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1. Die Grundzüge der Geographie - S. 11

1904 - Braunschweig : Westermann
— 11 — Flechten bedecken oft Hunderte von Meilen weit den ebenen Boden, sie bilden die Tundra, die in den ersten Sommerwochen nach der Schneeschmelze einem vollgesogenen Schwamme gleicht, aus welchem Milliarden von Stechmücken hervorkommen, die Menschen und Tiere entsetzlich peinigen. Nur an besonders geschützten, gegen die Sonnenstrahlen geneigten Abhängen sieht man einige Pflänzchen ihre Blüten entfalten, sie gleichen in ihrem ganzen Bau auffallend denen, die auf hohen Bergen wärmerer Landstriche nahe der Grenze des ewigen Schnees wachsen. Auch der Baumwuchs hört auf, nur spärlich finden sich einzelne Polarweiden und -birken, die vorsichtig nur einige Blätter und Blütenkätzchen hervortreiben, sonst Stamm und Zweige unter dem schützenden Boden bergen. Der Polarzone eigentümlich ist das Remitier, das gezähmt und auch als Wild dem Menschen fast alle seine Bedürfnisse liefert, so daß er ohne dasselbe in dieser unwirtlichen Einöde gar nicht existieren könnte; außerdem kommen noch der schafähnliche Bisamochs, der Polarfuchs und als gefährliches Raubtier der Eisbär 'vor. Charakteristisch für diese hochnordischen Gegenden sind auch die Vogelberge, Felseneilande im Meere, auf denen unzählige Scharen von Seevögeln nisten; werden sie erschreckt, so steigen sie in Schwärmen auf, daß sie die Sonne verfinstern. Sehr reich ist in der Polarzone die Tierwelt des Meeres; seine Buchten und Engen wimmeln, wenn sie eisfrei sind, von Fischen aus dem Geschlecht der Lachse und Dorsche, zu deren Fang sich Tausende von Booten und Schiffen vereinigen; an entlegenem Strande oder auch auf Eisschollen sammeln sich Herden von Seehunden und anderen Robben, z. B. Walrossen, eine erwünschte Jagdbeute für die Eingeborenen, die den Speck essen, den ausgelassenen Tran trinken, mit ihm auch ihre Lampen speisen und mit dem Fell der Tiere ihre Boote wasserdicht überziehen; auf dem offenen Polarmeer treffen wir die Wale, die größten der jetzt lebenden Säugetiere, im Nördlichen Eismeer den Grönlandwal, der Speck (Tran) und Fischbein liefert, im Südlichen Eismeer und den angrenzenden Gebieten des Großen Ozeans den Potival, der zwar kein Fischbein, aber Walrat und Ambra hat. Von Europa und Amerika gehen daher alljährlich gut ausgerüstete Schiffe in die Polarmeere zum Walfischfang und Robbenschlag. Die Bevölkerung der Erde. [S. Lange, Volksschnlatlas, Verteilung der Völker und der Religionen.] Man schätzt die Anzahl der Menschen, welche die Erde § 8. bewohnen, auf 1800 Millionen und teilt sie in 5 Hauptrassen,

2. Die Grundzüge der Geographie - S. 19

1904 - Braunschweig : Westermann
— 19 — B. Niederdeutscliland. Von den nördlichen Ausläufern der Mittelgebirge senkt sich § 15. die Norddeutsche Tiefebene allmählich zu den angrenzenden Meeren hinab; sie zerfällt in eine westliche Hälfte, welche der Nordsee, und in eine östliche, welche der Ostsee zugehört. Flache Höhenzüge durchsetzen in breiten Rücken diese letztere, so die Preußische, die Pommer sehe und die Mecklenburgische Seenplatte. Viele Landseen liegen, wie schon der Name es andeutet, auf diesen Bodenerhebungen eingebettet und machen, zumal wenn sie von Waldungen umgeben sind, oft die Landschaft malerisch und schön ; doch ist der Boden, Geestland genannt, meistens sandig und wenig fruchtbar, während er in den Niederungen, an den Ufern der Ströme und auch an der Meeresküste hin oft eine außerordentliche Fruchtbarkeit zeigt. Im Gebiet der Ostsee, die in der Kieler, Lübecker, Pommer-schen und Danziger Bucht in das Land eindringt, ist die Küste hoch gelegen oder durch Sanddünen geschützt, hinter denen oft prächtige Waldungen sich ausbreiten; doch ist sie inselarm, denn nur Rügen, Fehmarn und Alsen sind vorgelagert. Die hier mündenden Flüsse zeigen die Eigentümlichkeit der Haffbildung (Kurisches, Frisches und Stettiner Haff). Die Nordseeküsten liegen dagegen so niedrig, oft tiefer als der Wasserspiegel, daß man künstliche Dämme oder Deiche an der Meeresküste wie auch an den Ufern tier einmündenden Ströme hat errichten müssen, um das Land vor Überflutungen zu schützen. Hinter den Deichen lagert oft die fetteste Marsch, während sich in der dahinter vorkommenden sandigen Geest aber auch ausgedehnte Moorgegenden finden, die nur kümmerliche Ernten von Kartoffeln, Buchweizen und Hafer gewähren. Längs der Nordseeküste zieht sich eine lange Reihe meist flacher Inseln hin, nämlich die Ostfriesischen Inseln, isoliert der Elbinündung gegenüber vor der Helgoländer Bucht das bis zu 60 m aufsteigende Helgoland. — und die Nordfriesisehen Inseln; hier liegen neben den größeren vielfach kleinere, unbewohnte oder nur mit einigen Gehöften besetzte Inseln, die Halligen genannt werden. Die seichten Meeresgebiete zwischen diesen Inseln und dem Festlande sind die Watten, die nur bei der Flut ganz vom Wasser bedeckt sind, während sie bei der Ebbe zu einem großen Teile bloß liegen und dann eine Sammelstätte für allerlei Seegetier bilden. Dem westlichen Niederdeutschland gehört ein Teil des § 16. Unterlaufes des Rheines an, der in die Nordsee mündet (§ 28), 2*

3. Die Grundzüge der Geographie - S. 158

1904 - Braunschweig : Westermann
— 158 — dieselbe -j- 9°). Will man eine vergleichende Übersicht der mittleren Jahrestemperaturen auf der Erde erhalten, so verbindet man nach Alexander von Humboldt (geb. 1769, gest. 1859) die Orte gleicher mittlerer Jahreswärme durch Linien miteinander, welche Isothermen genannt worden sind. Diese weichen nicht unerheblich von den Parallelkreisen ab, weil die Erwärmung eines Ortes nicht allein durch seine geographische Breite, sondern auch durch mancherlei andere Faktoren mitbestimmt wird. Auf unserer Halbkugel zeigen ihre Ausbuchtungen nach Norden eine relative Erhöhung der Mitteltemperatur eines Ortes, nach Süden dagegen eine Erniedrigung derselben an. Das Wasser. § 111. Schon seit der Urzeit scheint der Gehalt an Salz dem Meereswasser eigen zu sein. Durch einfaches Verdampfen gewinnen wir es als Seesalz aus demselben. Außerdem kommen noch Schwefel, Jod und Brom, ferner Metalle, z. B. Silber und Kupfer, in verschiedenen Verbindungen vor, so daß im ganzen neunundzwanzig Elemente im Meerwasser nachgewiesen sind. Der Salzgehalt der Meere schwankt beträchtlich, er ist um so höher, je stärker die Verdunstung und je geringer der Zufluß süßen Wassers ist; sein Maximum hat er im Roten Meere mit 4,3%, die Ostsee hat dagegen im Mittel nur 0,75%. Die Temperatur des Meerwassers wechselt an der Oberfläche zwischen -j-34° und —3°, während sie in der liefe der offenen Ozeane nur geringe Unterschiede zeigt, denn in der tropischen und gemäßigten Zone beträgt sie hier 00 bis 2 °, während sie in der Polarzone auf — 20 und darunter hinabgeht. Durch Wind, Strömungen und Ebbe und J1 lut wird das Wasser der Meere in Bewegung gesetzt. Der Wind verursacht an der Oberfläche des Wassers Wellen, indem die Wasserteilchen bald über die Niveaufläche gehoben den Wellenberg, bald unter dieselbe hinabgedrückt das Wellental bilden. Im offenen Ozean folgen sich Berge und Täler ziemlich regelmäßig in langen und breiten Zügen, in Binnenmeeren werden die Wellen kürzer und unregelmäßiger, und an der Küste überschlagen sich die Kämme der Wellenberge und bilden so die Brandung, die dem Schiffer besonders gefährlich wird. Die Höhe der Wellen hängt hauptsächlich von der Gewalt des Windes ab, doch beträgt auch beim heftigsten Orkan die Höhendifferenz zwischen Berg und Tal höchstens 20 m. Die Wärmeunterschiede zwischen den tropischen und polaien Meeren und die dadurch bedingte Verschiedenheit der spezifischen Schwere des Wassers, die stärkere Verdunstung m den

4. Die Grundzüge der Geographie - S. 4

1904 - Braunschweig : Westermann
— 4 — dem Boden ausgeschieden sind und in der Ferne leuchten wie frischgefallener Schnee, oder wo nichts weiter sich findet als Sand, aus dem der Wind wandernde Hügel bildet, da haben wir das Bild der vollkommenen Wüste. An niedrigen und immer feuchten Stellen bildet sich Moor und Bruchland. Es sind dies Torfschichten, die einen weichen Untergrund haben und durchlässig sind. Darüber spannt sich die Decke eines Wurzelgeflechts bestimmter Pflanzen aus, eine trügerische Decke, da der Fuß des Wanderers bald auf ihr einsinken würde, wenn er sie betreten wollte. Das Wasser. § 2. Ungeheure Massen klaren, salzigen Wassers von grünlichblauer Färbung bedecken drei Viertel der Erde; sie bilden die Meere und Ozeane, deren Oberfläche bei ruhiger Luft einen glatten Spiegel bildet, während Wind oder Sturm sie in gewaltigen Wellen aufwühlt. In regelmäßigen Zwischenräumen von sechs Stunden hebt und senkt sich die Oberfläche der Meere; ihre Erhebung, die durchschnittlich fast einen Meter beträgt, sich unter Umständen aber auch auf mehrere Meter belaufen kann, heißt Flut, die entsprechende Senkung heißt Ebbe. Der Rand des Meeres ist teils ein sandiger Strand, gegen den die Wellen heranrollen und sich überschlagend lange Linien weißen Schaumes bilden, teils eine felsige Küste, an welcher fast immer die Brandung mit donnerähnlichem Getöse tobt, bis sie endlich auch den härtesten Stein zerbröckelt oder in weiten Grotten auswäscht. Am heftigsten zeigt sie sich da, wo Felsmassen als Vorgebirge oder Klippen in das Meer hinausragen. Nur selten ist die Meeresküste geradlinig und eintönig, meistens ist sie reich gegliedert durch ausspringende Halbinseln oder Landzungen, einspringende Buchten oder Golfe und Inseln, welche die Küste entweder in Reihen begleiten oder in besonderen Gruppen im Meere verstreut sind. Weite Meeresbecken hängen oft durch schmale Wasserarme, Meerengen oder Sunde miteinander zusammen, wie auch umgekehrt Landengen als natürliche Brücken die Festländer verbinden. Fort und fort steigt Wasserdampf von der Oberfläche der Meere auf, verdichtet sich in den höheren Schichten der Atmosphäre und ballt sich zu Wolken zusammen. Diese werden dichter und schwerer und lassen endlich nichtsalziges Wasser als Regen, Schnee oder Hagel zur Erde zurückströmen. Schnell nehmen es die durchlässigen Schichten, Sand und Kies, nicht aber Lehm und Ton, auf und lassen es allmählich bis zu

5. Die Grundzüge der Geographie - S. 6

1904 - Braunschweig : Westermann
— 6 — Nicht alle Flüsse strömen dem Meere zu, manche münden in Süß- oder Salzwasserseen, die sie speisen, oder zuvor in Strandseen, Haffe genannt, die meistens durch schmale Landzungen (Nehrungen) vom Meere getrennt sind. In Bodensenkungen von geringerem Umfang findet man häufig Teiche und Tümpel, die meist aus Quellen auf ihrem Grunde ihr Wasser erhalten. Einzelne Quellen führen stark salzhaltiges Wasser, Sole genannt; ihr Salzgehalt stammt von Steinsalzlagern her, welche das Wasser bei seinem Wege durch die Erdschichten teilweise aufgelöst hat; andere brechen heiß aus dem Boden hervor, sie kommen aus größerer Tiefe und enthalten viele mineralische Stoffe aufgelöst, welche heilkräftig wirken; sie werden daher zu Bädern oder Trinkkuren benutzt. Fünf Weltmeere oder Ozeane unterscheiden wir auf der Erde: 1) den Atlantischen Ozean zwischen den Erdteilen Europa und Afrika einerseits, Amerika anderseits, 2) den Indischen Ozean zwischen Afrika, Asien und Australien, 3) den Großen oder Stillen Ozean zwischen Asien, Australien und Amerika, 4) das Nördliche Eismeer im Norden von Asien, Europa und Nordamerika, 5) das Südliche Eismeer im Süden von Afrika, Australien und Südamerika. Europa, Asien und Afrika werden als Landfeste oder Kontinent der Alten Welt, Nord- und Südamerika der Neuen Welt bezeichnet. [S. Skizze la zur Vergleichung der Oberflächen der Ozeane und der Kontinente,] Die Luft. § 3. Die ganze Erdoberfläche umgibt, einem durchsichtigen Schleier vergleichbar, die Lufthülle oder Atmosphäre. Nur sehr selten ist sie vollkommen ruhig, vielmehr fast immer mehr oder minder heftig bewegt. Solche Luftströmungen nennen wir Wind, Sturm, Orkan, je nach dem Grade ihrer Heftigkeit. Die Winde reinigen die Luft und führen die regenspendenden Wolken über weite Landstriche, sie füllen die Segel des Schiffes und führen es über das Meer; Stürme und Orkane aber, besonders die furchtbaren Wirbelstürme mancher Gebiete, richten auch großes Unheil an, indem sie die Schiffe unter den Wellen begraben, Häuser umreißen und ganze Wälder und Pflanzungen niederbrechen. Die Erde als Weltkörper. § 4. Die Erde als Ganzes betrachtet ist eine Kugel von gewal- tiger Größe, denn ihr Durchmesser beträgt 12 740 km. Ihre Oberfläche ist starr und, wenn sie nicht von den Sonnenstrah-

6. Die Grundzüge der Geographie - S. 160

1904 - Braunschweig : Westermann
— 160 — den Ochot ski sehen Strom, der aus dem Ochotskischen in das Japanische Meer eindringt, an der Küste der Mandschurei und Koreas vorüber das Ostchinesische Meer durchschneidet und bis zur Fukianstraße vordringt, welche die Insel Formosa vom Festlande trennt. [Vergl. Diercke, Großer Ozean.] Auf der südlichen Halbkugel ist besonders der kalte Peruanische Strom bemerkenswert, der aus dem Antarktischen Meere stammt und an der Westküste Südamerikas entlang zieht, bis er in die südliche Aquatorialströmung eintritt. Vornehmlich durch die Anziehung, welche der Mond auf die bewegliche Wasserhülle der Erde auslibt, entsteht Ebbe und Flut. An der Stelle der Erde nämlich, welche dem Mond am nächsten ist, wird das Wasser emporgehoben, es entsteht also hier und nach den Gesetzen der Mechanik ebenso an der Stelle, welche dieser diametral gegenüberliegt, ein W'asserberg, die Flut, während an den um einen Quadranten entfernten Punkten umgekehrt eine Depression des Niveaus, die Ebbe, eintritt. Weil nun der Mond täglich einmal durch den Meridian eines Ortes und auch täglich einmal durch den Meridian des dem ersten diametral gegenüberliegenden Ortes geht, so muß in vierundzwanzig Stunden an jedem Orte sich zweimal die Flutwelle und zweimal die Ebbe einstellen. Wäre die ganze Erdoberfläche mit Wasser bedeckt, so würden also jedesmal nach sechs Stunden regelmäßig Flut und p]bbe wechseln und die Flutwelle mit dem Eintritt des Mondes in den Meridian zusammenfallen. In Wirklichkeit sind aber die unsymmetrische Gestaltung der Kontinente, die Inselreihen und Meerengen, auch die ungleiche Tiefe der ozeanischen Gewässer Veranlassung, daß die Flutwelle zu anderer Zeit eintritt, als es die Theorie verlangt, und daß sie in eingeschlossenen Binnenmeeren, wie z. B. in der Ostsee, ganz unmerklich ist. Für den Schiffer ist die genaue Kenntnis des Eintritts von Flut und Ebbe, der Gezeiten, von hoher Wichtigkeit, für den praktischen Gebrauch sind daher Tabellen und Tafeln der Gezeiten zusammengestellt. Ähnlich wie der Mond wirkt auch die Sonne auf die ozeanischen Gewässer ein, nur ist ihre Wirkung eine geringere, etwa im Verhältnis 4: 9, weil sie zwar an Masse viel größer als der Mond, doch bedeutend weiter von der Erde entfernt ist. Stehen nun beide Weltkörper um einen Bogen von 90° voneinander entfernt, so wirken ihre anziehenden Kräfte einander entgegen, die Höhe der Flutwelle wird dadurch wesentlich verringert, es entsteht die Nippflut; stehen aber Mond und Sonne in gerader Linie mit der Erde, so summieren sich ihre Wirkungen, es tritt die Springflut ein. Durchschnittlich erreicht die Flutwelle der tropischen Meere, in denen sie stärker anschwillt als in der gemäßigten /one,

7. Bd. 6 - S. 211

1846 - Braunschweig : Westermann
211 Zweites Kap. Religion. Priester und Lehrer der Theologie auf der hohen Schule zu Oxford, Lehren vor, welche von jenen der nachfolgenden großen Reformatoren im Wesen wenig verschieden sind. Er verwarf die Vervielfältigung der Ceremonien beim Gottesdienste, die Transsubstantiation, die Oberherrschaft der römischen Kirche, den Reichthum der Geistlichkeit, das Mönchthum und zumal die Bettelorden. Er behauptete, die heilige Schrift sey die einzige Richtschnur des Glaubens, *) die himmlische Gnade — hierin der augustinischen Strenge beipflichtend — die einzige Hoffnung des Heils. Also zernichtete er — voll Eifers wider die mißbrauchte menschliche Autorität —- die Freiheit des Einzelnen durch die unbedingte Vorherbestimmung, gleichwie er, aus Scheu vor der einheimischen Kirchengewalt, die Freiheit der gesammten Kirche hingab an die weltliche M a ch t. Diese Lehren fanden ausgebreiteten Beifall, erregten aber den Haß des Klerus. Papst Gregor Xi. verordnete den Kezerproccß wider Wiklcf, der jedoch durch den mächtigen Schuz des Herzogs von Lancaster und anderer Großen dem ersten Angriffe entging. Später vertheidigten ihn die Ge- meinen, nach den Grundsäzen verfassungsmäßiger Freiheit; und am meisten beschwichtigte Er Selbst die Gegner durch die Nachgiebigkeit, womit er die anstößigsten seiner Lehren mildernd erklärte. Er starb als Pfarrer in Lutter- worth (1384) und die Flüche der Verdammung schallten blos über sein Grab. Seine Schüler (man nannte sie wie andere Kezer Lollharden und Beghar den), **) pflanzten die Meinungen des Rcformartors theils in ge- *) Noch hat er das neue Testament in's Englische übersezt. **) Die Ueberreste der Waldenser und Albigenser und viele von ihnen abstammende Sekten, welche unter mancherlei besonderen Namen, auch vielfacher Abweichung von den Lehren der Hauptsekte, in den Ländern zerstreut erscheinen, werden oft zusammengefaßt unter dem allgemeinen Namen der Lollharden. Mit ihnen verwandt, wiewobl ans» gezeichnet durch besonders schwärmerisches Treiben, waren die Bcgharden und (ihreschwe- stern die) Begninen, welche zum Theil durch Gelübde sich verbunden hatten zu einem dem Gebete und den Bußübungcn geweihten Leben, und meist wandernd und Proselyten machend umherzogen. Als Lehrer der strengen evangelischen Armuth waren alle diese Sekten der hohen Geistlichkeit und dem Papste verhaßt. Viele verunstalteten auch die, von den Waldensern her- rührenden, freien und verständige» Meinungen durch so abenteuerliche Uebungen und Schwär- mereien, daß sie gerechten Grund zun» Aegerniß oder Unwillen gaben. Merkwürdige Beispiele davon lesen wir in „Joh. Conr. Fueßlin's Kirchen- und Kezerhistorie der mitt- leren Zeit." Der Verwandtschaft der Waldenser mit den Pauliciancrn haben wir sihoa 14'

8. Bd. 6 - S. 154

1846 - Braunschweig : Westermann
154 Viertes Kap. Der Norden und Osten. einer regelmäßigen, wohl organisirten Miliz, verdankt ihm sein Vaterland. Er starb in Wien (1490) und hatte zum Nachfolger seinen Feind, Wladis- law Ii., den böhmischen König, einen schlechten Regenten, unter welchem das Reich viel Unglück im Inneren und von außen erfuhr. Zu seiner Zeit saß auf dem Thron der Osmancn Bajazeth Ii., Mohammed's Ii. Sohn (von 1481 bis 1512), dessen geringere Thatkraft den Christen einige Erholung gewährte. Auch hielt ihn einheimische Gefahr von äußeren Unternehmungen ab. Schem (oder Zizim), sein jüngerer Bruder, und welchen das Volk liebte, begehrte des Thrones, ward jedoch überwältigt und floh nach Rhodus. Der Sultan, mit ängstlichem Blicke, sah dem Flüchtlinge nach und erwirkte von den Rhodiser-Rittern gegen Be- zahlung eines ansehnlichen Jahrgcldcs seine Gcfangcnhaltung. Um ihn sicherer zu verwahren, schleppte man den Unglücklichen nach Frankreich, von wo er nach Italien und in die Gewalt des Papstes (Alexander Vi.) kam. In Rom starb er, durch Gift oder Stahl: doch liegt ein dichter Schleier über der Schreckensthat. Bajazeth Ii. regierte rühmlos und verlor das Reich durch Empörung seines eigenen Sohnes Selim l., Favus (1512). Der- selbe eroberte Aegypten und dessen Nebenländcr (1517) gegen den tschcr« k assi scheu Sultan Kau sur al Guri und dessen Nachfolger Tu man bey. Die Herrschaft der t sch er k assi scheu Sklavengarde war durch Bar kok (1382) über den Trümmern dcs bah a ri tischen Thrones (s. B. V. S. 186) errichtet worden, an Ursprung und Charakter dem leztcn ähnlich. Unter den t sch erkas fischen, wie unter den bah a ri tischen Mamluken hatte das Chalisat in dem ab bassi tischen Hause fortbestanden. Aber Sc lim schleppte den Chalifen M otawakkcl gefangen nach Con sta ntin opel und eignete Sich Selbst dessen Würde zu. Seit dieser Zeit gelten die osma- ni sch en Sultane bei den Sunniten als Chalifen.

9. Bd. 7 - S. 40

1846 - Braunschweig : Westermann
40 Zweites Kap. Entdeckung Amerika's der Eroberer allmälig aufgerieben und ihre Stelle eingenomnien war durch Freunde der geselligen Ordnung. Um dieselbe Zeit, als Cortez Mexiko eroberte, und Pizarro über der Eroberung Peru's brütete, hatte die erste Weltumseglung durch die Schiffe Ferdinand Magelhan's statt. Dieser edle Portugiese, dessen Ver- dienste um sein Vaterland mit Undank belohnt, dessen Entwürfe zur west- lichen Fahrt nach Indien mit Kaltstnn von seinem Herrn aufgenommen wur- den, wandte sich an den spanischen Hos, und erhielt von dem großdenken- den Kardinal Ximenes für das wichtige Unternehmen fünf wvhlausgerüstcte Schiffe, mit 234 Seeleuten bemannt; daneben von Karl V. den Ritterorden von St. Jago und den Titel Gcneralcapitain. Am 10ten August 1810 se- gelte Magelhan aus dein Hafen von Sevilla über die Canaricn an die ameri- kanische Küste, fuhr, wie de Solis, vergebens in die Mündung des la Plata, drang aber weiter zum 48stcn Grad südlicher Breite, wo er unter tausend Mühseligkeiten überwinterte, dann bis zum 83stcn Grab, wo er endlich den Eingang einer Meerenge fand, die er nach seinem Namen benannte, und in zwanzigtägiger Mühe und Gefahr glücklich durchfuhr. Durch die unermeßliche Südsee, die jezt seinem Blick sich öffnete — wegen des fortwährend guten Wetters von ihm die stille oder friedfertige See genannt, —- segelte er 3 Monate und 20 Tage, ohne Land zu erblicken; endlich gelangte er zu den ladroirischen Inseln und hierauf zu den Philippinen, auf deren einer die Eingebornen ihn erschlugen. Aber die Reise ward fortgesezt unter anderen Anführern. Die Spanier berührten Borneo, und landeten zum Erstaunen der Portugiesen auf Tidore, einer der Molukken (8. Nov. 1321). Von hier aus kehrte das einzige Schiff, welches die See noch zu halten vermochte, auf der von den Portugiesen geöffneten Straße uni's Cap der guten Hoff- nung nach Spanien heim, und erreichte St. Lucar am 7tcn September 1822, drei Jahre und 28 .Tage nach der Abfahrt von Sevilla. Aber die Portugiesen widcrscztcn sich dem Handel der Spanier mit den Molukken: die Spanier dagegen vermeinten, die Inseln lägen schon außerhalb der vom Papst für Portugal gezogenen Demarkations-Linie. Nach verschie- denen Unterhandlungen verkaufte endlich Karl V. an Portugal seine An- sprüche auf die Molukken um 380,000 Dukaten mit dem Vorbehalt der Rechts-Wiederherstellung im Falle der Zurückbezahlung. Die Philippinen dagegen blieben im spanischen Bcsize (oder wurden vielmehr von Neuem erst

10. Bd. 7 - S. 45

1846 - Braunschweig : Westermann
43 und des Wasserweges nach Ostindien. oder Anden, fast gerade von einem Pol gegen den anderen sich ausstreckt und dabei weit tiefer gegen den Südpol (wahrscheinlich auch näher gegen den Nordpol) reicht, als das alte Festland. Non den Gewässern Amerika's ha- den weitaus die meisten oder ansehnlichsten ihren Abfluß gegen das atlan- tische oder das antillische Meer: im alten Contincnt fließen sie ziemlich gleichmäßig nach allen Seiten ab. Die Flüsse und Seen im neuen Konti- nent sind dabei nicht nur weit zahlreicher, sondern auch weit gewaltiger und größer, als im alten. Wenn wir die k a spi sehe See ausnehmen, welche jedoch mehr wie der Ucbcrrcst eines wahren (einst mit dem schwarzen ver- verbunkencn) Meeres, als wie ein Landsce erscheint; so mögen alle übrige Seen der drei alten Erdtheilc keine Vergleichung aushalten mit den ameri- kanischen Seen, zumal mit dem ungeheueren Systeme solcher Binnenwässer, das sich von Canada aus — durch die fünf sogenannten canadischeu Seen — über den Winipeg-, Aratbapeskow - und Sklaven-See mit noch mehr als hundert anderen über ganz Nordamerika ausdehnt. Auch die Flüsse Amerika» übertreffen weit an Länge des Laufes und an Wasscrmasse die größten des alten Contincnts. Der Amazonen-Strom orci Maran- non, der König der Flüsse, durchläuft fast tausend Meilen Landes, nimmt gegen zwölf Nebenflüsse von der Größe der Donau und eine ungezählte Menge kleinerer auf, und ergießt sieh, ein strömendes Meer des süßen Was- scrs, in den atlantischen Ozean. Die weite Mündung des Silberflusscs (Nio de la Plata) wurde von den ersten Entdeckern für eine weite Bah gehalten. Cin paar Tagrcisen oberhalb seiner Mündung mag das Auge des ihn Beschiffcndtn kaum ein oder das andere Ufer gewahren. Auch strömt er über siebenhundert Stunden weit von den Hochgebirgen her, und nimmt gleich- falls eine ansehnliche Zahl von Flüssen auf, die im alten Contincnt für Haupt- ströme gelten würden. Das Erstaunen des Columbus über die furchtbare Gewalt, womit der Orinoko seine Fluten in den Ozean wälzt, und sein llrtheil, das müsse eine ungeheueres Festland scun, worin ein so gewaltiger Strom sich bilden könne, sind bekannt. Nicht minder mächtig sind in Nord- amerika der Missisippi, dessen Lauf mit dem seines großen Nebenflusses Missouri fast achthundert Meilen beträgt, und dessen breite Mündungen ein unermeßliches Delta umschließen, der St. Laurenz-Strom, der das Wasser der kanadischen Seen rauschend dem atlantischen Ozean zuführt, und mehrere andere.
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