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1. Vaterländische Erdkunde - S. 47

1897 - Braunschweig : Wollermann
auf dem Gebiete der Volksbildung zu sein, über kurz oder lang entreißen könnet) Es ist aber für ein Volk vielleicht noch bedenklicher, auf dem Gebiete der geistigen Kultur- geschlagen zu werden, als auf dem Kriegsschauplatz. Gott wolle darum verhüten, daß wir auf den alten Lorbeeren einschlafen, wie Preußen einst eingeschlafen war anf den Kriegs- lorbeeren Friedrichs des Großen. Einem Zweige des Volksbildungswesens gilt es heut- zutage ganz besonders vollste Aufmerksamkeit zuzuwenden, dem Fortbildungsschnl- wesen, dem Bildungswesen der Jünglinge und Jungfrauen. Möge man darauf doch in unserem Vaterland mit heiligem Eiser bedacht sein und sich der Erkenntnis nicht ver- schließen, daß die Größe und Macht der Staaten im letzten Grunde doch nur in der geistigen und sittlichen Tüchtigkeit der Bewohner sicher basiert ist. Einen hohen Grad der allgemeinen Volksbildung treffen wir auch in den fkan- dinavischen Königreichen. Sowohl in Schweden-Norwegen als in Dänemark gehören Analphabeten zu den größten Ausnahmen, was ganz besonders für Norwegen hohe An- erkennung verdient, da die Unwegsamkeit des Landes für das Schulwesen ein großes Hindernis ist. Eine ganz besondere Beachtung verdient Dänemarks Bil- dungswesen. Hier ist es das Volk selber, — speziell die Baueru, — das eifrig bemüht ist, für eine Ergänzung der Schulbildung im Jünglings- und Jungfrauen alter zu sorgen. Aus eigenem Antriebe haben die dänischen Bauern an 70 „Volkshochschulen", — Bauern-Universitäten hat man sie wohl genannt, •— gegründet. Im Winter werden dieselben 6 Monate von den jungen Bauern, im Sommer 4 Monate von den Töchtern besucht. In jedem Jahre kehren ca. 10000 junge Bauern und Bauerntöchter aus den Hochschuleu in die Dörfer zurück. Die Folge dieser Einrichtung ist gewesen, daß der dänische Bauernstand sich zum gebildetsten der ganzen Welt empor- geschwungen hat. Welch ein reges geistiges Leben auf den Dörfern herrscht, zeigen iusbesondere die Vereinshäuser, deren sich fast in jedem Dorfe eins findet. Ein solches Vereinshaus enthält neben anderen Räumen einen großen Saal, der mitunter 6—800 Menschen faßt. In ihm werden Vor- trags-Versammlungen abgehalten, in manchen Dörfern in jeder Woche eine. Die dort gehaltenen Vorträge bringen sowohl Themata allgemein bil- dender als auch socialer und politischer Natur. In dem Saal übt sich aber auch die Jugend im Winter in der Gymnastik, die jungen Bauern an zwei Abenden, die Töchter an zwei anderen Abenden. In einzelnen Dörfern sängt man sogar an, Konzerte berufener Musiker in ihnen zu veranstalten. Hand in Hand mit diesem geistigen hat sich ein rascher materieller Auf- schwung vollzogen. Dänemarks Viehzucht z. B. ist zweifellos die rationellste und bedeutendste Europas. „Dänische" Pferde, „dänische" Butter, „dänische" Schweine spieleu bereits auf dem auswärtigen Markte eine große Rolle. Jährlich können an 100 000 Kühe und Ochsen und 14 000 Pferde ausgeführt werden (siehe dagegen Deutschland und andere Staaten im letzten Teil des Buches, Kulturgeographie.) Eine gute Schulbildung treffen wir auch in der Schweiz, wo ebenfalls Schul- zwang besteht, und wo sich nur reichlich l°/0 Analphabeten unter den Rekruten befinden. Wir kommen zu dem Schluß, daß gerade in den germanischen Ländern die Volkskultur sehr hoch steht. Nur für Großbritannien trifft das nicht so recht zu. Ein Schul- zwang besteht nur in Schottland, und 1876 war noch 19°/0 der Bevölkerung ohne Schulbildung. — Unter den romanischen Staaten steht, wie wir sehen, Frankreich oben *) Selbst der Regierungs-Kommissar für die deutsche Unterrichts-Ausstellung auf der Weltausstellung in Chicago im Jahre 1894 kouute sich solchen Eindrücken nicht ent- ziehen. In einen« Vortrag erklärte auch er auf Grund der gemachten Erfahrungen, daß Frankreich unser schärfster Konkurrent sei. Er verschwieg auch das Gutachten eines ameri- kanischen Schulmannes nicht, daß man in Amerika anfange, das französische Volksbilduugs- wesen als ein mustergültiges anzusehen; namentlich erkenne man, daß in Frankreich für neue, lebensvolle Ideen jetzt ein besserer Boden sei als in Deutschland.

2. Vaterländische Erdkunde - S. 26

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 26 — dem Bauwerk der Erdoberfläche in die Erscheinung getreten, denn gerade das Wasser ist es, das an der Gestaltung der Erdoberfläche eine Riesenarbeit geleistet hat und noch leistet, und zwar das Wasser iu allen seinen Erscheinungsformen, als Meer, See, Fluß, Regeu, Tau, Reif :c. — Die erdaufbauende Thätigkeit des Wassers wollen wir uns an einem Beispiel auf engbegrenztem Raum veranschaulichen. Wir stehen auf einem großen gepflasterten Hofplatz, an den eine geneigte Acker- fläche grenzt. Die Steinpflasterung möge für uns ein Stück Urgebirge bedeuten. Es regnet, und das von dem Acker herabkommende schmutzige Wasser läuft auf den Hofplatz. Hier, wo es auf wagerechter Fläche allmählich vom Fließen aufhört, sinkt der Schmutz nieder und bildet Sand- und Schlammablagerungen. Werden diese nie entfernt, so lvird der Hofplatz nach und nach von einer Schlammschicht vollständig bedeckt werden, — das Urgebirge ist von neuen Erdmassen überdeckt. In der allerersten Zeit der Urperiode konnte das natürlich noch nicht geschehen, da die höher gelegenen Gebiete, von denen herab Schlamm und Sand hätten heruntergespült werden sollen, selber noch felsenhart waren. Aber im Laufe der Zeit zermürbten die Einflüsse der Atmosphäre — (besonders geschieht das durch Frost und Hitze) — die Gebirge, die der Regen dann immer wieder rein wusch. Das Abgetragene wurde in die Ebenen und Niederungen oder auch iu die Oceane ge- schwemmt, wo im Laufe der Jahrtausende über dem Urgebirge Erdschichten von ungeheurer Mächtigkeit eutstanden. Unser Regenwasser konnte nur das niederschlagen, was es unter- wegs mit sich fortgerissen hatte, die Flüsse und Oceane führen aber auch Eigenprodukte mit sich, die sie ablagern können. Es sind das vor allem die Kalk- und Salz bestand- teile des Wassers, wozu noch die kalkigen Schalen gewisser Tiere kommen. Durch Ab- setzung derartiger Stoffe sind die Kalk-, Kreide- und Salzschichtungen und -gebirge entstanden. — Wir müssen also bei der heutigen Erdkruste unterscheiden a) das Urgebirge, b) die durch das Wasser besorgten Schichtungen, und zwar 1. sandige und thonige, 2. kalkige, 3. salzige Schichtungen. Nach drei Jahren kehren wir von einem Aufenthalt in der Fremde in die Heimat zurück und fucheu unseren Hofplatz auf. Wir hatten gebeten, ihn nicht zu benutzen, auch den auftreibenden Schmutz nicht zu entfernen. Es hat sich denn auch eine stattliche Schicht gebildet. Mit einem kleinen Löffel graben wir in dieselbe hinein. In der oberen Schicht finden wir ab und zu ein Haferkorn und Haferspreu: Das Feld muß im letzten Sommer, sagen wir 1894, mit Hafer bestellt gewesen sein. Etwas tiefer suchen wir vergeblich nach irgend welchen Ernteresten. Die Schicht wird im Winter, als der Acker gepflügt war, abgesetzt sein. Wieder ein wenig tiefer finden wir hin und wieder Weizenkörner, sogar eine ganze Weizenähre entdecken wir; wir sind in der Frühjahrsschicht des Jahres 1893 angekommen. Dann fehlen wieder Körner und Spreu, wir sind wieder in einer Winter- schicht, Sie hat aber gegen die frühere eine auffällig hellgraue Farbe. Wir untersuchen sie und finden, daß sie stark mit Mergel durchsetzt ist. Über die Ursache fiud wir nicht lange im unklaren: Der Acker muß im Winter 1892 bemergelt worden sein, wobei der Mergel längere Zeit frei liegen blieb. Noch tiefer bringen wir Rapssaatkörner und -schoten zu Tage, ein Beweis, daß das Feld im Sommer 1892 mit Rapssaat bebaut war. Wir graben weiter und treffen schwärzlich gefärbte Massen. Bei näherer Untersuchung finden wir, daß sie mit torfartigem Material durchsetzt sind. Wir schließen, daß der Acker im Winter 1892 wohl mit Torfstreu bedüngt wurde. Die unterste Schicht hat eine lehmgelbe Farbe. Wahrscheinlich lag der Acker im Jahre 1891 als Brache. Er war vielleicht sehr tief gepflügt, so daß infolge der sehr dünnen Ackerkrume der gelbe Lehm vielfach zum Vorschein kam. — Wir sind auf dem Steinpflaster angekommen. Es war eine interessante Untersuchung. Die aufgeschwemmten Massen erzählten uns in ihrer stummen Sprache die Geschichte des benachbarten Ackers. Wir machen noch mit einem langen Messer einen scharfen Schnitt durch die Erdschichten. Nach Entfernung der vorderen Massen erkennen wir an den bloßgelegten Schnittflächen deutlich die dünnen, übereinanderliegenden Schichten, die sich meist schon durch ihre Farbe, sonst aber durch die Einschlüsse voneinander unter- scheiden. Wir zählen von unten nach oben folgende sieben Schichten: die lehmige Schicht

3. Vaterländische Erdkunde - S. 127

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 127 — (4. Die Weinlese.) 1) Im Herbst, zwischen Anfang Oktober und Ende November, wird von dem Ortsvorstand und den größeren Besitzern der Beginn der Weinlese festgesetzt. In den Wochen vorher sind bereits alle Gärten von Gemeinde wegen verschlossen, so daß niemand seinen eigenen, geschweige denn andere Gärten betreten kann. Endlich wird durch die Schelle bekannt gemacht, wann die Lese beginnen soll. Und nun „Dappelt's hinaus Mit Mann und Maus, Mit Kübeln und Bütten! Das Haus verläßt Selbst Kind und Kegel beim Lesefest!" Auf den Straßen, die zu den Weinbergen führen, herrscht bald ein reges Leben. Mostwagen und Winzer mit Kannen und Bütten ziehen hin und her. Alle Weingärten sind belebt von fleißigen Arbeitern und Arbeiteriuueu. Heitere Scherzworte tönen herüber und hinüber, und manch' fröhliches Rhein- und Wein- lieb schallt dem Fremden entgegen, der sich übrigens auch allerlei Neckereien von den Übermütigen gefallen laffen muß. — Die Trauben werden gleich an Ort und Stelle in den Legeln zerquetscht (s. Bild Atlas, Auhg. S. 3). Das sind ovale Holzgefäße, die mittels Riemen auf dem Rücken getragen werden. Zu Hause er- folgt dann die vollständige Auspressung in der „Kelter", d. h. in der Presse. Aus dem abfließenden trüben Most entsteht nach langer Gärung der goldhelle Rheinwein (Zersetzung des Zuckers in Alkohol und Kohlensäure). Gegen Abend kündigen Flintenschüsse auf der rechten, Glockenlänten auf der linken Rheinseite, — die Bräuche sind hüben und drüben verschieden, — den Feierabend an. Die Weinberge werden geschlossen, und die Winzer und Winzerinnen ziehen heim. Ihr Singen und Jauchzen mischt sich mit dem Knallen der Flinten und dem Läuten der Glocken. — „Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsere Reben, gesegnet sei der Rhein."2) Im Angesichte des Rheingaues, zu Ingelheim am linken Rheinufer (südöstlich von Johannisberg) erbaute Karl der Große sich einen mächtigen Residenzpalast. Auch ihm mochte es die herrliche Landschaft angethan haben. In Ingelheim wurden viele Reichstage abgehalten. Von hier aus wurde auch der Zug gegen die Sachsen und Sorben unternommen. — Karl der Große sorgte auch für Einführung neuer Reben und hob den damals fast bedeutuugs- losen Weinbau auf eine hohe Stufe. Der mächtige Palast, in dem später hin und wieder auch andere Kaiser residierten, wurde, nachdem er schon im dreißig- jährigen Krieg stark gelitten hatte, 1689 von den Scharen Ludwigs Xiv. (S. 9, 71, 74, 75, 76) zerstört. *) Nach einem Aufsatz in Joh. Meyer, „Lesebuch der Erdkunde". Der König der Rheingauweine ist der Schloß Johannisberger (s. Karton Karte Süddeutschland unten links), doch kommt von ihm sehr wenig in den Handel. (Be- sitzer des Schlosses ist Fürst Metternich, ein Sohn des bekannten österreichischen Ministers.) Andere vorzügliche Marken sind der Steinberger, Rauenthaler, Markobrunner, Rüdes- heimer :c. Alle sind „Weiß"weine. Auch der rote Aßmannshänser (von Aßmannshausen, schon unterhalb Bingen gelegen) zählt noch zu den Rheingauweinen. Die weiter abwärts wachsenden Weine erreichen die Rheingäner Weine an Güte nicht mehr. — Für schlechte Weine hat der Rheingaubewohner allerlei witzige Bezeichnungen: Rambaß, Strumpfwein („schon bei seinem Anblick ziehen sich die größten Löcher in den Strümpfen zusammen"), Rachenputzer ?e. — Man hat herausgefunden, daß die Rheinweine da am besten sind, wo die Kirchglocken den vollsten, kräftigsten Ton haben. Darauf bezieht sich das solgende

4. Vaterländische Erdkunde - S. 143

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 143 — (Atlas, Anhgk S. 3) zeigt uns die Ruhrgegend als ein dichtbevölkertes Gebiet, mit dem nur das westliche Sachsen wetteifern kann. Die darüber stehende Karte klärt uns über die Ursache auf: das von der Ruhr durchßossene Gebiet, b) das Ruhrkohlengebirge, ist das mächtigste Steinkohlenrevier Deutschlands. Dasselbe liegt überwiegend, was auch die Lage der Städte schon andeutet, auf der rechten Seite des Flufses. Teils gehört es zur Rheinprovinz, teils zu Westfalen. Es gilt als das reichste Kohlenlager Europas. Die Fläche, unter welcher bau- würdige Kohlen liegen, berechnet man auf 2000 qkm (Vergleich!). 90 abbau- würdige Flötze mit 96 m Kohlen liegen übereinander. Die ursprünglich vor- Händen gewesene Menge der Kohlen berechnet man auf 35 Milliarden cbm, wovon bis jetzt erst 1 Milliarde gewonnen ist. Der noch vorhandene Teil dürfte mindestens noch 500 Jahre reichen. 1891 waren 169 Gruben in Betrieb, in denen 137 000 Bergleute 37 Mill. t förderten. (1883: 28 Mill. t. Das Oberschlesifche Revier lieferte im gleichen Jahr die Hälfte, das Saarbrückener ll4 dieses Quantums.) ^) — Infolge des Kohlenreichtums ist im ganzen Ruhr- gebiet eine großartige Industrie entstanden (Grund: das billige Heizmaterial wird nicht durch Frachten verteuert). Alle die rund 30 Städte sind Fabrik- städte. Vou großem Wert ist es, daß im Kohlengebirge auch reichlich Eisen- erze gefunden werden, sowie, daß das Siegener Eisenlager nicht allzuweit entfernt ist. Auch die Erze dieses Lagers werden ins Ruhrkohlengebiet geschafft und dort verhüttet. (Grund wie oben; warum nicht umgekehrt Kohlen ius Erz- gebiet gefrachtet?) Die bedeutendste der Fabrikstädte ist Essen (C nördlich von der Ruhr, in der Rheinprovinz, nahe der westfälischen Grenze.) Hier befindet sich c) die Kruppsche Fabrikanlage. (1. Umfang.) Sie ist die größte Fabrik der Welt. 14 000 Arbeiter sind in den Essener Werken, 7000 in den Anlagen außerhalb Essens thätig. Die Familien dieser 21 000 Arbeiter zählen an 70 000 Köpfe mit ca. 14 000 Schulkindern! Die Essener Fabrik bedeckt eine Fläche von über 500 ha (Vergleich mit Dorfflur :c.), wovon an 100 lia (Vergleich mit einem Bauerngut :c.) überdacht sind. Eine hohe Mauer friedigt den gewaltigen Raum ein. Ihn durchzieht ein Netz von Schienen, auf denen 38 Lokomotiven und 883 Eisenbahnwagen verkehren! Schon 1873 waren in Betrieb 250 Schmelzöfen, 240 Dampfkessel und 71 Dampfhammer. Unter letzteren zeichnet sich besonders der „Fritz" aus, der ein Gewicht von 50 000 kg hat (— 33 Bauernfuder mit Korn). Wenn er auf die glühenden Eisenblöcke niedersaust, so glaubt man den Donner einer Kanone zu hören, und Thüren und Fenster erbeben in weitem Umkreise. Ge- räuschloser, aber dennoch mit zehnfacher Kraft arbeitet die hydraulische Riesen- presse, die größte der Welt. Sie durchschmiedet mit einem Druck von 5 Millionen kg die Stahlblöcke bis ins Innerste. — Zur Heizung der Dampf- kefsel u. f. w. werden täglich 3 Mill. kg Kohlen (Vergleich!) verbraucht. — Außer diesen Fabrikanlagen in Essen gehören zum Kruppschen Besitz noch drei Kohlen- bergwerke bei Essen und Bochum, 547 Eisengruben in Deutschland, mehrere *) Hier ist im Unterricht eine Betrachtung des Lebens und Treibens in einem Kohlenbergwerk sehr angebracht. Des Raumes halber mußte hier vorläufig darauf ver- Sichtet werden.

5. Vaterländische Erdkunde - S. 234

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 234 in der Dämmerung gespenstisch von dem dunklen Boden ab. Außer ihr, die aber auch nur vereinzelt das Moor belebt, erhebt sich kaum irgend ein Ge- wachs über dem Boden. — Wenige nur kennen diese Eindrücke aus Erfahrung, denn nur wenige wagen sich weit in diese weltverlassenen Gegenden vor. Und es ist auch uicht ratsam, denn es giebt manche Partien, durch deren trügerische Decke man in den Morast hinabsinkt, langsam aber unrettbar. Im Saterland bindet man an manchen Stellen Pferden und Kühen Bretter unter die Füße, damit sie nicht im Moorschlamm versinken, und die Menschen schwingen sich bei stark durchnäßten „Wegen" mit dem Springstock von Bult zu Bult. Diese Unwegsam feit war einst den Römern, die wiederholt auch von der Emsmündung aus (Drusus, Germaniens) ihre Eroberungszüge begannen, sehr hinderlich. Aber sie schraken vor dieser Schwierigkeit nicht zurück, sie schufen lange Holzwege aus starken Eichenbohlen, die man noch heute im Moore findet, — die Eisen- bahnschienen des Altertums. Aber selbst in diese Einöde haben sich menschliche Bewohner verloren. Von der Armseligkeit ihrer Lebensverhältnisse macht man sich schwer einen Be- griff. Ihre aus Torf erbauten „Plaggenhütten" gleichen mehr einer Erdhöhle. Sie umschließen meist nur einen Raum, in dessen einer Ecke notdürftig ein be- fonderes Behältnis für die kleine Moorkuh und ein paar zottige Moorschafe abgezäunt ist. Ein Sandhausen in der Mitte der Diele bildet den Herd, auf dem das Torffeuer fchwelt. Um ihn herum sitzt oder hockt au Winterabenden die Familie, wobei nicht bloß der Vater, sondern auch die Mutter den ohnehin vorhandenen Rauch durch deu Qualm der Tabakspfeifen vermehrt. Unwillkürlich erinnert man sich bei einem Besuch dieser Wohnstätten an die Wohnungen der alten Deutschen, wie sie uns von den Römern beschrieben werden, und man darf mit Recht sagen, daß diese „Moorker" tatsächlich noch ebenso wohnen und leben, wie vor zwei Jahrtausenden ihre Vorfahren (die Chanken, Angrivarier u. f. w.). Eine grenzenlose Unwissenheit und der schwärzeste Aberglaube haben hier eine Heimat. — Seit zwei Jahrtausenden wird diesen „Eingeborenen" das Moor jedoch streitig gemacht von einem intelligenteren, regsameren Menschenschlag, den Moorkolonisten, die Schritt für Schritt von der Geest aus in das Moor vordringen (f. unten). Aus den Mooren gewinnt man den Tors.^) Die obersten Schichten liefern den leichten Stechtorf (Pfeifentorf) von heller Farbe und geringer Heizkraft; darunter liegt ein brauner und noch tiefer ein schwarzer, schwerer Torf, der schon an Braunkohlen erinnert (s. S. 113) und eine bedeutende Heizkraft besitzt. — In ganz Oldenburg und im größten Teil Hannovers bildet der Torf das wichtigste Heizmaterial, nicht bloß für Ofen und Herde, sondern anch für die Lokomotiven. Moorkultur. Von jeher waren die Moorbewohner bemüht, sich das Moor als Acker- land dienstbar zu machen. Als solches ist es nämlich in seinem Naturzustand unbrauchbar. Es ist zu naß, zu kalt, zu lose und zu säurehaltig, so daß feine Getreideart auf ihm gedeiht. Anf dreierlei Weise nun versucht man, das Moor i) Auffällig ist, wie fast in allen europäischen Sprachen der Torf mit demselben Wort benannt ist; englisch turf, dänisch torv, französisch tourbe, italienisch torba, ungarisch turfa, russisch torf (Jndo-enropäischer Sprachstamm).

6. Vaterländische Erdkunde - S. 235

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 235 — ertragfähig zu machen, durch das Moorbrennen, durch die Fehn- und durch die Moordammkultur. 1. Das Moorbrennen ist die ältere und mangelhaftere Kulturform. Man hackt oder pflügt die oberste Schicht in Schollen aus und zündet diese an. Das Schwelen derselben verursacht den lästigen Höhenrauch (Heerrauch), der sich fast über ganz Deutschland, ja bis nach Osterreich hinein verbreitet. Am meisten l,at natürlich der Moorbrenner selbst darunter zu leiden. In dickem Rauch stehend verrichtet er seine Arbeit. Das geschwärzte Gesicht triest von Schweiß, die Augen sind gerötet, die Kleidung ist von Staub und Asche bedeckt. Der Qualm ist so dicht, daß man die Sonne wie eine rote Scheibe erblickt. In die Asche wird dauu Buchweizen gesäet, der häufig reichen Ertrag gijbt, oft aber auch durch Nachtfröste empfindlich leidet. „De Bankweite is en Slump-Koren, wenn hei aber insleit, en Plnmp-Koren." 2. Viel gründlicher wird das Moor umgestaltet bei der Fehnkultnr. Zu- nächst wird vom Fluß aus ein Kanal durch das Moor gezogen, entweder mit Schaufel und Spaten oder mittelst der Torfbagger. Das sind dnrch Dampf getriebene Maschinen, die sich langsam fortschreitend durch das Moor gleichsam hindurchfressen, die aufgenommene Erde als gepreßten Torf wieder von sich geben und einen breiten Kanal hinter sich zurücklassen. Letzterer hat eine doppelte Wichtigkeit. Er dient zur Entwässerung des Landes und zugleich an Stelle von Landstraßen, die im Moor außerordentlich schwierig anzulegen sind, als Verkehrsweg. An den Seiten dieses Kanals beginnt man nun mit der Bodenkultur. Die oberen, leichteren Torfschichten werden abgegraben und zur Seite gelegt, die darunter liegenden Massen aber zu Torf verbacken, bis man den sandigen Untergrund erreicht hat. Den Torf frachtet der „Fehntjer" längs des Kauals nach den Küstenplätzen, verkauft ihn und bringt als Rückfracht Dünger, z. B. Straßenkot, Marschschlick ?c. mit heim. Nun kann das „Land- machen" beginnen. Die aufgesparte obere Torfschicht wird auf deu entblößten Sandgrund gestürzt und beides zusammen mit dem Dünger gründlich durch- gearbeitet. Auf diese Weise eutsteht ein sehr fruchtbarer Boden, der nicht bloß Roggen, Gerste und Hafer, sondern oft auch Weizen und Rapfaat in reicher Fülle trägt. Allmählich können sich die Fehntjer an Stelle der ersten armseligen, aus Torserde gebauten Hütten kleine freundliche Ziegelsteinhäuser bauen, und mit der Zeit bietet das Fehn einen fesselnden Anblick. Der Kanal ist als Handelsstraße immer wichtiger geworden. Bunt bewimpelte kleine und große Fahrzeuge beleben ihn. An seinen Ufern erheben sich Schissswerften, da mit dem steigenden Verkehr immer mehr neue Schiffe und Kähne gebaut werden müssen. Zeilensörmig ziehen sich die freundlichen Häuser mit schmucken Gärten, begleitet von einem Ziegelsteinsteg, am Kanal entlang. Auf fruchtbarem Acker weidet schweres Marschvieh oder wiegt sich ein üppiges Korn; — alles rühmt den Fleiß und die Ausdauer der Fehntjer, die eine trostlose Einöde durch saure Arbeit in eine blühende Landschaft umwandelten, und gleichermaßen einen gesegneten Ackerbau als auch eine flotte Industrie hierherzogen. Die bedeutendste Fehnkolonie ist Papenburg, unweit der Ems, am Rande des Saterlandes ge- legen. Vor 200 Jahren gegründet, ist der Ort bereits aus einer Fehnkolonie zu einer Stadt von 6000 Einwohnern geworden. Mit seinen fast 200 Schiffen ist es der wichtigste Seehandelsplatz Hannovers, übertrifft also selbst das an der Küste liegende Emden. 3. Weniger mühevoll und doch gleichfalls von großen Erfolgen begleitet

7. Vaterländische Erdkunde - S. 140

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 140 — so langen Weg zurück. Mitunter kehrt er nach stundenlangem Lauf zum Ausgangspunkt zurück.1) (3. Der Meindan.) Der Weinbau ist im Moselthal mit außerordent- lichen Schwierigkeiten verbunden, da die Felsufer durchweg noch steiler und höher sind als im Rheinthal. Häusig muß man die Wände erst in Terrassen ausstusen, um überhaupt Weingärten anlegen zu köuuen. Man zählt stellen- weise bis zu 30, durch gemauerte Bögen und Pfeiler getragene Terrassen übereinander. Mit Staunen ermißt der Wanderer, welch' eine Riesenarbeit hier von fleißigen, mit dem Fels ringenden Händen geleistet wurde. „Die vielfach bewunderten hängenden Gärten der Semiramis können nicht mit diesen Wunderwerken verglichen werden." „Nicht selten steckt in ihnen mehr Arbeit und Mauerwerk als in einem gotischen Dom." Und nun bedenke man die Mühe der Bearbeitung! Den Dünger auf dem Rücken, muß der Winzer oft eine Stunde steigen, um die oberste Terrasse zu erreichen! Und wie hänsig muß er zu den mannigfaltigsten Arbeiten den Weinberg besuchen, auch im Winter! Wahrlich, wir können nur mit größter Achtung der arbeitsmutigen Mosel-An- wohner gedenken! — Kommt dann endlich der Tag der Lese, so ist alle Mühsal vergessen; wie am Rhein herrscht anch hier fröhlicher Jnbel. 80 Millionen 1 (Vergleich!) des schönen Moselweines können in den besseren Jahren ans den Weltmarkt gebracht werden. (4. Abgeschlossenheit») Lange blieb das dicht bevölkerte Moselthal ein stiller, abgeschlossener Erdenwinkel. Auch Kriegsgeschrei und Schlachten blieben ihm fern. Es war eben infolge der engschartigen Beschaffenheit und wegen der zahllosen Krümmungen wenig zugänglich. Die Hauptlandstraße von Koblenz nach Trier folgt nicht dem Thal, sondern verläuft auf der Eifel, etwa vier Stunden vom Fluß entfernt. In der Neuzeit wurde das Moselthal aber durch Eisen- bahn und Dampfschiff mehr erschlossen. Die Eisenbahn benutzt jedoch auch nur streckenweise das Thal, und die Dampfschiffahrt ist durch die Krümmungen und das seichte Wasser sehr erschwert. Im Hochsommer müssen die Fahrten mitunter ganz eingestellt werden.-—Reisende benutzen für die Bergfahrt wohl die Eisenbahn (bis Trier), für die Rückfahrt dagegen das Dampfschiff. 2. Lahn, Sieg und Wupper. a) Lahn und Sieg. Die Lahn kommt vom Rothaargebirge (Ederkops) und trennt den Taunus vom Westerwald. Unser Bild zeigt uns das lieblich gelegene Ems, 11/2 Stunden *) Ungefähr unter dem 50. Grad (beim Kloster Marienburg bei Alf im Bezirk Zell, nordöstlich von Trarbach) liegt auf der schmalen Wurzel einer Landzunge ein Wirts- haus, in welches der Schiffer, nachdem er es morgens verlassen, am Abend nach Be- schiffung der (Zelter) Schleife, abermals einkehren kann. Durch die Krümmungen sind eigentümliche Besitzverhältnisse bedingt. Das der Sonnenseite zugekehrte Gehänge, — bald ist es das linke, bald das rechte Ufer, — dient dem Weinbau, das andere trägt Wiesen, Busch und Wald. Um nun weder Wein- berg noch Wiesen entbehren zu müssen, hat so ziemlich jeder Besitzer hüben und drüben ein Stück Land. Um diesen getrennten Besitz bewirtschaften zu können, hält sich jeder An- wohner einen oder einige Kähne, so daß auf keiuem deutschen Fluß ein solcher Kahn- verkehr herrscht als auf der Mosel. — Für den Fernverkehr ist der Fluß wegeu seiner Krümmungen und seines seichten Wassers weniger geeignet. — Aus obigem geht hervor, daß die Mosel in keiner Weise eine Scheide ist, denn da sie nicht einmal Einzelbesitze trennt, so kann sie auch nicht Dörfer, Gemeinden oder politische Bezirke trennen. — Ver- gleiche dagegen Jller (Staatengrenze) und Lech (Stammesgrenze).

8. Vaterländische Erdkunde - S. 198

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 198 — also Städte wie Frankfurt a. M., Nürnberg, Regensburg u. a. suchte, konnte sich dieser Bucht cds eines Sammelbeckens bedienen, um von dort aus den Strafsenbahnen nach Süden und Südwesten zu folgen. Genau den Mittelpunkt des Beckens aber bildet die Doppelstadt (.Doppelstadt in dem Sinne wie bei Frankfurt-Mainz, S. 77) Leipzig-Halle [Halle s. S. 166). Beiden kommt gleichmäßig die Gunst der centralen Lage zu statten, und oft schien es, als solle das iveit ältere Hcdle der endgültige Sieger werden. — Die Strafsen, die Leipzig mit dem Süden und Südwesten verknüpfen, kennen wir bereits (s. Frankfurt-Mainz S. 77, Nürnberg S. 105). Die wichtigsten werden be- zeichnet durch die Namen: 1. Leipzig-Frfurt-Fisenach-Fidda-Frankfurt; 2. Leipzig-Jena-Frankemvaldpafs-Bamberg-Nürnberg - Augs-burg; 3. X e ip zig -Nabthal-Regensburg; 4. Le ipzi g -Dresden- Fr ag - Wien-Orient. (2. Messen.) Daß Leipzig tatsächlich ein Sammelpunkt des deutschen und zum Teil sogar des Welthandels geworden ist, lehren namentlich seine Messen. Dieselben, — etwa als Jahrmärkte im größten Stil zu bezeichnen, - bedeuten eben nichts anderes als ein Zusammenströmen ungeheurer Warenmengen und zahlloser Menschen aus allen Himmelsrichtungen in Leipzig. Drei Messen werden alljährlich abgehalten. Die Oster- und die Michaelismesse dauern vier Wochen (!), die Neujahrsmesse 14 Tage. An 200 000 Ctr. (6000 Bauern- fuder!) Güter werden zu diesen Terminen nach Leipzig befördert! Wochen vorher haben die auf Leipzig gehenden Bahnen, und in der Stadt die zahllosen Rollwagen, einen ungeheuren Transport zu bewältigen. Ein großer Teil der Stadt verändert zur Messezeit geradezu sein gewohntes Aussehen. Die Kaufleute räumeu nach Möglichkeit ihre Gewölbe und Läden für die fremden, gut zahlenden Firmen. Die Wände bedecken sich bis znm obersten Stock mit Ankündigungen zahlreicher Messe-Geschäste. Privatleute vermieten ihre Wohnungen an die Fremden, deren an 20—30 000 untergebracht werden müssen, abgesehen von denjenigen, die jeden Abend mit der Bahn ihren Heimatsort aufsuchen können. Auf den Höfen und zwischen den Häusern werden Waren-Niederlagen eingerichtet, und auf freien Plätzen entstehen ganze Stadtteile aus Bretterbuden. In manchen Straßen ist das Getümmel oft derartig, daß man Mühe hat, sich hindnrchzn- drängen. Aus allen Teilen Deutschlands, aber auch aus England, Frankreich, Italien, Rußland u. s. w. kommen die großen Kanslente, um sich mit Waren zu versorgen. Da werden Millionen umgesetzt! Aber auch die kleinen Krämer und die Handwerker aus weirem Umkreise machen hier ihre bescheidenen Einkäufe.. Daß daueben der übliche Jahrmarktstrubel ein besonders großartiger ist, versteht sich von selbst. (Einst hatten die Messen eine noch größere Bedeutung als heute. Seitdem Eisenbahn und Telegraph bestehen und die Groß-Kaufleute und Fabrikanten ihre Handlungsreisenden von Ort zu Ort senden, kann jeder Händler sich bequem mit Waren versorgen, ohne große Reisen zu machen. Ihre Hauptbedeutung haben die Messen heute namentlich für solche Artikel, die der Kaufmann vor dem Ankauf notwendig „im Stück" sehen muß, wie z. B. Rauchwaren (Felle), Leder u. a. So strömen in Leipzig speziell ungeheure Mengen Pelzwerk aus Nord-Amerika und Nord-Asien zusammen. Dasselbe wird hier zugerichtet und in alle Welt versandt; nur etwa eiu Achtel der Eiusuhrmeuge bleibt in Deutsch- land zurück.) (3. Duchhnndel.) Leipzig ist auch der erste Platz Deutschlands für Buchdruck und Buchhandel. Es hat wahrscheinlich mehr Buchhandlungen als

9. Vaterländische Erdkunde - S. 231

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 231 — Muße, die ihm das Hüteramt läßt, füllt er meist eifrig strickend aus; er „breidelt Schnuckeufocken", wie man in der Heide fagt. 3. Noch für einen andern Nahrungszweig bildet die Heidepflanze die Grundlage, für die Imkerei (f. oben). Dieselbe wird von vielen Bewohnern ausschließlich, von anderen neben dem Ackerbau und der Schafzucht betrieben. Neben dem Heideblumenflor bieten die Buchwelzenfelder den Bienenvölkern vor- zügliche Nahrung. Im Winter beträgt die Zahl der Stöcke an 50 000, im Fig. 63. In der Lttneburger Heide. Sommer mindestens das dreifache (Grund!). Auch die in der Nähe der Heide wohnenden Imker senden zur Blütezeit ihre Stöcke hierher, um sie später mit reicher Beute wieder heimzuholen. Die Produkte der Imkerei, Honig und Wachs, werden zu einem Teil nordwärts nach Hamburg, zum andern Teil südwärts nach Celle (o an der Aller) gebracht und von da weiter verschickt. 4. An der Pflanzendecke der Heide beteiligt sich in großen Mengen auch die blanfrüchtige Heidel- oder Bickbeere und die rotfrüchtige Preißel- oder Kronsbeere, und ihnen verdanken wiederum viele Bewohuer einen Teil ihres Erwerbes. Truppweise ziehen zur Zeit der Beerenreife Fraueu und Mädchen, für den ganzen Tag mit Lebensmitteln ausgerüstet, hinaus in die Heide auf die

10. Vaterländische Erdkunde - S. 202

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 202 — a) Der Spree wald. Der Spreewald, unterhalb Kottbus im Spreeviereck gelegen, ist eine britchartige Niederung'), die von zahlreichen Spreearmen netzartig durchzogen und oft überschwemmt wird. Ein Teil der Sumpfflächen ist durch Kanalisierung und künstliche Erhöhung in sehr fruchtbares Ackerland verwandelt worden (vergl. Oderbrnch), ein anderer Teil ist mit Wäldern, in denen die Erle vor- herrscht, bestanden. — Alle Besorgungen müssen hier zu Kahn verrichtet werden. Die zahllosen Wasserarme und Kanäle vertreten die Stelle der Landstraßen. Zu Kahn macht man seine Besuche, zu Kahn holt man die Ernte nach Hanse und bringt man den Dünger auf den Acker. Auf dem Kahn folgt man dem Verstorbenen zum Gottesacker und der Braut auf dem Hochzeitswege. Auf Kähnen fahren die Kinder zur Schule, die Erwachsenen zur Kirche, die Förster auf die ergiebige Jagd und die Postboten in die lauschig versteckten Dörfer. Auf dem Kahn durchfährt zur Sommerzeit auch der Fremde die interessante Landschaft. Es ist ein wohliger Genuß, unter dem weit überstehenden, kühlen Laubdach, das sich freundlich in der Flut spiegelt, dahinzugleiten, vorbei an mächtigen Eichen und au den auf kleinen Erhöhungen (vergl. die Warften der Halligen) ge- legenen und wie eine Burg vou Gräben umschlossenen Häuschen. Infolge der täglichen Übung verstehen die Spreewälder, selbst die Kinder, es meisterhaft, den Kahn sicher und geschwind dnrch die Flut zu leiten. — Hat aber der Winter seine Herrschaft angetreten und die Gewäffer mit Eis belegt, so greift alles zu Schlittschuhen. Knaben und Mädchen, Männer und Frauen, selbst das alte Mütterchen, das sich im Walde Holz sammeln will, — sie alle gleiten auf Schlittschuhen über die blanke Eisfläche. Einst bot der unzugängliche Spreewald den von den Deutschen bedrängten Wenden eine willkommene Zuflucht. So ist es zu erklären, daß gerade hier sich das Wendentnm in bemerkenswertem Maße erhalten hat. Sprache und Sitte ist noch heute in einem Teil des Spreewaldes wendisch. Ii. Tie Sudeten. 1. Laqe. Gliederung. Tjie Sudeten bilden das Grenzgebirge zwischen Schlesien und Böhmen {und Mähren). Sie sind der dritte der drei hohen Wälle, die den großen Kessel Böhmen umranden. [Nennen!) In der Hauptsache setzt der Sudeten- zug sich aus zwei großen Erhebungsgebieten zusammen, dem Riesengebirge (mit dem Isergebirge) im Westen und den Glatzer Gebirgen (nebst dem in Österreich gelegenen Alivatergebirge, auch Mährisches Gesenke genannt) im Osten. Der westliche Flügel kulminiert in der Sehneekoppe mit 1601 rn, der östliche im Altvater mit 1490. Es sind also die Sudeten, speziell das Biesengebirge, das höchste Gebirge Deutschlands (<abgesehen natürlich von den Alpen; Zugspitze 3000 m, S. 53). Zwischen den beiden bezeichneten Ge- birgsgruppen breitet sich ein niedriges Bergland aus, das man nach der Stadt x) Bruch (plattdeutsch Brook) ist eine sumpfige, meist mit Bäumen (Erlen :c.) be- standene Niederung.
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