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1. Bd. 6 - S. 225

1846 - Braunschweig : Westermann
228 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. selbe war der lczte allgemeine Hirt der abendländischen Christen; denn unter Leo X. (1513), der nach ihm den Stuhl bestieg, ward durch die Re- formation die Heerde zerrissen. Drittes Kapitel. Kunst und Wissenschaft *). 8- 1. Ursachen ihres Wiederauflebens. Endlich wieder, nach fast tausendjähriger Nacht, erfreuen uns die Strahlen eines schönen Morgcnlichtes, wunderbar vorbereitet während der finstersten Jahrhunderte, dann langsam dämmernd emporsteigend, zulezt mit plözlich hel- lem Scheine die Welt begrüßend. Laßt uns die Ursachen und Haupt-Epochen so glücklichen Umschwunges überschauen. Dieses allein und die Hindeutung auf die voranschrcitcnden Leuchten der Zeit erheischt unser Zweck; nicht aber die namentliche Aufzählung der in den einzelnen Zweigen der Erkenntniß und des Geschmacks jczt meist in rascher Vervielfältigung aufblühenden Gelehrten und Künstler. I. Als erster Grunp — zum Theil unmittelbar wirkend, zum Theil die Bedingung herstellend — erscheint hier abermals die neu belebte Freiheit, überhaupt die wiederkehrende bürgerliche Ordnung. Ver- schiedene Disciplinen und Künste mögen zwar wohl ohne Freiheit gedeihen — wie wir in Si na und in mehr als einem europäischen Reiche sehen •—, theils als fortdauernde Wohlthat früherer Zeiten, theils alö Frucht cigcnnüzi- gcr, mitunter liberaler Pstege einzelner Gcwaltsherrscher, oder auch als Aus- *) Vergl. im Allgemeinen die Bd. V. S. 321 angeführten Schriftsteller, welchen wir für einige einzelne Gegenstände nach die folgenden beisezcn : Heeren, Geschichte des Studiums der klaff. Literatur. I: G. Im. Breitkopf, über die Geschichte der Erfindung der Buch- druckerknnst, 1779, und die früheren Schriften von Schöpfliu, (-vindiciae typograph. Argent. 1760). Gcrh. Meermann (origines typographicäe, 1765). M. Denis (Einlel- tnng in diebücherkiinde, 1777) sammt den noch ältere» von Maittaire, Panzer (annales typograpbici) ti. A. Sehr lehrreich ist des vortrefflichen Iv. Roscoe life of Lorenzo di Medici. Loud. 1795. Auch verschiedene Schriften von Meiners u. m. A. v. Rottest, allgem. Geschichte. Vi. ' 15

2. Bd. 6 - S. 160

1846 - Braunschweig : Westermann
Ico Fünftes Kap. Asien. Während dergestalt im Süden für die Mongolen oder für einen ihrer Fürstenstämine die Aussicht neuer Herrlichkeit sich öffnete, ging ihr älteres Reich in Norden oder Nordwesten, das große Chanat von Kipzak, vollends in Trümmer. Die Nachkommen D seh en gis besaßen noch immer jenen scrngcbictcndcn Thron ; auch nach dem Unglücke, welches der Angriff Timur's über sie gebracht hatte, blieben sie hundert Jahre lang die — wenigstens scheinbar — wcitverehrtcn Häupter der in Kipzak zerstreuten mongolischen Horden, wie der eingeborenen Völker. Doch ward durch jene Erschütterung die früher schon begonnene Auflösung beschleunigt, und es entstanden aus den Trümmern des großen Chanats, neben vielen weniger wichtigen Herr- schaften, das Chanat von Sibirien, in engerer Bedeutung des Wortes (auch viele Länder von Turan umfassend), dann die Chanate von Kasan, von Astrakan und jenes der n og aischcn Tartarcn, so wie das in der Krimm. Der lczte Groß-Ch an war Scheamed, welcher, von seinen Feinden ge- drängt, nach Polen floh (1307) und daselbst gefangen starb. Ii. S i n a *). 8. 4. Von der sincsischen Geschichte im Allgemeinen. Wir haben hier eine Uebersicht der Geschichte Sina's durch das ganze Mittelalter nachzutragen, da wir in den beiden vorigen Zeiträumen nur flüchtige Seitenblicke auf dieses wohl große, aber, bei seiner Jsolirung und bei der kläglichen Einförmigkeit seiner Verhältnisse, für den Wclthistoriker wenig interessante Reich geworfen haben. Zugleich sollten wir, gemäß unseres oft erklärten Vorhabens **), mit solcher Uebersicht eine allgemeine Schilderung *) S. Histoire générale de la Chine, traduite du Ton-Kien-Kangmou, par Mouriac de Mailla (de la comp. de des.), publiée par Grosier et des Hauterayes. Paris 1777. S. Vol. Wcit brauchbarer jedoch ist die Description geogr. histor. chronol. polit, et phys. de l’empire de la Chine et de la Tatarie Chinoise, par le Ii. P J. H. du Halde. Paris 1735. Mémoires concern. l’histoire les cienses. les arts des Chinois, p. les missionaires de Pe/iing. Paris 1776. Die Wcrke des fleihigeii D e s g t! i gu e s, des philosophischen Pciuw n. A. wurdcn schon srüher gelegeiiheitlich angefubrt. Gattcrer ht seincm Hand- bitch dcr Universal-Historie Ii. Thl. Hat rie Geschicht» Sina’s mit besonderer Vorlicbe und Ansfuhrlichkcit beschricben. S. auch Hciuzc, Bescht.ibung der Chinescr ans den vesten Quelle». ") B. I. S. 204. 223. 285. B. Iii. S. 93. Bd. V. S. 192.

3. Bd. 6 - S. 21

1846 - Braunschweig : Westermann
21 Erstes Kap. Von dem gleiche der Teutschen. n-ie er von Vielen geheißen wird; worauf das Getümmel der Horden von Neuem alle Länder von der Kobi bis zum Euphrat erfüllte, vor vielen anderen aber die Usbeken, die Turkomanen, endlich die persischen Sophi's weite Herrschaften erstritten. Zweiter Abschnitt. Detaillirte Geschichte des sechsten Zeitraums. Erstes Kapitel. Von dem Reiche der Teutschen. Iii. Abtheilung'). Von Rudolf von Habsburg bis Albrecht Ii. Kaiser aus verschiedenen Häusern. Fortschreitende Verminderung der Macht. §. 1. Rudolf von Habsbur'g. So wie im vorigen, so zerfällt auch im gegenwärtigen Zeiträume die Geschichte dcs teutschen Reiches in zwei, durch Verschiedenheit der wichtigsten Verhältnisse natürlich getrennte, Perioden. Ihre Charakteristik ist schon oben gezeichnet (I. Abschn. Iv. Kap. §. 4 u. L). Wir mögen ohne weitere Einleitung zur Erzählung schreiten. Nach Richard's von Cornwall Tode (1272) blieb der Thron des Reiches geraume Zeit erledigt, da Wenige unter den Großen waren, die ") S. B. V. S. 58. die Begränzung und Charakteristik der beiden ersten Perioden der teutschen Reichsgeschichte. Unter den Hilfsmitteln bemerken wir nur die meist schon früher angeführten allgemeinen Werke von Häbcrlin, Schmidt, Heinrich, Galletti, Püt- ter u. 51., und nennen mit gerechter 5luszeichnung: Lud en's Gesch. des teutsch. Volkes. Gotha, Perthes. W. Menzels Geschichte der Teutschen, Zürich, Gcßner; und Pfistcr's Gesch. der Teutschen (in der von Heeren und Ukcrt herausgegebenen Geschichte der euro- päischen Staaten), Hamburg 1829 ff. Hicher gehörig ist insbesondere der Iii. Bd.; die bei- ersten beleuchten die früheren Zeiträume. 5luch K. Fr. Eichhorn's teutsche Staats- und Rcchtsgeschichte, Göttingen, Vaudenhöckh 1821 ff., wiewohl allernächst nur den bürger- lichen und Rechtsznstand darstellend, ist belehrend auch für die politische Geschichte. Einige besondere Hilfsmittel werden wir gelegentlich nennen.

4. Bd. 7 - S. 1

1846 - Braunschweig : Westermann
^tenete Geschichte Von Entdeckung be.der Zndien bis auf unsere Zeck. Einleitung. §. 1. Allgemeinster Charakter der neuen Geschichte. Äus den nachtumhüllten Gründen des Mittelalters treten wir hervor in die lichte neuere Zeit, fröhlicher Erwartung voll, weil umgeben mit Vorbe- deutungen des Guten. Aber schwere Gewitterwolken lagern sich alsogleich um die aufsteigende Sonne, und verdüstern ihren ersehnten Glanz; bald gießen sie Verderben aus über die hoffnungsreich grünende Saat, und nur spärliche Ueberrestc derselben, kümmerlich errettet, reifen zur Ernte. Das Loos der Menschheit in den vorherrschenden Erscheinungen bleibt — Täu- schung, Kampf und Danaiden-Mühe. Doch ungeachtet solcher bleibenden Gleichförmigkeit in einigen traurigen Hauptzügen unterscheidet sich gleichwohl die neue Zeit durch viele merkwür- dige Eigenheiten von der mittleren und alten. Für's Erste erweitert sich jezt plözlich und bis in's Unermeßliche der historische Schauplaz. Die eigentliche Weltgeschichte — als alle Theile des Erdenrundes umfassend — beginnt erst von den unsterblichen Entdeckungsreisen Columbus und Vasco de Gama'ö. Auch der erkennbare Zusammenhang, die vielseitige Wechselwirkung aller Theile des weit verbreiteten Menschengeschlechtes sind erst der Charakter der neueren Zeit. Dabei vermehren sich, selbst bei den einzelnen Nationen, die Gegenstände der Betrachtung. Die freudig auf- sprießende Saat der Erfindungen, die fortschreitende Kunst und Wissen- Ich a ft. die unzähligen Verbesserungen — wenigstens Verfeinerungen — de» v. Oiotteef, allgem. ©cjmiidnc. vii. 1

5. Bd. 7 - S. 2

1846 - Braunschweig : Westermann
2 Einleitung. Privat- und des öffentlichen Lebens, die vielen Vervollkommnungen der Staatskunst zumal und die unermeßlich vermehrte Negierungs- thätigleit in der Gesezgebung und in der Administration, der Welthandel und das Kolonialwesen, die Finanzen, die vielverschlungene Politik, die steigende Volksaufklärnng und die Erhebung früher verachteter Klassen der Gesellschaft — alles Das und vieles Andere, wovon die älteren Ge- schichten theils wenig, theils gar nichts enthielten, bereichert das Gemälde der neuen, und liefert den Stoff vielseitiger und höchst interessanter Be- trachtung. Endlich sind die Daten der neueren Geschichte großenthcils deutlicher, bewährter und, als mit unseren eigenen Erfahrungen verwandt, meist ver- ständlicher und lehrreicher, als die des fernen, 'in zunehmend dunklere Schatten zurückweichenden Alterthums. §. 2. Vergleichung mit jenem der alten und mittleren. Und dennoch — troz aller dieser hochinteressanten Seiten — erscheint die neuere Geschichte den Meisten minder anziehend, als die ältere. In der alten und auch in der mittleren Zeit treten, obwohl auf einem beschränkteren Schauplaze, mehr einzelne imponirendc Gestalten auf, als in der neueren. In dieser springen meist nur Sachen hervor, in jenen aber Personen, und zwar Personen von erhebender Charaktergröße und lebenskräftiger, oft an's Ideale grenzender Individualität. Die herrlichen Schilderungen ihres Thuns und Leidens, von den geniercichstcn Männern der klassischen Zeit in unvergänglicher Lebenswärme uns überliefert, erwecken auch in kalten Seelen eine hohe Begeisterung und nimmer versiegende Lust. Der poetische Charakter des — obwohl nur in rohen Gebilden vor uns tretenden — Mittelalters aber, sdie romantischen Züge der Heldenkraft, der Nittertreue, der frommen Schwärmerei, auch der Leidenschaft, ja die grausenhaften Gewaltthaten des Faustrechtes und des Vatikans rollende Donner geben der Phantasie durch den überraschenden Wechsel bald erheben- der, bald rührender, bald erschütternder Scenen unerschöpflichen Genuß; und selbst die Entfernung, welche in der moralischen Welt die Gegenstände gerne vergrößert, und das Halbdunkel, welches diese umgibt, erzeugen eine, das Interesse steigernde, optische Täuschung. Dagegen erscheinen die nnö näher gerückten Charaktere der neueren Zeit in gar viel schwächcrer Glorie, und die

6. Bd. 7 - S. 11

1846 - Braunschweig : Westermann
Quellen. 11 sendstimmigcn Bücherpresse, dieses trefflichen Organs der allseitigen Mit- theilung, welches jedem Erzähler sofort die ganze Welt zum Zuhörer gibt, keinen Irrthum unbeachtet oder unbestritten, keine Seite unbeleuchtet läßt, und dem kritischen Forscher das Befragen und Abwägen von vielen Zeugen und Gegenzeugen leicht macht. §. 2. Sammlungen und Uebersichten. Wir wollen hier meist nur die Quellen der politischen Geschichte, so- wohl die allgemeinen, als die vorzüglicheren unter den besonderen, verzeichnen. Jene, welche der Reformationsgesehichtc, dann der Ge- schichte beider Indien, endlich jener der Wissenschaften angehören, wer- den, so wie überall die wichtigeren Hilfsmittel, bei den entsprechenden einzelnen Kapiteln oder Paragraphen aufgeführt. Unter den Sammlungen von Staatsschriften re. ist die vorzüglichste*) von J. Du Mont (Amsterdam et la Haye 1721 —1731. 8. voll. fol.) zusammengetragen, unter dem Titel: Corps universel diplomatique de droit des gens, contenant un recueil des traités d’alliance, de paix, de trêve, de commerce etc. depuis le règne de l’empereur Charle-Magne jusqu’à présent. Sie fängt schon vom Jahr 800 an. Die Staatsschriften der neue- ren Zeit (nämlich vom 16tcn Jahrhundert an) beginnen mit dem Iv. Baude. Ein Supplement zu diesem Werke in weiteren fünf Bänden, welche bis 1738 reichen, hat Mr. Rousset (gleichfalls in Amsterdam 1739) herausge- geben. Ueber den Zeitraum von 1096 bis 1731 hat J. J. Schmauss (corpus juris gentium acad. Lips. 1730. 2 voll.) eine sehr zweckmäßig gewählte, kleinere Sammlung geliefert. Mehrere andere, einer noch neueren Zeit angchörigc, Sammlungen wer- den wir bei den folgenden Perioden anzeigen. Die collection universelle des mémoires particuliers relatifs à l’histoire de France (08 voll. Paris von 1783—1806), welche bis juin Ende des 16tcn Jahrh, reicht, und die A l l g cm e i n e S am m lu n g h i st o r i fch e r M e m o i r'c s vom 12ten Jahrh, btè auf die neueste Zeit, durch mehrere Verfasser übersezt, mit Anmerkungen *) Die frühere ven Inî. Bernard (nach einem der Verleger gewöhnlich jene ven Mötjens genannt) wird durch die im Texte genannte Sammlung fast überflüssig.

7. Bd. 7 - S. 19

1846 - Braunschweig : Westermann
19 Chronologie. moskowitischcn Reiche nach dein Ableben des Czars Iwan Wasiljewitsch re., aus alten Beschreibungen jener Zeit zusammengetragen. Petersburg 1771. Ii. Chronologie. Eine wichtige Begebenheit für die Berichtigung der Chronologie ist die im vorliegenden Zeiträume durch den Papst Gregor Xiii. 1382 zu Stande gebrachte Kalender-Verbesserung, wodurch der fortschreitenden Abwei- chung des julianischen Kalenders von der richtigen Jahrcsberechnung ein Ende gemacht, die Aequinoktieu und Solstitien auf die Tage, die sic im I. Christi 323 eingenommen hatten, zurückgeführt und für die längste Zukunft jede neue Abweichung verhütet wurde. Wir haben jedoch von dieser Kalen- derverbesserung bereits im ersten Bande, in der allgemeinen Einleitung (S. 29) gesprochen; cs sey uns erlaubt, der Kürze willen uns hier darauf zu beziehen. Viele der großen Gelehrten, welchen die mathematische und historische Chronologie ihre nähere Bestimmung und möglichste Aufhellung verdankt, ha- den in diesem Zeitraume gelebt. Gerh. Mercator, Seth. Calvisius, Jos. Scaliger, Ed. Simson, Dion. Petavius, Jac. Usher und noch A. gehören demselben an. So viel Nüzlichcs sie indessen geleistet ha- den, so ist gleichwohl der unfruchtbaren Mühe noch unendlich mehr gewesen. Der Gebrauch der Jndiktionen und die Datirung der Schriften nach den Heiligen-Tagen nimmt jczt allmälig ab. Zur Vergegenwärtigung des Synchronismus dient nebenstehende Tabelle. Iii. Allgemeine Weltlage. '§. 1. Die Hauptmächte. Zu der Zeit, da durch die großen Entdeckungsreisen dem Unternchmungs- geistc der Europäer zwei neue Welten aufgethan waren, und Luther's erster Freiheitsrus durch die Länder der alten tönte, bestand noch, in der äußeren Erscheinung, die gedoppelte Majestät des römischen Papstes und des teutschen Kaisers; aber die Grundfesten des Weltthrones Beider waren gebrochen: jene des Ersten durch das bereits hellstammende Licht der Wissenschaft und der öffentlichen Meinung, die des Zweiten durch die nimmer heilbare Erschlaffung des Reichsverbandes und die erstarkte Selbstständigkeit der ein- 2'

8. Bd. 7 - S. 86

1846 - Braunschweig : Westermann
86 Drittes Kap. Geschichte der Reformation. §. 4. Nähere Gründe: I. Zustand der Kirche. I. Der Zustand der Kirche*). Wir haben in der mittleren Ge- schichte von Jahrhundert zu Jahrhundert das traurige Verderbnis der römi- schen Kirche, nach Lehren und Gebräuchen, so wie nach den inneren Verhält- nissen der Geistlichkeit und den Sitten ihrer Glieder, unaufhaltsam fortschreiten sehen. Kaum hatten die ersten Strahlen der wiederkehrenden Aufklärung der abendländischen Welt einiges Selbstbewußtseyn ihres kirchlichen Zustandes ge- geben, als das Gefühl der Unerträglichkeit desselben sich in die zuerst leise, dann lauter und lauter und endlich allgemein ertönende Forderung: „Reform der Kirche in Haupt und Gliedern" ergoß. Der göttliche Geist des Christenthums, theils durch veraltetes Formenwerk erstickt, theils von dem künstlich emporgcbrachtcn Priesterrciche verdrängt, drohte vollends zu entfliehen: Ein Umschwung mußte stattfinden, wenn nicht bleibende Ver- sunkenheit in Lamaismus und Bonzcnthum das Loos seyn sollte. Aber nur auf zwei Wegen konnte die Reform eintreten; auf jenem der friedlichen, gesezmäßigen Verbesserung durch die bestehenden Autoritäten selbst, oder auf revolutionairc Weise. Man hatte Grund, das Erste zu hoffen. Von den Kirchenversammlungcn zu Konstanz und zu Basel erwarteten cs die Wohlgesinnten; und an den basier Vätern war die Schuld nicht, daß die Er- wartung getäuscht ward. Der römische Stuhl, durch sein entschiedenes Wider- streben, zerstörte das hoffnungsreich begonnene Werk. Ein späterer, — freilich mehr aus profaner Politik (König Ludwig'sxll. von Frankreich und Kaiser Maximilian's), als aus reinem kirchlichen Eifer hervorgegangener — Ver- such, den Papst (Julius Ii.) durch eine Kirchenversammlung zu Pisa (1811) zur Nachgiebigkeit zu nöthigen, scheiterte gleichfalls an den Künsten Noms und an der — diesmal auch politisch, nicht blos kirchlich festen — Stellung des Papstes. Ein Concil, das er 1312 in seinem laterani- schen Pallast versammelte, errang den vollständigsten Sieg über jenes von Pisa. Auch der Kaiser und der König sahen sich gezwungen zur Unter- werfung. Von den Häuptern war Nichts mehr zu erwarten. Die unter- drückte Gemeinde selbst mußte sich Luft machen; nur Krieg blieb übrig. *) Vcrgl. mittlere Geschichte m. Band, Iii. Abichn. Ii. Kap.

9. Bd. 8 - S. 1

1846 - Braunschweig : Westermann
Zweiter Zeitraum der neueren G es ch i ch t e. (Achter Zeitraum der gesammten Weltgeschichte.) Geschichte vom westphälischen Frieden bis zur französischen Revolution. Dom Jahre Christi 1648 bis 1789. Erstes Kapitel. Vorläufiger Ueberblick. I. Quellen. 8- 1. Vorerinnerungen. Wir werden hier, nach der im vorigen Zeitraume beobachteten Methode, die vorzüglichsten der allgemeinen Quellen sowohl, als jener über die be- sonderen Hauptpartien, zumal der politischen Geschichte zusammen- stellen. Dadurch wird die Nothwendigkeit der wiederholten Anführung ver- mieden und zugleich der mit dem Räherrücken der Zeiten stets zunehmende Reichthum der historischen Quellen anschaulich gemacht. Zwei Bemerkungen jedoch müssen vorausgeschickt werden: 1) Nach dem Zwecke und Umfange dieses Buches kennen meist nur dir al lgc me ine ren Quellen, d. h. diejenigen, welche, sei es sammelnd oder er- zählend, entweder den Haupt geschichtsström in den einzelnen Zeitabschnit- ten, oder doch die allgemeine Geschichte einer Hauptpartie des historischen Schauplazcs oder einer großen Hauptbegcbenheit, oder endlich eines Hauptvolkeö enthalten oder darstellen, hier eine Stelle finden; nicht aber die ganz besonderen oder nächsten Quellen jeder einzelnen Begeben- v. Rottttk, allgem. Geschichte. Viii. 1

10. Bd. 8 - S. 33

1846 - Braunschweig : Westermann
33 Zweites Kap. Die Zeiten Ludwig's Xiv. durch manchem verderblichen Irrthume preis gegeben und ungewaffnet gegen die Täuschungen ftemder Einflüsterung, wie der eigenen Leidenschaft, auch wirk- lich vielfach dadurch bethört, im Ganzen mehr eitel und hochmüthig als edclstolz, mehr nach Glanz als nach wahrer Größe strebend, nur Selbstbcftiedigung, nicht ideale Zwecke liebend, und in Ansichten, Planen und Mitteln allzuoft beschränkt, engherzig, willkürlich und ungerecht: doch bei allem Dem durch Naturanlage, ltcbung und Eifer klar genug sehend in Sachen der geineinercn Politik und des Krieges, auch des Lobes willen, manch' wahrhaft Schönes und Gutes fördernd und — wie entfernt von Größe — doch großartig nach llmfang und Ton seines Wirkens und Handelns. Auch glücklich war Ludwig, zumal durch den Bcsiz vieler großer Män- ner des Krieges und des Staates, welche auch gut zu wählen er, wenigstens in der ersten Hälfte seiner Negierung, verstand. Colbcrt's*) weise Verwal- tung erzeugte in dem Schooße der Nation und machte dem König dienstbar eine ungeahnte Fülle von lebendigen und von Geld-Kräften. Helden, wie Cond6 und Turenne, führten die schwellenden Heerschaaren zum sicheren Siege; Bahn und Mittel dazu bereiteten Louvois**) Scharfblick, nie rastende Thätigkeit und rücksichtsloser Eifer. Nur wenige Häupter ans Seite der Feinde mochten den Feldherren und Ministern Ludwig's sich vergleichen, und die wenigen noch wurden gehemmt oder unterdrückt durch Schwäche und Verkehrtheit ihrer Regierungen. Nicht Einer unter den Königen, gegen welche Ludwig kämpfte — Wilhelm von Oranien ausgenommen —, war ihm geistig ebenbürtig; der Unwerth der ihm gleichzeitigen Fürsten ist die stärkste Folie seines Ruhmes. §. 4. Kaiser Leopold I. Allernächst zu seinem Nebenbuhler und Gegner berufen, als Haupt der teutsch-östreichischen Linie und als Haupt des teutschen Reiches war Kaiser Leopold I., welchen, nach einem Zwischenreiche von fünfzehn Mona- ten*'"'), die Kurfürsten zu Ferdinand's Iii. Nachfolger erkoren hatten, troz der *) Tableau du ministère de Colbert. Par. 1774. **) Mémoires ou essai pour servir à l’histoire de F. M. de Tellier, marquis de Louvois. Amst. 1740. "*) Kaiser Ferdinand 111, war 1057 mit 23. Màrz gestorbcn. Leopold's Wahl hatte aur v. Noncck, allgcm. Gcschichtc. Viii. 3
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