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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 142

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 142 — Güter für verlustig erklärt und mußte alle Geschütze und Waffen abliefern. Bautzen übergab allein 150 Donnerbüchsen und Zittau 80 Wagen voll Waffen. Dazu verloren sie ihre Gerichtsbarkeit über das flache Land und damit ihr Handelsvorrecht, die Quelle ihres Reichtums. Zwar gewannen die größeren Städte ihre Rechte zum Teil wieder und auch die Güter kauften sie zurück, doch war die frühere Macht des Sechsstädtebundes gebrochen, obgleich er sich bis in unser Jahrhundert (1814) erhielt. Er bildete den einen Stand auf dem Landtage. Bei der Vereinigung mit Sachsen blieben die Lausitzen noch böhmische Lehen und der König von Böhmen behielt sogar das Heimfallsrecht, sobald der albertinische Mannesstamm aus-stürbe. So stand die Lausitz mit Sachsen nur in Personalunion, während die Lausitz ihre eigene Verfassung und ihre alten Rechte behielt. Erst seit der Einführung der Verfassung vom Jahre 1831 ist vieles im Lause der Zeit geändert worden; trotzdem besitzt noch heute die Lausitz ihre eigenen Provinziallandtage, aus denen der Standesherr auf Königsbrück den Vorsitz führt, eine eigene Landständische Bank zu Bautzen, einen Vierstädtebund und andere Eigentümlichkeiten. Vi. Johann Georg Ii., Iii. und Iy. l. Johann Georg Ii. und seine Stellung zu den Reichsangelegenheiten. Johann Georg I. hatte leider 1652 sein Land geteilt. Zwar erhielt der Kurprinz Johann Georg Ii. (1656—80) den Hauptteil, aber für feine jüngeren Söhne stiftete der Vater drei selbständige Fürstentümer unter der Hoheit des Kurfürsten. Es waren dies Sachsen-Weißenfels, welches Nordthüringen und Querfurt umfaßte und bis 1746 bestand, Sachsen-Merseburg, welches außer Merseburg noch die Niederlausitz umfaßte und bis 1738 sich erhielt, und Sachfen-Zeitz mit dem Neustädter und Vogtländischen Kreise, welches bis 1718 währte. Diese Erbteilung hatte mannigfache Streitigkeiten im Gefolge, welche freilich mit der Zeit geschlichtet wurden. Große Aufgaben stellte die Zeit an Johann Georg Ii., aber er war denen durchaus nicht gewachsen. Zuerst schloß er sich eng an das Kaiserhaus an und unterstützte es gegen die Franzosen und die Türken. Dann ließ er sich einmal von Frankreich bestechen, kämpfte aber im zweiten Raubkriege (1672—1679) wiederum gegen Frankreich. Nach dem Frieden von Nymwegen (1678) verband er sich mit dem Kaiser gegen den großen Kurfürsten von Brandenburg und zwang so diesen echt deutschen Helden mit, das eroberte schwedische Vorpommern wieder herauszugeben. Dann schloß er mit Ludwig Xiy. ein förmliches Bündnis. Diese Schaukelpolitik gereichte ihm nicht zum Segen.

2. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 171

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 171 — keines Wortes würdigten. Vielmehr erhielt er die niederschmetternde Antwort, daß er russischer Gefangener sei und sich nach Berlin zu begeben habe. 9. Sachsens Teilung. Sachsen ward zuerst von Rußland (Repnin), dann von Preußen verwaltet. Schwer hatte es in den Kriegen gelitten. Franzosen, Österreicher, Polen, Russen, namentlich die asiatischen Horden, die Kirgisen, Kosaken und Baschkiren, hatten das Land ausgesogen. Die Kassenscheine waren bis auf die Hälfte entwertet. Die fremde Regierung half, so gut sie konnte; aber doch mußte das erschöpfte Land noch 40000 Mann gegen Napoleon zusammenbringen, welche in Belgien und vor Mainz ehrenvoll stritten. Auf dem Wiener Kongreß wurde heftig über Sachsens künftiges Schicksal verhandelt. Endlich einigte man sich. Um Preußen für die an^ Rußland abgetretenen polnischen Gebiete zu entschädigen, ward Sachsen geteilt. 368 Geviertmeilen (20000 qkm) fielen als Herzogtum Sachsen an Preußen und der Neustüdter Kreis an Weimar, während der kleinere, aber dichter bevölkerte Teil dem König Friedrich August I. verblieb. Nach langem Zögern unterzeichnete dieser 1815 den ihn so tief schmerzenden Vertrag. Er trat dem Kriegsbunde gegen Napoleon, der die Insel Elba verlassen hatte, und dem neugegründeten Deutschen Bunde bei und kehrte in sein zerstückeltes Land zurück. Mit großer Freude ward er empfangen. Die Herzen aller treuen Untertanen fchlugen ihm in Liebe und Dankbarkeit entgegen. 10. Seine Letzten Lebens- und Regierungsjahre. Friedrich August I. mischte sich nicht in die äußere Politik eiu, welche er ganz und gar der heiligen Allianz überließ. Es war natürlich, daß er sich nach außen möglichst abschloß und vornehmlich gegen Preußen eine tiefe Abneigung zeigte. Um fo rühriger ward gearbeitet, das Wohl des verkleinerten Landes zu heben. In der Verfassung und Verwaltung wurde nichts von Belang geändert; nur die meißnische Stiftsregierung verlor ihre Selbständigkeit, und die Oberlausitz nahm jetzt teil an dem erbländischen Landtage. Der zerrüttete Staatskredit wurde bald wieder hergestellt, trotzdem 1816—1817 eine große Teuerung das Land schwer schädigte. Das Heer wurde fortan nur aus Landeskindern gebildet; gleichwohl behielt man die Stellvertretung noch bei. Da Annaburg an Preußen gefallen war, gründete der König in Struppen eine Soldatenknaben-Erziehungsanstalt. Um die Offiziere genügend vorzubilden, ward die Militärakademie und für die Oberleitung der Generalstab gegründet. 1818 feierte der schwergeprüfte Greis sein 50 jähriges Herrscherjubelfest, das unter allen Wettinern nur noch Heinrich dem Erlauchten

3. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 106

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 106 — Tyrannen!" und begannen mit dem Hinmorden von Russen, stürmten das Zeughaus und verteilten die Gewehre an die Polen. Die russischen Truppen mußten samt dem Statthalter aus Warschau flüchten, was die Polen in einen sinnlosen Freudentaumel versetzte. Sie rechneten auf den Beistand Frankreichs und Englands und forderten die Bewohner aller ehemals polnischen Gebiete zur Rückkehr in den polnischen Staatsverband und zum Kriege gegen Rußland auf. Dennoch versprach der Kaiser Nikolaus den Polen Verzeihung, wenn sie die Anstifter des Aufruhrs auslieferten und die gefangenen Russen auf freien Fuß setzten. Aber der polnische Reichstag erklärte 1831 das Haus Romanow des polnischen Thrones für verlustig, doch versäumte er, das polnische Heer rasch zu vermehren und in Litauen einfallen zu lassen. So blieben die Russen Sieger in der entscheidenden Schlacht bei Ostroleuka und nahmen Warschau wieder ein. Ein furchtbares Strafgericht verhängte der erzürnte Zar über Polen. Tausende wurden nach Sibirien verbannt, Tausende flüchteten ins Ausland. Mit ihren Gütern beschenkte der Zar Nikolaus I. (1825—55) seine Generale und Beamten. Schlimmer war noch die unerhörte Militär- und Polizeityrannei. Wer irgend eine Waffe verheimlichte, ward hingerichtet. Die Verfassung von 1815 ward aufgehoben und das „Kongreßpolen" (das vom Wiener Kongreß als Königreich Polen bezeichnete polnische Gebiet) in eine russische Provinz verwandelt. Die Polen steckte man in die entferntesten Regimenter am Kaukasus usw. Selbst die römische Kirche suchte nun der Zar durch die griechische zu verdrängen. Nichts ließ Nikolaus unversucht, um womöglich die Polen zu Russen nach Glauben, Sprache und Gesinnung zu machen. Es war vergebens. Aber auch ihr Aufstand vom Jahre 1848 war gleichfalls vergeblich. Sein Nachfolger Alexander Ii. (1855—81) war wieder versöhnlicher und milder gestimmt. Doch wollten die Polen nichts von Versöhnung wissen. Da nun Napoleon Iii. den Oberitalienern zur Freiheit von der österreichischen Fremdherrschaft geholfen hatte, da erwachte auch in den Polen der Freiheitsdrang von neuem, namentlich in der katholischen Geistlichkeit, im Adel und im Bürgertum. 1863 machte sich die Gärung in einem Aufruhr Luft. Der „geheime Umsturzausschuß" erklärte sich als polnische Nationalregierung und rief einen gefährlichen Bandenkrieg ins Leben und wirkte wie ein Femgericht und trieb durch die „Hängegendarmen" Steuern ein. Doch blieb das Landvolk ruhig. Da auch Preußen unter Bismarck seine Ostgrenze absperrte und mit Rußland einen Vertrag zur Unterdrückung des Aufruhrs schloß, konnte Rußland den Aufstand bald unterdrücken und brauchte sich um die Drohungen Frankreichs, Englands und Österreichs nicht zu kümmern. Der katholischen Geistlichkeit ward eine sehr hohe Ausnahmesteuer (12 % vom Einkommen) auferlegt und außerdem

4. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 142

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 142 — tonen einen harten, schweren Drnck ans und erstickte alle Freiheitsregungen. Erst 1848 hatte Rabetzky die Aufrührer bei Knstozza besiegt. Dazu kam, daß die katholische Geistlichkeit große Vorrechte genoß und zur Knechtung und Ausbeutung der Untertanen nicht wenig beitrug. Da Sarbinien eine freie Staatsversassung besaß, die brücfenben Vorrechte der katholischen Geistlichkeit beschränkte, der Presse größere Freiheit gewährte, erblickten alle Italiener in Sarbinien ihr Staatsideal und riefen nach der Einigung und Befreiung Italiens unter der Führung des savoyischen Königshauses. Da nun Napoleon Iii. als Flüchtling in Italien geschworen hatte, für die Einigung und Befreiung Italiens zu wirken, erinnerten ihn feine ehemaligen ungestümen Freunbe durch einen Bombenanschlag auf sein Leben an seinen unbequemen Schwur. Dies veranlaßte ihn, mit Sarbinien ein Bünbnis Zu schließen. Beibe hörten jetzt ans einmal recht vernehmlich den „Schmerzensschrei", der aus dem „unerlöften" Italien zu ihnen, herüberklang. Da sie in ganz auffälliger Weise rüsteten, begann Österreich den Krieg (1859); aber sein Oberselbherr war ein Zauberer und erlitt bei Magenta und Solserino schwere Nieberlagen. Im Frieden zu Zürich trat der Kaiser Franz Josef die Lombarbei an Napoleon ab; biefer überließ sie gegen Savoyen und Nizza an Sarbinien. Zu gleicher Zeit empörten sich die Staaten Parma, Mobena und Toskana. Dann machte der alte Ausstänbler Garibalbi mit 1000 Mann einen kühnen Zug nach Sizilien und nahm Palermo und Messina und setzte dann nach Neapel über und befreite auch bies. So war 1861 die Grünbung und Einigung des Königreiches Italien eine vollzogene Tatsache, Viktor Emanuel Ii. war der erste italienische König. Nur Rom fehlte noch; benn bies schützte Napoleon Iii. vor seinem Bunbesgenoffen. Im Norbosten behielt Österreich noch Venezien in seinen Hänben. Auch bies letzte italienische Besitztum ging den Habsburgern verloren, nämlich 1866 durch die Siege der preußischen Waffen bei Königgrätz usw. Bismarck hatte mit Italien ein Bünbnis geschlossen, um Österreich zur Teilung feiner Waffenmacht zu zwingen. Die Italiener unterlagen zwar zu Laube bei Knstozza und zu Wasser bei Lissa, ober Österreich trat Venezien an Napoleon ab, der es natürlich sofort an Italien gab. 1870 konnte Italien auch Rom besetzen, bet Napoleon feine Truppen von bort zurückziehen mußte. So war Italien befreit worben a) durch Frankreichs Kampf gegen Österreich (1859); b) durch Aufstäube in Mittel- und Sübitalien (1859—61); c) durch Preußens Krieg und Sieg über Österreich 1866; d) durch Deutschland Sieg über Napoleon 1870. Nicht durch eigne Kraft, fonbern durch frembe Helfer hatte, es feine Freiheit und Selbstänbigkeit gleichsam geschenkt erhalten. Österreich

5. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 144

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 144 — die inneren Schwierigkeiten, die sofort nach dem Kriege auf* tauchten und gebieterisch nach Lösung verlangten. Mit Recht hat Roosevelt als Präsident der Union einmal behauptet, der Staat sei am glücklichsten, dessen Nationalgefühl am mächtigsten entwickelt sei. Daher hat jeder Staat die dringliche Pflicht, in seiner Jugend und Bevölkerung den nationalen Sinn zu pflegen; denn er ist die festeste Bürgschaft für eine glückliche Zukunft. Aber in Österreich-Ungarn fehlt dieses starke nationale Gefühl, das alle Stämme und Schichten des Volkes in guten wie in bösen Tagen verbindet und die höchste Kraft- und Machtentfaltung ermöglicht und verbürgt. Öster-reich-Ungarn ist eben kein Nationalstaat wie Frankreich und Deutschland, sondern ein Nationalitäten- oder Völkerstaat wie Rußland; nur liegen im Habsburgerstaat die Verhältnisse noch weit ungünstiger als im Zarenreiche. Hier ist wenigstens ein herrschendes Volk, das großrussische, in stärke von rund 50 Millionen vorhanden und bildet das Rückgrat des gewaltigen Reiches. Dazu ist das Selbstherrscher-tum ein starker Kitt; ferner regt sich in vielen Völkerstämmen Rußlands noch kein zarenfeindliches Nationalbewußtsein. Das alles gewährleistet dem Zarenreiche noch einen längeren ungeschmälerten Bestand. Im habsburgischen Donaustaate aber streben alle Stämme nach größerer Selbständigkeit und gefährden dadurch den Staat aufs höchste. Die Ungarn, richtiger die Madjaren, die mongolisch-finnischen Abkömmlinge Arpads, sie suchten von jeher einen selbständigen Staat im Staate der Habsburger zu bilden und machten zu diesem Zwecke 1848 einen gefährlichen Aufstand, der nur mit Hilfe russischer Truppen niedergeworfen werden konnte. Seitdem hatte Habsburg Ungarn als österreichische Provinz verwaltet, aber schon während des Krieges von 1866 gärte es wieder stark in Ungarn. Deshalb ließ sich Beust 1867 zu einem Ausgleich mit Ungarn bewegen, um dies Land und seine Bewohner an das habsburgische Kaiserhaus zu fesseln. Österreich und Ungarn wurden selbständige Staaten und bildeten eine Personalunion, eine Herrschervereinigung, keine Staatenvereinigung mehr wie ehedem. Mit Recht taufte sich der also getrennte und gehälftete habsburgische Staat nun in „Österreichisch-Ungarische Monarchie" um. Zisleithanien (Österreich) und Transleithanien erhielten gesonderte Regierungen, Ministerien und Volksvertretungen (in Zis Reichsrat, in Trans Reichstag genannt). Gemeinsame Angelegenheiten beider Reichshälften sind Heer und Flotte (Wehrmacht), auswärtige Politik und Finanzen (Zollgesetze). Die gemeinsamen Angelegenheiten beraten und beschließen die Delegationen, die aus je 60 Mitgliedern beider Volksvertretungen bestehen. Um aber die Gleichberechtigung beider Reichshälften äußerlich zum Ausdruck zu bringen, tagen die Delegationen (Abordnungen) ab* wechselnd in Wien und Pest. Zu den gemeinsamen Ausgaben trug aber Ungarn nur 30 v. H-, zu der Verzinsung der Staatsschuld gar

6. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 148

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 148 — legt und die notwendige öffentlich-rechtliche und kulturliche Vorzugsstellung der deutschen Sprache verfassungsmäßig festgelegt würde. Dazu gehört auch die unbedingt deutsche Heeressprache und der pflichtgemäße Unterricht m Deutsch für alle Schulen und Klassen, damit alle Untertanen in die deutsche Staatssprache, die zugleich die Kultur-, Verkehrsund Handelssprache des Reiches bildet, eingeführt werden. Unter solchen Voraussetzungen und Bedingungen wäre es dann wünschenswert, daß das Bündnis zwischen Wien und Berlin zu einem dauernden Schutz- und Trutzbündnis auf verfassnngsmäßiger Grundlage erweitert würde. Denn Deutschland und Österreich-Ungarn haben die Aufgabe, dem allslawischen Vordringen des Zarenreiches Einhalt zu gebieten. Aus diesem Grunde war es ein Vorteil, daß Österreich 1879 Bosnien nebst der Herzegowina besetzen konnte. Durch sein Bündnis mit Deutschland gedeckt, vermochte es dem Zaren auf dem Balkan wirksam entgegenzutreten und die Unabhängigkeit der Balkanstaaten zu verbürgen. Da Rußland seit einem Jahrzehnt durch die asiatischen Fragen völlig in Anspruch genommen ward, so willigte es in Mürzsteg (1897) ein, den gegenwärtigen Zustand auf dem Balkan aufrecht zu erhalten. Doch kann das für die Habsburger nur ein vorläufiges Ziel sein, nicht das endliche und höchste. Deutschland und Österreich-Ungarn haben triftige Gründe, sich mit dem Sultan aufs engste zu verbinden. Dabei könnte der Sultan zugunsten Österreichs auf Albanien und Mazedonien verzichten, natürlich unter reichlicher Geldentschädigung. Dies wäre für das türkische Reich ein großer Vorteil; denn die wirtschaftliche und kulturliche Hebung Kleinasiens, Mesopotamiens und Syriens mit Palästina ist eine Hauptaufgabe und Hauptbedingung für die Zukunft des Osmanentnms. Art dieser Hebung und Erschließung würden sich Deutschland und Österreich in erheblichem Maße beteiligen. Italien, das ja als romanische Nation sich zu Frankreich hingezogen fühlt und wegen feiner Ansprüche auf Südtirol und Jstrieu sowie auf Albanien ein Feind Österreichs ist, bildet überhaupt keine Verstärkung des Bündnisses mehr und sollte sobald als möglich seinen Austritt vollziehen. Es ist doch nur ein Hemmnis der Einigkeit und Festigkeit des Bündnisses und mag mit andern seine Belange zu fördern suchen. Ist Italien aber ausgeschlossen aus dem „Dreibund", dann hat es volle Rücksicht auf das mächtigere Österreich-Ungarn zu nehmen und muß auch dem gefährlichen Treiben der „Jrredentisten", der allitalienischen Wühler, die österreichische Gebiete erstreben, Einhalt gebieten. Der neue Dreibund: „Deutschlaud-Habsburg-Türkei" bildete in weltpolitischer Hinsicht einen starken Schutzwall gegen die Übermacht Rußlands wie Albions im Bereiche Vorderasiens und des östlichen Mittelmeeres. Er wäre die Errichtung einer fast uuübersteiglichen Wehrmauer, die sich durch Mitteleuropa und Vorderasien bis an den

7. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 155

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 155 — ab, sofern diese sich nicht dazu verstehen wollten, nach Westen auszuweichen. _ . . Um Frankreich aus Nordamerika hinauszudrängen, hat England sich am siebenjährigen Kriege beteiligt. In Deutschland vornehmlich ward Englands Wunsch erfüllt. Der Pariser Friede brachte dem britischen Kolonialreiche die ungeheure Vergrößerung um das französische Kanada und Mississippiland. So groß die Freude darob in Britannien war, so herb sollte bald die Enttäuschung sein. Denn gerade diese außerordentliche Landvermehrung ward Englands Verhängnis. Die Furcht vor Frankreich hatte die britischen Kolonien auch wider ihren Willen fest ans Mutterland gekettet. Seit 1763 war dieser Bauu, der auf den britischen Kolonisten wie ein Alb gelastet hatte, gebrochen. Frei atmeten sie auf und frei wollten sie bleiben und freier werden, ganz frei, völlig unabhängig. Aber die Kriege hatten Englands Schulbenlast ungemein in die Höhe geschnellt. Darum sollten auch die Kolonien, um berentwillen sie geführt worben waren, zu ihrer Verzinsung und Tilgung beisteuern. Da aber stellte man in Nenenglanb den zünbenben Lehrsatz auf: „Keine Besteuerung ohne Vertretung im Parlament". Nach den Freibriefen (Chartern) sollten alle Kolonisten die Rechte und Freiheiten des englischen Bürgers behalten; demnach mußten auch die Kolonisten Vertreter ins britische Unter- und Oberhaus senden. Das aber war den Altengländern vollkommen zuwider. So lag genug Zündstoff vor. Er ward durch andre Umstände wesentlich vermehrt. In den Nordsiedelnngen regte sich trotz aller Verbote der Gewerbsleiß am stärksten. Sie fühlten deswegen auch den Druck am meistert, den das Mutterland auf die Kolonien ausübte; sie wollten nicht bloß willige Abnehmer gewerblicher Erzeugnisse aus England fein, benn sie vermochten biefe selbst herzustellen und billiger als das Mutterland zu liefern. Zwar hatte man von jeher in Nordamerika die englischen Gesetze, die den Kolonisten nachteilig waren, zu umgehen gesucht, doch gab es immer wieder Beamte, die ans Gewissenhaftigkeit auf deren buchstäbliche Beachtung drangen. So fehlte es niemals an Reibereien. Sie würden auch durch hochkirchliche Vertreter genährt, benen die Neuenglänber zu bemokratisch waren. Den Ausschlag aber gaben Steuersragen; beim auch die Norbamerikaner waren am Gelbbeutel am empsinblichstert. Nach dem siebenjährigen Kriege brauchte England Gelb dringlicher benn je und es mußte für die Tilgung der riefen-schnell angeschwollenen Staatsschuld sorgen. Um die Einnahmen zu erhöhen, verfügte die Regierung strengste Durchführung aller Hanbels-gesetze in Norbamerika. Da flammte der Haß der Nenengländer hoch empor. Man berief sich auf das Naturrecht und das Recht Gottes und erklärte: Jebes Gemeinwesen kann sich die Regierungsform geben, die ihm am besten scheint. Nientanb könne feines Eigentums beraubt

8. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 69

1908 - Leipzig : Wunderlich
69 — feine Sndankriege in Schulden gestürzt hatte, kaufte ihm England feine Kanal-Aktien für 80 Millionen ab (1875). Hiermit hatte es nun schon einen bedeutsamen, ja den entscheidenden Einfluß auf die Verwaltung des Kanals gewonnen. Doch war das nur ein kleiner Schritt zu dem Kiele, das einst Lord Palmerfton mit nackten Worten verkündet hatte: „Wird der Sneskanal gebaut, müssen wir Ägypten nehmen." Die Erwerbung von Zypern war ein zweiter Schritt nach Diesem Kiele hin. Da sich nun Frankreich 1881 Tunesiens bemächtigte so hatten die Engländer nun sehr große Eile, ihr ägyptisches Schäfchen ins Trockene zu bringen; der Kedive war mit femem Lande so m Schulden geraten, daß man 1878 einen englifch-franzvsifchen. Finanzausschuß einsetzen mußte, der die zerrütteten Finanzen Ägyptens bessern sollte. Ihm stand noch ein europäischer Gerichtshof zur Seite. Da der Finanzausschuß streng vorging, um die europäischen Gläubiger m befriedigen, entstanden Unruhen unter der ägyptischen Bevolkenmg. Hetzer riefen: „Ägypten den Ägyptern! Hinaus mit den Fremden, den Ungläubigen!" Insbesondere schürte der Kriegsminister (Arabi) diese Erregung. Infolgedessen erschien ein englifch-franzöfifches Geschwader vor Alexandrien (1881) und verlangte dessen Absetzung und Verbannung. Dieser aber fügte sich dem fremden Machtfprnche nicht. Es kam vielmehr zu einem Aufstande, wobei auch viele Europäer verwundet und getötet wurden. Da aber der Sultan für den Kriegsminister (Arabi), der die Ordnung rasch wieder hergestellt hatte, Partei ergriff, versagte Frankreich feine weitere Teilnahme. So stand England allein vor der ägyptischen Frage. ^ -.ooo Dies hatte es nur gewollt und begann (am 11. ^uli) 1882 Die Stadt Alexandrien zu beschießen, von der bald ein namhafter Teil m Schutt und Asche sank. Dann landete der englische Befehlshaber-Truppen, und der Kedive begab sich aus Furcht unter englischen Schutz. Die jedenfalls bestochenen ägyptischen Soldaten liefen auseinander, und England konnte Kairo besetzen. Den Mächten gegenüber erklärte es, es werde das Land räumen, sobald eine dauernde Ordnung und Sicherheit hergestellt fei. Frankreichs Ansprüche auf die Mitverwaltung wies es rundweq ab. So war das von Palmerfton gesteckte Ziel erreicht. Gibraltar, Malta, Zypern, Ägypten mit dem Sneskanal und Aden verbürgten ihm die offene Tür nach Indien. Der Kanal war nun keine Gefahr mehr, sondern ein Seeweg von höchstem Werte für die Handels- und vor allem die Kriegsflotte Britanniens. Indien war bedeutend näher an England gerückt und damit auch fester an das Mutterland geknüpft. Die Engländer brachten bald Ordnung in die zerrütteten Fiuauzverhältnifse des Landes, bauten Staudämme und Kanäle und förberteu in jeber Weise die Wohlfahrt des an sich fruchtbaren, aber.gänzlich vernachlässigten Laubes. Jeder muß nun zugeben, daß sich Ägyptens Wohlstand unter dem britischen

9. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 112

1910 - Leipzig : Wunderlich
112 Wilhelm Maurenbrecher. dem Kurfürsten mit der Möglichkeit, ihn wegen seiner notorischen Verrücktheit durch Familienratsbeschluß abzusetzen. Diese Aussicht schlug schneller durch als alle bisherigen Maßnahmen; der Kurfürst sah sich mit Absetzung bedroht, und da kroch er zu Kreuze. Trotz kleiner Schikanen, in denen sein Ärger sich Luft machte, gehorchte er; die alte Verfassung wurde wieder hergestellt und revidiert, um sie in Überein- stimmuug mit den Bundesgesetzen zu bringen. In Hessen hatte also Bismarcks schnelles und kräftiges Eingreifen das Recht des Landes und die öffentliche Ordnung wieder hergestellt, in derselben Zeit, in welcher die Liberalen in Preußen und in Deutschland von ihm sagten, er beabsichtige das Landesrecht in Preußen zu brechen und umzustürzen; und einen ähnlichen Ton schlug Bismarck damals auch in der schleswig-holsteinschen Frage an. Dagegen ging er in der polnischen Sache einen ganz anderen Weg. Während er von der Erkennt- nis aus, daß für Preußen die Auseinandersetzung mit Osterreich und der Ausschluß Österreichs aus Deutschland die Hauptaufgabe wäre, schon damals zu einem Schlage gegen Osterreich alles vorbereitete, politisch sowohl als diplomatisch, gewann er sich eine feste Rückendeckung an Rußland. Weit vorausschauende Gedanken beherrschten seinen Sinn. Der Bund mit Rußland war für ihn eine Voraussetzung für alle seine weiteren Unternehmungen. Anfangs 1863 war im russischen Polen ein Aufstand ausgebrochen, ähnlich wie 1830. Nationale Bestrebungen hatten sich dort geregt, die Flüchtigen hatten sich verschworen, sie agitierten darauf im Lande, und ein geheimer Ausschuß trat an die Spitze der Bewegung. Dieser Be- wegung galt es, Widerstand gegen die Rekrutenaushebung zu leisten, welche Kaiser Alexander für Januar 1863 angeordnet hatte. Und als damit Unruhe und Widersetzlichkeit begonnen hatten, so brach auch in demselben Monat der allgemeine Aufstand los, dessen Leitung Mieros- lawski als Diktator übernahm. Für Bismarck war in dem polnischen Aufstand schon bei der revolutionären Gefährdung der eigenen Grenz- bezirke die Interessengemeinschaft mit Rußland gegeben, deren be- sondere Betonung in Petersburg ihm zugleich die willkommene Ge- legenheit bot, die preußenfeindliche Partei am russischen Hofe matt- zusetzen. Sofort wurden vier Armeekorps an der Grenze in Kriegs- bereitfchaft gesetzt, ein eigenhändiges Schreiben des Königs durch General Gustav von Alvensleben als besonderen Gesandten dem Zaren Alexander überbracht und von Alvensleben am 8. Februar 1863 eine Militärkon- vention zur gegenseitigen Unterstützung abgeschlossen. Die Aufregung über diesen Schritt der preußischen Politik war groß. Man warf dem Minister vor, er gebrauche das preußische Heer als Scherge der Russen, er knechte sreie Völker, es hieß, die preußische Grenze stände dem russischen Heere offen. Frankreich und England erhoben großen Lärm, sie warnten Preußen und rieten von einer Unterstützung der Russen

10. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 128

1910 - Leipzig : Wunderlich
128 Otto Fürst v. Bismarck. Haft, daß wir die Errungenschaften des Feldzuges in ferneren Kriegen zu verteidigen haben würden, wie Friedrich der Große die Ergebnisse seiner beiden ersten schleichen Kriege in dem schärferen Feuer des Siebenjährigen. Daß ein französischer Krieg auf den österreichischen folgen werde, lag in der historischen Konsequenz, selbst dann, wenn wir dem Kaiser Napoleon die kleinen Spesen, die er für seine Neutralität von uns erwartete, hätten bewilligen können. Auch nach russischer Seite hin konnte man zweifeln, welche Wirkung eintreten werde, wenn man sich dort klar machte, welche Erstarkung für uns in der nationalen Ent- Wicklung Deutschlands lag. Wie sich die späteren Kriege um die Be- hauptung des Gewonnenen gestalten würden, war nicht vorauszusehen; in allen Fällen aber war es von hoher Wichtigkeit, ob die Stimmung, die wir bei unseren Gegnern hinterließen, unversöhnlich, die Wunden, die wir ihnen und ihrem Selbstgefühl geschlagen, unheilbar sein würden. In dieser Erwägung lag für mich ein politischer Grund, einen trinmphie- renden Einzug in Wien, nach Napoleonischer Art, eher zu verhüten als herbeizuführen. In Lagen, wie die uuferige damals war, ist es politisch geboten, sich nach einem Siege nicht zu fragen, wie viel man dem Gegner abdrücken kann, sondern nur zu erstreben, was politisches Bedürfnis ist. Die Verstimmung, die mein Verhalten mir in militärischen Kreisen ein-- trug, habe ich als die Wirkung einer militärischen Ressortpolitik be- trachtet, der ich den entscheidenden Einfluß auf die Staatspolitik und deren Zukunft nicht einräumen konnte. Iii. Als es darauf ankam, zu dem Telegramm Napoleons vom 4. Juli Stellung zu uehmeu, hatte der König die Friedensbedingungen so skizziert: Bundesreform unter preußischer Leitung, Erwerb Schleswig- Holsteins, Osterreichisch-Schlesiens, eines böhmischen Grenzstrichs, Ost- srieslands, Ersetzung der feindlichen Souveräne von Hannover, Kur- Hessen, Meiningen, Nassau durch ihre Thronfolger. Später traten andere Wünsche hervor, die teils in dem Könige selbst entstanden, teils durch äußere Einflüsse erzeugt waren. Der König wollte Teile von Sachsen, Hannover, Hessen annektieren, besonders aber Ansbach und Bayreuth wieder an sein Haus bringen. Seinem starken und berech- tigten Familiengesühl lag der Rückerwerb der fränkischen Fürstentümer nahe. Ich erinnere mich, auf einem der ersten Hofseste, denen ich in den dreißiger Jahren beiwohnte, einem Kostümballe bei dem damaligen Prinzen Wilhelm, diesen in der Tracht des Kurfürsten Friedrich I. ge- sehen zu haben. Die Wahl des Kostüms außerhalb der Richtung der übrigen war der Ausdruck des Familiengefühls, der Abstammung, und selten wird dieses Kostüm natürlicher und kleidsamer getragen worden sein als von dem damals etwa 37 Jahre alten Prinzen Wilhelm, dessen
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