Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 280

1906 - München : Oldenbourg
280 52. Der Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges. unterstützt hatte. Schon waren alle Vorbereitungen, darunter auch die Bereitstellung von schwerem Geschütz in Ingolstadt, getroffen, als er sich durch den französischen Gesandten und einen .von Villars eigens abgesandten General überreden ließ diesen Plan wieder auszugeben und dafür die Eroberung von Tirol in Aussicht zu nehmen. Der Besitz von Tirol war immerhin nicht nur für das Zusammenwirken der französischen Heere in Deutschland und Italien von Vorteil sondern auch im Sinne einer allensallsigen Gebietserweiterung für Bayern anstrebenswert. Mit dem gewohnten Feuereifer ging Max Emanuel an die Ausführung des neuen Planes, wozu er über etwa 12000 Mann, darunter 2500 Franzosen, verfügte. Ant 20. Juni wurde Kufstein durch einen kühnen Handstreich genommen, am 23. Juni fiel die Feste Rattenberg und am 4. Juli nahmen die Vortruppen die Verschanzungen auf der Höhe des Brenner. Der Verabredung gemäß hätte nun Marschall Vendöme, der in Oberitalien nur eine schwache kaiserliche Armee gegen sich hotte, in entsprechender Stärke von Süden Her vorrücken sollen und Tirol wäre behauptet worden. Vergeblich wartete aber der Kurfürst über zwei Wochen am Brenner und Vendöme kam nicht. Statt dessen trafen auf gegnerischer Seite zur Verteidigung des Landes beträchtliche Verstärkungen ans Oberösterreich durch das Pustertal ein, während die Gebirgs-bevölkernng sich zu entschlossenem Kampfe ermannte und allenthalben die bayerischen Postierungen mit überlegenen Kräften anfiel. Von vorne und im Rücken angegriffen befand sich Max Emanuel plötzlich in einer äußerst gefährlichen Lage, aus der ihn nur ein rascher Entschluß retten konnte, und der hieß: schleuniger Abmarsch. Am 22. Juli nachts um 2 Uhr begann er mit dem Hauptteil des Juvasiouskorps den Rückzug und marschierte in einem Zuge nur mit den notwendigsten Rasten bis Innsbruck; tags darauf ließ er die Stellung der Tiroler bei Zirl stürmen und dadurch die direkte Straße nach Bayeru wieder freimachen. Es war an diesem Tage, daß Max Emanuel durch einen Zufall dem Tode entging, indem ein feindlicher Schütze den kurfürstlichen Kammerherrn Graf Arco, deu er für den Kurfürsten hielt, aus sicherem Versteck uiederschoß. Nachdem der Rückzug aus Tirol, lucnugleich unter namhaften Verlusten, glücklich gelungen war, mußte der Kurfürst neue Truppeueutsendnngen vornehmen um die abermals bedrohte Ostgrenze zu schützen. Mit dem ihm noch verbleibende» geringen Rest an Trnppen beschloß, er dann zu Villars zu stoßeu und den Oberbefehl über die srauzösische Armee wieder zu übernehmen. Villars war inzwischen in aller Ruhe an der Donau gestanden ohne etwas gegen das au Zahl schwächere Korps Styrum zu unternehmen. Als nachher der Reichsfeldmarschall Markgraf Ludwig von Baden mit einem Teil der Armee, die bisher am Rhein dem französischen Marschall Tallard gegenüber gestanden war, herangezogen kam um sich mit Styrum zu vereinigen, war die beste Gelegenheit zum Schlagen versäumt; Villars mußte sich damit begnügen sich

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 479

1906 - München : Oldenbourg
100. Burg Hohenschwangau. 479 und so ist die schöne Landschaft gleichsam erfüllt von schönen Gestalten, von jenem Reichtum der Begebenheiten, der sie in vollem Maße zur historischen Lanbschast macht. Den feinen nnb nachhaltigen Reiz, bett dieser Umstand verleiht, wirb kein Gebildeter verkennen; dadurch allein gewinnt die Betrachtung immer wieder neue Seiten; die geistige Beleuchtung, in der wir eine Örtlichkeit erblicken, ist ja nicht minder wirksam als die Beleuchtung, die vom Himmel auf sie füllt. Wer zum erstenmal in jene Gebiete kommt, wirb überrascht bitrch die mächtigsten Gegensätze. Es ist die Grenze, wo bayerisches uttb schwäbisches Volkstum feit uralter Zeit ineinander greifen; alamamtische Art, die bedächtiger, kühler, berechnender ist, hat schon das rauhere, sühne Wesen des bayerischen Gebirgscharakters gedämpft. Und wie die Völkerstämme — grundverschieden — hier ineinandergreifen, so stößt ebenda die breite, volle Ebene an die gewaltige Bergeswildnis. Wer den Blick hinaussendet, sieht weit in niederes, fruchtschweres Land; wer ihn bergwärts wendet, sieht hart vor sich die himmel-ragenden Wände, grüne Tannenwälder und, zu ihren Füßen eingeschlossen, zwei blaue Seen, die den Burgselsen bespülen. Den eigentlichen Schlüssel der Landschaft aber, den mächtigen Angelpunkt derselben bildet der Durchbruch des Lech bei Füssen (Fauces Alpium), der einen der ältesten Wege und Engpässe zwischen Deutschlaub und Welschlanb bezeichnet. Seine Bebeutung war schon dem großen Gotenkönige Theodorich bewußt, der die strengste Bewachung besselben befahl; an bett Namen Füssen knüpfen sich auch die Taten des Mannes, der als geistiger Held dieses Land dem Christentum gewann. Es war der heilige Magnus, dessen Kelch und Stab noch heute daselbst verwahrt werden. Wie eine holde Idylle lag waldversteckt und abseits von dem mächtigen Heerwege die Burg Hohenschwangau. Es war nicht bloß eine, es waren mehrere Burgen, die übereinander standen, und es scheint kaum zweifelhaft, daß ehedem ein römischer und ein gotischer Wartturm daselbst gewesen. Aber mehr und mehr streift bald die Weltgeschichte das waldumsäumte Idyll; seine Schönheit mag der Pinsel des Malers schildern; wir aber wollen erzählen von den Taten, die sich unvergeßlich mit dieser Scholle verbinden. Ans ihrer dämmernden Einsamkeit treten uns bereits im 10. Jahrhundert die ersten Urkunden entgegen. Als Kaiser Otto Iii. im Jahre 997 nach Italien zog, hielt er hier seine Rast; auf Hohenschwangau empfing Anno 1004 Kaiser Heinrich Ii., der Heilige, die Gesandten des Ungarnkönigs Stephan. Als gebietender Name tritt uns in den vergilbten Pergamenten jener Zeit das uralte Welsenhans entgegen, das in diesen Gauen vor allem begütert war, und als Urkundszeugen finden wir die Schwangauer unterzeichnet, die den berühmten Bischof Wicterp von Augsburg (750) unter ihre Ahnherren zählten. Am berühmtesten unter ihnen aber ist wohl Hiltebold von Schwangau geworden, der gefeierte Minnesänger, dessen Siegel mit dem Schwane uns nicht

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 480

1906 - München : Oldenbourg
480 100. Burg Hohenschwangau. selten begegnet und dessen Liebeslieder an die schöne Elsbeth in der Mauesse-schen Handschrift stehen. Er war um 1200 Burgherr zu Schwangau, also zur eigentlich klassischen Zeit des deutschen Minnegesanges. Reich bewegt ging sein Leben dahin; er verkehrte mit den bedeutendsten Männern seiner Zeit und auch Walter von der Vogelweide, der eben um jene Zeit durch die bayerischen Alpen zog, hat aller Vermutung nach aus Hohenschwangau Einkehr gehalten. Den Höhepunkt seiner Fahrten aber, seiner Taten und Leiden bildete der Kreuzzug nach Syrien, wo er ans dem tiefsten aller Liederbronnen schöpfte, aus dem Heimweh. Bald wandelt sich für Schwangau das Bild; die sonnigen Töne verschwinden und an ihre Stelle tritt die tiefste Tragödie, welche die deutsche Geschichte jemals gesehen: es ist der Abschied Konradins. Der unglückliche letzte Sprosse des Staufengeschlechts war am 25. März 1252 auf der Herzogburg zu Trausuitz bei Landshut geboren; sein Vater, Kaiser Konrad Iv., hatte ihn nicht mehr gesehen. Seine Mutter aber war Elisabeth, die Tochter des bayerischen Herzogs Otto des Erlauchten, die mit 15 Jahren vermählt und mit 22 Jahren verwitwet war; dann lebte sie am Hofe ihres Bruders Ludwig des Strengen und längere Zeit auf der Burg zu Schwangau, bis sie nach fünfjährigem Witwenstande dem mächtigen Grafen Meinhard von Tirol die Hand reichte. Der kleine Konradin war über diese zweite Ehe so ungehalten, daß er es verweigerte sich zu erheben, wenn seine Mutter in den Saal trat; er war das Königskind, sie aber hatte sich zur Gräsin erniedrigt. Oft genug freilich wich diese Härte, die bei dem leidenschaftlichen und stolzen Sinne des Knaben keineswegs unglaublich scheint, weicheren Herzenstönen und dann sehen wir nur die schöne, junge Mutter, die das Verhängnis ihres Hauses ahnend in der Seele trägt und bekümmert niederschaut auf den blonden Sohn, der ahnungslos diesem Verhängnis entgegenreift. Die alte Streitfrage, ob Konradin wirklich in Hohenschwangau von seiner Mutter und von der Heimat Abschied nahm, bevor er nach Italien ins Verderben zog, „erwächst beinahe zur urkundlichen Gewißheit" durch einen Stiftsbrief, den Elisabeth mit Bezug auf die Abreise ihres Sohnes den Nonnen von Voldepp ausgestellt. Derselbe ist datiert von „Schloß Schwangau", den 22. August 1267, und als Zeugen dienen die sämtlichen Edlen und Ritter, denen wir nun auf dem ganzen Zuge als ständigen Begleitern Konradins begegnen. Sie hatten sich offenbar auf der Burg Schwangau zur Heeresfolge versammelt; hier war demnach der Ort ihres Auszugs und Abschieds. Das Ende dieses Weges freilich ward mit Blut in die Tafeln der Geschichte geschrieben, als der letzte Staufe auf dem Marktplatze zu Neapel enthauptet ward. Noch mancher Held aus den folgenden Kaisergeschlechtern hielt auf Hohenschwangau Rast: Ludwig der Bayer, der am Plansee sein Jagdgebiet

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 592

1906 - München : Oldenbourg
592 123. Ein Siegesgruß aus den bayerischen Bergen. denn für die hat ja niemand einen Jodler übrig. Da widerhallt es von neuem — Hurra, die beiden kommen zum Freudenfeuer! Auch in das stille Land der Alpen war der Siegesruf der Deutschen gekommen, es wußten manche nicht, wo Frankreich liegt, aber das wußten alle bald, daß die Deutschen Frankreich überwunden hatten. Auf dem kleinen Bahnhof der Station war die Nachricht von der siegreichen Schlacht an die Mauer geheftet; der Bote, der über Land ging, nahm sie mit und wo er ins Hans trat, schwenkte er schon den Hut von weitem. Der Postillon, der die kleine Karriole fährt, griff heute zum schönsten Federbusch und blies aus der langen Straße ein Lied ums andere. So kam die Siegesbotschaft ins Gebirge, die Zeitnngsblätter kamen und der Jubel hatte kein Ende! Es war nirgends ein Befehl von oben erschienen, und doch, als es Abend wurde, brauuteu auf allen Höhen die Freudenfeuer. Das ganze Jnntal entlang und vom Inn bis zu den Quellen der Isar, im Chiemgau und in den Bergen des Königsfees, überall schlug die Freude in lichten Flammen empor. Da stand der Wendelstein, die alte Warte der Bergessreiheit und des Berggesanges, und grüßte leuchtend hinüber ins Leizachtal; da stand die Kampen-wand und winkte herab aus die weiten Gefilde zu ihren Füßen. Wie ein Frendenftrahl leuchtete der Feuerschein um die alten, steinernen Züge des Karwendelgebirges; der Watzmann, ein König im Osten, trug sein brennendes Diadem, und nun gar der Untersberg, dem durfte feine Krone nicht fehlen! Im Untersberg sitzt ja der alte Kaiser und harrt aus die deutsche Einheit und auf die Wiedererftehung der deutschen Macht. Es ist ein weiter Weg von den Ufern der Maas bis zu feiner Gruft, aber mich deucht, er hat den Schlag gehört und die Freudentränen flössen ihm in den weißen Bart. O, wer in solcher Stunde auf den Bergen stand! Es war eine Sternen* nacht, so klar und glühend, als hätte der Himmel sich geschmückt, als hätte er seinen prächtigsten Mantel angetan zu uuserem Feste. Hier auf den steinernen Wällen brannten die Wachtfeuer der deutschen Treue und drunten lag unermeßlich das schöne, heilige Deutschland. Es waren dieselben Sterne, die über dem Schlachtfelde glänzten und über den Wogen der Nordsee! Wir waren einig und sind es; wie ein Freudenschauer ergreift es uns — die Übermacht dieses Gedankens. In den Wäldern rauschte der Wind; auch die Wälder sind deutsch. Mit einer Art von Frömmigkeit hängt der Deutsche an seinem Wald, kein Volk hat ihn so tief verstanden und so treu gepflegt wie wir. Er hat das Gemüt der Jugend erzogen wie das der Ahnen; und wenn das Gemüt unser Kleinod vor allen Nationen ist, dann ist der Wald fein Tempel; wenn das deutsche Gemüt uns den Sieg gegeben, dann war es recht, daß mitten im Kranze der deutschen Wälder die Siegesfeuer brannten! Horch, wie es rauscht! Rings liegt die tiefe, schweigende Einsamkeit, und doch welche furchtbare Macht der

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 294

1906 - München : Oldenbourg
294 56. Würzburg, die alte Bischofsstadt am Main. lieferung hat Walther von der Vogelweide hier den Abend seines vielbewegten Sängerlebens verbracht und sein Grab im Kreuzgang von Neumünster gefunden. Mit all diesem Glanz nach außen ging eine bedeutsame innere Entwicklung Haud iu Hand. Unter den schützenden und fördernden Einwirkungen kaiserlicher Privilegien wie auch des bischöflichen Stadtregiments reifte allmählich ein kraftvoll selbstbewußtes städtisches Bürgertum heran. Aber wie es mehr oder weniger überall in diesen Bischofsstädten zu gehen pflegte, kam auch hier bald die Zeit, da die Interessen und Ansprüche des bischöflichen Stadtherrn und der emporstrebenden Bürgerschaft auseinandergingen und in feindlichen Gegensatz zueinander gerieten, zum erstenmal unter dem gewaltigen Bischof Hermann I. von Lobdeburg im Jahre 1254. Seitdem zogen sich die Bischöfe auf ihr Bergschloß, die Marienburg, zurück um von dort aus den Trotz bürgerlicher Selbstherrlichkeit leichter bündigen zu können und nur allzuoft waren die beiden gegenüberliegenden Stadtseiten wie feindliche Heerlager geschieden, wobei die Bürgerschaft dann gerne bei den Kaisern Anlehnung und Rückhalt suchte. Mit wechselvollem Erfolg hin und her wogend zogen sich diese Kämpfe bis zum Jahre 1400 hin, wo es der fürstbischöflichen Streitmacht schließlich gelang in der Schlacht bei Bergtheim einen entscheidenden Sieg über die Bürgerschaft zu erringen. Zertrümmert lagen damit nun die lange genährten Hoffnungen auf reichsfreie Stellung und Selbstherrlichkeit zu Boden und mehrfach entschlossen sich bürgerliche Geschlechter zur Auswanderung, wovon besonders Nürnberg Vorteil gezogen haben soll. Die Herrschaft des Bischofs war damit für die weitere Folge besiegelt und Würzburg zu einer landsässigen Stadt geworden. Trotz dieser vielfach so sturmbewegten Zeitläufte nahm das Wachstum und die Verschönerung der Stadt doch ungestörten Fortgang. Auch das Zeitalter der Gotik hat hier hochbedeutende Denkmäler geschaffen; so die Kirche der Mtnoritm in den herben, strengen Formen der Frühgotik; dann die wundervolle, leider jetzt so ruinenhcist gewordene Kirche der Deutschherren, vor allem aber die dem Würzburger tief ins Herz gewachsene Marienkapelle am Markt, eine Dichtung in Steinen im schönsten Sinne des Wortes; bald nach einer grausamen Judenverfolgung hatte man sie auf dem früheren Judenplatz gewissermaßen zur Sühne dafür erstehen lassen. Dazu dann die stattlichen Kurien der Domherren mit ihren weiten Hofräumen und zierlichen Kapellen, deren noch erhaltene Reste vielfach von so malerischer Wirkung sind. Allerdings ist vieles davon späteren Umgestaltungen, besonders im vorigen Jahrhundert, zum Opfer gefallen. In Bamberg blieb weit mehr von solchen alten Höfen erhalten. Auch in der Plastik hatte mau sich in Würzburg allmählich zu achtungswerter Höhe emporgearbeitet. Sprechende Belege dafür sind die zahlreichen Grabdenkmäler der Bischöfe im Dom seit Ende des 12. Jahrhunderts; wie

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 313

1906 - München : Oldenbourg
58. Gründung der Akademie der Wissenschaften zu München 1759. 313 berufen, welche schon im Jahre 1763 ihre eigene Buchdrnckerei erhielt. Anch das astronomische Observatorium auf dem Gasteig entstand und wurde von dem geistlichen Ratsdirektor Osterwald geleitet, dem ein Fräulein von Schneeweiß als gelehrter Gehilfe zur Seite stand. Unter den Mitgliedern prangen in überraschender Zahl die Namen der ersten Adelsgeschlechter des Landes; das Wirken der neuen Gesellschaft war über die Mauern der Klöster, besonders der Benediktiner, der anderthalbtausendjährigen Pfleger der Wissenschaften, gedrungen und ihre Edelsten zierten die Reihen der Akademiker. Geistliche und Weltliche, Adelige und Bürgerliche beeiserten sich in diesen Blütetagen des Instituts mit edlem Freimut der Wahrheit zu dienen. Ein frisches, wissenschaftlich aufklärendes Streben ging bamals durch alle Gauen Südbeutschlauds, es entfachte in allen Stänben Liebe nnb Begeisterung für das Eble nnb Schöne. Hube-kümmert nm Genossenschaft ober Personen warb alles Verrottete nnb Schlechte schonungslos ausgebest und verfolgt. Ohne alle Selbstsucht eiferten aufgeklärte Geistliche gegen jahrhunbertelang gehegten Aberglauben. Der eble Gras Savioli, selbst Besitzer großer Güter, spricht golbene Worte für den bisher tief verachteten Lanbmann ltrtb forbert energisch zu bessert Entlastung von brückenben grunbherrlicheii Fronben und bureaukrotischer Willkür auf. Graf Haslaug fchilbert in feierlicher Sitzung schonungslos die sozialen und politischen Gebrechen Bayerns und gießt über das verrottete Zunftwesen den bittersten Spott. „Der Zunftzwang", sagte er, „versagt beut geschicktesten Arbeiter, wenn er arm ist, den ihm von der Natnr verliehenen freien Gebrauch seines Kopses und seiner Hänbe und verdammt ihn zu lebenslänglicher Dienstbarkeit. Meister werden nur Meistersöhne oder solche, die sich entschließen können mit irgend einer zahnlosen Meisterswitwe oder einer buckligen Meisterstochter vor den Altar zu treten. Das hält uns im alten Schlendrian fest, macht uns zum Spotte der Nachbarn und entvölkert das Land, bessert tüchtigste Söhne ihr Glück auswärts suchen." Er eifert für volle Freiheit des Hanbels und erklärt, beiß jenes Land das reichste sei, welches die größte Bevölkerung zähle und die ausgebreitetste Jubustrie besitze, kurz der hellfehenbe Patriot sprach bereits 1772 Worte, die heute jebein Fortschrittsmanne Ehre machen würden. Und so blieb unter der segensvollen Regierung Maximilians Iii. trotz manchem inneren balb wieber beigelegten Zerwürfnis die Akademie im schönsten Aufblühen. Ihre ferneren Schicksale unter den uachsolgenbeu Herrschern zu verfolgen ist hier nicht am Platze, das eine aber möge noch erwähnt werben, daß sie mit würbiger Feier und Pracht, unter Teilnahme des für Förbernng alles Eblen nnb Nützlichen begeisterten Königs Maximilian Ii. und einer Menge ans weiter Ferne herbeigeeilter Feftgäste irrt Herbst des Jahres 1859 ihr erstes Jubiläum beging.

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 398

1906 - München : Oldenbourg
398 73. Ein Königsidyll vom Tegernsee. 73. Ein Königsidyll vom Tegernsee. Von Karl Stieler.1) An den blauen Ufern des Tegernsees, wo einst der grübelnde Mönch vor seinem Pergamente gesessen, hatte König Maxi, sich ein Tnskulum gegründet, das ihm bald gar tief ins Herz wuchs. Als er das jetzige Schloß im Jahre 1817 kaufte, waren alle Verhältnisse des Ortes noch von der primitivsten Art: das schmale Sträßlein, von Vergißmeinnicht umwuchert, lief so dicht am See hin, daß die Räder des Wagens vom Wasser bespült wurden; man sah noch die langen bräunlichen Röcke mit den vielen Knöpsen, wie sie die alten Votivtafeln zeigen; die Weiber aber trugen die Pelzkappe und den roten Goller und Gewänder von schwarzem Wollstoff. Im ganzen Dorse gab es nur eine einzige Taberne und auch diese war so recht vom alten Schlage. Denn als Prinz Karl einmal (noch vor den Freiheitskriegen) mit einem Kavalier nach Tegernsee kam und sein Wagen vor dem Wirtshause anhielt, da sah die Wirtin, den Arm in die Seite gestemmt, hinein und sprach: „Herrgott noamal, is dös a sakrisch-sauberer Bua! Machts jetzt nur glei', daß's wieder weiterkommts; mit so schöne Herrschaften kann unsereiner nix ausrichten." Das waren noch die alten, echten Bauernzeiten von Tegernsee; aber dem König ward wohl inmitten ihrer Einfachheit. Wie mußte ihm nach den Stürmen der Napoleonischen Zeit jene tiefe Ruhe behagen und sein Herz, das nie an höfischem Prunk hing, mochte wohl auch die Gefühle teilen, die der alte Plinius einst ausgesprochen, wenn er von seinem Landsitze auf den blaueu Comer See hinaussah: „Hier bin ich nicht gequält von Sorge und Hoffen, hier bringt kein Wort aus meinem Mund und an mein Ohr, das mich gereueu müßte. Nie hör' ich in bitterem Ton über die Menschen schmähen." Der Leutseligkeit des Königs aber, die ihm so sehr Bedürfnis war, stand ein kerngesunbes, aufgewecktes Volkstum gegenüber, das der Liebenswürdigkeit wert war und den Frohsinn verstanb, womit ihm sein Herrscher begegnete. Wenn man ihn bamals wanbeln sah im grünen Rock und Kappenstiefeln, das Stückchen in der Hand, wenn man ihn mit jebeirt Bauer sprechen und scherzen sah — das war nicht nur das Bilb eines inenscheiffreiinblicheii Fürsten, es war das Bilb eines Glücklichen. Das letzte nnb innerste Geheimnis bieses Glückes aber lag in dem Familienleben, an dem er hing mit seinem ganzen Herzen und das er gerabe bort auf dem Lanbe so zwanglos pflegen konnte. Dieser schöne, rein menschliche Zng ist es gewesen, der ihn dem Volke so nahe brachte; barin würde er ja am besten verstanben, auch vom gemeinen Manne; das machte ihn so un-enblich populär. 0 Ans „Fremde und Heimal" S. 241 ff. Stuttgart 1886. A. Bonz.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 432

1906 - München : Oldenbourg
432 84. Ludwig I. und Goethe. Mit den Fastenpredigten hat Jean Paul als politischer Schriftsteller seinen Höhepunkt erreicht. Wenn er von da ab noch zuweilen über die deutschen Verhältnisse spricht, so geschieht es nicht mehr so ausführlich und mit solcher Begeisterung; man hört aus manchen Zeilen schon wieder den Satiriker heraus. In den „Saturnalien" 1818 saßt er nochmals einige Wünsche zusammen im Gegensatz zu denen, „welche durch Polizeidiener gern ein korrektes Universum hätten:" „Fürst und Adel sollen nicht ... auf das göttliche Ebenbild des Menschen mit Füßen treten, . . . gegen das Feuerwerk des Witzes sollen Zensur und Polizei feine Feuertrommeln rühren und feine Lärmkanonen richten gegen Raketen;" es solle „keine halbe und feilte beschränkte Preßfreiheit geben, sondern eine ganze;" es solle „überall Landstände geben;" „Weimar, das aus einem Parnasse der deutschen Musen zu einem Sinai der Verfassungen geworden, soll bte beutsche Keblah sein." So leuchtet aus den Werken Jean Pauls, mag er in strafendem Spott, in warnender Sorge oder in freudiger Begeisterung schreiben, ein echt deutscher Sinn. Die Grundbedingungen für das Blühen und Gedeihen des Vaterlandes sind ihm treffliche Fürsten, eine freie Verfassung und allgemeine Bildung, „Einsichten des Volkes;" denn „in der Geschichte hat wie in der Göttergeschichte Minerva am meisten die Götter gegen die Giganten beschirmt." 84. Ludwig I. und Goethe. Don Thomas Stettner.* Was ein jeder unserer beiden Dichterfürsten ihm sei, hat König Ludwig I. in den knappen Worten eines Epigramms ausgesprochen: „Wenn ich erwache, bevor ich betrete den Kreis der Geschäfte, Les' ich in Schiller sogleich, daß mich’s erhebe am Tag; Aber nach geendigtem Lärmen, in nächtlicher Stille, Flücht' ich zu Goethe und träum’ fort dann den lieblichen Traum." Man sann kaum treffender die Verschiedenheit dessen, was ein jeder von ihnen uns geben sann, bezeichnen: der feurige, vorwärts drängende Schiller soll uns begeistern zur Arbeit des Tages; überschauen wir aber in des Abends Stille prüfend die abgelaufenen Stunden und unser Wirken in ihnen, dann wird Goethe in seiner abgeklärten Ruhe unsere beste Gesellschaft sein. In seiner dichterischen Eigenart stand Schiller dem Könige näher, mit Goethe aber verband ihn neben der höchsten Bewunderung mannigfache Übereinstimmung in Neigungen und in der Auffassung des tätigen Lebens: beide liebten Italien als das Land der Sehnsucht, beide erblickten in der antiken Kunst die Höhe und deshalb die bleibende Norm künstlerischen Schaffens und auch in den Fragen des politischen Lebens standen sich ihre Ansichten nahe. Goethe aber verehrte in König Ludwig den mächtigen Beschützer und Förderer der Wissenschaften und Künste, der im großen zur Tat machte, was er selbst

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 489

1906 - München : Oldenbourg
103. Eine Fußreise mit König Max Ii. 489 anderen auf und ab zu gehen und unter vier Augen seine wissenschaftlichen und künstlerischen Pläne zu besprechen. So ist bei diesem Billard im Laufe der Jahre viel Schönes und Bedeutsames angeregt nud beschlossen worden. Die Partie war ausgespielt, als der König am Abende jenes 4. Mürz noch einmal in unseren größeren Kreis trat und mit lebhaften Worten einer Reise gedachte, welche er im Sommer 1858 gemacht hatte, vom Bodensee quer durch den Bregenzer Wald, die Algäuer und Bayerischen Alpen sowie die angrenzenden Tiroler Täler nach Berchtesgaden — einer laugen Reise bei kurzem Wege; denn es wurden Seitenansslüge nach rechts und links eingeschoben, Berge bestiegen und ausgiebige Rasttage an besonders fesselnden Orten gehalten, so daß die kleine Karawane gegen sechs Wochen unterwegs war. Mit fast wehmütiger Freude redete der König von jenen Tagen und erklärte, das sei seine vergnügteste Reise gewesen, nie habe er sich unterwegs so frei, frisch und heiter gefühlt wie damals. Ich hatte die Reise mitgemacht und nach meiner Gewohnheit ein Tagebuch geführt, wovon der König wohl wußte. Jetzt entsann er sich dessen und fragte, ob ich ihm nicht eine Abschrift oder einen Auszug geben möchte, da er auf der Gemsjagd im kommenden Herbste unseren damaligen Weg ans gar manchen Punkten kreuzen werde und dann in frischester Erinnerung Momente jener schönen Zeit noch einmal nachleben wolle. Ich versprach eine treue Federzeichnung unserer bunten Wandererlebnisse. Dieses Versprechen war das letzte Wort, welches ich mit dem edlen Fürsten geredet habe. Unmittelbar nachher verabschiedete er sich, rascher und plötzlicher, als er sonst pflegte, nach — sechs Tagen war er gestorben. — Maximilian Ii. ist bereits eine historische Gestalt geworden, deren vortreffliche und liebenswürdige Züge man warm und dankbar darstellen darf ohne den Schein der Schmeichelei. Die Pietät gab mir die Feder in die Hand, die echte Pietät aber ringt vor allem nach ungefärbter Wahrheit. — Die Reisegesellschaft des Königs bestand aus drei Kavalieren seines Dienstes: dem General von der Tann als Reisemarschall, dem Obersten Graf Pappenheim und dem Hauptmann Baron Leonrod, dann aus vier Gästen: dem Grasen Ricciardelli, Franz von Kobell, Friedrich Bodenstedt und dem Schreiber dieser Zeilen. — Der originelle Charakter unserer „Fußreise" spiegelt sich vielleicht am schärfsten in einer Skizze unserer Reisestrapazen. Denn Mühsal und Genuß, Zwang und Freiheit, Entbehrung und Überfluß reichten sich fortwährend in abenteuerlichstem Wechsel die Hand. Es herrschte überhaupt der Reiz der Gegensätze. Die größte körperliche Ausdauer von uns allen bewies der König. Ihm war fein Weg zu weit, kein Wetter zu schlecht und nach seinem Sinne hätten wir unsere Reise noch wenigstens zwei Wochen lang durch die Tiroler und Salzburger Täler fortsetzen sollen, als wir anderen schon allesamt froh waren

10. Länderkunde von Mitteleuropa - S. uncounted

1911 - München : Oldenbourg
Tschicrvaglctschcr mit Scitenmoräncn Rosegglctschcr mit Mittelmoräne und Gictscherschliff Alpe Ota Berninagruppe mit Roseggletscher. Bon der Alpe Ota aus überschaut man den schnee- und eisbedeckten Kamm der Bermna (4000 m) in seiner ganzen Ausdehnung. Kein Bergstock der Alpen übertrifft die Bernina in der Menge der Eisströme, die von den Höhen herabsteigen und deren Glanz das Auge blendet. Fast bis zum unteren Ende des Roseggletschers <2000 m) steigt der Zirbenwald empor, weiter aufwärts folgen die grünen Matten mit Alpenrosen und Edelweiß. Der Gletscherbach, der aus dem Gletschertor hervorbricht, führt ins obere Jnntal hinab nach Pontresina.
   bis 10 von 227 weiter»  »»
227 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 227 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 6
2 1
3 10
4 83
5 5
6 0
7 13
8 4
9 5
10 37
11 0
12 10
13 0
14 21
15 2
16 4
17 3
18 19
19 1
20 13
21 0
22 1
23 1
24 3
25 36
26 103
27 1
28 8
29 1
30 0
31 5
32 0
33 5
34 6
35 5
36 3
37 47
38 18
39 23
40 2
41 0
42 4
43 2
44 17
45 34
46 4
47 8
48 2
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 37
1 786
2 57
3 95
4 179
5 120
6 80
7 79
8 62
9 253
10 22
11 65
12 130
13 207
14 18
15 26
16 364
17 1700
18 32
19 375
20 39
21 420
22 97
23 334
24 188
25 76
26 92
27 27
28 224
29 176
30 12
31 46
32 84
33 29
34 29
35 97
36 166
37 45
38 87
39 474
40 139
41 178
42 215
43 235
44 25
45 316
46 64
47 25
48 67
49 126
50 75
51 224
52 186
53 53
54 233
55 60
56 69
57 27
58 50
59 104
60 110
61 78
62 31
63 252
64 33
65 107
66 57
67 57
68 346
69 38
70 197
71 304
72 206
73 142
74 40
75 242
76 300
77 1812
78 11
79 77
80 50
81 103
82 349
83 134
84 157
85 85
86 52
87 424
88 22
89 19
90 30
91 297
92 1180
93 49
94 673
95 45
96 87
97 27
98 347
99 6

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 15
1 10
2 2
3 16
4 8
5 70
6 224
7 310
8 2
9 23
10 17
11 68
12 16
13 19
14 50
15 16
16 39
17 6
18 17
19 57
20 3
21 13
22 48
23 1
24 35
25 51
26 8
27 3
28 6
29 36
30 5
31 15
32 92
33 115
34 48
35 32
36 4
37 11
38 3
39 117
40 37
41 3
42 1
43 11
44 27
45 19
46 3
47 77
48 7
49 17
50 10
51 16
52 170
53 17
54 537
55 57
56 3
57 5
58 12
59 58
60 32
61 24
62 113
63 47
64 11
65 6
66 2
67 104
68 130
69 0
70 119
71 50
72 14
73 98
74 21
75 10
76 9
77 27
78 141
79 67
80 138
81 101
82 9
83 78
84 6
85 8
86 11
87 21
88 12
89 14
90 619
91 60
92 5
93 29
94 4
95 162
96 4
97 10
98 84
99 81
100 27
101 2
102 20
103 36
104 4
105 18
106 10
107 8
108 12
109 45
110 13
111 10
112 8
113 5
114 18
115 5
116 5
117 4
118 15
119 68
120 6
121 12
122 48
123 7
124 5
125 10
126 72
127 69
128 14
129 14
130 4
131 38
132 17
133 110
134 14
135 13
136 231
137 15
138 9
139 208
140 3
141 3
142 16
143 0
144 12
145 240
146 2
147 4
148 190
149 3
150 63
151 59
152 9
153 93
154 19
155 35
156 9
157 37
158 28
159 36
160 45
161 9
162 19
163 8
164 0
165 147
166 71
167 5
168 0
169 6
170 2
171 51
172 43
173 44
174 26
175 74
176 84
177 117
178 3
179 16
180 12
181 7
182 83
183 171
184 5
185 12
186 3
187 8
188 217
189 7
190 2
191 53
192 19
193 111
194 52
195 8
196 8
197 38
198 3
199 84