gedeihen: in Süd- und Mitteldeutschland wächst ausgezeichneter Wein, besonders im Rhein- und Moselgebiet (§ 11).
Überall ist in den Gauen unseres Vaterlandes für die Erhaltung genügender und schöner Waldreviere Sorge getragen. In der Ebene finden sich Laubwaldungen verschiedener Baumarten und mehr noch die Nadelwälder der Kiefer; die Abhänge der Gebirge bekleiden vorzugsweise Rot-, seltener Edeltannen.
Bei dem hohen Kulturzustand in Feld und Forst sind für größere Raubtiere (Wolf, Luchs) keine Schlupfwinkel mehr geblieben; kleineres Raubzeug wie Fuchs, Iltis, Marder, Wiesel etc. kommt dagegen noch überall vor, in dichten Gebirgswäldern bisweilen auch die Wildkatze. Jagdbares Wild sind in unseren Wäldern besonders Hirsch, Reh; Wildschwein und Hasen in Wald und Feld, ferner Rebhühner, Wildenten, Birk- und Auer-hähne und Schnepfen.
Viehzucht wird in Verbindung mit der Landwirtschaft überall mit bestem Erfolge betrieben. Weltbekannt sind die ostpreußischen Pferde, das starke Holsteiner- und Friesenrind und das kräftige, widerstandsfähige Gebirgs- und Alpenvieh. Der Lüneburger Heide (§ 17, 9) eigentümlich sind kleine, schwarzwollige Schafe, Heidschnucken genannt.
Unsere Gebirgsgegenden sind reich an mineralischen Schätzen, namentlich an Kohlen und an Eisen-, Blei- und Silbererzen, die in bergmännischem Betriebe gefördert und aus denen in zahlreichen Hüttenwerken die reinen Metalle geschieden Averden; dazu kommen Marmor-, Schiefer-, Granit-, Kalkstein- und Sandsteinbrüche; in der Ebene sind Steinsalzlager an verschiedenen Stellen erbohrt, und im preußischen Küstengebiet der Ostsee findet man teils vom Meer angespült, häufiger aber in Gruben im Lande den wertvollen Bernstein, ein erhärtetes Harz vorweltlicher Nadelbäume.
Die Bevölkerung des Landes ist germanischen Stammes, nur im östlichen Teile sitzen noch Reste von Slatven, die im sechsten Jahrhundert bis an und über die Elbe vorgedrungen waren, nämlich Wenden in der Lausitz (§ 17, 3c) und Kassuben in Westpreußen und Hinterpommern (§17, 2 u. 4); zum slawischen Stamme gehören ferner die Polen, welche noch zahlreich an der Ostgrenze in den Gebieten wohnen, die zum ehemaligen Königreich Polen gehörten.
Der überwiegende Teil der Bewohner Norddeutschlands gehört dem evangelischen, Süddeutschlands dem katholischen Religionsbekenntnis an.
Volkreiche, darunter stark befestigte Städte, in denen Industrie und Handel, Kunst und Wissenschaft eine Stätte haben, liegen vorzugsweise an den natürlichen Wasserstraßen der Flüsse
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— 19 —
B. Niederdeutscliland.
Von den nördlichen Ausläufern der Mittelgebirge senkt sich § 15. die Norddeutsche Tiefebene allmählich zu den angrenzenden Meeren hinab; sie zerfällt in eine westliche Hälfte, welche der Nordsee, und in eine östliche, welche der Ostsee zugehört. Flache Höhenzüge durchsetzen in breiten Rücken diese letztere, so die Preußische, die Pommer sehe und die Mecklenburgische Seenplatte.
Viele Landseen liegen, wie schon der Name es andeutet, auf diesen Bodenerhebungen eingebettet und machen, zumal wenn sie von Waldungen umgeben sind, oft die Landschaft malerisch und schön ; doch ist der Boden, Geestland genannt, meistens sandig und wenig fruchtbar, während er in den Niederungen, an den Ufern der Ströme und auch an der Meeresküste hin oft eine außerordentliche Fruchtbarkeit zeigt.
Im Gebiet der Ostsee, die in der Kieler, Lübecker, Pommer-schen und Danziger Bucht in das Land eindringt, ist die Küste hoch gelegen oder durch Sanddünen geschützt, hinter denen oft prächtige Waldungen sich ausbreiten; doch ist sie inselarm, denn nur Rügen, Fehmarn und Alsen sind vorgelagert. Die hier mündenden Flüsse zeigen die Eigentümlichkeit der Haffbildung (Kurisches, Frisches und Stettiner Haff).
Die Nordseeküsten liegen dagegen so niedrig, oft tiefer als der Wasserspiegel, daß man künstliche Dämme oder Deiche an der Meeresküste wie auch an den Ufern tier einmündenden Ströme hat errichten müssen, um das Land vor Überflutungen zu schützen. Hinter den Deichen lagert oft die fetteste Marsch, während sich in der dahinter vorkommenden sandigen Geest aber auch ausgedehnte Moorgegenden finden, die nur kümmerliche Ernten von Kartoffeln, Buchweizen und Hafer gewähren.
Längs der Nordseeküste zieht sich eine lange Reihe meist flacher Inseln hin, nämlich die Ostfriesischen Inseln, isoliert der Elbinündung gegenüber vor der Helgoländer Bucht das bis zu 60 m aufsteigende Helgoland. — und die Nordfriesisehen Inseln; hier liegen neben den größeren vielfach kleinere, unbewohnte oder nur mit einigen Gehöften besetzte Inseln, die Halligen genannt werden.
Die seichten Meeresgebiete zwischen diesen Inseln und dem Festlande sind die Watten, die nur bei der Flut ganz vom Wasser bedeckt sind, während sie bei der Ebbe zu einem großen Teile bloß liegen und dann eine Sammelstätte für allerlei Seegetier bilden.
Dem westlichen Niederdeutschland gehört ein Teil des § 16. Unterlaufes des Rheines an, der in die Nordsee mündet (§ 28),
2*
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aus dem Hohenzollerngeschlecht zu immer größerer Macht und Bedeutung sich emporgearbeitet hatte; es wurde ein Königreich, als Kurfürst Friedrich Iii., der Sohn des Großen Kurfürsten, sich am 18. Januar 1701 in Königsberg als König Friedrich I. in Preußen krönte. Seit dem 30. Januar 1850 hat der Staat eine Verfassung, nach welcher die Gesetzgebung durch die Krone, das vom Könige zu berufende Herrenhaus und das vom Volke zu wählende Haus der Abgeordneten ausgeübt wird.
Das Königreich Preußen zerfällt in zwölf Provinzen, deren Verwaltung unter je einem Oberpräsidenten steht, mit sechsunddreißig Regierungsbezirken; man unterscheidet auch heute noch die sieben östlichen Provinzen: Brandenburg, Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen, die zwei westlichen: Westfalen und Rheinland, und die drei neuen seit dem Jahre 1866: Schleswig - Holstein, Hannover und Hessen-Nassau.
1. Provinz (Kurfürstentum) Brandenburg
[39900 qkm. mit 5 Mill. Einw.]
mit zwei Regierungsbezirken und der eximierten Stadt Berlin. § 100.
Die alten Landschaften der Provinz sind die Altmark, jetzt zur Provinz Sachsen gehörig, westlich der Elbe; die Mittelmark zwischen Elbe und Oder; die Neumark östlich der Oder; die Priegnitz und die Uckermark nördlich der Mittelmark, durch die Havel voneinander geschieden.
Die Nordmark (jetzt Altmark), von Kaiser Otto I. auf erobertem Slawenboden gegründet, war Albrecht dem Bären,
Grafen von Askanien, vom Kaiser Lothar im Jahre 1134 verliehen worden. Nachdem dieser die Priegnitz erobert und vom Ilevellerfürsten Pribislaw einen Teil der Mittelmark ererbt hatte, nannte er sich Markgraf von Brandenburg und wurde durch Kaiser Konrad Iii. reichsunmittelbar und Kämmerer des Reiches.
Markgraf Otto Iii. eroberte 1250 die Uckermark und die Neumark, und der Wittelsbacher Ludwig der Römer erhielt 1356 die Kurwürde.
Der Boden der Mark ist zu einem großen Teile sandig und wenig fruchtbar, vorzugsweise auf dem Fläming und in der Niederlausitz nach der schlesischen Grenze zu; nur die Uckermark hat Lehmboden und Weizenacker, schweren Boden haben auch das Oder- und Warthebruch, welche Friedrich der Große entwässert hat. Ausgedehnte Kiefernwaldungen bedecken den mageren Boden und sind nicht selten durch moorige Niederungen, Luche, aus denen Torf gewonnen wird, unterbrochen (Havelluch, Rhinluch). Doch ist die Mark nicht aller land-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_I. Friedrich_I. Otto_I. Albrecht_dem_Bären Albrecht Lothar Konrad_Iii Konrad Otto Ludwig_der_Römer Ludwig Friedrich_der_Große Friedrich
— 46 —
Ii. Osteuropa.
Rußland.
(5400000 qkm mit 105 Mill. Einw.)
§ 35. Die große osteuropäische oder Sarmatische Tiefebene umfaßt das Russische Reich; es stößt im Westen an Rumänien, Österreich, Deutschland, die Gewässer der Ostsee, Schweden und Norwegen, im Osten bildet gegen Asien das Uralgebirge die Grenze. Dieses zieht sich von der Jugorstraße an der Waigatschinsel, die dem Nördlichen Eismeer angehört, mit im allgemeinen südlicher Richtung in einer Längenausdehnung von 2200 km hin, erhebt sich in einzelnen Gipfeln bis zu 1600 m und verläuft allmählich in die Steppe, welche sich nordöstlich vom Kaspischen Meer ausbreitet; man unterscheidet darin den wüsten nördlichen, den erzreichen mittleren und den waldigen südlichen Teil. Der Kaukasus, die natürliche Grenze im Süden, ist ein steiles Hochgebirge von 1100 km Länge zwischen dem Kaspischen und Schwarzen Meere, seine höchsten Gipfel sind der Kasbek (5000 m) und der Elbrus (5700 m).
Im Süden des Landes, das nach allen Richtungen hin von einem gut entwickelten Kanalnetz durchzogen wird, breiten sich um den Unterlauf der großen Ströme (§ 26) weite Steppengebiete aus, welche, soweit sie nicht salzhaltigen Boden haben wie am Kaspischen Meere, die Viehzucht begünstigen und auch stellenweise Ackerbau ermöglichen, da der Sommer nicht ganz regenlos ist. Bevorzugt durch das Klima ist die Halbinsel Krim, an deren Südrand guter Wein und Südfrüchte gedeihen. Die Ströme sind fischreich, aus dein Rogen der Störarten (Stör, Hausen, Sterlett) wird als bedeutender Handelsartikel der Kaviar bereitet. Im breiten mittleren Gürtel vom 50. bis 57. Grad geben Getreide, Flachs und Hanf, wenn nicht die Sommerregen ausbleiben, außerordentliche Ernten; Laubwald, hauptsächlich aus Eichen, Linden und Birken bestehend, ist noch in großen Beständen vorhanden, so daß Holz und bei hier stark betriebener Bienenzucht auch Honig und Wachs wichtige Ausfuhrartikel sind. Nördlich von dieser Zone liegen ungeheure Waldgebiete vornehmlich von Nadelhölzern, mit großem Reichtum an Pelztieren; sie gehen allmählich in die öden Landschaften am Weißen Meer und Nördlichen Eismeer über, in denen sich den größeren Teil des Jahres hindurch gefrorene, mit weißgrauen und braunroten Flechten bedeckte morastige Ebenen (Tundren) endlos und einförmig hinziehen. [Vergl. Diercke, Karte der Bodenbenutzung.]
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Extrahierte Personennamen: Diercke
Extrahierte Ortsnamen: Osteuropa Russische_Reich Deutschland Schweden Norwegen Asien Hausen
Pensum für Quinta.
Deutschland.
Deutschland in physischer Beziehung.
10. Deutschi and liegt in der Mitte Europas und erstreckt sich von den Abhängen des Alpengebirges nördlich bis an die Küsten der Nord- und Ostsee, Teilen des Atlantischen Ozeans, die westlich und östlich der vorspringenden jütischen Halbinsel liegen; es dehnt sich über mehr als sieben Grade, vom 48. bis über den 55. Parallelkreis aus.
Unsere Heimat ist ein schönes, gesegnetes Land mit einem gemäßigten Klima. Den größeren Teil des Jahres hindurch wehen westliche Winde, welche vom Atlantischen Ozean her feuchte Luft und Wolken, die reichlichen Regen bringen, über das Land führen; diese werden bisweilen von Ostwinden abgelöst, trockenen Winden, die bei heiterem Himmel im Sommer schwüle Hitze, im Winter scharfe Kälte verursachen.
Der Boden ist wechselnd und von sehr verschiedener Güte. Einzelne Landstriche, Moore oder sandige Heiden, sind bis jetzt wenig angebaut; im Geestlande, auf den flachen Landrücken der Ebene, und auf den Hochflächen der gebirgigen Gegenden ist er ein Gemenge von Sand und Lehm und trägt nur mäßig Frucht; wo aber reiner Lehm zutage tritt, oder wo, wie in den Marschen, aus Anschwemmungen der Flüsse sich Neuland gebildet hat, zeigt er außerordentliche Fruchtbarkeit.
Durchweg ist das Land in guter Kultur. Angebaut werden auf dem Ackerfeld Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, im südlichen Teil auch Mais, ferner Kartoffeln, Rüben, Flachs, Raps und als Futtergewächse Klee und Luzerne; in den Gärten werden außer mannigfachen Gemüsearten edle Obstsorten gezogen, die bis in die nördlichen Provinzen hinein vortrefflich
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Extrahierte Personennamen: Deutschi
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Europas Ostsee
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hättafälle, führt der Trollhättakanal zum Wenersee, und zwischen diesem und der Ostsee schafft der Götakanal über den Wettersee eine Verbindung. Zum Skager Rak strömt der Glommen mit dem Logen.
Der südliche Teil des Landes bis zur Einsenkung der großen Seen hat meist fruchtbaren Boden und reichen Getreidebau, den mittleren Teil nehmen größtenteils Nadelholzwaldungen ein, die wertvolle Ausfuhrartikel des Landes liefern; hier finden sich auch ergiebige Bergwerke, aus denen vornehmlich Eisen, dann auch Kupfer und Silber gefördert wird. Im Norden hört der Ackerbau auf, dagegen gewährt hier der Fischfang (Kabeljau, Hering, Lachs) reichlichen Gewinn, und die Vogelinseln liefern Eier und die kostbaren Daunen der Eiderente.
Die Bevölkerung gehört fast ganz zum germanischen Stamm und bekennt sich fast durchweg zum lutherischen Christentum; nur im äußersten Norden wohnen Lappen, die mit ihren Renntierherden umherwandern und zum Teil noch heidnisch sind.
Die Skandinavische Halbinsel umfaßt die beiden Königreiche Schweden und Norwegen, welche seit 1814 durch Personalunion verbunden sind.
A. Königreich Schweden.
(450000 qkm mit 5 Mill. Einwohnern.)
Schweden wurde durch Margarete, Königin von Däne- § 38. mark und Norwegen, mit diesen Reichen in der Kalmarischen Union 1397 vereinigt; seit 1523 bestand es als selbständiges Reich unter Königen aus dem Hause Wasa (Gustav Adolf, t 1632 bei Lützen); von 1654 bis 1751 regierten Könige aus dem Hause Pfalz-Zweibrücken (Karl Xii.), sodann bis 1818 aus dem Hause Holstein; 1818 wurde der französische Marschall Bernadotte zum König von Schweden gewählt, gegenwärtig regiert sein Enkel als König Oskar Ii.
Schweden zerfällt in drei Hauptteile mit fünfundzwanzig Statthalterschaften:
1) Svealand, in der Mitte. Hier liegt die Haupt- und Residenzstadt Stockholm (300000 Einw.) am Ausfluß des Mälarsees in die Ostsee auf Inseln und an beiden Ufern; sie zeigt ein prachtvolles Städtebild, das zu den schönsten in Europa gehört; nördlich von Stockholm liegt Upsala, altberühmte Universitätsstadt und Sitz des Erzbischofs, ferner die Bergwerksstädte Dannemora (Eisen), Sala (Silber) und Fahlun (Kupfer).
2) Gotland, südlich von Svealand, mit der fruchtbaren Halbinsel Schonen, der bevölkertste und am besten angebaute Teil Schwedens. Hauptort ist Gotenburg (130 000 Einw.) an
4 *
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Extrahierte Personennamen: Hering Margarete Gustav_Adolf Gustav Adolf Karl_Xii Karl Marschall_Bernadotte Dannemora
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Wettersee Schweden Norwegen Schweden Norwegen Holstein Schweden Stockholm Ostsee Europa Stockholm Gotland Schwedens Gotenburg
— 117 —
Die Südspitze von Südamerika, Patagonien, ist der Länge nach zwischen Chile und Argentinien geteilt; mit Ausnahme vereinzelter Ansiedelungen wird es noch ganz von den kräftigen, hochgewachsenen Eingeborenen, nomadisierenden Jägerstämmen, bewohnt.
Jenseit der Magalhaensstraße, welche nach dem portugiesischen Seefahrer Magalhaens benannt ist, der sie 1519 auf der ersten Weltumsegelung entdeckte, liegt die gebirgige, unwirtliche Inselgruppe Feuerland, auf welche Chile Anspruch erhebt; ihre Ureinwohner sind die auf sehr niedriger Kulturstufe stehenden Pescherähs.
Die Falkland-Inseln, östlich von Feuerland, rauh und unwirtlich wie dieses, der Sammelplatz unzähliger Seevögel, sind in britischem Besitz.
Ii. Der ehemals portugiesische Besitz.
Die Vereinigten Staaten von Brasilien, bis 1889 ein Kaiser- § 83. reich, ein mit allen Produkten der Tropenzone reich gesegnetes Land, das auch große mineralische Schätze, z. B. Diamanten, birgt. Im Inneren leben noch sehr viel Indianer, z. B. die Botokuden, dazu Neger und Mulatten.
Hauptstadt ist Rio de Janeiro (800000 Einw.), fast unter dem Wendekreis des Steinbocks an prächtiger Bai gelegen, die den schönsten und sichersten Hafen bildet, größter Ausfuhrhafen für Kaffee; Bahia, Hafenstadt mit bedeutender Ausfuhr von Tabak und Zucker; Pernambuco, Ausfuhrhafen für Brasilholz; Para, der Insel Marajo gegenüber, welche südöstlich vom Mündungsgebiet des Amazonenstromes liegt.
Iii. Im Besitz europäischer Nationen.
ist der südöstliche Teil von Guayana, dessen Küstenland sehr fruchtbar, aber auch heiß und ungesund ist. Hier entfaltet auf stehenden Gewässern die Victoria Regia ihre Riesenblume, und in ihnen ist der Zitteraal heimisch.
1) Das französische Kolonialgebiet im Osten mit Cayenne (Strafkolonie).
2) Das niederländische Kolonialgebiet (Surinam) in der Mitte mit Paramaribo.
3) Das britische Kolonialgebiet im Westen mit Georgetown.
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suarinen bilden lichte, wenig Schatten gebende Gehölze. An Kohlen und Metallen, besonders Kupfer und Gold, ist Australien reich.
Von seinen Ureinwohnern, den auf tiefster Stufe stehenden Australnegern, sind nur noch wenige Horden vorhanden, die im Inneren des Landes ein nomadisierendes Jägerleben führen, dagegen haben sich seit dem Beginn des vorigen Jahrhunderts viele Europäer, besonders Engländer, aber auch Deutsche, in den Küstenlandschaften angesiedelt.
Die Küste ist wenig entwickelt; im Norden schneidet westlich von der Halbinsel York der fast viereckige Golf von Carpentaria ein, und im Süden vom Indischen Ozean her die flach gewölbte Australbai mit dem Spencergolf.
Während das Innere des Festlandes im großen und ganzen eine mäßig gehobene Ebene darstellt, lagern sich an den Rändern bedeutendere Hochflächen mit höheren Gebirgen, namentlich an der Ost- und Südostküste; an letzterer ziehen die Australalpen oder Blauen Berge entlang, die 2200 m Höhe erreichen.
Hier entwickelt sich auch das einzige größere Flußsystem, der Murray mit seinen Nebenflüssen; die sonst noch vorkommenden Wasserläufe stellen zur Zeit der Wasserfülle zusammenhängende Seenketten vor, die in der regenlosen Zeit fast völlig austrocknen. [Vergl. Diercke, Karte der Heeresgebiefie.]
Australien zerfällt in fünf Kolonialstaaten, die zu einem § 85. unter britischem Schutze stehenden Bunde vereinigt sind:
1) Neu-Süd-Wales im Südosten, der älteste dieser Staaten, mit Sydney (430000 Einw.).
2) Victoria im Südosten, das eigentliche Goldland Australiens, mit Melbourne (500000 Einw.'), der volkreichsten Stadt des Erdteils.
3) Queensland (kwinsländ) im Nordosten, mit sich hebendem Anbau tropischer Gewächse. Hauptort ist Brisbane.
4) Südaustralien, das Hauptgetreideland, mit Adelaide (adeleid) westlich der Murraymündung.
5) Westaustralien, die größte, aber wegen der vielen Wüsten- und Steppenbildungen am wenigsten bevölkerte Kolonie von nur geringem Werte.
Die Territorien Nordaustralien und Alexandraland stehen unter der Verwaltung von Südaustralien.
Kap Wilson gegenüber, durch die Baßstraße vom Festlande getrennt, liegt die ebenfalls unter britischevi Schutze stehende Insel Tasmania; sie wurde 1642 von Abel Tasman entdeckt und hat ausgedehnte Schafzucht, Obst- und Getreidebau. Hauptort ist Hobart.
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Extrahierte Personennamen: Murray Diercke Wilson Abel_Tasman
214
Zweites Kap. Religion.
Krieg dcr Hussiten, dann die einheimische Entzweiung derselben, die Unter-
handlung mit den basier Vätern und die endliche Wiederaufnahme der ge-
mäßigten Partei oder der Calixtiner in den Schooß der Kirche (durch
die pragcr Kompaktaten [1433]), so wie die gewaltsame Unterdrückung
der fanatischen Taboriten und Orphauiten, haben wir oben in der
teutschen Historie erzählt. Reicher an allen Gräueln der Wuth, der un-
menschlichsten Barbarei und der fanatischen Verrücktheit, als diese hussitischen
Zeiten, sind keine andere in der Geschichte. Aber nach mühsam gelöschter
Flamme glimmten unter der Asche die geheimen Funken fort, der Wieder-
erweckung zu noch größerem Brande gewärtig.
§. 8. Die Zeiten des Kirchen-Schisma.
Dir kehren zum Concil von Kostniz zurück, als dem wichtigsten unter
den kirchlichen Begebenheiten dieses Zeitraumes, hochmerkwürdig durch seine
Anlässe wie durch seine Folgen und nicht minder durch was cs that, al»
durch was es versäumte.
Der Hauptanlaß seiner Versammlung war die große Kirchenspaltung,
welche selbst eine Folge der Rückkehr des Papstes nach Rom gewesen. Wir
haben der merkwürdigsten Päpste, welche in Avignon saßen, meist in der
teu tsch en G cschicht e gedacht, zumal Io hann's Xxii. und Clemens Vi.,
der bitteren Feinde Ludwig's Iv. des Baiern. Dieselben Päpste fielen
noch mehr als ihre Vorgänger durch Erpressungen aller Art den christlichen
Völkern schwer. Das Vermögen der Privaten wurde durch erhöhte Taxen
der römischen Kanzlei und durch vermehrte Anwendung der Zndulgentien,
besonders aber durch den vielarmigen Ablaßhandel in die päpstlichen Kassen
gebracht, während über die Kirchengüter insbesondere oder deren Nuznicßer
eine oft wiederholte Besteuerung unter dem Namen der Annalen, Spolien,
Reservationen, Provisionen, Exspektativen re. erging, ja Beneficien
und Präbenden mit steigender Anmaßung zulezt förmlich verkauft wurden*).
Jnnocentius Vi. (1382) und Urban V. (1362), welche auf Clemens Vi.
folgten, waren in Grundsäzen und Sitten besser; doch änderten sie in den
•) Johann Xxii. hinterließ einen Schaz von 18 Millionen Goldgulden, dazu andere
Kostbarkeiten, 7 Millionen werth. Sein Haß gegen die Kranzl«kauer, die Prediger der
Armuth, wird erklärbar dadurch.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Clemens_Vi Urban_V. Clemens_Vi Johann_Xxii Johann
215
Zweites Kap. Religion.
Hauptverhältnisscn wenig. Nach Urban bestieg Gregor Xi. (1370) den
Stuhl, ein frommer und, wie es scheint, einfältiger Mann, der, was höhere
Grünte längst vergebens forderten. Len Bitten zweier begeisterter Weiber ge-
währte, die Rückkehr nach Nom. Katharina von Siena und Bri-
gitta von Schweden, zwei berühmte Volksheilige jener Zeit (die eine
Gönncrin der Dominikaner, die andere der Franziskaner), waren
es, die durch himmlische Beweggründe solchen Entschluß bewirkten. Greg o rxi.
kam nach Rom (1376).
Nach seinem Tode wurden die im Conclave versammelten, meist fran-
zösischen, Kardinäle durch eiuen Volks - Tumult gezwungen, ihm einen
Italiener zum Nachfolger zu geben, auf daß der Siz des Papstthums nicht
abermals nach Avignon käme. Zitternd thaten die Kardinäle den Willen
des Volkes und wählten (9. April 1378) Barth olomäus von Prig na no,
Erzbischof von Bari, zum Papste, unter dem Namen Urban's Vi. Der-
selbe, anstatt durch kluge Mäßigung sein zweifelhaftes Recht zu befestigen,
erhöhte den Haß der französischen Partei durch übermüthige Behandlung der
Kardinäle, welche unwillig ihn erkoren hatten, und beleidigte die Königin von
Neapel, Johanna I. (aus dem französischen Hause Anjou), durch feind-
seligen Troz. Da entfernten sich viele Kardinäle von Nom, versammelten sich
zu Fon di im Reiche Neapel, und wählten aus ihrer Mitte Robert Grafen
von Genf, Bischof von Cambray, zum Papste (20. September 1378),
die gezwungene Wahl Urban's Vi. vernichtend. Der Neugewählte nannte
sich Clemens Vii. und ging nach Avignon. Bannflüche von beiden
Seiten ertönten, die Christenheit ging in neun und dreißigjährige Spaltung.
8. 9. Fortsezung.
Denn auch mit dem Tode der beiden Päpste*) endete sie nicht. Die
Ansprüche der Verstorbenen wurden fortgcsezt durch beiderseits gewählte Nach-
folger Also wurde an Urban's Vi. Stelle der stolze und habsüchtige
Bonifacius Ix., für Clemens Vii. aber Peter von Luna, der sich
Benedikt Xiii. nannte, gewählt, der Leztc zwar gegen die eidliche Zusage,
das Papstthum niederzulegen, falls die Mehrheit der Kardinäle solches für
nöthig erachten würde zur Wiederherstellung der kirchlichen Einigkeit. Aber
') Urban Vi. j- 1389, Oktober. Clemens Vii. f 1394, September.
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