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46. Die Zerstörung Jerusalems. Der verfall
des römischen Reiches.
1. Die Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.). Nach Neros Tode kam ein guter Kaiser auf den Thron, De jpafiänus. Der war ein tüchtiger Feldherr gewesen und war bei Neros Tode in einem Kriege gegen die Juden begriffen. Das jüdische Volk hatte sich gegen die harte Herrschaft der Römer empört, und ein mörderischer Kampf war ausgebrochen, ctls nun Defpafianus Kaiser wurde, überliefe er die Fortführung des Krieges seinem Lohne Titus. Dieser erschien mit einem starken Heere in Palästina und belagerte Jerusalem. (Eine Zahllose Menge Volkes aus allen Teilen des Landes, anderthalb tttillion Menschen, hatten sich in dieser Stadt zusammengedrängt. Um so furchtbarer wurde das Elend, das jetzt über sie kam. wütende Parteikämpfe brachen unter den Juden selbst aus, und das Blut von Tausenden wurde durch ihre eignen Brüder vergossen. Bald fehlte es an Lebensrnitteln, denn die Römer hatten alle Zufuhr abgeschnitten. Da entstand eine entsetzliche Hungersnot. Für ein Matz Weizen oder Gerste gab man sein ganzes vermögen hin. Gierig verschluckte der hungrige die rohen Körner sogleich, damit nicht ein anderer sie ihm entreiße. Keine Bande des Blutes und der Freundschaft wurden mehr geachtet. Väter sahen ihre Kinder, Kinder ihre (Eltern verschmachten; ein Bruder erschlug den andern, um ihm einen Bissen Brotes zu nehmen. 3n die Häuser brachen bewaffnete Rotten ein und raubten die letzten Vorräte, wie bleiche Schatten schwankten die hungernden umher, das £eder der Schuhe, der Schilde, der Gürtel verschlingend. Mit dem Hunger wüteten die schlimmsten Seuchen; alle Häuser und Strafeen lagen voller Toten, oder die Leichen wurden über die Stadtmauer ge* Dorfen. (Endlich, nach langen heifeen Kämpfen drangen die Römer in die Stadt ein. Titus wollte den prächtigen Tempel schonen, aber sein Befehl wurde nicht beachtet; die erbitterten römischen Krieger warfen Seuer hinein, und in wenigen Stunden war das Gotteshaus in einen Sichenhausen verwandelt. Unzähiigemenschen fielen durch das Schwert, pudere wurden von den Mauern hinabgestürzt oder fanden ihren Tod ln den Flammen. Endlich ging die ganze Stadt in Feuer auf, und was n°ch an Mauern stehen geblieben war, wurde eingerissen und der (Erde 9leich gemacht (70 n. Chr.). Kein Stein blieb auf dem andern. Mehr Q*S eine Million Juden war in dem entsetzlichen Kampfe umgekommen, Qn hunderttausend wurden gefangen weggeführt. Der jüdische Staat
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Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Binsen geflochtene Wulst um den Kopf gelegt habe, damit mir Die entsetzliche Last nicht das Gehirn eindrückt." Atlas ließ sich betören und nahm das Himmelsgewölbe wieder auf seine Schultern. Da las Herkules die goldenen Äpfel vom Boden auf und eilte von dannen.
12. Cerberus. Die zwölfte Arbeit des Herkules war die allerschwerste. Eurystheus verlangte, er solle Cerberus, den dreiköpfigen Höllenhund, aus der Unterwelt herausschaffen. Dieser Hund war ein grauenerregendes Ungeheuer. Statt der Haare bedeckten ihn zischende Schlangen, aus dem Rachen träufelte giftiger Geifer, und der Schwanz war der eines Drachen. Um in das Schattenreich zu gelangen, wanderte Herkules zuerst nach dem Vorgebirge, das im Süden Griechenlands in das Meer hinausragt. Dort befand sich der Eingang zur Unterwelt. Herkules stieg die tiefe, finstere Höhle hinab und kam vor Pluto, den Gott der Unterwelt. Der erlaubte ihm, den Hund mitzunehmen, wenn er sich feiner bemächtigen könne, ohne Waffen zu gebrauchen. So ging Herkules, nur mit dem Panzer und der Löwenhaut bedeckt, dem Untier zu Leibe. Ein Dumpfes, unheimliches Bellen empfing ihn; aber Herkules achtete nicht daraus, nahm die Köpfe des Hundes zwischen die Beine, umschlang den Hals mit den Annen, hielt den Nacken unbeweglich fest und schnürte ihn, bis das Tier allen Widerstand ausgab. Glücklich kam er mit seiner Beute auf die Oberwelt. Da entsetzte sich der Höllenhund über das ungewohnte Tageslicht, so daß er Geiser spie; davon wuchs der giftige Eisenhut aus dem Bodeu hervor. Herkules aber trug Cerberus sofort vor Eurpstheus. Der geriet wieder in gewaltigen Schrecken und fand nicht eher Ruhe, bis der Held das Wundertier in seine unterirdische Behausung zurückgebracht hatte.
13. Tod des Herkules. Die lange harte Dienstzeit des Herkules war vollendet. Er verließ seinen Peiniger Eurystheus und führte hinfort ein freies Wanderleben, noch reich an Kämpfen und kühnen Taten. Einst kam er, von seiner Gattin begleitet, an einen reißenden Strom, wo der Centaur N e s s us wohnte. Dieser erbot sich, die Frau auf den Rücken zu nehmen und mit ihr über den Fluß zu schwimmen. Das ward ihm leicht, da er unten ein Pferd mit vier Füßen, oben ein Mensch mit zwei Armen war. Aber als der Centaur mit dem Weibe das andere User erreicht hatte, wollte er sie entführen. Herkules hörte ihr Geschrei, spannte rasch seinen Bogen und schoß einen Pfeil über den Strom, der dem Centauren mitten durch die Brust drang. Dieser fühlte den Tod nahen. Um sich zu rächen, fing er das Der Wunde
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und der Löwenhaut bedeckt, dem Untier zu leibe. Ein dumpfes, unheimliches Bellen empfing ihn; aber Herkules achtete nicht darauf, nahm plötzlich die Köpfe des Hundes zwischen die Beine, umschlang den Hals mit den Armen, hielt den Nacken unbeweglich fest und schnürte ihn so lange, bis das Tier allen Widerstand aufgab. Glücklich kam er dann mit seiner Beute auf die Oberwelt zurück. Da entsetzte sich der Höllenhund über das ungewohnte Tageslicht so sehr, daß er anfing, den Geifer von sich zu speien; davon wuchs der giftige Eisenhut aus dem Boden hervor. Herkules aber trug den Cerberus sofort vor den Eu-rystheus. Der geriet natürlich wieder in gewaltigen Schrecken und fand nicht eher Ruhe, bis der Held das Wundertier in seine unterirdische Behausung zurückgebracht hatte.
13. Tod des Herkules. — Jetzt war die lange, harte Dienstzeit des Herkules vollendet. Er verließ seinen Peiniger Eurystheus und führte hinfort ein freies Wanderleben, das an Kämpfen und kühnen Thaten noch sehr reich war. Einst kam er, von seiner Gattin begleitet, an einen reißenden Strom, wo der Centaur Nessus wohnte. Dieser erbot sich, des Herkules Frau auf den Rücken zu nehmen und mit ihr über den Fluß zu schwimmen, was ihm leicht wurde, da er unten ein Pferd mit vier Füßen, oben ein Mensch mit zwei Armen war. Der Vorschlag ward angenommen. Aber als nun der Centaur mit dem Weibe das andere Ufer erreicht hatte, wollte er ihr ein Leid anthun. Herkules hörte ihr Geschrei, spannte rasch seinen Bogen und schoß einen Pfeil über den Strom, der dem Centauren mitten durch die Brust drang. Dieser fühlte sogleich seinen nahen Tod, und um sich dafür zu rächen, fing er sterbend das aus seiner Wunde strömende Blut in einer Schale auf, reichte sie der Gattin des Herkules und sagte: „Wenn dein Mann dich vielleicht einmal nicht mehr lieb hat, so bestreiche ihm nur mit dem Blute das Kleid, welches er anzieht, dann wird seine Liebe zu dir alsbald wiederkehren." Das leichtgläubige Weib traute diesen Worten, nahm die Schale und sagte dem Herkules nichts davon. — Nach einiger Zeit wollte Herkules seinem Vater Zeus ein
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Thür und war ganz erstaunt, als er Siegfried zurück kommen sah. Dieser aber rief ihm lustig zu: „Dein Kohlenbrenner liegt draußen und ist selbst zu Kohlen verbrannt. Du kannst von ihm keine Kohlen mehr bekommen; ich rate dir aber einen Topf zu nehmen und von seinem Fett zu holen, das brennt eben so gut wie Kohlen."
Die Eltern Siegsried's freuten sich sehr, als er zurückkehrte, aber die Ritter lächelten spöttisch, denn er war nur wenige Tage fort gewesen. Als er aber die Geschichte von dein Drachen erzählte, auch seine hornige Haut zeigte, da verwandelte sich ihr Spott in Bewunderung. Sein Abenteuer ward bald im ganzen Lande bekannt, und die Leute nannten ihn wegen seiner hornigen Haut nie anders als den h ö r n e r n oder gehörnten Siegfried.
2. Wie Siegfried die Zwerge bezwingt.
Der thatenlustige Siegfried konnte es nicht lange auf der Burg Xanten aushalten, und bald ritt er wieder auf Abenteuer aus. Da kam er einmal an einen hohen Berg, an dem sah er eine Anzahl von Zwergen herumlaufen und horte sie eifrig miteinander streiten. Das waren die Nibelungen, d. H. die Leute des Nebellandes, die wohnten in den Bergen. Sie hatten zwei Könige, die hießen Schil-bung und Nibelung. Das waren ein Paar mächtige Fürsten, denn nicht allein das Geschlecht der Zwerge war ihnen unterthau, sondern sie waren auch wohl befreundet mit den starken Riesen, die in dem Lande hinter den Bergen wohnten. Als Siegfried sich dem Zwergvvlke näherte, begrüßten sie ihn freundlich und riefen ihm entgegen: „Hier kommt der starke Siegfried, der Held von Niederlanden!" Als der Angerufene sich nun umsah, gewahrte er einen ungeheuren Schatz von Gold und Silber und köstlichen Edel-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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tnochen entzwei gehauen und den Inhalt verzehrt hatte; davon kam das Hinken des Bockes. Thor verzieh die That zwar, gebot aber dem Thialfi und seiner Schwester Röska, ihm zu folgen. Der erstere war durch das genossene Bocksmark so schnellfüßig geworden, daß er es im Lausen fast mit jedermann aufnehmen konnte.
Nachdem sie glücklich über das große Wasser, welches Mannheim und Jöthunheim trennte, hinüber gelangt waren, verbrachten sie die erste Nacht in einer leerstehenden Hütte. Am anderen Morgen hörten sie auf der sie umgebenden großen, öden Haide ein entsetzliches Getöse, und als sie aus der Hütte hinaustraten, gewahrten sie einen ungeheuren Riesen, der sich niederbückte und die ganze Hütte von der Erde aufhob, Venn, was Thor und seine Begleiter für eine leere Hütte gehalten hatten, war nichts anderes, als der eine Handschuh des Riesen. „Ich heiße bei meinen Brüdern S k r y m i r, der Zweigliedrige, und diene Utgardloki, dem Schwarzen", begann der Riese alsbald. „Ich weiß auch, daß du, Thor, zu meinem Gebieter willst, aber hüte dich vor ihm, kein Äse hat sich ihm noch ungestraft genaht, und ihr werdet allesamt nicht wieder nach Mannheim oder Afenheim zurückkehren, wenn du nicht deinen Plan aufgiebst!" Thor aber schlug statt der Antwort so gewaltig mit seinem Hammer an den Schild, daß ganz Jöthunheim dröhnte. Da ward dem frechen Prahler ganz angst und bange, und er erklärte sich bereit, Thor zu feinem Herrn zu führen. Auf dem Wege dahin ward Skrymir immer geschmeidiger und gefälliger, er erbot sich sogar, das Bündel mit Lebensmitteln, das Thialfi trug (die Böcke hatten sie in Mannheim zurückgelassen,) mit in seinen Sack zu stecken und zu tragen. Er hatte aber eine böse Absicht dabei und wollte Thor und seine Begleiter auf der weiten Haide verhungern lassen, denn er hatte die Schnur um seinen Sack so künstlich und so fest zusammengezogen,
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Pholos, um dort auszuruhen. Pholos nahm ihn gastfreundlich auf und setzte ihm gebratenes Fleisch vor, während seine eigene Mahlzeit nach Kentaurensitte in rohem Fleische bestand. Aber Herakles hätte zu dem guten Essen auch gerne guten Wein getrunken, er meinte, beides gehöre zusammen, wenn er gut schlafen sollte. „Ja", sagte Pholos, „da hast du ganz recht; wir Kentauren sind ja auch große Liebhaber des Weines, und ich habe ein Faß vom allerbesten in meinem Keller, ein Geschenk des Weiugottes Dionysos; aber das gehört uns allen gemeinschaftlich zu und darf nur angezapft werden, wenn wir hier in der Höhle zusammenkommen und mit einander schmausen. Auf Gastfreunde nehmen die Kentauren im Zorne keine Rücksicht: sie würden dich sicherlich tot schlagen, wenn sie dich hier beim Weine träfen." „O, mir ist
gar nicht bange," erwiderte Herakles; laß mich nur das Faß öffnen, denn ich habe ganz erstaunlichen Durst. Dich aber werde ich gegen jeden dir drohenden Angriff verteidigen." So zapfte er sich denn einen tüchtigen Humpen voll Wein und schlürfte mit großem Behagen den köstlichen Trank, der, wie es des starken, feinen Weines Art ist, einen wunderlieblichen Wohlgeruch aushauchte. Das rochen die umwohnenden Kentauren, deren Nasen für den süßen Duft des Weines ebenso empfänglich waren, wie ihre Kehlen in unauslöschlicher Begier nach dem herzerfreuenden Getränke lechzten. Alsbald raunten sie von allen Seiten auf die Höhle des Pholos zu, brachen Fels-
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schien auch über jede menschliche Kraft weit hinauszugehen. Denn Augias, der reichste König in ganz Griechenland/ des Enrysthens Gastfreund, hatte in einem ungeheuren Stalle nicht weniger denn dreitausend Rinder stehen. Wahres Prachtvieh war darunter: dreihundert Stiere mit schneeweißen Füßen, zweihundert purpurrote, zwölf weiß wie Schwäne, einer, der wie ein Stern glänzte. Von dieser ganzen großen Herde war der Mist seit vielen Jahren in dem Stalle liegen geblieben. Nun kam Herakles daher gewandert, besah sich alles genau und trat dann vor den König Angias.
„Höre", sprach er zu ihm, „deine schönen Rinder sind doch recht unsauber gebettet, und ihr schmutziger Stall ist ein gar häßlicher Nachbar deiner stolzen Königsburg. Du weißt wahrhaftig nicht mehr, wie lieblich die Rosen duften, die in deinen Gärten blühen, und wie erquicklich die frische Luft ist, die von den Bergen herabweht; denn die Pesthauche aus dem Stalle verschlingen das alles. Ich wäre wohl der Mann dazu, diesem Mißstande abzuhelfen und deiner Lunge wieder gesunde Luft zuzuführen, deinen Tieren aber eine reinliche Lagerstätte zu verschaffen: man kennt ja vor Schmntz kaum mehr die Farbe der Rinder, sonderlich der weißen und der roten, auf die du doch stolz bist. Freilich ist's ein mühselig und ungeheuerlich Werk, das ich dir verspreche; aber wenn du mir den zehnten Teil deiner Herde als Lohn überlassen willst, so werbe ich in einem einzigen Tage den Stall von allem Miste säubern."
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Vaters Öneus. Schon schien es, als habe der Held das unstäte Leben, das er bisher geführt, aufgegeben, um nach so vielen Kämpfen endlich die Werke des Friedens zu pflegen. Aber er sollte auch hier keine dauernde Stätte finden. Eines Tages nämlich geschah es, daß der Knabe, der ihm vor der Mahlzeit das Becken zum Waschen der Hände reichte, unvorsichtigerweise ihn mit dem Wasser übergoß. Herakles wollte dafür den jungen Diener durch einen gelinden Schlag strafen; aber seine mächtige Hand traf so stark, daß der Knabe tot niederfiel. Dem Helden lag dieser Mord, obwohl er ihn ohne Vorsatz verübt hatte, so schwer auf dem Herzen, daß er in Kalydon nicht länger wohnen mochte.
Begleitet von seiner Gattin, zog er nach Trachis am Fuße des Berges Ö t a, wo ihm ein Gastfreund wohnte. Unterwegs kam er an einen Fluß, der durch Regengüsse angeschwollen war. Er selbst schritt voraus durch den Strom; seine Frau aber übergab er dem Kentaur Nessos, der in jener Gegend wohnte, um sie gegen Lohn auf seinem breiten Pferderücken durch die Flut ihm nachzutragen. Aber kaum am andern Ufer angekommen, hörte Herakles seine Gattin laut schreien; er kehrte sich um und sah, wie der rohe Kentaur die schöne Deranira mit Gewalt festhielt, um mit ihr davon zu fliehen. Sofort spannte er seinen Bogen, schoß, und sein in das giftige Blut der lernäischen Hydra getauchter Pfeil durchbohrte des Nessos Brust. Zum Tode verwundet sank der Kentaur
Andrä, Griechische Heldensagen. 8
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sich an dem zerschmetterten Leibe zu mästen. Thesens hätte die gefahrvolle Stelle vermeiden und einen andern Weg einschlagen können. Allein er hielt es für seine Heldenpflicht, auch diesen Missethäter auf immer unschädlich zu machen. Als Skiron ihm seine Füße zum Waschen vorhielt, rief der junge Held ihm zu: „Fürwahr, deine Forderung ist allzu bescheiden: nicht deine Füße allein, sondern dein ganzer ungeschlachter Körper bedarf des Bades; die salzige Meeresflut da drunten wird ihn sicherlich am besten reinigen." Und er ließ dem Riesen keinen Augenblick Zeit, sich von seinem Steinsitze zum Kampfe emporzurichten: mit einem wohlgeführten Keulenhiebe vor die Stirn streckte er ihn betäubt zu Boden. Den ganzen Weg versperrend lag der Unhold im Staube; das Schwert des Thesens gab ihm vollends den Tod. Nicht ohne Mühe gelang es hierauf dem siegreichen Helden, die ungeheure Last des Riesenleibes bis zu dem jähen Felsenrande fortzuschieben, über welchen nun Skiron, wie Thesens ihm verheißen, in die Meerestiefe hinabpolterte, daß die Wogen schäumend emporrauschten. Die gierige Schildkröte aber schonte seiner so wenig, als der andern.
Nach diesem anstrengenden Abenteuer zog der junge Held weiter und stieg bald darauf aus dem schroffen Felsengebirge wieder in ebneres Land nieder. Da trat ihm ein neuer Gegner in den Weg, der gewaltige Ringer K erkyon, welcher alle Vorbeireisenden zum Wettkampf nötigte und, wenn er sie
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umgeben, die junge Braut, so anmutreich und holdselig, daß alle um ihretwillen den Peirithoos glückselig priesen.
Ohne Störung rauschte das Fest eine Zeit lang hin. Da plötzlich sprang, vom Weine berauscht, der stärkste und wildeste der Kentauren auf die Braut los und schleifte die sich Sträubende an den Haaren auf dem Boden hin, um sie dem Peirithoos zu rauben. Sofort teilte sich seine Raserei den übrigen Kentauren mit: wie toll fallen die trunkenen Halbmenschen über die andern Frauen her, ergreifen sie mit rohen Händen und suchen sie fortzuschleppen, wie aus einer eroberten Stadt. Durch Palast und Gärten schallt das Augstgeschrei der Verfolgten. Doch schon stürmen die andern Gäste, die Lapithen und die fremden Helden, von ihren Sitzen emporfahrend, den frechen Missethätern entgegen, allen voran der gewaltige Theseus. „Welcher Wahnsinn treibt dich, Elender," ruft er dem Räuber der Braut zu, „daß du vor meinen Augen den Peirithoos zu reizen wagst, und mit ihm zugleich mich beleidigst?" Mit diesen Worten dringt er auf ihn ein und entreißt dem wütenden Kentauren die geraubte Jungfrau. Der versetzt mit geballter Faust dem Helden einen furchtbaren Schlag auf die Brust; doch Theseus erfaßt einen schweren ehernen Mischkrng, der gerade dasteht, und schmettert ihn dem Gegner ins Gesicht, daß er gespaltenen Hauptes rücklings niederstürzt und mit Gehirn und geronnenem Blute den Boden besudelt.
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