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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 365

1906 - München : Oldenbourg
69. Das bayerische Heer in den Jahren 1800 mit 1812. 365 ober wohl gar mit der Faust zu schlagen ober zu stoßen. Jene Offiziere, welche zur Ehre des Dienstes und ihrer menschlichen Gesinnungen den Gehorsam, die Neigung und das Vertrauen ihrer Untergebenen durch eine würbige, liebevolle Behandlung zu gewinnen und baburch ein erhebendes Selbstgefühl, festen Mut und Trene für ihr Vaterlaub in den Herzen derselben zu erhöhen suchen, machen sich vorzüglich um Unsere höchste Gnabe tierbient, jenen aber, welche sich ihrer Charge durch erniedrigende Gewalttaten und rohes, menschenfeindliches Betragen gegen die Mannschaften unwürdig bezeigen, jenen werben Wir ihre ungesetzliche Härte mit einer strengen, unerbittlichen Gerechtigkeit ohne Unterschieb des Ranges tiergelten und selbe ohne Nachsicht ans den Linien Unserer Armee entfernen." Um auch äußerlich funb zu tun, daß ein neuer Geist im Heerwesen Einzug gehalten habe, erließ schließlich der Kurfürst „zur Beförderung der Reinlichkeit bei den Truppen" den Befehl, daß der bisher zur Ausstattung der Offiziere und Mannschaften gehörige Zopf vom Obersten abwärts abzulegen und das Haar kurz geschnitten zu tragen sei. In Bezug auf die militärische Ausbilbung würden ebenfalls neue Wege eingeschlagen, nachbem mit Beginn der Retiolntionskriege zunächst bei bcr Infanterie eine tieränberte Kampfesweise sich Bahn gebrochen hatte. In ebenem Gelänbe exakte Bewegungen in langen, geschlossenen Linien auszuführen und Salvenfeuer auf Kommanbo abzugeben, erwies sich als unzulänglich gegenüber der französischen Infanterie, die eine neue, ungewohnte Form, den Kampf in zerstreuter Ordnung, zur Anwendung brachte und durch gleichzeitigen Gebrauch von Schützenschwarm, Linie und Kolonne eine überraschenbe Beweglichkeit auch in burchschnittenem Gelänbe entwickelte. Da das bisherige bayerische Infanterie-Exerzierreglement nur das Gefecht in geschloffener Ordnung nach den Regeln der sogenannten Lineartaktik kannte, so ergab sich die Not-wenbigfeit der Herstellung völlig neuer Ausbildungsvorschriften für die Infanterie. Mit dieser Aufgabe betraute der Kurfürst den General Deroy, der sich hiezu noch Wrebes Beihilfe erbat. Im Frühjahr 1804 legte Deroy den 1. und 2. Abschnitt „Rekruten- und Kompagnie-Unterricht" vor, dann folgte der 3. Abschnitt „Bataillons- und Regiments-Exerzieren" und schließlich ein „Unterricht für die Schützen und Plänkler". Diese Vorschriften wurden nur in wenig Exemplaren schriftlich vervielfältigt und auf dem Wege müüblicher Anweisung weiter bekannt gegeben. Im Jahre 1805 erließ Deroy an die ihm als Divisionskommandeur unterstellten Truppen eine Instruktion, in der der Gedanke des selbständigen Auftretens der Kompagnie im Gefecht — die 40 Jahre später gelehrte Kompagniekolonnen-Taktik — schon damals zum Ausdruck gebracht ist, wie beim überhaupt Deroy als ein hertiorragenber, seiner Zeit tioranschreitenber Taktiker zu gelten hat. Die Kavallerie erhielt 1802 ein neues, den Anforderungen der Zeit entsprechenbes Exerzierreglement, das sich durch Klarheit, Kürze und Gelegenheit

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 588

1906 - München : Oldenbourg
588 121. Die Waffenstreckung bei Sedan. „Oh, sie sind nicht so stark, tote Sie behaupten, diese Stellungen" — toarf der General Wimpsfen ein. Da versetzte General Moltke in scharfem Ton: „Sie kennen einfach die örtliche Lage der Umgebung von Sedan nicht und das ist ein sonderbarer Umstand, der so recht geeignet ist den Dünkel und den Leichtsinn Ihrer Nation zu malen. Beim Beginne des Feldznges haben Sie an Ihre Offiziere Karten von Deutschland ausgeteilt, aber die Geographie Ihres eigenen Landes konnten Sie nicht studieren, weil Sie die Karten Ihres eigenen Landes nicht besaßen. Wohlan: Ich sage Ihnen, unsere Stellungen sind nicht bloß sehr stark, sie sind furchtbar und unbeztoinglich." — Auf diesen Ausfall wußte General Wimpffen keine Antwort, denn die Tatsache war richtig und uuwiderfprechlich. Nach einer Panse sagte er: „Ich werde Gebranch machen, General, von dem Anerbieten, das Sie beim Beginne der Besprechung mir gemacht haben, ich werde einen Offizier beauftragen diese furchtbaren Stellungen einzusehen, von denen Sie sprechen, und bei seiner Rückkehr werde ich zusehen und Beschluß fassen." „Sie werden niemand schicken, es ist unnütz," lautete die trockene Erwiderung, „Sie können mir glauben; außerdem haben Sie nur noch wenig Zeit zum Überlegen, denn jetzt ist Mitternacht; um 4 Uhr läuft die Waffeu-rnhe ab und ich werde Ihnen keinen Augenblick Aufschub bewilligen." Jetzt verzichtete General Wimpffen auf die Besichtigung und bat nur um Frist um seine Kollegen zu befragen, ohne diese könne er doch seinen Entschluß nicht fassen, und da er sie zur Stunde in Sedan gar nicht auffinden könne, so sei eine Verlängerung der Waffenruhe unbedingt nötig. Da General Moltke nicht nachgeben wollte, so flüsterte ihm Graf Bismarck einige Worte zu und das Ergebnis war, daß die Waffenruhe bis auf 9 Uhr erstreckt ward; das sollte aber die äußerste Frist sein und so trennte man sich gegen 1 Uhr morgens. Da die Waffenftrecknng der Armee nunmehr für zweifellos zugestanden gelten konnte, so wurden die Bedingungen derselben noch in der Nacht vorn Generalstabe des Großen Hanptqnartieres festgesetzt und darin mit Rücksicht auf die tapfere Gegenwehr der Armee allen Generalen und Offizieren sowie den höheren Beamten mit Offiziersrang die Freilassung samt Waffen und Privateigentum angeboten, wenn sie sich schriftlich mit ihrem Ehrenwort verpflichten wollten bis zur Beendigung des gegenwärtigen Krieges die Waffen gegen Deutschland nicht zu ergreifen und in keiner Weise gegen die Interessen Deutschlands zu handeln. Der Vertrag gewährte also schließlich doch mehr, als ursprünglich in Aussicht gestellt war. Bei der Unterzeichnung des weltgeschichtlichen Schriftstückes war auch Graf Bismarck zugegen. In seinem Berichte an den König hebt er hervor, das Verhalten des Generals von Wimpffen fei ebenso wie das Der anderen Generale am Abende vorher ein sehr würdiges gewesen und die Bewilligung

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 616

1906 - München : Oldenbourg
616 133. Wir bleiben. eine kurze 9uche und will lief) schlafen legen, aber plötzlich wird von neuem alarmiert, mau plaudert mit den Kameraden und zu gleicher .ßeit fällt eine Granate mitten ins Biwak und reißt zwei Soldaten wörtlich in Stücke. Auch die Verpflegung legt den Truppen herbe Entbehrung ans; denn das Fleisch ist oft viele Tage lang ferne und die Kartoffeln der umliegenden Felder sind zerstört oder aufgebraucht. Ein lichter Punkt in all den Mühen, ja fast ein festlicher Moment ist es, wenn abends der Bataillonstambour erscheint und die Feldpost unter Namensaufruf verteilt wird. Wie viel Freude machen die wenigen Zeilen, wie viel Glück umschließt oft ein kurzer Gruß! Das ganze liebe Bild der Heimat steht auf einem zerknitterten Blatt vor uns. Und wenn nun vollends ein Zeitungsblatt kommt, ein Brief für alle, — das ist ein Sujrus, ein Leckerbissen der wertvollsten Art. Auch hier fehlt es nicht an reizenden Szenen; so erhielt, um nur ein Beispiel anzuführen, ein junger Gelehrter, der als Landwehrmann im Felde stand, als er kaum aus dem Treffen kam, eine Nummer der . . . Zeitung, in welcher fein jüngstes Werk ans das rühmlichste besprochen ward. Dieser Mann ist gemeiner Soldat im deutschen Heere! 133. Wir bleiben. Von Adolf Erhard. *) Aus deu 4. Januar 1871 war die Eröffnung des Feuers für die Batterien des Südangriffes vor Paris befohlen worden, doch des dichten Nebels wegen konnte man weder ein feindliches Fort noch eine Batterie des Gegners erkennen. Man mußte also warten. Der Befehl vom 4. kam tags darauf zum Vollzug. Um 9 Uhr früh begann die deutsche Batterie Nr. 17, erbaut und besetzt von der 2. Fußbatterie „Limprun" des 1. bayerischen Artillerie-Regiments „Prinz Luitpold", das Feuer, welches völlig erst in der Nacht vom 26. zum 27. Januar enden sollte. In diese Batterie kam am 8. Jannar 1871 abends die Ablösung unter Kommando des Oberleutnants Karl Landmann, wegen des hohen Krankenstandes zur Hälfte aus preußischen und bayerischen Kanonieren zusammengesetzt. Mit Rücksicht aus die ungewöhnlich starken Verluste, welche die Batterie erlitten, und darauf, daß sie ihre Aufgabe die feindlichen Geschütze in und bei Jssy niederzukämpfen vollständig erfüllt hatte, gab Hauptmann Ritter von Limprun dem ablösenden Oberleutnant im Einvernehmen mit dem Stabsoffizier vom ge den Auftrag, falls die Herstellung der Schnlterwehr zur Deckung gegen Flankenfeuer nicht gelingen sollte, die Batterie zu räumen. Obschon nun diese für längeres Befetzthalten gestellten Bedingungen mangels genügender Arbeitskräfte nicht erfüllt werden konnten, wollte Ober- *) „Bayerische Einzeltaten und Gefechtsbilder", Nr. 30, ©. 85.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 294

1906 - München : Oldenbourg
294 56. Würzburg, die alte Bischofsstadt am Main. lieferung hat Walther von der Vogelweide hier den Abend seines vielbewegten Sängerlebens verbracht und sein Grab im Kreuzgang von Neumünster gefunden. Mit all diesem Glanz nach außen ging eine bedeutsame innere Entwicklung Haud iu Hand. Unter den schützenden und fördernden Einwirkungen kaiserlicher Privilegien wie auch des bischöflichen Stadtregiments reifte allmählich ein kraftvoll selbstbewußtes städtisches Bürgertum heran. Aber wie es mehr oder weniger überall in diesen Bischofsstädten zu gehen pflegte, kam auch hier bald die Zeit, da die Interessen und Ansprüche des bischöflichen Stadtherrn und der emporstrebenden Bürgerschaft auseinandergingen und in feindlichen Gegensatz zueinander gerieten, zum erstenmal unter dem gewaltigen Bischof Hermann I. von Lobdeburg im Jahre 1254. Seitdem zogen sich die Bischöfe auf ihr Bergschloß, die Marienburg, zurück um von dort aus den Trotz bürgerlicher Selbstherrlichkeit leichter bündigen zu können und nur allzuoft waren die beiden gegenüberliegenden Stadtseiten wie feindliche Heerlager geschieden, wobei die Bürgerschaft dann gerne bei den Kaisern Anlehnung und Rückhalt suchte. Mit wechselvollem Erfolg hin und her wogend zogen sich diese Kämpfe bis zum Jahre 1400 hin, wo es der fürstbischöflichen Streitmacht schließlich gelang in der Schlacht bei Bergtheim einen entscheidenden Sieg über die Bürgerschaft zu erringen. Zertrümmert lagen damit nun die lange genährten Hoffnungen auf reichsfreie Stellung und Selbstherrlichkeit zu Boden und mehrfach entschlossen sich bürgerliche Geschlechter zur Auswanderung, wovon besonders Nürnberg Vorteil gezogen haben soll. Die Herrschaft des Bischofs war damit für die weitere Folge besiegelt und Würzburg zu einer landsässigen Stadt geworden. Trotz dieser vielfach so sturmbewegten Zeitläufte nahm das Wachstum und die Verschönerung der Stadt doch ungestörten Fortgang. Auch das Zeitalter der Gotik hat hier hochbedeutende Denkmäler geschaffen; so die Kirche der Mtnoritm in den herben, strengen Formen der Frühgotik; dann die wundervolle, leider jetzt so ruinenhcist gewordene Kirche der Deutschherren, vor allem aber die dem Würzburger tief ins Herz gewachsene Marienkapelle am Markt, eine Dichtung in Steinen im schönsten Sinne des Wortes; bald nach einer grausamen Judenverfolgung hatte man sie auf dem früheren Judenplatz gewissermaßen zur Sühne dafür erstehen lassen. Dazu dann die stattlichen Kurien der Domherren mit ihren weiten Hofräumen und zierlichen Kapellen, deren noch erhaltene Reste vielfach von so malerischer Wirkung sind. Allerdings ist vieles davon späteren Umgestaltungen, besonders im vorigen Jahrhundert, zum Opfer gefallen. In Bamberg blieb weit mehr von solchen alten Höfen erhalten. Auch in der Plastik hatte mau sich in Würzburg allmählich zu achtungswerter Höhe emporgearbeitet. Sprechende Belege dafür sind die zahlreichen Grabdenkmäler der Bischöfe im Dom seit Ende des 12. Jahrhunderts; wie

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 313

1906 - München : Oldenbourg
58. Gründung der Akademie der Wissenschaften zu München 1759. 313 berufen, welche schon im Jahre 1763 ihre eigene Buchdrnckerei erhielt. Anch das astronomische Observatorium auf dem Gasteig entstand und wurde von dem geistlichen Ratsdirektor Osterwald geleitet, dem ein Fräulein von Schneeweiß als gelehrter Gehilfe zur Seite stand. Unter den Mitgliedern prangen in überraschender Zahl die Namen der ersten Adelsgeschlechter des Landes; das Wirken der neuen Gesellschaft war über die Mauern der Klöster, besonders der Benediktiner, der anderthalbtausendjährigen Pfleger der Wissenschaften, gedrungen und ihre Edelsten zierten die Reihen der Akademiker. Geistliche und Weltliche, Adelige und Bürgerliche beeiserten sich in diesen Blütetagen des Instituts mit edlem Freimut der Wahrheit zu dienen. Ein frisches, wissenschaftlich aufklärendes Streben ging bamals durch alle Gauen Südbeutschlauds, es entfachte in allen Stänben Liebe nnb Begeisterung für das Eble nnb Schöne. Hube-kümmert nm Genossenschaft ober Personen warb alles Verrottete nnb Schlechte schonungslos ausgebest und verfolgt. Ohne alle Selbstsucht eiferten aufgeklärte Geistliche gegen jahrhunbertelang gehegten Aberglauben. Der eble Gras Savioli, selbst Besitzer großer Güter, spricht golbene Worte für den bisher tief verachteten Lanbmann ltrtb forbert energisch zu bessert Entlastung von brückenben grunbherrlicheii Fronben und bureaukrotischer Willkür auf. Graf Haslaug fchilbert in feierlicher Sitzung schonungslos die sozialen und politischen Gebrechen Bayerns und gießt über das verrottete Zunftwesen den bittersten Spott. „Der Zunftzwang", sagte er, „versagt beut geschicktesten Arbeiter, wenn er arm ist, den ihm von der Natnr verliehenen freien Gebrauch seines Kopses und seiner Hänbe und verdammt ihn zu lebenslänglicher Dienstbarkeit. Meister werden nur Meistersöhne oder solche, die sich entschließen können mit irgend einer zahnlosen Meisterswitwe oder einer buckligen Meisterstochter vor den Altar zu treten. Das hält uns im alten Schlendrian fest, macht uns zum Spotte der Nachbarn und entvölkert das Land, bessert tüchtigste Söhne ihr Glück auswärts suchen." Er eifert für volle Freiheit des Hanbels und erklärt, beiß jenes Land das reichste sei, welches die größte Bevölkerung zähle und die ausgebreitetste Jubustrie besitze, kurz der hellfehenbe Patriot sprach bereits 1772 Worte, die heute jebein Fortschrittsmanne Ehre machen würden. Und so blieb unter der segensvollen Regierung Maximilians Iii. trotz manchem inneren balb wieber beigelegten Zerwürfnis die Akademie im schönsten Aufblühen. Ihre ferneren Schicksale unter den uachsolgenbeu Herrschern zu verfolgen ist hier nicht am Platze, das eine aber möge noch erwähnt werben, daß sie mit würbiger Feier und Pracht, unter Teilnahme des für Förbernng alles Eblen nnb Nützlichen begeisterten Königs Maximilian Ii. und einer Menge ans weiter Ferne herbeigeeilter Feftgäste irrt Herbst des Jahres 1859 ihr erstes Jubiläum beging.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 432

1906 - München : Oldenbourg
432 84. Ludwig I. und Goethe. Mit den Fastenpredigten hat Jean Paul als politischer Schriftsteller seinen Höhepunkt erreicht. Wenn er von da ab noch zuweilen über die deutschen Verhältnisse spricht, so geschieht es nicht mehr so ausführlich und mit solcher Begeisterung; man hört aus manchen Zeilen schon wieder den Satiriker heraus. In den „Saturnalien" 1818 saßt er nochmals einige Wünsche zusammen im Gegensatz zu denen, „welche durch Polizeidiener gern ein korrektes Universum hätten:" „Fürst und Adel sollen nicht ... auf das göttliche Ebenbild des Menschen mit Füßen treten, . . . gegen das Feuerwerk des Witzes sollen Zensur und Polizei feine Feuertrommeln rühren und feine Lärmkanonen richten gegen Raketen;" es solle „keine halbe und feilte beschränkte Preßfreiheit geben, sondern eine ganze;" es solle „überall Landstände geben;" „Weimar, das aus einem Parnasse der deutschen Musen zu einem Sinai der Verfassungen geworden, soll bte beutsche Keblah sein." So leuchtet aus den Werken Jean Pauls, mag er in strafendem Spott, in warnender Sorge oder in freudiger Begeisterung schreiben, ein echt deutscher Sinn. Die Grundbedingungen für das Blühen und Gedeihen des Vaterlandes sind ihm treffliche Fürsten, eine freie Verfassung und allgemeine Bildung, „Einsichten des Volkes;" denn „in der Geschichte hat wie in der Göttergeschichte Minerva am meisten die Götter gegen die Giganten beschirmt." 84. Ludwig I. und Goethe. Don Thomas Stettner.* Was ein jeder unserer beiden Dichterfürsten ihm sei, hat König Ludwig I. in den knappen Worten eines Epigramms ausgesprochen: „Wenn ich erwache, bevor ich betrete den Kreis der Geschäfte, Les' ich in Schiller sogleich, daß mich’s erhebe am Tag; Aber nach geendigtem Lärmen, in nächtlicher Stille, Flücht' ich zu Goethe und träum’ fort dann den lieblichen Traum." Man sann kaum treffender die Verschiedenheit dessen, was ein jeder von ihnen uns geben sann, bezeichnen: der feurige, vorwärts drängende Schiller soll uns begeistern zur Arbeit des Tages; überschauen wir aber in des Abends Stille prüfend die abgelaufenen Stunden und unser Wirken in ihnen, dann wird Goethe in seiner abgeklärten Ruhe unsere beste Gesellschaft sein. In seiner dichterischen Eigenart stand Schiller dem Könige näher, mit Goethe aber verband ihn neben der höchsten Bewunderung mannigfache Übereinstimmung in Neigungen und in der Auffassung des tätigen Lebens: beide liebten Italien als das Land der Sehnsucht, beide erblickten in der antiken Kunst die Höhe und deshalb die bleibende Norm künstlerischen Schaffens und auch in den Fragen des politischen Lebens standen sich ihre Ansichten nahe. Goethe aber verehrte in König Ludwig den mächtigen Beschützer und Förderer der Wissenschaften und Künste, der im großen zur Tat machte, was er selbst

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 358

1906 - München : Oldenbourg
358 67. Johann Konrad ©rubel als Chronist des Lüneviller Friedens. ziehen die Franzosen n6, teilweise sogar von ihren Quartierherren noch beschenkt, was Grübel zu der köstlichen Bemerkung veranlaßt: Präsent haut freilich Mancher kröigt As manch'n Haus noh mit; Mih ober haut's kan Kreuzer Koft't, Döi Sprauch versteih ih niht. Nun tritt die Frage in den Vordergrund, was wohl mit der ehrwürdigen freien Reichsstadt geschehen wird. Aber mit erhabener Ruhe legt der Dichter das Geständnis ab: Ih freu mih niht, i fürcht' mih niht, Ih will's derwart'n halt. Der verständige Bürger läßt sich daran genügen, daß sich sein eigenes, bescheidenes Dasein wieder behaglicher gestaltet; der schon vor Jahren in der endlosen Kriegszeit geäußerte Neujahrswunsch: Daß mer su wöi sunst'n könnt' Sei Mäitzla trink'n schöi in Rouh Und raucht fei Pfeiff Tobak berzou, er ist dem Redlichen von einem guten Geschick erfüllt worden. So tönt uns aus dem Gedicht „Die Bekanntmachung des Friedens" kein begeisterter Jubel entgegen; er bemerkt nur schlicht und trocken: No, mir Könna boch um viel Rouhiger öiz löb'n; war einem doch schließlich jede Gesellschaft verleidet worden, weil fast nur noch vou Erschießen geredet wurde. Dem fleißigen Nürnberger Handwerksmeister ist die Hauptsache, Wenn die Hanbling mibber geiht Frei on all'n Ort’n, Dös iss fcho a Glück für uns. Alles andere, die endgültige Regelung des Schicksals so vieler deutscher Lande, überläßt er mit philosophischem Gleichmut den Diplomaten. Werb a Zeit noh rummer göih, Bis mer bau wos häiert, Und bis Alles ausg’macht werb, Wos an Ieb'n g’häiert. Wenn's ner niht goar z'lang ohsteiht, Daß mer's boch berlöb’n. At'ag die Zukunft über den Landbesitz der Großen entscheiden! Den kleinen Bürger beschäftigt weit fühlbarer die jüngste Vergangenheit, die ihn um seilt bischen Eigentum brachte: Dös wär' halt des Allerbest', Wenn mer Alles häit’n noh, Wenn mer's Könnt'n mach'n, Unser Woar und Sach'n.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 586

1906 - München : Oldenbourg
586 121. Die Waffenstreckung bei Sedan. besten Freunde Frankreichs? So würden die Franzosen auch die besten Freunde Deutschlands werden, wenn dieses sich großmütig zeige und nicht durch unzeitgemäße Härte erloschene Leidenschaften wieder anfache. Hier unterbrach ihn Graf Bismarck mit den Worten: „Nein, Frankreich hat sich nicht geändert, es hat selbst den Krieg gewollt und um diesem nationalen Ruhmeswahne in dynastischem Interesse zu schmeicheln hat der Kaiser Napoleon Iii. uns herausgefordert. Wir wissen sehr wohl, daß der vernünftige und besonnene Teil der Nation nicht zum Kriege trieb; nichtsdestoweniger hat er den Gedanken desselben gerne angenommen. Wir wissen sehr wohl, daß die Armee uns durchaus nicht am meisten feind war, aber der Teil Frankreichs, welcher zum Kriege trieb, ist eben derjenige, welcher die Regierungen macht und stürzt. Bei ihnen ist es das Gesindel und auch die Journalisten und die wollen wir züchtigen; deshalb müssen wir nach Paris. Wer weiß, was geschieht? Vielleicht bildet sich bei Ihnen irgend eine Regierung, die vor nichts Achtung hat, die Gesetze nach ihrem Belieben macht und den Ergebungsvertrag nicht anerkennt, den Sie für die Armee schließen werden, die vielleicht die Offiziere zwingt die Versprechungen zu brechen, die sie uns gegeben haben, denn ohne Zweifel wird man sich verteidigen wollen um jeden Preis. Wir wissen wohl, daß man in Frankreich schnell Soldaten macht; aber junge Krieger wiegen feuerfeste Krieger nicht auf, und was man nicht aus dem Stegreis macht, das ist ein Offizierkorps, das sind selbst die Unterossiziere. Wir wollen den Frieden, aber einen dauerhaften Frieden und unter den Bedingungen, die ich Ihnen fchon angegeben habe; zu dem Zweck müssen wir Frankreich unfähig machen uns zu widerstehen. Das Los der Schlachten hat uns die besten Soldaten, die besten Ossiziere der französischen Armee in die Hände gegeben; sie gutwillig freigeben um sie von neuem gegen uns marschieren zu sehen wäre Wahnwitz, hieße den Krieg verlängern und fündigen wider das Wohl unserer Völker. Nein, General, wie warmen Anteil wir nehmen mögen an Ihrer Lage, wie schmeichelhaft unsere Meinung sein mag von Ihrer Armee — wir können Ihre Forderung nicht bewilligen und nichts ändern an den ersten Bedingungen, die Ihnen gestellt worden sind." — „Wohlan," sagte General Wimpsien würdevoll, „dann ist mir ebenso unmöglich eine solche Kapitulation zu unterzeichnen und wir sangen die Schlacht von neuem an." Jetzt ergriff der General Castelnau das Wort und sagte mit stockender Stimme: „Ich glaube, der Augenblick ist gekommen die Botschaft des Kaisers auszurichten." — „Wir hören, General," sagte Graf Bismarck. — „Der Kaiser," fuhr General Castelnau fort, „hat mich beauftragt Sr. Majestät dem Könige von Preußen zu bemerken, daß er ihm seinen Degen ohne Bedingung zugesandt und sich persönlich ganz seiner Gnade übergeben habe, aber nur in der Hoffnung, daß der König gerührt sein werde durch solch vollständige Hingabe, daß er dies Opfer würdigen und darum der französischen Armee eine ehrenvolle Kapitulation bewilligen werde, eine solche, wie ihr Mut sie verdient habe."

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 607

1906 - München : Oldenbourg
128. Das Ende der dreitägigen Schlacht bei Beaugency-Cravant. 607 Dennoch wollte bei uns Bayern keine rechte Freude aufkommen. Wir hatten wieder am meisten verloren, nämlich 8 Offiziere und 320 Mann, und unsere Truppen waren auf Zahlen herabgesunken, die einfach eine jede größere Leistung für die nächste Zeit ausschlössen. Die meisten Bataillone mußten in zwei, eine ganze Neihe sogar in eine Compagnie zusammengestellt werden; viele Bataillone wurden von Leutnants, die Mehrzahl der Kompagnien von Feldwebels geführt trotz des nun auch für die erste Division angekommenen Ersatzes an Offizieren und Mannschaften und die Artillerie war selbst durch Ausgleich nicht mehr imstande jedes Geschütz mit der unbedingt notwendigen Bespannung und Bedienung zu versehen. Ich selbst habe in der Nacht zum 10. Dezember den Rapport der 3. Brigade ausgestellt. Er ergab 33 Offiziere, 123 Unteroffiziere und 2124 Mann. Unter letzteren befanden sich 102 Landwehrjäger, 603 ältere und 1298 Ersatzleute, welch letztere kaum drei Monat ausgebildet waren. So sah eine aus 7 Bataillonen bestehende, normal 160 Offiziere und 7000 Mann starke Brigade aus. Mit solchen Truppen haben wir wieder am 9. Dezember stundenlang fest und ruhig im ärgsten Feuer ausgehalten; mit solchen Truppen haben wir am 9. Banvert' und Villorcecm gestürmt, und mit solchen Truppen haben wir bewiesen, daß man die Bayern Physisch vernichten, niemals aber ihr soldatisches Ehrgefühl, ihre pflichttreue untergraben kann. Alles aber hat eine gewisse Grenze, und daß unsere physischen Kräfte nachließen — nachstehende Tabelle beweist, warum. Nach den Strapazen, Märschen und Gefechtsverlnften des November, als wir dachten, durch die 2. Armee abgelöst zu werden um uns zu erholen, trafen uns folgende Verluste: Gefecht bei Villepion . . . 1. Dez. 37 Offiziere 802 Mann Schlacht bei Loigny Ponpry . 2 100 „ 2203 „ Schlacht bei Orleans . . . 3. „ 3 „ 20 4. „ 9 „ 301 „ Gefecht bei Menng . . . 7. „ 8 „ 94 „ Schlacht b. Beaugency-Cravant 8., , 9., 10. Dez. 88 „ 1986 245 Offiziere 5406 Mann. „Somit hatte das 1. Korps in 10 Tagen 8 Gefechtstage und hierbei ein Dritteil der Mannschaft und mehr als die Hälfte der Jnfanterieoffiziere auf dein Schlachtfelde verloren." Von den Erfrorenen, durch Krankheiten und Marschstrapazen Zugrundegegangenen spricht man nicht einmal. In der Nacht zum 10. Dezember standen die 17. und 22. Division in erster Linie mit Vorposten von Beaugeuey über Clos Moussu bis Cernay, dahinter, bei und südlich Montigny, die Bayern und rechts von ihnen die 4., links die 2. Kavalleriedivision.

10. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 133

1900 - München : Oldenbourg
Germanische Rechtspflege. 133 Berufs- und Standesverhältnisse hineindenken als der gelehrte Berufsrichter, der diesen Verhältnissen ferne steht und auf Sachverständige angewiesen ist, die sich aber gar häufig widersprechen. Alles das begreift der Schüler, wenn es ihm an fasslichen Beispielen erörtert wird. Aber auch auf die Schattenseiten wird der ehrliche, objektive Lehrer hinweisen. So können z. B. bei Standesgenossen leicht persönliche Voreingenommenheit, Brotneid, Konkurrenzrücksichten, bei Laien herrschende Tagesmeinungen, mangelndes Verständnis u. dgl. den »Spruch« nach dieser oder jener Seite ungünstig beeinflussen, was bei Berufsrichtern weniger zu fürchten ist. Ein fernerer Nachteil der germanischen Rechtspflege war die Auffassung, dass der Beklagte seine Unschuld beweisen müsse, während nach römischer Auffassung der Kläger die Schuld des Beklagten zu beweisen hatte. Letztere Auffassung ist humaner und für den Beklagten günstiger. Denn ein Alibi war oft schwer nachzuweisen, besonders wenn Zeugen fehlten oder nicht aussagen wollten. Umgekehrt konnten einflussreiche Leute oft leicht Eideshelfer zusammenbringen. Auch die uralten Gottesurteile (ordal, Urtel, Urteil) nahmen nicht immer den Verlauf, der gerade dem Recht und der Wahrheit entsprach. Doch werden die Vorteile die Nachteile wohl überwiegen. Dies behandelt man im Anschluss an das »Sendgrafengericht aus der Zeit Karls D. Gr.«. Man kann dann darauf zurückverweisen, dass die Unzufriedenheit mit der römischen Rechtspflege gar sehr viel zu dem Aufstande der Germanen unter Arminius beitrug. Manchem scriba wurde nachher die Zunge herausgeschnitten u. s. w. Bei der Geschichte des 16. Jahrhunderts weist man darauf hin, wie allmählich das römische Recht im Dienste der Territorialherren das altgermanische überwucherte; bei der Geschichte der neueren Zeit zeigt man den Schülern der Oberstufe, wie man bei allen Reformen der Rechtspflege sofort auf die altgermanische Rechtsprechung zurückgrifif. Man erklärt den Unterschied zwischen Schwurgericht (reines Laiengericht) und Schöffengericht (Laien und Berufsrichter gemischt) und zeigt, dass letzteres wohl das Idealgericht der Zukunft sein wird, weil es naturgemäfs die Vorzüge beider Arten der Rechtsprechung verbindet. Doch genug! Dass der moderne Mensch, der ins Leben hinaustritt, einige solche Kenntnisse recht wohl brauchen kann, ist selbstverständlich; denn: vitae discimus.
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