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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 412

1906 - München : Oldenbourg
4 1 2 75. Ode an König Ludwig I. Heil dir und Heil der Lieblichen neben dir, Heil jedem Sprößling, welchen sie dir gebar! Wenn Kinder dich und Volk umjubeln, Leerst du, als Becher, des Segens Füllhorn! Wie eine Rebe, schattig und traubenschwer, Die schon den Keim des werdenden Rausches nährt, Umschlängelt deinen angeerbten Blühenden Zepter der goldne Friede. Rückwärts erblickst du Flammen und Krieg und Mord, Doch mild am Gürtel trägst du das reine Schwert; Du stehst wie jener fromme ‘Dietrich1) Über den Leichen der Nibelungen. So sei (du warst es immer, erlauchter Fürst!) Des Friedens Schirm und jeglicher Kunst mit ihm, Die nur an seiner sanften Wärme Seelenerquickende Knospen öffnet. Des Bildners Werkstatt wimmelt von Emsigkeit, Es hascht der Maler seltengebotnen Stoff, Die Bretter, Schauplatz jeder Größe, Biegen sich unter dem Gang der Dichtkunst. Und jenen Festsaal2), Gütiger, öffnest du, Doll edler Formen, wie sie ein Meißel schuf, An dessen Würde, dessen Kraft wir Gerne verschwenden das Ach der Sehnsucht. Früh war die Schönheit deines Gemüts Bedarf Und Schönes ist ja Göttliches, leicht verhüllt Durch einen Flor, den uns des Denkers Wesenerforschendes Auge lüftet. Und nicht vergeblich sogst du mit Emsigkeit Das tiefste Mark altgriechischer Bildung ein ! Wofür als fürs Vollkommne schlüge Solch ein erhabenes Herz wie deines? Es geht die Sage, daß du als Jüngling einst An deiner Salzach3) buschigem Felsenstrand, Abschüttelnd Weltgeräusch und Hofzwang, Nur mit homerischen Helden umgingst. *) Dietrich von Bern, der als letzter in den Kampf eingreift und allein diesen überlebt. S) Gemeint ist die Glyptothek aus dem Königsplatz in München, für die wertvollen Skulpturen bestimmt, die Ludwig schon als Kronprinz gesammelt hatte. 8) Als Statthalter des 1809 gewonnenen Inn- und Salzachkreises residierte Ludwig abwechselnd in Innsbruck und Salzburg.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 630

1906 - München : Oldenbourg
630 139. Schloß Neuschwanstein. Und wie ihr standet Mann an Mann, So soll es bleiben nun fortan, Auch wenn die Waffen rasten: Ein Volk, vereint in Freud und Leid, Dem Frieden hold, doch stark zum Streit -Wer wagt's uns anzutasten? Drum Deutschland Heil im Siegesglanz, Daß sich sein grüner Ehrenkranz In jedem Sturm erneue! Ein Hoch der Waffenbrüderschaft, Ein Hoch der deutschen Heldenkraft, Ein Hoch der deutschen Treue! 139. Schloß Neuschwanstein. Von Karl von Heigel?) „Zu bauen liebt er," schreibt König Ludwig I. über feinen jugendlichen Enkel, „vorzüglich überraschend sah ich Gebäude von ihm ausgeführt. Ich erkenne auffallende Ähnlichkeit im künftigen Ludwig Ii. mit dem politisch toten Ludwig I." König Ludwigs Ii. Bauluft, die feinen Großvater ergötzte, machte feine Minister wehklagen. Kostbar war das Haus, kostbar die Einrichtuüg; denn Ludwig baute weniger um zu wohnen als um zu schauen. (Ein anderer lieft, er baute Kulturgeschichte. Seine rätfelreiche Bautätigkeit, fein wandelbarer Geschmack in der Wahl dramatischer Stoffe für fein „Haustheater" hingen mit feiner Lektüre zusammen. Weil er oft allein war, auch den Trieb befaß sich weiterzubilden, las er zahllose Bücher. Er las ohne Auswahl, vielerlei, doch alles gründlich, am liebsten geschichtliche Werfe und unter diesen mit Vorliebe Denkwürdigkeiten und Briefe. Und da er nur deutsch und französisch las, die Literatur Frankreichs aber ihm das, was ihn am stärksten anregte, Selbstbiographien, Denkwürdigkeiten, Brieffantmlungen am reichlichsten bot, wurde der romantische Jüngling fachte, fachte zum Schwärmer für den Hof von Versailles. Es ist nicht genau, wenn man sagt, Ludwig Xiv. sei das Eins und Alles unseres Königs gewesen. Wir suchen unser Ideal unter solchen, denen wir, wenn nicht gleich, doch ähnlich werden können. In welchen Punkten stimmten aber der Bourbon und der Wittelsbacher überein? Für jenen war Kriegführen das Salz des Königtums, dieser verabscheute den Krieg. Ludwig Xiv. war für die Jagd, für das Spiel, für die Frauen, Ludwig Ii. jagte nicht, spielte nicht und blieb beim Anblick schöner Frauen gelassen. Im hohen Begriff von der Königswürde treffen beide zusammen, doch unser Ludwig, auch mit der Machtfülle jener Bourbonen ausgestattet, würde nie die Bahnen des Sonnenkönigs gewandelt sein. Bezaubert hat ihn nicht Louis der Eroberer, nicht Louis, der das Edikt von Nantes widerrief, sondern der Schöpfer und Herr von Versailles, Ludwig Xiv. in der Spiegelhalle mit dem farbigen, schimmernden Gewühl.' Und welche Ähnlichkeit hätte unser Ludwig zwischen sich und Ludwig Xv. gesunden, mit diesem Schlemmer 2) „König Ludwig Ii. von Bayern", ein Beitrag zu seiner Lebensgeschichte, S. 231 ff. Stuttgart 1893, Bonz.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 646

1906 - München : Oldenbourg
646 142. Unser Prinzregent Luitpold. flügen in die Schweiz und den Besuchen heimatlicher Gegenden, vor allem der fränkischen Provinzen, hat er die Wartburg sich angesehen und zweimal weilte er in Paris. Nach Spanien, für das er eine größere Vorliebe hatte als für Italien, ist er nicht gekommen. So wurde es im Laufe der Jahre um den Monarchen, den die Welt mit ihrer Alltäglichkeit, die Menschen mit ihrer Selbstsucht immer mehr abstießen, stets einsamer und stiller; seine Neigungen wurden immer launenhafter und sonderbarer; sein Gemüt nmdüsterte sich mehr und mehr, seine innere Unruhe und Augst steigerten sich. Und so kam endlich, was kommen mußte: über das Leben des hochbegabten, hoffnungsvollen Fürsten brach die furchtbare Katastrophe herein. Und wenn der kranke König, anders als sein Großvater, als König ohne Krone nicht mehr sein wollte, wenn ihm Leben schließlich gleichbedeutend war mit Bauen, so können wir vor der erschütternden Tragik seines Geschickes nur schweigend trauern. Wir betrachten eine Kerze, nicht weil sie sich schließlich selbst verzehrt, sondern weil sie uns Licht spendet. Napoleon I. nennt die Leute von Genie die Meteore, die brennen müssen, ihr Jahrhundert zu erleuchten. Ludwig Ii. wird in der Geschichte fortleben nicht als der kranke Mann, sondern als der begeisterte Herold des Deutschen Reiches, der ideale Führer seines Volkes zum Edlen, Guteu, Wahreu, Schönem Und so dürfen wir ihm das Lob spenden, das Goethe dem Lieblingsdichter des Königs in die Gruft nachgerufen hat: — hinter ihm, im wesenlosen Scheine, Lag, was uns alle bändigt, das Gemeine. 142. Unser Prinzregent Luitpold. Von Karl Theodor von Heigel.j) Wenn heute eiuer jener Bayern, die unter des Psalzgrafen Otto von Wittelsbach Führung in der Veroneser Klause die Ehre des deutschen Reichsbanners und den Kaiser retteten, in sein Heimatland zurückkehrte, würde er über die veränderte Welt staunen, bei jedem Schritt und Tritt aus Wunder stoßen. Und doch fühlte er sich trotz alledem daheim! Das Ringsum hat sich verändert. Aus dem Dorse Munichen wurde eine volkreiche, schöne Stadt, Tracht und Hausrat, Wehr und Waffen wechselten, aber die Menschen blieben in ihrem Kern und Wesen die gleichen. Die deutschen Stämme ließen nicht von ihrer Art, und wie sie in allem Wandel der Schicksale unerschüttert im Bewußtsein ihrer Einheit blieben, so fest und den Vorfahren ähnlich blieben sie auch durch die Jahrhunderte bis heute in der Liebe und Treue zu ihren Stammesfürsten. Als den Deutschen noch der Kampf Zweck, Inhalt und x) „Festrede zur Feier des 80. Geburtstages des Prinzregenten Luitpold, gehalten im Akademischen Gesangverein zu München". München 1901, Oskar Beck.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 294

1906 - München : Oldenbourg
294 56. Würzburg, die alte Bischofsstadt am Main. lieferung hat Walther von der Vogelweide hier den Abend seines vielbewegten Sängerlebens verbracht und sein Grab im Kreuzgang von Neumünster gefunden. Mit all diesem Glanz nach außen ging eine bedeutsame innere Entwicklung Haud iu Hand. Unter den schützenden und fördernden Einwirkungen kaiserlicher Privilegien wie auch des bischöflichen Stadtregiments reifte allmählich ein kraftvoll selbstbewußtes städtisches Bürgertum heran. Aber wie es mehr oder weniger überall in diesen Bischofsstädten zu gehen pflegte, kam auch hier bald die Zeit, da die Interessen und Ansprüche des bischöflichen Stadtherrn und der emporstrebenden Bürgerschaft auseinandergingen und in feindlichen Gegensatz zueinander gerieten, zum erstenmal unter dem gewaltigen Bischof Hermann I. von Lobdeburg im Jahre 1254. Seitdem zogen sich die Bischöfe auf ihr Bergschloß, die Marienburg, zurück um von dort aus den Trotz bürgerlicher Selbstherrlichkeit leichter bündigen zu können und nur allzuoft waren die beiden gegenüberliegenden Stadtseiten wie feindliche Heerlager geschieden, wobei die Bürgerschaft dann gerne bei den Kaisern Anlehnung und Rückhalt suchte. Mit wechselvollem Erfolg hin und her wogend zogen sich diese Kämpfe bis zum Jahre 1400 hin, wo es der fürstbischöflichen Streitmacht schließlich gelang in der Schlacht bei Bergtheim einen entscheidenden Sieg über die Bürgerschaft zu erringen. Zertrümmert lagen damit nun die lange genährten Hoffnungen auf reichsfreie Stellung und Selbstherrlichkeit zu Boden und mehrfach entschlossen sich bürgerliche Geschlechter zur Auswanderung, wovon besonders Nürnberg Vorteil gezogen haben soll. Die Herrschaft des Bischofs war damit für die weitere Folge besiegelt und Würzburg zu einer landsässigen Stadt geworden. Trotz dieser vielfach so sturmbewegten Zeitläufte nahm das Wachstum und die Verschönerung der Stadt doch ungestörten Fortgang. Auch das Zeitalter der Gotik hat hier hochbedeutende Denkmäler geschaffen; so die Kirche der Mtnoritm in den herben, strengen Formen der Frühgotik; dann die wundervolle, leider jetzt so ruinenhcist gewordene Kirche der Deutschherren, vor allem aber die dem Würzburger tief ins Herz gewachsene Marienkapelle am Markt, eine Dichtung in Steinen im schönsten Sinne des Wortes; bald nach einer grausamen Judenverfolgung hatte man sie auf dem früheren Judenplatz gewissermaßen zur Sühne dafür erstehen lassen. Dazu dann die stattlichen Kurien der Domherren mit ihren weiten Hofräumen und zierlichen Kapellen, deren noch erhaltene Reste vielfach von so malerischer Wirkung sind. Allerdings ist vieles davon späteren Umgestaltungen, besonders im vorigen Jahrhundert, zum Opfer gefallen. In Bamberg blieb weit mehr von solchen alten Höfen erhalten. Auch in der Plastik hatte mau sich in Würzburg allmählich zu achtungswerter Höhe emporgearbeitet. Sprechende Belege dafür sind die zahlreichen Grabdenkmäler der Bischöfe im Dom seit Ende des 12. Jahrhunderts; wie

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 311

1906 - München : Oldenbourg
58. Gründung der Akademie der Wissenschaften zu München 1759. 311 Albert, und daß er diesem Ideal als großer Meister Leben gab, wird niemand bestreiten, der seinen Schöpfungen unbefangen gegenübertritt. Und als großen Meister, als der Herrlichsten einen, die in Altbayern gewirkt, wollen wir ihn in Ehren halten und dauernd uns an dem erfreuen, was er geschaffen. 58. Gründung der Akademie der Wissenschaften zu München 1759. Von Karl von Sprnner.1) Ein frischer Luftzug, wie er sich oft als Vorbote eines bereits int Osten dämmernden Morgenrotes erhebt, strich nach dem Beginn der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts über Deutschland hin und begann die schweren Dünste zu verjagen, welche sich während des traurigen Dreißigjährigen Krieges und besonders seit dem Ende desselben vorzüglich über den südlichen Teil unseres Vaterlandes gelagert hatten. Auch für Bayern war biefe vielverheißende Morgenröte mit dem Regierungsantritte des Kurfürsten Maximilian Iii. heraufgestiegen. Der Friede zu Füssen am 22. April 1745, den der junge Kurfürst widerwillig und nur dem Andringen feiner Mutter und der österreichischen Partei am Hofe nachgebend unter stetem Ab mahnen der jungen, geistvollen und tatkräftigen Maria Anna, der Gemahlin seines Vetters Klemens, geschlossen hatte, gewährte dem Lande eine lange Reihe von Friedensjahren, obschon seine Krieger erst im österreichischen Solde und dann als Reichskontingent nicht unrühmlich vor Schweidnitz, bei Breslau, Freiberg und Leutheu gegen Friedrich von Preußen gestritten. Sie, vereint mit den Zweibrückern, deckten den Rückzug bei Roßbach und tapfer schützten bayerische Grenadiere die Flüchtlinge gegen die verfolgenden preußischen Husaren. Hat auch die Philosophie des 18. Jahrhunderts gar manchen eitlen und hohlen Wortkram zutage gefördert, ja selbst an den Grundpfeilern des Christentums zu rütteln gewagt, das alles liegt vergessen hinter uns, wogegen ihr ideales Streben und ihre reichen Schöpfungen alle hochsinrtigert Gemüter für wahre Geistesfreiheit, für eine edlere, ethische Auffassung der Lehren unseres Heilandes, für eine daraus hervorgehende höhere Würdigung der Persönlichkeit des Menschen selbst geweckt und die Herzen durch den lebenswarmen Strahl wahrer Humanität entzündet haben. Neben ihnen liefen dann freilich, wie das unvermeidliche Schattenbild neben jedem edlen Streben, der Mißbrauch und die Karikatur, als Unglaube, lächerliche Empfindelei und falsche Philanthropie her. Leibniz und Wolf verdrängten den scholastischen Wust ans den schulen und mit der in den höheren Ständen herrschenden Sprache Frank- *) Wandbilder des Bayer. Nalionalinnseums, historisch erläutert." S. 210 ff. München 1868, I. Albert.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 313

1906 - München : Oldenbourg
58. Gründung der Akademie der Wissenschaften zu München 1759. 313 berufen, welche schon im Jahre 1763 ihre eigene Buchdrnckerei erhielt. Anch das astronomische Observatorium auf dem Gasteig entstand und wurde von dem geistlichen Ratsdirektor Osterwald geleitet, dem ein Fräulein von Schneeweiß als gelehrter Gehilfe zur Seite stand. Unter den Mitgliedern prangen in überraschender Zahl die Namen der ersten Adelsgeschlechter des Landes; das Wirken der neuen Gesellschaft war über die Mauern der Klöster, besonders der Benediktiner, der anderthalbtausendjährigen Pfleger der Wissenschaften, gedrungen und ihre Edelsten zierten die Reihen der Akademiker. Geistliche und Weltliche, Adelige und Bürgerliche beeiserten sich in diesen Blütetagen des Instituts mit edlem Freimut der Wahrheit zu dienen. Ein frisches, wissenschaftlich aufklärendes Streben ging bamals durch alle Gauen Südbeutschlauds, es entfachte in allen Stänben Liebe nnb Begeisterung für das Eble nnb Schöne. Hube-kümmert nm Genossenschaft ober Personen warb alles Verrottete nnb Schlechte schonungslos ausgebest und verfolgt. Ohne alle Selbstsucht eiferten aufgeklärte Geistliche gegen jahrhunbertelang gehegten Aberglauben. Der eble Gras Savioli, selbst Besitzer großer Güter, spricht golbene Worte für den bisher tief verachteten Lanbmann ltrtb forbert energisch zu bessert Entlastung von brückenben grunbherrlicheii Fronben und bureaukrotischer Willkür auf. Graf Haslaug fchilbert in feierlicher Sitzung schonungslos die sozialen und politischen Gebrechen Bayerns und gießt über das verrottete Zunftwesen den bittersten Spott. „Der Zunftzwang", sagte er, „versagt beut geschicktesten Arbeiter, wenn er arm ist, den ihm von der Natnr verliehenen freien Gebrauch seines Kopses und seiner Hänbe und verdammt ihn zu lebenslänglicher Dienstbarkeit. Meister werden nur Meistersöhne oder solche, die sich entschließen können mit irgend einer zahnlosen Meisterswitwe oder einer buckligen Meisterstochter vor den Altar zu treten. Das hält uns im alten Schlendrian fest, macht uns zum Spotte der Nachbarn und entvölkert das Land, bessert tüchtigste Söhne ihr Glück auswärts suchen." Er eifert für volle Freiheit des Hanbels und erklärt, beiß jenes Land das reichste sei, welches die größte Bevölkerung zähle und die ausgebreitetste Jubustrie besitze, kurz der hellfehenbe Patriot sprach bereits 1772 Worte, die heute jebein Fortschrittsmanne Ehre machen würden. Und so blieb unter der segensvollen Regierung Maximilians Iii. trotz manchem inneren balb wieber beigelegten Zerwürfnis die Akademie im schönsten Aufblühen. Ihre ferneren Schicksale unter den uachsolgenbeu Herrschern zu verfolgen ist hier nicht am Platze, das eine aber möge noch erwähnt werben, daß sie mit würbiger Feier und Pracht, unter Teilnahme des für Förbernng alles Eblen nnb Nützlichen begeisterten Königs Maximilian Ii. und einer Menge ans weiter Ferne herbeigeeilter Feftgäste irrt Herbst des Jahres 1859 ihr erstes Jubiläum beging.

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 335

1906 - München : Oldenbourg
63. Ein Urteil über den bayerischen Volkscharakter. 335 Verehelichung sowie Zulassung zum Staatsdienste und freie Ausübung ihres Gottesdienstes. Und 1802 begann der Feldzug gegen die Klöster, deren Güter infolge der Säkularisation dem Landesherrn zur Verfügung standen. Somit fehlte es der Universität in ihrer neuen Heimstatt weder an der nötigen Geistesfreiheit noch an den nötigen irdischen Gütern. Die Freqnenz nahm zu Landshut in erfreulicher Weise zu, indem durchschnittlich 220 Studenten jährlich neu immatrikuliert wurden. Zu den Lands-huter Studenten gehörte im Jahre 1803 auch der damalige Kronprinz Ludwig, später König Ludwig I. Für die Studenten muß schon hinsichtlich ihres Lebens die Übersiedelung nach Landshnt als eine entschiedene Wendnng zum Bessern bezeichnet werden. Man kann wohl sagen, daß die ganze Universität einen Wust von häßlicher Erinnerung, von mittelalterlicher Roheit wie ein Gewand von sich streifen konnte, als sie Ingolstadt verließ. Vollständig sollte die Studentenschaft der Ludwig - Maximilians - Universität freilich erst zum Bewußtsein ihrer hohen Aufgaben kommen, als mit der Übersiedeluug nach München auch das gesellschaftliche Leben für sie einen ganz anderen Charakter annehmen mußte. 63. Ein Urteil über den bayerischen Volkscharakler. Don Lorenz von Westenrieder?) Wenn das, was bei einzelnen Menschen nnwidersprechlich ihren Charakter beweist, auch bei ganzen Nationen gilt, so gibt es kein bestimmteres Mittel sie kennen zu lernen, als sie bei den Dingen, wo sie sich selbst überlassen sind, bei den Übungen, die sie zu ihrem Vergnügen sich wählen, bei den Feierlichkeiten, womit sie ihre wichtigsten Handlungen begehen, zu beobachten. Der Bayer verachtet in der Stunde der Ruhe alles Ausruhen; wenn er sich von seinen Arbeiten erholen will, so muß, was ihn ergötzen soll, wieder eine Arbeit sein. Jene gemeinschaftlichen Freudenfeste und Übungen der Leibeskräfte, welche von den Alten aus den weisesten Absichten eingeführt und aus einer unverantwortlichen, nachlässigen Unwissenheit oft so gröblich außer acht gelassen werden, sind freilich gemeiniglich mit vielen Zusätzen und Mißbrauchen, über in frischem Gedächtnisse vorhanden. Die Pferderennen sind die gemeinsten Belustigungen; in manchen Orten sind sie gestiftet (so wie jeder Bürger gewisse Jahre zum Scheibenschießen angehalten ist) und selten wird ein ländliches Fest oder auch die Hochzeit eines oermöglicheren Landmannes ohne dieselben gefeiert. Wenn dann nach einem fröhlichen Mahle die Munterkeit allgemein aufgeweckt und die Lust nach den Dingen, worin sie Ehre zu finden !) „Bayerische Beiträge zur schönen und nützlichen Literatur", Ii. Jahrgang, 2. Band S. 951 ff. München 1780, I. B. Strobl.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 411

1906 - München : Oldenbourg
75. Ode an König Ludwig I. 411 Des Thrones glatte Schwelle, wie selbstbewußt, Wie fest betrittst du sie, wie gereift im Geist! Ja, leichter hebt dein freies Haupt sich, Seit die metallene Last ihm zufiel. Dir schwellt erhabne Güte das Herz, mit ihr, Was mehr noch frommt als Güte — der tiefe Sinn: Wo dieser Schöpfer mangelt, sehn wir Alles zerstückelt und schnell verunglückt. Dein Auge spähte durch die Vergangenheit, Es lag das Buch der Zeiten auf deinem Knie, Gedanken pflücktest du wie Blumen Über dem Grabe der deutschen Vorwelt. Dein Volk, du kennst es. Jeglichem Ieitgeschick, Das ihm zuteil ward, fühltest und sannst du nach Und still, in eigner Brust verheimlicht, Trugst du den lachenden Lenz der Zukunft. Du hast mit uns erlitten den Fluch des Kriegs, Gezählt die Todesnarben der Jünglinge, Die deiner Ahnherrn Strom, der Rhein, sah Seelen verhauchen für deutsche Freiheit. Und nicht umsonst verhauchen, du fühlst es wohl! Nach jenes Cäsars tragischem Untergang Was Könnten Klein’re Scheindespoten Anders erregen als frostig Lachen? Du aber teilst die heilige Glut mit uns, Vor der in Staub sank jener geprüfte Held, Und fallen ließest du mit uns ihr (Eine begeisterte, warme Träne. Dem Stein des Rechts x), den edelgesinnt und treu Dein Vater legte, bläsest du Atem ein, Du siehst im Marmor keinen Marmor, Aber ein künftiges Iovisantlitz. Allein wie sehr du Wünsche des Tags verstehst, Nicht horchst du blindlings jedem Geräusch, du nimmst Das Zepter, jenem Joseph-) ungleich, Nicht in die weltliche Faust der Neu’rung. Ehrfurcht erweckt, was Väter getan, in dir, Du fühlst verjährter Zeiten Bedeutsamkeit, Ins Wappenschild uralter Sitte Fügst du die Rosen der jüngsten Freiheit. *) Der Dichter meint die von König Maximilian I. im Jahre 1818 seinem Volke verliehene Berfassung. *) Kaiser Joseph Ii.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 432

1906 - München : Oldenbourg
432 84. Ludwig I. und Goethe. Mit den Fastenpredigten hat Jean Paul als politischer Schriftsteller seinen Höhepunkt erreicht. Wenn er von da ab noch zuweilen über die deutschen Verhältnisse spricht, so geschieht es nicht mehr so ausführlich und mit solcher Begeisterung; man hört aus manchen Zeilen schon wieder den Satiriker heraus. In den „Saturnalien" 1818 saßt er nochmals einige Wünsche zusammen im Gegensatz zu denen, „welche durch Polizeidiener gern ein korrektes Universum hätten:" „Fürst und Adel sollen nicht ... auf das göttliche Ebenbild des Menschen mit Füßen treten, . . . gegen das Feuerwerk des Witzes sollen Zensur und Polizei feine Feuertrommeln rühren und feine Lärmkanonen richten gegen Raketen;" es solle „keine halbe und feilte beschränkte Preßfreiheit geben, sondern eine ganze;" es solle „überall Landstände geben;" „Weimar, das aus einem Parnasse der deutschen Musen zu einem Sinai der Verfassungen geworden, soll bte beutsche Keblah sein." So leuchtet aus den Werken Jean Pauls, mag er in strafendem Spott, in warnender Sorge oder in freudiger Begeisterung schreiben, ein echt deutscher Sinn. Die Grundbedingungen für das Blühen und Gedeihen des Vaterlandes sind ihm treffliche Fürsten, eine freie Verfassung und allgemeine Bildung, „Einsichten des Volkes;" denn „in der Geschichte hat wie in der Göttergeschichte Minerva am meisten die Götter gegen die Giganten beschirmt." 84. Ludwig I. und Goethe. Don Thomas Stettner.* Was ein jeder unserer beiden Dichterfürsten ihm sei, hat König Ludwig I. in den knappen Worten eines Epigramms ausgesprochen: „Wenn ich erwache, bevor ich betrete den Kreis der Geschäfte, Les' ich in Schiller sogleich, daß mich’s erhebe am Tag; Aber nach geendigtem Lärmen, in nächtlicher Stille, Flücht' ich zu Goethe und träum’ fort dann den lieblichen Traum." Man sann kaum treffender die Verschiedenheit dessen, was ein jeder von ihnen uns geben sann, bezeichnen: der feurige, vorwärts drängende Schiller soll uns begeistern zur Arbeit des Tages; überschauen wir aber in des Abends Stille prüfend die abgelaufenen Stunden und unser Wirken in ihnen, dann wird Goethe in seiner abgeklärten Ruhe unsere beste Gesellschaft sein. In seiner dichterischen Eigenart stand Schiller dem Könige näher, mit Goethe aber verband ihn neben der höchsten Bewunderung mannigfache Übereinstimmung in Neigungen und in der Auffassung des tätigen Lebens: beide liebten Italien als das Land der Sehnsucht, beide erblickten in der antiken Kunst die Höhe und deshalb die bleibende Norm künstlerischen Schaffens und auch in den Fragen des politischen Lebens standen sich ihre Ansichten nahe. Goethe aber verehrte in König Ludwig den mächtigen Beschützer und Förderer der Wissenschaften und Künste, der im großen zur Tat machte, was er selbst

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 524

1906 - München : Oldenbourg
524 109. Richard Wagners Berufung durch König Ludwig ü. Heil dir, o Herr, der du dem zagenden Aber bewegt vom Gedanken Sänger zuriefst, Fühlend in teilnahmloser Zeit: Singe! Voller rauscht sein Saitenspiel, Seit er weiß, daß manchmal Du ihm lauschest. Gern auch möchte des Beglückten Hand Dir ein Weihegeschenk erheben, Schimmernd gefügt, Reingestimmt und lauter, Würdig deines ernsten Sinnes; Sinkt ihm der Mut fast. Statt die festliche Halle Dir empor zum Giebel zu kränzen Und ins verschlungene Laubgewinde Einzuweben dichte Knospen in Fülle, Streut er in Ehrfurcht heute Leicht auf den Pfad dir Wenige Blumen. Selig der Fürst, Dessen Thron die Musen Nah umstehn! 109. Richard Wagners Berufung durch König Ludwig Ii. Von Sebastian Röckl. *) „Womit kann Eurer Majestät ein Herzenswunsch erfüllt werden?" „Ich will Richard Wagner kennen lernen." — Es zeugt von freiem, hochsinnigem Mute und einer wahrhaft königlichen Begabung, daß der so streng erzogene junge Ludwig Ii. mit stolzer Vorurteilslosigkeit eine geniale Persönlichkeit berufen wollte, die in seinen Kreisen schon wegen ihrer politischen Vergangenheit schwerlich der schärfsten Beurteilung entgangen war, daß er entschlossen die Bahn seines Vaters und Großvaters verfolgte, die beide den schöpferischen Geistern in Kunst und Wissenschaft überall jene Hochachtung gezeigt hatten, die man damals an manchen anderen deutschen Fürstenhöfen vergeblich suchte, daß er ein feit mehreren Dezennien für Bayern als segensreich bewährtes System im ganzen übernahm und doch wieder eine vollständig neue Richtung in demselben einschlug. Begründet wird die Berufung gewöhnlich mit dem Entzücken, welches der fünfzehnjährige Kronprinz über Wagners „Lohengrin" empfand. Gewiß mußte diese Oper aufs lebhafteste seine Phantasie erregen, nicht weil sie ihm eine neue Welt erschloß, sondern weil sie in derjenigen spielte, welche ihm von seinem Lieblingsaufenthalt Hohenschwangau innig vertraut und damals seine Welt war. Leopold von Ranke äußerte sich 1868 einmal, er habe erfahren, daß gerade das Wort „Zukunft" Ludwig für die Wagnersche Musik gewonnen hat. Der phantafievolle Jüngling, der feinen Ideenflug oft durch ein nüchternes Wort feiner Umgebung gehemmt sah, dessen Traum von einem schönen Königtum man nicht selten die rauhe Wirklichkeit gegenüberstellte, fand seine *) König Ludwig Ii. und Richard Wagner 1864/65, S. 1 ff. München 1903, Oskar Beck.
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