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1. Bd. 6 - S. 136

1846 - Braunschweig : Westermann
136 Viertes Kap. Der Norden und Osten. fanden oft Anlaß zur Beschwerde. Norwegen dagegen empfand es schmerz- lich, daß es von einem anderen Reiche aus regiert werde; doch war es kaum stark genug zur Selbstständigkeit, und historische sowohl als natürliche Ver- hältnisse neigten cs mehr zu den Dänen als zu den Schweden hin. Die- ses lezte Dolk aber glaubte sich am meisten gekränkt, und war es auch. Mehr durch das Recht des Krieges als durch den freien Willen der Nation war Margaretha seine Fürstin geworden. Die Fortdauer der Union schien eine Fortdauer seiner Schmach. Von Kopenhagen aus Befehle oder Gcwalts-- boten zu erhalten, war den stolzen Schweden unerträglich: und die Könige, theils solche Stimmung erkennend, hielten um so nöthiger, ein ihnen abge- neigtes Volk durch Strenge niederzuhalten, theils thaten sie's aus Stolz, und weil sic wirklich Schweden als unterworfene Provinz betrachteten. Daher unaufhörliche Stürme, Empörung, Bürgerkrieg und, nach niehr als hundert- jährigen Leiden, endlich die völlige Trennung. Schon König Erich erregte durch Willkür und Druck den Aufstand der Schweden. Unter Anführung zuerst des tapferen Engelbrecht Engel- brechtson, dann Karl Knutson Bondc's demüthigten sic das könig- liche Ansehen, und Bonde ward selbst zum Reichsstatthaltcr ernannt (1436). Aber auch die Dänen empörten sich zu wiederholten Malen wider Erich, welchen sein Kriegsrmglück wider den Grasen von Holstein verächtlich ge- macht hatte. Er entfloh nach Gothland; worauf die Dänen seinen Neffen Christof, Prinzen von Baiern, zum Könige wählten (1439). Erich starb erst lange nachher im Elende: Christof, welchen auch die Schwe- den und Norweger erkannten, regierte minder unglücklich als sein Vor- fahrer, doch ohne etwas Merkwürdiges zu vollbringen. §. 4. Das Haus Oldenburg und Delmenhorst. Nach Christofs unbeerbtem Tode (1448) wurde durch die Wahl der Dänen, dann der Norweger (1460) Christian, Graf von Olden- burg und Delmenhorst, erhöht, der Stifter des noch jezt in Skandi- navien und auch in Rußland regierenden Hauses. In den Niederungen am teutschen Meere, zwischen Weser und Ems, in dem Lande Nu st ringen, war von genügen Anfängen, geräusch- los das Haus der Grafen aufgeblüht, die sich von Oldenburg, als dem Size der Herrschaft, nannten, und seit Kurzem durch Erbvereinigung mit

2. Bd. 7 - S. 234

1846 - Braunschweig : Westermann
234 Sechstes Kap. Die Zeiten genommen, auf seine eigene unbeträchtliche Hausmacht und auf die Kraft der Böhmen beschränkt. Nicht ohne ängstliches Weigern hatte er die Krone auf's Haupt gesetzt. Seine Gemahlin, des Königs von England stolze Tochter, hatte meist ihn dazu ermuntert. Dennoch unterstüzte der unthätige, dem Schulgezänk mehr, als den Wclthändeln lebende König Jakob seinen Eidam nicht. Holland und Venedig, Dänemark und Schweden erkannten ihn zwar als König, aber leisteten keinen Beistand. Der Kurfürst von Sach- sen. Johann Georg, erklärte sich sogar wider Ihn, und besezte die Lauftz. llnd mit Blizesschnelle stürzte jezt die vereinigte Macht der Ligue und des Kaisers über das unglückliche Böhmen. König Friedrich, von Natur- leichtsinnig und durch den Glanz verblendet, womit das böhmische Volk den neuen, selbstgewählten Herrn empfangen, verschloß die Augen gegen die drin- gendste Gefahr, und versäumte über Pomp und Lust die Anstalten der Ge- genwehr. Also überfiel den noch schlecht gerüsteten das 80,000 Mann starke Heer der Feinde unter Herzog Maximilian's persönlicher Anführung vor den Thoren Prags. Die kaum angefangenen Verschanzungen der Böhmen auf dem weißen Berg gewährten keinen Schuz gegen die liebermacht. In einer kurzen Stunde war Friedrich's Heer geschlagen, zerstreut, alles Geschüz erobert, alle Hoffnung dahin (8. Nov. 1620). Der Pfalzgraf mit den vor- nehmsten böhmischen Herren entfloh, die Hauptstadt und, ihrem Beispiele fol- gend. das ganze Königreich ergab sich dem Sieger. §. 3. Der Kaiser mißbraucht den Sieg. Nach so entscheidendem Siege hing cs von Ferdinand's Weisheit und Mäßigung ab, den Frieden herzustellen, und aus dauernder Grundlage zu be- festigen. Der geschlagene Friedrich war nach Brandenburg, dann nach Holland geflohen. Er war ganz wehrlos. Denn auch sein Erbland, die Pfalz am Rhein, hatten die Spanier unter Spinola erobert, die Ober- pfalz Maximilian von B ai ern. Einige Kriegshaufen, die noch im Felde standen, wie zumal der mannsfcldische bei Pilsen, vermochten nicht den Krieg fortzusezen gegen den siegenden Kaiser, und die wenigen Freunde Frie- drich's im teutschen Reiche mußten freudig den Frieden ergreifen, wenn nicht Verzweiflung sie zum längeren Kampfe trieb. Ferdinand mißbrauchte seinen Sieg, und verlor dadurch desselben Früchte. Vorerst über Böhmen erging eine schwere Rache. Nach anfäng-

3. Bd. 7 - S. 238

1846 - Braunschweig : Westermann
238 Sechstes Kap. Die Zeiten 8. 7. Dritte Periode. Einmischung Dänemarks. Wallenstein Abermals stand in der Macht des Kaisers, einen billigen Frieden zu schließen. Er — ans Nachsucht und Glaubenseifer — versagte Tcutschland und der Welt diese Wohlthat. Er blieb in Waffen, obschon kein Feind mehr zu bekämpfen war, und bedrohte durch seine kriegerische Stellung, wie durch fortwährend härtere Edikte, den ans den Religionsfrieden gebauten Rcchtszu- stand der Protestanten. Niedersachsen zumal, woselbst die evangelische Partei vorherrschte, erkannte diese Gefahr, bewaffnete sich, und erkor zum Kreisobersten den König Christian Iv. von Dänemark (1623), einen ju- gendlich thatkräftigen Fürsten, während auch England — nun endlich zur wcrkthätigcn Unterstüzung des Pfalzgrafen enschlossen — und Frankreich, dessen Staatsruder jezt der einsichtsvolle Kardinal glichelieu lenkte, eine ge- gen Oestreich feindliche Stellung nahmen. Der Kaiser, der bisher fast nur mit liguistischcn Truppen den teut- schen Krieg gcführet, trat endlich mit einem eigenen Heere auf. Der Graf Albrecht von Wallen ft ein, ein böhmischer Edelmann, hatte es auf eigene und seiner Freunde Rechnung geworben, und unterhielt es ohne Belästigung Oestreichs auf Unkosten der Länder, worin es haus'te. Unter den vielen he- roischen Gestalten, welche der dreißigjährige Krieg hervorrief, ist Wallen- stein eine der größten*). Ein Geistesblick zum richtigsten Erschauen, ein Muth zum kühnsten Wagen, ein Wille zum beharrlichsten und unbeugsamsten Erstreben war durch die Natur ihm verliehen; das Glück that seine reichsten Spenden dazu, und die Umstände riefen die gedoppelte Kraft auf ein uner- meßliches Feld des Wirkens. Was wir an ihm erkennen, Gutes und Böffs, ist groß, und wird noch imposanter durch das geheimnißvolle Dunkel, wel- ches die Hanptmomente seines Lebens umgibt. Menschlichkeit, Güte, Mäßi- gung dürfen wir an dem gefürchtetsten Kriegsmcister dieser Zeit nicht suchen; doch finden wir an Jhin so viele Gerechtigkeit, als vereinbar ist mit solcher vom Schicksal überkommenen Rolle, Großmuth und Scclcnadel, wie bei den Gepriesenstcn der Helden und eine von seiner Person weit mehr, als von seiner Stellung ausgehende, wunderähnliche Herrscherkraft über die Men- *) Vergl. die Schriften des Grafen Priorato, Herchenhohn, Weltmann, v. Mnrr n. a. größere oder kleinere Biographien Wallenstein's.

4. Bd. 7 - S. 240

1846 - Braunschweig : Westermann
240 Sechstes Kap. Die Zeiten tularcn, theils durch des Kaisers und des Papstes Machtwort verliehen wur- den. Aber die Vergrößerungssucht blieb hier nicht stehen. Wallenstein, die gewonnenen Siege nur als Stufen zu noch glänzende- rer Höhe betrachtend, vermehrte sein jczt schon furchtbar überlegenes Heer bis auf hundert tausend Streiter, eine unerhörte Kriegsmacht für die damalige Zeit und von ganz unerträglicher Last für die Länder. Der Freibeuter-Krieg Maunsfeld's und H. Christian's wurde von Wallenstein im Großen geführt, und allerdings auf diese Art weit sicherer und im Erfolge entschei- dender. Je größer das Heer, je unwiderstehlicher seine Gewalt, desto freier die Forderung, desto leichter nicht nur die Erhaltung, sondern auch die belie- bige Verstärkung der Kriegsmacht. Nur auf diese Weise war möglich, die alte Nömcrmaxime, aus dem Kriege selbst die Mittel des Krieges zu ziehen, in Erfüllung zu sezen. Doch so wie Wallenstein hierin über Mannsfeld, also sind die neuesten Kriegshäupter weit über Jenem. Er, durch regellosen glaub, erschöpfte die Hilfsquellen der Gegenwart in kurzer Frist, ließ zur Befriedi- gung von Einzelnen das Mark der Provinzen aussaugen, und ging, gleich- wohl aus Unkunde oder Leichtsinn manchem klug verborgenen Reichthum vor- über. Heute, da noch ungeheurereheeresmassen zu ernähren sind, ist bessere Ordnung in der Erpressung und mehr Sparsamkeit in der Verwendung nö- thig. Der Soldat wird auf Wenigeres beschränkt und gleichwohl vom Bür- ger weit Mehreres gefordert. An die Stelle unnüzer Zerstörung ist planmäßiges Anssaugen getreten, minder schrecklich in der unmittelbaren Erscheinung, aber tiefer gehend und allgemeiner in seiner Wirkrmg. Auch die geheimsten Hilfs- quellen werden erspäht, und nicht nur jene der Gegenwart, sondern auch die einer fernen Zukunft werden durch künstliche Operationen in Beschlag ge- nommen. Nicht nur das jezige Geschlecht, sondern auch eine Reihe von nach- folgenden müssen die Anwesenheit einer — gleich viel ob befreundeten oder feindlichen — Armee bezahlen, und man weiß, was den wirklich Lebenden unerschwinglich wäre durch die anticipirte Kraft der Nachkommenschaft zu bestreiten. Walle »stein, dessen schwellender Macht Nichts unerreichbar schien, begann unter dem Vorwände des dänischen Krieges festen Fuß an der Ostsee zu fassen. Er besezte die wichtigeren Städte an deren Küste, und belagerte das wohlverwahrte, von Dänemark und Schweden, welche Beide desselben Wichtigkeit erkannten, eifrigst vertheidigte Stralsund. Schon früher war

5. Bd. 7 - S. 256

1846 - Braunschweig : Westermann
236 Sechstes Kap. Die Zeiten §. 17. Hippolytus a lapide. Noch viele Glückswechsel folgten in diesem schrecklichen Kriege. Ban- ner und Wränget an der Spize der schwedischen, Guebriant und später Turcnuc an jeiter des französischen Heeres machten ihre Namen groß. Auf kaiserlicher Seite führten der Erzherzog Leopold, Piccolomini und Hazfeld den Stab; auch Johann von Werth und Merch erwarben Ruhm. Doch allmälig sank die Schale der Feinde Oestreichs. Nach des Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg Tod (1640) trat sein Sohn und Nachfolger, Friedrich Wilhelm, den man den Großen nicht mit llnrecht heißt, entschieden auf schwedische Seite. In demselben Jahre zeigte ein in Regens bürg gehaltener, durchaus ftuchtloser Reichstag, der erste seit 1613, den gesunkenen Zustand der kaiserlichen Macht. Zu solcher Erniedrigung trug ein um diese Zeit erschienenes Buch: „Hippolytus a la- pide, de ratione Status in imperio nostro Romano Germanico etc.“ ent- scheidend bei. Der Verfasser (Bogislaus Philipp von Chemnitz) stellt Teutschlands Rcgierungsform als eine Aristokratie der Reichsstände dar, in deren Versammlung allein die Majestät residire, nicht in der Person des Kaisers. Damit verbindet er scharfe Ausfälle gegen das östreichische Haus, welches er unumwunden der Tyrannei zeiht, und vom teutschen Boden vertrieben wissen will. Das Gewicht dieses Buches wurde dadurch, daß man es sofort in Wien verbot und verbrannte, nur erhöht, und die in freien Ländern schnell wiederholten Auflagen desselben vervielfältigten seine Wirkung. §.18. Sechstekriegsperiode. Ueberlegenheit der schwedischen und französischen Waffen. Des Krieges wäre jedoch kein Ende gewesen, wenn er blos auf Unkosten deö Reiches und in Reichsgebieten wäre fortgeführt worden. Nur durch Verwüstung der eigenen Erb lande konnte Oestreich zum Frieden vermocht werden. Auch kamen nun die Kriegsdrangsale wiederholt über dieselben, seit- dem der schwedische Feldherr Torstenson — wieder eine große Persönlich- keit in der an Helden so reichen Zeit — durch einen abermaligen glänzenden Sieg auf dem verhängnißvollen breiten Felde bei Leipzig (23. Oktbr. 1642) die Macht Ferdinand's entschieden gebrochen hatte. Zwar wurden von den Heeren des Lezten noch mehrere Siege — wie zumal jener bei

6. Bd. 7 - S. 257

1846 - Braunschweig : Westermann
257 deö dreißigjährigen Krieges. Tuttlingen (24. Novbr. 1643) — erfochten; auch rüstete sich das gegen Schweden eifersüchtige Dänemark zu Gunsten des Kaisers: aber Torsten- so n, zuvorkommend, trieb die Dänen in raschem Siegeslauf zu Paaren, be- sezte Holstein, Schleswig und Jütland, und zerstäubte Lei Jüter- bock und Magdeburg (23. Novbr. und 22. Decbr. 1644) die Heere Oest- reichs. Ein nochmaliger Sieg bei Jankowiz (24. Febr. 1645) gab die Erblande bis Wien den schwedischen Waffen preis. Dänemark suchte jezt sein Heil im schnellen Frieden (13. August), und Sachsen erkaufte einen Waffenstillstand, welcher, von Zeit zu Zeit verlängert, bis zum Frieden dauerte. Auch Baiern, das bisher immer muthige und standhafte Baiern, schloß einen Stillstand, brach jedoch denselben wieder, und ward durch erneute Kriegsverwüstung bestraft. Böhmen, Schlesien, Oestreich fühlten wie- derholt des Feindes Wuth. Torstenson's Nachfolger im Hecrbefehl, Wrangel, theils vereint mit den Franzosen unter Turenne, theils allein, erfocht mehrere Triumphe. Doch ward im Ganzen der Krieg jezt minder heftig geführt, aus allseitiger Ermattung. Endlich ward von dem schwedi- schen Feldherrn Königsmark die kleine Seite Prags durch schnellen Ucbersall gewonnen (25. Juli 1648), die Altstadt jedoch gegen den Pfalz» grafen Karl Gustav, Christinens Thronfolger, glücklich vertheidigt. Das dreißigjährige Waffengetöse war zurückgekehrt zu derselben Stadt, von wel- cher es ausgegangen; da machte die Nachricht des geschlossenen Friedens ihm ein Ende. 8 19. Der westphälische Friede. Der westphälische Friede, welcher endlich den Dämon des dreißig- jährigen Haders beschwor, welcher die verworrensten Verhältnisse zu ordnen, die widerstreitendsten Ansprüche gewaltiger Parteien auszugleichen, die kostbar- sten Interessen und Rechte zu bestimmen, zu wahren, in Harmonie zu bringen hatte, das Meisterwerk der politischen Kunst jener Zeit, und nach seinem In- halt, wie nach seinen Folgen mehr ein Grundgesez für das europäische, als blos für das teutsche Staatcnsystem — der Schlußstein einer welt- historischen Periode oder der Ansangspunkt einer folgenden — verdient und fordert wohl eine etwas umständlichere Betrachtung. Nicht weniger als dreizehn Jahre ward dieses Friedens willen unterhan- delt; denn gleich an jenen von Prag (1635) schlossen sich Negotiationen um v. Rotteck, allgem. Geschichte. Vh. Al

7. Bd. 7 - S. 295

1846 - Braunschweig : Westermann
298 des Nordens und Ostens. verholt mit Glück gestritten, sich zum Frieden von Brömsebroe (13. August 1648) genöthigt, worin er Jemptcland, Herjedalen, Gothland und Ocscl für beständig, Halland aber pfandweise auf dreißig Jahre an Schwe- den abtrat, und diese Macht vom Sundzoll befreite. Auch das Haus Hol- stein büßte durch diesen Frieden Bremen und Berden ein. Die Macht Dänemarks war entscheidend gebrochen. §. 4. Geschichte Schwedens. Dagegen erhob sich jene von Schweden zur völligen Präpotenz im Norden. Gustav Wasa zwar hatte nach einer im Ganzen friedfertigen und glücklichen, besonders durch Einführung der Reformation und Unterdrük- kung der Geistlichkeit merkwürdigen, Regierung dem gleich eine langwie- rige Zerrüttung bereitet durch Verleihung weiter Provinzen an seine Söhne zweiter Ehe; doch starben zum Glück für Schweden unter Gustav Adolf die Nebenregenten aus. Wasa's Erstgeborener und Nachfolger, Erich Xiv. (1360), ein Fürst von guten Geistesanlagen, aber von finsterem, bald zum Wahnsinne sich hinneigendem Gemüthe, nahm Theil an dem verwickelten Kriege über Lie stand und Esthland, worin er gegen drei Feinde zugleich, gegen Rußland, Polen und Dänemark, kämpfte. Sein eigener Bruder, Jo- hann, Herzog von Finland, sandte demkönige von Polen, seinem Schwä- her, Hilfsgelder, weßhalb Erich ihn als Verräther erklären ließ, und in's Gefängniß warf. Aber in steigendem, wildein Trübsinne wüthete er auch ge- gen Unschuldige, zumal gegen das edle Geschlecht der Sturen, von welchem er den Feldherrn Niels Sture, mit eigener Hand ermordete. Vergebens suchte er durch Aeußerungen der Neue, vergebens durch Freilassung Johann's die darüber zürnende Nation zu besänftigen; man sah die Stunden der Wildheit öfters wiederkehren, und zitterte vor dem Tyrannenblick. Da verband sich Johann mit dem dritten Bruder, Karl, dem Herzog von Süder man land, gegen den König (1369); sie sezten ihn gefangen, und ließen ihn des Thrones ver- lustig erklären. Herzog Johann, als König der dritte dieses Namens, bestieg denselben ohne einiges Hinderniß (1369). Die Kriege gegen die Russen über Lie stand, Esthland und Jn- germanland erneuerten sich sofort, und wütheten durch Johann's ganze Regierung. Mit Polen aber hielt er Friede und Freundschaft. Seine Ge- mahlin, Katharina Jagellona, stimmte ihn nicht blos hiezu, sondern

8. Bd. 7 - S. 246

1846 - Braunschweig : Westermann
Sechstes Kap. Die Zeiten 5*46 den festen Bund mit dem ersehnten Retter zu schließen; und jczt endlich über- wand der Kurfürst von Sachsen seinen Widerwillen gegen Schweden, und warf sich als Schüzling dem König in die Arme (1. Septbr.). §. 11. Schlacht bei Leipzig. Gleich darauf traten in den Gefilden von Leipzig die beiderseitigen Heere einander in's Gesicht, zu einer weltverändernden Schlacht sich bereitend. So eben war die Stadt von Tilln erobert worden; der Kurfürst von Sach^ sen brannte vor Begierde, sie dem Feind wieder zu entreißen, und der König von Schweden erkannte, daß die große Stunde der Entscheidung gekommen. Also stürzte er sich hohen Muthes, in trefflich geregelter Schlachtordnung aus den bis jezt unüberwundenen Tilly, welcher nahe bei der Stadt auf dem „breiten Felde" eine feste Stellung genommen, um vor dem Hauptkampse noch einige Verstärkungen an sich zu ziehen. Gleichwohl nahm er, getrieben vom Verhängniß, die Schlacht au, und verlor sie (7. Septbr. 1631). Siebentausend der Seinigen wurden getödtet, fünftausend gefangen, alles Gc- schüz und Heergcräth mit dem Lager erobert. Die aus der Schlacht Ent- kommenen zerstoben nach allen Winden; nur armselige Heertrümmer führten Tilly und Pappenheim fliehend mit sich. Von den Schweden waren nicht tausend, von den Sachsen jedoch zweitausend gefallen. Diese Schlacht bei Leipzig zernichtete die zwölfjährigen Triumphe Oest- reichs, und machte Gustav Adolf zuin Herrn von Teutsehland. Nicht eben durch den Menschenverlust ward so große Entscheidung bewirkt, denn Kriegs- knechte lassen sich überall leicht ersezen, wo es sonst nicht an Mitteln fehlt, sondern durch die moralische Wirkung auf Freund und Feind. Zernichtet war das Blendwerk von des Kaisers unüberwindlicher Macht und von Tilly's Furchtbarkeit; hell leuchtete das Genie und die Kraft des nordischen Helden. Nachdem die Furcht vor Oestreich gewichen, blieb nur der Haß zurück. Alle geheime Feinde des Kaisers und der Katholiken hatten jezt Muth gewonnen zum Abfall, seine Freunde durchflog Angst und Schrecken. Der Kaiser selbst zagte, und Maximilian von Baiern verbot seinem Feldherrn, je wieder ein entscheidendes Treffen zu wagen. Gustav Adolf verstand nicht blos zu siegen, sondern auch, was jeltener ist, den Sieg zu nüzen. Wie aus Sturmes Flügeln durcheilten jczt seine triumphirendcn Schaarcn das ganze innere Teutsehland, Thüringen, Fr an-

9. Bd. 7 - S. 249

1846 - Braunschweig : Westermann
249 des dreißigjährigen Krieges. Fast drei Monden standen die Heere sich gegenüber, da beschloß Gustav Adolf den Angriff. Aber vergebens stürmte er den ganzen Tag bis in die sinkende Nacht die Verschanzungen Wallcnstein's; mit großen: Verlust mußte er zurück in die seinigen weichen (24. Aug.). Vierzehn Tage darauf verließ der König, durch Hunger gezwungen, die leichenvolle Stadt, und zog an dem feindlichen Lager vorüber gegen Schwa- den. Wallen stein verfolgte ihn nicht, sondern eilte nach Sachsen, um daselbst die Winterquartiere zu nehmen. Der König aber, um Sachsen zu retten, folgte ihm dahin; und jezt endlich (1. Nov.) geschah bei Lüzcn die langst erwartete offene Feldschlacht. Sie war an Großthaten und an Schrecknissen reich, doch von zweifelhafter Entscheidung. Aber die Schweden verloren darin ihren großen König, welchen im Schlachtgetümmel mehrere Kugeln (vielleicht durch Vcrräthers Hand abgeschossen) durchbohrten. Die Kaiserlichen dagegen verloren das Schlachtfeld und den trefflichen Pappcu- li eim. Der Herzog Bernhard von Weimar war es, welcher nach Gustav Adolfs Fall das Treffen wiederherstellte, und auf der blutgetränkten Wahl- statt das Siegeszeichen errichtete. §. 13 Charakteristik Gustav Adolf's. Wie ein glänzendes Meteor war an Tcutschlands Himmel Gustav Adolf erschienen und verschwunden. Sein Charaktergemälde, von Parteigeist und Leidenschaft entworfen, ist mit widersprechenden Zügen zur Nachwelt gelangt. Doch einstimmig bewundert man seinen Geist und Muth, und die unver- werflichstcn Zeugnisse sprechen seinen frommen Sinn und seine Redlichkeit aus. Nicht nur viele teutsche Fürsten — deren Neigungen freilich meist der Politik gehorchten — huldigten dem schwedischen Helden, sondern was bc- weisendcr fürihnist, die Völker, wenigstens des protestantischen Teutsch- lauds, verehrten und liebten ihn (der bescheidene König äußerte selbst sein Mißfallen an der fält abgöttischen Ehrfurcht der sächsischen Bürger und Bauern), und auch die Katholiken erkannten dankbar des Siegers Mensch- lichkeit und Milde. Weit erträglicher war des Krieges Last, wo seine, als wo des Friedländers Truppen häuften. Unlängbar ist Er Tcutschlands Wohl- thäter gewesen, denn ohne ihn siel cs dem despotischen Ferdinand und den arglistigen Jesuiten als Beute anheim, Seh es, daß er selbst nach dessen Beherrschung strebte, daß sein Gemüth nach der leipziger Schlacht dem

10. Bd. 7 - S. 255

1846 - Braunschweig : Westermann
283 des dreißigjährigen Krieges. entschiedene Oberhand. Einigen Trost gab Ferdinand Ii. die zezt endlich zu Stande gebrachte Wahl seines Sohnes zum römischen König (12. Dezbr.), eine Frucht des durch den Prager Frieden neu gestärkten kaiserlichen Ein- flusses, auch wirklich eine Wohlthat für das Reich, welches sonst durch den bald darauf erfolgten Tod des Kaisers (15. Februar 1637) in noch kläg- lichere Zerrüttung hätte fallen mögen. Nunmehr aber bestieg Ferdinandiii. ganz ruhig den Kaiserthron. Der Gang der Dinge erlitt dadurch kaum eine merkbare Veränderung. Unter den Kriegshelden dieser Zeit zog jezt zumal Herzog Bernhard von Weimar die Blicke der Völker auf sich. Nach der unglücklichen Schlacht bei Nördlingen hatte dieser große Mann die Trümmer seines Heeres müh- sam, weil fast ohne alle Hilfsmittel, zusammengehalten. Schweden war ent- kräftet, die teutschen Stände durch den Präger Frieden theils mit dem Kai- ser versöhnt, theils dessen Uebermacht preis gegeben: die lezte Aussicht blieb Frankreich. Bernhard, im Unterhandeln nicht minder geschickt, als im Kampfe, schloß zu Germain en Laye (Oktbr. 1635) mit Richelieu einen Vertrag, wodurch ihm jährlich als Subsidicn sechsthalb Millionen Livres und als künftige Belohnung das zu erobernde Elsaß zugesichert wurden, woge- gen er seine Armee unter des Königs von Frankreich Hoheit anzuführen ver- sprach. Durch diesen Vertrag ward er der Abhängigkeit von Schweden los, und mochte, wenn er glücklich im Kriege war, auch jener von Frankreich sich entziehen. Viele glänzende Siege über die Truppen des Kaisers und der Ligue, als zumal bei Rheinfelden, bei Wittcnweiher und bei Thann auf dem Ochsenfelde (1638), dann in Folge davon die Eroberung der starken Feste Breisach, brachten seine stolzen Entwürfe der Verwirklichung näher; und er mochte ohne Vermessenheit hoffen, durch die Hand der verwitt- weten Landgräfin Amalie von Hessen seine Macht auf einer ansehnlichen Grundlage zu befestigen. Der Tod, der ihn Plözlich von seiner Heldenbahn abrief (Huli 1639), zerstörte den genialen Plan und diente nur zur Stär- kling der Macht Frankreichs. Denn diese Krone bemächtigte sich durch Hinterlist, Bestechung und Gewalt der trefflichen Armee Bernhard's, um welche ane kriegführende Parteien buhlten, und errang durch dieselbe die Nebcrlegen- heit im Felde.
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