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1. Bd. 2 - S. 263

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
§ 2. Die folgenden Fränkischen Kaiser. 263 stellte sich aber gleich — auf die Seite von Heinrichs Feinden. Denn er war diesem gram, weil er mit dem päpstlichen Banne belegte Räthe noch hei sich behalten und erledigte Stifter eigenmächtig besetzt hatte. Was muß Heinrich erfahren! Er empfängt Befe hl von Rom, er solle bei Strafe des Bannes am 22. Febr. 1076 vor dem Statthalter Christi dort selbst erscheinen, um sich wegen der ihm schnldgegebenen Ver- brechen zu verantworten. So etwas war freilich bisher noch nicht erhört wor- den! Dessen hatte sich Heinrich nicht im Geringsten ver- sehen! Er erstaunt und ergrimmt. Und eingedenk dessen, daß sein Vater Päpste ab- und eingesetzt habe, beruft er sogleich ein Concil »ach Worms, und läßt hier den Papst, w e l ch er e i n e n si t t e u r e i n e n W a n d e l f ü h r t e, wegen erdichteter Schandthaten fur unwürdig erklären, »och ferner den Stuhl Petri einzunehmen. Den Be- schluß der Kirchenversammlung schickt er ihm mit einem Briefe, welcher so anhebt: „Heinrich, nicht durch Gewalt, sondern nach Gottes frommer Regierung König, an Hilde- brand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch" — l>nd so endet: „Du mit Fluch Behafteter, steig herab von dem angemaßten apostolischen Stuhle, steig herab, steig herab!" Als der Papst diese Schriften empfangen und gelesen hatte, hielt er auch eine Synode, zu Rom, und sprach auf derselben feierlichst — „im Namen des allmächtigen Gottes und daß alle Völker wissen und erkennen, daß Petrus der Fels sei," — d e n Bann über Heinrich aus, wobei er namentlich alle seine Vasallen und Unterthanen vom Eide der Treue losband. Eine Menge päpstlicher Legaten mußte Deutschland durch- ziehen, überall den Bann verkündigen und Geistliche und Laien, Hohe und Niedere, ermahnen, dem Gebannten jeglichen Gehorsam und Dienst zu versagen. Der leichtsinnige Heinrich wollte sich Anfangs über die Sache leicht hinwegsetze», aber bald vergieng ihm der

2. Bd. 2 - S. 269

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
§2. Die noch folgenden fränkischen Kaiser. 269 betete bei seinem Ende: „Herr, gedenke mein nach deiner Barmherzigkeit; Herr, sei mir Sünder gnädig!" Hildebrand aber weiß Angesichts des Richterstuhles der Ewigkeit nur von seiner Gerechtigkeitsliebe und seinem Sündenhaß zu reden. Wir meinen aufrichtig, er hätte besser gethan, mit seinen sterbenden Lippen zu sagen: „Ich habe Christi Wort: Mein Reich ist nicht von dieser Welt! zu Boden getreten, darum sterbe ich billig in der Verbannung; der Herr gebe mich nur nicht in die ewige Verbannung, er sei mir Sünder gnädig!" Ucbrigens brachte sein Tod dem Kaiser keinen sonder- lichen Vortheil, und dieser lebte, freilich auch nicht un- billig, in Kampf, Noth und Jammer bis zu seinem Ende. Denn Hildebrands Partei wählte einen andern Papst an dessen Stelle, welcher über Heinrichs Papst die Oberband gewann und nicht nur den Bannfluch über ihn erneuerte, iondern auch fortwährend und mit traurigem Erfolge die deutschen Fürsten und sogar seine cigncnkinder gegen ihn aufwiegelte. Nachdem er noch zwei aufgetretene Gegenköuige bekämpft hatte, empörte sich zuerst sein alter Sohn Konrad, der bisher standhaft für den Vater ge- stritten, zu seinem tiefen Schmerze wider ihn! Doch dieser unterlag und Gottes Aun riß ihn in der Blüthe seiner Jahre hin, 1103. Dann stand aber auch, vom Papste dazu eingesegnet, sein süngrer Sohn Heinrich gegen ihn auf, den er hatte zu seinem Nachfolger auf dem Throne wählen und von dem er sich noch besonders unverbrüch- liche Anhänglichkeit und Unterwürfigkeit hatte zuschwören lassen. Auch seine Vasallen wiederholten ihre Treulosig- keit; die meisten verließen ihn und traten zu dein rebelli- schen Sohne über; und der arme Vater irrte eine Zeit lang hilflos im Reich umher. Indessen gewährten ihm die rheinischen Städte abermals eine freundliche Aufnahme, und durch ihren Bei- stand sammelt er ein Heer, mit welchem er sein Kaiser- rechl behaupten will. Nun fürchtet sich der böse Sohn und sucht durch schändliche Arglist zu erreichen, was viel«

3. Bd. 2 - S. 314

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
314 Viii. Das Papstthum. Regenten, daß sie ihn' mit ihren Reichen als ihren Ober- lehcnsherrn erkennen und ihm zum Zeichen ihrer Lehens« untergebenheit einen jährlichen Zins entrichten sollten. Dann begehrte er überhaupt unbedingten Gehorsam von ihnen und allen für alle seine Befehle, als ob der Herr Christus selbst redete, in allen Stücken. Und die Zeit sprach Ja und Amen dazu; die Masse der Chri- stenheit jener Jahrhunderte wußte es einmal nicht anders, als daß der Papst zu solch einem höchsten Gebieter von Gott gesetzt sei. Darum fügte man sich ihm allgemein, und die sich ihm nicht fügen wollten, konnten doch für die Länge nicht widerstreben. König Sancho I. von Portugal mußte ihm den verweigerten Lehenzins zahle». Den mächtigen König Philipp August von Frankreich s s. vor. §) zwingt er, seine verstoßene Gattin Jngeborg seine dänische Prinzessin) wieder anzunehmen. Hingegen muß auf seinen Befehl König Alfons von Leon (in Spanien) seine Ehe wegen zu naher Verwandtschaft mit seiner Frau wieder auflösen. König Peter Ii. von Aragonien (auch in Spanien) und König Kalojohannes von Bul- garien empfange» ihre Kronen ans seiner Hand. In Ungarn und Norwegen entscheidet er den Streit verschiedener Kronwerber. Den König Johann von England belegt er wegen Widersetzlichkeit bei einer Bischofswahl mit dem Banne und das ganze Land mit dem entsetzlichen Interdicte, wo nicht nur allerwärts kein Gottesdienst gehalten werden durfte, sondern Kreuze und Bilder bedeckt auf dem Boden lagen, die Leichen außer- halb des Kirchhofs eingescharrt wurden rc. Johann, als Schwächling von seinem Volke im Stich gelassen, mußte sein Reich förmlich an den Papst abtreten, und nahm es nur als ein Gnadengeschenk und Lehen vom Papste zurück. So beugte man sich dem Machtgebote dieses Jnno- cenz allenthalben; nur in Deutschland fand es größern und hartnäckigern Widerstand.

4. Bd. 2 - S. 360

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
360 Viii Das Papstthum. messe, der Priester hielt sie auch für Verstorbene, welche i» dem erdichteten Fegfeuer fei» und kraft des vom Priester für sie gebrachten Opfers eher herauskommen sollten. Diese falsche Messe für Lebende »nd Todte war jetzt schon der Mittelpunkt des Gottesdienstes geworden. Beim Abendmahl hatte sich ferner der Irrthum der B ro d v er w a n dl n n g ftranssiibstanliation) festge- setzt, so daß die geweihte Hostie selbst der Herr Christus sein und bleiben mußte und man sie also anbetete. Man schuf der-Abgötterei ein eignes Fest, dasfrohn- leichnamsfest, 1264. Auch wurde jetzt den Laien der Kelch im Abendmahl entzogen, wie wenn nur die Priester würdig waren, es unter beiden Gestalten zu genießen. Die abgöttische Verehrung d er H e i l i g en wurde in dieser Periode ausschweifend. Maria hieß „die Himmelskönigin". War es auch noch kein kirchliches Dogma (Glaubenssatz), so glaubten doch die Meisten schon, Maria sei bereits auf Erden ganz sündlos ge- wesen, so daß sie die Erlösung ihres göttlichen Sohnes nicht bedurft hätte; Bernhard von Clairvaux widersetzte sich zwar solcher Meinung zu Schmach dem Verdienste Cbristi, allein hier galt sein Ansehen wunig. Alle Hei- ligen hatten jedenfalls mehr Gutes gethan, als sie zu thun schuldig gewesen, darum konnte man „ans dem überfließenden Schatz ihrer guten. Werke" für sich selber schöpfen. Man rief sie auch unaufhörlich um ihre Fürbitte bei Gott an und kannte nicht mehr den rech- ten Fürsprecher beim Vater (1 Joh. 2, 1.). Ja man betete ohne weiteres um ihre Hilfe in allerlei Nöthen, wie um die Gottes. Durch die Krenzzüge war das Abendland mit Reliquien überschwemmt worden, mit denen der einträglichste Handel getrieben wurde. Irgend ein als heiliges Ueberbleibsel bezeichnetes altes Holz, Bein rc. ward, ohne viel nach der Aechtheit zu fragen, um theures Geld gekauft und als Hort des Hauses oder der ganzen Stadt bewahrt und verehret. Seltsame

5. Bd. 2 - S. 398

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
398 lx. Zeit des sinkenden Papstthums. gleichung mit Johann Xxii., der ja doch der Papst blei- den tollte. Allein dieser wies, wie es freilich nach den Vorgängen in Italien gar nicht anders zu erwarten stand, alle seine demüthigen Anträge schroff zurück. Zwar starb Johann 1334 und ein friedliebender Mann, Be- nedict Xii., folgte ihm; aber gegen Ludwig durfte er keine» Friedensgedanken Raum geben, denn das litt sein Herr und Meister, der französische König, nicht. Ludwig sandte dem Papste ein Sündenbekenntniß und Gehor- samsgelöbniß zu, erhielt aber nur diese Antwort: wenn er der Milde und Erbarmung des apostolischen Stuhls genießen wolle, so solle er zuvor seine Krone nie- derlegen, die er ohne päpstliche Genehmigung trage. Doch da mußten nun alle nickt Stockblinden deut- lich sehen, worauf gezielt werde, daß das deutsche K a iser th u m zu Schanden gemacht und D eu tsch- land unter Frankreich geknechtet werden solle, und da erhob sich jetzt das ganze Reich mit lauter Stimme wider solcheschnödigkeit, und die Kurfürsten traten zu dem berühmte» K urverein z u Rense (am Rheine), 1338, zusammen, allwo beschlossen wurde, „daß der recht- mäßig gewählte deutsche Kaiser seine Macht von Gott habe und der päpstlichen B e st ä t i g u n g gar nicht bedürfe." Dieser Beschluß wurde auf einem nachfolgenden Reichstage a ls R e i ch s gr u n dgese tz auf- gestellt. Somit war denn auch das deutsche Kaiserthum, so wie schon vorher das französische Königthum (tz 4), von der römischen Hierarchie unabhängig erklärt worden. Wie hätte Ludwig von dieser Erhebung der Deutschen ermnthigt werden können! Aber bald stellte sich wieder sein Klcinmuth ein, und in der Verzagtheit seines Herzens handelte er merkwürdig verkehrt und sehr ärger- lich. Er wollte jetzt den französischen König, seinen und Deutschlands Erbfeind, zu seinen Gunsten stim- men, um durch diesen des Papstes Gnade und Los- sprechung vom Banne zu erlangen, und verließ zu dem Ende ein mit England gegen Frankreich nicht lange zu-

6. Bd. 2 - S. 401

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
§ 6. Die Luxemburger. 401 Biele rechte Buße gethan, wer weiß es? Aber ganze Schnüren durchzogen die Länder mit Geißeln — die sogenannten Geißler oder Flagellanten — und hiebe» sich einander, daß das Blut von ihnen strömte, um durch solche Buße Gottes Erbarmung zu erringen und sich auf die Zukunft des Herrn würdig vorzubereiten. Auf einmal hieß es, „die Juden hätten alle Brun- nen vergiftet, daher komme das Sterben." Da fiel der Pöbel und die Geißelbrüderschaft voran allenthalben über Israels unglückliche Kinder her. In Mainz wurden t 2,000 gemordet, in Lübeck 9000, in Erfurt 6000 u. s. f. In Straßburg wurden 900 Juden auf Einem großen Holzstöße verbrannt! tz 6. Tie Luxemburger. Das päpstliche Schisma. Nach Ludwigs des Bayern Abscheiden konnte sein Nebenbuhler Karl emporkommen, so daß nun wieder ein Luxemburger (Heinrichs Vii. Enkel, s. S. 392) den deutschen Thron einnahm. Die mächtige Bayerische Partei wollte ihn zwar Anfangs nicht anerkennen, übergab viel- mehr das Scepter an den Grafen Günther von Schwarzburg; aber da bot der schlaue Karl unver- sehens der Tochter des rheinischen Pfalzgrafen Ruprecht (aus dem Bayerischen Hause) seine Hand zur Ehe, womit er das ganze Wittelsbach auf seine Seite zog. Günther, ein wackerer Degen, halte wohl um die Kaiserkrone seines Armes Kraft versucht, allein er wurde plötzlich krank zum Tode; damit nun wenigstens die Seinen etwas von sei- ner Erhöhung zu genießen hätten, trat er Karin seine Ansprüche um 20,000 Mark Silber ab und — starb. Karl Iv. (1347 — 1378) war ein stndirter Mann, welcher wie einst Friedrich Ii. sechs Sprachen redete, und ein gewandter Mann, der sich überaus geschickt wenden und winden konnte, ein sch la «gen klug er 17 **

7. Bd. 2 - S. 404

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
404 Ix. Zeit des finkenden Papstthums. sich dieser nun aber zu streng erwies, so wichen die fran- zösischen Kardinäle von ihm und wählten einen Fran- zosen, Clemens Vii., zum Gegenpapste, mit dem sie ans und davon nach dem lustigen Avignon zogen. Das geschah noch kurz vor Kaiser Karls Tode, 1378. Und so hatte denn die Kirche zwei Päpste und die hatte sie geraume Zeit nacheinander fort; denn als Urban in Rom starb, folgte ihm dort ein Andrer, und als Clemens in Avignon starb, folgte ihm dort auch ei» Anderer. Das heißt man das große päpstliche Schisma oder die große Spaltung des Papst- thums. Wir können uns den unsäglichen Jammerzu- stand der Kirche dabei einstweilen denken, müssen hier aber davon abbrechen. Karls Nachfahrer im Kaiserthume, wie auch Erbe des Königreichs Böhmen war sein ältester Sohn Wenzeslav oder kurz: Wenzel. Ein launenhafter, jähzorniger, trunksüchtiger, wollüstiger, grausamer Mensch, ein wahrer Schimpf für den deutschen Thron ( 1378— 1400). Er sorgte um das Reich uvch viel weniger alö weiland sein Vater; er ließ alles gehen, wie es gieng. Da nahm denn das Händel- und Fehdewesen allerwärts wieder furchtbar überhand; das Faust recht in seiner ganzen Rohheit und Abscheulichkeit kam wieder hoch empor. Bei der allgemeinen Unsicherheit schlossen sich die Gleichen desto mehr und enger zusammen, um sich durch vereinte Kraft gegenseitig Schutz und Hilfe zu schaffen. Schon früher waren Städtebündnisse entstanden, um sich der Angriffe von Seite des niedern und höhern Adels zu erwehren; diese befestigten und vergrößerten sich jetzt. Der wichtigste Städtebund, welcher eben jetzt seine größte Ausdehnung und Stärke gewann, ist die norddeutsche Hansa, von welcher wir nachher be- sonders reden wollen. Nach ihr ist der Schwäbische Städte b und merkenswerth, der sich zuerst unter Karl Iv. zusammenthat, unter Wenzels Regierung oder eigentlich Nichtregierung aber durch den Beitritt vieler

8. Bd. 2 - S. 406

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
406 Ix. Zeit des sinkenden Papstthums. andrer Manu! Wohlan, steht tapfer! Sehet, die Feinde fliehen!" Und mit gewaltigem Zorn und Ungestüm dringt er in die Feinde, und sie fliehen. Damals erran- gen die stolzen Herren einen großen Sieg über die stol- zen Bürger. Diesen Ereignissen schaute Kaiser Wenzel von Böh- men ans ganz gleichgültig zu, führte unterdessen dort ein rohes wüstes Leben und tyrannisirte das Land auf eine unerhörte Weise. Er war stets von einem Scharf- richter begleitet, den er „seinen Gevatter" nannte und durch den er häufig mißfälligen Personen ohne wei- ters den Kopf abschlagen ließ. Auch umgab ihn stets eine Koppel großer Hunde, die er bei Gelegenheit ans die Leute hetzte und die so wild wurden, daß einer da- von seine eigne Gemahlin Johanna erwürgte. Die ärg- sten Frevel ließ er ungeahndet verüben, wenn sie ihm nichts schadeten oder gar Gewinn bringen konnten. Bei einem Bolksanfstande gegen die Juden wurden 3000 derselben erschlagen; er meinte, sie hättens wohlverdient, und zog vergnügt ihr Geld ein, fünf Tonnen Goldes. Um seines Nutzens willen erlaubte er sich selbst unge- scheut jede Gewaltthätigkeit. Er forderte z. E. von den böhmischen Edelleuten die ihnen verpfändeten und noch nicht eingelösten Krvngüter zurück. Da stand ein schwar- zes Zelt und ein rothes; in dem schwarzen saß er und ließ jeden Edelmann einzeln vor sich kommen und fragte ihn, ob er die Güter zurückgeben wolle; weigerte sich derselbe, so wurde er ins rothe Zelt geführt, da war sein Gevatter mit dem breiten Schwerte und köpfte ihn; nachdem dieß etlichen geschehen war, thaten die übrigen, was Wenzel wollte. Besonders aufsäßig war er der Geistlichkeit, die er bei jeder Gelegenheit verspottete und vielfach quälte. Einst hatte sich der Prager Erzbischof vor seinem Zorne geflüchtet; da ließ er für ihn zwei seiner Geistlichen fol- tern. wobei er sie selbst mit der Fackel brannte, und den einen von ihnen, den erzbischöflichen Vikar Johann

9. Bd. 2 - S. 375

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
§ 2. Rudolf von Habsburg. 375 Nachfolger ernennen möchte. Allein die Fürsten, denen die Habsburgische Macht schon viel zu hoch gestiegen schien und welche Albrechts gewaltthätiges Wesen fürch- teten, verstanden sich nicht dazu. Das kränkte den alten Kaiser sehr, meinte, er hab's anders nm's Reich ver- dient. So reist er von Frankfurt weg den Rhein hin- auf, matten Herzens und Leibes. Bei Straßburg wird er ernstlich krank; da spricht er: „Wohlauf gen Speier, wo ein Theil meiner Vorgänger ruht, die auch die Krone getragen!" Aber schon in Germers heim ergreift den 73jährigen Greis der Tod, 1291. Man schaffte den Leichnam nach Speier und setzte ihn im dortigen Dome unter großer Wehklage des Volks neben den andern Kaisern an seinen Ruheplatz. Ein altes Geschichtsbuch sagt von ihm: „Er was (war) der beste Urlugs-(Kriegs-) mann siner Zyt. Er was der tyrest Mann, der Richters Amt je gewann. Man kann das nit alles beschryben, wie der selig König Rudolf was fromm und tugendhaft und fast von jedermänniglich ward beklaget." Er war um seiner Kraft willen gefürchtet, doch wegen seiner Menschenfreundlichkeit noch mehr geliebt. Seine Redlichkeit wurde sprichwörtlich; von Einem, der mit Falschheit umgieng und Winkelzuge machte, pflegte mau zu sagen: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" Von seiner guten Laune, die ihn zum Manne des Volks machte, noch ein paar Anekdoten: Er hatte eine große Nase. In der Reichsstadt Eßlingen rief ein Mulhwilliger auö dem Volke gegen den Kaiser hin: „Hei, was für eine große Nase; man kann ja nicht vor ihr durchkommen!" Rudolf drehte gleich das Gesicht zur Seite und sprach: „Nun, guter Gesell, wirst du vorbei- können!" — Zu Mainz gieng er eines kalten Morgens, schmucklos wie er war, in ein Bäckerhaus und wärmte sich am Backofen. Die Bäckersfrau hält ihn für einen der vielen unverschämten Landsknechte (Söldner) und be- gießt ihn unter Schimpsreden mit Wasser. Er läßt sich's

10. Bd. 2 - S. 421

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
L2t 8 13. Der zweite Mongolensturm. Und es waren tigerwilde, entsetzliche Menschen, die, wo sie hinkamen, alles verwüsteten und vernichteten, wie ein rasender Orkan alles zerbricht und wegfegt. Tamer- lan selbst aber mag doch immer der tigerhafteste, grau- samste und gräßlichste von allen gewesen sein. Wie er Tausende und Hunderttausende von Menschen auch außer der Schlacht niedermetzeln ließ, davon will ich nicht weiter reden, so machte es Dschingischan ja auch schon; aber ein paar Exempel seiner eigenthümlichen Bar- barei will ich noch anführen: Einmal ließ er 4000 Ar- menische Reiter lebendig begraben, ein andermal 2000 lebendige Perser mit Lehm und Kalk zu Thürmen aufbauen; nach der Erstürmung von Bag- dad mußte ans seinen Befehl eine S iegs p y ra m id e von 90,000 Menschenköpfen aufgerichtet werden. Nach seiner Residenz Samarkand wurden die Güter und Schatze aller durchranbten Länder geschleppt, und Reichthum, Glanz und Pracht dieser Stadt war damals unbeschreiblich. Auch viele Gelehrte hatte er dort um sich versammelt, denn er wollte auch ein gebilde- ter Mann sein. Er starb, der gräuliche Barbar, 3. 1405, eben da er im 70. Lebensjahre auf neue Eroberungen auszuziehen gedachte. Unter seinen 36 Söhnen und Enkeln löste sich sein ungeheures Reich eben so schnell auf, als es entstanden war.
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