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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 94

1906 - München : Oldenbourg
94 22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. Vom Kloster aus spannen sich diese Fertigkeiten hinüber nach den Hütten der Bauern, nach den Häusern der Bürger in den Märkten und erweckten dort regen Siun und kräftige Betriebsamkeit. Aus dem Kloster Rottenbuch, wo schon um das Jahr 1111 die Holzschnitzerei heimisch war, ist diese Kunst nach Oberammergau verpflanzt worden; in Wessobrunn erblühte während des 18. Jahrhunderts ein Stamm trefflicher (Stukkaturarbeiter1), nach den napoleoni-schen Kriegen noch über 100 Mann zählend, der seine Angehörigen bis nach Frankreich und Rußland sandte und dessen geradezu virtuose Leistungen in der Kirche zu Ettal ungeteilte Bewunderung erregen. In solchen Streiflichtern auf die Kulturgeschichte des Pfaffenwinkels erging sich das Gespräch, als wir am schweren Holztische des Wirtshauses das schäumende Bier von Ettal uns trefflich munden ließen. Spät nachts bin ich dann noch hinaus ins Freie getreten. Mir gegen- über stiegen die mächtigen Mauern des ehemaligen Klosters schweigend empor, mildträumerisches Mondlicht umspielte die feinen Umrisse der hochgewölbten Kirchenkuppel und zitterte auf den glänzenden Flächen der Kupferbedachung, in dunklem Zuge griffen die finstern Tannenwälder hinan von der Bergeslehne. Ein unbeschreiblicher und unergründlicher Friede waltete über dem weltvergessenen Landschaftsbilde, ein wundersamer Reiz, der die Gedanken mit leisem Znge zurückträgt in längst vergangene Zeiten. Und so erinnerungsreich, so sagenumflüstert wie Ettal ist sicherlich kein zweiter Fleck im weiten Umkreise unserer bayerischen Berge, es ist eine vielhnudertjährige Geschichte, welche an diesen Mauern mit) au diesen Wäldern haftet. (Sine trotzige Gestalt steht zuerst vor uns, wenn wir Kunde geben von diesen Geschehnissen. Es ist der Welse Ethiko. Weithin herrschte dieses stolze Geschlecht auf seinen freieigenen Gütern im Gaue, es war den Karolingern verschwägert, seit Ludwig der Fromme im Jahre 819 die schöne Jutta, die kuust- und wissenssreudige Welfentochter, sich zur Gattin genommen. Da ließ sich Ethikos Sohn Heinrich um die Besitzungen des Hauses zu mehren herbei dem Kaiser zu Lehen zu gehen. In tiefstem Herzen ergrimmt, daß einer der Seinen zum Vasallen sich erniedrigt, zog sich der alte Welfe in die schauerlich einsamen Öden dieses Tales zurück und lebte hier mit zwölf seiner Genossen in klösterlicher Gemeinschaft. Von diesem Sitze, der wohl noch ein palissadenumfriedeter, nach altgermanischer Weise gefügter Holzban gewesen, soll das ganze Tal seinen Namen erhalten haben — Ethikos'^) Tal, das im *) Die Bedeutung Wessobrunns als Sitz einer hervorragenden Bildhauerund Stu kk at o rs ch u l e ist erst durch neuere Forschungen erhellt worden. Mit reichlichen Aufträgen versehen waren diese geschickten Leute allenthalben in Süddeutschland wie auch in der Schweiz und in Österreich viel beschäftigt und es fällt die Blütezeit dieses Kunstzentrums mit der des Rokoko zusammen. Friedr. v. Thierfch, „Die Baugeschichte des Klosters Ettal." 1899. 8) Andere geben andere Deutungen: Bon Odtal — Tal in der Einöde, £tal = Stätte des Gelöbnisses.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 37

1906 - München : Oldenbourg
9. Der Sturz Tassilos. 37 als die beschworenen Verträge fortbestehen lassen, lieber sterben als ein solches Leben führen. Doch in seiner Bedrängnis, unmittelbar vor der hereinbrechenden Katastrophe ruft der Herzog durch eine Gesandtschaft noch einmal die päpstliche Vermittelung cm. Der Angenblick schien günstig gewählt; eben damals (787) weilte Karl auf der Rückkehr vom Feldzug gegen Benevent neuerdings in Rom. Wirklich schien der Papst anfänglich entgegenzukommen. Doch Karl hintertrieb das päpstliche Friedenswerk. In Anwesenheit des Papstes verlangte er von den Gesandten Übernahme gewisser Verpflichtungen. Die Erklärung der Gesandten, eine solche Bindung ginge über die ihnen erteilte Vollmacht hinaus, gab dem Frankenkönig Gelegenheit den Bayernherzog als Störenfried hinzustellen. Nunmehr erklärte sich der Papst entschieden für das Recht des Frankenkönigs, ließ den Herzog Tassilo ermahnen dem König Karl und dem Volke der Franken in allem gehorsam zu sein, damit es zu keinem Blnt-vergießen und zu keiner Verletzung seines Landes komme, bedrohte den Herzog mit dem Banne, wenn er die Pippin und Karl geschworenen Eide nicht halte, und machte ihn verantwortlich für all das Unglück, das er damit über Bayern bringe; Karl aber und seine Franken sollten in ihrem Gewissen von jeder Schuld frei sein. Nach der Rückkehr ins Frankenreich ordnete Karl eine Gesandtschaft an Tassilo ab mit der Ausforderung dem Befehl des Papstes und seiner beschworenen Pflicht nachzukommen und sich vor dem König zu stellen. Tassilo, der dem König nicht mehr traute, weigerte sich vor demselben zu erscheinen. Als aber Karl von drei Seiten her, von Süden, Westen und Norden, den fränkischen Heerbann gegen Bayern ausmarschieren ließ, als nicht bloß der fränkisch gesinnte Teil des Klerns und die fränkisch gesinnten königlichen Lehensleute gegen den Herzog Partei ergriffen, als die Drohung mit dein päpstlichen Bann auch unter der übrigen Bevölkerung zu wirken begann, suchte der Herzog noch einmal sein Heil in einer vollständigen Unterwerfung unter den Frankenkönig. Am 3. Oktober 787 stellte er sich im Lager Karls auf dem Lechfelde. Er mnßte sich in allem schuldig bekennen und sein Herzogtum als verwirkt dem Frankenkönig symbolisch (unter Überreichung eines Stabes) auflassen. Als Lehen erhielt er es nach Erneuerung der früheren Eit>e zurück. Fortan ist nicht bloß der Herzog Vasall, auch sein Herzogtum ist ein Lehen des Frankenkönigs. Bereits tritt Karl in unmittelbare Verbindung mit den Untertanen des Herzogs; das gesamte Volk der bayerischen Lande muß dem Frankenkönig den Treneid leisten. Zugleich wurde dem Herzog die Stellung weiterer zwölf Geiseln auferlegt, darunter des eigenen Sohnes, den er bereits zum Mitregenten angenommen hatte. Das war im Oktober des Jahres 787. Sommer des folgenden Jahres fand ein Reichstag zu Ingelheim statt. Wie die anderen königlichen Vasallen sindet sich auch der Bayernherzog

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 98

1906 - München : Oldenbourg
98 22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. kaiserlichen Wittelsbacher und über seinem Stifte Ettal, und wo die geschichtlichen Quellen spärlich fließen, da rankt um so üppiger die Sage. Mit ihrem verklärenden Schimmer hat sie die Gründung des Klosters umwoben. Sie führt uns nach Italien, wo der Kaiser ans seiner Romfahrt eines Tages in brünstigem Gebete in seiner Zelle kniete um von der Gottesmutter die Wendung seines widrigen Geschickes zu erflehen. Da ging zu ihm „durch verschlossene Thür", so berichtet eine alte Inkunabel aus Kloster Wessobrunn, „ein alter eyß grober münch yn schwarzer Klaydung vnndt tröstet den Kayser in seinem laydt." Alles würde „ein Fürgang erlangen", wenn er „seiner liebsten muter Marien" zu Gefallen an einem Orte in Bayern, genannt Ampfrang, den Jüngern des heiligen Benedikt ein Kloster baue. Zum Pfande zog der Alte aus seiner Kutte „ein weyß Marien pildt onnd gabs dem Kayser jm von got gesanndt." Wie der Mönch gesagt, so ging es in Erfüllung, und als Herr Ludwig zurückkam in deutsche Lande, da fragte er in Partenkirchen einen Jäger aus Ammergau nach dem Orte, wo er seines Gelübdes ledig werden sollte. Und man wies ihm den Pfad, „onnd so der Kayser kam auff den Ampffrang, da fach er nichts dan eine große wiltnnß und gar am dicken waldt, darein in der jeger thet fueren vnnd kämmen zu am er große Dannen darnor des Kaysers Pf er dt zu drey mal nieder fiel auff die fordern knye. Unndt wolt nit weytter gehen. Das ward ein merklichs zaychen. Das dafelbs das Kloster gepawn solt werden." Und der Kaiser ließ den ganzen Wald niederlegen und das Kloster bauen mitsamt der lichten Kirche und reichlich begabte er das Stift mit Gütern und mit Gülten. Und auf den Hochaltar setzte er das Liebfrauen bild, das er mitgebracht aus Welschland, [und verordnete dazu, daß, wenn er von hinnen scheide, man seinen Leib beisetzen möge im Chor des Münsters. Sein Wunsch ist nicht in Erfüllung gegangen. Jm Dom zu Unser Lieben Frauen in München harrt sein irdisch Teil froher Urständ entgegen; dort hat ihm sein Nachkomme, Herzog Albrecht Iii., um das Jahr 1438 jenen herrlichen Grabstein gesetzt, aus dem, von Hannsen des Steinmeißels kunstvoller Hand geformt, die milden Züge des Kaisers so lebenswahr und lebenssrisch uns anblicken. Nach Ludwig des Bayern Tod zerfiel das Ritterstift, das Benediktinerkloster aber erhielt sich und ist bis zu seiner Auflösung geistig wie religiös der ideale Mittelpunkt des Gaues geblieben. Die Geschichte Ettals weiß vieles zu berichten von den guten und schlimmen Zeiten, die das Kloster mit dem Lande Bayern geteilt, von der übermächtigen Wallfahrt, die nun anhnb zu dem wundertätigen Gnadenbilde, von den Drangsalen, die Ettal zu erdulden gehabt, als die Scharen des Kurfürsten Moritz von Sachsen anno 1552 hier brandschatzten und achtzig Jahre später der Schreckensruf „der Schwede kommt" die Mönche zur Flucht in die Berge trieb, und dann hinwieder von geistigem

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 49

1906 - München : Oldenbourg
12. Die Ungarnschlacht an der Ennsburg. 49 12. Die Ungarnschlacht an der Ennsburg (am 5. Juli 907). Von Friedrich Beck.') 1. Die Völker des Ostens, sie bringen heran, Sie zeichnen mit Flammen und Blut die Bahn, Sie brausen einher wie Sturmesroinb — Weh Deutschland bir, bich leitet ein Kind! 2. Und Ludwig bebt: „Wer schützt mir die Mark? Auf, Bayerns Herzog, so kühn und stark!“ Der spricht: „Ich wahre bir treuen Sinn, Und willst bu mein Leben, ich geb' es bir hin!" 3. Sie rüsten die Waffen, die spiegelnbe Wehr, An der Ennsburg schart sich der Deutschen Heer. Wo die Donau strömet vorbei mit Macht, Da lagern im Felb sie bei bunkler Nacht. 4. (Ermattet vom Zuge, wie schlafen sie tief! Doch roarnenb die Stimme des Wachters rief: „Die Feinde stürmen !" Er rief es in Eil'; Schon stürzt er, getroffen vom Tobespfeil. 5. Und im Flusse, so schaurig, ba rauscht es und schäumt, Erwacht, ihr (Betreuen! Nicht länger gesäumt! Dort schwimmt es und klimmt es am Uferranb ; Schnell greifet zum Schwerte, zum Eisengewanb! 6. Unholben vergleichbar im nächtlichen Traum Umschwammen die Heiben des Lagers Raum. Mit funkelnbem Blick in die (Ehristenfchar Stürzt gierig des Morbes der toilbe Magyar. 7. Rings schallt es von Hieben, Geschrei und Stoß, Aus tiefen Wunben das Blut entfloß. Und wie sich die (Ebne vom Morgen erhellt, Deckt manche Leiche das Würgefelb. 8. Und als sich nun Freunb und Feind erkannt, Ist Heller am Tage ihr Zorn entbrannt. Sie ringen in grauser Vertilgungsschlacht — Da bunkelt aufs neue hernieber die Nacht. 9. Doch stünblich mehrt sich des Feinbes Wut Und Horb' um Horde, sie lechzt nach Blut. Nicht wanken die Deutschen am zweiten Tag; Am britten enblich die Kraft erlag. l) Gedichte, S. 189 ff. München 1844. Lit. art. Anstalt. Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 4

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 50

1906 - München : Oldenbourg
50 13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht. 10. Da stürzt entseelt manch tapfrer Abt, Manch Bischof, edel und mutbegabt. Der Markgraf teilte der Seinen Not Und sank mit ihnen im Heldentod. 11. Herr Luitpold war es, der Schyren Ahn, Der erste auf Wittelsbachs Ehrenbahn. Er gab sein Leben dem Vaterland; Drum bleibe sein Name mit Preis genannt! 13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht (907). Don Hugo Arnold. *) Schlimme Tage sah Deutschland zu Beginn des 10. Jahrhunderts; denn sein Szepter führten die schwachen Hände eines 13 jährigen Knaben und im Osten und Westen an seinen Grenzen erhoben sich mächtige Feinde, deren Ansturm die Schöpfung des großen Karl mit schweren Gefahren bedrohte. Mit festen Bollwerken hatte dieser das Reich gegen Osten gesichert, ein Gürtel von Marken schirmte es: die böhmische Mark im bayerischen Nordgau, die Ostmark im Lande von der Enns bis zum Wienerwalde nebst Ober- und Unterpannonien bis zur Drau in dem Gebiete, welches den wilden Avaren in drei Kriegen abgenommen worden war, und Kärnten nebst seinen Neben- ländern. Die Avaren zwar waren seitdem verschwunden, aber statt ihrer waren in den ungarischen Tiefebenen die Magyaren oder Ungarn erschienen, ein Volk finnisch-uralischen Stammes, welches die Petschenegen aus ihren Siedelungen zwischen den Mündungen der Donau und des Dniepr verdrängt hatten. Sie suchten neue Wohnsitze im Westen. Das erstemal erschienen sie im Jahre 862 an den deutschen Grenzen, 894 sielen sie in die pannonische Mark ein und richteten große Verheerungen an. Sechs Jahre später erfolgte ihr erster Einbruch in Bayern, wobei sie einen Landstrich von zehn Meilen in der Länge und Breite mit Feuer und Schwert verwüsteten. Ans die Nachricht davon wurde der bayerische Heerbann aufgeboten, aber vor seinem Eintreffen war bereits das ungarische Hauptheer mit seiner Bente heimgekehrt und nur eine Seitenkolonne wurde auf dem linken Donauufer von den Bayern eingeholt und in einem glänzenden Kampfe vernichtet. Zum Schutze der Grenze erbauten dann die Sieger eine starke Feste, die Ennsburg, wozu sie die Bausteine aus den Trümmern der alten, in Ruinen liegenden Römerbefestigung Lauriacum (d. H. Lorch) herbeiholten. Luitpold hieß der glückliche Feldherr der Bayern. Er war mit den Karolingern nahe verwandt, wahrscheinlich durch Kaiser Arnulfs Mutter Liutswinde, und nahm unter den bayerischen Großen durch seine Macht die erste Stelle ein; denn er war Gras im Donaugau und hatte von Kaiser *) Ssgl. „Das Bayerland", 3. Jahrgang, 1892, Nr. 5, S. 51 ff.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 61

1906 - München : Oldenbourg
16. Der Bamberger Dom. 61 alter kaum gekannt, erfüllte das ganze Abendland. Dieser entlegene Ort an den Grenzen der Slaven kam durch Heinrich ebenso schnell zu Bedeutung wie einst Magdeburg durch Otto den Großen. In allem, was Heinrich für Bamberg tat, stand ihm seine Gemahlin hilfreich zur Seite. Hier, wie in allen Dingen, waren sie beide ein Herz und eine Seele. Kaiserin Kunigunde hat verdient, daß ihr Name mit dem ihres Gatten unzertrennlich verbunden wurde, daß Bamberg ihrer mit gleicher Pietät wie Heinrichs gedenkt. In dem harmonischen Geläute, welches allabendlich in den Straßen und Gärten Bambergs widertönt und fromme Seelen zum Gebete einladet, hallt beider Name und Andenken noch heute fort und wird zu den spätesten Nachkommen gelangen.x) 16. Der Bamberger Dom. Von Hans Probst.* Bevor der Steigerwald mit der Regnitz sich westlich ins Maintal wendet, teilt er sich durch gleichmäßige Taleinfchnitte in schmale Ausläufer, die sich erst sanft znr halben Tiefe senken um dann steiler bis an das Regnitzuser abzufallen. Von unten aus scheinen diese Ausläufer eine Reihe selbständiger Vorhügel. Einer der mittleren trug schon in alter Zeit einen fürstlichen Hof. Einst der Sitz der tapferen Babenberger war er kaiserliches Krongut, bis ihn Otto Ii. seinem Vetter Heinrich dem Zänker als Geschenk überließ. Von da an weilte dieser Bayernherzog oft hier mit seinem Erstgebornen Heinrich, auf dessen Haupt dereinst die Krone der Ottonen übergehen sollte. Diesem war so der Ort teuer durch Erinnerungen der Kindheit. Oft mochten hier den jagdfrohen Jüngling die nahen Wälder locken. Von hier sah er hinab ins breite Regnitztal, das ihn mit dem Süden, mit feinem bayerischen Herzogtum verband, und ins Maintal, das ihm nach Norden wie nach Westen den Weg in die deutschen Lande öffnete. Hier, im Mittelpunkte feines kaiserlichen Machtbereiches, fand er auch Ruhe und heitere Sammlung in dem freien Ausblick; war er doch ein Freund landschaftlicher Schönheit. Die Fluren Italiens zwar fesselten ihn niemals lange; dagegen versichert sein Chronist Thietmar, daß ihn unsere Gefilde, sobald er sie wieder sah, so heiter anlachten. Wie sollten ihn da nicht vor allem die fränkischen Bergzüge anheimeln? Im Osten die lieblich gefchwuugeueu Jurahöhen, nördlich die Ausläufer des Thüringerwaldes und der Haßberge? Nicht führt und gewaltig sind sie, sondern überall freundlich und ebenmäßig; sie umgrenzen das Gesichtsfeld wohltuend, weder beengend noch ins Weite verschwimmend. Zum Erben dieses Lieblingsortes bestimmte der fromme, kinderlose Fürst frühe schon die Kirche und mit königlicher Freigebigkeit förderte er die J) Die beiden großen Domglocken sind Heinrich und Kunigunde getauft.

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 54

1906 - München : Oldenbourg
54 14. Die Ahnherrn des Wittelsbacher Fürstengeschlechts. wurden ihre Söhne und Töchter berufen und selbst der deutsche Kaiserstuhl trug dreimal einen Wittelsbacher Fürsten. Viel Glück und Not, viel Freud' und Leid liegt in der langen Frist dieser Jahrhunderte und fester, als es wohl sonst geschehen mag, verwuchs dabei das Volk mit seinen Herrschern. Man hat dies oft zur Unzeit „Partikularismus" genannt, aber man vergißt dabei, daß man die Treue zuerst im eigenen Hause lernt und daß es dem Ganzen nur zustatten kommt, je inniger sich dies Gefühl historisch entwickelt. Den besonderen Vorzug aber, den die eigenartige Gestaltung Deutschlands darbot, indem sie eine Mehrheit geistiger Mittelpunkte schuf, zeigt gerade Bayern in der glänzendsten Weise; trotz der Abgeschlossenheit, der es bisweilen anheimfiel, trotz der schweren Prüfungen, die auf dem langen Wege vom Herzogtum zum Königreiche lagen, hat es doch zum Heile des Ganzen Unendliches geleistet. Nicht wir allein, ganz Deutschland ist stolz auf eine Stadt wie München. Mit den Tagen der Not, der Mutter alles Großen, beginnt auch die Gefchichte des Wittelsbachifchen Fürstenhauses. Es war um das Jahr 900, als das Karolingerreich schon sank und die wilden Horden der Ungarn über die deutsche Grenzmark brachen; da stand unter den Tapfern, die ihnen entgegentraten, der Markgraf Luitpold auf. Er ist der Ahnherr der heutigen Wittelsbacher, und als er am 5. Juli 907 in blutiger Schlacht gefallen, erhielt sein Sohn, der Markgraf Arnulf, die bayerische Herzogswürde. Bis an die Adria und bis an den Wienerwald reichte damals der Name Bayern, wie ja auch heute noch der Stamm der Bayern weit über die Grenzen ihres Landes hinausreicht und ganz Deutschösterreich, Salzkammergut und Tirol umfaßt. Die Luitpoldinger, die mit Arnulf den Thron erlangt, den sie freilich zunächst nur kurze Zeit behaupteten, bilden gleichsam den „Prolog der Wittels-bachischen Geschichte", wie Theodor Heigel, der geistvolle Historiker, sich ausdrückt. Ihre Abstammung scheint nicht gesichert, aber aller Wahrscheinlichkeit nach berührt sich dieselbe mit dem Geschlechte der Karolinger, die in ihren Urkunden auch den Markgrafen Luitpold stets „ihren lieben Verwandten" nennen; nach anderer Meinung hängen sie mit den uralten Housiern zusammen, einem jener mächtigen Adelsgeschlechter, die schon im 6. Jahrhundert in Bayern auftraten. Da sie indessen mit der Reichsgewalt nur allzubald in Fehde kamen, gab Otto I. das bayerische Herzogtum an einen Angehörigen seines Geschlechtes und die Luitpoldinger traten einstweilen wieder zurück, bis der Stanfe Barbarossa sie von neuem und nun für immer auf den bayerischen Thron berief. Nach der Burg zu Scheyern, die wohl schon Arnulf zu bauen begann, wurden sie auch die Schyren genannt; nach einer zweiten Burg, die am „Witilines -bach" bei Aichach stand, heißen sie seit 1113 die Grasen von Wittelsbach.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 55

1906 - München : Oldenbourg
14. Die Ahnherrn des Wittelsbacher Fürstengeschlechts. 55 Unter diesem Namen tritt das Geschlecht von nun ab in die deutsche Geschichte ein, die damals — die Weltgeschichte war. Fast zweihundert Jahre waren seitdem vergangen, zwei große Kaiserdynastien, die Sachsen und die Salier, waren ins Grab gesunken und in Friedrich Barbarossa hatte eben eine dritte, die der Staufen, ihren Höhepunkt erreicht. Die Zeit war reich an Streit und Leidenschaft; der Gegensatz zwischen Deutschland und Welschland, zwischen Reich und Rom erfüllte alle Gemüter, es gab in diesen Fragen nur Liebe und-Haß, nur Freund und Feind. Da tritt uns aus dieser sturmbewegten Zeit die Gestalt des Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach entgegen — eine Säule im Bau des Reiches; er ist der große Markstein in der Geschichte Bayerns. Feurige Kühnheit und weise Besonnenheit waren in seinem Sinne seltsam gepaart; als Krieger wie als Staatsmann war er gleich stark und mit schrankenloser Treue hing er an dem Kaiser, der ans seinem Herrn sein Freund geworden. Die größte Tat seines Lebens aber, die stets in den Annalen der Geschichte prangen wird, das ist sein Heldenwerk in der Veroneserklause. Es war im Herbst 1155, Barbarossa war aus der Heimkehr von Italien, wohin ihn der Pfalzgraf von Wittelsbach als Bannerträger des Reiches begleitet hatte, als ihm die Tücke der Wetschen noch an der Heimatschwelle Verderben sann. Der Weg geht durch schmale Felsenpässe, senkrecht steigen die steinernen Wände empor, unten drängt sich der flutende Strom, so daß dem Heere kaum eine schmale Straße bleibt. Dort zog das Kriegsvolk des Kaisers, als man mit einemmal auf allen Höhen Gewappnete gewahrte, die den Durchzug versperrten. Unerbittlich, aber auch unerfüllbar waren die Bedingungen, die sie stellten; denn sämtliche Ritter sollten ihnen Pferd und Harnisch überliefern und überdies ein hohes Löfegeld entrichten; dann mochten sie nach Hause ziehen ohne Ehre, ohne Habe, ohne Wehr. Es war unmöglich dies anzunehmen und doch nicht minder unmöglich schien ein Entrinnen — da ward in dieser Stunde höchster Gefahr der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach zum Retter. Seinem Mute war auch das Schwerste nicht zu schwer; in seinem Gefolge standen die bergkühnen Söhne des bayerischen Hochlandes und zwischen den Felswänden emporklimmend, einer auf des anderen Schulter gestützt, erkletterten sie die Höhen und fielen mit Jubelruf den Welschen in den Rücken, daß nicht ein einziger derselben entkam. Die Ehre des Kaisers, die Ehre Deutschlands war gerettet und diese Tat vor allem war es, die Barbarossa nie vergaß, die er belohnen wollte, als er nach der Empörung Heinrichs des Löwen die bayerische Herzogswürde an Otto von Wittelsbach verlieh. So steht eine Tat voll kühner Treue an der Wiege des Wittelsbachischen Geschlechtes, die Wiege feiner Macht aber steht in den Felsen der Veroneserklause. Am 16. September 1180 erfolgte in Altenburg die feierliche Belehnung Ottos mit Bayern.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 100

1906 - München : Oldenbourg
100 24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. Der Rüden Meute jagt und bellt, Es stürmt der Reiter Troß In froher Weidlust jubelnd nach Dem Kaiser hoch zu Roß. Wie plötzlich aber ist die Lust In Trauer umgestimmt, Es jammert eines Hornes Schall, Den man weithin vernimmt. Der Bayer-Kaiser stürzt vom Roß, Ihn hat der Tod erjagt; Den Sterbenden umsteht ^'s (Befolg, Das weinend um ihn klagt. „Was ich gefehlt, vergib, o Herr! Bin ich von Schuld nicht rein, War treu mein Glaube, treu das Herz, Nimm auf die Seele mein !" So endigte des gähen Tods Ludwig elendiglich, Die Kaiserwiese heißt der Ort, Wo er so schnell erblich. Sein Prunkbett war ein Wiesenfleck, Das Laub sein Baldachin, Der Krone Gold ein Sonnenstrahl, Der ihm das Haupt beschien. Sein Leichenstein wird in dem Dom Jur Lieben Frau geschaut, Den Herzog Sigismundus hat Zu München auferbaut. 24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. Von Joseph Widemann.* Als um das Jahr 500 die Bajuwaren in das nach ihnen benannte Land zwischen Donau und Alpen einwanderten, gab es hier bereits eine beträchtliche Anzahl fester Städte. Wie in allen Provinzen, so hatten die Römer auch in Vindelizien und Norikum an geeigneten Punkten Standlager errichtet, die sich zu mehr ober minder ansehnlichen Städten entwickelten. Die bebeutenbfte ber-felben war Castra Regina, Regens bürg. Schon die Kelten, die ältesten bekannten Bewohner des Landes, hatten hier am Eintritt der Donau in die weite nieberbayerische Ebene, nahe der Münbnng zweier nicht unbebeutenber Nebenflüsse, eine Anfieblung gegrünbet, wie der alte Name der Stadt, Ratisbona, beweist. Regensburg würde benn auch die Resibenz der bajnwarischen Herzoge aus dem Agifolsingergeschlecht. Hierher kam der heilige Emmeram an den Hos des Herzogs Theobo; hier besuchte Bischof Rupert von Worms, der Gründer des Bistums Salzburg, den Bajuwarenherzog und prebigte seinem Volke. Nach dem Sturze Tassilos kam Bayern an die Karolinger. Auch jetzt behauptete Regensburg seinen Rang als erste Stadt des Landes. Hier rüstete Karl der Große 791 zum Heereszug gegen die Aüaren; im nächsten Jahre versammelte er hier eine Synobe, ans der die Lehren des Bischofs Felix von Urgel und der Aboptianer öerbammt würden. Ludwig der Deutsche und der tatkräftige Arnulf wählten Regensburg mit Vorliebe zu ihrer Restbenz. Unter der Regierung des schwachen letzten Karolingers, Lnbwigs des Kinbes, kam das Volksherzogtum in Bayern wieber empor. Hinter Regens-

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 103

1906 - München : Oldenbourg
24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. 103 erbaut haben; er hielt sich jedoch nur zeitweise in München auf, weilte vielmehr abwechselnd in den verschiedenen bayerischen und pfälzischen Städten oder auch am königlichen Hofe. Von seinen Söhnen und Nachfolgern, besonders von Kaiser Ludwig dem Bayern, erhielt München viele wichtige Privilegs. In Niederbayern regierten Heinrich und seine Nachkommen. Landshut blieb wohl die erste Stadt des Landes, ohne jedoch ständige Residenz des Herzogs zu sein. Eine Hofordnung vom Jahre 1293 bestimmt, daß der Herzog mit seinem Hofe „allermeist zu Landshut, Straubing und Burghausen wohnen soll". Indes wurde diese Verordnung keineswegs streng beobachtet. Die Herzoge — damals regierten die Söhne Heinrichs, Otto, Ludwig und Stephan gemeinsam — weilten mit ihrem Hofe nach wie vor hier und dort im Lande anf längere oder kürzere Zeit. Nicht selten wurden auch die Klöster mit einem Besuche bedacht. Vom Kloster Aldersbach bei Vilshoseu ist noch ein Rechnungsbuch vom Ende des 13. und Ansang des 14. Jahrhunderts erhalten, worin wiederholt Einträge über die Anwesenheit des herzoglichen Hofes und die dem Kloster dadurch erwachsenen Un- Der rate Hof. kosten sich finden. Mitunter scheinen diese Besuche sehr unerwartet gekommen zu sein. So wird uns einmal berichtet, daß Herzog Stephan, der seiner Gemahlin Jnta zu Ehren einen großen Jagdzug veranstaltete, am 14. September 1300 während des Hauptgottesdienstes unverhofft ins Kloster kam und mit seinem zahlreichen Gefolge, Männern und Frauen, die ganze Kirche bis zum Hochaltar vor erfüllte. Entrüstet unterbrach der zelebrierende Priester, der eben mit dem Gloria begonnen hatte, die Messe; die Mönche löschten alle Lichter aus und entblößten die Altäre. Der Herzog, darüber ausgebracht, verließ mit den Seinen die Kirche; doch gelang es später dem Abt, der zur Zeit des Vorfalles abwesend war, und einigen Edlen ihn wieder zu versöhnen. Übrigens erwiesen sich die bayerischen Herzoge gegen die Klöster auch erkenntlich; Güterschenkungen und Verleihung von Privilegien, besonders Zollfreiheit für die
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TM Hauptwörter (200)200

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