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ist aber für einen Erdraum nicht gleichgültig, denn sie beeinflußt das Klima und
durch dieses zugleich das Pflanzen-, Tier- und Menschenleben. Man ist geneigt, zu
schließen: So viel höher, so viel der Sonne näher, also so viel wärmer; und da wir zu-
dem wissen, daß die warme Luft stets nach oben steigt, so kommen wir zu dem Resultat:
Je höher ein Land liegt, desto wärmer muß sein Klima sein. Es ist jedoch gerade um-
gekehrt: Je höher die Lage, desto kälter ist das Klima. Wir haben nämlich eins nicht
in Betracht gezogen: Die Wärmeausstrahlung der Erde. Soviel die Sonne sich
auch müht, unsere Erde heiß und immer heißer zu machen, es ist vergeblich, denn unaus-
gesetzt strahlt diese die Wärme in den kalten Weltraum wieder hinaus. Diese Ausstrahlung
ist um so lebhafter, je weniger dicht die über der Erde gelagerte Luftdecke ist. Da
letztere aber um so dünner wird, je höher man steigt, so ergiebt sich, daß in hoch gelegenen
Gegenden die Wärmeausstrahlung besonders schnell vor sich geht, so schnell, daß die Tem-
peratnr sich hier nicht höher, sondern niedriger stellt, als in niedrig gelegenen Ländern,
c) Mit je 100 in Höhe nimmt die Temperatur ungefähr ^2° ab.^) Die Süddeutsche Hoch-
ebene würde, in der Höhe des Meeresspiegels gelegen (4 bis 6 x 1i2°=) 2 bis 3° wärmer
sein. So aber hat sie mit ihren 7—8° (]. Skizze S. 39) ein kälteres Klima als das west-
liche Norddeutschland (8—9°). Der mit ihr in gleicher Breite liegende Teil der Ungarischen
Tiefebene hat 10° und darüber (f. Skizze ebenda). Wie sehr die Temperatur durch die
Höhen- bezw. Tiefenlage beeinflußt wird, zeigt auch die Oberrheinische Tiefebene sehr auf-
fällig. Sie ist (s. Skizze) ca. 2° wärmer, als ihre Umgebung (10^/z gegen Sll2°).
d) Ausgedehnte Hochflächen steigen nun meist nicht in die kälteren Luftschichten
hinein, wohl aber die Gebirgsrücken und -spitzen. Sie erreichen oft Regionen, die
so kalt sind, daß Schnee und Eis ewig die Gipfel krönen können. Bei den Alpen tritt
diese Schneegrenze mit ca. 2700 m, beim Himalaya in Asien infolge seiner südlicheren
Lage jedoch erst mit ca. 5000 m ein. e) Welch ein Gegensatz besteht hier zwischen dem Fuß
und dem Rücken! Unten (im Juli) eine Durchschnittstcmperatur von 30°, oben jederzeit
eisige Kälte! Unten am Südfuß Palmen, Bananen und die ganze Fülle tropischer Ge-
wächse, oben nackter Fels und starrendes Eis, unten der Charakter der Äquator-, oben
derjenige der Polargegenden. Der Bewohner Hindostans, — so heißt die Landschaft am
Südfuß des Himalaya, — braucht nicht, wenn er alle Zonen der Erde kennen lernen will,
die weite Reise nach dem Pol zu machen, er braucht nur hinaufzuwandern ins Gebirge.
Aus dem Gebiet der Tropen kommt er bald hinein in gemäßigte Zonen; er dnrchwandelt
statt der Palnienhaine Wälder mitteleuropäischen Charakters; Eichen, Buchen,
Ulmen und Eschen rauschen über seinem Haupte. Höher hinauf trägt ihu sein Fuß in
die Region der Nadelhölzer und durch diese hindurch in die Gebiete der Alpensträncher
und -kräuter, bis er zuletzt den ewigen Schnee erreicht, über den hin eisig der Wind fährt,
— er ist auf dem Pol der Lüfte angekommen. — f) Ähnliches erlebt der Bewohner
der Lombardei, wenn er die Alpen hinansteigt, nur daß hier die unterste Region,
die der Palmen und anderer Tropengewächse, fehlt, g) Unsere deutschen Mittel-
gebirge erreichen zwar nicht die Schneegrenze, doch liegt auch auf ihren Häuptern, z. B.
auf dem Brocken, der Schnee gegen 8 Monate lang, und auch auf ihnen nimmt der
Pflanzcnwuchs, je höher wir steigen, einen immer mehr nördlicheren Charakter an. Aus
den Kornfeldern der Ebene steigt man in große Tannenwälder hinauf und durch
diese hinweg in manchen Gebirgen in Gebiete, wo der Baumwuchs erloschen ist, wo
nur noch Knieholz die Gehänge deckt und wo Moore und Sumpfflächen an die Tundren
des nördlichen Europas und Sibiriens erinnern.
b) Die Gebirge als trennende Scheiden.
Das Hinaufragen der Gebirge iu die Lüfte hat nicht bloß eine Bedeutung für ihr
eigenes Klima, sondern auch für dasjenige der Nachbarschaft; es wirkt wie eine Scheide-
i) Der von der Lustschifferabteilung in Berlin im August 1894 aufgelassene Re-
gistrierballon Circns erreichte eine Höhe von 16 325 m (annähernd die doppelte Höhe des
Gaurisankar). Die Meßinstrumente hatten in dieser Höhe — 52° C. registriert.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Asien Europas Sibiriens Berlin
— 62 —
Alpen im Laufe der Jahrtausende sich höher und höher hinaushoben, nagten an
ihm schon mit Macht die zermürbenden und abtragenden Kräfte'), die unendlich
langsam zwar, aber stetig an der Zerstörung der Gebirge arbeiten. Dem Böhmer-
Wald fehlen deshalb mehr oder weniger die Merkmale eines jugendlichen Alters,
wie sie die Alpen noch in reichster Fülle bieten: hochragende Zinnen, steilwandige
Gehänge, große Höhenunterschiede zwischen Berg und Thal^), tosende Gebirgs-
bäche und schäumende Wasserfälle. Wer von einem hochgelegenen Punkte das
Gebirge überblickt, dem erscheint es mehr wie ein welliges, stark bewaldetes
Bergland, denn als ein scharf ausgeprägtes, kraftvolles Gebirge. Zwar sind
auch die Alpen bereits eine Ruine, aber hier stehen doch noch die hochragenden
Mauern, während vom Böhmerwald nicht viel mehr als der Sockel übrig ist.
(2. Wälder.) Je mehr die Oberfläche nivelliert wurde und je mäch-
tiger überall die Verwitterungsschicht sich gestaltete, desto großartiger
konnten sich ungeheure Waldungen entwickeln. Kein anderes deutsches Ge-
birge verdient mehr den Namen eines Waldgebirges als der Böhmerwald.
Er allein auch trägt auf seinen flachen Rücken und Plateaus uoch wirkliche Ur-
wälder, Wälder, in welche die menschliche Hand, sei es zur Pflege oder zur
Abholzung, noch nicht eingriff. Mitte der fünfziger Jahre berechnete man das
Gesamtgebiet der Urwälder noch auf ca. 17 000 ha (Vergleich!), doch haben auch
sie seitdem unter der fortschreitenden Entwaldung sehr gelitten.3) Einzigartig
und überwältigend ist der Eindruck, den diese uralten Waldungen auf den
Menschen machen. Gewaltige Baumriesen ragen gen Himmel, unter ihnen
Weißtannen von 60 m Höhe und mit einem Durchmesser von 2 m, graubärtig
behangen mit ellenlangen Flechten. Gestürzte Genossen liegen einzeln oder in
Gruppen zu ihren Füßen, eben erst zusammengebrochen, oder halb vermorsch!
schon und vielfach mit üppigen Moospolsterungen bedeckt. Mühsam nur über-
steigt der Wanderer diese sich immer wiederholenden Hindernisse. Häufig sind
aus den Riesenleibern der gestürzten Stämme junge Bäume wieder aufgeschossen,
die, vom Marke der Alten genährt, sich kräftig entwickelten und die Lücken mit
Erfolg wieder ausfüllten.
(3, Moore.) In der geologischen und Oberflächenbeschasfenheit des
Böhmerwaldes ist neben dem Waldreichtum noch eine andere Eigentümlichkeit
begründet, die zahlreichen ausgedehnten Moore. Infolge der geringen Höhen-
unterschiede und des plateauartigen Charakters, wie auch des undurchlässigen
granitenen Untergrundes, ist der Abfluß der Gewässer weniger rasch als in
anderen Gebirgen. Es kam zu ausgedehnten, flachen Wasseransammlungen,
die im Laufe der Zeit versumpften und sich zu Mooren umgestalteten. Sie
verstärken den unwirtlichen Charakter des Gebirges außerordentlich und er-
schweren dem Wanderer mehr noch als die Urwälder das Vordringen, ja bringen
mit ihrer oft trügerischen Decke wohl gar sein Leben in Gefahr. Für das Ge-
birge und seine Nachbarschaft sind sie jedoch von großem Nutzen, indem sie den
Wasserstand der Flüsse regulieren. Zur Zeit der Schneeschmelze und
starker Niederschläge verhindern sie ein allzuschnelles, verderbliches Anschwellen
*) Erosion = Auswaschung, Denudation = Abtragung.
2) Man hat berechnet, daß die relative Höhen-Differenz im Böhmerwald im Durch-
schnitt 156 rn nicht übersteigt.
3) Um dem Böhmerwald auf jeden Fall ein Stück Urwald zu erhalten, befahl Fürst
von Schwarzenberg, der allein 25 000 ha Forsten besitzt, seinen Forstbeamten, einen
1800 ha großen Urwald unangetastet zu lassen skntzen).
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
— 63 —
derselben, indem sie gleich ungeheuren Schwämmen die Wassermassen zu großen
Teilen vorläufig in sich aufsaugen, um in späteren Zeiten der Trockenheit und
Dürre die Flüsse nachhaltig speisen zu können. Daß die Böhmerwald-Flüffe in
der Hauptsache Moorgebieten entströmen, verrät noch weithin die bräunliche
Farbe ihrer Gewässer, die man z. B. in der Moldan noch bis über Prag hinaus
deutlich erkennt.
e) Klima. Landschaftliches. Bewohner.
(1. Klima.) Das Klima ist rauh und unfreundlich, ganz besonders an
dem nach Nordosten gerichteten böhmischen Abhang. Hier blüht die Kartoffel
erst im September, und der Schnee fällt oft schon vor der dürftigen Getreideernte.
Weit freundlicher und milder ist der nach Bayern gekehrte Südwestabhang,
ganz besonders derjenige des Bayerwaldes. Hier sind die Gehänge vielfach mit
Obstgärten bedeckt, und in den Thälern wird lohnender Getreidebau betrieben.
(2. Landschaftliches.) An landschaftlicher Schönheit steht der Böhmer-
wald, was aus obigem zur Genüge hervorgeht, anderen deutschen Gebirgen weit
nach. Doch reizt manchen Naturfreund gerade der ernste, oft finstere Charakter
des Gebirges und die unwegsame Wildnis seiner Urwälder und Moore. Oft
überschleicht ihn ein Empfinden, wie es sich der Römer bemächtigte, als sie znm
ersten Male die von Sümpfen und Mooren unterbrochenen unheimlichen Ur-
Wälder des alten Deutschland betraten, denn an jene Zeiten erinnert das Innere
des Böhmerwaldes aufs lebhafteste. — An die Thatsache, daß die Wälder des
Böhmerwaldes zu großeu Teilen noch wenig betreten und recht unbekannt sind,
erinnert die Redensart: „Das sind böhmische Wälder für ihn."
(3. Sewohner.) (Atlas, Anhg. S. 2:) Der Böhmerwald ist nur spärlich
bevölkert. Ihren Haupterwerb finden die Bewohner in der verschiedensten Aus-
Nutzung des Waldreichtums. Das Holz wird, soweit es uicht zur Verflößung
gelangt, zu Brettern, Schindeln, Trögen, Schuhen, Schusterspänen, aber auch zu
kostbaren Resonanzböden verarbeitet. — Einen hervorragenden Industriezweig
bildet auch die Glasfabrikation, die ebenfalls mit auf dem Holzreichtum
basiert, da ohne ihn das nötige Heizmaterial fehlen würde. Das Glas des
Böhmerwaldes wandert über die ganze Erde.
Zusammenstellung der charakteristischen Merkmale: 1. Stark abgetra-
genes altzeitliches (paläozoisches) Gebirge. 2. Große Wälder (auch
Urwälder) und ausgedehnte Moore. 3. Unwegsam, rauh, arm an
landschaftlicher Schönheit. 4. Spärliche Bevölkerung. Holzindustrie-
Glashütten.
Iv.
Das Fichtelgebirge.
(1. Lage, Küsse, Gliederung.) a) Das Fichtelgebirge liegt in der
Aordostecke Bayerns, da, wo Thüringerwald, Erzgebirge, Fränkischer Jura
und Böhmerivald sich einander nähern (Gebirgskreuz), hart an der böhmischen
Grenze. Die genannten Gebirge hängen jedoch nicht mit ihm zusammen,
sondern sind durch Hochflächen von ihm getrennt. — b) Vier Flüsse ent-
strömen ihm nach den vier Richtungen der Windrose (Flufskreuz), nach Osten,
nach Böhmen hinein, die Eger (O — Eger), nach Süden die (Fiehtel-)T$oib,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Ortsnamen: Bayern Deutschland Böhmerwald Aordostecke_Bayerns Thüringerwald Eger
— 42 —
dehnuug beschränkt, da ihr weder eine kältere noch eine wärmere Temperatur
zusagt. So ist sie so recht der Charakterbaum des westlichen Mittel-
europas. In Rußland treten an Stelle der Bnche besonders Eichen,
Linden und Ulmen. Die Grenze des Weinbaues teilt Mitteleuropa in eine
südliche Hälfte mit und eine nördliche ohne Weinbau. Wollte man einen
Breitenkreis als Grenze nennen, so müßte es der 5 0. sein (Mainlinie). In
Deutschland reicht das Gebiet des Weinbaues teilweise 2° über diese Linie
hinaus, in Frankreich bleibt es ebensoweit dahinter zurück. (Grenze: untere
Loire. — Oeeanisches Klima, häufigere Bewölkung!) Dennoch ist aber Frank-
reich das Hanptweinland der Erde. In Rußland reicht die Weingrenze nur
bis zum 45. Nordkreis.
Über die wildlebenden Tiere Deutschlands möge folgendes bemerkt
werden. Die größeren wilden Tiere sind fast ganz ausgerottet. Der letzte Bär
im Innern Deutschlands wurde vor reichlich 100 Jahren erlegt und zwar im
Thüriugerwald. In den Grenzgebieten schoß man hin und wieder noch einen
in diesem Jahrhundert, z. B. 1835 in den Bayrischen Alpen. Der Wolf da-
gegen zeigt sich auch heute noch in Deutschland, im Westen z. B. im Hunsrück
und in Lothringen, im Osten in den großen Wäldern an der russischen Grenze.
(In den Wäldern Rußlands finden sich sowohl noch Bären wie Wölfe, letztere
oft in großen Rudelu). — Selten läßt sich noch ein Luchs, häufiger die Wild-
katze blicken. In einigen Waldungen hat sich auch noch das Wildschwein
erhalten. Das Elentier, jene riesige Hirschart, welche die Wälder zur Zeit
der alten Deutschen zahlreich bewohnte, lebt nur uoch in einer Waldung am
Kurischen Haff, wo es sorgfältig gepflegt wird. Vollständig ausgestorben ist der
Auerochs (Bos primigenius), der weder, wie man häufig liest, im Walde von
Bialowicza. noch in den oberschlesischen Waldungen des Fürsten Pleß sich findet.
Diese Angaben beruhen auf einer Verwechselung mit dem Wisent oder enro-
päischeu Bison (Bison europaeus im Gegensah zum Bison americanus),
der gleichfalls einst in den Wäldern Mitteleuropas hauste, heute wild aber uur
noch im Kaukasus, gehegt in dem genannten Walde bei Bialowicza vorkommt.
Werfen wir nun noch einen Blick auf Südeuropa. Wie klimatisch, so
hat es auch nach seiner Pflanzen- und Tierwelt feine ganz bestimmt ausgeprägte
Eigenart. Es ist das Gebiet der immergrünen Bäume und, — ganz im
Süden, — der Südfrüchte (Citronen, Apfelsinen -— die Früchte der Orange —,
Feigen :c.). Der wichtigste Baum ist der Ölbaum. Unter den Nadelbäume»
sind die Pinien mit ihren schirmförmigen Kronen und die ernsten Cypresseu
charakteristisch. Hafer und Roggen fehlen, Weizen und Mais herrschen vor;
vereinzelt, z. B. in der Po-Ebene und in der Türkei, wird auch Reis gebaut.
Weinbau wird fast überall betrieben. Unter den Haustieren nehmen an Stelle
des Pferdes und Rindes Esel, Maultiere, Büffel, Schafe und Ziegeu
einen hervorragenden Platz ein.
Frankreich vermittelt den Übergang von diesem mittelmeerischen Typus
zum mitteleuropäischen Waldgebiet, denn Südfrankreich, besonders die Rhone-
ebene, die gesegnete Landschaft der Provence, muß noch dein südlichen Europa
zugerechnet werden.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Personennamen: Bialowicza
Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Mainlinie Deutschland Frankreich Nordkreis Deutschlands Deutschlands Thüriugerwald Bayrischen_Alpen Deutschland Lothringen Kurischen_Haff Mitteleuropas Kaukasus Bialowicza Südeuropa Türkei Frankreich Europa
— 83 —
geschichte. Einst mochten die Oberrheinische Tiefebene, die in Rede stehenden
Gebirge und die benachbarten -Stufenländer, also das ganze Südwestdeutschland
ein ausgedehntes Hochland bilden, bedeckt von mächtigen Trias- und Jura-
schichten (s. Profil S. 67, obere Zeichnung). Dann vollzogen sich gewaltige
Veränderungen. Es senkte sich zunächst die Oberrheinische Tiefebene herab und
zwar zwischen mehr oder weniger senkrechten Spalten, so daß die stehenbleibenden
Gebiete die Versenkung manersteil begrenzten. Darauf gerieten auch die Flächen
der jetzigen Stufenländer in ein allmähliches, terrassenförmiges, weniger tiefes
Abrutschen, so daß die zwischen ihnen und der Grabenversenkung stehen ge-
bliebenen Schollen als Gebirge in die Erscheinung traten. ^) Dieselben stürzten
zu dem oberrheinischen Einbruch, wie schon gesagt, sehr tief und mauersteil ab,
während sie nach den seitlichen Becken allmählich und stufenweise hinüberführten,
ganz so wie wir das in gemilderten Formen heute noch sehen. Je mehr sie
im Laufe der Jahrtausende heraustraten, — denn die Vorgänge des Absinkens
vollzogen sich in der Hauptsache allmählich, — desto mehr wurden sie auch der
Verwitterung und Abtragung durch die atmosphärischen Kräfte unterworfen.
Dieselben haben in den Jahrtausenden bis heute eine ungeheure Arbeit geleistet.
Sie haben die steilen Wände abgeschrägt, den Grabeneiusturz zu eiuem großen
Teil ausgefüllt, die feitwärtfigen Stufen ausgeglichen und auf beiden Gebirgen
alle Schichten abgetragen, so daß hier das Urgebirge bloßliegt. Am wenigsten
machtvoll erwiesen sie sich auf den von der Tiefebene abgekehrten sanfteren
Gehängen der beiden Gebirge, wo die Trias- (genauer Buntsandstein-)Bedeckung
erhalten blieb, dieselbe Schicht also, die den Boden der Stufenländer bildet.
Das ist ein Grnnd mehr, weshalb man, vom Schwarzwald zum Schwäbischen
Stufenland herabsteigend, kaum einen Übergang spürt. -— An der Senkung des
südwestlichen Deutschland haben übrigens auch die nördlichen Teile der rheinischen
Randgebirge teilgenommen. Das kommt auch im Schwarzwald und Wasgen-
Wald zum ^Ausdruck, indem beide im Norden am niedrigsten sind.
(2* Ähnlichkeit im Charakter.) Auch in ihrem Gebirgscharakter gleichen
sich die beiden Gebirge. 1. Das tritt dem Wanderer besonders entgegen, wenn
er von der Tiefebene in das Gebirge hinaufsteigt. Sowohl hüben als
drüben durchwandelt er zuerst in den Vorbergen sonnige Weingärten, freund-
liche Obsthaine und üppige Saatfelder. Dann folgen Laubwälder und endlich
die düsteren Tannenforsten, denen der Schwarzwald seinen Namen verdankt.
Die höchsten Knppen ■— alte Erhebungen sind hier kuppensörmig gerundet —
überragen die Region des Baumwuchses und sind entweder nur mit
niederem Buschwerk bekleidet oder ganz nackt, wie z. B. der Feldberg. — 2. Beide
Gebirge sind von vielen tiefeingeschnittenen Thälern durchsetzt und auf den
Höhen vielfach mit kleinen Seen (Feldbergsee und Titisee im Schwarzwald) ge-
schmückt. An der Entstehung der Thalfurchen sowohl wie der Seen haben
Gletscher mitgewirkt, mit denen in der sogenannten Eiszeit auch Schwarz-
Wald und Wasgeuwald bedeckt waren. — 3. In beiden Gebirgen finden sich
in reichem Maße saftige Wiesen gründe und kräftige Bergweideu, da der
verwitterte Granit einen fruchtbaren Bodeu liefert. Dadurch ist eine lebhafte
Viehzucht bedingt, die in ihrem Betrieb der Alpenwirtschaft gleicht. — 4. Die
rauschend zu Thal stürzenden Gebirgsbäche werden hier wie dort von den
Einige Geologen nehmen eine gleichzeitige, durch das Absinken der Nachbar-
gebiete bedingte Hebung dieser „Horste" an.
6*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Oberrheinische Schwarzwald Deutschland Schwarzwald Schwarzwald Schwarzwald
— 114 —
welchen Pflanzen die jetzigen Steinkohlenlager entstanden sind. Das Hangende derselben
ist meist ein schwarzer Schiefer, und auf ihm finden sich zahllose Abdrücke. Sie rühren
aber nicht von kleinen Moospflänzchen her, sondern von großen kraut-,
st rauch- und baumartigen Gewächsen. Besonders häusig findet man Abdrücke von
Farnkräutern und -bäumen. Andere Abdrücke weisen auf sogenannte Schuppen-
bäume hin (nach ihrer schuppigen Rinde so benannt), die 15—20 m hoch waren. „Es
sind die kräftigen Ahnen eines jetzt verkommenen Geschlechtes, der Bärlappgewächse, die
sich höchstens 1/4—3/4 m erheben." (Roßmäßler.) Außerdem wuchsen in den „Steinkohlen-
Wäldern" 5—6 m hohe Schachtelhalme, — die jetzigen Schachtelhalme werden nur bis
zu x/2 m hoch, — und andere Gewächse mehr. Bon den Bäumen findet man mitunter
im Hangenden noch die aufrechtstehenden versteinerten Stämme (f. Bild), während das
„Liegende" — die unter den Steinkohlen liegende Schicht, die meist aus Schieferthonen
n. f. f. besteht, — noch oft die Spuren von Wurzeln erkennen läßt. Es steht deshalb fest: wo
jetzt Steinkohlenlager sich befinden, grünte einst eine waldähnliche Vegetation. Doch dürfen
wir dabei nicht an unsere Wälder denken. Waldbäume iu unserem Sinne (wie Buchen,
Eichen, Tannen ?e.) gab es überhaupt uoch nicht, das Ganze läßt sich viel eher mit den
Dschungeln, jenen Rohr- und Gesträuchdickichten des sumpfigen Ganges-Delta, vergleichen.
Unter ganz ähnlichen Bedingungen wie diese, — Sumpfboden und heißes Klima, —
müssen auch die Steinkohlen„wälder" emporgewuchert fein.^) Es herrschte damals ein
tropisches Klima in Deutschland, und der feuchte Boden war in der Hervorbringung
kolossaler Pflanzenmengen, die wahrscheinlich dicht wie ein Torfmoospolster standen,
geradezu unerschöpflich. Ein einzelner Wald aber, und sei er noch so üppig, kann kein
ganzes Flötz Steinkohlen bilden; zusammengepreßt und verkohlt würde er vielleicht nur
die Dicke eines Brettes haben. Und doch giebt es Flötze von 15, 16 und 17 m Stärke.
Sie konnten nur durch eiue Art Moorbildung entstehen. Bei Zunahme der Feuch-
tigkeit, etwa durch Überflutung der Niederung, versumpfte der Wald und starb ab,
aber auf seinem torfigen Moder wucherte schnell eine neue, ebenso üppige Pflanzenwelt
empor. Nach kürzerer oder längerer Frist teilte sie das gleiche Schicksal. So ging es
durch Jahrtausende, bis aus irgend welchen Ursachen, durch Senkung oder durch Einbruch
des Oceans, die Überlagerung neuer Erdschichten begann. Wir sehen, daß das Kohlen-
lager weniger aus dem zur Zeit der Erdbedeckung grünenden Wald, als vielmehr aus
dem aufgehöhten Modergruud entstanden ist. Unser Satz, daß die Kohlenlager Vorzeit-
liche Moore seien, ist also zutreffend, nur habeu wir es mit einer Moorbildung „im
großen Stil" zu thuu, bei der die Stelle der kleinen Torfpflänzchen durch mächtige Ge-
wachse bis zu Baumhöhe vertreten wurden. •— Aus irgend welchen Gründen nahm nieist
die Erdaufschwemmung ein Ende, ehe noch die Senkung (Depression) ausgefüllt war, und
sogleich entstand ein neues Sumpfdickicht gleich dem ersten. So wurde das Material für
ein zweites Flötz gebildet u. s, f. Sehr lehrreich ist in dieser Beziehung das Stein-
kohlenlager der Kap Breton-Insel (Neuschottland), welches deutlich sieben alte Erd-
oberslächen mit ebenso vielen Wäldern erkennen läßt. Zahlreiche Stümpfe der-
selben finden sich eingebettet in den über den Flötzen lagernden Sandsteinschichten. So-
viele Flötze wir in einem Steinkohlenlager antreffen, so oft war letzteres eine lustig
grünende Erdoberfläche. Je nachdem längere oder kürzere Zeit bis zur neuen Sand- und
Schlammbedeckung verfloß, wurde das Flötz mehr oder weniger mächtig. Die Sumpf-
gebiete müssen oft einen sehr großen Umfang gehabt haben; so beträgt z. B. das Areal
des Saarbrückener Kohlenlagers 200, des Ruhrkohlengebietes 2000, das des Pittsburger
Reviers in Nordamerika gar an 100 000 qkm. (Vergleich! — Parallele; die großen
i) Auch die Frage, worin eine so umfangreiche Sumpfbildung zur Steiukohlenzeit
begründet gewesen sein sollte, hat eine Beantwortung gefunden. Verschiedene Umstände
weisen darauf, daß zur Karbonzeit besonders viel Festland entstand. Auf einem neuen
Boden ist aber der Wasserabfluß noch nicht geregelt, da die Wasser sich erst selber die Ab-
flußrinnen nagen müssen. So bildeten sich denn auf deu karbonischen Festländern überall
neben eigentlichen Seen auch viele ausgedehnte, flachfchüsselige, schnell versumpfende Wasser-
ansammlungen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Buchen. Auch uiedrige Hügel und Bodenschwellungen ziehen über die Heiden
und helfen etwas Abwechselung in die Landschaft bringen. Aber der Haupt-
charakter derselben läßt sich doch nicht verwischen: Die Lüneburger Heide ist,
im ganzen genommen, eine mit Heidekraut bewachsene Steppe.
Dürftigkeit und Reizlosigkeit sind im allgemeinen ihr Charakter. Aber einmal
im Jahr schmückt auch dieses Aschenbrödel unter den deutschen Landschaften sich
mit einem Kleide voll zarter Schönheit; das ist die Zeit der blühenden Heide,
die Monate Juli und August. Dann schreitet der holde Knabe Frühling —
freilich kommt er zu ihr, der Einsamen, Verschmähten, reichlich spät — auch
über ihre sandigen Ebenen und hängt an die Zweiglein all der unzähligen
Heidepslanzen (Erica) Milliarden und aber Milliarden rot leuchtender, dicht-
gedrängter Blüteuglöckleiu. Ein süßer Honigduft lagert dann über der Heide
und lockt Millionen von Bienen herbei, die auf dem weiten Blumenteppich gc-
schäftig umherfchwebeu und ihre vieltausendstimmigen, sanften Melodien summen,
ein Konzert, dem nicht bloß der Imker gerne lauscht. Gar sinnig sagt man
beim Anblick der zart rot schimmernden Flächen: Die Heide schämt sich.
Wenn nämlich Birke und Buche schou längst im Vollschmuck ihres Laubes
prangen, wenn die Lerche schon lange Wochen beglückt vom Frühling jubilierte,
dann wagt auch die Heide, sich zu schmücken, aber indem sie es thnt, fliegt die
zarte Röte holder Scham über ihr Antlitz. „So si den walt siht grüonen, so
wirts iemer röt," heißt es schon bei Walther von der Vogelweide (S. 168).
Den Zauber, der dann über der Heide ausgebreitet liegt, hat mehr als eiu
Dichter (z. B. Th. Storm) mit innigem Wort besungen und damit Zeugnis ab-
gelegt, daß kein Fleck der Erde so arm ist, daß er nicht des Menschen Herz ge-
fangen nehmen könnte. Und die Herzen ihrer Bewohner hat die Heide in vollem
Maße gefangen genommen. Sie lieben diese ihre Heimat nicht minder als der
Rheinländer seinen herrlichen Strom und seine Weingelände und der Schweizer
seine Berge. Abseits von dem lauten Getriebe der Welt führen sie, nicht reich,
aber auch nicht arm, ein stilles, zufriedenes Leben. Geibel däucht die erquickende
Sabbatstille der Heide so schön, daß er singt: „Es ist ein Hauch, der wunderbar
aus unserer ew'gen Heimat zieht!" — Als eine Eigentümlichkeit der Heide
müssen noch die vielen Hünengräber genannt werden, die man so zahlreich
sonst nirgends in Deutschland findet.
(3. Grwerbszwtige.) Unschwer erkennen wir die Erwerbszweige der
Heidebewohner. 1. Der Ackerbau ist, wie wir sahen, nur von geringer Be-
deutung; fast die einzige Körnerfrucht ist der Buchweizen. 2) Wichtiger sind die
Erwerbszweige, die au das Hauptgewächs der Heide, die Heidepflanze *), an-
knüpfen. Freilich, das Rind verschmäht das grünbraune Strauchwerk, aber die
genügsamen Heideschafe, die Heidfchnncken, nagen eifrig die grünen Seiten-
fproffen von den holzigen Zweigen. Diese kleinen, flinken, gehörnten Schafe
sind für die Heide in demselben Maße charakteristisch wie für die Marfch die
Herden breitgestirnter Ochsen. Man hat sie wegen ihrer dnnklen Farbe (schwarz,
braun oder grau) und wegen ihrer groben, harten Wolle wohl den „Neger-
stamm unter den Schafen" genannt. Im ganzen mögen ihrer wohl an
600 000 Stück die Heide bevölkern. Der Hirte, dessen Obhut sie anvertraut
siud, trägt meist einen langen, weißwollenen Rock mit rotem Futter. Die reiche
x) Es sind die rotblühende Sumpfheide (Erica tetralix) und die meist lila-, sel-
tener weißblühende Gemeine oder Besenheide (Erica vulgaris [Calluna]).
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Extrahierte Personennamen: August Erica Geibel Erica Erica
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der Erdgeschichte, das die Erde in ihren Formationen sich selber geschrieben hat.
In gewaltiger, freilich nur dem Kundigen verständlichen Ursprache, redet es von
der überwältigenden Großartigkeit der Schöpfungsgeschichte.
Fast senkrecht fällt die Stubbenkammer 125 m (Vergl.!) ins Meer
hinab, an ihrem Fuße von dem milchig gefärbten Meer umrauscht. Weithin
schweift der Blick über die schöne blaue Ostsee, die bald iu leichten Wellen sich
kräuselt, bald in gewaltigen Wogen gegen die Felsen brandet (Vergl. mit der
Aussicht von der Bastei S. 195). — (In dem Walde, der den Kreidefelsen
deckt, liegt der Hertha-See, dessen Name uns an die norddeutsche Göttin
erinnert, die hier wahrscheinlich ihr Heiligtum hatte. Am Südrand des Waldes
finden wir den bekannten Badeort Saßnitz).
Auch das im äußersten Norden gelegene Vorgebirge Arkona ist ein Fels-
gestade (Kalkgestein, 55 m hoch). Hier stand einst das Heiligtum der Wenden,
das mächtige Bildnis des vierköpfigen Swantewit. Jetzt erhebt sich an dieser
Stelle ein Leuchtturm.
b) Der Strand.
(1. Dünen.) Marschland setzt die Ostsee nicht an. Wohl aber spült
sie große Mengen Sand zusammen, die der Wind dann auf weiten Strecken
zu hohen Sandbergen, Dünen genannt, zusammenweht. Auch an der Nord-
seeküste trafen wir Dünen; weit zahlreicher und mächtiger treten dieselben
uns aber am Ostseestrand entgegen. Sie begleiten vom Pommerschen Haff
an ostwärts fast ununterbrochen die ganze Küste, gehören alfo namentlich
Hinterpommern, West- und Ostpreußen an. Ihre Höhe bewegt sich im allge-
meinen zwischen 3—18 m, doch erheben sich an der preußischen Küste einzelne
über 40 m (Vergl.!). (Die Dünenwälle, die die Sahara im Westen gegen das
Meer abgrenzen, haben eine Länge von 1200 km und Höhen bis zu 170 m!) —
Die Dünenketten sind Gebirge im kleinen. Gleich den Gebirgen haben sie
Parallelketten, Längs- und Qnerthäler. Entweder sind sie mit Sandhalm,
Strandhafer, mitunter auch mit dürftigem Wald bestanden, oder sie sind voll-
ständig kahl.
(3. Das Mandern der Dünen.) Eine verhängnisvolle Erscheinung ist
das Wandern der Dünen. Besonders gut kann man dasselbe auf den dünen-
reichen Nehrungen beobachten, namentlich auf der Kurischen, die die bedeutendsten
Dünen Europas hat. Der von der Seeseite kommende Wind — (es ist der
der am häufigsten wehende) — jagt den Sand unausgesetzt auf die Höhe
der Düne, von der er nach der Landseite zu wieder hinuntergleitet. Es sind
infolgedessen alle Dünen nach der Seeseite hin steil, nach der Landseite hin
flach. Die bedeutsamste Folge aber ist, daß die Dünen nach der Richtung hin,
von der die wenigsten und schwächsten Winde wehen, — und das ist hier die
Landseite — fortschreitet. Langsam, aber mit unheimlicher Stetigkeit schiebt
sie sich vorwärts. Was ihr in den Weg kommt, seien es nun einzelne Fischer-
Hütten oder ganze Dörfer und Wälder, — sie wälzt sich wie eine gewal-
tige Woge darüber hin, alles begrabend, alles verwüstend. „Wie ein vom
Fräße gesättigtes Ungeheuer liegt sie dann da, gelblich weiß, ohne die mindeste
Vegetation, es seien denn die Spitzen der Erlen und Kiefern, welche sie stehend
begraben hat." Nach einem Jahrhundert vielleicht kommt der geknickte Wald
wieder zum Vorschein „zertrümmert, zerrieben, seine Glieder umhergestreut",
ein trauriger Anblick. Die Bewohner der Kurischen Nehrung sühreu in ge-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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_ 41 —
Die Temperatur ist eine recht hohe (Jahresmittel 16", Julimittel 26", Deutschland 8—9,
bezw. 17), — der Winter Siziliens z.b. gleicht dem deutschen Frühling. Schnee
fällt in den Ebenen der eigentlichen Halbinsel Italien nur selten. Diese milde Tem-
peratur ist nicht bloß eine Folge der südlichen Lage, sondern auch der verhältnismäßig
hohen Temperatur des Mittelmeerwassers. Ju das Mittelmeer kann nämlich das
viel kältere Tiefenwasser des Oceans nicht eindringen, da bei Gibraltar ein hoher unter-
seeischer Rücken diesem den Zutritt verwehrt. Infolgedessen hat das Mittelmeer in seinen
oberen Schichten eine Wärme von 20—28". — Das unterscheidende Merkmal des
Mittelmeerklimas ist jedoch die Regenlosigkeit des Sommers. Der heitere Himmel
Griechenlands und des südlichen Italien ist sprichwörtlich geworden. „Wolkenlos und
wunderbar klar wölbt sich zu dieser Jahreszeit der Himmel andauernd über den Land-
schuften, und die langwierige Regenlosigkeit wird den Menschen noch lästiger als die Höhe
der Temperatur" (Richter, „Deutschland in der Kulturwelt", S. 53).
Blicken wir jetzt auf das Klima Deutschlands zurück, so können wir
folgendes sagen: Deutschland hat in jeder Beziehung ein Mittelklima.
An die westöstliche Richtung gedacht, nimmt es eine Mittelstellung
ein zwischen dem oeeanischeu und dem kontinentalen Klima, nud zu-
gleich hält es die Mitte zwischen dem allzukalten, abstumpfenden
Klima des Nordens und dem oft schon erschlaffend wirkenden Mittel-
meerklima. Wir können also mit unserem Klima sehr zufrieden
sein, weun wir auch zugeben müssen, daß es in Europa Länder mit
günstigerem Klima giebt (z. B. Frankreich).
Ii.
Deutschlands Pflanzen- und Tierwelt.
Nach dem Pflanzenkleid und der Tierwelt unterscheidet mau in Europa
vier Zonen, die polare Zone, zwei Mittelgürtel und den Südens) — 1. Die
polare (arktische) Zone ist das Gebiet des äußersten Nordens. Der Boden
bleibt 7—8 Monate hartgefroren. Nur Moose und Flechten decken ihn. Renn-
tier und Hund sind die einzigen Haustiere. Die Küsten beherrscht der Eis-
bär, das gewaltige Raubtier des Nordens. — 2. Der nördliche Mittel-
gürtel reicht südlich bis zum Skager Rak und Rigaischen Meerbusen. Er ist
charakterisiert durch ungeheure Nadelwälder und durch geringe Ausdehnung
des Ackerbaues. — 3. Die südliche Mittelzone, der die mitteleuropäischen
Länder angehören, ist das Gebiet der sommergrünen, und 4. der Süden, die
drei südlichen Halbinseln, dasjenige der immergrünen Laubbäume.
Deutschland gehört mit den anderen mitteleuropäischen Ländern der
südlichen Mittdzone, also dem Gebiet der sommergrünen Laubbäume
an. Diese ist zugleich das wichtigste Ackerbau- und Rindviehzucht-Gebiet
Europas. Roggen, Gerste, Haser, Weizen werden in Fülle gebaut, der Roggen
besonders im Osten, in Rußland und Deutschlaud, der Weizen überwiegend in
Frankreich. Auch nach dem Waldcharakter besteht ein Unterschied zwischen
dem Westen und Osten. Im Westen überwiegt bei weitem die Buche. Sie
ist an das oceanische Klima gebunden und reicht ostwärts kaum über die Grenze
Deutschlands und Österreichs hinaus. Auch nord- und südwärts ist ihre Aus-
J) Nach älterer, für die Schule am geeignetsten Einteilung.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Siziliens Italien Griechenlands Italien Deutschlands Deutschland Europa Frankreich Deutschlands Europa Rigaischen_Meerbusen Deutschland Europas Rußland Deutschlaud Frankreich Deutschlands
— 108 —
deutet. Fr beschreibt zunächst ein kleines Dreieck (Spitze bei Bamberg),
dann ein grofses Dreieck und zuletzt, um den Spessart herum, ein Viereck.
Für die Schiffahrt hat er infolgedessen eine doppelte Bedeutung. Einmal ist
er eine wichtige Verbindungsstraße zwischen dem Westen und Osten, zum audereu
bietet er sich durch seine fast nordsüdlich gerichteten Teilstrecken dem lokalen
Wasserverkehr als wichtige Straße dar.
2. Der Maingau, das Gebiet des Mittel-Mains, als Verwaltungsgebiet
Unterfranken genannt, ist eine der freundlichsten und fruchtbarsten
Landschaften Deutschlands. Er gleicht in seinem ganzen Charakter dem
Neckarthal. Auch hier die tief eingeschnittenen Flnßthäler, die rebenbekränzten
Gehänge, die fruchtbaren Äcker und die belebte Flußader! — 3. Was Nürnberg
im Rednitz-Becken, Stuttgart im Neckarthal, das ist Würzburg für den Maingau,
der Centralpuukt der gauzeu Landschaft. Es liegt wie Bamberg in einem
fruchtbaren Mainkessel und ist der Mittelpunkt des Weinbaues.
(.Nördlich von Würzburg, da, v:o das Mainviereck und das große
Dreieck zusammenstoßen, mündet die kleine Fränkische Saale, die am
Fufs des Rhöngebirges verläuft. Das kleine Städtchen (von (j) an ihr ist
Kissingen, das besonders als Bismarcks Bad bekannt geworden ist. 1874
wurde hier von einem Böttcher gesellen ein Mordversuch auf den großen
Kanzler gemacht.)
Zusammenstellung der betreffenden Namen f. S. 109.
Ii.
Der Spessart.
a) Der Maingau wird im Westen vom Spessart abgeschlossen. Fr
liegt im Mainviereck und führt com Odenwald hinüber zur Rhön. Zwischen
diesen beiden Gebirgen nimmt er auch nach seinem Charakter eine Mittel-
stelluug ein. Er ist weniger freundlich als der Odenwald, aber doch nicht so
rauh und trostlos als die Hohe Rhön, b) Charakteristisch für ihn ist der
ungeheure Reichtum au Wäldern (s. auch Karte) und zwar namentlich an
prächtigen Laubwäldern. Eines besonderen Rufes erfreuen sich die Eichen
des Spessart. Diesen deutscheu Baum treffen wir nirgends im Vaterland in
gleicher Güte. Stämme von 40 m' Länge find keine Seltenheit! Die Holz-
ausfuhr ist denn auch eine bedeutende. Die zum Schissbau bestimmten Eichen-
stamme gehen meist an den Niederrhein und nach Holland. (Vergl. Schwarzwald
S. 86.) Selbstverständlich wird auch viel Holz au Ort und Stelle verarbeitet,
z. B. Bucheuholz zu Faßdaubeu u. s. w. (Vergl. Böhmerwald: Resonanzböden u. s. w,
Schwarzwald: Uhren u. s. tu.)
Die Bewohuer finden ihren Erwerb, was aus obigem hervorgeht, über-
wiegend in der Waldwirtschaft und in der Holzbearbeitung. Der Ackerbau ist
meist wenig lohnend. Durchweg, namentlich im Hochgebirge, herrscht große
Armut. Die Wohnungen sind meistens äußerst dürftig und ungesund, so daß
hin und wieder Seuchen ausbrechen. Am Anfang des Jahrhunderts lebten in
der Wildnis des Spessart hänsig Räuberbanden, wodurch das Gebirge, gleich
dem Böhmerwald, in Verruf kam.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]