— 142 —
Güter für verlustig erklärt und mußte alle Geschütze und Waffen abliefern. Bautzen übergab allein 150 Donnerbüchsen und Zittau 80 Wagen voll Waffen. Dazu verloren sie ihre Gerichtsbarkeit über das flache Land und damit ihr Handelsvorrecht, die Quelle ihres Reichtums. Zwar gewannen die größeren Städte ihre Rechte zum Teil wieder und auch die Güter kauften sie zurück, doch war die frühere Macht des Sechsstädtebundes gebrochen, obgleich er sich bis in unser Jahrhundert (1814) erhielt. Er bildete den einen Stand auf dem Landtage. Bei der Vereinigung mit Sachsen blieben die Lausitzen noch böhmische Lehen und der König von Böhmen behielt sogar das Heimfallsrecht, sobald der albertinische Mannesstamm aus-stürbe. So stand die Lausitz mit Sachsen nur in Personalunion, während die Lausitz ihre eigene Verfassung und ihre alten Rechte behielt. Erst seit der Einführung der Verfassung vom Jahre 1831 ist vieles im Lause der Zeit geändert worden; trotzdem besitzt noch heute die Lausitz ihre eigenen Provinziallandtage, aus denen der Standesherr auf Königsbrück den Vorsitz führt, eine eigene Landständische Bank zu Bautzen, einen Vierstädtebund und andere Eigentümlichkeiten.
Vi. Johann Georg Ii., Iii. und Iy. l. Johann Georg Ii. und seine Stellung zu den Reichsangelegenheiten.
Johann Georg I. hatte leider 1652 sein Land geteilt. Zwar erhielt der Kurprinz Johann Georg Ii. (1656—80) den Hauptteil, aber für feine jüngeren Söhne stiftete der Vater drei selbständige Fürstentümer unter der Hoheit des Kurfürsten. Es waren dies Sachsen-Weißenfels, welches Nordthüringen und Querfurt umfaßte und bis 1746 bestand, Sachsen-Merseburg, welches außer Merseburg noch die Niederlausitz umfaßte und bis 1738 sich erhielt, und Sachfen-Zeitz mit dem Neustädter und Vogtländischen Kreise, welches bis 1718 währte. Diese Erbteilung hatte mannigfache Streitigkeiten im Gefolge, welche freilich mit der Zeit geschlichtet wurden. Große Aufgaben stellte die Zeit an Johann Georg Ii., aber er war denen durchaus nicht gewachsen. Zuerst schloß er sich eng an das Kaiserhaus an und unterstützte es gegen die Franzosen und die Türken. Dann ließ er sich einmal von Frankreich bestechen, kämpfte aber im zweiten Raubkriege (1672—1679) wiederum gegen Frankreich. Nach dem Frieden von Nymwegen (1678) verband er sich mit dem Kaiser gegen den großen Kurfürsten von Brandenburg und zwang so diesen echt deutschen Helden mit, das eroberte schwedische Vorpommern wieder herauszugeben. Dann schloß er mit Ludwig Xiy. ein förmliches Bündnis. Diese Schaukelpolitik gereichte ihm nicht zum Segen.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Georg_Ii Johann Johann_Georg_Ii Johann Johann Johann_Georg_Ii Johann Johann_Georg_Ii Johann Ludwig_Xiy Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Bautzen Zittau Sachsen Sachsen Querfurt Sachsen-Merseburg Merseburg Niederlausitz Sachfen-Zeitz Frankreich Frankreich Brandenburg
— 171 —
keines Wortes würdigten. Vielmehr erhielt er die niederschmetternde Antwort, daß er russischer Gefangener sei und sich nach Berlin zu begeben habe.
9. Sachsens Teilung.
Sachsen ward zuerst von Rußland (Repnin), dann von Preußen verwaltet. Schwer hatte es in den Kriegen gelitten. Franzosen, Österreicher, Polen, Russen, namentlich die asiatischen Horden, die Kirgisen, Kosaken und Baschkiren, hatten das Land ausgesogen. Die Kassenscheine waren bis auf die Hälfte entwertet. Die fremde Regierung half, so gut sie konnte; aber doch mußte das erschöpfte Land noch 40000 Mann gegen Napoleon zusammenbringen, welche in Belgien und vor Mainz ehrenvoll stritten. Auf dem Wiener Kongreß wurde heftig über Sachsens künftiges Schicksal verhandelt. Endlich einigte man sich. Um Preußen für die an^ Rußland abgetretenen polnischen Gebiete zu entschädigen, ward Sachsen geteilt. 368 Geviertmeilen (20000 qkm) fielen als Herzogtum Sachsen an Preußen und der Neustüdter Kreis an Weimar, während der kleinere, aber dichter bevölkerte Teil dem König Friedrich August I. verblieb. Nach langem Zögern unterzeichnete dieser 1815 den ihn so tief schmerzenden Vertrag. Er trat dem Kriegsbunde gegen Napoleon, der die Insel Elba verlassen hatte, und dem neugegründeten Deutschen Bunde bei und kehrte in sein zerstückeltes Land zurück. Mit großer Freude ward er empfangen. Die Herzen aller treuen Untertanen fchlugen ihm in Liebe und Dankbarkeit entgegen.
10. Seine Letzten Lebens- und Regierungsjahre.
Friedrich August I. mischte sich nicht in die äußere Politik eiu, welche er ganz und gar der heiligen Allianz überließ. Es war natürlich, daß er sich nach außen möglichst abschloß und vornehmlich gegen Preußen eine tiefe Abneigung zeigte. Um fo rühriger ward gearbeitet, das Wohl des verkleinerten Landes zu heben. In der Verfassung und Verwaltung wurde nichts von Belang geändert; nur die meißnische Stiftsregierung verlor ihre Selbständigkeit, und die Oberlausitz nahm jetzt teil an dem erbländischen Landtage. Der zerrüttete Staatskredit wurde bald wieder hergestellt, trotzdem 1816—1817 eine große Teuerung das Land schwer schädigte. Das Heer wurde fortan nur aus Landeskindern gebildet; gleichwohl behielt man die Stellvertretung noch bei. Da Annaburg an Preußen gefallen war, gründete der König in Struppen eine Soldatenknaben-Erziehungsanstalt. Um die Offiziere genügend vorzubilden, ward die Militärakademie und für die Oberleitung der Generalstab gegründet. 1818 feierte der schwergeprüfte Greis sein 50 jähriges Herrscherjubelfest, das unter allen Wettinern nur noch Heinrich dem Erlauchten
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich August_I. Napoleon Friedrich August_I. Heinrich
— 106 —
Tyrannen!" und begannen mit dem Hinmorden von Russen, stürmten das Zeughaus und verteilten die Gewehre an die Polen. Die russischen Truppen mußten samt dem Statthalter aus Warschau flüchten, was die Polen in einen sinnlosen Freudentaumel versetzte. Sie rechneten auf den Beistand Frankreichs und Englands und forderten die Bewohner aller ehemals polnischen Gebiete zur Rückkehr in den polnischen Staatsverband und zum Kriege gegen Rußland auf. Dennoch versprach der Kaiser Nikolaus den Polen Verzeihung, wenn sie die Anstifter des Aufruhrs auslieferten und die gefangenen Russen auf freien Fuß setzten. Aber der polnische Reichstag erklärte 1831 das Haus Romanow des polnischen Thrones für verlustig, doch versäumte er, das polnische Heer rasch zu vermehren und in Litauen einfallen zu lassen. So blieben die Russen Sieger in der entscheidenden Schlacht bei Ostroleuka und nahmen Warschau wieder ein. Ein furchtbares Strafgericht verhängte der erzürnte Zar über Polen. Tausende wurden nach Sibirien verbannt, Tausende flüchteten ins Ausland. Mit ihren Gütern beschenkte der Zar Nikolaus I. (1825—55) seine Generale und Beamten. Schlimmer war noch die unerhörte Militär- und Polizeityrannei. Wer irgend eine Waffe verheimlichte, ward hingerichtet. Die Verfassung von 1815 ward aufgehoben und das „Kongreßpolen" (das vom Wiener Kongreß als Königreich Polen bezeichnete polnische Gebiet) in eine russische Provinz verwandelt. Die Polen steckte man in die entferntesten Regimenter am Kaukasus usw. Selbst die römische Kirche suchte nun der Zar durch die griechische zu verdrängen. Nichts ließ Nikolaus unversucht, um womöglich die Polen zu Russen nach Glauben, Sprache und Gesinnung zu machen. Es war vergebens. Aber auch ihr Aufstand vom Jahre 1848 war gleichfalls vergeblich.
Sein Nachfolger Alexander Ii. (1855—81) war wieder versöhnlicher und milder gestimmt. Doch wollten die Polen nichts von Versöhnung wissen. Da nun Napoleon Iii. den Oberitalienern zur Freiheit von der österreichischen Fremdherrschaft geholfen hatte, da erwachte auch in den Polen der Freiheitsdrang von neuem, namentlich in der katholischen Geistlichkeit, im Adel und im Bürgertum. 1863 machte sich die Gärung in einem Aufruhr Luft. Der „geheime Umsturzausschuß" erklärte sich als polnische Nationalregierung und rief einen gefährlichen Bandenkrieg ins Leben und wirkte wie ein Femgericht und trieb durch die „Hängegendarmen" Steuern ein. Doch blieb das Landvolk ruhig. Da auch Preußen unter Bismarck seine Ostgrenze absperrte und mit Rußland einen Vertrag zur Unterdrückung des Aufruhrs schloß, konnte Rußland den Aufstand bald unterdrücken und brauchte sich um die Drohungen Frankreichs, Englands und Österreichs nicht zu kümmern. Der katholischen Geistlichkeit ward eine sehr hohe Ausnahmesteuer (12 % vom Einkommen) auferlegt und außerdem
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Nikolaus Nikolaus Nikolaus_I. Nikolaus Alexander_Ii Alexander Napoleon
— 142 —
tonen einen harten, schweren Drnck ans und erstickte alle Freiheitsregungen. Erst 1848 hatte Rabetzky die Aufrührer bei Knstozza besiegt. Dazu kam, daß die katholische Geistlichkeit große Vorrechte genoß und zur Knechtung und Ausbeutung der Untertanen nicht wenig beitrug.
Da Sarbinien eine freie Staatsversassung besaß, die brücfenben Vorrechte der katholischen Geistlichkeit beschränkte, der Presse größere Freiheit gewährte, erblickten alle Italiener in Sarbinien ihr Staatsideal und riefen nach der Einigung und Befreiung Italiens unter der Führung des savoyischen Königshauses. Da nun Napoleon Iii. als Flüchtling in Italien geschworen hatte, für die Einigung und Befreiung Italiens zu wirken, erinnerten ihn feine ehemaligen ungestümen Freunbe durch einen Bombenanschlag auf sein Leben an seinen unbequemen Schwur. Dies veranlaßte ihn, mit Sarbinien ein Bünbnis Zu schließen. Beibe hörten jetzt ans einmal recht vernehmlich den „Schmerzensschrei", der aus dem „unerlöften" Italien zu ihnen, herüberklang. Da sie in ganz auffälliger Weise rüsteten, begann Österreich den Krieg (1859); aber sein Oberselbherr war ein Zauberer und erlitt bei Magenta und Solserino schwere Nieberlagen. Im Frieden zu Zürich trat der Kaiser Franz Josef die Lombarbei an Napoleon ab; biefer überließ sie gegen Savoyen und Nizza an Sarbinien. Zu gleicher Zeit empörten sich die Staaten Parma, Mobena und Toskana. Dann machte der alte Ausstänbler Garibalbi mit 1000 Mann einen kühnen Zug nach Sizilien und nahm Palermo und Messina und setzte dann nach Neapel über und befreite auch bies. So war 1861 die Grünbung und Einigung des Königreiches Italien eine vollzogene Tatsache, Viktor Emanuel Ii. war der erste italienische König. Nur Rom fehlte noch; benn bies schützte Napoleon Iii. vor seinem Bunbesgenoffen.
Im Norbosten behielt Österreich noch Venezien in seinen Hänben. Auch bies letzte italienische Besitztum ging den Habsburgern verloren, nämlich 1866 durch die Siege der preußischen Waffen bei Königgrätz usw. Bismarck hatte mit Italien ein Bünbnis geschlossen, um Österreich zur Teilung feiner Waffenmacht zu zwingen. Die Italiener unterlagen zwar zu Laube bei Knstozza und zu Wasser bei Lissa, ober Österreich trat Venezien an Napoleon ab, der es natürlich sofort an Italien gab. 1870 konnte Italien auch Rom besetzen, bet Napoleon feine Truppen von bort zurückziehen mußte. So war Italien befreit worben
a) durch Frankreichs Kampf gegen Österreich (1859);
b) durch Aufstäube in Mittel- und Sübitalien (1859—61);
c) durch Preußens Krieg und Sieg über Österreich 1866;
d) durch Deutschland Sieg über Napoleon 1870.
Nicht durch eigne Kraft, fonbern durch frembe Helfer hatte, es feine Freiheit und Selbstänbigkeit gleichsam geschenkt erhalten. Österreich
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land]]
Extrahierte Personennamen: Rabetzky Napoleon Franz_Josef Franz Napoleon Viktor_Emanuel_Ii Viktor Napoleon Bismarck Lissa Napoleon Napoleon Napoleon
— 144 —
die inneren Schwierigkeiten, die sofort nach dem Kriege auf* tauchten und gebieterisch nach Lösung verlangten.
Mit Recht hat Roosevelt als Präsident der Union einmal behauptet, der Staat sei am glücklichsten, dessen Nationalgefühl am mächtigsten entwickelt sei. Daher hat jeder Staat die dringliche Pflicht, in seiner Jugend und Bevölkerung den nationalen Sinn zu pflegen; denn er ist die festeste Bürgschaft für eine glückliche Zukunft. Aber in Österreich-Ungarn fehlt dieses starke nationale Gefühl, das alle Stämme und Schichten des Volkes in guten wie in bösen Tagen verbindet und die höchste Kraft- und Machtentfaltung ermöglicht und verbürgt. Öster-reich-Ungarn ist eben kein Nationalstaat wie Frankreich und Deutschland, sondern ein Nationalitäten- oder Völkerstaat wie Rußland; nur liegen im Habsburgerstaat die Verhältnisse noch weit ungünstiger als im Zarenreiche. Hier ist wenigstens ein herrschendes Volk, das großrussische, in stärke von rund 50 Millionen vorhanden und bildet das Rückgrat des gewaltigen Reiches. Dazu ist das Selbstherrscher-tum ein starker Kitt; ferner regt sich in vielen Völkerstämmen Rußlands noch kein zarenfeindliches Nationalbewußtsein. Das alles gewährleistet dem Zarenreiche noch einen längeren ungeschmälerten Bestand.
Im habsburgischen Donaustaate aber streben alle Stämme nach größerer Selbständigkeit und gefährden dadurch den Staat aufs höchste. Die Ungarn, richtiger die Madjaren, die mongolisch-finnischen Abkömmlinge Arpads, sie suchten von jeher einen selbständigen Staat im Staate der Habsburger zu bilden und machten zu diesem Zwecke 1848 einen gefährlichen Aufstand, der nur mit Hilfe russischer Truppen niedergeworfen werden konnte. Seitdem hatte Habsburg Ungarn als österreichische Provinz verwaltet, aber schon während des Krieges von 1866 gärte es wieder stark in Ungarn. Deshalb ließ sich Beust 1867 zu einem Ausgleich mit Ungarn bewegen, um dies Land und seine Bewohner an das habsburgische Kaiserhaus zu fesseln. Österreich und Ungarn wurden selbständige Staaten und bildeten eine Personalunion, eine Herrschervereinigung, keine Staatenvereinigung mehr wie ehedem. Mit Recht taufte sich der also getrennte und gehälftete habsburgische Staat nun in „Österreichisch-Ungarische Monarchie" um. Zisleithanien (Österreich) und Transleithanien erhielten gesonderte Regierungen, Ministerien und Volksvertretungen (in Zis Reichsrat, in Trans Reichstag genannt). Gemeinsame Angelegenheiten beider Reichshälften sind Heer und Flotte (Wehrmacht), auswärtige Politik und Finanzen (Zollgesetze). Die gemeinsamen Angelegenheiten beraten und beschließen die Delegationen, die aus je 60 Mitgliedern beider Volksvertretungen bestehen. Um aber die Gleichberechtigung beider Reichshälften äußerlich zum Ausdruck zu bringen, tagen die Delegationen (Abordnungen) ab* wechselnd in Wien und Pest. Zu den gemeinsamen Ausgaben trug aber Ungarn nur 30 v. H-, zu der Verzinsung der Staatsschuld gar
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Roosevelt
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Ungarn Habsburg_Ungarn Ungarn Ungarn Wien
— 148 —
legt und die notwendige öffentlich-rechtliche und kulturliche Vorzugsstellung der deutschen Sprache verfassungsmäßig festgelegt würde. Dazu gehört auch die unbedingt deutsche Heeressprache und der pflichtgemäße Unterricht m Deutsch für alle Schulen und Klassen, damit alle Untertanen in die deutsche Staatssprache, die zugleich die Kultur-, Verkehrsund Handelssprache des Reiches bildet, eingeführt werden.
Unter solchen Voraussetzungen und Bedingungen wäre es dann wünschenswert, daß das Bündnis zwischen Wien und Berlin zu einem dauernden Schutz- und Trutzbündnis auf verfassnngsmäßiger Grundlage erweitert würde. Denn Deutschland und Österreich-Ungarn haben die Aufgabe, dem allslawischen Vordringen des Zarenreiches Einhalt zu gebieten. Aus diesem Grunde war es ein Vorteil, daß Österreich 1879 Bosnien nebst der Herzegowina besetzen konnte. Durch sein Bündnis mit Deutschland gedeckt, vermochte es dem Zaren auf dem Balkan wirksam entgegenzutreten und die Unabhängigkeit der Balkanstaaten zu verbürgen. Da Rußland seit einem Jahrzehnt durch die asiatischen Fragen völlig in Anspruch genommen ward, so willigte es in Mürzsteg (1897) ein, den gegenwärtigen Zustand auf dem Balkan aufrecht zu erhalten.
Doch kann das für die Habsburger nur ein vorläufiges Ziel sein, nicht das endliche und höchste. Deutschland und Österreich-Ungarn haben triftige Gründe, sich mit dem Sultan aufs engste zu verbinden. Dabei könnte der Sultan zugunsten Österreichs auf Albanien und Mazedonien verzichten, natürlich unter reichlicher Geldentschädigung. Dies wäre für das türkische Reich ein großer Vorteil; denn die wirtschaftliche und kulturliche Hebung Kleinasiens, Mesopotamiens und Syriens mit Palästina ist eine Hauptaufgabe und Hauptbedingung für die Zukunft des Osmanentnms. Art dieser Hebung und Erschließung würden sich Deutschland und Österreich in erheblichem Maße beteiligen. Italien, das ja als romanische Nation sich zu Frankreich hingezogen fühlt und wegen feiner Ansprüche auf Südtirol und Jstrieu sowie auf Albanien ein Feind Österreichs ist, bildet überhaupt keine Verstärkung des Bündnisses mehr und sollte sobald als möglich seinen Austritt vollziehen. Es ist doch nur ein Hemmnis der Einigkeit und Festigkeit des Bündnisses und mag mit andern seine Belange zu fördern suchen. Ist Italien aber ausgeschlossen aus dem „Dreibund", dann hat es volle Rücksicht auf das mächtigere Österreich-Ungarn zu nehmen und muß auch dem gefährlichen Treiben der „Jrredentisten", der allitalienischen Wühler, die österreichische Gebiete erstreben, Einhalt gebieten.
Der neue Dreibund: „Deutschlaud-Habsburg-Türkei" bildete in weltpolitischer Hinsicht einen starken Schutzwall gegen die Übermacht Rußlands wie Albions im Bereiche Vorderasiens und des östlichen Mittelmeeres. Er wäre die Errichtung einer fast uuübersteiglichen Wehrmauer, die sich durch Mitteleuropa und Vorderasien bis an den
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Ortsnamen: Wien Berlin Deutschland Bosnien Deutschland Mürzsteg Deutschland Albanien Mazedonien Kleinasiens Mesopotamiens Syriens Deutschland Italien Albanien Italien Vorderasiens Mitteleuropa
— 155 —
ab, sofern diese sich nicht dazu verstehen wollten, nach Westen auszuweichen. _ . .
Um Frankreich aus Nordamerika hinauszudrängen, hat England sich am siebenjährigen Kriege beteiligt. In Deutschland vornehmlich ward Englands Wunsch erfüllt. Der Pariser Friede brachte dem britischen Kolonialreiche die ungeheure Vergrößerung um das französische Kanada und Mississippiland. So groß die Freude darob in Britannien war, so herb sollte bald die Enttäuschung sein. Denn gerade diese außerordentliche Landvermehrung ward Englands Verhängnis. Die Furcht vor Frankreich hatte die britischen Kolonien auch wider ihren Willen fest ans Mutterland gekettet. Seit 1763 war dieser Bauu, der auf den britischen Kolonisten wie ein Alb gelastet hatte, gebrochen. Frei atmeten sie auf und frei wollten sie bleiben und freier werden, ganz frei, völlig unabhängig. Aber die Kriege hatten Englands Schulbenlast ungemein in die Höhe geschnellt. Darum sollten auch die Kolonien, um berentwillen sie geführt worben waren, zu ihrer Verzinsung und Tilgung beisteuern. Da aber stellte man in Nenenglanb den zünbenben Lehrsatz auf: „Keine Besteuerung ohne Vertretung im Parlament". Nach den Freibriefen (Chartern) sollten alle Kolonisten die Rechte und Freiheiten des englischen Bürgers behalten; demnach mußten auch die Kolonisten Vertreter ins britische Unter- und Oberhaus senden. Das aber war den Altengländern vollkommen zuwider. So lag genug Zündstoff vor.
Er ward durch andre Umstände wesentlich vermehrt. In den Nordsiedelnngen regte sich trotz aller Verbote der Gewerbsleiß am stärksten. Sie fühlten deswegen auch den Druck am meistert, den das Mutterland auf die Kolonien ausübte; sie wollten nicht bloß willige Abnehmer gewerblicher Erzeugnisse aus England fein, benn sie vermochten biefe selbst herzustellen und billiger als das Mutterland zu liefern. Zwar hatte man von jeher in Nordamerika die englischen Gesetze, die den Kolonisten nachteilig waren, zu umgehen gesucht, doch gab es immer wieder Beamte, die ans Gewissenhaftigkeit auf deren buchstäbliche Beachtung drangen. So fehlte es niemals an Reibereien. Sie würden auch durch hochkirchliche Vertreter genährt, benen die Neuenglänber zu bemokratisch waren. Den Ausschlag aber gaben Steuersragen; beim auch die Norbamerikaner waren am Gelbbeutel am empsinblichstert. Nach dem siebenjährigen Kriege brauchte England Gelb dringlicher benn je und es mußte für die Tilgung der riefen-schnell angeschwollenen Staatsschuld sorgen. Um die Einnahmen zu erhöhen, verfügte die Regierung strengste Durchführung aller Hanbels-gesetze in Norbamerika. Da flammte der Haß der Nenengländer hoch empor. Man berief sich auf das Naturrecht und das Recht Gottes und erklärte: Jebes Gemeinwesen kann sich die Regierungsform geben, die ihm am besten scheint. Nientanb könne feines Eigentums beraubt
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Nordamerika England Deutschland Englands Kanada Britannien Englands Frankreich Englands Nordsiedelnngen England Nordamerika Gelbbeutel England Norbamerika Gottes
69 —
feine Sndankriege in Schulden gestürzt hatte, kaufte ihm England feine Kanal-Aktien für 80 Millionen ab (1875). Hiermit hatte es nun schon einen bedeutsamen, ja den entscheidenden Einfluß auf die Verwaltung des Kanals gewonnen. Doch war das nur ein kleiner Schritt zu dem Kiele, das einst Lord Palmerfton mit nackten Worten verkündet hatte: „Wird der Sneskanal gebaut, müssen wir Ägypten nehmen."
Die Erwerbung von Zypern war ein zweiter Schritt nach Diesem Kiele hin. Da sich nun Frankreich 1881 Tunesiens bemächtigte so hatten die Engländer nun sehr große Eile, ihr ägyptisches Schäfchen ins Trockene zu bringen; der Kedive war mit femem Lande so m Schulden geraten, daß man 1878 einen englifch-franzvsifchen. Finanzausschuß einsetzen mußte, der die zerrütteten Finanzen Ägyptens bessern sollte. Ihm stand noch ein europäischer Gerichtshof zur Seite. Da der Finanzausschuß streng vorging, um die europäischen Gläubiger m befriedigen, entstanden Unruhen unter der ägyptischen Bevolkenmg. Hetzer riefen: „Ägypten den Ägyptern! Hinaus mit den Fremden, den Ungläubigen!" Insbesondere schürte der Kriegsminister (Arabi) diese Erregung. Infolgedessen erschien ein englifch-franzöfifches Geschwader vor Alexandrien (1881) und verlangte dessen Absetzung und Verbannung. Dieser aber fügte sich dem fremden Machtfprnche nicht. Es kam vielmehr zu einem Aufstande, wobei auch viele Europäer verwundet und getötet wurden. Da aber der Sultan für den Kriegsminister (Arabi), der die Ordnung rasch wieder hergestellt hatte, Partei ergriff, versagte Frankreich feine weitere Teilnahme. So stand England
allein vor der ägyptischen Frage. ^ -.ooo
Dies hatte es nur gewollt und begann (am 11. ^uli) 1882 Die Stadt Alexandrien zu beschießen, von der bald ein namhafter Teil m Schutt und Asche sank. Dann landete der englische Befehlshaber-Truppen, und der Kedive begab sich aus Furcht unter englischen Schutz. Die jedenfalls bestochenen ägyptischen Soldaten liefen auseinander, und England konnte Kairo besetzen. Den Mächten gegenüber erklärte es, es werde das Land räumen, sobald eine dauernde Ordnung und Sicherheit hergestellt fei. Frankreichs Ansprüche auf die Mitverwaltung wies es rundweq ab. So war das von Palmerfton gesteckte Ziel erreicht. Gibraltar, Malta, Zypern, Ägypten mit dem Sneskanal und Aden verbürgten ihm die offene Tür nach Indien. Der Kanal war nun keine Gefahr mehr, sondern ein Seeweg von höchstem Werte für die Handels- und vor allem die Kriegsflotte Britanniens. Indien war bedeutend näher an England gerückt und damit auch fester an das Mutterland geknüpft. Die Engländer brachten bald Ordnung in die zerrütteten Fiuauzverhältnifse des Landes, bauten Staudämme und Kanäle und förberteu in jeber Weise die Wohlfahrt des an sich fruchtbaren, aber.gänzlich vernachlässigten Laubes. Jeder muß nun zugeben, daß sich Ägyptens Wohlstand unter dem britischen
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Palmerfton Ägyptens
Extrahierte Ortsnamen: England Zypern Frankreich Frankreich England England Kairo Frankreichs Malta Zypern Indien Britanniens Indien England
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Geschlecht (WdK): Jungen
112 Wilhelm Maurenbrecher.
dem Kurfürsten mit der Möglichkeit, ihn wegen seiner notorischen
Verrücktheit durch Familienratsbeschluß abzusetzen. Diese Aussicht
schlug schneller durch als alle bisherigen Maßnahmen; der Kurfürst
sah sich mit Absetzung bedroht, und da kroch er zu Kreuze. Trotz kleiner
Schikanen, in denen sein Ärger sich Luft machte, gehorchte er; die alte
Verfassung wurde wieder hergestellt und revidiert, um sie in Überein-
stimmuug mit den Bundesgesetzen zu bringen.
In Hessen hatte also Bismarcks schnelles und kräftiges Eingreifen
das Recht des Landes und die öffentliche Ordnung wieder hergestellt,
in derselben Zeit, in welcher die Liberalen in Preußen und in Deutschland
von ihm sagten, er beabsichtige das Landesrecht in Preußen zu brechen
und umzustürzen; und einen ähnlichen Ton schlug Bismarck damals
auch in der schleswig-holsteinschen Frage an. Dagegen ging er in der
polnischen Sache einen ganz anderen Weg. Während er von der Erkennt-
nis aus, daß für Preußen die Auseinandersetzung mit Osterreich und der
Ausschluß Österreichs aus Deutschland die Hauptaufgabe wäre, schon
damals zu einem Schlage gegen Osterreich alles vorbereitete, politisch
sowohl als diplomatisch, gewann er sich eine feste Rückendeckung an
Rußland. Weit vorausschauende Gedanken beherrschten seinen Sinn.
Der Bund mit Rußland war für ihn eine Voraussetzung für alle seine
weiteren Unternehmungen.
Anfangs 1863 war im russischen Polen ein Aufstand ausgebrochen,
ähnlich wie 1830. Nationale Bestrebungen hatten sich dort geregt, die
Flüchtigen hatten sich verschworen, sie agitierten darauf im Lande, und
ein geheimer Ausschuß trat an die Spitze der Bewegung. Dieser Be-
wegung galt es, Widerstand gegen die Rekrutenaushebung zu leisten,
welche Kaiser Alexander für Januar 1863 angeordnet hatte. Und als
damit Unruhe und Widersetzlichkeit begonnen hatten, so brach auch in
demselben Monat der allgemeine Aufstand los, dessen Leitung Mieros-
lawski als Diktator übernahm. Für Bismarck war in dem polnischen
Aufstand schon bei der revolutionären Gefährdung der eigenen Grenz-
bezirke die Interessengemeinschaft mit Rußland gegeben, deren be-
sondere Betonung in Petersburg ihm zugleich die willkommene Ge-
legenheit bot, die preußenfeindliche Partei am russischen Hofe matt-
zusetzen. Sofort wurden vier Armeekorps an der Grenze in Kriegs-
bereitfchaft gesetzt, ein eigenhändiges Schreiben des Königs durch General
Gustav von Alvensleben als besonderen Gesandten dem Zaren Alexander
überbracht und von Alvensleben am 8. Februar 1863 eine Militärkon-
vention zur gegenseitigen Unterstützung abgeschlossen.
Die Aufregung über diesen Schritt der preußischen Politik war groß.
Man warf dem Minister vor, er gebrauche das preußische Heer als Scherge
der Russen, er knechte sreie Völker, es hieß, die preußische Grenze stände
dem russischen Heere offen. Frankreich und England erhoben großen
Lärm, sie warnten Preußen und rieten von einer Unterstützung der Russen
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_Maurenbrecher Wilhelm Bismarck Alexander Alexander Gustav_von_Alvensleben Gustav Alexander Alexander Alvensleben
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Bismarcks Deutschland Osterreich Deutschland Osterreich Petersburg Frankreich England
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Geschlecht (WdK): Jungen
128 Otto Fürst v. Bismarck.
Haft, daß wir die Errungenschaften des Feldzuges in ferneren Kriegen
zu verteidigen haben würden, wie Friedrich der Große die Ergebnisse
seiner beiden ersten schleichen Kriege in dem schärferen Feuer des
Siebenjährigen. Daß ein französischer Krieg auf den österreichischen
folgen werde, lag in der historischen Konsequenz, selbst dann, wenn wir
dem Kaiser Napoleon die kleinen Spesen, die er für seine Neutralität
von uns erwartete, hätten bewilligen können. Auch nach russischer Seite
hin konnte man zweifeln, welche Wirkung eintreten werde, wenn man
sich dort klar machte, welche Erstarkung für uns in der nationalen Ent-
Wicklung Deutschlands lag. Wie sich die späteren Kriege um die Be-
hauptung des Gewonnenen gestalten würden, war nicht vorauszusehen;
in allen Fällen aber war es von hoher Wichtigkeit, ob die Stimmung,
die wir bei unseren Gegnern hinterließen, unversöhnlich, die Wunden,
die wir ihnen und ihrem Selbstgefühl geschlagen, unheilbar sein würden.
In dieser Erwägung lag für mich ein politischer Grund, einen trinmphie-
renden Einzug in Wien, nach Napoleonischer Art, eher zu verhüten als
herbeizuführen. In Lagen, wie die uuferige damals war, ist es politisch
geboten, sich nach einem Siege nicht zu fragen, wie viel man dem Gegner
abdrücken kann, sondern nur zu erstreben, was politisches Bedürfnis ist.
Die Verstimmung, die mein Verhalten mir in militärischen Kreisen ein--
trug, habe ich als die Wirkung einer militärischen Ressortpolitik be-
trachtet, der ich den entscheidenden Einfluß auf die Staatspolitik und
deren Zukunft nicht einräumen konnte.
Iii.
Als es darauf ankam, zu dem Telegramm Napoleons vom 4. Juli
Stellung zu uehmeu, hatte der König die Friedensbedingungen so
skizziert: Bundesreform unter preußischer Leitung, Erwerb Schleswig-
Holsteins, Osterreichisch-Schlesiens, eines böhmischen Grenzstrichs, Ost-
srieslands, Ersetzung der feindlichen Souveräne von Hannover, Kur-
Hessen, Meiningen, Nassau durch ihre Thronfolger. Später traten
andere Wünsche hervor, die teils in dem Könige selbst entstanden, teils
durch äußere Einflüsse erzeugt waren. Der König wollte Teile von
Sachsen, Hannover, Hessen annektieren, besonders aber Ansbach und
Bayreuth wieder an sein Haus bringen. Seinem starken und berech-
tigten Familiengesühl lag der Rückerwerb der fränkischen Fürstentümer
nahe.
Ich erinnere mich, auf einem der ersten Hofseste, denen ich in den
dreißiger Jahren beiwohnte, einem Kostümballe bei dem damaligen
Prinzen Wilhelm, diesen in der Tracht des Kurfürsten Friedrich I. ge-
sehen zu haben. Die Wahl des Kostüms außerhalb der Richtung der
übrigen war der Ausdruck des Familiengefühls, der Abstammung, und
selten wird dieses Kostüm natürlicher und kleidsamer getragen worden
sein als von dem damals etwa 37 Jahre alten Prinzen Wilhelm, dessen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Otto Bismarck Friedrich_der_Große Friedrich Napoleon Napoleons Wilhelm Friedrich_I. Wilhelm