1856 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die Grenzen.
Von letzterem berühren folgende Glieder die Küsten Europas: das ägäische
rokko. Es bildet 3 große Busen, den von B alen cia, von Lion und von Genua und das
tyrrhenische Meer mit dem Golf von Neapel, das zwischen Toskana, dem
Kirchenstaat, Neapel, Sicilien, Sardinien und Korsika liegt. Aus letzterem führen
der 1 M. breite Faro di Messina zwischen Neapel und Sicilien und die 2l/a M.
breite Straße des heiligen Bonifacius zwischen Sardinien und Korsika. In
der Meerenge von Messina liegt der den Allen so fürchterliche Strudel der
Scylla und Charybdis oder der Calofaro. Jene ist ein Fels auf einer in
das Meer hervorragenden Landenge, an welchem sich die vor- uut> rück fließenden
Gewässer unaufhörlich brechen und dadurch eine heftige Brandung, die Charybdis,
verursachen. Gegenwärtig hat der Strudel sehr an Wichtigkeit verloren; als Nel-
son 1798 nach Abnkir schiffte, segelte er mit seiner ganzen Flotte ungefährdet durch
die Meerenge. Die Südküsie Spaniens ist hoch, steil und felsig, die Ostkü ite
mehr flach und niedrig; die französische Süd kn sie bis Marseille ist eine
flache Sandküste mit Slrandseen, bis Nizza aber eine schöne Steilküste; Italien s
Westküste ist in Sardinien und Kalabrien Steilküste mit Häfen, sonst meist nie-
drig; die afrikanische Küste ist hafenarm und schutzlos, nur der Busen von
Tunis, wo das alte Karthago lag, macht eine vortheilhafte Ausnahme. Inseln
hat das Meer mehrere: Pit Hy usen und Balearen mit steilen und hafenreichen
Küsten; Korsika und Sardinien mit schönen Steilküsten; Sicilien mit schö-
nen Häfen am Westende; Elba; die Liparen und Aegaden.
3. Das südöstliche Mittelmeer wird im S. von der einförmigen, nur in
den beiden Syrien, den Golfen von Kabes und von Kibbir, gegliederten
Küste Afrikas begrenzt, die größtentheils flach, sandig und schutzlos ist und nur
an wenigen Punkten, am Hochlande von Barka und bei Alexandria vortheilhaftere
Bildung zeigt. Im O. liegt die hafenarme Küste Palästinas und die steile
Küste Phöniciens und Spriens, deren einst so berühmte Häfen jetzt zum Theil
versandet sind. Im N. hat es die steile, hafenreiche Südküste von Kleinasien
mit den Busen von Jskenderun und Satalia. Vor ihr liegt die schöne Insel
C Y p e r n.
4. Gegen N. bildet das So. Mittelmeer 3 große Binnenmeere: das ägät-
sche, jonische und adriatische Meer.
a. Das ägäische Meer ist von S. nach N. 90 M. lang und 40 M. breit.
Seine vortheilhafc gebildeten Küsten in Kleinasien, der europäischen Türkei und in Grie-
chenland bilden mehrere größere Meerbusen; an der Ostküste von Griechenland die
Busen von Nauplia, Aegina und Zeituni, in welch letzteren der Kanal von
Tricheri führt; an den Ost- und Südküsten der europäischen Türkei: den Busen
von Bolo, Salonichi, Kassandra, Monte Santo, Contessa, Enos
und Saros; an der W ftküste Kleinasiens die Busen von Edremid, Eläa,
Smyrna, Scalanova, Mendeliah, Kos und Symi. Zwischen der Insel
Negroponte und Livadien liegt der Kanal von Talandi und die 240' breite
Meerenge Enripos. Letzterer ist durch den öftern Wechsel der Ebbe und Fluth
oder durch einen eigenthümlichen Mecreswirbel, den chalcidischen Strudel, be-
kannt. Der Wechsel der Ebbe und Fluth tritt täglich 2 Mal, aber nicht zu be-
stimmter Zeit ein. Das ägäische Meer ist mit Inseln übersäet: thracische In-
seln; Negroponte; Kykladen; Sporadcn; Kandia. Wegen der vielen
Inseln hieß es bei den Griechen Archipelagus [— Hauptmeer; Jnselmeers; die
Türken nennen es Ak-Denghisi s— weißes Meers oder Adalar-Denghisi
s— das Meer der Jnselnj.
^ b. Das jonische Meer zwischen den busen- und hasenreichen Süd- und
Westküsten Griechenlands, den schönen So.küsten Italiens und den durch gute
Hafen ausgezeichneten Ost- und Südküsten Siciliens. In No. Richtung ist es 60,
tn So. 75 M. weit. Busen an der Südküste von Griechenland: der Busen von
Marathonisi und Koron; an der Westküste Griechenlands: der Busen von Ar-
cadia, Patras, Epakto oder Korinth und Arta; an der So. Küste Ita-
liens: der Busen von Taranto und Squillace.
o Die 7 M. breite Straße von Otranto führt in das adriatische
Meer ss. Seite 4. Anm. 5s.
5. Viele Flüsse münden in das mittelländische Meer: Ebro: Rhone; Tiber:
Po; Orontes; Nil; viele Küstenflüsse.
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- Inhalt: Zeit: Geographie
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Erste Abth eilung. Europa.
Meer, das jonische Meer, die Straße von Otranto, das adriatische Meer, 5)
die Straße von Messina, die Straße des heiligen Bonifacius, das tyrrheni-
6. Verschiedene Tiefe. In der Gibraltarstraße trifft man eine Tiefe von kaum
1000'; diese Tiefe steigt ostwärts Plötzlich zu 3000' und weiterhin, unfern der
Sierra Nevada, bis zu 6000' und darüber; östlich von den Pyrenäen soll das Meer
sogar 9000' erreichen, und auch Nw. von Sardinien werden Sonden von 5000'
erwähnt. Im jonischen Meere und südlich von Kleinasien sind Tiefen von 2—3000'.
Das Nw. und So. Mittelmcer werden durch eine Seebrücke von einander ge-
schieden, die vom Kap Trapani in Sicilien bis zum Kap Bon in Tunis geht; die
Tiefe dieser Seeschwelle wechselt von 42' bis 540'.
7. Bedeutender Salzgehalt. Geringe Ebbe und Fluth; der ganze Un-
terschied der Veränderung im Wasserstand beträgt zwischen 0',üg und 2',72.
8. Die Winde sind unregelmäßiger und schwankender, als in den Oceanen;
vorherrschend sind nördliche, im Winter westliche, im Sommer öfter südliche; letztere
sind durch große Hitze ausgezeichnet, weil sie aus dem Innern Afrikas kommen.
9. Das Mittelmeer ist im Sommer 20,75 bis 3"„z wärmer, als der atlan-
tische Ocean unter gleicher Breite; es verliert durch Verdunstung fast 3 Mal so viel
Wasser, als es durch die ihm zufließenden Landgewässer empfängt. Daher liegt
auch der Spiegel des Mittelmeeres niedriger, als der des atlantischen Oceans;
an der Küste von Perpignan liegt er 2',7 niedriger, als der Spiegel der Nordsee
bei Dünkirchen, und 5',n niedriger, als das Niveau des biskaischen Golfs bei Ba-
yonne. Die Folge davon ist, daß der atlantische Ocean durch die Meerenge von
Gibraltar von W. nach O. fließt und eine Küsten strömun g veranlaßt, welche
der nordafrikanischen Küste von W. nach O., der syrischen von S. nach N., der
kleinasiatischen und den südeuropäischen Küsten von O. nach W. folgt. Das rothe
Meer liegt bei Suez zur Flnthzeit 30',5, zur Ebbezeit 25' höher, als das Mittel-
mcer, weil die Wasser des indischen Oceans vom Oktober bis Mai mit großer
Heftigkeit durch die Meerenge von Bab el Mandeb ins rothe Meer hineingetrie-
den werden.
10. An vielen Stellen der Küsten des Mittelmeeres beobachtet man einen neuen
Länderausatz. Am mächtigsten nimmt der Anwachs an den Mündungen der
Rhone zu. Auch die Meerenge von Messina wird durch das Ansetzen neuen Lan-
des immer mehr verschmälert.
11. Großer Reichthum und große Mannigfaltigkeit an Schaalthieren und
andern Se ethieren, die zum Theil in den nördlicheren Gewässern nicht vorkommen,
wie Blutkorall, Schwämme, Dattelmuschel, gemeine Pinne, Schildkröten rc. Die
Geschlechter und Gattungen der Fische nehmen im Vergleich mit denen der nordi-
schen Gewässer zu: heerweise erscheinende Thunfische, Sardellen und Anchovis;
Rochen; Haifische; Nadelfische; Trüsche; Schleimfische; Meergrundeln; Muränen;
Stutzköpfe; Drachenköpfe; Meerhähne; Lippfische; Hornfische; Brassen; Schollen;
Meeräschen u. v. a.
12. Das Mittelmeer bildet seit den ältesten Zeiten das wichtigste Verbindungs-
glied zwischen den Ländern der alten Welt. Es ist das alte Kulturmeer mit
den Flotten und Kolonien der Phönicier, Karthager, Aegypter, Griechen und Rö-
mer, denn die Länder ums Mittelmeer swestasien, Nordafrika und Südenropaff sind
der Schauplatz der Geschichte des Alterthums, die Welt der alten Griechen und
Römer, die Provinzen des römischen Kaiserreiches, Im Mittelalter fuhren auf ihm
die Flotten der Byzantiner, Araber, Normannen, Venetianer und Genueser. Heut-
zutage kämpfen 3 Seenationen um seine Herrschaft: die Briten, Franzosen und
Russen. Befahren wird es von den Schiffen fast aller Seehandel treibenden Völ-
ker. Die meisten Dampfschiffe auf demselben sind französisch, österreichisch oder britisch.
5) Das adriatische Meer. Grenzen: Neapel, Kirchenstaat, lombar-
disch-venetianisches Königreich, Grafschaft Görz und Gradisca nebst der Markgraf-
schaft Istrien, Kroatien, Militärgrenze, Dalmatien und Albanien. Größe: von Sw.
nach No. 120 M. lang; 20 M. breit; 2940 Q.m. groß. Die Westküste ist flach
und sandig, hafenarm, durch vorgelagerte Bänke gefährlich und wird jetzt noch
überall, besonders an der lombardischen Küste, durch die Thätigkeit der einmiin-
denden Flüsse, durch den Po, die Etsch und mehrere Küstenflüfle, ausgedehnt. Der
Ansatz von neuem Land an der Mündung des Po soll jährlich gegen 210' wach-
sen; an der Etsch hat er in einem Jahrtausend gegen 5 M. betragen. Daher
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Erste Abtheilung. Europa,
das deutsche Meer?) der Skagerrack,10) das Kattegat?') der Sund, der große
Fluth in ihn einsegeln können. Der Austerweiher zu Cancale, Dep. Jlle-
Vilaine. Sehr bedeutender Fischfang, besonders des Pilchards und der gemei-
nen Makrele. Die Straße von Calais, 5>/2 M. breit, zwischen dem Kanal
und der Nordsee. Der unterseeische Telegraph zwischen Calais und Do-
ver. Der Kanal ist unter allen Meeren am meisten befahren. Er ist die
Hauptfahrstraße aus der Nordsee zum Ocean, da das Meer um Schottland seiner
Stürme halber gefürchtet ist. Die starke Strömung führt hauptsächlich in die Nord-
see; daher ist die Durchschiffung der Straße bei Westwinden beschwerlich. An der
französischen Küste stehen 10, an der englischen 12 Leuchtthürme.
9) Das deutsche Meer, bei den Dänen Westsee. Größe: 150 M. lang;
85 M. breit; 12000 O-.M. groß. Grenzen: im S. Belgien, Niederlande, Hanno-
ver, Oldenburg; im O. Holstein, Schleswig, Jütland, Norwegen; im N. der 60« N. Br.
auf einer Länge von 100 M.; im 2s. die Shetlands Inseln, die Orkaden, Schott-
land, England. Die Süd- und Ostküste bis zur Nordspitze Jütlands ist flach,
durch Bänke und Untiefen schwer zugänglich und hafenarm; nur in den Mündungen
der größeren Flüsse finden sich brauchbare Häfen. Durch große Einbrüche der Nord-
see und Durchbrechungen der Dünen sind mehrere untiefe Meerbusen entstanden, so
die Zuydersee, der Dollart und der Jahdebusen. Die Zu yd er See ist 20 M.
lang, 10 M. breit, 60 Q.-M. groß. Sie war früher ein Binnensee und erhielt von
1219 — 1287 durch große Ucberschwemmungen, wobei in der letzten 80,000 Men-
schen umkamen, ihre jetzige Ausdehnung. Durch ihre Sandbänke ist sie der Schiff-
fahrt höchst gefährlich. An ihrem Sw. Ende steht sie durch den Busen Pampus
mit dem Het U si— das Ei) in Verbindung. Dieser schmale Kanal führt gegen
Nw. in das Wyker Meer, gegen S. in das 3 Q.m. große, nun ausgetrocknete
Harlemer Meer. Letzteres entstand durch Einbrüche der Nordsee 1539, wobei das
Städtchen Nieuvcnkerk ein Wellengrab fand. Der Dollart, 2v2 Q.m. groß, ist
gleichfalls durch die Einbrüche des Oceans 1277 und 78 entstanden. 50 Ortschaf-
ten, darunter 33 Kirchspiele und das Städtchen Torum, gingen in den Fluthen un-
ter. Der Jahdebusen, 3 Q.-M. groß, wurde 1218 gebildet; spätere Fluthen
haben ihn vergrößert. Die langen, sandigen Fl a chiù sein der Niederlande, Han-
novers, Oldenburgs, Hamburgs, Holsteins und Schleswigs, so wie Helgoland, gehen
vielleicht auch ihrem Untergang entgegen. Von der Zuydersee bis jenseits der
Eidermündung liegen die W a t t e u, d. h. Sandbänke, die während der Fluth mit
Seewasser bedeckt, bei der Ebbe zum Theil trocken liegen. Viele Balgen oder
Vertiefungen durchziehen die Watten. Die Ostküste von England ist flach und
mit gefährlichen Untiefen bedeckt; die großen Busen, der Wash und die Mün-
dung der Themfe, sind von gleicher Beschaffenheit, wie die holländischen und
deutschen. Schottlands O ft k ü st e ist hoch und sicher; hier finden sich große
Einschnitte und Busen : der F r i t h 0 f F 0 r t h, 0 s T a y , 0 fmnrray, 0 f
D 0 r n 0 ch. Noch häufigere Busen zeigt Norwegens W e st g e st a d e. Ein-
mündende Fl ü sse: Schelde; Rhein; Ems; Weser; Elbe; Eider; Themse; viele Kü-
ftenflüsse. Das deutsche Meer ist ein flacher Meerbusen mit vielen Sand-
Läiuen, besonders in der Mitte; darunter: Doggersbank, lange- Bank,
jütländische Bank. Der körperliche Inhalt sämmtlicher Sandbänke gäbe eine
Laudschichte von dem Flächeninhalte Großbritaniens und einer Mächtigkeit von 28'.
Der Meeresgrund senkt sich allmählig nach N. hin; die tiefsten Stellen bis 800' liegen
an der norwegischen Küste. Die Fluth steigt an den Südküsten 9 —10', wird
aber allmählig gegen N. geringer, so daß sie an der nördlichen Westküste Jütlands
nur 1 — 2' beträgt und an der Sw. Küste Norwegens gar nicht bemerkt wird. Aber
bei Sturmfluthen steigt das Wasser wohl 20'; 1825 erreichte es bei der Jnffl
Föhr 25' über dem gewöhnlichen Stand. Die Flüsse der Nordsee nehmen, wenn
die Fluth beginnt, durch di» Stauung des Wassers eine rückgängige Bewegung an,
und fließen dann, wenn die Ebbe eintritt, mit vermehrter Schnelligkeit ab. In der
Elbe wird dieser Rückfluß oft bis 20 M. landeinwärts, bis 5 M. oberhalb Hamburg,
in der Weser bis Vegesack, 9 M. von der Mündung, in der Ems bis nach Halte
unsern Papenburg, 8 M. aufwärts, wahrgenommen. Diese Doppelbewegung
der Ströme ist für die Schiffahrt von großem Nutzen; denn sie hält den Strom
tief und begünstigt das Auf- und Abwärtssegcln. Sehr veränderliche Strömun-
gen; in Folge des vorwaltenden Sw. Windes haben sie im Allgemeinen eine No-
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' Erste Abtheilung. Europa.
4. Im N o r d e n : das nördliche Eismeer. Folgende Glieder des-
selben berühren die nordeuropäischen Küsten: das lappländische Meer, das
weiße Meer,") die tscheskische Bucht, die jugorische Straße, die karische
Pforte, das karische Meer.
5. Europa ist eigentlich nur eine große Halbinsel von Asien;
mit diesem Erdtheil hängt es im Osten auf einer 360 Meilen langen Land-
grenze zusammen. Von den übrigen Erdtheilen ist es durch größere oder kleinere
Meeresräume geschieden. Am meisten nähert es sich Afrika in der Straße
von Gibraltar.
§. 3.
Die Grundgehalt.
1. Der Körper von Europa gleicht einem rechtwinklichen
Dreiecke, dessen Spitzen im karischen Golfe, im Hintergründe des asow'schen
und des biskai'ischen Meeres liegen.
als das des Oceans wegen der Menge des zuströmenden Wassers. Der Sand
welcher durch die Flusse in die Ostsee geführt wird, erhöht ihren Boden und bewirkt in
Verbindung mit der starken Ausströmung der Ostseewasser in die Nordsee ein Zu-
rückweichen des Meeres. Dasselbe ist an allen Ostküsten, besonders an der Ost-
küste von Schweden beobachtet worden. Hier soll die Verminderung des mittlern
Wasserstandes an verschiedenen Orten in 100 Jahren 1' und weniger bis 5', in
1000 Jahren im Mittel aufs Höchste 30' betragen. Andere wollen berechnen, daß
die Ostsee nach 2000 Jahren ganz verschwunden und an ihrer Statt nur ein groß-
ßes Stromsystem zurückgeblieben-sei. Der geringe Wärmegrad, die binnenländische
Lage und der geringere Salzgehalt sind die Ursachen, daß die Ostsee so leicht zu-
gefriert; man konnte schon in Schlitten von Schweden nach Finnland und über
den Sund von Dänemark nach Schweden fahren; 1740 trug das Eis im Hasen
von Königsberg die schwersten Lasten. Keine Ebbe und Fluth. Strömung
der Ostsee durch den Sund ins Kattegatt. Das Niveau des Wassers steht im
Hintergrund des bothnischen Meerbusens bei Tornea wenigstens um 5' höher, als
das des Kattegatts; bei Kiel 1' höher, als die Nordsee an der Eidermündung.
Meeresstrudel im bothnischen Busen. Großer Reichthum an Fischen: Makre-
len; Thunfische; Hornhechte; Häringe; Sprotten; Dorsche; Störe u. a. Die sehr
bedeutende Schiffahrt mit Segel- und Dampfschiffen ist wegen der theils seichten,
theils insel- und klippenreichen Küsten, wegen der unregelmäßigen Tiefen und wegen
der oft plötzlich sich ändernden Winde selten ganz gefahrlos.
") Das weiße Meer Grenzen: die hohen und größtenth'eils felsigen
Nordküsten Rußlands. Größe: von No. nach Sw. 75 M. lang; bei seinem
Eingang zwischen dem Swiatoi Noß [= heil. Vorgebirges im W. und dem Kanin
Noß s— Kap Kanin) im O. 20 M. breit; 2000 Q.m. groß. 4 Buchten: Mesen
Bucht gegen So., Dwina Bucht gegen So., Onega Bucht gegen So.,
Kandals Bucht gegen Nw. Es hat seinen Namen davon, daß es, zu beiden
Seiten des nördlichen Polarkreises gelegen, den größeren Theil des Jahres mit
Eismassen überdeckt ist. Sein Wasser ist überall rein und der Schifffahrt günstig,
bis auf die lange Sandbank vor der Dwinamündung. Hinreichender Ankergrund
für die größten Schiffe; selbst in der Nähe der Ufer hat es noch 360' Tiefe, .häu-
fige Nebel in der Mitte des Meeres; sie werden dünner und seltener in der Nähe
der Ufer. Keine Ebbe und Fluth. Großer Fischreichthum: Schellfische,
Dorsche, Stockfische, Häringe. Wichtige Schiffahrt nach Archangel. Die Halb-
insel Kanin trennt das weiße Meer von der tscheskischen Bai, 15—18 M. von
N. nach S. lang. Die 2 M. breite jugorische Straße, zwischen dem Festlande
und der Insel Wajatsch, und die 10 M. breite karische Pforte, zwischen der
Insel Wajatsch und Nowaja Semlja, führen in das karische Meer.
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Erste Abtheilung. Europa.
§. 27.
Die Gemäßer.
1. Die fließenden Wasser der deutschen Bundesstaaten gehören 4
Meergebieten, 10 Stromsystemen und einer größeren Anzahl von
reichen Sandhügel von Grüneberg 700'. Die Höhen von Trebnitz,
zwischen Weida, Oder und Bartsch; P oll ent schi ner Berg 768'. Die Tarno-
witzer Hochfläche, zwischen Weida, Oder und Klodnitz, 800'hoch; Trockenberg
bei Tarnowitz 1,148'; die Basallkuppe des Annaberges 1,296; die Hügel bei
Rosenberg 948'. Der Kalkstein der Hochfläche ist sehr reich an Eisen, silberhaltigem
Blei, Galmei und Steinkohlen. Die östliche Hälfte des oberschlesischen Pla-
teaus im S- der Klodnitz 990'.
3. Die südliche Senkung wird gebildet durch die 6 Meilen lange und
72 bis 1 Meile breite, waldreiche Niederung des Spreewaldes, durch das Oder-
thal östlich von Crossen, durch das Obrabruch und durch das Sumpfthal der Warthe
zwischen Schrimm und Kolo.
4. Nördlich von dieser Senkung liegt in Brandenburg und Posen eine Zone
von kleinen Hügeln und Hochebenen. In Brandenburg ziehen sie von der
Stadt Brandenburg an der Havel gegen Potsdam und Köpenik bis zum Oderbruch.
Harlunger Berg bei Brandenburg 138'; die anmuthigen, bewaldeten Hü g el von
Potsdam 300'; die Müggelsberge östlich von Köpenik 340'; die Kalkberge
von Rüdersdorf mit dem Arnimsberg 250'; die Berge von Buckow und
Freienwalde, die märkische Schweiz genannt, mit dem Paschenberg 220'
und dem Semmelberg 380'.
5. Die nördliche Senkung wird gebildet von der Stromfurche der
unteren Elbe, der sumpf-, seen- und torfreichen Niederung des unteren Havel-
landes, das von zahlreichen Kanälen und Gräben, Seen und Lachen durchschnitten
ist, von dem fruchtbaren Oderbruch zwischen Frcienwalde und Lebus, von der
moorigen, 30 Stunden langen Niederung der Warthe und Netze, durch das Weichsel-
thal von der Brahemüdung bis Thorn; endlich durch eine Zone von Sumpfwaldun-
geu am Südfuße der ostpreußischen Landhöhe. Hier liegt die Johannisburger
Wildniß zwischen Neidenbnrg und Jvhannisburg, eine der dicksten Waldstrecken
von Europa, voñer Seen und Sümpfe. Der Lykbruch, der Bobrbruch u. a.
6. Theile der nördlichen L a ü d h ö h e.
a. Die Seenplatte von Holstein bildet ein freundliches, waldiges,
200' — 400' hohes Hügelland. Es erhebt sich im Bungsberg bis 483', hat schön
angebaute Thäler und Ebenen, so wie mehr als 100, meist kleine Seen, darunter
der Wester, Selenter, Lunker, der große und kleine Plöner, der Keller, Gruber und
Werder See. Gegen O. fällt das Hügelland unmittelbar zur Ostsee ab, die meh-
rere Busen oder Föhrden bildet, wie die Kieler Föhrde und Neustädter
Bucht. Im W. des Hügellandes liegt ein unfruchtbares, flaches Haide land.
Längs der Elbe und der Nordsee ist die höchst fruchtbare, zum Theil erst in neueren
Zeiten dem Meere abgewonnene Marsch, I V2 — 2>/2 Meilen breit, 20 O.m. groß.
Da sie höchstens 6' über der gewöhnlichen Flnthhöhe, die aber bei Stürmen auf
20' und darüber steigt, erhaben ist, so wird sie von Wedel bis zur Eider durch
hohe Deiche geschützt. Diese liegen oft zwei-, drei- und mehrfach hinter einander
und schließen die fruchtbaren Köge sd. h. vom Meere angesetztes Marschlands ein.
Die Marschküste ist von vielen Sandbänken swattens umgeben.
b. Die Seenplatte von Mecklenburg reicht nördlich bis zu einer
Linie von Lübeck über Wismar, Rostock, Güstrow, Malchin, Neubrandenburg bis
Friedland. Ein schönes, 200' — 500' hohes Hügelland mit mehr als 200 Seen,
fetten Wiesen, fruchtbaren Aeckern, einzelnen Brüchen und Morästen und schönen Laub-
waldungen. Höhen: Hamb erger Berg 320'; Dietrichshagener Berg
485'; Hohe Burg 495'; Nuhnenberg 577'; Help ter Berg 600'. Ueber 200
Seen: Natzeburger, Schaal, Schweriner, Plauen und Müritz See.
c. Die Uckermark und die Seenplatte von Vorpommern ist
ein 180' — 300' hohes, äußerst fruchtbares Plateau; steiler Abfall zum Oderthal.
Pimpinellenberg 368'; Koboldsberg 420'.
ä. Die Seenplatte zwischen Oder und Weichsel; in Hinterpom-
mern, Westpreußen und Brandenburg. Ihren Nordabfall zur Küstenebene bezeichnet
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see: die Oder, die Weichsel und eine große Anzahl von Küstenflüssen; in
das schwarze Meer: die Donau; in das adriatische Meer: die Etsch, einige
Zuflüsse des Po und eine kleine Anzahl von Küstenflüssen. J) An Seen
ist das deutsche Alpenland und Tiefland reich; dem Mittelgebirgsland fehlen
sie fast ganz. Die meisten und größten Brüche, Sümpfe und Moose
finden sich im Tieflande und auf der schwäbischen und bayrischen Hochebene.
I. Das Gebiet der Nordsee.
2. Der Rhein [Rhenus]. Sein Stromsystem breitet sich aus in
der Schweiz, in Liechtenstein, Vorarlberg, Baden, Hohenzollern, Württemberg,
Bayern, im Großherzogthum Hessen, Kurfürstenthum Hessen und in der Land-
grasschaft Hessen, im Gebiet von Frankfurt, in Nassau, in den preußischen
Provinzen Rhein und Westphalen, in Hannover, in Frankreich, Belgien und
in den Niederlanden. 2)
Niederungen. Schöne Laub- und Nadelholzwaldungen, darunter der große Baum-
wald, 6 Meilen lang und 4 Meilen breit, östlich von Königsberg und nördlich
von Wehlau; der 4 Meilen lange Frisching, südwestlich von Wehlan. Einzelne
Höhen: die Berge bei Tr unz 617'; der St ab lack mit dem Hasen berge
607'; die isolirte Vorhügelgruppe auf der samländischen Halbinsel mit dem Galt-
garben 354', Hausen berge 250' und Wachbude über ge 195'; Nom bin 240'.
Fette Marschländer, reich an Gras und Getreide: der Danzig er Werder zu
beiden Seiten der Mottlau; der große Marien bürg er Werder zwischen
Weichsel und Nogat; der kleine Marien bürg er Werder mit dem Elbing-
schen Werder im O. der Nogat; die Niederung von Marienwerder zwischen
Graudenz und Marienbnrg; die Tilsiter Niederung im Mündungsland der
Memel. Längs der Küste liegen bis 100' hohe Dünen, die stets fortschreiten und
Häuser und Bäume bedecken. Die beiden, mit der Ostsee verbundenen Küsten-
seen: das frische Haff ^eigentlich Frischings Haff, von dem Flüßchen dieses
Namens^ und das kn rische Hass, welche durch die frische und kur i sehe Neh-
rung von der Ostsee geschieden, mit derselben aber durch schmale Mündungen, durch
das 1,300 Schritte breite Pillauer Ties und durch das Memeler Tief ver-
bunden sind. Die Nehrungen sind bloße Dünen, 13 und 15 Meilen lang, höchstens
Vs Meile breit und zum Theil 300' hoch. Die Erdzunge Hela bildet das Putzi-
ger Wyk.
V Nur 4 von den genannten Flüssen gehören Deutschland allein an: Ems,
Weser, Elbe und Oder. Der Rhein entspringt und mündet im Ausland; die Donau,
Weichsel und Etsch entspringen zwar in Deutschland, münden aber außerhalb dessel-
den; die Eider bildet den Grenzfluß zwischen Deutschland und Dänemark; der Po
berührt Deutschland gar nicht, sondern nimmt nur einige Zuflüsse aus Deutschland
aus. Des Zusammenhangs und der Uebersichtlichkeit wegen werden die genannten
Ströme in §. 26 vollständig beschrieben und auch noch die 2, nur den außerdeutschen
Provinzen Preußens angehörenden Stromsysteme, das des Pregel und der Memel,
in die Beschreibung aufgenommen.
2) 1. 3 Ouellflüsse in Graubünden. a. Der Vorderrhein entsteht aus
den kleinen Bergseen und Bächen, welche ans der Nordostseite des St. Gotthards-
stockes am Badus und Krispalt zusammenfließen. Die 3 wichtigsten Ouellflüsse des
Vorderrheins sind: aa. Der Rhin di Ciamot aus dem Tomasee und Palidulca,
am Fuße des Maienthalerstockes, im Brümli, 7,240'; 66. der Cornära Rhein
oder Käm er Rhein aus dem Cjämerthal am Fuße des Krispalts [Cresta alta],
am Monte de la Sceina de la Reveca, 6,890'; cc. der ©amer Rhein, am Kri-
spalt , 6,710'. Vereinigung der 3 Quellflüsse bei Ciamot oder Chiamut 5,290'.
Jeder von den vielen Quellflüssen des Vorderrheins führt in der Landessprache seinen
eigenen Namen. Der oberste Flußlauf heißt Rhein di Ciamot und d'ursera;
dann herrscht der Name Tawetscher Rhein imin Tujetschu vor, bis der Medelser
Rhein in den Vorderrhein sich ergießt, und nun den Rhein Survelva Rhein
des Oberwaldes^ erzeugt. Auf dem 15 Stunden langen Laus bis Reichenau fallen
der Somwixer, der Lugnetz er oder Glenn er und der Sa vier Rhein, bet
1856 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
174
Erste Abtheiluu g. Europa.
2. Herzogthum Oldenburg u. Herrschaft Jever. — 1. Grenzen. Im
S- Hannover; im O. Hannover u. Bremen; im N. die Nordsee; im W. Hannover.
— 2. Größe: 99,j Qm. [mit der Herrsch. Kniphausenz — 3. Oberfläche. Olden-
burg gebort zu den am tiefsten gelegenen u. flachsten Landstrichen Deutschlands.
Die Tiefebene besteht zu */? aus fruchtbarem Marschland, zu •/7 aus nur theil-
weile bebautem Haide- u. Moorland. Ersteres ist von Sandhügeln durchzogen,
die sich im äußersten S. bis zu 3 u. 400' erheben. Das 49 Qm. gr. Moorland,
darunter das Saterland u. das Diepholzer große Moor, verwandelt sich
zu manchen Zeiten in einen unzugänglichen Morast. Die fruchtbare Marsch liegt an
der Nordlee u. an der Weser. 34 M. l. Deiche mit vielen Sielen o. Schleusen
schützen dieselbe gegen die Einbrüche des Meeres. An der flachen Küste, die den
Zerstörungen des Meeres beständig ausgesetzt ist, finden sich zwei große Busen, der
Jahde- u. der Weserbusen. Vor ihr liegen die nur zur Fluthzeit unter Wasser ste-
hende Sandbänke, die Watten, u. die Insel Wang eroog.— 4. Gewässer, a. Ems-
system. Hase. Leda mit der Söste. b. Die Jahde, ein unbedeutendes Kü-
stenflüßchen, dessen Mündung aber durck Meeresfluthen seit 1218 zum Jahdebusen
erweitert ist. c. Wesersystem. aa. Weser; meist Grenzfluß gegen Hannover,
bb. L. Z. Hunte; theilwcise Grenzfluß gegen Hannover, d. Viele kleine Seen:
Dümmer-See an der S.o. Grenze; Zwischenahner See; Bullen Meer.
Viele Entwässerungskanäle [üefej. Verbindung der Jahde und Weser. — 5. Kü-
stenklima. Mittelwärme 9'/z Milde Winter u. kühle Sommer. Häufige See-
stürme u. zahlreiche Nebel; feuchte, naßkalte Luft; viel Regen u. schneller Wechsel
der Witterung; nur aus */* des Jahres kann man auf völlig heiteres u. angenehmes
Wetter rechnen.— 6. Einwohner: 221,812. Sachsen mit niedersächsischer, Frie-
sen mit friesischer Mundart. Wenig Adel; meist Bürger u. freie Bauern.
153,769 Lutheraner unter dem Consistorium in Oldenburg u. 1 Generalsuperin-
tendenlen; 299 Neformirte; 65,430 Katholiken unter einem Generaldechantcn in
Vechta, als dem Osficial des Bischofs von Münster; 42 Mennoniten; 709 Juden.
— 7. Kultur. Sehr ergiebiger Ackerbau in der Marsch, weniger ergiebig in der
Geest.3) Wenig Obstbau. 8 Qm. meist Kieferwaldung. Ausgezeichnete Vieh-
zucht u. Mi Ich wirth sch äst, des. in der Marsch.4 * *) Nicht bedeutende Fischerei.
Austernbänke an der Insel Wangeroog. Viele Blutegel in den stehenden Moor-
gewässern. Geringe Gewerbsthätigkeit; die meisten Manufakturwaaren kommen
vom Ausl. s) Nickt unbedeutender Handel.^) Mancherlei B ild u n gs ansta lt en.7)
— 8. Kreis Vechta. 14,,* Qm. 33,674 meist kathol. E. 4 Aemter. Vechta. 5
M. v. Oldenb. St. a. d..Vechta. 2,400 E. Leinweb. Branntweinor. Märkte.
Dinklage. Mfl. 1,600 E. Viehmärkte. — 9. Kreis Kloppenburg. 26,Qm.
' 3) An g ebaute Pflanz en in der Marsch: viel Reps, Weizen, Hafer u. Hül-
senfrüchte; in der Geest: Roggen, Gerste, Hafer, Flachs, Hanf, Hopfen, sehr gute
Kartoffeln.
4) Viehstand: 133,000 Rinder, 35,000 Pferde, 190,000 Schafe, 30,000
Schweine. Federvieh. Bienen.
4) Wichtigstes Gewerbe: Garnspinnerei u. Leineweberei. Viel Branntwein-
brennereien. Etwas Wollen-, Holz- u. Lederwaarenfabr.; einige Zucker- u. Tabacks-
sabr. Hollandsgehen der Geestbewohner, wie in Hannover.
•) 1. Der Landhandel ist durch Mangel an guten Straßen gehemmt. Der
See Handel konnte noch bedeutender sein. Die weitesten Seereisen der oldenb. Rhe-
der gehen nur nach den Niederlanden, England, Norwegen, Lübeck, in die preuß. Häfen
u. nach Riga. Die Nhederei zählt 80 Schiffe mit 4,000 Lasten. Schiffbare
Flüsse: Wesen Hunte. Ha u pt ha ndels Plätze^ Oldenburg, Varel, Jever, Hook-
fiel, Wlldcshausen, Elsfleth, Brake. Letzteres ist der Haüptplatz für d. oldenb. Seehdl.
— 2. Ausfuhrartikel: Pferde, Schlachtvieh, Butter, Käse, gesalzenes u. geräu-
chertesfleisch, Reps, Gartengewächse, Leinwand.— 3. Einfuhrarikel: Kolonial- u.
Materialwaaren, Südfrüchte, Wein, Bier, Salz, Eisen, Fabrikerzeugnisse aller Art.
7) Bildungsanst alten: 2 Gymn., 4 lat. Schulen, 1 luth. u. 1 kath. Schul-
lehrerseminar, 1 Militärschule in Oldenburg, 1 Taubstummeninstitut. Gute Landschulen
in der Marsch. In der Geest ersckwert den Besuch der Schule die Zerstreutheit der
ländlichen Wohnungen in den sog. Bauernschaften, deren mehrere, oft sehr viele, zu
einem Kirchdorfe eingepfarrt sind, wo sich die Schule befindet u. das den Mittelpunkt
eines zuweilen meileuweiten Kreises bildet.
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
100
Erste Abtheilung. Europa.
4. Kein Volk der Erde übertrifft die Deutschen an geistiger Bil-
dung; wenige können sich mit ihm vergleichen. Unterricht, Gelehrsamkeit
und Kunst haben in keinem andern Lande der Erde eine so große Verbrei-
Handelsplätze sür den Binnenverkehr sind in den österreichischen Ländern:
Wien, Prag, Neichenberg, Brünn, Olmütz, Troppau, Linz, Steyer, Salzburg, Grätz,
Botzen, Noveredo; in der preußischen Monarchie: Berlin, Breslau, Köln, Magdeburg,
Frankfurt a. d. O., Naumburg, Posen, Fraustadt, Aachen, Koblenz, Elberfeld, Bar-
men, Crefeld, Erfurt, Münster, Minden; in den übrigen deutschen Ländern: Leipzig,
Frankfurt a. M., Augsburg, Nürnberg, Braunschweig, Kassel, Hannover, München,
Mainz. Der Binnenhandel concentrirt sich in Wien für den So., in Augsburg
sür den Sw., in Frankfurt a. M. für den Nw., in Leipzig für den No.
4. Der Seehandel wird von den Häfen aus getrieben, welche an den Kü-
sten der 3 Meere liegen, von denen Deutschland berührt wird. Die Ostsee verbin-
det Deutschland mit Rußland, Dänemark und Schweden und bietet durch den Sund
einen Ausweg nach dem atlantischen Ocean und den übrigen Ländern der Erde.
Häfen: Memel, Pillau, Königsberg, Danzig mit Weichselmünde, Stolpemünde, Rü-
genwalde, Kolberg, Stettin, Swinemünde, Wolgast, Greifswalde, Stralsund, Rostock
mit Warnemünde, Wismar; Travemünde; Kiel. Die Nordsee, noch günstiger ge-
legen als die Ostsee, erleichtert den Verkehr mit England und Nordamerika. Häfen:
Hamburg, Kuxhasen; Altona, Glückstadt; Bremen, Vegesack, Bremerhafen; Braake,
Varel; Norden, Emden. Das Adria me er ist die Verbindungsstraße mit allen
Ländern des Mittelmeeres. Hafen: Triest. Für den levantischen Handel ist die
Handels- und Dampfschiffahrtsgesellschaft des österreichischen Lloyd in Triest von der
größten Wichtigkeit. Die Handelsmarine Deutschlands ist nach der von England und
von der nordamerikanischen Union die drittgrößte. Sie besteht aus mehr als
5300 Schiffen mit einem Tonnengehalt von 700,000 Lasten.
5. Die wichtigsten schiffbarenflüsse: Rhein mit Neckar, Main, Mosel und
Maas; Ems; Weser mit Fulda und Aller; Elbe mit Havel und Spree; mit Mulde
und Saale; Oder mit Warthe; Donau mit Traun, March, Drau und Sau.
6. Die wichtigsten Kanäle: der Ludwigskanal in Bayern zwischen Do-
nau und Main; der Wiener Kanal in Unterösterreich von Wienerisch Neustadt bis
Wien; der Finowkanal in Brandenburg zwischen Oder und Havel; der Friedrich-
Wilhelms - Kanal oder der Müllroser Kanal in Brandenburg zwischen Spree und
Oder; der plauensche Kanal in der Provinz Sachsen zwischen Havel und Elbe; der
Münsterkanal in Westphalen zwischen Ems und Vecht; der Eiderkanal in Holstein
zwischen Eider und Nordsee. Außerhalb des deutschen Bundes: der Bromberger
Kanal zwischen Netze und Brahe in Posen; der große und kleine Friedrichsgraben
in Ostpreußen verbinden Deine und Memel.
7. Die Länge der Eisenbahnen am Ende des Jahres 1852: 11353/» M.
Deutsch-Oesterreich: 226vo; Preußen: 443; Bayern: 96; Sachsen: 71; Hannover:
491/2; Württemberg: 333a; Baden: 42; Kurhessen: 40; Großherzogthum Hessen:
163/r>; sächsische Herzogthümer: 12‘/2j Braunschweig: ll3/4j Nassau: 6; Anhalt:
14'A; Mecklenburg: 293a; Holstein und Lauenburg: 331/2; Schauenburg-Lippe: 3>/»;
freie Städte: 71/2 Meilen. Keine Eisenbahnen haben bis jetzt: Luxemburg, Limburg,
Hessen-Homburg, Waldeck, Oldenburg, Lippe-Detmold, Schwarzburg, Neuß, Liechtenstein.
8. Die deutschen Staaten gehören theils zu 4 Zollvereinen, nämlich zu
dem österreichischen, preußischen, hannoveranischen und dänsichen, theils zu keinem
Zollverein. Zu keinem Zollverein gehören die beiden Mecklenburg, Limburg,
Hamburg, Lübeck und Bremen.
a. Der österreichische Zollverein begreift die österreichische Mo-
narchie und Liechtenstein, so wie die italienischen Herzogthümer Parma und Modena.
b. Der preußische Zollverein begann 1828 und hat den Zweck,
unter Anwendung eines gemeinsamen Zolltarifs den Verkehr zu erleichtern und zu
sichern, so wie die vaterländische Industrie zu sichern und zu heben. Er ist 8307 Om.
groß und hat 291/2 Mill. Einwohner. Die Zollgrenze beschreibt eine Linie von
1106 Meilen. Er begreift Preußen, Lippe-Detmold, Luxemburgs Bayern, Sachsen,
Württemberg, Baden, Kurhessen, Großherzogthum Hessen und Hessen-Homburg, den
Thüringer Verein ^Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Alten-
burg, Sachsen-Koburg-Gotha, Schwarzburg-Sondershausen und Rudolstadt, Reuß
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die deutschen Bundesstaaten. Mecklenb.-Strelitz u. Sachsen-Lauenburg. 181
litz. St. 7, M. S. von Neustrelitz in einer morastigen Gegend. Nes. bis 1712.
4,000 E. Sehr bedeutende Pferdemärkte. Handel. Wesenberg. St. am Groß-Wo-
blttzsee. 1,400 E. Bed. Tuchweberei. Fiirstenberg. St. a. der Havel u. am Stol-
rensee. 3,000 E. Schloß. Tuchweberei. Schiffahrt. Handel mit Korn u. Butter.
Mirow. Mfl. 1,500 E. 2 Schlösser; in einem derselben die Küster-u. Schullehrer-
schule. Großherz. Gruft in der Kirche des Orts. Hohenzieritz. Lustschloß an der
Tollense. Louise, Königin von Preußen, f 19. Juli 1810. Stargard an der
Linde. St. 1,700 E. Ehemal. Burg. Gewerbe. Märkte. Neubrandenburg.
St. a. d. Tollense. 7,000 E- Tuch-, Karten-, Leim-, chem. Fabr. Gerb., Schuhm.,
Branntweinbr. Wollmärkte. Pferderennen. Friedland. St. mit Mauern u. Gräben
am Mühlenteiche. 4,800 E. Gewerbe. Woldegk. St. 2,800 E. Gewerbe.
3. Fürstenthum Natzebnrg m. 2 Exklaven in Mecklenburg-Schwerin, 3 Ex-
klaven in Lauenburg. 6,* Qm. 15,918 E. 1 Stadt, 1 Antheil an der St. Ratze-
burg, 5 Domänenvogteien, 3 Rittergüter u. 92 Orte. Bisthum v. 1058— 1648. —
1. Oberfläche. Das Land liegt im Küstensaum der. norddeutschen Tiefebene u.
berührt im N. den Dassower-See u. das Pötenitzer Wiek. — 2. Gewässer. Mündung
der Trave u. die Wackenitz; Grenzflüsse gegen Lübeck. Repenitz; Grenzfl. gegen
M.-Schwerin; mit der Maurin. Mehrere Seen: Ratzeburger, Rögeliner,
Dassow er u. Priwall er See. — 3. Orte. Von der lauenburgischen Stadt
Natzeburg auf einer Insel im Ratzeburger See gehört hieher: der Domhof,
welcher auf der Nordseile der Stadt befindlich u. nur durch 2 Thorwege von ihr
getrennt ist, u. der Palmberg, der aus einem großen viereckigen, mit 3 Linden-
alleen besetzten Platze besteht, nebst der byzant. Domkirche, der Domschule, dem Hospi-
tal, der Reservewache u. 36 Wohngebäuden mit 300 E. Schönberg. St. a. d.
Maurin. 1,600 E. Ehem. Sitz der Bischöfe von Natzeburg. Sitz der Landvogtei.
§. 60.
Das Herzogthum Sachsen-Fauenburg.
1. 1. Grenzen. Im S. die Vierlande u. Hannover; im O. Mecklenb. Schwe-
rin u. Strelitz; im N. Mecklenb. Strelitz u. Lübeck; im W- Holstein. Lauenburg
umschließt 5 Parzellen der freien Stadt Lübeck u. 3 von Meckl. Strelitz. — 2. Größe:
19,os Qm. — 3. Einteilung. 4 Aemter: Lauenburg, Natzeburg, Schwarzenbek u.
Steinhorst; 3 Städte: Lauenburg, Mölln u. Ratzeburg; 22 adeliche Gerichte (Güter).
— 4. Hauptstadt: Natzeburg.
2. Oberfläche. Ein Theil der norddeutschen Tiefebene. Längs der Elbe
Marschland; im Innern Geestboden mit Haide- u. Moorstrichen; im N.o. eine hüge-
lige Seenplatte.
3. Gewässer. — 1. Elbesystem, a, Elbe; Grenzfluß gegen Hannover, b.
R. Z. Delvenan fauch Steckenitz genannt); kanalist'rter Fluß von Mölln bis Lauen-
burg; entstanden aus der Vereinigung der Bäche Steinau u. Linau; Grenzfl. gegen
Mecklenb.-Schwerin. Der eigentliche Steckenitz kanal ist nur 1 7* M. 1., 25 Ell.
breit u. 2—3' tief. Die Delvenau ist durch den Steckenitzkanal mit der kanalifirten
n. zur Trave gehenden Steckenitz verbunden und bildet so eine 97. M. lange Wasser-
straße zw. Elbe u. Trave. Bille; Grenzfluß gegen Holstein. — 2. Travesy-
ftem. St eck e ni tz; Abfl. des Sees von Mölln. W a ck eni tz; aus dem Ratzeburger
See; Grenzfluß gegen M.strelitz. — 3. Viele Seen. Ratzeburger See. Schaal See.
4 Klima. Mittelwärme: -s- 87,°. Küstenklima. Milde Winter, kühle
Sommer. Feuchte Luft, viel Nebel ,u. Regen, veränderliche Witte-
rung. Ein konstanter, warmer Sommer ist selten; nach warmen Sommertaqen oft
kühle Abende u. kalte Nächte.
Ä- Einwohner 1845: 46,486. x) Theils Niedersachsen, theils eingemisch
von sächsischem u. w endisch em Blute mit niedersächsischer Mundart; nur die
Zahl der Wohnplätze. 3 Städte, 1 Flecken, 23 Pfarrdörfer, 103 Dör-
Irr 6 £®fe- Wenig geschlossene Dörfer; die Wohnungen u. ländlichen
Wirthschaften liegen einzeln u. zerstreut auf den dazu gehörigen Ländereien; nur die
Kirche, das Centrum der Dorfschast, ist von einigen näher bei einander stehenden Ge-
höften umgeben. ' .
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die deutschen Bundes staateil. Das Königreich Preußen. 213
2. Die Seemacht ist noch in der Entwicklung begriffen. Stärke: 50 Fahr-"
zeuge m. 177 Kanonen, darunter d. Fregatte Gefion m. 46 Kanonen u. d.
Korvette Amazone m. 12 Kanonen 5). — 3. Der König führt den Oberbefehl
über das Heer.
§. 69.
Die Provinz Rhein oder das Großherzogthum Niederrhein und die
Herzogthümer Jülich, Cleve, Derg.
I. 1. Grenzen. Jm O. : Großherzogth. Hessen; Nassau; Westphalen. Im N. : die
Niederlande. Jmw. : die Niederlande; Limburg; Belgien; Luxemburg. Im Sw. u.
So.: Frankreich; bayr. Nheinpfalz; homb. Herrsch. Meisenheim. Prenß. Exkla-
ven. Der aus 2 Theilen bestende Kr. Wetzlar zw. Nassau, Großherzogth. Hessen u.
u. Pionniere. Die Detachements der beiden letzten Waffen treten ebenfalls nicht
selbstständig aus, sondern dienen zur Vervollständigung der Kriegsstärke. Für die
Kriegsstärke, also bei Vereinigung der Linie u. d. Landwehr, findet ungef. folg. Ver-
bältniß der einzelnen Waffen zu einander statt: Infant. "/,,, Kavall. "/,,, Artill.
*/,,, Pionniere — 3 Truppenkörper, a. Das Gardecorps besteht aus
9 Jnfanterieregim. u. 2 Jägerbat., also aus 29 Bat. Inf. u. 8 Kavallerieregim. o.
32 Schwadronen. Es zerfällt in 1 Gardeinfanterie- u. 1 Gardekavallcriekommando,
deren Sitz in Berlin ist. t>. 8 Armeecorps. Ein Armeecorps umfaßt 2 Divi-
sionen o. 29 Bataill. Infant. s3 Bat. — 1 Regnn.s, 24 Schwad. Kavall. [4 Schwad.
— 1 Regim.s, 1 Artilleriercgim. m. 96 Geschützen, 1 Pionnierabth. u. 1 o. 2 Jn-
validencomp. Gesammtftärke eines Armeecorps im Frieden söhne Landwehrs: 14,000
Mann u. 3,000 Pferde; im Krieg mit Landwehr fast 4 Mal so viel. An der Spitze
eines Armeecorps steht ein Generallieutenant o. General, an der Spitze der Division
ein Generalmajor o. Generallieutenant. Sitze der Generalkommandv's der 8 Armee-
corps u. der Divisionskommando's: Eoblenz scvln; Triers; Münster smünster; Düs-
seldorfs; Magdeburg Magdeburg; Erfurts; Breslau sbreslau; Reißens; Berlin sbran-
denb.; Frankf.s; Stettin sstettiu; Brombergs; Posen sglogau; Posens; Königsberg
skönigsberg; Danzigs. — 4. 36 Festungen u. 4 Waffenplätze. a. Zur Verthei-
digung gegen Westen. In erster Linie; Saarlouis, Trier swaffenplatzs, Jülich;
in zweiter am Rheine: Eoblenz u. Ehrenbreitstein, Eöln u. Deutz, Wesel nebst sei-
ner Citadelle; in dritter Linie: Münster swaffenplatzs, Minden, Erfurt; in vierter
Linie a. d. Elbe: Torgau, Wittenberg, Magdeburg; in fünfter Linie: Spandau, Ber-
lin swaffenplatzs. 1>. Zurvertheidigung gegen Osten. In ersterlinie: Memel
m. Eitad., Boyen bei Lotzen, Königsberg, Pillau, Danzig u. Weichselmünde, Marienburg,
Graudenz, Thorn, Posen; in zweiter Linie die Oderplätze: Kosel, Breslau swaffenplatzs,
Großglogau, Küstrin, Stettin u. Swinemünde, denen sich in Schlesien, Neiße, Glatz, Silber-
berg u. Schweidnitz, in Pommern Kolberg u. Stralsund anschließen, e. In H o h enzol-
lern: d. Burg Hohenzollern. — 5. Etablissements für Erzeugung u. Auf-
bewahrung v. Kriegsmaterial. Zeughäuser u. Artilleriedepots in den Festun-
gen, Waffenplätzen u. in den Buudesfest. Mainz u. Luxemburg. Artilleriewerkstätten
zu Berlin, Danzig, Neiße u. Deutz. König!. Gewehrfabriken zu Potsdam, Danzig,
Neiße, Sömmerda im Reg. - Bez. Erfurt u. Saarn b. Mühlheim a. d. Ruhr.
Geschützgießereien zu Berlin u. Breslau. Feuerwerkslaboratorium zu Spandau. König!.
Pulverfabriken b. Spandau u. Neiße. Viele andere Privatanstalten der Art. Land-
wehrzeughäuser in den Stabsquartieren der einzelnen Landwehrbataillons. — 6. Das
Militärbildungs- u. Unterrichtswesen wird sorgsam gepflegt. Kadettenhäu-
ser zur Heranbildung künftiger Offiziere zu Berlin, Potsdam, Kulm, Wahlstatt u.
Bensberg im Reg.-Bez. Eöln. Divisions- o. Corpsschulen für theoretische Berufs-
bildung. Die vereinigte Artillerie- u. Ingenieurschule u. die allg. Kriegsschule in
Berlin zur Ausbildung für die technischen Waffen.
Kriegshäfen für d. Flotte: Swinemünde; für d. Küstensiotille: auf d.
Bnftl Dänholm b. Stralsund. Marinedepots zu Stettin, Stralsund u. Danzig. Für
d. Bildung tüchtiger Unteroffiziere besteht ein Schiffssungeninstitut, so wie eine Schif-
fahrts- u. eine Seekadettenfchule in Stralsund.