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1. Bd. 2, Abth. 2 - S. 531

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
in Europa. 531 Brief in die Moldau ergehen lasten, in welchem diese ehrlichen Leute vor einer so gefährlichen Sekte^ auf das beweglichste gewarnt werden. Ihre Fasten sind häufiger und strenger als bey den Katholiken, ihre übrigen kirchlichen Zerimonien säst unzählig und ihr A-.eglauve so ungeheuer als mach sich denselben kaum denken kann. Noch hört man häufig von Be- hexungen, wider welche allerhand heilige Anhängsel, Kreuze und dergleichen getragen werden; Wunder geschehen säst täglich, und die Priester stehen in der ausgezeichnetsten 'Achtung. Das Haupt derselben ist der Patriarch von Ronftantinopel, dessen Würde gemeiniglich ungescheut von dem Großvizir an den Meistbietenden verkauft wird. Nach ihm folgen die Bischöfe, welche von der Patriarchal- synode gewählt, und auss höchste von dem Sultan bestätigt werden. Von ihnen hangt die Wahl und Weihe der eigentlichen Priester oder Papas ab, deren Anzahl außerordentlich groß ist, und welche außer dem Messelesen und der Besorgung andrer Ceremonien weiter keine geistliche Geschicklichkeit haben. Die griechischen Mönche und Nonnen sind alle von dem Grven des heiligen Basi- lius, und besitzen zu wenig Reichthum, als daß sie so faul und müßig seyn könnten, als gewöhn- lich bey Klosterleuten voraus gesetzt wird. Die größ- te Anzahl wohnt in drey bis vier und zwanzig Klö- stern auf dem Berge Arhoö in Griechenland, wo wir noch etwas über diesen Gegenstand sagen werden. Die armenische Rirche, welche sich durch Verwerfung der Kirchenversammlung zu Chalcedon im fünften Jahrhundert von der morgen - und abend- ländischen getrennt hat, besitzt noch strengere Reli- gionögebrauche als die Griechen, und ihre Anhänger sind so unwissend als diese. Ihr Patriarch wohnt Ll 2 zu

2. Bd. 2, Abth. 2 - S. 258

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
258 Russisches Reich spielen. Aus dem Kloster entfloht er nach Polen, wo er auf einmal sich für Dmitri, den Sohn de6 Zaren Iwan Wasiljewitsch Ii. ausgab, und als sol- cher von dem Fürsten Wischnewezky dem König Sigmund vorgestellt ward. Grifchka spielte entwe- der seine Rolle so gut, oder das Versprechen, Smo- lensk und Severien an Polen abzutreten, und dle katholische Religion in Rußland einzuführen, wirkte so stark auf König Sigmund, daß er, ohngeach- tet verschiedene Personen Grifchka für einen Be- trüger erklärten, ihn dennoch aus allen Kräften zu unterstützen versprach. Wirklich ward die Gefahr bald großer, als man sie vielleicht im Anfang geach- tet hatte. Grifchka rückte mit einem Korps Polen, welches durch Kasaken verstärkt war, wirklich in Rußland ein, und viele Städte, welche sich durch seine schmeichelhaften Manifeste verführen ließen, öffneten ihm ohne Schwertstreich die Thore. Er ward den 2 osten Jänner 1605 geschlagen, brachte «der bald eine andre Armee zusammen, und rückte aufs neue gegen Moskau vor. Alles fiel ihm nun zu, und Boris Ghodunow sähe endlich keine andre Rettung vor sich, als daß er, um nicht von dem unzufriedenen Volke der Gewalt feines Feindes ausgeliefert zu werden, seinem Leben mit Gift ein Ende machte. Feeder 11. Bons Ghodunsws Sohnfeodor bestieg zwar Dorissowitsch nun denj russischen Thron, aber die wider Grifchka l6o5* ausgefchickte Armee wollte ihm nicht einmal den Hul- digungseid leisten, vielmehrgieng der größte Theil zu demgrischka über, der nun, ohne weitern Widerstand zu finden, in Moskau einrückte, und sich huldigen ließ, nachdem er vorher den Zar, der zween Monate regiert hatte, hatte umbringen lassen. Etliche

3. Bd. 2, Abth. 2 - S. 578

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
578 Osmanisches Reich bar, daßl einmal aus den Kleidern einer bloßen Landedeldame 8000 Fl. gelöset wurden, und ein Mannsgüetel auf 800 Löwenthaler zu stehen kömmt. So gering die Kenntnisse dieser Leute sind, so haben sie doch gedruckte Bücher, die aber denn freylich meist theologische und nur in wenig Händen sind. Von der Geschichte wußten sie sonst gar nichts, in dem lehten russischen Kriege aber haben dieofficiers die französische Sprache auch hier gemein gemacht, und seitdem liefet man doch Rollin und Voltare. Mathematik kennt man nicht, die Arzneykunst wird von unwissenden Griechen und noch unwissender» alten Weibern getrieben; dennoch aver lebt der Wlache sein unbekümmertes Leben bis in das späteste Alter zufrieden hindurch Die Künste liegen gänz- lich in diesem Lande darnieder. Ihre Religion ist die griechische; ihre Unwissenheit in den Lehren der- selben ist aber so groß, als man sie bey einem Volke erwarten kann, das zwar ganze Schaaren Geistliche hat, von denen aber wenige mehr Kenntnisse besi- tzen, als daß sie ohne Anstoß lesen können. Jede Art deö blödesten Aberglaubens geht hier im Schwan- ge, und nur darinnen, daß ihnen die Russen im lehten Kriege gelehrt haben, wie man auch in der Fasten Fleisch essen könne, sind sie einigermaßen freydenkender worden. Es wohnen auch Katholi- ken im Lande, und noch vor einigen Jahren war in der Residenzstadt Bukurescht eine lutherische kleine Gemeinde. Ueber die Walachey, wie über die nachfolgende Moldau, herrschet ein Fürst, den man in beyden Ländern Hospodar, oder Lvoiwod nennet, der diese Würde von der osmanischen Pforte erhält, und nur durch Geld dazu gelangen, und darinnen bestä- tigt bleiben kann. Wenn er denn vom Großvizir dis

4. Bd. 2, Abth. 2 - S. 31

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
Schweden. 31 »dis Königs als alle Beamte und Unkerthanen hie? „im Reiche, zu allererst bey dem göttlichen reinen „und klaren Worte bleiben, wie es in den Schrif- „len der Propheten und Apostel abgefaßt, in den „christlichen Symbotis, Lutheri Cathechiömo, der »unveränderten augfpurgischen Confeßion erkläret, „und im upsalischen Concilio, sammt dem vorigen „Reichsschluffe und Erklärungen bestimmt ist, so, „daß das Recht der Kirchen, allen Rechten des „Königs, der Krone, und des ganzen schwedischen „Volkes unbeschadet, zu bestätigen sey." Blos den Gliedern der engländischen und re- sormirten Kirche ist , 74,, durch ein königlich Edict, die freye Uebung ihres Gottesdienstes in den sämmt- lichen Seeplätzen, die Stadt Carlscrona ausgenom- men, erlaubt worden. Zu Upsal hat der Erzbi- schof seinen Sitz, und ist nicht nur der Einzige in Schweden, sondern er hat auch das Amt, den Kö- nig zu krönen. Dann folgen 14 Bischöfe, und im Ganzen zahlt man gegen 192 Probsteyen, 2400 Mutter» und Tochterkirchen, oder izg« Pa- storate, 2 zzg Kirchspielskirchen und i Z4 Kapellen. In jedem Bisthum ist ein Conststorium zu Kirchen- sachen, in denen der Bischof Präsident ist^> auch noch förmlich Kirchenbußen lind dergleichen Dinge anerkennet. Obgleich die geistlichen Gesetze schon zu Zeiten Karl des Eilften gegeben worden sind, s- wird doch noch itzt nach eben denselben Gesetzen ge- richtet, und denen zu Folge heißt es: ,>Wenn ein schwedischer Unterthan seine Re- „ligion verändert, so soll er des Reichs verwiesen „werden, und alles Erbrechts für sich und seine „Nachkommen verlustig seyn.» „Wenn jemand über ein Jahr im Kirchenbann »bleibt, so soll er einen Monat auf Wasser und Brod „Zefan-

5. Bd. 2, Abth. 2 - S. 187

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
in Europa. 187 bis Zo Rubel Zu stehen. Gesänge und Gesangbü- cher haben sie gar nicht, auch keine Instrumental- musik, wohl aber Chöre von Saugern, welche die Psalmen und aus dem Griechischen übersetzte Hy« innen absingen. Bilder sind auch nicht in ihren Kirchen, sondern nur Gemälde ihrer vielen Heiligen. Vor diesen heiligen Bildern ein Ghospodi pomilui (Herr erbar- me dich) rufen, bey keiner Kirche vorbey gehen oh- ne sich mit dem Kreuze zu bezeichnen, die Fasten halten u. dgl. das ist überhaupt die ganze Religion des gemeinen Mannes, und selbst Leute aus gesitte- ten Ständen lassen sich wenig auf Erforschung des dogmatischen Theils ihrer Kirche ein. Dennoch giebt es hier auch Ketzer, die sich selbst den Ehrenna- men Altgläubige beylegen, von den Orthodoxen aber Abtrünnige genennt werden, und in Sibi- rien sehr zahlreich sind. Diese Leute, welche die Veränderungen, die im 17tenjahrhundert in einigen unbedeutenden Zerimonien gemacht wurden, nicht annehmen wollten, und also dem öffentlichen Gottes- dienst nicht beywohnten, wurden von Peter dem Großen als gefährliche Ketzer verfolget. Peter be- legte diejenigen, welche nach dem Martyrerthum strebten, mit doppelter Kopfsteuer, und ließ ihnen ein buntes Stück Tuch auf die Schulter heften; jetzt aber, da die russische Regierung in Religionssachen völlig aufgeklärt ist, läßt man sie ungehindert ihr Wesen haben. Man läßt hier wie in den preußi- schen Staaken jeden glauben und beweisen, was er nur immer Lust hat, nur thun darf er nichts, was , nicht mit dem Wohle des Ganzen übereinstimmr.^ Wenn daher die Klerisey sich hier bloß mit der b) Klerifey Ehrfurcht begnügen muß, die ihrem Stande erwiesen wird, und das Uebergewicht gar nicht hat, welches sie bey einer so sehr aufö Aenßerliche beschrankten Re- ligiyn

6. Bd. 2, Abth. 2 - S. 186

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
,86 Russisches Reich Petersburg vergrößert man dieses einfache Vergnü- gen dadurch, daß man verschiedene Berge hinter einander auswirft, welche in Ansehung ihrer Höhe so stufenweise abnehmen, daß man von dem höchsten herab, den andern herauf, wieder herab u. s. w. bloß durch die natürliche Bewegung fahret. Kirchliche Wenn das ruhige Beyeinanderwohnen verschie« Derfaffvng, dener Religionsparkheyen für die Toleranz eines rustand^^'^ Staates beweiset, so ist Rußland unstreitig eines der tolerantesten Lander in Europa. Denn e6 leben hier Lutheraner, Reformirte, Katholiken, Herrn« huther, Armenier, welche alle die freye gotteldienst- siche Uebung, Kirchen, Prediger und alle Rechte genießen, die sie sich nur wünschen können. In un- fern Tagen ist sogar der Jesuiterorden wieder eini- germaßen in Rußland erneuert worden. Juden giebt es nicht im Reiche, wohl aber besteht ein gros- ser Theil der Bewohner desselben aus Mohameda- nern und Heiden, die ebensalls.beyderseits der freyen Ausübung ihrer Religionsgebrauche genießen« Da die christliche Religion ums Jahr 488 von Konstan- tinopel, dem Sitz des ehemaligen orientalischen Kgr- serthums, aus, eingeführt worden ist, so bekennt sich die Nation zur griechischen Kirche, deren Lehr- begriff in verschiedene!, Stücken von dem katholischen abweiclm, deren Zerimonkel aber noch weit strenger und weitlaustmer ist. Dahin gehören die vielen Fa- sten , welche beynahe den dritten The;'! des Jahres ausmachen. Der Gottesdienst wird in flavonifcher Sprache gehalten, und besteht aus vielen kleinen Zerimonien, Messen, Gesang, Gebet und Vorle-, simgen eines Stücks aus einem Kirchenvater. Pre- digten werden , Petersburg und Moskau ausgenom- ^ men, sehr selten gehalten. Die Bibel haben sie ebenfalls nur flavsnifch, und sie kam ehedem auf 20 bis

7. Bd. 2, Abth. 1 - S. 23

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
Temschland. 2z und besonders von Albrecht Dürer, welcher auch Bildhauerund Baukünstler war, nicht ohne glückli- chen Erfolg getrieben wurde, und jetzt durch den gros- sen Rubens f ^olbeirt; Lukas Müller von Rra- nach f Johann von Achen und Boebm noch des- sern Fortgang gewann. Als Kupferstecher machten sich Rilran, Bmk, Köpfer und der Bruder des Malers Boehm bekannt: nur in der Bildhauer- und Baukunst machten die Teutschen keine Fort- schritte , und die in vielen Provinzen eingeführte Re- formation war überhaupt bey den strengen Begriffen, welche viele ihrer Lehrer hatten, nicht dazu gefchickt, den sich der Barbarei) entreißenden Künsten beträcht- liche Hülfe zu leisten. Glaubensreinigung und Aufklärung in den Wis- senschaften waren bisher immer mit gleichen Schritten gegangen; je freyer die erste gewesen war, desto mehr hatten die andern gewonnen, und selbst die Katholi- ken sahen sich genöthigt mehr als vor der entsiohenen Kircheneinigkeit zu studieren, wollten sie anders ihren Gegnern, die sich nicht mehr mit pabstlichen Ent- scheidungen, oder aristotelischen Spitzfindigkeiten be- gnügten, das Gleichgewicht halten. Kaum aber hatten die Protestanten sich einen bestimmten Lehrbe- griff gebildet, jenseits dessen zu gehen auch bey ihnen für Ketzerey galt, kaum war das erste Feuer der ftey- müthigen Untersuchung dadurch gedampfte, als auch die Wissenschaften wo nicht gänzlich stille standen, doch ein ganzes Jahrhundert hindurch nur sehr wenig an Umfang gewannen: wenigstens gilt dies von der Nationallitteratur, und denjenigen Wissenschaften, zu welchen Geschmack und Feuer der Einbildungskraft erforderlich ist; denn das ganze siebzehnte Jahrhun- dert hat kein Werk aufzuwerfen, welches den gleich- zeitigen französischen, oder den Schriften Luthers und B 4 Huttens

8. Bd. 2, Abth. 1 - S. 66

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
66 Deutschland. bürg, beschäftigte sich blos mit Italien, denn kaum hatte er wieder mit Aufopferung beträchtlicher Sum- men und Rechte den Thron bestiegen, als er 1311 in Italien einbrach. Wirklich drang er bis Rom vor, Zwang die Kardinäle ihn zu krönen, und war nun im Begriff den König Robert von Neapel als einen Reichsfeind zu unterdrücken, als er zu Buon- konvento, nicht weit van Siena, nicht ohne Verdacht iin Abendmahl vergiftet worden zu seyn, sein Leben endigte. Ludwig von Bayern und Friedrich von Oesterreich wurden zu gleicher Zeit als Kaiser er- wählet, und da ward denn das Reich wieder durch einen heftigen Krieg zwischen den beyden Rivalen zer- rüttet, bis endlich 1322 Friedrich völlig geschlagen, gefangen, von seinem Gegner in Gewahrsam gebracht, und so der bisherige Streit entschieden ward. Wenn sich Ludwig schon durch seine so sehr in die Augen fal- lenden Vergrößerungöplane schadete, so verlor er noch ungleich mehr, als er wegen der Hülse, die er dem Galeaz Viskonti von Mailand wider den Pabst ge- leistet hatte, mit dem letztem in heftige Streitigkei- ten verwickelt wurde. Alle Streitigkeiten dieser Art hatten in den damaligen Zeiten denselben Auögang: auch Ludwig sähe sich mit dem Banne belegt, und weder Gewalt noch Unterhandlungen konnten ihn da- voll befreyen. Erbrachte es zwar 1338 auf einem Reichstage, wo er, zum Beweise seiner Regierungs- tüchtigkeit, das Gebet des Herrn, Ave Maria, und den Glauben betete, dahin, daß die Kurfürsten einen Verein schloffen, wodurch sie des Kaisers und Reichs Gerechtsame als unabhängig vom Pabste erklärten; deniloch aber ward er 1346 von den dem bayerschen Hause gehässigen Fürsten des Thrones entsetzt, Kö- nig Johanns von Böhmen Sohn, von Mäh-

9. Bd. 2, Abth. 1 - S. 68

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
68 Teurschland. Böhmen, wo er durch seine Einmischung in die aka- demischen Händel, welche Huß mit andern Lehrern hatte, den Grund zur Stiftung der Universität Leip- zig , und gewissermaßen auch zu dem blutigen Hussi- tenkriege legte. Nichts widerlegte aber den Ungrund der meisten gegen Wenzel erhobenen Klagen besser, als Ruprechts Regierung, der mit seinen bessern Ein- sichten, seiner unermüdeten Thatigkeit, und seinem guten Willen das Reich in keinen bessern Zustand zu setzen vermochte, sondern, wenn ihn der Tod nicht weggenommen hatte, dasselbe Schicksal hatte haben können. Wenzels Bruder, Sigmund, König von Ungarn, der nun den teutschen Thron bestiege fieng seine Regierung mit einer wirklich großen, ihm Ehre bringenden Unternehmung an. Die Kirche hatte da- mals drey Pabfte, wodurch nothwendig sehr große Zerrüttungen und Aergernisse entstehen mußten. Die- sem Uebel abzuhelfen, verwandelte er den damals be- kannt gewordnen Grundsatz, daß der Pabst den Kon- silien unterworfen sey, dadurch in That, daß er von Pabst Johann Xxui. 1414 eine allgemeine Kirchen- versaminlung zu Kostniz ausschreiben ließ, auf wel- chem Huß und sein getreuer Anhänger Hieronymus von j)rag, welche aller ley ketzerischer Lehren beschul- digt wurden, ihren Reformationsgeist auf dem Schei- terhaufen büßen Mußten. An und für sich war dies sreylich ein höchst ungerechtes Urtheil; wenn man aber die damalige Lage der Kirche, die herrschenden Begriffe, und vor allem das Gesetz des Schwaben- spiegels, „daß man den Ketzer brennen soll," in Er- wägung ziehet, so scheint es, daß die Kirchenver- sammlung bey weitem mehr Verzeihung verdiene, al§ der Kaiser, der sein gegebenes sichres Geleite, unter dem nichtigen Vorwände, daß er es wohl hin, aber nicht wieder zurück verbrochen habe, brechen zu dür- fen glaubte. Auch wurden alle drey Päbste förnilich abge-

10. Bd. 2, Abth. 1 - S. 100

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
Ioo Deutschland. keinem fremden italienischen Priester zukamen, sah er auch dahin, wie die Religion selbst von den Flecken gereiniget würde, mit denen sie oft ihre unwürdige Diener entstellt hatten. Deshalb schränkte er die An- zahl der Wallfahrtsörter und feyerlichen Umgänge ein, untersagte alle schwärmerischen mit Mährchen angefüllten Predigten, befahl deswegen, daß jeder Pre- diger das Coneept feines Vortrags nöthigen Falls vorzuzeigen haben sollte, und wies sie dahin alt, das reine Christenthum vorzutragen. Voll der Ueberzeu- gung, daß das Christenthum eine Religion des Frie- dens und der Verträglichkeit fey, und daß jeder Mensch ohne Unterschied des Glaubens das Seine zum Wohle des Staates beytragen könne, gab Er allen Religionsverwandten den ungekränkten Genuß ihrer Gewissensfreyheit. Lutheraner und Reformiere erhielten die Erlaubniß Kirchen und Altäre zu bauen, Prediger zu setzen, und Gott ungestört nach ihren Be- griffen anrufen zu dürfen. Keill Religionsunterschied sollte künftig in Beförderungen bey Militär- und Ci- vildepartements den geringsten Ausschlag geben, und> alle Seine Unrerthanen wurden eingeladen, sich bin- nen einer gewissen Zeit ohlle alle Furcht, für die ihnen einleuchtende Religion, unter den drey durch die Reichsgesetze in Teurschtand geduldeten, zu erklären« Diese Aufforderung war nicht fruchtlos: man sähe nun aus der Menge derer, welche sich jetzt öffentlich für den Protestantismus erklärten, wie viele Anhän- ger dieses Lehrsystem, aller Bedrückungen ohngeachtet, bisher im Stillen gehabt hatte. Sogar die Juden, dieses bisher so geplagte, mit bürgerlichen Lasten, Spott und Verachtung gedrückte Volk, wurden nun zu Bürgern gemacht, imö erhielten alle die Vorrechte, welche sie allein zu nützlichen Bürgern des Staats machen konnten. Die österreichische Geistlichkeit, der man immer ein so großes Maaß von Unduldsam- keit
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