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Nun regierte dieses Weib von 1762—1796 mit Kraft und Glanz, ihren
Nachbarn furchtbar durch Waffen und Ränke. 3n jeder Beziehung schritt sie
auf der Bahn Peters des Großen fort; dieser hatte der Geistlichkeit schon die
meiste Macht genommen, indem er sich selbst zum Kirchenhaupte machte, Ka-
tharina nahm ihr vollends den letzten Rest. Wie Peter ließ sie Canäle und
Straßen bauen und förderte Fabrikation und Handel auf jede Weise; zu 200
neuen Städten wurde der Raum ausgesteckt und manche wirklich gebaut. Nur
für die leibeigenen Bauern geschah nichts, weil sie den Adel fürchtete, der ihr
durch eine solche Neuerung Todfeind geworden wäre.
1768 sing sie mit den Türken Krieg an; ihr Feldherr Romanzow be-
siegte die Türken in zwei blutigen Schlachten und drang bis an die Donau vor.
Zu gleicher Zeit schickte sie durch die Meerenge von Gibraltar eine Flotte in das
ägeische Meer und ließ die Griechen zur Freiheit aufrufen. Bei Skio wurde
die türkische Flotte angegriffen und geschlagen und den 16. Juli 1770 in der
Bai von Tschesme verbrannt. Die Türken vertheidigten sich aber überall sehr
tapfer und verkauften jeden Fußbreit Landes nur mit Blutströmen. Dieses und
der Zustand von Polen bewog sie zum Frieden von Kutschuk Kainardsche 1774,
in welchem die Türken Asow und die Halbinsel Krjsim abtreten mußten; die
Griechen wurden ihnen aber Preis gegeben, und die Barbaren fielen mit solcher
Wuth über sie her, daß einzelne Theile, wie z. B. die Halbinsel Morea, fast
ganz entvölkert wurden.
Dissidenten und Konfoderirte in Polen.
Erste Theilung.
Polen, das Katharina zur Beute ausersehen hatte, war schon seit langer
Zeit dem Verderben entgegengereift, und hier war es der Avel, welcher die
Schuld auf sich lud. Diese Herren hatten auf ihren Gütern Tausende und
Hunderttansende von Leibeigenen, welche ihnen den Acker bauten; andere wei-
deten ihnen Heerden von Rossen, Rindern und Schafen; sie selbst aber praßten
bei Gelagen oder reisten im Auslande umher. In den wenigen Städten konnte
der Bürgerstand nicht aufkommcn, daher hatte Polen auch keinen Gewerbfleiß
und blieb ein armes Land. Der Adel wählte den König, dem er alle Macht
entrissen und nur den Namen gelassen hatte. Die höchste Gewalt war bei dem
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Peter Romanzow Kutschuk_Kainardsche Katharina
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Eilstes Kapitel.
Die Gothen und Hunnen.
Die Völkerwanderung. (Tchlacht bei Adrianopel 348.)
Nun wälzte sich auf das Römerreich ein Völkerschwarm aus dem
fernsten Asien, als ob der europäische Norden nicht schon Schwärme
genug gegen die südlichen Länder ausgesandt hätte. Aus dem asiatischen
Nordosten , vom Amur her, zog ein Theil der Hunnen oder Hiongnu,
von den Chinesen bedrängt , gegen den Ural und das kaspische Meer,
unterwegs anwachsend wie die Lawine. Am Ural trafen sie auf die
Alanen, schlugen sie und zogen sie an sich. Weiter westwärts drän-
gend, stießen sie auf die Ostgothen, deren Reich vom balthischen Meere
bis an die Donau reichte. Auch diese konnten nicht widerstehen; ihr
l lojähriger König (Hermanarich) stürzte sich in sein Schwert, und sein
Nachfolger Withimer fiel im Kampfe; auch die Westgothen unter Atha-
narich mußten weichen. Ein Theil der Nation entfloh in die Carpa-
then, die Westgothen aber unter ihrem Fürsten Fritigern zogen gegen
die Donau, um durch sie geschützt auf römischem Boden sich anzu-
siedeln. So schickten sie Boten zu Valens, welche demüthig um die
Erlaubniß Paten, daß die Westgothen mit Weib und Kind über die
Donau setzen dürfen. Es verfolge sie ein wildes Volk, die Hunnen;
sie seien häßlich von Gestalt, Pfeilschützen auf schnellen Rossen, un-
zählbar und unwiderstehlich. Sie erboten sich die Donau zu vertheidi-
gen, wenn ihnen das verwüstete Thracien und Mösien eingeräumt werde.
Valens willigte ein, und 200,000 streitbare Männer übersetzten die
Donau auf Flößen. Nun aber benahmen sich die römischen Statthalter
ebenso unklug als treulos. Die Gothen hatten ihr Vieh eingebüßt und
litten großen Mangel; die Römer verkauften nun Brod, Fleisch (Hunde-
fleisch) um ungeheure Preise, und wollten endlich Fritigern ermorden.
Da ergriffen die Gothen die Waffen und verwüsteten Thracien und Ma-
cedonien. Den 9. August 378 wurde Valens selbst bei Adrianopel
geschlagen; er floh verwundet in eine Hütte und wurde mit ihr ver-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Asien Donau Donau Donau Donau