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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 54

1906 - München : Oldenbourg
54 14. Die Ahnherrn des Wittelsbacher Fürstengeschlechts. wurden ihre Söhne und Töchter berufen und selbst der deutsche Kaiserstuhl trug dreimal einen Wittelsbacher Fürsten. Viel Glück und Not, viel Freud' und Leid liegt in der langen Frist dieser Jahrhunderte und fester, als es wohl sonst geschehen mag, verwuchs dabei das Volk mit seinen Herrschern. Man hat dies oft zur Unzeit „Partikularismus" genannt, aber man vergißt dabei, daß man die Treue zuerst im eigenen Hause lernt und daß es dem Ganzen nur zustatten kommt, je inniger sich dies Gefühl historisch entwickelt. Den besonderen Vorzug aber, den die eigenartige Gestaltung Deutschlands darbot, indem sie eine Mehrheit geistiger Mittelpunkte schuf, zeigt gerade Bayern in der glänzendsten Weise; trotz der Abgeschlossenheit, der es bisweilen anheimfiel, trotz der schweren Prüfungen, die auf dem langen Wege vom Herzogtum zum Königreiche lagen, hat es doch zum Heile des Ganzen Unendliches geleistet. Nicht wir allein, ganz Deutschland ist stolz auf eine Stadt wie München. Mit den Tagen der Not, der Mutter alles Großen, beginnt auch die Gefchichte des Wittelsbachifchen Fürstenhauses. Es war um das Jahr 900, als das Karolingerreich schon sank und die wilden Horden der Ungarn über die deutsche Grenzmark brachen; da stand unter den Tapfern, die ihnen entgegentraten, der Markgraf Luitpold auf. Er ist der Ahnherr der heutigen Wittelsbacher, und als er am 5. Juli 907 in blutiger Schlacht gefallen, erhielt sein Sohn, der Markgraf Arnulf, die bayerische Herzogswürde. Bis an die Adria und bis an den Wienerwald reichte damals der Name Bayern, wie ja auch heute noch der Stamm der Bayern weit über die Grenzen ihres Landes hinausreicht und ganz Deutschösterreich, Salzkammergut und Tirol umfaßt. Die Luitpoldinger, die mit Arnulf den Thron erlangt, den sie freilich zunächst nur kurze Zeit behaupteten, bilden gleichsam den „Prolog der Wittels-bachischen Geschichte", wie Theodor Heigel, der geistvolle Historiker, sich ausdrückt. Ihre Abstammung scheint nicht gesichert, aber aller Wahrscheinlichkeit nach berührt sich dieselbe mit dem Geschlechte der Karolinger, die in ihren Urkunden auch den Markgrafen Luitpold stets „ihren lieben Verwandten" nennen; nach anderer Meinung hängen sie mit den uralten Housiern zusammen, einem jener mächtigen Adelsgeschlechter, die schon im 6. Jahrhundert in Bayern auftraten. Da sie indessen mit der Reichsgewalt nur allzubald in Fehde kamen, gab Otto I. das bayerische Herzogtum an einen Angehörigen seines Geschlechtes und die Luitpoldinger traten einstweilen wieder zurück, bis der Stanfe Barbarossa sie von neuem und nun für immer auf den bayerischen Thron berief. Nach der Burg zu Scheyern, die wohl schon Arnulf zu bauen begann, wurden sie auch die Schyren genannt; nach einer zweiten Burg, die am „Witilines -bach" bei Aichach stand, heißen sie seit 1113 die Grasen von Wittelsbach.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 53

1906 - München : Oldenbourg
14. Die Ahnherrn des Wittelsbacher Fürstengeschlechts. 53 \ alles Gebiet östlich davon, das Karl der Große den Avaren mit dem Schwerte abgenommen und der deutschen Kultur zugeeignet hatte, Pannonien und die Ostmark gingen verloren; wo der bayerische Kolonist den Pflug über die gesegnete Flur geführt hatte, tummelte der Magyar sein Roß, nur das gebirgige Kärnten wurde gegeu die ungarischen Reiterscharen behauptet. Niemals hat ein größeres Unglück den bayerischen Stamm getroffen. S. v. Riezler nennt diese Katastrophe ein Unglück, wie es sich im Verlauf der bayerischen Geschichte nicht wiederholt hat. Mit einem Schlage gab sie die Errungenschaften vieler Menschenalter der Vernichtung preis, entschied über den Verlust zweier herrlicher Marken, knickte die Blüte, hemmte für lange Zeit die Entwicklung der Hauptlande und drängte für immer Bayern aus der bevorzugten Stellung, welche es zuletzt unter den deutschen Stämmen eingenommen hatte. Jahr um Jahr wiederholten sich von nun an die Einfälle der Ungarn, welche die Gebiete der einzelnen Stämme verheerten, der Schwaben, der Franken, der Sachsen. Vereinzelt sank die Kraft dieser Stämme dahin, da der männliche König fehlte, der sie geeinigt hätte. Erst die glorreiche Schlacht aus dem Lechfelde (955), welche die um das kaiserliche Bauuer gescharten einigen deutschen Stämme schlugen, warf die Magyaren für immer in ihre Pußteu zurück. 14. Die Ahnherrn des Wittelsbacher Fürstengeschlechts. Don Karl Stieler. *) Es liegt eine herbe Kraft im Worte Bayern und doch zugleich ein Zauber, wie ihn nur jemals herrliche Landschaft, kerniges Volkstum und uralte Geschichte bot. Die blauen Berge dieses Landes sind das Wanderziel für Tausende und in seinen Gauen herrschte schon zur Karolingerzeit eine mächtige Kultur, wenn wir nur jeue Klöster nennen, wie Benediktbeuern, Wessobrunn und Tegernsee, die Kunst und Wissenschaft in Tagen pflegten, da der deutsche Norden fast noch eine Wildnis war. Fester in sich geschlossen als die Mehrzahl der deutschen Stämme ging das bayerische Volk die Wege eigener Entwicklung und von allen Stämmen, die das neue Reich umfaßt, ist es der einzige, der noch aus den alten Wohnstätten unter den alten angestammten Fürsten erhalten blieb, wie ihn einst das Reich der großen deutschen Kaiser gesehen. Es gibt kein Franken und kein Schwaben mehr im alten Sinne, das heutige Sachsen ist etwas anderes als das alte sächsische Stammland, nur in Bayern trifft noch Stamm und Staat zusammen. Vor nahezn einem Jahrtausend bestiegen die ersten Schyren den Thron, den sie nun seit siebenhundert Jahren ununterbrochen besitzen. Zu den verschiedensten Kronen der Welt, von Schweden bis nach Ungarn und Hellas, *) „Aus Fremde und Heimat", S. 201 ff. Stuttgart 1886. A. Bonz.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 340

1906 - München : Oldenbourg
340 65. Eine geistliche Stadt. 65. Eine geistliche Stadt. Von Wilhelm Heinrich Riehl?) Eine geistliche ©tobt — so nenne ich Freising. Damit ist freilich noch nicht viel Unterscheibenbes gesagt; bertn es gibt auch anßerbem geistliche Städte genug in Deutschland und barunter größere und berühmtere. Allein eine geistlichere Stadt unter unseren geistlichen Städten gibt es schwerlich. Darum nehme ich jenes Beiwort hier im engen, gesteigerten Sinne und präge es baburch zu einem unterscheibenben, für unsere Stadt besoubers charakteristischen Worte. Was Freising war und teilweise heute noch ist, das würde es durch bcn Klerus. Freising ist berühmt in der deutschen Geschichte, aber nur durch seine Kirche und Schule, durch seine Bischöfe und geistlichen Gelehrten. Als Hauptstabt der Diözese lag es vortrefflich; als Lanbeshauptftabt des Hochstiftes höchst ungünstig, am äußersten Norbsanme eines zerstückten, zum Teil weit entfernten Gebietes. Der Bischof konnte bequem seinen Sprengel beherrschen, aber die Stadt beherrschte kein Land. Der Freisinger Domberg ragt, auf viele Meilen sichtbar, weit über die enblose Ebene bis zu beit fern anf-schimmernben Alpen; die Stadt liegt versteckt hinter dem Berge. Volkreich, politisch groß, selbstänbig in der Macht des Bürgertums ist sie niemals geworben. Sie besaß kein reiches Patriziat, keine trntzigen Zünfte, kein eigenartiges Gewerbe, keinen bebentenben Handel, keine erhebliche Wehrkraft und die Kriegsgeschichte Freisings ist überwiegen!) eine Leibensgeschichte. Freising hat seine eigentümliche Rechtsentwicklnng; sie würde aber nicht wie anderwärts im Kriege gegen die Bischöfe und im Streben nach reichs- stäbtischer Selbstünbigkeit gewonnen, sonbern auf frieblichem Wege und großenteils durch die Bischöfe. Die klerikalen Einflüffe umschlangen und burchbrangen das bürgerliche Leben Freisings allerorten. Und zwar gilt dies alles nicht bloß vom Mittelalter sonbern auch von den folgenben Jahrhunberten bis zur Säkularisation. Ja selbst ans unsere Zeit ist noch ein Schattenbilb jener alten Zustände übergegangen, schattenhaft gegen sonst, aber boch beutlicher als bei fast irgenb einer cinbern niobernen, weilanb geistlichen Stadt. Ein Blick auf andere deutsche Bischofsstäbte möge zeigen, daß ich nicht zu viel gesagt, inbent ich Freising den besonbers reinen und ansschließenben Typus der geistlichen Stadt beilege. Das heilige Köln war neben seiner Heiligkeit zugleich auch Quartierstabt der Hansa, hanbelsmächtig, und wenn man im Mittelalter von den „Herren von Köln" sprach, so beichte man babei nicht an die Geistlichen, sonbern an die Kaufleute und Tuchmacher, welche sich wohl auch eines Kampfes mit dem *) Wanderbuch, als zweiter Teil zu „Land und ßeute", S. 219 ff. Stuttgart 1869, Cotta.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 294

1906 - München : Oldenbourg
294 56. Würzburg, die alte Bischofsstadt am Main. lieferung hat Walther von der Vogelweide hier den Abend seines vielbewegten Sängerlebens verbracht und sein Grab im Kreuzgang von Neumünster gefunden. Mit all diesem Glanz nach außen ging eine bedeutsame innere Entwicklung Haud iu Hand. Unter den schützenden und fördernden Einwirkungen kaiserlicher Privilegien wie auch des bischöflichen Stadtregiments reifte allmählich ein kraftvoll selbstbewußtes städtisches Bürgertum heran. Aber wie es mehr oder weniger überall in diesen Bischofsstädten zu gehen pflegte, kam auch hier bald die Zeit, da die Interessen und Ansprüche des bischöflichen Stadtherrn und der emporstrebenden Bürgerschaft auseinandergingen und in feindlichen Gegensatz zueinander gerieten, zum erstenmal unter dem gewaltigen Bischof Hermann I. von Lobdeburg im Jahre 1254. Seitdem zogen sich die Bischöfe auf ihr Bergschloß, die Marienburg, zurück um von dort aus den Trotz bürgerlicher Selbstherrlichkeit leichter bündigen zu können und nur allzuoft waren die beiden gegenüberliegenden Stadtseiten wie feindliche Heerlager geschieden, wobei die Bürgerschaft dann gerne bei den Kaisern Anlehnung und Rückhalt suchte. Mit wechselvollem Erfolg hin und her wogend zogen sich diese Kämpfe bis zum Jahre 1400 hin, wo es der fürstbischöflichen Streitmacht schließlich gelang in der Schlacht bei Bergtheim einen entscheidenden Sieg über die Bürgerschaft zu erringen. Zertrümmert lagen damit nun die lange genährten Hoffnungen auf reichsfreie Stellung und Selbstherrlichkeit zu Boden und mehrfach entschlossen sich bürgerliche Geschlechter zur Auswanderung, wovon besonders Nürnberg Vorteil gezogen haben soll. Die Herrschaft des Bischofs war damit für die weitere Folge besiegelt und Würzburg zu einer landsässigen Stadt geworden. Trotz dieser vielfach so sturmbewegten Zeitläufte nahm das Wachstum und die Verschönerung der Stadt doch ungestörten Fortgang. Auch das Zeitalter der Gotik hat hier hochbedeutende Denkmäler geschaffen; so die Kirche der Mtnoritm in den herben, strengen Formen der Frühgotik; dann die wundervolle, leider jetzt so ruinenhcist gewordene Kirche der Deutschherren, vor allem aber die dem Würzburger tief ins Herz gewachsene Marienkapelle am Markt, eine Dichtung in Steinen im schönsten Sinne des Wortes; bald nach einer grausamen Judenverfolgung hatte man sie auf dem früheren Judenplatz gewissermaßen zur Sühne dafür erstehen lassen. Dazu dann die stattlichen Kurien der Domherren mit ihren weiten Hofräumen und zierlichen Kapellen, deren noch erhaltene Reste vielfach von so malerischer Wirkung sind. Allerdings ist vieles davon späteren Umgestaltungen, besonders im vorigen Jahrhundert, zum Opfer gefallen. In Bamberg blieb weit mehr von solchen alten Höfen erhalten. Auch in der Plastik hatte mau sich in Würzburg allmählich zu achtungswerter Höhe emporgearbeitet. Sprechende Belege dafür sind die zahlreichen Grabdenkmäler der Bischöfe im Dom seit Ende des 12. Jahrhunderts; wie

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 313

1906 - München : Oldenbourg
58. Gründung der Akademie der Wissenschaften zu München 1759. 313 berufen, welche schon im Jahre 1763 ihre eigene Buchdrnckerei erhielt. Anch das astronomische Observatorium auf dem Gasteig entstand und wurde von dem geistlichen Ratsdirektor Osterwald geleitet, dem ein Fräulein von Schneeweiß als gelehrter Gehilfe zur Seite stand. Unter den Mitgliedern prangen in überraschender Zahl die Namen der ersten Adelsgeschlechter des Landes; das Wirken der neuen Gesellschaft war über die Mauern der Klöster, besonders der Benediktiner, der anderthalbtausendjährigen Pfleger der Wissenschaften, gedrungen und ihre Edelsten zierten die Reihen der Akademiker. Geistliche und Weltliche, Adelige und Bürgerliche beeiserten sich in diesen Blütetagen des Instituts mit edlem Freimut der Wahrheit zu dienen. Ein frisches, wissenschaftlich aufklärendes Streben ging bamals durch alle Gauen Südbeutschlauds, es entfachte in allen Stänben Liebe nnb Begeisterung für das Eble nnb Schöne. Hube-kümmert nm Genossenschaft ober Personen warb alles Verrottete nnb Schlechte schonungslos ausgebest und verfolgt. Ohne alle Selbstsucht eiferten aufgeklärte Geistliche gegen jahrhunbertelang gehegten Aberglauben. Der eble Gras Savioli, selbst Besitzer großer Güter, spricht golbene Worte für den bisher tief verachteten Lanbmann ltrtb forbert energisch zu bessert Entlastung von brückenben grunbherrlicheii Fronben und bureaukrotischer Willkür auf. Graf Haslaug fchilbert in feierlicher Sitzung schonungslos die sozialen und politischen Gebrechen Bayerns und gießt über das verrottete Zunftwesen den bittersten Spott. „Der Zunftzwang", sagte er, „versagt beut geschicktesten Arbeiter, wenn er arm ist, den ihm von der Natnr verliehenen freien Gebrauch seines Kopses und seiner Hänbe und verdammt ihn zu lebenslänglicher Dienstbarkeit. Meister werden nur Meistersöhne oder solche, die sich entschließen können mit irgend einer zahnlosen Meisterswitwe oder einer buckligen Meisterstochter vor den Altar zu treten. Das hält uns im alten Schlendrian fest, macht uns zum Spotte der Nachbarn und entvölkert das Land, bessert tüchtigste Söhne ihr Glück auswärts suchen." Er eifert für volle Freiheit des Hanbels und erklärt, beiß jenes Land das reichste sei, welches die größte Bevölkerung zähle und die ausgebreitetste Jubustrie besitze, kurz der hellfehenbe Patriot sprach bereits 1772 Worte, die heute jebein Fortschrittsmanne Ehre machen würden. Und so blieb unter der segensvollen Regierung Maximilians Iii. trotz manchem inneren balb wieber beigelegten Zerwürfnis die Akademie im schönsten Aufblühen. Ihre ferneren Schicksale unter den uachsolgenbeu Herrschern zu verfolgen ist hier nicht am Platze, das eine aber möge noch erwähnt werben, daß sie mit würbiger Feier und Pracht, unter Teilnahme des für Förbernng alles Eblen nnb Nützlichen begeisterten Königs Maximilian Ii. und einer Menge ans weiter Ferne herbeigeeilter Feftgäste irrt Herbst des Jahres 1859 ihr erstes Jubiläum beging.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 432

1906 - München : Oldenbourg
432 84. Ludwig I. und Goethe. Mit den Fastenpredigten hat Jean Paul als politischer Schriftsteller seinen Höhepunkt erreicht. Wenn er von da ab noch zuweilen über die deutschen Verhältnisse spricht, so geschieht es nicht mehr so ausführlich und mit solcher Begeisterung; man hört aus manchen Zeilen schon wieder den Satiriker heraus. In den „Saturnalien" 1818 saßt er nochmals einige Wünsche zusammen im Gegensatz zu denen, „welche durch Polizeidiener gern ein korrektes Universum hätten:" „Fürst und Adel sollen nicht ... auf das göttliche Ebenbild des Menschen mit Füßen treten, . . . gegen das Feuerwerk des Witzes sollen Zensur und Polizei feine Feuertrommeln rühren und feine Lärmkanonen richten gegen Raketen;" es solle „keine halbe und feilte beschränkte Preßfreiheit geben, sondern eine ganze;" es solle „überall Landstände geben;" „Weimar, das aus einem Parnasse der deutschen Musen zu einem Sinai der Verfassungen geworden, soll bte beutsche Keblah sein." So leuchtet aus den Werken Jean Pauls, mag er in strafendem Spott, in warnender Sorge oder in freudiger Begeisterung schreiben, ein echt deutscher Sinn. Die Grundbedingungen für das Blühen und Gedeihen des Vaterlandes sind ihm treffliche Fürsten, eine freie Verfassung und allgemeine Bildung, „Einsichten des Volkes;" denn „in der Geschichte hat wie in der Göttergeschichte Minerva am meisten die Götter gegen die Giganten beschirmt." 84. Ludwig I. und Goethe. Don Thomas Stettner.* Was ein jeder unserer beiden Dichterfürsten ihm sei, hat König Ludwig I. in den knappen Worten eines Epigramms ausgesprochen: „Wenn ich erwache, bevor ich betrete den Kreis der Geschäfte, Les' ich in Schiller sogleich, daß mich’s erhebe am Tag; Aber nach geendigtem Lärmen, in nächtlicher Stille, Flücht' ich zu Goethe und träum’ fort dann den lieblichen Traum." Man sann kaum treffender die Verschiedenheit dessen, was ein jeder von ihnen uns geben sann, bezeichnen: der feurige, vorwärts drängende Schiller soll uns begeistern zur Arbeit des Tages; überschauen wir aber in des Abends Stille prüfend die abgelaufenen Stunden und unser Wirken in ihnen, dann wird Goethe in seiner abgeklärten Ruhe unsere beste Gesellschaft sein. In seiner dichterischen Eigenart stand Schiller dem Könige näher, mit Goethe aber verband ihn neben der höchsten Bewunderung mannigfache Übereinstimmung in Neigungen und in der Auffassung des tätigen Lebens: beide liebten Italien als das Land der Sehnsucht, beide erblickten in der antiken Kunst die Höhe und deshalb die bleibende Norm künstlerischen Schaffens und auch in den Fragen des politischen Lebens standen sich ihre Ansichten nahe. Goethe aber verehrte in König Ludwig den mächtigen Beschützer und Förderer der Wissenschaften und Künste, der im großen zur Tat machte, was er selbst

7. Die außereuropäischen Erdteile - S. 14

1911 - München : Oldenbourg
14 Asien. Von N. n. S. durchziehen die Halbinsel mehrere Gebirgszüge, Fort- setzungen des Himalaja-Systems. Zwischen ihnen fließen Jrawadi (iräwadi) und Saluen, Menam und Mekong. — Besonders ergiebig sind in den heiß- feuchten Flußniederungen die Reis ernten. Groß ist ferner der Reichtum an Tikholz. Klima und organische Natur stimmen im ganzen mit Vorderindien überein. Bevölkerung. Abgesehen von der Halbinsel Malakka, welche von Malaien bewohnt wird, gehört die Bevölkerung Hinterindiens der mongolischen Rasse an. — Die herrschende Religion ist der Buddhismus. Dieser ließ die Gottheiten des Brahmaismus bestehen, beseitigte aber die Kasteneinteilung. Durch seine Lehre von der Gleichheit der Menschen hat er sich in hohem Grade kulturfördernd erwiesen. Freilich ist auck seine Lehre vor Entartung und Veränßerlichnng nicht bewahrt geblieben. — Ihren Namen trägt diese Religionsform von Buddha, einem Königs- söhn, der im 6. Jahrhundert v. Chr. in Indien auftrat. Staatliche Verhältnisse. Hinterindien umsaßt in der Richtung von W. nach O. folgende Länder: 1. Das Britische Hinterindien; es besteht a) aus Birma; Hauptort Rangun (230000 Einw.), im Delta des Jrawadi; b) aus den Straßenansiedlungen, d. h. Kolonien an der Malakkastraße; die wichtigste derselben ist Singapore, der Mittelpunkt des Verkehrs zwischen Vorderindien, Hinterindien, China und den Sunda- Inseln (185000 Einw.). 2. Das Königreich Siam, „das Land des weißen Elefanten", zu beiden Seiten des Menam; an dessen Unterlauf liegt Bangkok, die Residenz und größte Stadt Hinterindiens (400000 Einw.). Der Glanz und Prunk seiner Buddhisten-Tempel (Pagoden) stellt alle anderen in Asien in den Hintergrund. 3. Französisch-Hinterindien; dessen Teile sind: a) Niedercochinchina, das Mekong-Delta umfassend, mit Saigon (ßa'igönn); b) das Königreich Kambodscha, c) das Kaiserreich Amt am mit Hue und 6) Tonkin am Meerbusen gleichen Namens mit Hanoi, 100000 Einw. Indischer Archipel. Lage und Einteilung. Die Inseln des Indischen Archipels liegen zu beiden Seiten des Äquators und bilden eine natürliche Brücke zwischen S.-Asien und Australien. Über diese Inselgruppe hin verbreiteten sich die Malaien all- mählich über ganz Polynesien. Die Inseln gliedern sich in folgende Gruppen: die Großen Sunda- Inseln, die Kleinen Sunda-Jnseln, die Molukken oder Gewürz- inseln und die Philippinen. Oberflächenge st alt, Klima, Erzeugnisse. Ihrer Gebirgsnatur nach erscheinen die Inseln als eine Fortsetzung des hinterindischen Gebirgssystems, unterscheiden sich aber davon durch ihren Reichtum an Vulkanen. Infolge des gleichmäßig feuchtwarmen tropischen Seeklimas entfaltet sich hier die Pflanzenwelt in üppiger Weise. Sie erzeugt Reis und Sago^), Kaffee, i) Sago — Mark der Sagopalme.

8. Die außereuropäischen Erdteile - S. 36

1911 - München : Oldenbourg
(Nach einem Aquarell von R. Reschreiter, München.) Dünen wüste (El Areg in Algerien). „Die Sand- oder Dünenwüste, die sogenannte Areg der Araber, ist in ihrer schroffsten Ausbildung die trostloseste und furchtbarste aller Wüstenformen; denn bier gesellt sich zur Unfruchtbarkeit des Bodens auch noch die Unbeständigkeit desselben. Ein reiner Quarzsand von lichtgelber Farbe, in der algerischen Sahara meist gypsbaltig und weißlich gefärbt, bildet das Material der Dünen. Aus einem ebenen oder schwach wellig gekräuselten Sandteppich treten in weiteren und engeren Abständen Gruppen unregelmäßig geordneter oder häufiger zu parallelen Ketten aneinander gereihter Hügel hervor. So weit das Auge schaut, sieht es nichts als Sand; ein einziges, unabsehbares Sandmeer, aus welchem die Dünen 60—150 m hoch, wie gewaltige, versteinerte Wellen hervorragen. Wo die Dünen in wirren Haufen beisammen stehen, ist der Reisende zuweilen wie in einem tiefen Kessel von steilen Böschungen umschlossen und es erfordert alle Aufmerksamkeit des kundigen Führers, um den Ausweg aus diesem Labyrinth zu finden." K. von Zittel.

9. Landeskunde des Deutschen Reiches - S. 78

1912 - München : Oldenbourg
78 Die Deutschen Landschaften. (über 200 Einw. auf 1 qkm) findet sich, von den Hansestaaten abgesehen (s. S. 82) in Teilen des Königreichs Sachsen und des Rheingebiets. Welches sind die Ursachen dieser ungleichmäßigen Verteilung? d) A b st a m m u n g. Das deutsche Volk ist in bezug aus seine Abstammung durchaus einheitlichen Charakters, nur ein geringer Teil sind Nichtdeutsche. Die Hauptstämme sind: 1. die Bayer n in Altbayern (Ober-- und Niederbayern) und der Ober- Pfalz; 2. die Alemannen und Schwaben am Oberrhein und östlich bis zun: Lech; 3. diefranken im Maingebiet und am Rhein bis hinab nach Köln; 4. die T h ü r i n g e r zwischen Thüringerwald und Harz; 5. die H esse u im hessischen Bergland; 6. die Friesen an der Nordseeküste und 7. die Sachsen zwischen Niederrhein und Elbe. Überdies sind die Österreicher, die meisten Schweizer, die Luxemburger, die Holländer und mehr als die Hülste der Belgier von deutscher Abstammung und gehörten jahrhundertelang zum Deutschen Reich. In: ganzen leben an Deutschen außerhalb des Deutschen Reiches 35 Millionen, so daß die Zahl der Deut- scheu auf der ganzen Erde gegen 90 Millionen beträgt. N i ch t d e u t s ch sind innerhalb des Deutschen Reiches nur gegen 3 Mil- lionen: S l a v e n (mit Polen) an der Ostgrenze (2,6 Mill.), D ä n e n an der Nord- grenze (150 000) und Franzosen in Elsaß-Lothringen (200 000). c) Sprache. Sprachlich scheiden sich die Deutschen in Ober- und Niederdeutsche. Die Grenze zwischen beiden Sprachgebieten bildet eine Linie von Krefeld über Kassel und Wittenberg bis Lübben an der Spree. Den Übergang vom Ober- zum Niederdeutschen bilden die m i t t e l d e u t s ch e n Mund- arten. Allgemeine Schriftsprache ist das Ober- oder Hochdeutsche. ä) B e k e n n t n i s. Der Religion nach sind nahezu 2/3 der Einwohner evan- gelisch und etwas mehr als % katholisch. Der Katholizismus herrscht namentlich in den von Polen bewohnten östlichen Gegenden, ferner im S. und W. e) Bildung. Was die Volksbildung betrifft, so steht das Deutsche Reich unter allen Ländern der Erde mit an erster Stelle. Ihren: Zwecke dienen vor allen: viele Tausende von Volksschulen; ihnen schließen sich die sog. höheren Schulen, wie Gymnasien, Oberreal- und Realschulen, Lehrerbildungsanstalten usw. an. Die höchsten Schulen sind die Universitäten, deren das Deutsche Reich 21 zählt, und die Technischen Hochschulen, deren es 10 gibt. — Auch die schönen K ü n st e (Malerei, Bildhauerei, Musik usw.) erfreuen sich einer sorgsamen Pslege, besonders an den Akademien. D i e Militärmacht Deutschlands. So günstig Deutschlands Lage in: Herzen Europas für den Verkehr sich erweist, so ungünstig ist seine Lage im Kriegsfall. Deutschlands Ost- und Westgrenze sind offen und ringsum um- schließen und bedrohen es die größten Militärmächte des Erdteiles. Daher muß Deutschland zum Schutze seiner Güter eine Militärmacht unterhalten, die schlimm- stensalls selbst zwei Gegnern gewachsen ist. Das deutsche Reichsheer zählt in voller Kriegsstärke an 5 Mill. Mann.

10. Landeskunde des Deutschen Reiches - S. 80

1912 - München : Oldenbourg
80 Das Deutsche Reich. der Hanse an sich. Erst mit dem wirtschaftlichen Zusammenschlüsse der deutschen Volksstämme, namentlich aber seit der Wiederausrichtung des Deutschen Kaiser- turns im Jahre 1871 gewann Deutschland mit erstaunlicher Raschheit wiederum ^eegeltung und heute ist ihm nur mehr die englische Handelsflotte, freilich noch um das Vierfache, überlegend) Die Vorteile der geographischen Lage werden noch vermehrt durch die O b e r - s l ä ch e n g e st a l t u u g des deutschen Bodens. Nahezu die Hälfte des deutschen Bodens entfällt auf das Tiefland (250 500 qkm); aber auch das Bergland, welches die andere Hälfte einnimmt (278 700'qkm), stellt dem Verkehr nirgends wesentliche Hindernisse entgegen; insbesondere ist es durch breite und tiefe Talungen und Paßeinfenkuugeu allenthalben aufgeschlossen und von Eisenbahnen durchschnitten. Ja selbst die Alpen, die uns von den sonnigen Gestaden des Mittel- meers trennen, sind durchbohrt oder^überschient worden und so ist uns auch dieses Meer jetzt wesentlich näher gerückt. Dank der glücklichen Verteilung seiner Erhebungen erfreut sich unser Vaterlaud auch in allen seinen Teilen einer reichlichen Bewässerung; senden doch die Gebirge nach allen Richtungen das lebenspendende und lebenerzeugende Element. Tie Ströme des Tieflandes ermöglichen wiederum eine lebhafte Binnenschiffahrt und überdies Hilst ein immer mehr sich ausdehnendes Kanalnetz den mächtig an- gewachsenen Eisenbahnverkehr entlasten und die Frachtkosten vermindern. Und durch welche Fülle landschaftlicher Schönheit entzücken Deutschlands Fluß- und Gebirgsszenerien! Welches Land hat ein (Strombild wie das des Rheins aufzuweisen, einen Naturpark wie den Thüringerwald, Waldpartien wie im Schwarzwald, Spes- sart und Harz! Da endlich Deutschland infolge seiner Lage in der gemäßigten Zone fast überall, besonders in den tiefer gelegenen Gebieten, auch ein günstiges Klima beschieden ist, so erklärt es sich, daß unser Vaterland zu den erzeugnisreichsten Ländern Europas gehört. Deutschland, im Herzen Europas gelegen, begünstigt durch hohe Vorzüge der Natur und bewohnt von einem Volke, das durch ernste und andauernde Arbeit groß geworden, darf aber auch den Anspruch erheben, nicht bloß der geographische sondern auch der geschichtliche Mittelpunkt des Erdteiles zu sein. Mit dem Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte beginnt ein neuer Zeit- abschnitt. Deutsche Völkerstämme hinderten die Römer, sich in: Herzen Europas fest- zusetzen, und stürzten endliches morsch gewordene Weltreich um auf seinen Trüm- mern neue, lebenskräftige ch st Ii ch e Staaten zu gründen. Das mit der ganzen Tiefe und Innigkeit des deutschen Gemütes aufgenommene Christentum trugen deutsche Glaubensboten zu den skandinavischen Völkern, den Slaven und Magyaren i) Raumgehalt der Welthandelsflotten in Registertonnen: England............. Deutschland.......... Vereinigte Staaten von Amerika . . Norwegen............ Frankreich............ 1910: 12,1 Mill, 2,9 .. 2,6 .. 14
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