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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 294

1906 - München : Oldenbourg
294 56. Würzburg, die alte Bischofsstadt am Main. lieferung hat Walther von der Vogelweide hier den Abend seines vielbewegten Sängerlebens verbracht und sein Grab im Kreuzgang von Neumünster gefunden. Mit all diesem Glanz nach außen ging eine bedeutsame innere Entwicklung Haud iu Hand. Unter den schützenden und fördernden Einwirkungen kaiserlicher Privilegien wie auch des bischöflichen Stadtregiments reifte allmählich ein kraftvoll selbstbewußtes städtisches Bürgertum heran. Aber wie es mehr oder weniger überall in diesen Bischofsstädten zu gehen pflegte, kam auch hier bald die Zeit, da die Interessen und Ansprüche des bischöflichen Stadtherrn und der emporstrebenden Bürgerschaft auseinandergingen und in feindlichen Gegensatz zueinander gerieten, zum erstenmal unter dem gewaltigen Bischof Hermann I. von Lobdeburg im Jahre 1254. Seitdem zogen sich die Bischöfe auf ihr Bergschloß, die Marienburg, zurück um von dort aus den Trotz bürgerlicher Selbstherrlichkeit leichter bündigen zu können und nur allzuoft waren die beiden gegenüberliegenden Stadtseiten wie feindliche Heerlager geschieden, wobei die Bürgerschaft dann gerne bei den Kaisern Anlehnung und Rückhalt suchte. Mit wechselvollem Erfolg hin und her wogend zogen sich diese Kämpfe bis zum Jahre 1400 hin, wo es der fürstbischöflichen Streitmacht schließlich gelang in der Schlacht bei Bergtheim einen entscheidenden Sieg über die Bürgerschaft zu erringen. Zertrümmert lagen damit nun die lange genährten Hoffnungen auf reichsfreie Stellung und Selbstherrlichkeit zu Boden und mehrfach entschlossen sich bürgerliche Geschlechter zur Auswanderung, wovon besonders Nürnberg Vorteil gezogen haben soll. Die Herrschaft des Bischofs war damit für die weitere Folge besiegelt und Würzburg zu einer landsässigen Stadt geworden. Trotz dieser vielfach so sturmbewegten Zeitläufte nahm das Wachstum und die Verschönerung der Stadt doch ungestörten Fortgang. Auch das Zeitalter der Gotik hat hier hochbedeutende Denkmäler geschaffen; so die Kirche der Mtnoritm in den herben, strengen Formen der Frühgotik; dann die wundervolle, leider jetzt so ruinenhcist gewordene Kirche der Deutschherren, vor allem aber die dem Würzburger tief ins Herz gewachsene Marienkapelle am Markt, eine Dichtung in Steinen im schönsten Sinne des Wortes; bald nach einer grausamen Judenverfolgung hatte man sie auf dem früheren Judenplatz gewissermaßen zur Sühne dafür erstehen lassen. Dazu dann die stattlichen Kurien der Domherren mit ihren weiten Hofräumen und zierlichen Kapellen, deren noch erhaltene Reste vielfach von so malerischer Wirkung sind. Allerdings ist vieles davon späteren Umgestaltungen, besonders im vorigen Jahrhundert, zum Opfer gefallen. In Bamberg blieb weit mehr von solchen alten Höfen erhalten. Auch in der Plastik hatte mau sich in Würzburg allmählich zu achtungswerter Höhe emporgearbeitet. Sprechende Belege dafür sind die zahlreichen Grabdenkmäler der Bischöfe im Dom seit Ende des 12. Jahrhunderts; wie

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 313

1906 - München : Oldenbourg
58. Gründung der Akademie der Wissenschaften zu München 1759. 313 berufen, welche schon im Jahre 1763 ihre eigene Buchdrnckerei erhielt. Anch das astronomische Observatorium auf dem Gasteig entstand und wurde von dem geistlichen Ratsdirektor Osterwald geleitet, dem ein Fräulein von Schneeweiß als gelehrter Gehilfe zur Seite stand. Unter den Mitgliedern prangen in überraschender Zahl die Namen der ersten Adelsgeschlechter des Landes; das Wirken der neuen Gesellschaft war über die Mauern der Klöster, besonders der Benediktiner, der anderthalbtausendjährigen Pfleger der Wissenschaften, gedrungen und ihre Edelsten zierten die Reihen der Akademiker. Geistliche und Weltliche, Adelige und Bürgerliche beeiserten sich in diesen Blütetagen des Instituts mit edlem Freimut der Wahrheit zu dienen. Ein frisches, wissenschaftlich aufklärendes Streben ging bamals durch alle Gauen Südbeutschlauds, es entfachte in allen Stänben Liebe nnb Begeisterung für das Eble nnb Schöne. Hube-kümmert nm Genossenschaft ober Personen warb alles Verrottete nnb Schlechte schonungslos ausgebest und verfolgt. Ohne alle Selbstsucht eiferten aufgeklärte Geistliche gegen jahrhunbertelang gehegten Aberglauben. Der eble Gras Savioli, selbst Besitzer großer Güter, spricht golbene Worte für den bisher tief verachteten Lanbmann ltrtb forbert energisch zu bessert Entlastung von brückenben grunbherrlicheii Fronben und bureaukrotischer Willkür auf. Graf Haslaug fchilbert in feierlicher Sitzung schonungslos die sozialen und politischen Gebrechen Bayerns und gießt über das verrottete Zunftwesen den bittersten Spott. „Der Zunftzwang", sagte er, „versagt beut geschicktesten Arbeiter, wenn er arm ist, den ihm von der Natnr verliehenen freien Gebrauch seines Kopses und seiner Hänbe und verdammt ihn zu lebenslänglicher Dienstbarkeit. Meister werden nur Meistersöhne oder solche, die sich entschließen können mit irgend einer zahnlosen Meisterswitwe oder einer buckligen Meisterstochter vor den Altar zu treten. Das hält uns im alten Schlendrian fest, macht uns zum Spotte der Nachbarn und entvölkert das Land, bessert tüchtigste Söhne ihr Glück auswärts suchen." Er eifert für volle Freiheit des Hanbels und erklärt, beiß jenes Land das reichste sei, welches die größte Bevölkerung zähle und die ausgebreitetste Jubustrie besitze, kurz der hellfehenbe Patriot sprach bereits 1772 Worte, die heute jebein Fortschrittsmanne Ehre machen würden. Und so blieb unter der segensvollen Regierung Maximilians Iii. trotz manchem inneren balb wieber beigelegten Zerwürfnis die Akademie im schönsten Aufblühen. Ihre ferneren Schicksale unter den uachsolgenbeu Herrschern zu verfolgen ist hier nicht am Platze, das eine aber möge noch erwähnt werben, daß sie mit würbiger Feier und Pracht, unter Teilnahme des für Förbernng alles Eblen nnb Nützlichen begeisterten Königs Maximilian Ii. und einer Menge ans weiter Ferne herbeigeeilter Feftgäste irrt Herbst des Jahres 1859 ihr erstes Jubiläum beging.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 432

1906 - München : Oldenbourg
432 84. Ludwig I. und Goethe. Mit den Fastenpredigten hat Jean Paul als politischer Schriftsteller seinen Höhepunkt erreicht. Wenn er von da ab noch zuweilen über die deutschen Verhältnisse spricht, so geschieht es nicht mehr so ausführlich und mit solcher Begeisterung; man hört aus manchen Zeilen schon wieder den Satiriker heraus. In den „Saturnalien" 1818 saßt er nochmals einige Wünsche zusammen im Gegensatz zu denen, „welche durch Polizeidiener gern ein korrektes Universum hätten:" „Fürst und Adel sollen nicht ... auf das göttliche Ebenbild des Menschen mit Füßen treten, . . . gegen das Feuerwerk des Witzes sollen Zensur und Polizei feine Feuertrommeln rühren und feine Lärmkanonen richten gegen Raketen;" es solle „keine halbe und feilte beschränkte Preßfreiheit geben, sondern eine ganze;" es solle „überall Landstände geben;" „Weimar, das aus einem Parnasse der deutschen Musen zu einem Sinai der Verfassungen geworden, soll bte beutsche Keblah sein." So leuchtet aus den Werken Jean Pauls, mag er in strafendem Spott, in warnender Sorge oder in freudiger Begeisterung schreiben, ein echt deutscher Sinn. Die Grundbedingungen für das Blühen und Gedeihen des Vaterlandes sind ihm treffliche Fürsten, eine freie Verfassung und allgemeine Bildung, „Einsichten des Volkes;" denn „in der Geschichte hat wie in der Göttergeschichte Minerva am meisten die Götter gegen die Giganten beschirmt." 84. Ludwig I. und Goethe. Don Thomas Stettner.* Was ein jeder unserer beiden Dichterfürsten ihm sei, hat König Ludwig I. in den knappen Worten eines Epigramms ausgesprochen: „Wenn ich erwache, bevor ich betrete den Kreis der Geschäfte, Les' ich in Schiller sogleich, daß mich’s erhebe am Tag; Aber nach geendigtem Lärmen, in nächtlicher Stille, Flücht' ich zu Goethe und träum’ fort dann den lieblichen Traum." Man sann kaum treffender die Verschiedenheit dessen, was ein jeder von ihnen uns geben sann, bezeichnen: der feurige, vorwärts drängende Schiller soll uns begeistern zur Arbeit des Tages; überschauen wir aber in des Abends Stille prüfend die abgelaufenen Stunden und unser Wirken in ihnen, dann wird Goethe in seiner abgeklärten Ruhe unsere beste Gesellschaft sein. In seiner dichterischen Eigenart stand Schiller dem Könige näher, mit Goethe aber verband ihn neben der höchsten Bewunderung mannigfache Übereinstimmung in Neigungen und in der Auffassung des tätigen Lebens: beide liebten Italien als das Land der Sehnsucht, beide erblickten in der antiken Kunst die Höhe und deshalb die bleibende Norm künstlerischen Schaffens und auch in den Fragen des politischen Lebens standen sich ihre Ansichten nahe. Goethe aber verehrte in König Ludwig den mächtigen Beschützer und Förderer der Wissenschaften und Künste, der im großen zur Tat machte, was er selbst

4. Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen - S. 27

1896 - Leipzig : Voigtländer
27 sieben Weisen der Griechen gezhlt wurde. Durch Reisen war er mit den Staatseinrichtungen anderer Völker bekannt geworden. Nachdem er als Archont das Vertrauen des Volkes gewonnen hatte, wurde er zum -Ordner der Verfassung und zum Gesetzgeber" ernannt. Er teilte die Brger nach dem Ertrage ihres Grundbesitzes invierklassen. Nur die Brger der ersten (reichsten) Klasse durften zu Archonten, die der drei ersten zu den brigen Staatsmtern gewhlt werden. Zur Teilnahme an der Volksversammlung und zu den Richterstellen waren alle Brger berechtigt. Die Staatsgewalten waren: a. die 9 jhrlichen Archonten; b. diebnle, ein Rat von 400 Mitgliedern, die wenigstens 30 Jahre alt waren; c. die Volksversammlung, welche die wichtigsten Staatsange-legenheiten entschied und die Beamten whlte; a. das Volksgericht, dessen Mitglieder jhrlich aus der Volks-Versammlung durch das Los gewhlt wurden; e. der Areop ag, ein Gerichtshof, der aus den abgegangenen Ar-chonten bestand, die ihr Amt tadellos verwaltet hatten. Er htete Sitte und Herkommen, beaufsichtigte die Jugenderziehung und richtete der die schwersten Verbrechen. Auer dieser Staatsverfassung gab Solon noch viele andere wohlthtlge Ge-setze. Insbesondere war er auch auf eine sorgfltige Erziehung der Jugend bedacht, welche in Athen weit umfassender war, als in Sparta. Denn sie beschrnkte steh bort nicht, wie bei den Spartanern, auf die Leibes- und Waffenbungen; auch der eist der athenischen Knaben und Jnglinge wurde in edler Wissenschaft und Kunst, namentlich auch in der Musik, gebt und ausgebildet. 4. Pisistratus und seine Shne. Schon bei Solons Lebzelten ent-standen in Athen zwischen der Partei der Vornehmen und der des niederen Volkes neue, heftige Kmpfe. Diese wute der Fhrer der Volkspartei, Pisistrtus, schlau zu benutzen, um sich zum Alleinherrscher (Tyrannen) emporzuschwingen. (560). Er wurde zwar zweimal wieder vertrieben; zuletzt aber behauptete er die Herrschaft bis zu seinem Tode. Er verschnerte die Stadt Athen durch Bauten und frderte den Wohlstand und die geistige Bildung des Volkes. Sein Sohn Hippias folgte ihm und herrschte ansng-lich milde, wie sein Vater. Als aber sein jngerer Bruder Hipparch bei einer Festfeier ermordet worden war, machte sich Hippias durch grausame Strenge verhat. Er wurde daher vertrieben (510) und floh zu dem Perserknige. In Athen wurde die solonische Verfassung durch Vermehrung der Volks-rechte und Volksfreiheiten weitergebildet, die ehemalige Adelsherrschaft (Aristokratie) ging mehr und mehr in Demokratie der.

5. Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen - S. 154

1896 - Leipzig : Voigtländer
154 Dnjepr, sterreich Galizien und Lodomirien; Preußen erhielt Westpreuen (auer Danzig und Thorn) und den Netzedistrikt. 6. Friedrich der Groe als Regent. Durch den siebenjhrigen Krieg war Preußen erschpft und verdet. Der groe König that alles, um seinem Lande wieder empor zu helfen. Er erlie, soweit es mglich war, auf krzere oder lngere Zeit die Abgaben, verteilte Getreide und gab Pferde fr den Ackerbau her, baute Hunderte von neuen Drfern, lie unfruchtbare Strecken urbar machen und zog der 200 000 steiige Ansiedler ins Land. Namentlich dem Bauernstande suchte der König aufzuhelfen. Die Leibeigenschaft wurde aufgehoben und in das mildere Verhltnis der Gutsunterthnigkeit" umgewandelt. Ferner wurden die Frondienste beschrnkt, und die krperliche Mihandlung der Bauern streng verboten. Auch die Rechtspflege wurde verbessert, und ein neues Gesetzbuch, das preuische A llgem eine Land recht", ausgearbeitet,das jedoch erst nach Friedrichs Tode in Kraft trat. Das Heer wurde bis auf 200000 Mann vermehrt. Auch war der König bemht, die vollste R el i g i o n ss r e i h e i t und Gleichberechtigung der verschiedenen Konfessionen durchzufhren. Es muh," so schrieb er, unter den katholischen und evangelischen Untertanen nicht der allerminbefte Unterschied gemacht werden, sondern selbige mssen ohne Rcksicht auf die Religion auf gleichen unparteiischen Fu behandelt werden." Seine ganz besondere Frsorge wandte Friedrich der Groe der mit so groenmhen undopfern erworbenen Provinz Schlesien zu,die unter seiner weisen Regierung bald zur schnsten Blte gedieh. Ebenso erfreute sich die neugewonnene Provinz Westpreuen seiner besonderen Frsorge. Dieses Land war unter der Polenherrschaft in einen jmmerlichen Zustand geraten. Friedrich sandte sofort eine Menge seiner besten Beamten in die neue Provinz; , Gerichte, Schulen, Postanstalten wurden errichtet, Straen gebaut, die ' ' ' ' / Weichsel mit Oder und Elbe durch einen Kanal verbunden, und fleiige /J Ansiedler ins Land gerufen. Fr sich selbst brauchte der König sehr wenig; seine Lebensweise, seine Kleidung waren hchst einfach. Mein Schatz," sagte er, gehrt nicht mir, sondern dem Staate." Unermdlich war er thtig. Ich bin des Staa-tes erster Diener. Mein Stand verlangt Arbeit und Thtigkeit; mein Geist und mein Leib beugen sich unter ihre Pflicht." Vom frhesten Morgen an war er, zwlf Stunden des Tages, bei der Arbeit, alle Staatsangelegen-heiten ordnend, alle wichtigeren Geschfte selbst leitend. Seine Erholung suchte er in der Musik, in wissenschaftlicher Beschftigung und im Umgange mit geistvollen Mnnern, die er um sich versammelte. Sein Lieblingsitz war das kleine Lustschlo S a nssouci, das er sich bei Potsdam erbaut hatte. Zahlreich und gehaltvoll sind die von ihm verfaten Schriften, smtlich

6. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 130

1895 - Leipzig : Voigtländer
130 frdert, die Rechtspflege verbessert, und ein neues Gesetzbuch, das preuische allgemeine Landrecht", ausgearbeitet (das jedoch erst nach Friedrichs Tode inkrast trat). Das Heer wurde bis auf 200 000 Mann vermehrt. Auch war der König bemht, die vollste Religionsfreiheit und Gleichberech-tigung der verschiedenen Konfessionen durchzufhren. Es mu," so schrieb er, unter den katholischen und evangelischen Untertanen nicht der allerminbeste Unterschieb gemacht roerben, fonbern selbige mssen ohne Rcksicht auf die Religion auf gleichen unparteiischen Fu behandelt roerben." Seine ganz besondere Frsorge wandle Friedrich der Groe der mit so groen Mhen und Opfern erworbenen Provinz Schlesien zu, die unter seiner weisen Regierung bald zur schnsten Blte gedieh. Ebenso erfreute sich die neugewonnene Provinz Westpreuen seiner besonderen Fr-sorge. Dieses Land war unter der Polenherrschaft in einen jmmerlichen Zustand geraten. Friedrich sandte sofort eine Menge seiner besten Beamten in die neue Provinz; Gerichte, Schulen, Postanstalten wurden errichtet, Straen gebaut, die Weichsel mit Oder und Elbe durch einen Kanal ver-bunden, und fleiige Ansiedler ins Land gerufen. Aber alle Teile des Knigreichs erfreuten sich hnlicher Pflege. So lie Friedrich zwei be Sumpfgegenben, den Ober- und den Warthebruch, mit Dmmen umziehen, welche das Wasser ablenkten und 350 000 Morgen Sumpf zum fruchtbarsten Ackerlanb umwandelten. Als der König das fertige Werk besichtigte, sagte er: Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert." Fr sich selbst brauchte der König sehr wenig; seine Lebensweise, seine Kleidung war hchst einfach. Mein Schatz," sagte er, gehrt nicht mir, sondern dem Staate." Unermdlich war er thtig. Ich bindesstaa-tes erster Diener. Mein Stand verlangt Arbeit und Thtigkeit; mein Geist und mein Leib beugen sich unter ihre Pflicht." So sprach und so handelte er. Vom frhesten Morgen an war er, zwlf Stunden des Tages, bei der Arbeit, alle Staatsangelegenheiten ordnend, alle wichtigeren Geschfte selbst leitend. Keinen Tag hat er verloren." Seine Erholung suchte er in der Musik, in wissenschaftlicher Beschftigung und im Umgange mit geist-vollen Mnnern, die er um sich versammelte. Sein Lieblingsitz war das kleine Lustschlo Sanssouci, das er sich bei Potsdam erbaut hatte. Zahlreich und gehaltvoll sind die von ihm verfaten Schriften, smtlich in franzsischer Sprache, die er wegen ihrer Gltte und Anmut der damals noch weniger entwickelten, wenn auch in frischem Aufblhen begriffenen deut-schen Sprache und Dichtung vorzog. Lessings Verdienste wute der Bewunderer Voltaires nicht zu schtzen; die preuischen Dichter Kleist, Ramler, Gleim ic. traten selbst durch ihre begeisterten Loblieder auf des groen Friedrichs Ruhm dem König nicht nher; der Fabeldichter Geliert schien ihm der vernnftigste aller deutschen Gelehrten". Auch das Wesen des christlichen k

7. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 66

1895 - Leipzig : Voigtländer
66 Stadt hat auf der Sdseite eine Wasserleitung, welche den Unrat, der in den Straen aufgehuft ist, hinwegsplt und in verdeckten Kanlen in den Flu fllt. Der Flu tritt von Osten her durch offene, mit Fallgittern und sonstigen Befestigungswerken versehene Mauerbogen in die Stadt ein und bildet 2 Inseln. Rings um die grere her fhrt ein anmutiger, von dichtem Gebsche eingeschlossener, zur Sommerzeit angenehm schattiger Spazierweg. Auf beiden Fluufern ragen Bume und bilden gleichsam eine Sulenhalle. Das Innere der Insel zeigt eine weite, sonnige Flche, auf welcher man Leinwand bleicht, wie solche die deutschen Frauen vielfach verwenden. Man nennt den Platz die Bleiche. Da der Flu zu sommerlichem Bade sich trefflich eignet, so strmt bei Sonnenuntergang eine Menge Khlung suchender Menschen nach dem erwhnten Spazierwege. Nachdem der Flu unter 12 hlzernen und steinernen Brcken, durch unzhlige Mhlrder gestrmt und endlich unter 2 stattlichen, mit eisernen Fallgittern bewehrten Mauerbogen hervor ins Freie getreten ist, besplt er drauen einen beraus anmutigen, ffentlichen Platz, den man Hallerwiese nennt. Hier versammeln sich am Sonntag die Jugend und Leute jeden Alters wie auf einer allgemeinen Schaubhne. Die Jnglinge erproben im Ringkampfe, im Steinstoen, Speerkampfe, Lanzenwurfe und in anderen bungen ihre Krperkraft und ernten bald den Beifall der zuschauenden Menge, bald mssen sie ihr Gelchter hin-nehmen. Die Stadt umschlieen Papier-, Getreide- und Schneidemhlen, auch solche, in denen Erz geformt wird, sowie Werksttten fr mancherlei Metallarbeiten. Im Norden, Westen und Osten der Stadt breiten sich Grten aus mit mancherlei Frchten, Blumen, Krutern, fremdlndischen Bumen, Gemsen u. dgl. Die Pltze der Stadt sind weit und sauber, die Straen mit sehr harten Steinen gepflastert. 120 ffentliche Brunnen und 23 Leitungen mit Springbrunnen find wegen Feuersgefahr und zum ntigen Ge-brauche an passenden Stellen angelegt. Die ffentlichen wie die Privathuser sind kost-bar gebaut. der dem viereckigen Unterbau erhebt sich der Giebel in Dreieckform. Die Dcher sind mit roten Doppelziegeln gedeckt. Die Wnde fast aller Gebude bestehen aus Werkstcken und sind mit Stuckarbeit berzogen. Die weiten, von Sulen eingefaten Fenster sind mit reichem Eisenwerke vergittert und mit rundlichen Glasscheiben geschlossen. Vor den Fenstern grnen und duften in Tpfen zahlreiche Blumen und fremdlndische Kruter." (Konr. Geltes.)*) Immer trauriger gestaltete sich die Lage des Bauernstandes, den die hheren Stnde immer mehr zu dem Zustande der Leibeigenschaft herab-zudrcken strebten. Gegen Ende des Mittelalters bildeten sich daher Ver-schwrungen unter den Bauern; so: der arme Konrad" (wohl von: Wir haben kon Rat", d. i. keinen Rat) und der Bundschuh" (d. i. Bauern-schuh), welcher auf seiner Fahne den Spruch fhrte: Wir mgen von Pfaffen und Adel nicht genesen". Diese Geheimbnde der Bauern waren die Vorlufer des Bauernkriegs. 4. Stellung der Frauen. Auch jetzt, als mit dem Sinken des Ritter-tums der Schimmer des idealen Frauendienstes schwand, behauptete die Frau noch ihre ehrenvolle Stellung. Doch wurden von dem allgemeinen Versall der Zucht und Sitte, von der zunehmenden ppigkeit und Genusucht auch die *) Entnommen aus Blume, Quellenstze.

8. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 41

1891 - Leipzig : Voigtländer
41 konnten. Da wurde der vom Streite der Parteien tief zerrttete Staat gerettet durch 3. die Gesetzgebung des Solon 594. Solon war aus dem 594 Geschlechte des Kodrus und zeichnete sich durch eine so hohe und vielseitige Bildung aus, da er zu den sieben Weisen der Griechen gezhlt wurde. Durch Reisen war er mit den Staats-einrichtungen anderer Völker bekannt geworden; um sein Vaterland hatte er sich durch die Wiedereroberung der Insel Salamis verdient gemacht. Nachdem er als Archon das Vertrauen des Volkes durch Erleichterung der Schuldenlast desselben gewonnen und dadurch den inneren Frieden hergestellt hatte, wurde er zum Ordner der Ver-fassung und zum Gesetzgeber" ernannt. Er teilte die Brger nach dem Ertrage ihres Grundbesitzes in vier Klassen. Der ersten Klasse gehrten die reichsten Brger an. Sie hatten dem Staate das meiste zu leisten, konnten aber auch allein zu den Stellen der neun Archonten gewhlt werden, und wenn sie dieses Amt tadel-los verwaltet hatten, so traten sie in den Areopg, den hchsten Gerichtshof, ein. Aus den Brgern der drei obersten Klassen wurde die B u l e, ein Rat von 400 Mitgliedern, gewhlt. An der Volks -Versammlung dagegen konnten die Brger aller vier Klassen teilnehmen. Sie entschied die wichtigsten Staatsangelegenheiten: stimmte der Gesetze, der Krieg und Frieden ab und hatte die Beamten zu whlen. Auer dieser Staatsverfassung gab Solon noch viele andere wohlthtige Gesetze. Insbesondere war er auch auf eine sorgfltige Erziehung der Jugend bedacht, welche in Athen weit umfassender war, als in Sparta. Denn sie beschrnkte sich dort nicht, wie bei den Spartanern, auf die Leibes und Waffenbungen der ffentlichen Ringpltze; auch der Geist der athenischen Knaben und Jnglinge wurde in allerlei edler Wissenschaft und Kunst, nament-lich auch in der Musik, gebt und ausgebildet. 4. Pisistrtus und seine Shne. Noch bei Solons Lebzeiten entstanden in Athen zwischen der Partei der Vornehmen und der des niederen Volkes neue heftige Kmpfe. Diese wute der Fhrer der Volkspartei, Pisistrtus, schlau zu benutzen, um sich zum Allein-Herrscher (Tyrannen) emporzuschwingen 560. Er wurde zwar 560 zweimal wieder vertrieben: zuletzt aber behauptete er die Herrschast bis zu seinem Tode. Er verschnerte die Stadt Athen durch Bauten und frderte den Wohlstand und die geistige Bildung des Volkes. Sein Sohn Hippias folgte ihm und herrschte anfnglich milde, wie sein Vater. Als aber sein jngerer Bruder Hipparchus bei

9. Das Altertum - S. 38

1907 - Leipzig : Voigtländer
Grundsätze (Einteilung und Rechte der Bürger Ziel Leben der Bürger Erziehung 38 Geschichte der Griechen. besaß er einen gerechten und mutigen Sinn und warme Vaterlandsliebe. Um feine Heimat machte er sich zuerst durch die Wiedereroberung der Insel Stilamis verdient. 594 zum Hrchonten gewählt, hob er die Schuld-Knechtschaft auf und erleichterte die Rückzahlung des geliehenen Geldes durch (Einführung leichterer Münze (73 alte = 100 neuen Drachmen; die Drachme = 80 pfg.). Vertrauensvoll ernannte man ihn nun zum „Ordner der Verfassung und Gesetzgeber". a) Solons Verfassung bemaß nach dem Besitze der Bürger ihre staatlichen pflichten und Hechte: wer höhere Einkünfte hatte, der mußte in Frieden und Krieg dem Staate mehr leisten, erhielt aber auch größeren Hriteil an der Staatsverwaltung. So verteilte Solon die staatlichen pflichten und Rechte auf die vorhandenen vier Klassen der Grundbesitzer: Die Bürger der ersten, reichsten Klasse hatten dem Staate am meisten zu leisten; aber sie allein konnten auch zu Hrchonten gewählt werden, hatten sie dies Hmt getreulich verwaltet, so traten sie in den H r e o p a g ein, den höchsten Gerichtshof, der nicht nur allein die wichtigsten Rechtsfälle zu entscheiden, sondern auch Religion, Sitten und Jugenderziehung zu überwachen hatte. Die Bürger der drei obersten Klassen dursten in die Bule gewählt werden, einen Rat von 400 tltitglieöern von minöestens 30 Jahren; ihm war die Vorberatung der Gesetze und die Hufsicht über die Verwaltung anvertraut. Die Bürger aller vier Klassen nahmen an der Volksversammlung teil, wo über die Hnträge der Bule beraten und abgestimmt rouröe. Huch in das Volksgericht konnten sie gewählt rveröen. Hußer Den „vollbürgern" gab es in Hthen noch zugezogene Fremöe und Sklaven. Die Hremöen waren persönlich frei, öoch ohne politische Rechte; die Sklaven gehörten Den einzelnen Herren (nicht wie in Sparta dem Staate) und touröen milöe behanöelt. b) Das Leben der Hthener suchte Solons Gesetzgebung zu einem tätigen, sittlichen, dem Staate geweihten zu gestalten. Die Bürger sollten lebendigen Hnteil am Staatsleben nehmen; doch wurden sie nicht dem Familienleben entzogen. Landbau, Gewerbe und Handel galten als ehrenhafte Beschäftigungen; nur Müßiggang war schimpflich. Unwürdige verloren das Bürgerrecht. Die (Erziehung der Jugend wurde vom Staate überwacht, aber nicht aus den Händen der (Eltern genommen. Die Knaben blieben bis zum siebenten Jahre unter Hufsicht der Ittutter ; öann besuchten sie die Schulen. Sie rvuröen öort in körperlichen Übungen unterwiesen; sie lernten schreiben, lasen die Dichter, besonöers Homer, er-

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 119

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 119 - 53. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. 1. Friedrich Wilhelm I. (1713—1740). Ruf den ersten preußischen König Friedrich 1. folgte dessen Sohn Zricdrichwilhclm I. Seine Thronbesteigung führte eine gewaltige Umwandlung am preußischen Hose herbei. So prunkliebend der Vater gewesen war, so einfach und sparsam war der Sohn. Sofort entfernte er allen überflüssigen Aufwand und beschränkte die Hofhaltung auf das Notwendigste. Diele Hofbeamte wurden entlassen; von hundert Kammer Herren behielt er nur acht, wer bei Hofe blieb, mußte sich eine bedeutende Verringerung des Gehaltes gefallen lassen. Des Königs eigne Lebensweise war die eines schlichten Bürgers; seine Mahlzeiten bestanden aus Hausmannskost. Für höfische Bildung und feine Lebensart, wie sie seine (Eltern liebten, hatte er keinen Sinn. Derb und rauh, suchte er seine (Erholung in dem sogenannten Tabakskollegium, einer von ihm ausgesuchten Gesellschaft von Offizieren. Jeder der Anwesenden mußte rauchen ober doch eine pfeife im Munde haben. Dabei wurde über Politik und Solbatcn gesprochen, aber bei einem Kruge Bier auch mancher derbe Scherz gemacht, Am Hofe und im Lande verlangte der König Zucht und Sitte. (Er hatte ein unerschütterliches vertrauen zu (Bott. Jeden Tag hielt er Hausandacht, jeden Sonntag ging er mit den Seinen zur Kirche und verlangte das auch von seinen Beamten und Offizieren. Rls kerndeutscher Mann haßte er die Nachahmung französischen Wesens. Niemand in Berlin durfte nach französischer Mode gekleidet gehen. (Ruf unserm Bilde V mag wohl das in deutscher Tracht in die französisch aufgeputzte Gesellschaft tretende (Ehepaar dem strengen König bereits gehorcht haben.) Tief beklagte er, daß französische Sitte und Unsitte an so viele deutsche Höfe gedrungen war. 3n seinem Lande, gelobte er sich, sollten deutsche Zucht und deutsche Ehrbarkeit wieder zu (Ehren kommen. Und der König besaß die Festigkeit und Rücksichtslosigkeit, um seinem willen Geltung zu verschaffen. 2. Des Königs Landesverwaltung. Sobald der König die Hofhaltung nach seinem Sinne umgestaltet hatte, ging er an eine durchgreifende Umgestaltung der Landesverwaltung. (Er sah alles und kümmerte sich um alles. (Er sorgte für die Bauern und verteidigte ihre Hechte gegen die adligen Gutsbesitzer. (Er hatte ein herz für bic hanbwerker und bestimmte, wie bic Lehrlinge auszubilben und zu behanbeln seien. (Er ließ Fabriken bauen und verbot die (Einfuhr fretnber Ware, damit das Geld im Lande bleibe. Die Bürger Berlins
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