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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 152

1906 - München : Oldenbourg
152 31. Nürnberg und seine Kunst. der Dürerschätze, die heute in Wien, München und London verwahrt werden. In der Zeit völligen Niederganges des deutschen Wesens nach dem Dreißigjährigen Kriege blieb Dürers Name neben dem Holbeins der einzige geachtete aus der deutschen Vergangenheit. Goethe spricht trotz seiner Vorliebe für die Antike mit größter Bewunderung von ihm. Und als im 19. Jahrhundert die Liebe zur deutschen Kunst neu erwachte, da ward bald Dürer der ausgesprochen Liebling des deutschen Volkes. Und das mit Recht. " Wohl mag es größere Künstler und geschicktere Maler gegeben haben; allein es gab keinen anderen, der hohe, ernste Kunst mit schlichter Volkstümlichkeit zu verbinden wußte so wie er, keilten zweiten, der sich von jeder Pose so ferne hielt, der nie für Feinschmecker arbeitete, sondern nur zur entfachen, wahren Empfindung sprechen wollte. Das ist echt deutsche Art, die stete Liebe und Bewunderung verdient. 30. Zur Geburtsfeier Albrecht Dürers. Von Martin (Breis.1) Deutscher Kunst erhab'ner Meister, Dein Vermächtnis wird nicht alt, Noch bewegst du alle Geister Wie mit Jugend-Allgewalt. Deines Volkes Wunderleben Quoll aus deiner Hand hervor, Durch dein grenzenloses Streben Stieg es höher noch empor. Ohne Schmuck und fremde Zierde Gibst du ganz das Eig'ne nur Und mit fröhlicher Begierde Endlich selber die Natur. Wie sie sich dir offenbaren, Stellst du alle Dinge dar: Engel- oder Teufelscharen, Alle malst du treu und wahr. Aber all dein sich'res können Hat dir nie die (Blut geraubt, Denn der Deutsche will bekennen, Was er fühlt und was er glaubt. Mit dem Pinsel, mit der Feder Gleich vertraut und gleich geschickt, Hat doch deiner Tage jeder Dich urmächtig neu erblickt. Deiner Arbeit war kein Ende, Wie du dir das Ziel gestellt, Und die Werke deiner Hände Sind bestaunt in aller Welt. Schon das hohe Künstlerzeichen Weckt uns Stolz und Rührung auf: Keiner wagt dich zu erreichen Jemals in der Zeiten Lauf. 31. Nürnberg und seine Kunst?) Von Hermann Uhde-Bernays.* Mit dem Namen Nürnbergs, der alten Reichsstadt, eint sich untrennbar die Erinnerung an die Herrlichkeit und Größe alten deutschen Wesens und alter deutscher Macht. Was „deutsch ist und echt", hat hier den Ausdruck x) „Gesammelte Werke", I., 313. Leipzig 1895, Amelang. 2) Da der Kunstweise Albrecht Dürers ein besonderer Abschnitt gewidmet wurde, ist dieser Meister hier nur soweit berücksichtigt, als er im Rahmen der Gesamtdarstellung nicht übergangen werden konnte.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 53

1906 - München : Oldenbourg
14. Die Ahnherrn des Wittelsbacher Fürstengeschlechts. 53 \ alles Gebiet östlich davon, das Karl der Große den Avaren mit dem Schwerte abgenommen und der deutschen Kultur zugeeignet hatte, Pannonien und die Ostmark gingen verloren; wo der bayerische Kolonist den Pflug über die gesegnete Flur geführt hatte, tummelte der Magyar sein Roß, nur das gebirgige Kärnten wurde gegeu die ungarischen Reiterscharen behauptet. Niemals hat ein größeres Unglück den bayerischen Stamm getroffen. S. v. Riezler nennt diese Katastrophe ein Unglück, wie es sich im Verlauf der bayerischen Geschichte nicht wiederholt hat. Mit einem Schlage gab sie die Errungenschaften vieler Menschenalter der Vernichtung preis, entschied über den Verlust zweier herrlicher Marken, knickte die Blüte, hemmte für lange Zeit die Entwicklung der Hauptlande und drängte für immer Bayern aus der bevorzugten Stellung, welche es zuletzt unter den deutschen Stämmen eingenommen hatte. Jahr um Jahr wiederholten sich von nun an die Einfälle der Ungarn, welche die Gebiete der einzelnen Stämme verheerten, der Schwaben, der Franken, der Sachsen. Vereinzelt sank die Kraft dieser Stämme dahin, da der männliche König fehlte, der sie geeinigt hätte. Erst die glorreiche Schlacht aus dem Lechfelde (955), welche die um das kaiserliche Bauuer gescharten einigen deutschen Stämme schlugen, warf die Magyaren für immer in ihre Pußteu zurück. 14. Die Ahnherrn des Wittelsbacher Fürstengeschlechts. Don Karl Stieler. *) Es liegt eine herbe Kraft im Worte Bayern und doch zugleich ein Zauber, wie ihn nur jemals herrliche Landschaft, kerniges Volkstum und uralte Geschichte bot. Die blauen Berge dieses Landes sind das Wanderziel für Tausende und in seinen Gauen herrschte schon zur Karolingerzeit eine mächtige Kultur, wenn wir nur jeue Klöster nennen, wie Benediktbeuern, Wessobrunn und Tegernsee, die Kunst und Wissenschaft in Tagen pflegten, da der deutsche Norden fast noch eine Wildnis war. Fester in sich geschlossen als die Mehrzahl der deutschen Stämme ging das bayerische Volk die Wege eigener Entwicklung und von allen Stämmen, die das neue Reich umfaßt, ist es der einzige, der noch aus den alten Wohnstätten unter den alten angestammten Fürsten erhalten blieb, wie ihn einst das Reich der großen deutschen Kaiser gesehen. Es gibt kein Franken und kein Schwaben mehr im alten Sinne, das heutige Sachsen ist etwas anderes als das alte sächsische Stammland, nur in Bayern trifft noch Stamm und Staat zusammen. Vor nahezn einem Jahrtausend bestiegen die ersten Schyren den Thron, den sie nun seit siebenhundert Jahren ununterbrochen besitzen. Zu den verschiedensten Kronen der Welt, von Schweden bis nach Ungarn und Hellas, *) „Aus Fremde und Heimat", S. 201 ff. Stuttgart 1886. A. Bonz.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 163

1906 - München : Oldenbourg
32. Die K. Hof- und Staatsbibliothek in München. 163 Dreißigjährigen Krieges den Gesandten anläßlich des Abschlusses des Westfälischen Friedens am 25. September 1649 gegeben worden ist. Die Wunden, welche der lange Krieg geschlagen, verheilten nicht. Der Wohlstand der schwer geschädigten Stadt sank mehr und mehr. Die Sorge um den Verdienst hinderte hier wie überall in deutschen Landen das Aufbrechen einer verheißungsvollen Blüte neuer Kultur und neuer Kunst. Vereinzelte Ausnahmen blieben ohne Einfluß auf die Gesamtheit. Die Gelehrsamkeit zog sich auf die Hochschulen nach Altdorf und später nach Erlangen zurück, wo sie im Staub dogmatischer Lehren ein pedantisches Dasein führte. Im Laufe des ganzen 18. Jahrhunderts ging Nürnberg langsam einem völligen Verfall entgegen. Im Jahre 1806 verlor die Stadt auch ihre politische Selbständigkeit; sie gelangte unter die Herrschaft des neugeschaffenen bayerischen Königreichs. Seitdem hat die Entwicklung der Stadt andere Bahnen eingeschlagen als ein halbes Jahrtausend zuvor. Wohl sucht ein kleiner Kreis alteingesessener Familien das Möglichste zu tun um den künstlerischen Lorbeer der Vergangenheit wieder zu gewinnen. Die Gründung des Germanischen Nationalmuseums im Jahre 1852, vor allem die Errichtung des Bayerischen Gewerbemuseums sollten Marksteine bilden für eine künftige Besserung, deren schwache, aber lediglich durch fremdes Verdieuft und die begeisterte Initiative weniger Männer hervorgerufene Anzeichen nunmehr deutlich zu verspüren siud. Weit wichtiger war freilich die Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn, der Ludwigsbahn von Nürnberg nach Fürth (1835). Sie bedeutete ein glückliches Vorzeichen für die neuen Ziele, denen das Nürnberg des 19. Jahrhunderts erfolgreich zugestrebt hat. Aus der großen Kunststadt ist die große Industriestadt geworden. 32. Die k. Hof- und Staatsbibliothek in München. Von Georg Leidinger.*) Unter die bleibenden Verdienste, die sich Herzog Albrecht V. von Bayern um sein Land und seine Residenzstadt erworben hat, gehört die Gründung der unschätzbaren Büchersammlung in München, die heute unter dem Namen „K. Hos- und Staatsbibliothek" zu den wichtigsten Bibliotheken der Welt zählt. In ihr besitzt der kleine Staat Bayern eine Sammlung, auf die er anderen, größeren Staaten gegenüber, deren Büchersammlungen nicht an die f einige hinreichen, mit vollem Recht stolz sein kann. Don Tausenden das geistige Vermächtnis An Schätzen aller Art, Es liegt da aufbewahrt Zum Frommen uns, den Gebern zum Gedächtnis. Man ist darin einig, daß Albrecht V. durch feine Kunstsammlungen den ersten Grund zu Münchens Bedeutung als Kunststadt gelegt hat; ebenso sicher 11*

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 406

1906 - München : Oldenbourg
406 74. Des Kurfürsten und Königs Max I. Joseph innere und äußere Politik. Die Teuerung der Lebensmittel war aufs höchste gestiegen, aber der Sieg ließ alle Sorge vergessen; eine unzählige Zuschauermenge fand sich täglich bei den militärischen Schauspielen ein, die abwechselnd von den bayerischen und französischen Truppen veranstaltet wurden. Man gefiel sich in der Idee der Verwandtschaft der angeblich boiischen Vorfahren mit den Galliern, — der Sieg berauschte, vor dem Sieger beugten sich alle. Man muß sich um diese Volksstimmung gerecht zu beurteilen vergegenwärtigen, welch bannenden Eindruck auch anderwärts Napoleons Erscheinung hervorrief. Johannes Müller, seiner idealen Richtung und patriotischen Wärme wegen insbesondere von der Jugend gefeiert und geliebt, schrieb noch im Jahre 1806: „Ich mache nur zwei Abteilungen politischer Menschen: solche, die Napoleon hassen, und solche, die ihn lieben, und mit jenen ersten, wer sie auch seien, bin ich!" Wenige Monate später aber, nachdem er inzwischen Napoleon persönlich kennen gelernt hatte, schrieb er: „Die an das morsch gewordene Alte nutzlos verschwendeten Kräfte müssen auf das Neue übertragen werden, Gott ist es ja, der die Regierung einsetzt: man muß sich umdenken." Und ebenso emphatisch rüst Hegel ans, nachdem er Napoleon, die „Weltseele", gesehen hatte: „Es ist eine ganz wunderbare Empfindung ein solches Individuum zu sehen, das hier, auf einen Punkt konzentriert, über die Welt greift und sie beherrscht." — Das deutsche Verhängnis erfüllte sich. Das Baud, das die deutschen Staaten bisher noch lose zusammenhielt, war schon zerrissen; vollends besiegelt wurde die Auflösung des Deutschen Reiches durch eine neue Vereinigung der süd- und mitteldeutschen Staaten zum sogenannten Rheinbund unter dem Protektorat Napoleons. Preußen erkannte zu spät, daß es durch die seit dem Baseler Frieden verfolgte Politik nur den Vorteil Frankreichs gefördert habe; als es sich zum Wasfengang mit Napoleon aufraffte, stand es allein. Bayerische Regimenter stürmten die schlesischen Festungen und bei Pultnsk flocht sich Kronprinz Ludwig ein Lorbeerreis um das jugendliche Haupt, aber fein Herz blutete ob dieser Bruderkämpfe; wieder wie in den unseligen Religionskriegen wurden Deutsche gegen Deutsche ins Feld gestellt, die Großmächte lagen zu Boden geschlagen und die rheinbüudischeu Staaten waren zwar dem Namen nach souverän, in Wahrheit jedoch Frankreichs Vasallen. Während aber in anderen deutschen Staaten die gebotene Unterwürfigkeit unter Napoleons Willen auch träge Gleichgültigkeit in Fragen der inneren Politik im Gefolge hatte, herrschte bei der Regierung Bayerns das regste Streben das alte Stammland mit den neugewonnenen Gebieten zu einem wohlgegliederten, zukunftsfähigen Staatskörper zu verschmelzen und den Eintritt Bayerns in die Reihe der stimmberechtigten Mächte Europas vorzubereiten. Ans Umwandlung der Mosaik von verschiedenartigen Reichsterritorien in ein einheitliches Ganzes zielten alle Unternehmungen und Maßregeln des Ministeriums Moutgelas ab.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 425

1906 - München : Oldenbourg
81. Die Walhalla. 425 Widerstandskraft dieser Nation trotz der schwachen Form ihrer Vereinigung nicht mißachtet werden dürfe. Ein Herbsttag im Jahre 1870 neigte sich schon zur Rüste, als der Verfasser den Eichenwald durchschritt, der die Walhalla aus der Landseite bis zum Gipfel des Berges den Blicken verbirgt, und endlich die herrliche Halle vor sich liegen sah. „Tretet ein! Auch hier sind Götter." Man vergißt die Walhalla nie. Der Kunstkritiker Hermann Riegel, den man nicht der Parteilichkeit für den königlichen Bauherrn oder für den Architekten zeihen wird, gesteht: „Mir ist die Walhalla, deren Lage schon an Ägina erinnert, stets wie ein Tempel des Zeus Paugermanikos erschienen, wie ein wirkliches Heiligtum deutscher Ehre, in dem man Andacht üben kann!" Welche Erinnerungen werden wach, wenn wir die langen Büstenreihen überblicken! Hier das energische, der Kaiserkrone würdige Haupt Friedrich Barbarossas, dort der herrliche Dürerkopf, der männliche Scharnhorst, der häßliche und doch so anziehende Kant! Die letzten Sonnenstrahlen brachen eben durch das Dach -werk und beleuchteten die Bildnisse Steins und Gneisenaus; allmählich zog sich ihr Schimmer hinüber zu dem ernsten Lutherbild. Trittst du hinaus durch die Erzpforte, welch reizendes Bild! Weithin in der Ebene ein Kranz von Dörfern, deren Namen das altdeutfche Gepräge nicht verleugnen, zu beiden Seiten Hügelgebilde, von Hopfen und Reben überrankt, und mitten in dunkeln: Forst, vom dämmernden Himmel sich geisterhaft abhebend, die weiße Marmorhalle mit dem hell schimmernden Treppenbau! Das Rauschen der Donau, in der sich schon die Sterne spiegeln, erzählt von alter Macht und Herrlichkeit; die feierliche Stille einer heiligen Einsamkeit lockt in Träume. Zur Walhalla schreiten die Götter auf dem Iris-bogen über den Strom. Wie sich Helena und ihre Gespielinnen beim Anblick der Ritterburg, die Phorkyas ihnen zeigt, scheuer Furcht nicht erwehren können, so staunen auch die Schutzgötter Germanias ob der fremdartigen Pracht. Da blitzen in der nahen Stadt feurige Garben auf! Der Dom, dessen himmelanstrebende Türme der Erbaner Walhallas vollenden hals, steht in einem Feuermeer. Die Stadt, in welcher Ludwig der Deutsche begraben liegt, feiert ein deutsches Siegessest und die Wiedergeburt des Reiches. Das Aufleben der alten nationalen Begeisternng half den deutschen Waffen zum Sieg. Dauk deu Fürsten, die sich als Träger der nationalen Idee bewährten, ist als schönstes Siegesmal ein starkes, glückliches Deutschland wieder erstanden, — die edlen Wünsche des Gründers des nationalen Heiligtums Walhalla sind Zur Tat geworden.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 350

1906 - München : Oldenbourg
350 66. Der Übergang des Kurfürstentums Pfalz-Bayern an das Haus Pfalz-Zweibrücken. und volksfreundlich, hatte den kurzen Kaisertraum mit dem Rum seines Landes gebüßt. Die dem Deutschen Reiche augegliederten Völker des Ostens hatten Bayern in so furchtbarer Weise verheert, daß man in der deutschen Geschichte bis zu den Ungarnzügen des frühen Mittelalters zurückblättern muß um ein Beispiel ähnlicher Kriegführung zu finden. Auch iu Friedenstagen stach gegen den Glauz des Hofes die Armut des Laudes häßlich ab. Und das Geistesleben, die Volksbildung war iu gleichem Maße zurückgegangen wie der Volkswohlstand. König Friedrich nennt Bayern in seinen „Denkwürdigkeiten" ein „von Schweinen bewohntes Paradies." Das grobe Wort war vor allem von Abneigung gegeu Rom eingegeben, doch auch Eiugeborue wie Westenrieder, der sowohl an seiner Kirche wie an seiner Heimat hing, fanden die Kulturzuftäude tu Bayern unwürdig und beklagenswert. Was war aus dem Stamme geworden, dem das deutsche .Volk die erste klassische Literaturepoche, das tiefsinnigste Kuustepos und herrlichen Minnesang verdankte! Und kaum daß es unter Max Iii. Joseph und seinen treuen Helfern, den Münchener Akademikern, zu dämmern begann und für die Volkswirtschaft wie für die Schule bessere Tage kamen, vernichtete der Tod des beliebten Fürsten die Hoffnungen, wie Meltan eine junge Saat. Denn der neue Regent brachte dem Volk, in bessert Mitte er nach den Hausvertrügeu fortan leben sollte, kein Herz entgegen. Karl Theodor von der Pfalz, „der erste Kavalier des Heiligen römischen Reiches," wie er von seinen Höflingen genannt wurde, zog dem vieltürmigen München das „feine" Mannheim und den bayerischen Bergen seinen Schwetzinger Park vor. Diese Kühle des zur Regierung in Bayeru berufenen Fürsten war in Wien wohl bekannt; darauf stützte sich der Platt Kaiser Josephs Ii. durch Einverleibung Bayerns um so leichter die Germauisieruug der vielsprachigen österreichischen Monarchie durchzusetzen und zugleich dem Erzhause für alle Zeiten die Übermacht in Deutschland zu sichern. Wie der unwürdige Länderschacher eingefädelt wurde, ist bekauut. Welche Entrüstung er in Deutschland hervorrief, bezeugt das zornige Wort Schlözers: Der Landgraf von Hessen habe nur ein paar tausend Landeskinder verkauft, der Kursürst von Bayern aber wolle gleich sein ganzes Land losschlagen und preisgeben. Allerdings nach Amerika sollten die Bayern nicht, aber der Kurfürst wollte aus Bayeru! Es ist klar, daß sich Friedrich Ii. nicht ans Großmut mit der patriotischbayerischen Partei, deren Seele die Witwe des Herzogs Klemens, Maria Anna, war, und mit dem mutmaßlichen Erben von Pfalz-Bayern, Herzog Karl August von Zweibrücken, verbündete. Friedrich hatte die schwer errungene Stellung Preußens in Deutschland und Europa zu verteidigen. Do, ut des! ist die Seele aller politischen Verträge und Uneigennützigkeit nur eine Privattngend. Wertn Friedrich sich Bayerns annahm, dachte er sicherlich nicht an Bayern, sondern an Preußen. Doch die Beweggründe verbergen sich früher oder später, die Tat und ihre Früchte bleiben. Tatsache ist, daß nur durch Friedrichs Hilfe die Selbständigkeit Bayerns gerettet wurde.

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 369

1906 - München : Oldenbourg
6t). Das bayerische Heer in den Jahren 1800 mit 1812. 369 Während des Krieges mußte von Bayern noch eine weitere Brigade unter General Vineenti aufgestellt werden, die alsdann im Verbände eines neugebildeten Armeekorps unter Marschall Brune den Schweden bei Stralsund gegenüberstand und nachher die Insel Rügen besetzte. Nachdem der Friede von Tilsit im Juli 1807 dem Kriege ein Ende gemacht hatte, blieben die bayerischen Truppen noch bis zum Herbst in Nord-dentschland in Quartieren und kehrten dann in die Heimat zurück. Der Krieg 1809 sollte dem bayerischen Heere neue Gelegenheit geben in hervorragender Weise kriegerischen Ruhm zu erwerben, nachdem das Jahr 1808 mit abermaligen Rüstungen und Übungen vorüber gegangen war. Die mittelbare Veranlassung zu diesem Kriege gab Napoleons Ausenthalt jenseits der Pyrenäen. Da dieser fast seine sämtlichen Armeekorps nach Spanien hatte marschieren lassen, so erachtete Österreich die Lage für günstig um durch einen abermaligen Krieg sein gesunkenes Ansehen wieder zu heben und die verlorenen Länder zurückzugewinnen. Im Hinblick auf die offenkundigen Rüstungen Österreichs erging daher bayerischerseits schon Ende Februar 1809 der Befehl zur Mobilmachung der Armee in der Stärke von 3 Divisionen, jede aus 2 Jnfanteriebrigaden, 1 Kavalleriebrigade und 4 Batterien bestehend, und wurde alsdann Aufstellung an der Isar genommen mit an den Inn vorgeschobenen Kavallerievorposten. Als ein Zeichen des Mißtrauens Napoleons in seine Bundesgenossen muß es hiebei gelten, daß der Oberbefehl über das bayerische Armeekorps dem französischen Marschall Lesebre übertragen wurde, während doch Deroy, der älteste der bayerischen Generale, den Anforderungen eines Korpsführers gewiß ebenso gut entsprochen hätte. Bis zum Eintreffen Napoleons aus Spanien leitete Marfchall Berthier die Bewegungen der in Süddeutschland stehenden französischen und Rhein-bnnd-Trnppen. In falscher Auffassung der Befehle des Kaisers und durch unzutreffende Nachrichten über oen Gegner irregeleitet verzettelte er die ihm unterstellten Streitkräfte in eine Aufstellung zwischen Landshut, Regensburg und Augsburg und brachte sie dadurch in Gefahr vereinzelt geschlagen zu werden. Als die österreichische Hauptarmee unter Erzherzog Karl mit etwa 120000 Mann in breiter Front gegen die Isar vorrückte, stand an diesem Flusse und zwar bei Landshut nur die Division Deroy. Trotz der erdrückenden Übermacht beschloß der tapfere Deroy, die Wichtigkeit seiner Aufgabe erkennend, solange als möglich stehen zu bleiben, als am 16. April der Gegner erschien. Durch ein meisterhaft geleitetes Gefecht gelang es ihm den Österreichern vom Morgen bis gegen 2 Uhr nachmittags den Übergang über die Isar zu verwehren und daun durch einen mustergültigen Rückzug ohne erhebliche Verluste den Anschluß an die weiter rückwärts stehenden Divisionen zu gewinnen. Der durch Deroy den Österreichern an der Isar bereitete Aufenthalt erwies sich für die Gesamtlage der Armee Napoleons von großem Nutzen. Inzwischen war nämlich der Kaiser über Ingolstadt bei der Armee eingetroffen; in Eilmärschen konzen- Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 24

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 543

1906 - München : Oldenbourg
114. Hurra, Germania! 543 Überhaupt ist es nicht mehr der Ehrgeiz der Fürsten, es sind die Stimmungen der Völker, das Unbehagen über innere Zustände, das Treiben der Parteien, besonders ihrer Wortführer, welche deu Frieden gefährden. Leichter wird der folgenschwere Entschluß zum Kriege von einer Versammlung gefaßt, in welcher niemand die volle Verantwortung trägt, als von einem einzelnen, wie hoch er auch gestellt sein möge, und öfter wird man ein friedliebendes Staatsoberhaupt finden als eine Volksvertretung von Weisen! Die großen Kämpfe der neueren Zeit sind gegen Wunsch und Willen der Regierenden entbrannt. Die Börse hat in unseren Tagen einen Einfluß gewonnen, welcher die bewaffnete Macht für ihre Interessen ins Feld zu rufen vermag. Mexiko und Ägypten sind von europäischen Heeren heimgesucht worden um die Forderungen der hohen Finanz zu liquidieren. Weniger kommt es heutzutage darauf an, ob ein Staat die Mittel besitzt Krieg zu führen, als darauf, ob seine Leitung stark genug ist ihn zu verhindern. So hat das geeinigte Deutschland seine Macht bisher nur dazu gebraucht den Friedeu in Europa zu wahren; eilte schwache Regieruug beim Nachbar aber ist die größte Kriegsgefahr. Aus solchen Verhältnissen ist auch der Krieg von 1870—1871 hervorgegangen. Ein Napoleon auf dem Throne von Frankreich hatte seinen Anspruch durch politische und militärische Erfolge zu rechtfertigen. Nur eine Zeitlang befriedigten die Siege der französischen Waffen auf fernen Kriegsschauplätzen, die Erfolge des preußischen Heeres erregten Eifersucht, sie erschienen als Anmaßung, als Herausforderung und man verlangte Rache für Sadowa. — Die liberale Strömung des Zeitalters lehnte sich auf gegen die Alleinherrschaft des Kaisers, er mußte Bewilligungen zugestehen, seine Machtstellung im Innern war geschwächt und eines Tages erfuhr die Nation aus dem Munde ihrer Vertreter, daß sie deu Krieg mit Deutschland wolle! 114. Hurra, Germania! (25. Juli 1870.) Von Ferdinand Freiligrath. *) Hurra, du stolzes, schönes Weib, Hurra, Germania! Wie kühn mit vorgebeugtem Leib Am Rheine stehst du da! Im vollen Brand der Iuliglut, Wie ziehst du risch dein Schwert! Wie trittst du zornig-frohgemut Zum Schutz vor deinen Herd! Du dachtest nicht an Kampf und Streit; In Fried' und Freud' und Ruh' Auf deinen Feldern, weit und breit, Die Ernte schnittest du. Bei Sichelklang im Ährenkranz Die Garben fuhrst du ein: Da plötzlich, horch, ein andrer Tanz! Das Kriegshorn überm Rhein! Hurra, Hurra, Hurra! Hurra, Hurra, Hurra! Hurra, Germania! Hurra, Germania! ') Gesammelte Dichtungen, Ii. Band, S. 298. Stuttgart 1871.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 481

1906 - München : Oldenbourg
101. Der Schatz auf Hohenschwangau. 481 hatte, wo noch heilte der Kaiserbrunnen nach ihm genannt ist; Maximilian, der letzte Ritter und der kühnste Jäger seiner Zeit, der von hier bis Zirl und Innsbruck sein Weidwerk hegte. Unter Karl V. endlich kam die Feste an ein Augsburger Patriziergeschlecht (o. Paumgarteu) und der internationale Charakter dieses Kaisers, in dessen Reich die Sonne nicht unterging, mag schon darans hervorgehen, daß die Bestätigungsbriese über das einsame Bergschloß von Neapel und Madrid datieren. Damals soll auch Martin Luther als Flüchtlingsgast die Feste bewohnt haben, die nun bald mehr und mehr zerfiel. Die Boten des Erzherzogs Ferdinand, die sie besichtigen sollten, geben bereits eine klägliche Schilderung; dann kamen der Dreißigjährige, der Spanische und Österreichische Krieg und zuletzt die Zeit Napoleons, — Hohenschwangau wäre auf Abbruch versteigert worden, wenn nicht Fürst Öttingen es gerettet hätte. So ward die Burg für deu feinsinnigen König Max Ii. erhalten, der sie als Kronprinz (1832) gleichsam neu entdeckte und durch Künstlerhand zu dem gemacht hat, was sie heute bedeutet. 101. Der Schatz auf Hohenschwangau. Von Friedrich Beck.') Von Hohenschwangaus alter Burg Geht bei dem Volk die Sage, Daß ihres Berges hohler Grund Einen Schatz verborgen trage. Zuweilen nur erhebt er sich, Von Geisterhand gezogen; Dann steht auf Schwangaus Höhen licht Ein farb'ger Regenbogen. Und ruht bei heitrer Luft die Burg Recht in des Glanzes Wonnen, Dann flüstert man sich heimlich zu: „Run will der Schatz sich sonnen." 3a glaubt! Ich hab’ es selbst erlebt, Der Schatz, der will sich sonnen, Und wer das Märlein euch erzählt, Hat Lügen nicht gesponnen. Rur denket nicht an rotes Gold, Ist Gold doch nicht das Beste! Der Schatz, der ist das Felsenschloß, Die kühne Ritterfeste. Es schwebt um sie manch Heldenbild Der Welfen, Staufen, Scheren; Sie war es wert, daß Kunst und Lied Wetteifern sie zu zieren. Doch lange blieb sie ungeschmückt, Verstummt war Sang und Sage; Da Kam ein edler deutscher Fürst Und hob den Schatz zutage. Und willst du schau'n, wie reich er prangt, Geschirmt vom Bergesschoße, So halt im Tale fröhlich Rast Beim Wirt zur Alpenrose. Da liegt vor dir so spiegelglatt Der grüne See gebreitet, Durch den der Silberschwäne Schar Am Ufer ruhig gleitet. Viel goldne Lichter spielen bunt Auf Blumen rings und Bäumen; Du blickst hinauf zur Königsburg, Die Fels und Wald umsäumen. J) „etiuebert, lyrische Dichtungen", S. 83, München 1861, Fleischmann. ftroneeber, Lesebuch zur Geschickte Bauern?. Zi

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 618

1906 - München : Oldenbourg
618 134. Aus dem Briefwechsel zwischen König Ludwig Ii. und Graf Bismarck. Entschließungen Eurer Majestät zu würdigen berufen bin, durch welche Eure Majestät beim Beginne und bei Beendigung dieses Krieges der Einigkeit und der Macht Deutschlands den Abschluß gegeben haben. Aber es ist nicht meine, sondern die Aufgabe des deutschen Volkes und der Geschichte dem durchlauchtigen bayerischen Hause für Eurer Majestät vaterländische Politik und für den Heldenmut Ihres Heeres zu danken. Ich kann nur versichern, daß ich Eurer Majestät, solang ich lebe, in ehrlicher Dankbarkeit anhänglich und ergeben sein und mich jederzeit glücklich schützen werde, wenn es mir vergönnt wird Eurer Majestät zu Diensten zu sein. In der deutschen Kaiserfrage habe ich mir erlaubt dem Grafen Holnstein einen kurzen Entwurf vorzulegen, welchem der Gedankengang zu Grunde liegt, der meinem Gefühl nach die deutschen Stämme bewegt: der deutsche Kaiser ist ihrer aller Landsmann, der König von Preußen ein Nachbar, dem unter diesem Namen Rechte, die ihre Grundlage nur in der freiwilligen Übertragung durch die deutschen Fürsten und Stämme finden, nicht zustehn. Ich glaube, daß der deutsche Titel für das Präsidium die Zulassung desselben erleichtert, und die Geschichte lehrt, daß die großen Fürstenhäuser Deutschlands, Preußen eingeschlossen, die Existenz des von ihnen gewählten Kaisers niemals als eine Beeinträchtigung ihrer eigenen europäischen Stellung empfunden haben.*) v. Bismarck. * * b) Hohenschwangau, 2. Dezember 1870. Mein lieber Graf! Mit lebhaftem Vergnügen habe ich bemerkt, daß Sie trotz zahlreicher und dringender Geschäfte Muße gefunden Ihren Gefühlen gegen mich Ausdruck zu verleihen. Ich sende Ihnen deshalb meinen wärmsten Dank; denn ich lege hohen Wert auf die ergebene Gesinnung eines Mannes, nach dem das ganze Deutschland freudigen Stolzes feine Blicke richtet. Mein Brief an Ihren König, meinen vielgeliebten, hochverehrten Oheim, wird morgen in dessen Hände gelangen. — Ich wünsche von ganzem Herzen, daß mein Vorschlag beim Könige, den übrigen Bundesgliedern, welchen ich geschrieben, und auch bei der Nation vollsten Anklang finde, und ist es mir ein befriedigendes Bewußtsein, daß ich vermöge meiner Stellung in Deutschland wie beim Beginne so beim Abschlüsse dieses ruhmreichen Krieges in der Lage war einen entscheidenden Schritt zu Gunsten der nationalen Sache tun zu können. Ich hoffe aber auch mit Bestimmtheit, daß Bayern seine Stellung fortan erhalten bleibt, da sie mit einer treuen, rückhaltlosen Buudespolitik wohl vereinbarlich ist und verderblicher Zentralisation am sichersten steuert. *) Der Kürze halber sind bei Brief a und c die Knrialien weggelassen.
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