die Landwehr sehr wenig für die Verteidigung des Landes geleistet. Wie ließ sich aber voraussehen, daß man je mit einem so zahlreichen, wohlgeübten und gefährlichen Feinde zu kämpfen haben werde! Im letzten Feldzuge war auch die Beihilfe der Landwehr nicht zu unterschätzen, und wenn Bayern in der zweiten Hälfte des Krieges durch Werbungen, die jetzt zum größten Teil nur mehr im eigenen Lande angestellt werden konnten, noch so treffliche Heere aufbrachte, wäre dies ohne den im Volke neu belebten kriegerischen Geist wohl nicht möglich gewesen. Als Oberbefehlshaber verfolgte er von Tag zu Tag mit schärfster Aufmerksamkeit alle Vorgänge beim Heere und überwachte, unterstützt von den fortlaufenden Berichten seiner Kriegskommissäre, die Anordnungen der Generale ebenso sorgfältig wie er dies gegenüber der Amtsführung seiner Beamten gewohnt war. Der Prätensionen und Insolenz der höheren Offiziere, wie sie bei solchem Übergewicht des Kriegswesens üppig emporschießen, verstand er sich energisch zu erwehren. In seinem Dienste hätte ein Wallenstein nicht aufkommen können. Keine Kleinigkeit entging seinem Späherblick; er wies Tilly an sich mehr auf Feldbefestigungen zu werfen, er kannte und kritisierte die Menge der verschossenen Munition, die Zahl der abgängigen Pferde. In keinem Punkte war der Kontrast dieser Regierung zu der der Vorgänger so grell wie in den Finanzen. Während es vorher auch die sparsamsten Fürsten nicht bis zur Ansammlung eines Kriegsschatzes gebracht hatten, trat er mit wohlgefüllten Kaffen in den großen Krieg ein und die ans Unerschöpfliche grenzende Nachhaltigkeit seiner Geldmittel gab den Zeitgenossen stets neuen Stoff zur Bewunderung. In der Tat lag hierin ein guter Teil von dem Geheimnis seiner Erfolge begründet. Sehr bezeichnend für seine politische Auffassung beginnt er die seiner Gemahlin und den Erben hinterlassenen Mahnungen mit dem Kapitel der Finanzen. Er stellt den Grundsatz an die Spitze, daß an einer verständigen, klugen Ökonomie und „Wohlhausen" hauptsächlich Reputation und Wohlstand des Landesfürsten und der Untertanen gelegen sei, und schließt mit dem Urteil: Das gute Vermögen ist nervus rer um agendarum et conservandarum. In der Form von Lehren für seine Nachfolger hat er auch hier sein eigenes Verfahren besser geschildert, als ein dritter es schildern konnte. Zu wohl bestellten Finanzen, sagt er, braucht man treue und verständige, fleißige, eingezogene und erfahrene Räte, deren nützlichen Ratschlägen man folgen soll. Man muß ost nachfragen, wie den

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 502

1906 - München : Oldenbourg
502 105. König Maximilian Ii. von Bayern und die Wissenschaft. Werke große Summen aus Staatsmitteln gespendet, aber unter den Fürsten ist Maximilian Ii. der einzige gewesen, der mit persönlicher Liebe und persönlichen Opfern seinem Volke, ja der Mitwelt und in noch höherem Maße der Nachwelt eine reiche, geistige Ernte bereitet hat. Es war besonders Schelling, der durch seine Ratschläge in der Seele des jungen Prinzen bereits den Entschluß geweckt und befestigt hatte, die Pflege der Wissenschaft nicht bloß für Bayeru, sondern für gauz Deutschland in die Hand zu nehmen. Der König hatte sich als leitenden Grundsatz auf Schellings Empfehlung das zum Augenmerke gemacht: „Darauf soll bei der Wissenschaft, bei aller sonstigen Freiheit gesehen werden, daß die Achtung vor göttlicher und staatlicher Ordnung stets gewahrt bleibe, daß der Mensch das Menschliche dem Göttlichen unterzuordnen habe." Als er den Thron bestiegen, da hatte er nicht gleich anderen Fürsten, die mitunter als Gönner der Gelehrten gepriesen werden, eine besondere wissenschaftliche oder künstlerische Liebhaberei zu befriedigen. Niemand weiß von einer exklusiven Neigung für dieses oder jenes, welcher der König mit Hintansetzung anderer Gebiete und Richtungen gefrönt hätte. Er betrachtete das Reich der Wissenschaft nicht mit dem Auge eines Gelehrten oder eines Dilettanten, sondern mit dem Auge eines Königs, der das Ganze überschaut und alle Teile dieses Ganzen mit unparteiischer Liebe umfaßt, der auch hier seine Günstlinge und seine Stiefkinder hat, gleich der Sonne, die ihre Strahlen aussendet, nicht etwa um einen abgelegenen Winkel zu erleuchten, sondern um der ganzen Erde und allen Geschöpfen Licht und Wärme zu spenden. Wohl wußte der König, daß Theologie und Rechtswissenschaft wichtige Aufgaben zu vollbringen hätten, aber er nahm an, daß die juristische Leistung seiner besonderen fürstlichen Unterstützung bedürfe, da der Staat selbst und die ganze Nation bei dem Zustandekommen der Gesetzbücher unmittelbar beteiligt seien und die Staatsmittel vollkommen dafür ausreichten. Die Theologie aber, das fühlte er, könne nur in völliger Unabhängigkeit, nur den rein religiösen Impulsen folgend, nur von religiösen Motiven geleitet, an dem schwierigen Problem der Lösung konfessionellen Zwiespalts mit einiger Hoffnung des Erfolges arbeiten. Maximilians, Geist war durchdrungen von Hochschätzung der deutschen Philosophie. Schellings Vorträge, die er, während sie ihm gehalten wurden, aufzeichnen ließ und sorgfältig studierte, hatten bleibenden Eindruck aus ihn hervorgebracht. Gleichwohl galt ihm auch die Philosophie nicht als eines der Gebiete, auf welche seine Fürsorge sich zu erstrecken habe. Er wußte, daß hiermit äußerer Nachhilfe nichts zu erreichen fei; nur das eine glaubte der König für dieses Gebiet tun zu können, das Erscheinen von Gesamtausgaben der Werke deutscher Denker mit ansehnlichen Summen zu unterstützen, und das hat er getan.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 466

1906 - München : Oldenbourg
466 93. Ludwig I. von Bayern als Erzieher seines Volkes. Handwerk üben mußte, liegt zutage. Ein Frühlingshauch drang auch in die bürgerlichen Werkstätten. Indem die Handwerker Mitarbeiter bei der Herstellung, Einrichtung und Ausschmückung stilvoller, großartiger Bauwerke wurden, gewannen sie nicht nur Geld, sondern mehr: ihr Geschmack ward geläutert,' künstlerischer ^.akt auch in ihnen entwickelt. Und ebenso mußte der Anblick so vieler in den Sammlungen vereinigter Meisterwerke ans der Zeit, da jeder Handwerker, wie Semper sagt, in seiner Art ein Künstler war, jedem überhaupt Empfänglichen die Brust erweitern. Daß diese Tatsache in den gewerblichen Kreisen anerkannt wurde, zeigte sich 1850 bei dem Festzug gelegentlich der Enthüllung der Bavaria. Der König selbst berichtete hocherfreut an Wagner (13. Oktober 1850): „Erst wollten nur die Künstler die Enthüllung seyern, dann gesellten sich die bey den Bauten betheiligten Gewerbe hinzu, hieraus alle, denn wenn sie auch nicht unmittelbaren Gewinn davon zogen, doch mittelbaren, und er geht fort, nicht nur durch die bewirkte Vervollkommnung der Gewerbe, sondern auch durch die alljährlich zuströmende Menge von Fremden!" Fachschulen wurden errichtet, die Gelegenheiten für den Strebsamen sich zu unterrichten vermehrt, durch Preisausschreiben und Ausstellungen ein rühmlicher Wetteifer zu entfachen gesucht. Wohl würden die edlen Absichten kräftiger durchzuführen und noch bedeutendere Wirkungen zu erzielen gewesen sein, wenn die Mittel reicher geflossen wären. Ludwig besaß jene Eigenschaft, welche den Glanz einer Regierung in den Augen der Zeitgenossen wesentlich mindert und doch zu den notwendigsten Merkmalen großer Regenten gehört: Sparsamkeit. Wie sehr diese sittliche Kraft unseres Fürsten seinem Staat zum Heil gereichte, weiß jeder, der den kläglichen Stand der Finanzen und die Zerrüttung im Staatshaushalt während der ersten zwei Jahrzehnte des Königreichs kennt. Als 1827 der Finanz-minister dem Landtag die Erklärung abgab, daß zum erstenmal feit Bestehen der Verfassung kein Defizit vorliege, brachen die Mitglieder aller Parteien in Hochrufe auf den König aus: so überraschenb, so beglückenb wirkte aus sie jene Nachricht. Hub abgesehen von der Besserung der Finanzlage: der weise Haus-Halter auf bein Throne würde ein Beispiel für das Laub! Lubwigs Ordnungsliebe, seine Abneigung nicht gegen große, durch höhere Zwecke gerechtfertigte Ausgaben, aber gegen jebe Verschwendung waren beim wichtigen Werke der Volkserziehung unschätzbar wesentliche Kräfte. Vorzüglich baburch gewann er sich das Vertrauen des Volkes, jenes unerschütterliche Vertrauen zur Krone, ohne welches der monarchische Verfafsungsstaat nicht denkbar, sicherlich nicht haltbar ist. Ludwig erinnert darin an den prunklos tätigen Vater des großen Friedrich. Wie dieser sah auch er in bürgerlichen Tugenben des Regenten und) seiner Diener die Grundfesten des Staates, wie dieser würde Ludwig der Schöpfer eines neuen, strammen, arbeitsamen Beamtentums. Er selbst war unerinüblich tätig, er hielt seine Mittel zusammen und sah auf peinliche Orbnung

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 467

1906 - München : Oldenbourg
93. Ludwig I. von Bayern als Erzieher seines Volkes. 467 und so verlangte er auch eisernen Fleiß, Pflichttreue und Pünktlichkeit von jedem, der sich in den Dienst des Staates stellte. Mit der Vetternwirtschaft, dem Schlendrian, dem teeren Formelwesen, der alten Bureaukratie hat er gründlich gebrochen! — Alles in allem: Ludwig erkannte und erfüllte die Pflichten des Königtums. Auch ihm galt als erste Sorge das Fridericianische: Alles für Gott und das Volk! Erst in jüngster Zeit erfuhr man in weiteren Kreisen, welch bedeutsamen Anteil Ludwig als Kronprinz am bayerischen Verfassungswerk nahm und daß in der Stunde der Gefahr ihm die Rettung dieses Palladiums zu danken war. Später freilich, als er, der sich freudig in den gemeinsamen Dienst mit dem Volke gestellt hatte, seinen Eifer durch Lahmheit oder Übelwollen in manchen Kreisen gehemmt glaubte, empfand er die Beschränkung seiner Machtbefugnisse mit Unbehagen. Dann mochte er wohl wünschen: Alles für das Volk, nichts durch das Volk! Doch wie stark die Versuchung war, niemals erlaubte er sich entert Verfassungsbruch. Die Begrenzung der Gewalt ist auch eine Verringerung der Verantwortlichkeit. Ludwig war zu lebendig vom Bewußtsein seiner Pflicht durchdrungen, als daß er nicht darin eine Wohltat erblickt hätte! „Herrlich, über freies Volk zu malten, Nicht nach Willkür grenzenlos zu schalten, Sondern in den Schranken, die bestehn; In dem Edelen sein Volk erhöh'n!" Immerhin läßt sich nicht verkennen, daß Ludwig feit 1831 den Anteil des Volkes au der Regierung mit wachsender Eifersucht betrachtete und lieber vermindert als vergrößert wünschte. Er faßte den Fürftenberuf mehr und mehr in selbstherrlichem Sinne ans, doch niemals im vermessenen des Roi soleil. Die Gewalt — dies ist feine Auffassung, feine felsenfeste Überzeugung — ist den Fürsten von Gott selbst übertragen, doch nur zur Förderung des Gemeinwohls, der res publica. In jenen Tagen, da von namhaften Lehrern des Staatsrechts noch das persönliche Eigentumsrecht der deutschen Fürsten an Land und Leuten verfochten ward, erkannte er selbstlos an, was die Völker von den Fürsten zu beanspruchen haben. Deshalb konnten unter ihm trotz Beschränkung der Presse und des Vereinswesens die politischen Tugenden des Volkes für eine freiere Zukunft heranreifen. Diese glückliche Fortentwicklung des politischen Sinnes in Bayern wurde noch dadurch begünstigt, daß Ludwig in allen Lebenslagen ernst und treu zum deutschen Vaterlande hielt. Davon zeugen die Jugendgedichte, die Worte und Taten des Regenten, die großen, dem ganzen deutschen Volke gewidmeten Bauwerke. In verblendeter Selbstgenügsamkeit wiegte man steh in Bayern, da Kronprinz Ludwig schon mit Herz und Geist aufseiten der Befreiungskämpfer stand. 30*

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 221

1906 - München : Oldenbourg
41. Was uns die Residenzfassade Kurfürst Maximilians I. sagt. 221 wachen und wieder zur kunsterfüllten, farbenfrohen, im Stadtbilde so bedeutsam mitsprechenden Vilderchronik werden, die sie ehedem gewesen. Es ist die alte Art, die ihre bnntbewegten Schlachtenszenen, ihre Wappen, Allegorien, Fürstenbilder und Grotesken mehr lustig und genial als organisch über die Das Nordportal der Residenz in München. ganze Fläche verstreut, und gerade im Anblicke solcher Werke, die ja ihre tägliche Umgebung bildeten, mußte in den Meistern der Residenz wohl die Überzeugung sich befestigen, daß jede freiere Gestaltung, jede vielfarbige Wirkung der Malerei den getragenen Ernst ihrer für damalige Verhältnisse riesigen Front unbedingt zerstören müßte. Und so entstand im bewußten Gegensatze zu der hellen Freude au bunter Zier, wie er dem Altbayernstamme im Blute liegt und noch jetzt an den Bauernhäusern unseres Hochlandes uns entgegenjubelt, jeues fast alles ornamentale Beiwerk verschmähende Architekturgerüste, das gewiß eine der strengsten Fassadcumalereien darstellt, die jemals geschaffen wurden.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 294

1906 - München : Oldenbourg
294 56. Würzburg, die alte Bischofsstadt am Main. lieferung hat Walther von der Vogelweide hier den Abend seines vielbewegten Sängerlebens verbracht und sein Grab im Kreuzgang von Neumünster gefunden. Mit all diesem Glanz nach außen ging eine bedeutsame innere Entwicklung Haud iu Hand. Unter den schützenden und fördernden Einwirkungen kaiserlicher Privilegien wie auch des bischöflichen Stadtregiments reifte allmählich ein kraftvoll selbstbewußtes städtisches Bürgertum heran. Aber wie es mehr oder weniger überall in diesen Bischofsstädten zu gehen pflegte, kam auch hier bald die Zeit, da die Interessen und Ansprüche des bischöflichen Stadtherrn und der emporstrebenden Bürgerschaft auseinandergingen und in feindlichen Gegensatz zueinander gerieten, zum erstenmal unter dem gewaltigen Bischof Hermann I. von Lobdeburg im Jahre 1254. Seitdem zogen sich die Bischöfe auf ihr Bergschloß, die Marienburg, zurück um von dort aus den Trotz bürgerlicher Selbstherrlichkeit leichter bündigen zu können und nur allzuoft waren die beiden gegenüberliegenden Stadtseiten wie feindliche Heerlager geschieden, wobei die Bürgerschaft dann gerne bei den Kaisern Anlehnung und Rückhalt suchte. Mit wechselvollem Erfolg hin und her wogend zogen sich diese Kämpfe bis zum Jahre 1400 hin, wo es der fürstbischöflichen Streitmacht schließlich gelang in der Schlacht bei Bergtheim einen entscheidenden Sieg über die Bürgerschaft zu erringen. Zertrümmert lagen damit nun die lange genährten Hoffnungen auf reichsfreie Stellung und Selbstherrlichkeit zu Boden und mehrfach entschlossen sich bürgerliche Geschlechter zur Auswanderung, wovon besonders Nürnberg Vorteil gezogen haben soll. Die Herrschaft des Bischofs war damit für die weitere Folge besiegelt und Würzburg zu einer landsässigen Stadt geworden. Trotz dieser vielfach so sturmbewegten Zeitläufte nahm das Wachstum und die Verschönerung der Stadt doch ungestörten Fortgang. Auch das Zeitalter der Gotik hat hier hochbedeutende Denkmäler geschaffen; so die Kirche der Mtnoritm in den herben, strengen Formen der Frühgotik; dann die wundervolle, leider jetzt so ruinenhcist gewordene Kirche der Deutschherren, vor allem aber die dem Würzburger tief ins Herz gewachsene Marienkapelle am Markt, eine Dichtung in Steinen im schönsten Sinne des Wortes; bald nach einer grausamen Judenverfolgung hatte man sie auf dem früheren Judenplatz gewissermaßen zur Sühne dafür erstehen lassen. Dazu dann die stattlichen Kurien der Domherren mit ihren weiten Hofräumen und zierlichen Kapellen, deren noch erhaltene Reste vielfach von so malerischer Wirkung sind. Allerdings ist vieles davon späteren Umgestaltungen, besonders im vorigen Jahrhundert, zum Opfer gefallen. In Bamberg blieb weit mehr von solchen alten Höfen erhalten. Auch in der Plastik hatte mau sich in Würzburg allmählich zu achtungswerter Höhe emporgearbeitet. Sprechende Belege dafür sind die zahlreichen Grabdenkmäler der Bischöfe im Dom seit Ende des 12. Jahrhunderts; wie

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 313

1906 - München : Oldenbourg
58. Gründung der Akademie der Wissenschaften zu München 1759. 313 berufen, welche schon im Jahre 1763 ihre eigene Buchdrnckerei erhielt. Anch das astronomische Observatorium auf dem Gasteig entstand und wurde von dem geistlichen Ratsdirektor Osterwald geleitet, dem ein Fräulein von Schneeweiß als gelehrter Gehilfe zur Seite stand. Unter den Mitgliedern prangen in überraschender Zahl die Namen der ersten Adelsgeschlechter des Landes; das Wirken der neuen Gesellschaft war über die Mauern der Klöster, besonders der Benediktiner, der anderthalbtausendjährigen Pfleger der Wissenschaften, gedrungen und ihre Edelsten zierten die Reihen der Akademiker. Geistliche und Weltliche, Adelige und Bürgerliche beeiserten sich in diesen Blütetagen des Instituts mit edlem Freimut der Wahrheit zu dienen. Ein frisches, wissenschaftlich aufklärendes Streben ging bamals durch alle Gauen Südbeutschlauds, es entfachte in allen Stänben Liebe nnb Begeisterung für das Eble nnb Schöne. Hube-kümmert nm Genossenschaft ober Personen warb alles Verrottete nnb Schlechte schonungslos ausgebest und verfolgt. Ohne alle Selbstsucht eiferten aufgeklärte Geistliche gegen jahrhunbertelang gehegten Aberglauben. Der eble Gras Savioli, selbst Besitzer großer Güter, spricht golbene Worte für den bisher tief verachteten Lanbmann ltrtb forbert energisch zu bessert Entlastung von brückenben grunbherrlicheii Fronben und bureaukrotischer Willkür auf. Graf Haslaug fchilbert in feierlicher Sitzung schonungslos die sozialen und politischen Gebrechen Bayerns und gießt über das verrottete Zunftwesen den bittersten Spott. „Der Zunftzwang", sagte er, „versagt beut geschicktesten Arbeiter, wenn er arm ist, den ihm von der Natnr verliehenen freien Gebrauch seines Kopses und seiner Hänbe und verdammt ihn zu lebenslänglicher Dienstbarkeit. Meister werden nur Meistersöhne oder solche, die sich entschließen können mit irgend einer zahnlosen Meisterswitwe oder einer buckligen Meisterstochter vor den Altar zu treten. Das hält uns im alten Schlendrian fest, macht uns zum Spotte der Nachbarn und entvölkert das Land, bessert tüchtigste Söhne ihr Glück auswärts suchen." Er eifert für volle Freiheit des Hanbels und erklärt, beiß jenes Land das reichste sei, welches die größte Bevölkerung zähle und die ausgebreitetste Jubustrie besitze, kurz der hellfehenbe Patriot sprach bereits 1772 Worte, die heute jebein Fortschrittsmanne Ehre machen würden. Und so blieb unter der segensvollen Regierung Maximilians Iii. trotz manchem inneren balb wieber beigelegten Zerwürfnis die Akademie im schönsten Aufblühen. Ihre ferneren Schicksale unter den uachsolgenbeu Herrschern zu verfolgen ist hier nicht am Platze, das eine aber möge noch erwähnt werben, daß sie mit würbiger Feier und Pracht, unter Teilnahme des für Förbernng alles Eblen nnb Nützlichen begeisterten Königs Maximilian Ii. und einer Menge ans weiter Ferne herbeigeeilter Feftgäste irrt Herbst des Jahres 1859 ihr erstes Jubiläum beging.

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 227

1906 - München : Oldenbourg
42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. 227 Verbündete durch Mangel an Aufrichtigkeit und Wahrheit zu überlisten. Einem gerade in diesem Punkte durchaus kompetenten Beurteiler, dem Kardinal Mazarin, erschien er listig und verschlagen im höchsten Grade, ein Mann, dem zu mißtrauen man allen Grund habe und der nichts so sehr liebe wie sein eigenes Juteresse. Aber der Gedauke, daß sein persönliches Interesse irgendwo vor dem religiösen sich geltend machen dürfe, kommt bei ihm gar nicht in Betracht, nur Friedensliebe und die Forderungen der Realpolitik vermögen ihm Zugeständnisse in religiös-politischen Fragen abzuringen. Auch sein ungemein starkes Standes- und Selbstgefühl fügt sich ungezwungen seiner religiösen Weltanschauung ein: Gott ist es, der ihm diesen erlauchten Posten als Fürst und Kurfürst des Reiches angewiesen hat. Wie Loyola bleibt er trotz aller Aszese und Frömmigkeit eine ganz auf Handeln und Herrschen angelegte Natur. Mit der christlichen Demut aber vertrügt sich in seiner Seele das stärkste fürstliche Selbstbewußtsein. Und indem dieser Zug mit der Tradition zusammenwirkt, die am Münchener Hofe und unter den bayerischen Beamten schon ausgebildet war, wird Maximilian zum kraftvollen Vertreter der laudesfürstlichen Kirchenhoheitsrechte und der Selbständigkeit des Staates gegenüber der Kirche. Vergleicht man ihn mit dem jugendlichen Großvater und Urgroßvater, so springt in die Augen, in welchem Maße die streng religiöse Richtung des Zeitgeistes die menschliche und sürstliche Persönlichkeit veredeln konnte. Das herzogliche Ehepaar, berichtete der niederländische Arzt Thomas Fyens aus München an Justus Lipsius, ist außerordentlich fromm, gütig und klug, der Herzog selbst in jeder Art des Wissens bewandert, des Lateinischen, Italienischen, Französischen völlig mächtig, in den Sitten bescheiden, von reifem Verstand, in Mienen und Benehmen Ernst mit einem gewissen Wohlwollen verbindend. Wiewohl kaum neunundzwanzig Jahre alt sieht er aus wie ein Vierziger. Ein schöner Mann von mittlerer Größe, in der Gesichtsbildung mehr einem Niederländer oder Italiener gleichend. Die trunksüchtigen, leichtfertigen, trägen Menschen haßt und verachtet er; an feinem Hofe ist alles auf Tugend, Befcheidenheit, Frömmigkeit gestellt, jedes Laster verbannt, alle Adeligen bescheiden, wohlgesittet und ehrlich. Auch Ägidius Albertimts1) hebt die Eingezogenheit, die gute Ordnung und Rechtspflege am Münch euer Hofe hervor und nennt es schon 1599 als allgemein bekannt, welch gelehrter, sinnreicher, mäßiger, nüchterner, eingezogener, gottessürchtiger, milder, gerechter, eifriger und sorgfältiger Regent dort walte. Die vornehme Feinheit feiner Umgangsformen erregte die Bewunderung eines französischen Hofherrn, des Marschalls v. Gramont; diesem erschien er als der höflichste und feinste aller Fürsten. l) Herzoglicher Bibliothekar und seit 1618 Ratssekretarius. Seine überaus zahlreichen Schriften sind zu München erschienen, bestimmt der allgemeinen Bildung oder der Erziehung einzelner Stände zu dienen. 15«
   bis 10 von 363 weiter»  »»
363 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 363 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 9
2 1
3 12
4 199
5 2
6 0
7 2
8 3
9 4
10 100
11 0
12 19
13 0
14 22
15 0
16 4
17 0
18 0
19 0
20 16
21 2
22 2
23 1
24 0
25 66
26 138
27 6
28 5
29 3
30 0
31 13
32 0
33 5
34 14
35 3
36 2
37 57
38 2
39 36
40 2
41 0
42 5
43 2
44 0
45 148
46 3
47 10
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 73
1 850
2 83
3 286
4 371
5 140
6 104
7 94
8 110
9 451
10 31
11 90
12 186
13 439
14 33
15 37
16 471
17 2102
18 41
19 397
20 74
21 479
22 183
23 367
24 209
25 305
26 110
27 40
28 275
29 196
30 22
31 77
32 98
33 35
34 45
35 322
36 250
37 55
38 133
39 516
40 196
41 363
42 274
43 635
44 30
45 681
46 187
47 45
48 99
49 142
50 135
51 243
52 504
53 60
54 249
55 74
56 109
57 28
58 71
59 142
60 221
61 160
62 48
63 260
64 52
65 137
66 125
67 68
68 390
69 70
70 279
71 507
72 277
73 168
74 70
75 282
76 343
77 1884
78 22
79 94
80 60
81 117
82 387
83 175
84 171
85 111
86 100
87 462
88 33
89 25
90 57
91 329
92 2384
93 63
94 734
95 80
96 137
97 36
98 527
99 9

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 7
1 2
2 1
3 11
4 8
5 69
6 1
7 304
8 1
9 19
10 16
11 10
12 1
13 1
14 1
15 16
16 39
17 5
18 17
19 51
20 0
21 10
22 48
23 0
24 6
25 2
26 7
27 3
28 1
29 26
30 5
31 15
32 0
33 110
34 5
35 24
36 0
37 11
38 2
39 115
40 36
41 0
42 0
43 9
44 27
45 3
46 2
47 14
48 6
49 17
50 4
51 1
52 157
53 4
54 529
55 52
56 2
57 5
58 12
59 52
60 31
61 24
62 113
63 46
64 11
65 5
66 0
67 104
68 2
69 0
70 18
71 48
72 8
73 98
74 21
75 9
76 5
77 26
78 37
79 66
80 137
81 54
82 9
83 3
84 2
85 8
86 6
87 9
88 11
89 2
90 8
91 46
92 1
93 19
94 0
95 1
96 1
97 10
98 83
99 79
100 25
101 0
102 10
103 36
104 1
105 11
106 6
107 1
108 12
109 15
110 7
111 10
112 7
113 0
114 1
115 3
116 3
117 3
118 11
119 5
120 6
121 7
122 13
123 5
124 3
125 3
126 24
127 50
128 14
129 5
130 1
131 17
132 17
133 7
134 2
135 0
136 212
137 0
138 5
139 6
140 3
141 3
142 11
143 0
144 11
145 240
146 2
147 3
148 190
149 0
150 63
151 59
152 4
153 8
154 16
155 34
156 7
157 37
158 28
159 21
160 1
161 9
162 19
163 8
164 0
165 141
166 63
167 4
168 0
169 4
170 1
171 48
172 34
173 40
174 20
175 53
176 66
177 116
178 1
179 15
180 5
181 7
182 78
183 158
184 3
185 12
186 3
187 7
188 43
189 7
190 2
191 52
192 13
193 5
194 52
195 1
196 3
197 17
198 1
199 75