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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 95

1906 - München : Oldenbourg
22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. 95 Laufe der Jahre in Ettal sich gewandelt. Dort bestatteten ihn seine Geführten, als er um das Jahr 910 aus dem Leben schied. Dann verwuchsen die Rodungen wieder zu undurchdringlichem Urwalde, in welchem der schlanke Elch und der grimmige Bär schweigend ihre Fährte zogen und -ungefüge Nanbgesellen ihr lichtscheues Wesen trieben. Jahrhunderte vergingen. Von den Welfen waren die Siedelungen der Gegend durch Kauf an die Hohenstaufen gekommen, von diesen hatten sie die Wittelsbacher ererbt, als der letzte jenes Stammes, der junge Konradin, auf dem Blutgerüste in Neapel sein Leben hatte lassen müssen. Ein Wittelsbacher — Kaiser Ludwig der Bayer — ist es gewesen, der durch eine Klostergründung gar eigener Art neues Leben in das öde Tal brachte. Es waren schwere und doch auch ruhmvolle Zeiteu damals für Bayern. Am 20. Oktober 1314 hatte man in der Kirche des heiligen Bartholomäus au der alten Wahlstätte zu Frankfurt dem 32 jährigen Bayernfürsten als deutschem Könige gehuldigt, am 28. September 1322 war in hartem Strauße auf der Ebene von Mühldorf sein Gegenkönig Friedrich der Schöne von Österreich geschlagen und gefangen worden und in der rückhaltslosen Aussöhnung mit seinem Gegner hatte Ludwig seinen milden, edlen Sinn betätigt. Dann war er nach Welschland gezogen. In Rom hatte er am 17. Januar 1328 die Kaiserkrone empfangen, doch nicht ans des Papstes Händen, der damals in Avignon weilte und in heftigem Streit schweren Kirchenbann über ihn verhängte. Vergeblich hatte Ludwig versucht des Reiches Ansehen in dem zerrissenen Italien herzustellen; schwer enttäuscht ob des nutzlosen Kampfes war er in den ersten Wochen des Jahres 1330 nach Bayern zurückgekehrt. An der Stelle, wo er zuerst wieder nach Überschreitung des damals noch sreisingifchen Gebietes um Parteukircheu den heimischen Boden betreten, hat der Fürst das Kloster „ze unser Frawen Etal" gegründet „unserm Herrn Got ze Lob und unser frawen ze Ern", damit „unserm Herren als löblich und als andechtichlich darinne gedient werde, das wir und alle unser Vordern und Nachkommen und alle Kristenheit an Seel und an Leib gen Got getröstet werden", und hat am Montage nach Mariä Himmelfahrt 1332 die seltsame Regel gefestet, der zu Willen die geistlichen und weltlichen Insassen des Stiftes fürder leben sollten. Denn nicht allein ein Kloster sollte hier erstehen sondern auch ein Psründehans für ritterbürtige Genossen, welche dem Kaiser in seinen Kriegen gute Dienste geleistet. Den 20 Mönchen nach Sankt Benedikts Regel waren 13 Ritter mit ihren Frauen beigegeben und sollen, besagt der herzige Stiftungsbrief, „die Munich iren Orden und die Ritter und Frauen ir Ee recht und redlich heilten". Einer von den Rittern stand der Gemeinde als Meister vor, auf daß er „des Chlosters pfleg mit allen Sachen", Geistliche und Laien aber umschlang das gemeinsame Band der Gottesverehrung, und wenn auch die Ritter mit des Meisters Erlaubnis standesgemäße Kurzweil mit Armbrnst-

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 105

1906 - München : Oldenbourg
24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. 105 Herzoge hielten dort sehr häufig Hof. Auf dem dortigen Schlosse speicherte Heinrich, der Sohn Friedrichs, seine Schütze auf; hier verlebte Heinrichs Sohn, Ludwig, eine freudlose Jugend, hier verbrachte Georgs des Reichen Gemahlin, Hedwig von Polen, ihr einsames Leben. Die beiden andern Brüder Friedrichs, Stephan und Johann, teilten Oberbayern unter sich; Stephan wählte Ingolstadt zur Residenz, Johann behielt München. 1395 vereinigten beide Herzoge nochmal ihre Länder und Stephan weilte nun wieder meist in München. Nach Johanns Tod (1397) aber verlangte dessen Sohn Ernst sein väterliches Erbe. Es kam zwischen ihm und seinem Oheim Stephan zu einer langwierigen Fehde. Nach deren Ausgang (1403) nahm Stephan wieder seinen früheren Wohnsitz in Ingolstadt ein, während München feinen Neffen Ernst und Wilhelm verblieb. Stephan und sein Sohn Ludwig der Gebartete erweiterten Ingolstadt und verliehen der Stadt viele Privilegien; Ludwig schmückte sie besonders durch die Frauenkirche, eine der schönsten gotischen Kirchen in Bayern. Als der unglückliche Ludwig in der Gefangenschaft seines Vetters Heinrich zu Burghausen 1447 starb ohne einen Leibeserben zu hinterlassen, nahm Heinrich das Jngolstädter Herzogtum in Besitz. Ingolstadt verlor wieder seinen Rang als Residenzstadt. Gewissermaßen zum Ersatz dafür stiftete dort Heinrichs Sohn, Ludwig der Reiche, 1472 die bayerische Landesuniversität. Doch auch der Laudshuter Linie war keine lange Dauer beschiedeu. 1503 starb Georg der Reiche ohne männlichen Erben. Albrecht Iv. von München vereinigte nun wieder, freilich erst nach schwerem, blutigem Kampfe, die gesamten bayerischen Lande unter seiner Regierung. Seine Hauptstadt München wnrde jetzt die Hanptstadt von ganz Bayern. Es erübrigt noch einige Bemerkungen über die Residenzen der Pfälzischen Wittelsbacher anzufügen. Schon die ersten Wittelsbacher, welche die rheinische Pfalzgrafenwürde bekleideten, bevorzugten, wenn sie am Rheine weilten, vor allen anderen Städten Heidelberg. Im Vertrag von Pavia 1329 trat Kaiser Ludwig der Bayer den Söhnen seines verstorbenen Bruders Rudolf die Rheinlands nebst einigen Gebieten im bayerischen Nordgau ab, die in der Folge den Namen Oberpfalz erhielten. Residenz der Pfalzgrasen, denen durch die goldene Bulle Kaifer Karls Iv. auch die Kurwürde zugesichert wurde, blieb Heidelberg. Hier gründete 1386 Pfalzgraf Ruprecht I. die Universität, eine der ältesten Deutschlands. ^) Bald kam es auch in der Pfalz zu wiederholten Landesteilungen. 1410 teilten die Söhne Kaiser Ruprechts: Ludwig, der älteste, behielt die Kurwürde und Heidelberg als Residenz; seine drei jüngeren Brüder bekamen Landesteile mit den Hauptorten Neumarkt, Simmern und Mosbach. Von der Linie *) Die dritte nach Prag und Wien.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 173

1906 - München : Oldenbourg
34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. 173 Mauern, in den welschen Apenninen und der letzte Stern sank blutigen Glanzes auf dem Markte Neapels; — einsam trauerten Dentfchlanb und des Reiches Feste wie die verlassene Brant. Wilhelm von Hollanb „erreichte jetzt das Ziel aller feiner Wünsche, den Trifels samt feinen Heiligtümern", wie er hocherfreut feinem Kanzler, dem Bifchof von Speyer, schreibt. Im Triumphe zog er ein, feine Gemahlin sollte nachkommen, würde aber von bcm Rietberger samt ihrem Gefolge aufgehoben. „Die Besitznahme von Trivellis ist eine der ersten Maßnahmen, welche ein römischer Kaiser zu ergreifen hat," schreibt der Papst an Richarb von Kornwallis nach dessen Wahl. Und dies nahm sich der Englänber zur Lehre. So blieb der Trifels die erste Feste des Reiches und feit Kaiser Hein- richs V. Tod wurden hier die Reichsinfignien nach besten noch auf dem Totenbette gemachten Verordnungen verwahrt, bis sie Rnbolf von Habsburg noch Kybnrg in der Schweiz brachte. Jeboch Adolf von Nassau brachte sie roieber hierher. Ludwig der Bayer pflanzte die Reichsfahne hier auf, aber er verpfänbete die Burg samt dem freien Reichsftübtchcn Annweiler an das pfälzische Haus, woburch beibe zuletzt an die Herzoge von Zweibrücken kamen. Da erblich die Herrlichkeit des Trifels mit der Herrlichkeit des Reiches, als die Fürsten des Reiches sich über die Würde des Kaisers erhoben — die Bauern konnten bereits die alte Kaiferburg plündern — einsam stand der Trifels und gebeugt unter die Gewalt kleiner Herrscher. Da traf ihn der Himmel noch mit seinem Blitzstrahl, wodurch der größte Teil der Bnrg abbrannte. Notdürftig ausgebessert sah die einst so herrliche Bnrg, welche Kaiser und Könige beherbergt hatte, arme flüchtige Laudlcute im Dreißigjährigen Kriege in ihren Mauern und wilde Horden ans Spanien. Schweden und Ungarn, bis die Pest alle ihre Eiuwohuer vollenbs vertrieb. Als die Fran- zosen im Reunionskriege auf den Trifels kamen, fanden sie nichts als Ruinen. So ruht nun der Trifels auf feinen gewaltigen Felsen in Schutt und Trümmern, immer noch ein großer, wenn auch trauernder Zeuge einer großen Vergangenheit. 34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. Von Karl Trautmann.* Wenn einer um das Jahr 1600 nach dem damals noch so weltverlorenen Schleißheim feine Schritte lenkte, um etwa bei einer der traulichen, in Waldesdämmer versteckten Klausen feine Andacht zu verrichten ober Herz und Auge an all dem Gottesfegen zu erlaben, der ba draußen, auf Feld und Flur, so reich sich erschloß, so konnte er wohl einem ernsten, mildblickenden, alten Herrn begegnen, der, geistlich gekleidet wie ein Kanonikus, in stille Betrachtung versunken, einsam feines Weges ging. Es war Herzog Wilhelm V., zubenannt der Fromme.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 183

1906 - München : Oldenbourg
34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. 183 voll mancherley blumen und frucht stehen vnnd wunder künstlich gemacht sind", dessen „zenn von mancherley kleinen bänmlein oder gestreuchen gemacht, durch einander gezeuut, mit villerley art blumen, wie ein seltzam gewürckter Teppich gesprenckelt vnnd darneben mit roten äpsflein, als Küttenäpfflen, Wespeln und andern anßlendischen fruchten mehr beladen", das sogar „hin vnnd wider mit bildern vnnd gemahlen geziert ist" und dessen „vnglüubich große lust, zierd und schonheit, ja auch Nutzbarkeit" derart sei, „daß alles vngläublich scheinet, was man davon sagt". Der Grottenhof in der Münchener Residenz Und heute ? Alle diese Blumenpracht ist spurlos verschwunden und an ihrer Stelle erhebt sich der trostlos nüchterne Kasernenbau der Schweren Reiter. Auch die Trausuitz ist verödet. Die Gärten sind nicht mehr mit ihren schimmernden Marmorbildern und den plätschernden Brunnen. Verlassen und jedes Schmuckes bar schaut die Urania hernieder und selbst die lateinische Inschrift ist erloschen, die über der Pforte verkündete, daß hier der Eingang sei in Wilhelms Gartenlust, deu Hain der heiteren, leichtbeschwingten Musen, in sein herzbezwingendes, leuchtendes Elysium. Und wenn wir, etwa wenn der Abend leise hereinbricht über die unermeßliche Ebene, aus der weithin die Wasser der Isar aufleuchten unter den Strahlen der sinkenden Sonne, dort

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 218

1906 - München : Oldenbourg
218 41. Was uns die Residenzfassade Kurfürst Maximilians I. sagt. Die Residenzfassade im Jahre 1700 nach einem Kupferstiche von Michael Wening. 41. Was uns die Residenzfassade Kurfürst Maximilians I. sagt. Von Karl Trautmann.* Wohl kaum ein Ban neben den hochragenden Knppeltürmen der Franen-kirche ist dem Münchener so sehr ans Herz gewachsen wie die Residenz und lieb und tränt von Kindheit an bleibt ihm das Bild ihrer altersgrauen Fassade mit den feierlich prächtigen Marmorportalen, den grimmen Wappenlöwen und der Madonna, zu deren Füßen, wie an einem schlichten Bürgerhause, in rötlichem Scheine das „ewige Licht" glimmt, das Kurfürst Maximilian I. gestiftet. Für uns ist eben der Bau, oor dem einst in den Maitagen des Jahres 1632 der Schwedenkönig Gustav Adolf sein Pferd anhielt und in bewundernden Worten seines großen Gegners Schöpfung anerkannte, nicht nur die Verkörperung der feit Jahrhunderten wirkenden, zum Herzensbedürfnis gewordenen Kunstpflege der Wittelsbacher, die bevorzugte Stätte, wo so überraschend zutage tritt, was jeder von ihnen in künstlerischen Dingen gefühlt und erstrebt, er ist, wie der Münchener vordem das Vaterhaus nannte, die liebe, alte „Heimat" unseres aus dem Bayernstamme hervorgegangenen Herrschergeschlechtes, der Bau, dessen Mauern gleichsam zum Träger der Erinnerung geworden sind an all die glücklichen und schweren Zeiten, die Fürst und Volk gemeinsam durchlebt in unentwegter Zusammengehörigkeit. Ringsum freilich hat alles sich gewandelt. Aus der engen Schwabinger-gaffe von ehedem ist ein von den mächtigen Gebäuden der Feldherrnhalle und der Theatinerkirche begrenzter Platz geworden mit dem Ausblick in eine imposante, kilometerlange Prachtstraße, und wer heute die ursprüngliche Umgebung sich vor Augen führen will, muß in unser Bayerisches Rationnlmufeum gehen und des kunstfertigen Drechslers Jakob Sandtner Holzmodell betrachten, das uns mit so unvergleichlicher Anschaulichkeit zurückversetzt in das München des 16. Jahrhunderts. Dann aber wird ihm klar werden, was mit dieser Fassade gewollt war. Unmittelbar an der Straßenlinie, nicht etwa durch Graben und Mauern von dem Getriebe des Alltagslebens geschieden, steigt der Bau hoch empor über dem trauten Geroirre der Giebel, der Erker und der Türmchen gegenüber. Aber gerade hier, wo jedes der schmalen, bescheidenen Bürgerhäuser fein eigenartiges Gesicht zeigte, muß die Residenz in ihrer selbstbewußten Größe und

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 294

1906 - München : Oldenbourg
294 56. Würzburg, die alte Bischofsstadt am Main. lieferung hat Walther von der Vogelweide hier den Abend seines vielbewegten Sängerlebens verbracht und sein Grab im Kreuzgang von Neumünster gefunden. Mit all diesem Glanz nach außen ging eine bedeutsame innere Entwicklung Haud iu Hand. Unter den schützenden und fördernden Einwirkungen kaiserlicher Privilegien wie auch des bischöflichen Stadtregiments reifte allmählich ein kraftvoll selbstbewußtes städtisches Bürgertum heran. Aber wie es mehr oder weniger überall in diesen Bischofsstädten zu gehen pflegte, kam auch hier bald die Zeit, da die Interessen und Ansprüche des bischöflichen Stadtherrn und der emporstrebenden Bürgerschaft auseinandergingen und in feindlichen Gegensatz zueinander gerieten, zum erstenmal unter dem gewaltigen Bischof Hermann I. von Lobdeburg im Jahre 1254. Seitdem zogen sich die Bischöfe auf ihr Bergschloß, die Marienburg, zurück um von dort aus den Trotz bürgerlicher Selbstherrlichkeit leichter bündigen zu können und nur allzuoft waren die beiden gegenüberliegenden Stadtseiten wie feindliche Heerlager geschieden, wobei die Bürgerschaft dann gerne bei den Kaisern Anlehnung und Rückhalt suchte. Mit wechselvollem Erfolg hin und her wogend zogen sich diese Kämpfe bis zum Jahre 1400 hin, wo es der fürstbischöflichen Streitmacht schließlich gelang in der Schlacht bei Bergtheim einen entscheidenden Sieg über die Bürgerschaft zu erringen. Zertrümmert lagen damit nun die lange genährten Hoffnungen auf reichsfreie Stellung und Selbstherrlichkeit zu Boden und mehrfach entschlossen sich bürgerliche Geschlechter zur Auswanderung, wovon besonders Nürnberg Vorteil gezogen haben soll. Die Herrschaft des Bischofs war damit für die weitere Folge besiegelt und Würzburg zu einer landsässigen Stadt geworden. Trotz dieser vielfach so sturmbewegten Zeitläufte nahm das Wachstum und die Verschönerung der Stadt doch ungestörten Fortgang. Auch das Zeitalter der Gotik hat hier hochbedeutende Denkmäler geschaffen; so die Kirche der Mtnoritm in den herben, strengen Formen der Frühgotik; dann die wundervolle, leider jetzt so ruinenhcist gewordene Kirche der Deutschherren, vor allem aber die dem Würzburger tief ins Herz gewachsene Marienkapelle am Markt, eine Dichtung in Steinen im schönsten Sinne des Wortes; bald nach einer grausamen Judenverfolgung hatte man sie auf dem früheren Judenplatz gewissermaßen zur Sühne dafür erstehen lassen. Dazu dann die stattlichen Kurien der Domherren mit ihren weiten Hofräumen und zierlichen Kapellen, deren noch erhaltene Reste vielfach von so malerischer Wirkung sind. Allerdings ist vieles davon späteren Umgestaltungen, besonders im vorigen Jahrhundert, zum Opfer gefallen. In Bamberg blieb weit mehr von solchen alten Höfen erhalten. Auch in der Plastik hatte mau sich in Würzburg allmählich zu achtungswerter Höhe emporgearbeitet. Sprechende Belege dafür sind die zahlreichen Grabdenkmäler der Bischöfe im Dom seit Ende des 12. Jahrhunderts; wie

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 313

1906 - München : Oldenbourg
58. Gründung der Akademie der Wissenschaften zu München 1759. 313 berufen, welche schon im Jahre 1763 ihre eigene Buchdrnckerei erhielt. Anch das astronomische Observatorium auf dem Gasteig entstand und wurde von dem geistlichen Ratsdirektor Osterwald geleitet, dem ein Fräulein von Schneeweiß als gelehrter Gehilfe zur Seite stand. Unter den Mitgliedern prangen in überraschender Zahl die Namen der ersten Adelsgeschlechter des Landes; das Wirken der neuen Gesellschaft war über die Mauern der Klöster, besonders der Benediktiner, der anderthalbtausendjährigen Pfleger der Wissenschaften, gedrungen und ihre Edelsten zierten die Reihen der Akademiker. Geistliche und Weltliche, Adelige und Bürgerliche beeiserten sich in diesen Blütetagen des Instituts mit edlem Freimut der Wahrheit zu dienen. Ein frisches, wissenschaftlich aufklärendes Streben ging bamals durch alle Gauen Südbeutschlauds, es entfachte in allen Stänben Liebe nnb Begeisterung für das Eble nnb Schöne. Hube-kümmert nm Genossenschaft ober Personen warb alles Verrottete nnb Schlechte schonungslos ausgebest und verfolgt. Ohne alle Selbstsucht eiferten aufgeklärte Geistliche gegen jahrhunbertelang gehegten Aberglauben. Der eble Gras Savioli, selbst Besitzer großer Güter, spricht golbene Worte für den bisher tief verachteten Lanbmann ltrtb forbert energisch zu bessert Entlastung von brückenben grunbherrlicheii Fronben und bureaukrotischer Willkür auf. Graf Haslaug fchilbert in feierlicher Sitzung schonungslos die sozialen und politischen Gebrechen Bayerns und gießt über das verrottete Zunftwesen den bittersten Spott. „Der Zunftzwang", sagte er, „versagt beut geschicktesten Arbeiter, wenn er arm ist, den ihm von der Natnr verliehenen freien Gebrauch seines Kopses und seiner Hänbe und verdammt ihn zu lebenslänglicher Dienstbarkeit. Meister werden nur Meistersöhne oder solche, die sich entschließen können mit irgend einer zahnlosen Meisterswitwe oder einer buckligen Meisterstochter vor den Altar zu treten. Das hält uns im alten Schlendrian fest, macht uns zum Spotte der Nachbarn und entvölkert das Land, bessert tüchtigste Söhne ihr Glück auswärts suchen." Er eifert für volle Freiheit des Hanbels und erklärt, beiß jenes Land das reichste sei, welches die größte Bevölkerung zähle und die ausgebreitetste Jubustrie besitze, kurz der hellfehenbe Patriot sprach bereits 1772 Worte, die heute jebein Fortschrittsmanne Ehre machen würden. Und so blieb unter der segensvollen Regierung Maximilians Iii. trotz manchem inneren balb wieber beigelegten Zerwürfnis die Akademie im schönsten Aufblühen. Ihre ferneren Schicksale unter den uachsolgenbeu Herrschern zu verfolgen ist hier nicht am Platze, das eine aber möge noch erwähnt werben, daß sie mit würbiger Feier und Pracht, unter Teilnahme des für Förbernng alles Eblen nnb Nützlichen begeisterten Königs Maximilian Ii. und einer Menge ans weiter Ferne herbeigeeilter Feftgäste irrt Herbst des Jahres 1859 ihr erstes Jubiläum beging.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 239

1906 - München : Oldenbourg
43. Kurfürst Maximilian I. als Dürersammler. 239 genehm und er hat deswegen auch auf verschiedenen Bildern die kleinen Donatorenfiguren zumalen lassen: so die auf dem Mittelstück des Paumgartner-altars, die erst in neuerer Zeit wieder freigelegt wurden, und die der Beweinnng Christi, die noch unter der Übermalung verborgen sind. Und doch sind die von Dürer gemalten Bildnisse, die heute mit Recht so hochgeschätzt werden, unter das Beste von allem zu rechnen, was uns der große Meister hinterlassen hat. Maximilian hat eben als echter Vertreter des prunkliebenden Barocks, das die reich ausgeschmückten Repräsentationsbildnisse liebte, an den so ganz schlichten, äußerlich unscheinbaren Bildnissen der gut bürgerlich gesinnten Zeitgenossen und Freunde Dürers fein Wohlgefallen gehabt. Das war eine durch den Geschmack seiner Zeit zu erklärende und zu entschuldigende Einseitigkeit. Die Privatsammluug des Kurfürsten hat darunter gelitten. Die Sammlungen der Wittelsbacher haben jedoch als Ganzes nicht dadurch zu leiden gehabt; denn im 19. Jahrhundert haben die Nachfolger Maximilians, König Max I. Josef und besonders Ludwig I., der ihm als Kunstfreund geistig so nahe verwandt war, die Lücke ergänzt. Sie haben die großartige Kollektion der Porträts von Dürers Hand angelegt, unter denen das berühmte Selbstbildnis des Meisters das bedeutendste ist. Diese alle aber hat Ludwig I. mit der Maximilianischen Dürersammlung vereinigt und ihr so den würdigen Abschluß gegeben. Sie hängen nun mit den stolzen Resten des Schatzes, ryvi ,.r. , Apostel Paulus und (Evangelist Markus, Maximilian I. erworben hat, tu der Gemälde von Albrecht Dürer, ’/is verkleinert. Alten Pinakothek. So ist das, was wir heute in der schönen Galerie scheinbar zusammenhanglos in den verschiedenen toälert verstreut sin den, in der Tat ein organisch gewachsenes Ganzes. In einer durch die Jahrhunderte gehenden Tradition hat die Vergangenheit daran gearbeitet; möge es die Gegenwart im rechten und dankbaren Sinne genießen!

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 240

1906 - München : Oldenbourg
240 44. Karl Ludwigs Rückkehr in die Pfalz. 44. Karl Ludwigs Rückkehr in die Pfalz (2. Oktober 1649). Wiederherstellung der Pfalz. Von Ludwig Häusser?) Als Kind hatte Karl Ludwig seine Heimat verlassen, damals, wie „die Psalz nach Böhmen gezogen" war, jetzt kehrte er dorthin zurück, 32 Jahre alt. Welche überwältigende Last von Leiden, Entbehrungen, Unfällen und schmerzlichen Erinnerungen lag zwischen diesen beiden Zeitpunkten! Seines Sieges beinahe sicher war damals (1619) der unglückliche Vater mit knabenhaftem Leichtsinn seinem Verhängnisse zugeeilt, hinter sich ein blühendes, reiches Land und eine Bevölkerung, die seit sechzig Jahren, seit dem Erheben der simmerischen Linie, wenig Ursache gehabt über ihre Fürsten zu klagen. Und jetzt kam der Sohn zurück, beinahe um ein Jahrzehnt älter, als der Vater damals die Stammburg verlassen, arm in ein verarmtes Land: aus dem prangenden Garten war eine Wüste geworden; die Bevölkerung war aus ein Fünfzigteil herabgesunken und aus den Mienen der Zurückgebliebenen sprachen Hunger und Elend einer dreißigjährigen Kriegszeit. Es war ein Moment schmerzlicher Freude, als der angestammte Fürst, der Friedensbringer, den pfälzischen Boden wieder betrat. Selbst aus dem Kummer und dem Drucke der Vergangenheit trug sich aber in den Herzen der Untertanen noch ein reiches Psnnd treuer Anhänglichkeit und froher Hoffnung ihm entgegen, auf dem die große Verantwortung lag dies edle Kapital nicht zu vergeuden. Wie mußte beideu zumute fein, dem Fürsten und dem Volke, als Karl Ludwig in die erste pfälzische Stadt, Mosbach, einzog und den ersten Gottesdienst wieder auf heimischem Boden feierte! Die ganze Bürgerschaft empsing den Fürsten mit Jubel; es war ein echtes Volksfest. Eine Anzahl Knäblein von sechs bis zwölf Jahren zogen mit der Bürgerschaft ihm entgegen und es preßte manche Träne aus, wie die junge Generation dem Bringer des Glückes und Friedens in harmloser Freude entgegenjubelte. Ant 7. Oktober zog Karl Ludwig in Heidelberg wieder ein, nachdem zwei Tage vorher die bayerischen Soldaten die Unterpfalz geräumt und den hessischen Exekutionstruppen Platz gemacht hatten, am 14. zedierte Bayern förmlich seine bisherige Besitznahme und die vom Kaiser beauftragten Kommissarien übertrugen dem Kurfürsten das ganze unterpfälzische Land „mit allen geistlichen und weltlichen Gütern, Rechten und Zubehör, welche vor der böhmischen Unruhe die Kurfürsten von der Pfalz im Besitze gehabt". Aber in welchem Zustande sand er das Erbteil seiner Vorfahren! Der blühende Landstrich, der sich im Neckartal und an den beiden Rheinufern, von Boxberg, Mosbach an stromabwärts bis gegen Oppenheim, Alzey und Bacharach hin ausdehnte, der, von der Bergstraße und dem Hardtgebirge eingeschlossen, jene üppige Ebene *) Geschichte der rheinischen Psalz, Ii. Band, S. 582 ff. Heidelberg 1845, B. Mohr.

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 270

1906 - München : Oldenbourg
270 50. Träume sind Schäume. Antonia, des Erbprinzen Mutter, lag in ihrer Väter Gruft zu Wien begraben, in München war der künftige König Spaniens zumeist von fremden Menschen umgeben, besser also, wenn er vor der Abreise in sein Königreich noch an der Seite des Vaters in Brüssel lebte. Das Ballfest im Palaste des Statthalters der Niederlande versprach einen glänzenden Verlauf zu nehmen. Die Botschafter und Gesandten der fremden Mächte sowie die Aristokratie der Hauptstadt hatten sich. strahlend von Gold und edlem Gesteine, in den Prachtsälen des hohen Gastgebers eingefunden um sich wieder einmal dem ganzen Zauber des Prunkes und Glanzes hinzugeben, wie er am Hofe des glücklichen Bayernherrschers in fast unerschöpflicher Fülle geboten wurde. Und glücklich war ja Max Emannel, glücklich, wie nur ein Sterblicher sein konnte. Herrscher über ein Volk, auf dessen Liebe und Treue er bauen konnte, Statthalter in einem Land, dessen Reichtum groß und desseu Handel und Gewerbe blühend war, und Vater eines Sohnes, der zum Erben eines Weltreiches bestimmt wurde, in der Tat, die Götter, hätten sie noch wie ehedem die Welt regiert, mußten auf das Glück dieses Mannes neiderfüllte Blicke werfen! Jetzt ließen sich in dem von vielen hundert Wachskerzen taghell erleuchteten Festsaal schmetternde Fanfaren vernehmen; sie verkündeten das Erscheinen des königlichen Statthalters und mit ihm den Beginn der Festlichkeiten. Die Brust von blitzenden Ordenssternen bedeckt und am rotseidenen Bande das goldene Vließ, so zeigte sich die hohe und schlanke Gestalt des bayerischen Kurfürsten am Eingänge des Saales. Eine Reihe prächtig gekleideter Edelknaben, in der Rechten eine brennende Wachsfackel, schritt dem Statthalter mit seinem Gefolge voraus, eiue andere schloß den glanzvollen Zug. Neuerdings ertönten die rauschenden Klänge der Festmusik. An die effektvolle Polonaise, bei der die Paare langsamen Schrittes den Saal durchmaßen, reihte sich erst eine gravitätische Sarabande, dann eine bewegte, heitere Gigue, ein zierliches Menuett. Zuletzt erklangen die gemessenen Töne einer Marche und der Oberstzeremonienmeister bat den Statthalter unter tiefer Verbeugung um die Erlaubnis das Zeichen zum Beginne eines „Festspieles" geben zu dürfen. „Was für Überraschungen!" rief Max Emannel heiter lächelnd, indem er mit leichtem Kopfnicken die nachgesuchte Erlaubnis erteilte. Kaum hatte er den ihm bestimmten Ehrenplatz eingenommen, da teilte sich im Hintergründe des großen Saales ein Vorhang und die einzelnen Gruppen des Festzuges begannen sich unter den Klängen eines Kriegsmarsches zu entwickeln und langsamen Schrittes vor den Augen des Gefeierten und der Gäste desselben vorüberzuwandeln.
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