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1. Die Außenländer Europa's und die übrigen Welttheile - S. 642

1869 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh. [u.a.]
642 Mittelamerika. auffallendsten ist die O rgel-Cactus, die auf einem dicken unförmlichen kaum 4-6' hohen Stamme viele hundert aufrecht stehende vielkantige Säulen aller Größen, in der Mitte am höchsten, nach Außen niedriger, tragt. Berge sind oft mit Tausenden dieser Säulenorgeln bedeckt. Eine andere Gattung treibt 30—40' hohe, mit starken Stacheln bewehrte einzelne Säulen gleich versteinerten Basalten. Wiederum stehen die Opuntien (indische Feigen) in ge- schlosseueu Gruppen zusammen gedrängt, während die Cereen gleich dem Gewürme am Boden kriechen, oder sich rankenartig an Baumstämmen und Felsblöcken fest- klammern. An andern Orten ist der Boden mit kleinen sehr stacheligen Mamillarien warzenartig übersäet, oder starren kugelförmige, melonenförmige Melocacten von Faustgröße bis Mannshöhe mit steifen oder hakenförmigen Stacheln umher. Dazwischen stehen gewaltige Aloebüsche oder dicke Auccabäume mit der steifen Blätterkrone, und machen die grauen Felsmassen vulkanischen Gesteins noch öder. Je und je bilden dornige Mimosen den arm- seligen Baumwuchs der Höhen, reich an hellem Gummi, das im Frühlinge die Bäume wie mit Thautropfen über- deckt. Oder treten Wachholder, Cypressen rc. hinzu. In der trockenen Jahreszeit, wenn auf den Hoch- steppen Meilen weit keine Spur von Wasser zu finden ist, und alles Gras verdorrt,' löschen die Rinder und Pferde an den Cactus ihren Durst. Jene mit den Hörnern, diese mit den Hufen, entfernen Stacheln und Wolle auf den Kopsen der dicken Stachelcactus, und bei- ßen das saftige Fleisch an, so daß in dem kleinen Becken über Nacht sich ein klarer Saft sammelt, den sie jeden Morgen wochenlang holen. Für den Menschen dienen die jungen Blätter der Opuntien als Gemüse, die safti- gen Früchte als Obst; ihr Saft wird zu Syrup einge- dickt oder als Wein benützt, und getrocknet sind sie Feigen ähnlich. Weiter reicht die Agave (Maguey) aus dem fleischigen Herz der Blumenknospe Monate hin- durch ein weinartiges Getränke, „Pulque," das vom

2. Die Außenländer Europa's und die übrigen Welttheile - S. 263

1869 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh. [u.a.]
Südrußlaud. 263 der Fata morgana (von denen sich jedoch kein Thier täu- schen läßt — sie riechen das Wasser), und noch häufiger von Heuschreckenschwärmen heimgesucht. Nur fließen die von der Karpathisch-Ural'schen Landhöhe herabströmenden, von dem Erdboden schwarzen, reißenden Gewässer in engen Schluchten zum Schwarzen und Asowsschen Meere, weil die Steppe um etwa 160' über denselben erhöht liegt und also durchweg mit einem Steilufer zu denselben abfällt. In diesen Schluchten liegen die Dörfer; auf der Steppe dagegen eine Menge Grabhügel der Mongo- len, die die Hirten aufgraben. Auf der Steppe ist von Gewächsen nichts zu sehen, als „Trawa" und „Burian." Trawa nennen nämlich die Hirten den Rasen, und was den waidenden Heerden zur Nahrung dient; nach den Schneeschmelzen Ein jchwar- zer Brei, wandelt sich die Steppe in Einen Blumenflor. Burian dagegen sind alle struppigen, hohen, harten, rauhen und saftlosen Gewächse, das Unkraut; vor allen die „Windhexe." deren verdorrte Samenkapseln in zahlloser Menge über die Steppe hingefegt werden, dann riesen- hafte Stechapfel, Bilsenkraut, Brennnesseln und Disteln rc. Hier wächst nämlich anstatt des Brennholzes riesenhaftes Distelgestrüpp, statt der Obstbäume Schlehendorne und Hollundersträucher, statt des Bauholzes Schilf in ganzen Waldungen längs der Flußufer. Bäume können wegen des fatalen porösen Kalkuntergrnndes, wohl auch vor der Gewalt der Stürme und Heuschrecken, sowie wegen der langen Sommerdürre, und wegen des dichten Graswuchses, nicht aufkommen. An den Uferhängen z. B. der schmalen langen Mündungsbusen (Liman), die in Süd-R. alle Flüsse zum Meere bilden, wächst oft wilder Wein, und nur 80' höher, auf der Steppe selbst, kommt die Tanne nicht ohne Schutz fort. In den Schluchten um die Dörfer her ist der einzige Anbau der ganzen Steppe. (Man wird sie aber nicht gewahr, bis man an ihren Rand tritt, und Winters werden sie völlig mit Schnee zugeweht; nur durch eine Schaar Windmühlen am Höhenrande sind sie

3. Lesebuch der Erdkunde - S. 60

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
60 Einleitung. B. Die hauptfächlichsten Bodengeftalten der Erdoberfläche. dern stärkende Bergluft, in deren frischem Bade die ganze Lebensthätigkeit freier wird; das Jauchzen der Sennhirten und die Glocken des weidenden Viehes tönen durch die Lüfte, und Alpenhütten schützen vor den drohenden Wettern. Diese Bergweiden, die eine Region von etwa 800 m von den Grenzen des ewigen Schnees hinabwärts bis Zur Baumgrenze einnehmen, sind es, die in der Schweiz Alpen, im deutschen Hochgebirge Almen, genannt werden, und das Gebiet der Alpenwirtschaft ausmachen. Sie sind ein kostbarer und sehr gesuchter Teil des schweizerischen und deutschen Hochgebirgsbodens und nehmen in manchen Bezirken des Hochgebirgs einen großen Teil der Bodenfläche ein, im Kanton Grau- bünden sogar die Hälfte, 70 Geviertmeilen oder 3600 qkm. § 56. Die Vegetation dieser A l p e n r e g i o n besteht aus ganz niedrigen, kaum zollhohen Kräutchen, die wegen der beschränkten Vegetationsdauer in dem kurzen Sommer kaum die Blüten entwickeln, geschweige die Sämlein zur Reife bringen, aber mit ausdauernden (pereunirenden) Wurzeln begabt sind, aus deren Stöcken sie jedes Jahr neu hervorsprossen. Es sind die Geschlechter der kleinen, niedlichen, rasenbildenden, gewürzhaften, und in der reinen durchsichtigen Luft mit hochfarbigen Blumen geschmückten Alpenpflanzen, auf denen wunderbar glänzende Schmetterlinge umherflattern: Speik, Enzian, Steinbrech, Ranunkel, Primel, Ver- gißmeinnicht, Alpenglöckchen (Soldanella), Schafgarbe, Steinklee, Eisenkraut (Verbeua), Heidelbeere u. s. w., besonders die schöne Alpenrose, die oft ganze Abhänge mit ihrem Purpur bedeckt. — Auf den höheren Bergtriften haben die Kräuter ein dürres, mageres, braungelbes Ansehen, aber dennoch gewähren sie wegen ihrer aromatischen Bestandteile eine vortreffliche Weide und bessere Milch als jene auf den niedrigeren Alpen. Letztere gewinnen jedoch schon hier und da das Ansehen einer Matte (Wiese), besonders wenn ein Abhang sich der Mittagsonne zukehrt; doch üppig wie in den Thälern erscheinen sie nie, weil zu häufig das Gestein durchschimmert. Merkwürdig ist, wie schnell nach dem Verschwinden des Schnees die Alpenkräuter emporsprießen, es geschieht in wenigen Tagen; schon unter der Schneedecke grünen sie, und die reiche Befeuchtung, der Sonnenbrand und die feine Luft treiben sie bei heiterer Witterung bald zur Blüte. Die Alpenvegetation nun ist dem Alpenbewohner von dem größten Werte zum Sümmern des zahlreichen Viehes, die niedrigeren Alpentriften selbst zur Ge- wiunung von Heu, da die engen Thäler nur sehr wenig Wiesenflächen darbieten. Denn in dem Besitze von Vieh besteht, beim Mangel an Getreideland, sein ganzer Reichtuni. Vorzugsweise treibt er Kühe und juuges Rindvieh, weniger Ochsen, eine bedeutende Anzahl von Schafen und Ziegen, auch Pferde und Schweine auf die Alpen, wo sie die 4 Sommermonate verbleiben. Mit Rindvieh, Schafen und Schweinen wird Handel getrieben, oft in sehr entfernte Gegenden; die Kühe und Ziegen benützt man zur Gewinnung von Käse, der beinahe in die ganze Welt geht, — der beste kommt aus dem Emmenthal und Simmenthal im Kanton Bern; weniger wird die Milch auf Butter verwendet, die nicht so großen Vorteil gewährt, außer in den österreichischen und steyrischen Alpen. — Die meisten Bergweiden ge- hören einer Gemeinde gemeinschaftlich, viele sind jedoch auch Privateigentum, und meist ein teures Besitztum. § 57. Die Alpen Wirtschaft beginnt im Juni oder Ende Mai, und dauert bis Ende September. Gegen das Ende des Frühlings, wenn dort oben der Schnee fort ist, ge- schieht fast eine allgemeine Auswanderung auf die Berge, und das fröhliche Hirtenleben kehrt

4. Lesebuch der Erdkunde - S. 558

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
558 Xviii. Das Kaisertum Rußland. 1 Mill. eigentliche Tataren, 757000 Baschkiren, 130000 Meschtscherjäken, 126000 Tept- jären, 570000 Tschuwaschen, 159000 Kirgisen. Endlich. 83 000 Kalmücken. Die letzteren sind Buddhisten (also Heiden), die Tataren meist Mohammedaner, mit Ausnahme der größtenteils christlichen Tschuwaschen. Ferner ist zu bemerken, daß die eigentlichen Tataren außerdem nur noch in den Gouvernements Nischegorod, Tambow und Taurieu sich in größerer Anzahl finden, während die übrigen tatarischen Völker ausschließlich auf die vor- hin genannten Wohnsitze beschränkt sind, bloß mit Ausnahme vou 25000 Kalmücken, die zum Donschen Gebiet gehören, und 7000 Meschtscherjäken in Tambow. Nomaden sind außer den Kirgisen und Kalmücken nur wenige Baschkiren und die Tatareu der uogaischeu Steppe (an der Mündung des Dnjepr). Katharina Ii. hat unter diese noch halbwilden Völker deutsche Kolon ieen ver- pflanzt (seit 1763), wohl 110 an der Zahl mit 170000 Süddeutschen (um Sarätow, @.545), ' die bald die Strömung der russischen Einwanderung nach sich zogen. § 483. Wir kommen an Süd-Rußland, welches die den Türken und den Tataren im 18. und 19. Jahrhundert abgenommenen Gebietsteile umfaßt, sowie Bessarabien und die Krim. Es ist hauptsächlich das Gebiet der Step Penregion, die wir im allgemeinen schon kennen (s. S. 524 f.), und die teils Grassteppen, teils Sand- und Salzsteppen (von der Krim bis zum Uralfluß) umfaßt. Sie ist wie die ungarische Tiefebene nur von Herden bevölkert und häufig von Heu- schrecken heimgesucht. Auch die Fata morgana zeigt sich, von der sich jedoch die Tiere nicht täuscheu lassen, denn sie riechen das Wasser. Hier fließen die von der Karpatisch- Uralschen Landhöhe herabströmenden, von dem Erdboden schwarzen, reißenden Gewässer in engen S ch l u ch t e u zum Schwarzen und Asowschen Meere, weil die Steppe nm etwa 50 m über denselben erhöht liegt und also durchweg mit einem Steilufer zu denselben abfällt. Ju dieseu Schluchten liegen die Dörfer; man wird sie aber nicht gewahr, bis man an ihren Rand tritt, und Winters werden sie völlig mit Schnee zugeweht; nur durch eine Schar Windmühlen am Höhenrande sind sie kenntlich. Auf der Steppe selbst liegen eine Menge Grabhügel der Mongolen, welche die Hirten ausgraben. Dagegen ist von Gewächsen fast nichts zu sehen, als „Buriau". So heißen alle struppigen, hohen, harten, rauhen und saftlosen Gewächse, das Unkraut; vor allen die „Windhexe", zusammengeballte Klumpen von Stengeln und Samenkapseln, die in zahl- loser Menge über die Steppe hingesegt werden, dann riesenhafte Stechapfel, Bilsenkraut, Breuuesselu und Disteln k. Hier wächst nämlich anstatt des Brennholzes riesenhaftes Distelgestrüpp, statt der Obstbäume Schleheudorue und Hollnnderfträucher, statt des Bau- Holzes Schilf in ganzen Waldungen längs der Flußufer. An den Uferhängen z. B. der schmalen langen Mündungsbusen (Liman), die in Süd-Rußland alle Flüsse bilden, wächst oft wilder Weiu, und nur 26 m höher, auf der Steppe selbst, kommt die Tanne nicht ohne Schutz fort. In den Schluchten nm die Dörfer her ist der einzige Anbau der ganzen Steppe. Da findest du die M e l o n e n g ä r t e n der Kleinrussen, die „Baschtans", wo Ar- bnsen, Melonen, Kürbisse aller Art, Gurken, Knoblanch und Zwiebeln, ungeheure Sou- uenblnmen, spanischer Pfeffer, rote Rüben, Rettige, Paradiesäpfel, türkische Hirse und Mais, ohue weitere Mühe gepflanzt werden, als daß man sie bewässert und vor den in der Steppe ungemein häufigen Zieselmäusen mit Fallen verwahrt. (Im Herbst sind die Gärten dieser Sommergewächse wieder Viehweiden.) Die A r b n s e n, Wassermelonen, scheinen ganz besonders für die dürre Steppe erschaffen, denn sie geraten vorzugsweise in trockenem Boden, und ziehen gerade in den dürrsten Sommern ihre süßesten und er- frifchendsten Säfte zusammen, um bei dem gänzlichen Mangel an Brunnen die Stelle der Wasserquelleu zu vertreten. Bei jeder Mahlzeit steht statt der Wasserflasche eine Arbuse auf dem Tisch, in senkrechte Schnitze zerschnitten, davon jeder nach Bedürfnis nimmt. Im Munde zerschmilzt sie ganz und gar zu einem rahmartigen, erquickenden Safte. Selbst für den Winter werden sie, in Thon gehüllt, im Keller aufbewahrt. Eine andere große Rolle spielt der Schilf, außer dem Dorngebüsch wilder Birn- und Apfelbäume das einzige massenhafte Gewächs der Schluchten von Waffer- und Sumpf- vögeln belebt. Alle Dächer, die Zäune der Gärten, ja oft die Wände der Wohnungen

5. Lesebuch der Erdkunde - S. 111

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Baden. Die Rheinebene. Iii Ivürttembergischen Grenze der weithinschauende Heiligenberg (730 m hoch, mit einem Schlosse), und weiter ostwärts der Gehrenberg (760 m hoch) sich auszeichnet. § 107. 4. Die Badische Rheinebene ist uns schon bekannt (§ 17 f.) mit ihrer weiten Erstreckung von Basel bis Mainz und ihrer Begrenzung durch 2 gleichartige Gebirge, ebenso ihr Strom (§ 65) mit seinen Zuflüssen aus dem Schwarzwalde, ihr fruchtbarer Boden, mit Waldungen und kleinen Sandsteppen und Sumpfstrecken; dann ihre Hauptstädte von Freiburg bis Mannheim und ihr großer Verkehr, ihre Hauptstraße längs des Gebirgszuges und die quer durchziehende, südeuropäische Westoststraße von Paris nach Wien, auch das merkwürdige, Plutonische, reizend geformte und wie ein Lustgarten bewachsene, kleine Massengebirge des Kaiserstuhls zwischen Freiburg und dem Rhein (§ 30). Die Erhebung der Rheinebene über das Meer beträgt bei Basel 248 m, bei Mannheim 88 m. Daher ist sie überall so mild, daß nicht nur die unteren Abhänge des Schwarzwalds mit Reben bepflanzt sind, und um Müllheim oben der edle „Markgräfler" und weiter unten der burgunderartige „Affenthaler" wächst, sondern auch edle Kastanien noch bei Durlach gedeihen und weiter unten in der „Pfälzer" Ebene sehr guter Tabak gebaut wird, der neuerer Zeit den Reichtum der Pfalz aus- macht. Auch der Rhein-Hanf ist berühmt und von weit her gesucht. — Die Ebeue ist übrigens, namentlich zwischen den vom Schwarzwalde herabströmenden Flüssen, von niederen Landrücken durchzogen. Die Ufer des Rheins mußten fast überall durch Dämme gegen Uberschwemm- ungen geschützt werden; .übrigens ist die vielgekrümmte Strecke zwischen Baden und Rheinbayern in mehr geraden Lauf gebracht („rektifiziert") worden, was nun auch zwischen Baden und Elsaß geschehen soll — eine schwierige Arbeit bei dem uuaus- hörlicheu Wechsel der Strömung und der unregelmäßigen Gewalt der einströmenden Bergflüsse. Auch die Grenzberichtigung war längs der Strecke der vielarmigen Strömung schwierig genug. Erst von da an, wo die Gebirge aufhören ihn zu be- gleiten, und somit keine wilden Gewässer mit Geröll- und Sandmassen mehr ein- strömen, die sein Bette an immer neuen Strecken füllen,, hören auch die vielen Arme auf; nur Schlangenläufe kommen noch vor. Interessant ist die Arbeit des Stromes und der Pflanzenwelt an den hereingeschwemmten Geröllbänken im Strombette, ihre wechselseitige langsame oder ungestüme Gewalt gegeneinander und wieder ihre gegen- seitige Hilfeleistung. Sobald die Geröllablagerung beinahe den Wasserspiegel er- reicht, so vermindert sich begreiflich die Strömung darüber, das ruhigere Wafser setzt feineren Saud und Erde ab, welche die Geröllbank bald bedecken und ihre Ober- fläche endlich in festeren Schlammboden verwandeln. Nun siedeln sich die lieblichen Tamarisken (ein hellgrüner, feinblättriger, rötlich blühender Strauch) in Gesellschaft des Schilfrohrs, der Bruchweide und des Schaftheues an, und sobald der Boden durch deren kriechende Wurzel durchflochteu ist, dann auch der Sauddorn (Hippophae), tote die Tamariske in Samen aus dem Hochgebirge herabgeführt. Durch festes Wurzelwerk geschützt, erhebt sich jetzt ein Heer von Weiden, denen der schwellende Strom nicht mehr leicht den Boden abgewinnt. Vielmehr erhöht er ihn bei jedem Hochwasser durch neuen Sand und Schlamm und verstärkt ihn durch das losge- rissene Ufergesträuch und Wurzelwerk, so daß sich der ganze Werder mit schönem Grün überzieht, auf dem nun Erlen, Espen und schmucke Silberpappeln kräftig in die Höhe wachsen.

6. Lesebuch der Erdkunde - S. 553

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Nowaza Semlza. 553 Ganz unwirtlich ist es vollends auf der ostwärts gelegenen Küste des Eis- meeres, Von der Halbinsel Kanin bis zur Waigatz-Jnsel. Wir kennen schon die Tundra (finnisch Tnntnr, d. h. Flechtensteppe), wo das über dem ewig gefrorenen Boden aufgetaute Sumpfland entweder mit einem dichten Filz von Laubmoosen, oder mit dürrer fast schneeweißer Decke der hohen Renntierflechte überzogen ist, und nur an den Wiesenufern der Flüsse kleine Sträuchlein und allerlei Beerenpflanzen mit der unabsehbaren höckerigen Moorwüste wechseln. Hier reist man auch Sommers auf der festen Eisunterlage der Moräste anf Schlitten. Es ist das alte Bjärmaland (Permien), von S a m o j e d e n, auch Syrjäueu, und nicht wenigen Russen dünn bewohnt. Nowaja Semlja (b. h. Neuland), von Massen schwimmender Elsberge umlagert, die größte der Eismeerinseln, ist eine 1700 Q.-M. oder 92 000 qkm große Doppelinsel durch eine Meerenge, die karische Pforte, von der felsigen, feuchten 5ig. 171. Jn Sicht von Nowaja Semlja. und uuwirtbareu Waigatz-Jnsel (der Fortsetzung des nordischen Ural) getrennt. Schon ihre Gestade sind abschreckend: im O. furchtbar steile Felswände von schwarzem Thonschiefer, dessen Kern Angitporphyr bildet, mit Schneemaffen bedeckt. Jin Innern steigen sie zu 1220 m Höhe auf in furchtbarer Großartigkeit. Weiter nach N. nehmen sie wieder ab, und mit Gletschern gefüllte Thäler öffnen sich nach der Küste. Felsboden überall; eine Nacktheit und Öde, gegenüber von welcher die Tundra noch einen Reichtum von Vegetation hat. Doch aus'' den Felsspalten schauen Moose und Flechten hervor, und aus dem Moose hie und da ein Pflänzchen, Wollgras, im Sommer- monat auch ein Blümchen, da wo das kalte Schneewasser nicht hinkommt. Der Sommer entwickelt jedoch nicht mehr Wärme, als im mittleren Frankreich der Januar, uuerachtet die Sonne 2\ Monate nicht untergeht: denn nur wie eine feurige kraftlose Kugel bewegt sie sich rings am Horizont herum. Und doch hat auch dieses Unland seinen Süden: da kommen sogar holzige Gewächse vor, 4—5" hohe Zwergweiden mit zwei grünen und zwei abgestorbenen Blättcheu und vielleicht einem Kätzchen; aber mit holzigem Stengel unter der Erde, in dem in 21[2' Tiefe ewig gefrorenen Boden wohl 12' lang wagerecht fort-

7. Lesebuch der Erdkunde - S. 796

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
796 Iv. Die Republik Mexiko. mit kurzem Grase. Den herrlichsten Gegensatz aber mit den oft so öden Ebenen des Hochlandes bilden in Höhen von 700 —1400 m die prachtvollen immergrünen Wäl- der mit einer unendlichen Fülle tropischen Pflanzenwuchses. In dieser Region entladen sich nämlich am häufigsten die Wolken, welche die Passatwinde gegen das Hochgebirge treiben, das ganze Jahr hindurch, und starker Tau erfrischt allnächtlich die Gewächse. Auf den bis 2300 m erhobenen Hochflächen herrscht Wassermangel; doch haben sich da in Masse fleischige saftreiche Gewächse angesiedelt, die, zumal in der trockenen Jahreszeit, Menschen und Tieren eine Quelle des Lebens werden. Es sind die seltsamen Kaktus-, Aloe- und N n k k a-Gattungen, welche diese dürren Höhen zu ihrer Heimat gewählt haben. Alle Berge und Felsmassen starren von stacheligen Kakteen der wunder- lichsten Formen, während die Baufelder allenthalben, samt Wegen und Wohnungen, von mächtigen Aloe- oder Agavehecken eingefaßt sind. Jedoch nur aus dürrem Boden; wo es feucht wird, verschwinden sie. Hier treibt der Säulenkaktus seine vielkantigen Sänlen bis zur Höhe vou 16 m, oder stehen die Opuntien (indische Feigen) in geschlossenen Grnp- Pen zusammengedrängt, während an andern Orten der Boden mit kleinen sehr stacheligen Mamillarien warzenartig übersäet ist oder den kugelförmigen Melonenkaktus trägt, der Mannshöhe erreicht. Dazwischen stehen gewaltige Aloebüsche oder dicke Inkkabäume mit der steifen Blätterkrone, und machen die grauen Felsmasseu vulkanischen Gesteins noch öder. Je und je bilden dornige Mimosen den armseligen Baumwuchs der Höhen, reich an hellem Gummi, das im Frühlinge die Bäume wie mit Tautropfen überdeckt. In der trockenen Jahreszeit, wenn auf den Hochsteppen meilenweit keine Spur von Wasser zu fiudeu ist, und alles Gras verdorrt, löschen die Rinder und Pferde an den Kaktuffeu ihren Durst. Jene entfernen mit den Hörnern, diese mit den Hufen die Stacheln und Wolle auf den Köpfen der dicken Stachelkaktusse und beißen das saftige Fleisch an, so daß in dem kleinen Becken über Nacht sich ein klarer Saft sammelt, den sie jeden Morgen wochenlang holen. Für den Menschen dienen die jungen Blätter der Opuntien als Gemüse, die saftigen Früchte als Obst; ihr Saft wird zu Syrup eingedickt oder als Wein benützt, und getrocknet sind sie Feigen ähnlich. Weiter reicht die Agave (Magney) aus dem fleischigen Herz der Blumenknospe Monate Hindurch ein weinartiges Getränke, „Pulque", das vom Lande in die Städte gebracht wird; sie gewährt auch in ihrer starken Blattsaser den einzigen Stoff für Stricke und Faden. Ja, in den eigentlichen Agave- steppen lebt der Ureinwohner fast ganz von dieser Pflanze: von den hohen trockenen Blüte- schäften baut er seine Hütte, mit den Blättern, ziegelartig mit Dornen festgesteckt, bedacht er sie, die dürren Blätter sind sein Brennstoff, er trinkt, ißt, kleidet sich von diesem Ge- wüchse. — Aus diesen pflanzenarmen Steppen sind infolge starker Erwärmung der unteren Luftschichten durch die kahlen, oft weißen Gebirgsabhänge Luftspiegelungen häufig, die ein Bild des blauen Himmels über dem Boden zurückwerfen und Seen her- zaubern, in denen sich Bäume und weidende Tiere verkehrt abspiegeln. — Vom März bis Juni, wo auf den Hochebenen die trockene Hitze am stärksten ist und die Bäume dürre dastehen, der Himmel vom Höhenrauch erbleicht, stellen sich senkrechte Luftströme ein, die Gras und dürres Laub oft in große Höhen hinaufführen. — Die Gebirge dagegen sind häufig mit Waldung bedeckt. Namentlich, wo es quarzhaltigeu Boden hat, besitzt Mexiko eine reiche Flora mannigfaltiger Nadelhölzer, unter denen die Monteznma-Fichte bis 3000 m Berghöhe aufsteigt. § 623. Das mexikanische Volk, an und für sich indolent und ohne viele Be- dürfnisse, zudem seit der spanischen Eroberung (1519—1821) planmäßig unter- drückt , verfiel in die stumpfeste Thatlosigkeit. Überdies gehörte der Boden nur wenigen Großbesitzern, hauptsächlich aus dem Adel und den Mönchsorden, denen Millionen indianischer Proletarier auf ihren Hacienden als Taglöhner in ranchos (Farms) dienten, ohne Hoffnung, je einen Fuß breit Landes ihr Eigentum nennen zu dürfen. Unter der despotischen Kolonialherrschaft durfte das Land keine andern Erzeugnisse verbrauchen, als die des Mutterlandes, und weder Ölbäume noch Weinstöcke, weder Hanf noch Flachs pflanzen, auch kein Fremder es betreten. Der Handel war Sache der Regie- rnng: alljährlich ging eine einzige königliche Galeone von Acapnlco nach Manila, holte

8. Lesebuch der Erdkunde - S. 744

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
744 Vi. Südafrika. die Herren des Stromes. Von seinen Nebenflüssen kennen wir schon den Baal (sprich Fa). Die Gegend der Vereinigung dieses Flusses, den man auch als den zweiten Quell- flnß bezeichnen kann, hat in den letzten Jahrzehnten durch den Fuud der zahlreichsten und größten Diamanten besondere Anziehungskraft bekommen und die englische Regierung veranlaßt, dieses „W e st g r i q u a l a u d" sich anzueignen. Kimberley ist Hauptstadt. Ähnlich sind die vielen Flüsse, die von den Gebirgen nach dem Oranje oder dem Meere eilen, so lange sie Wasser haben, oft aber liegen sie völlig trocken. Das Hochland im S. des Oranje ist die höchste Terrasse des Kaplandes, 16—1800 m hoch, fast durchaus dieselben öden und dürren, wasserlosen und men- schenleeren Einöden roten Sandbodens (Flats), wie die im N. des Stromes, von den Herdentieren und den Namaqnas im W. oder Buschmännern durchirrt, zum Teil aber völlig Wüste. Auf dieser Terrasse zieht sich ein 30 M. langer, 3 M. breiter Strich von kahlen Hügeln hin, die, obgleich unwirtlich scheinend und der Hitze wie Kälte ausgesetzt, doch manche Wasser- und grasreiche Plätze haben, die Karreeberge. Im S. und £. steigt hinter ihr mit großem südlichen Bogen eine ca. 150 M. lange Reihe von Gebirgen auf, die sich während des Winters mit Schnee bedecken: die R o g g e v e l d-, N i e n w e v e l d-, Winter-, Schnee- berge, diese mit dem 2591 m hohen Kompaßberg; von hier läuft ein Zug nach Osten, um in britisch Kaffraria im großen Winterberg noch 2360 m zu er- reichen , ein anderer unter dem Namen Zunre- (saure) und Stormberge nach N. an die Drachen- oder Kathlambaberge sich anschließend. Jenseits derselben (West- und südwärts) steigt man zu der zweiten Ter- raffe nieder, der ca. 1000 m hohen Großen Karru (hart), einer ca. 1500 Q.-M., 80 000 qkm großen Steppe aus rotem Thon, 60—80 M. lang, 12 — 15 M. breit. Auch sie wird im W., S. und O. mit nieist zwei Ketten von Gebirgen umwallt, zwischen denen eine 40 — 60 km breite, etwa 500 m hohe Vorterrasse der Karru Platz hat. Die äußere, der Küste zugekehrte Kette, ist durchschnittlich 1000 m hoch, der höchste Punkt 1524 m. Zur inneren Kette gehören im Westen die Ceder- und B o k k e v e l d b e r g e u. s. w., im S. die Witte- und Z w a r t e- (schwar- zen) Berge. Letztere pflegt man gewöhnlich allein zu nennen. Sie sind 12—1800 m hoch, der höchste Berg in den kleinen Zwartebergen, Seven Weeks Port 2325 m. Ihre Gipfel sind durch die winterlichen Regengüsse in vielfache Zacken gerissen, und ihre Abhänge starren in der trostlosen Dürre, die in allen trockenen Klimaten die Sand- steingebirge bezeichnet. Nur wenige spaltenähnliche Qnerthäler, Klooss (Klüfte) genannt, deren Boden wirres Steingerölle bedeckt, durchschneiden diese Ketten und erschweren den Verkehr mit dem inneren Lande außerordentlich. Doch führt jetzt sogar ein Schienen- sträng durch die Zout-Kloof in den Zwarte-Bergen und über die Karru nach Beaufort am Südfuß der Nieuweveld-Berge. — Der rote Karrn-Thon liegt jedoch nicht tief auf dem Ursels des Kaplaudes auf; daher dorrt im Sommer die Soune den Karruboden fast zur „Härte" eiues Ziegelsteins aus, worin aller Pflanzenwuchs erstirbt. Sobald aber die Regen der kühleren Jahreszeit kommen und das Erdreich auflockern, ist in wenigen Tagen die ganze Steppe mit dem schönsten Grün überzogen. Wieder einige Tage und tausend und aber tausend Blumenkelche brechen aus; so weit das Auge reicht, Ein Blu- menmeer. Blütentrauben, Büschel, Köpfchen und Glöckchen der schönsten Pflanzengattungen und Farbeu, vornehmlich eine Fülle von Liliengewächsen, die wir in unfern Blumengärten und Zimmertöpsen ziehen, Amaryllis, Jxia, Calla, die aus tief verborgenen Zwiebeln schnell emporwachsen, auch Pelargonien, Heliotrop n. a.; und der herrlichste Wohlgeruch erfüllt die Luft. Und nun steigen auch ganze Herden der Steppentiere — Antilopen, Zebras — von den umgebenden Höhen herab, und die Kolonisten kommen mit ihren Rinder- und Schafherden auf die herrliche Weide. Allein das paradiesische Leben währt nicht lange, kaum vier Wochen. Sobald die Sonne höher steigt, welkt und verdorrt Alles.
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