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1. Königreich Sachsen - S. 134

1897 - Leipzig : Wunderlich
Elfte methodische Einheit. Die Verwaltung Sachsens. 3tfl: Wir reden heute davon, wie König Albert unser Vaterland ähnlich regiert, wie der Gemeindevorstand unser Dorf. Die Vorbereitung greift zurück auf das, was die Heimatskunde bot, reproduziert, klärt und ordnet — unter steter Beziehung auf konkrete Beispiele — den diesbezüglichen Stoff im Anschluß an drei Fragen. I. Frage: Was hat denn unser Gemeindevorstand zu thuu? 1. Er schützt Eigentum und Leben der Dorfbewohner und sorgt für Ruhe und Frieden. (Diebstahl, Betrng, Schlägereien, Zank und Streit auf den Gassen!) 2. Er sorgt dafür, daß die Wege und Straßen unseres Ortes in Ordnung sind. (Schmutz und Schnee. — Sandstreuen bei Glatteis. — Pflastern der Hauptstraßen. — Schleußenban.) 3. Er hält darauf, daß es in Kirche und Schule an nichts fehlt. (Nene Orgel in der Kirche. — Schulplatz mit Bäumen bepflanzt. — Karten und Bilder in der Schule.) 4. Er sorgt mit dafür, daß Kranke und Arme nicht verlassen sind. (Fortschaffen des kranken X. ins Leipziger Krankenhaus. — Armenhaus. —- Bescherung für Arme.) 5. Er sorgt dafür, daß die Leute, welche für unser Dorf arbeiten, ihren Lohn erhalten. (Maurer am Schulbau. — Lehrer.) Ii. Frage: Kann denn unser Gemeindevorstand dies alles allein machen? Nein! *) Dieses Gebiet gehört zu den schwierigsten, welche an die Kinder der Unter- stufe herantreten. Die Vorbereitung muß darum eine um so gründlichere sein. Die alten Vorstellungen, welche das Apperzeptionsmaterial für das neue, schwer- verständliche Material bilden, sind aufs sorgfältigste zu sammeln, zu klären und zu ordnen.

2. Teil 2 - S. 158

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 158 — Ii. Wie zeigt sich ihr Wasserreichtum? a. Von der Karte wird abgelesen: Die Landschaft ist reich an Flüssen. Besonders sind zwei Flüsse bemerkenswert: der Main und der Neckar. Der Main entspringt auf dem Fichtelgebirge und fließt in vielfach ge- wnndenem Lauf nach Westen zum Rhein. Er bildet drei nach Norden offene und vier nach Süden offene Flußbogen. (Anzeichnen!) Ihm strömen eine Menge Nebenflüsse zu, dereu Namen wir uns nicht merken wollen. — Der Neckar hat seine Quelle auf dem Schwarzwalde. Er bildet auf seinem Laufe einen nach Westen zu offenen Bogen und ergießt sich zuletzt in den Rhein. b. Vom Lehrer wird hinzugefügt: Und auch heilsames Wasser sprudelt hier aus der Erde. Bei Kissingen z. B. (Zeigen!) am Ab- hange des Rhöngebirges quillt Mineralwasser aus dem Boden. Nach Kissingen kommen daher jährlich viele Kranke, um Heilung oder Stärknng zu finden. Auch Fürst Bismarck, des deutschen Reiches erster Kanzler, und unsere Kaiserin mit ihren Prinzen haben den Badeort Kissingen schon aufgesucht. Zur sachlichen Besprechung: a. Woher kommt es wohl, daß der Main so viele Bogen macht? (Gebirge oder Anhöhen versperren ihm den Weg und zwingen ihn, von seinem Laufe abzuweichen — Einfluß des Spessarts z. B.) b. Warum heißt das Wasser, welches bei Kissingen aus der Erde quillt, Mineralwasser? c. Schildere das Leben in einem Badeorte! Iii. Wie tritt die Fruchtbarkeit dieser Landschaft zu Tage? Die Vermutungen der Schüler werden bestätigt und dann so zu- fammengefaßt: Die von uns betrachtete Landschaft ist ein Ackerbau-, Wein-, Obst- und Gemüseland. Hier wogen goldene Ähren auf frucht- barem Ackerboden. Hier gedeiht vorzüglicher Wein, besonders an den Ufern des Mains und des Neckars. Hier wächst allerlei zartes Gemüse in wohlgepflegten, sich weitausbreitenden Gärten. Hier breiten Obstbäume ihre Zweige aus, die im Frühlinge in herrlichem Blütenschmucke prangen und im Sommer oder Herbst mit köstlichen Früchten beladen sind. Hier gedeiht auch in sonnigen Gärten der Hopfen, dessen eiförmige, grüne Blüten zur Bereitung des Bieres dienen und ihm größere Haltbarkeit und würzigen Geschmack verleihen. Man zieht den Hopfen ähnlich wie den Weinstock an hohen Stangen und Pfählen. ) Schon aus dem Nameu vieler Ortschaften kann man einen Schluß auf die Verhältnisse im Rhöngebirge machen. Es seien hier nur die erwähnt, die Kutzen auf- führt: Schmalenau, Dürrfeld, Sparbrot, Wüstensachsen, Kaltennordheim, Rabenstein, Teufelsberg. — Ein Sprichwort heißt: „Ein Klingenberger Spatz kann nicht über den Main fliegen." (Aus Schwäche! — Hinweis auf die Armut der Spessartbewohner.)

3. Europa - S. 227

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 227 — a. Moskau liegt an einem Nebenflusse der Oka, an der Moskwa, * in einer weiten, hügeligen Ebene. Aus einem Meere von grünen und roten Dächern erheben sich die vergoldeten Kuppeln der Kirchen und des kaiserlichen Palastes, des Kremel, in dem einst Napoleon I. sein Quar- tier aufgeschlagen hatte. — Der Handel Moskaus umfaßt das ganze weite, russische Reich, ja, er geht darüber hinaus bis Leipzig, Hamburg, London, Paris und Marseille. Moskau besitzt gegen 400 Kirchen, 21 Klöster und zahlreiche Kapellen. Manche dieser heiligen Stätten genießen besondere Verehrung wegen der dort aufgestellten wundertätigen Heiligenbilder. Diese sind zu allen Stunden des Tages förmlich belagert. Oft stehen und knieen Menschen bis auf die Straße heraus. Zuweilen bewegen sich großartige Prozessionen durch die Stadt. Ein Reisender beschreibt uus eine solche: „Voran zogen gegen 100 Kirchenfahnen, mit heiligen Bildern be- malt und reich mit Gold und Silber bestickt. Dann folgten, von Priestern getragen oder auch von Dienern gefahren, große Leuchter, Kirchengeräte und Heiligenbilder, dann erschienen in endlosem Zuge Lehrer und Schüler der Seminarien, niedere Geistliche, Diakonen, Geistliche der Stadtkirchen und so immer im Range aufwärts, bis am Schlüsse der Bischof einher- schritt. Ein Priester trug ihm die Schleppe. Vor der Nikolauskapelle machte der Bischof Halt, kniete auf einem ihm vorgelegten Teppich nieder und küßte dann das aus der Kapelle herausgeholte Bild des heiligen Nikolaus. Dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung, gefolgt von einer vielköpfigen Menge. So zog die Prozession vom Kremel, dem Versammlungsorte, nach einer Kirche, die ein berühmtes Heiligenbild ihr eigen nennt. Dort wurde dann feierliche Messe (D. i. ?) gehalten." Eine Begegnung trauriger Art, die man aber in Moskaus Straßen oft hat, sind die Gefangenentransporte von 00, 80 und mehr Men- schen, die nach Sibirien wandern. (Lage!) Sie marschieren gewöhnlich in einem dicht geschlossenen Trupp, voran die Frauen und Kinder, denn die Familien folgen den Verurteilten oft freiwillig in die Verbannung. Viele der Unglücklichen gehen barfuß, einzelne sind gefesselt. Eine dichte Kette von Polizisten mit gezogenen Säbeln nmgiebt den Trupp. Hinter- her folgen 4 oder 5 kleine Wagen, auf denen die Habseligkeiten der Gefangenen liegen. Auf dem Bahnhofe werden die Gefangenen zunächst in einen Hof getrieben. Dort stehen Wagen bereit. Wenn diese Wagen die Gefangenen und ihre Habe aufgenommen haben, werden sie sorgfältig verschlossen, und fort geht es dann nach Osten bis Nischny-Nowgorod. Bon da aus wird die Reise auf der Wolga und Kama zu Schiffe weiter sortgesetzt. (Zeigen!) — Was haben wohl diese Leute verbrochen? Es sind meist Verbrecher der schlimmsten Art, die bei uus lebenslänglich Zuchthaus oder den Tod erhalten würden. In Rußland ist die Todes- strafe aufgehoben. An ihre Stelle tritt die Verbannung ins unwirtsame Sibirien. 15*

4. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 166

1907 - Leipzig : Wunderlich
t — 166 — 4. Seine Fürsorge für Bildung und Gesundheitspflege. Neben den Erwerbszweigen ward auch viel für Bildung und Gesundheitspflege getan. Die neue Schulordnung vom Jahre 1773 regelte den Schulbesuch und den Unterricht. Die Volksschulen vermehrten sich nicht bloß, sondern verbesserten sich auch. Es entstanden auch Bürgerschulen, weswegen die alten Lateinschulen an Bedeutung verloren. Die erste war die zu Neustadt-Dresden. In Leipzig öffnete die Ratssreischule den Armen ihre Pforten, während 1804 eine höhere Bürgerschule ins Leben gerufen ward. Eine bessere Vorbildung der Lehrer war somit notwendig. Ostern 1787 wurde das erste Seminar zu Friedrichstadt-Dresden errichtet, dem bald andere zu Weißenfels, Freiberg und Bautzen folgten. Daneben wurde auch für die Universität gesorgt, die eine Sternwarte und eine Klinik erhielt; die Taubstummen erhielten in Leipzig eine Bildungsanstalt, die erste in Deutschland. So nahm die Volksbildung einen gesegneten Fortgang. Der Gesundheitspflege dienten namentlich Anstalten für Geisteskranke und Gebrechliche. Man hatte endlich erkannt, daß Geisteskranke nicht als Besessene und Verbrecher, sondern als wirklich Kranke und Leidende zu betrachten und zu behandeln seien. In Bräunsdorf ward eine Waisenerziehungsanstalt errichtet, so daß die verlassenen Waisen nicht mehr geistig und körperlich zu verkommen brauchten. Die Armenpflege ward 1772 neu geregelt und den Gemeinden überwiesen. Die gesamte Gesundheitspflege überwachte das Sanitätskolleg. Am Anfange des neuen Jahrhunderts kam dann die Schutzpockenimpfung auf. Von England, wo sie Jenner zuerst anwandte, ward sie nach Sachsen verpflanzt und von den Behörden angelegentlich empfohlen. Die Pocken oder Blattern bildeten früher eine gefürchtete Seuche, welcher selbst viele Fürsten, darunter auch mehrere Wettiner (Friedrich Christian, Johann Georg Iii.), erlegen waren. Nicht minder segensreich war die Einführung der Blitzableiter, die der Amerikaner Benjamin Franklin erfunden hatte. So ward die Wohlfahrt des Volkes auf mannigfache Weise gefördert. Friedrich August Iii. brauchte nicht wie seinerzeit Vater August seinem Volke die Wohltaten aufzuzwingen, meistens nahm es diese mit Freuden auf und führte selbst Fortschritte herbei, so daß der Kurfürst nur zu unterstützen brauchte. Es zeigte sich eben überall ein neuer Schaffensgeist, ein gewaltiger Erfindungstrieb und Verbesserungssinn. Das Volk brachte selbst Männer hervor, welche auf allen Gebieten der Kunst und Wissenschaft, sowie des Handwerks und der Industrie, des Handels und Verkehrs, der Gesundheitspflege und Bildung neue Fortschritte einleiteten.

5. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 117

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 117 — lich, bis sie schließlich nur noch ganz selten stattfanden. Lateinische Gesänge hörte man noch lange Zeit erschallen und man las sogar die biblischen Abschnitte zuerst lateinisch vor, um sie dann deutsch zu wiederholen. Wie in Kursachsen drangen auch im albertinischen Sachsen die Kirchenbesichtiger darauf, Schulen für Mägdlein und Knäblein zu gründen, wie z. B. in Dresden. Freilich gab es auch treue Anhänger der alten Kirche, die im geheimen sich erbauten. Daher verbot der Rat zu Dresden die geheimen Zusammenkünfte alter papiftifcher Weiber vor dem Pförtchen und gab allen die Weisung, entweder davon zu lassen oder das Weichbild der Stadt zu verlassen. Freilich blieben die vornehmsten Stände vielfach katholisch. So war in kurzer Zeit ohne Zwang und Gewalt das Herzogtum Sachsen für die Reformation gewonnen. Die Klöster wurden eingezogen, ihre Güter entweder an Edelleute oder Städte veräußert oder zur fürstlichen Kammer geschlagen oder für Kirchen- und Schulzwecke verwendet, obgleich darob die erzürnten Bischöfe von Meißen und Merseburg den Herzog beim Kaiser verklagten. Lange genoß allerdings Heinrich die Segnungen der Neuerungen nicht, denn schon im Jahre 1541 rief ihn der Tod ab. 2. Moritz als Herzog von Sachsen. Schon frühzeitig zeigte Moritz (1541—1553), der älteste Sohn Heinrichs, große Geistesgaben und einen hellen Verstand. Während seiner Jugendzeit hielt er sich meistens an den Höfen seiner Verwandten auf. Johann Friedrich der Großmütige, sein Vetter, gewann den klugen Prinzen so lieb, daß er ihn wie sein eigenes Kind hielt. An dem Hose zu Witteuberg lernte Moritz die Reformatoren kennen und ward durch sie sür die neue Lehre gewonnen. Doch durchschaute Luther den hochfliegenden Prinzen ganz richtig, denn als ihn einst Johann Friedrich um diesen fragte, sprach er mit Seherblick: „Sehet wohl zu, gnädiger Herr, daß Ihr Euch in ihm nicht einen jungen Löwen erzieht!" „Nun, ich hoffe das Beste," antwortete der Kurfürst in seiner Gutmütigkeit und ahnte nicht, daß ihm derselbe Moritz sein Land und seinen Kurhut rauben sollte. Da sich Moritz mit einer Tochter Philipps von Hessen vermählte, so waren alle gewiß, daß auch Moritz ein treuer Anhänger der evangelischen Kirche sein würde. Bei seinem Regierungsantritte gelobte er auch, wie er es seinem Vater versprochen hatte, die evangelische Lehre in seinem Lande zu erhalten, und später verhieß er, ihr Hilfe zu leisten, wenn sie bedroht würde. Doch trat er dem Schmalkaldischen Bunde zunächst nicht bei. Für die Bildung sorgte er, indem er manche der aufgehobenen Klöster in Schulen verwandelte; fo entstanden z. B. die Landes- und Fürstenschulen Meißen, Psorta und Grimma. Noch heute nehmen die Fürstenschulen zu Grimma und Meißen eine geachtete Stellung unter den

6. Das Deutsche Reich - S. 240

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 240 — aber dazu, daß Messen für sein Seelenheil gelesen werden sollten. Der Geistliche versprach feierlich, diese Wünsche zu erfüllen. Bald darauf starb Dietbold reumütig; seiu alter Diener trat in das Kloster, dem der Priester angehörte. An der Stelle, an der sonst das Haus des Reichen stand, ward ein neues, stattliches Gebäude errichtet und über der Tür das Stand- bild eines Greises angebracht, der znr Erinnerung an das Schicksal Dietbolds in der Rechten einen Krebs hielt. Dieses Denkmal befand sich bis zum Jahre 1817 in einer Spitzbogennische des ehemaligen Nesselroder Hofes auf der Brückenstraße. Seit jener Zeit kam es weg, weil es ganz verwittert war. Jetzt befindet es sich in dem sogenannten Wallrasfiannm zu Köln. Nach Pfeil. s. Der Schelm von Bergen. Auf dem Römer zu Frankfurt am Main war Maskenball; er galt der Krönungsfeier Karls des Großen. — Hierzu waren in dem glänzend erhellten Saale viele Fürsten und Ritter versammelt in ihren Prachtgewändern und in den verschiedensten Masken. Natürlich hatten auch die Frauen und Edelsräuleiu es nicht fehlen lassen, das Fest des Kaisers durch Gold und Geschmeide zu ver- herrlichen. Uud wie es bei einer solchen Veranlassung bei Musik und Tanz in der Ordnung war, pulsierte in allen Teilnehmern ein freudig bewegtes Lebeu. Doch ueiu, uicht in allen! Ein Gast, den niemand kannte, machte eine Ausnahme. Zwar war fein Benehmen, sein Anstand tadellos, er selbst war ein schön gewachsener, hoher, stattlicher Mann, aber seine Trauerkleidung — er trug ein schwarzes Ritterkleid ohne alle Abzeichen, an denen man ihn hätte erkennen können — paßte offenbar nicht in diesen heitern, glänzenden Kreis von Fürsten, Rittern und Edel- sraueu, die mit ihrem Herrn und Kaiser eiu fröhliches Fest begingen. Natürlich war der fremde Gast für alle, insbesondere für die Damen, ein Stück der Neugierde, und als er gar stolzen Schrittes auf die Kaiserin zuging, bescheiden ein Knie vor ihr beugte und sie um die Ehre eines Tanzes bat, da steckten alle ihre Köpfe zusammen und harreten, was wohl die Frau Kaiserin sagen und tun würde. Die Kaiserin stieg lächelnd von ihrem erhöhten Sitze, reichte dem Unbekannten freundlich die Hand und flog dann leichten und zierlichen Schwunges mit ihm die langen Reihen im Saale dahin — sie entsann sich nicht, jemals mit einem besseren, gewandteren Tänzer getanzt zu haben. Sie entsaun sich aber auch uicht, jemals anmutiger, angenehmer unterhalten worden zu sein, als sie von dem Unbekannten während und nach dem Tanze unterhalten wurde; er wußte so leicht und ungezwungen und dennoch so achtungsvoll mit ihr zu sprechen, daß sie unwillkürlich einen Vergleich mit ihm und denen, die bis dahin mit ihr in Berührung gekommen waren, in Gedanken anstellte, der offenbar zu seinen Gunsten

7. Theorie und Praxis der Heimatkunde - S. 112

1905 - Leipzig : Wunderlich
112 Nur der Ankauf von Schnaps ist streng untersagt. Diejenigen, welche auswärts arbeiten, erhalten täglich einen kleinen Betrag von ihrem Ar- beitsverdienste, der Rest wird der Heimatgemeinde überwiesen. Neben der Küche befindet sich der Waschraum. Riesige Wannen zeugen von der großen Menge Wäsche, welche die jungen, kräftigen Mädchen und Frauen der Anstalt hier zu bewältigen haben. Im Reinigungsraume sehen wir kleine hölzerne Eimer, in denen sich die Häuslinge waschen. Jeder hat sein Handtuch und sein Stück Seife unter Verschluß. Eine Badewanne verrät, daß bisweilen auch gründliche Wäschen vorgenommen werden. Dies geschieht zunächst bei den Neueingelieferten und von Zeit zu Zeit bei allen Häuslingen. Wir steigen eine Treppe hinauf. Unser Führer geleitet uns in eine der Männerstuben. An langen Tafeln sitzen solche Leute, die zu andern Arbeiten unfähig sind, und schleißen Federn. Die jungen Männer sind in Steinbrüchen, Kiesgruben und landwirtschaftlichen Betrieben tätig. In einem Stübchen arbeitet ein Schuhmacher. Er ist der einzige Hand- werker der Anstalt, während früher die verschiedenartigsten Gewerbe be- trieben wurden. Die Schlafräume gewähren einen freundlichen Eindruck. In langen Reihen stehen die eisernen Bettstellen. An Stelle des Deckbettes werden Decken verwendet. Der Häusling muß sein Bett selbst ordnen. Die Glocke weckt im Sommer früh um fünf und im Winter um sechs Uhr zum Ausstehen. Abends ein halb neun wird das Bett wieder aus- gesucht. In: andern Flügel der Anstalt sind oben die Frauenstuben und unten die Krankenzimmer für die Männer. Die Frauen beschäftigen sich eben- falls mit Federnschleißen oder mit Stricken und Ausbessern, soweit sie nicht zu häuslichen Arbeiten oder zur Krankenpflege verwendet werden. In den Krankenzimmern sehen wir meist altersschwache Greise. Einige liegen im Bett) andere sitzen am Fenster. Einer verzehrt mit gutem Appetite sein eingebrocktes Brot/ ein anderer stemmt den Kopf in die Hände und zeigt keinerlei Teilnahme für seine Umgebung) er ist halb blind und taub. Ein junger Mensch starrt uns unverwandt an) er ist blödsinnig. Im dritten Gebäude erwartet uns in der Hauptsache dasselbe Bild. Hier sind die kranken und siechen Frauen untergebracht worden) meist sind es altersgraue Mütterchen, gebeugt von der Last der Jahre. Der Anstaltsarzt behandelt die Kranken, und der Anstaltsgeistliche spricht ihnen Trost zu. Wir werfen noch einen Blick in die kleine Kapelle, in der jeden Sonn- und Festtag Gottesdienst abgehalten wird. Niemand ist zur Teilnahme gezwungen, und doch ist der Besuch meist gut. Ein an den Beinen ge- lähmter junger Mensch wird herzugefahren. Ein Halbblinder wird her- geführt. Während der Predigt hält ein Zuhörer ein Rohr an das Ohr) denn ohne dieses Hilfsmittel versteht er nichts. Auch eine Taubstumme sitzt da. Mit gespannter Aufmerksamkeit liest sie die Worte von den Lippen des Predigers.

8. Die Heimatkunde als Grundlage für den Unterricht in den Realien auf allen Klassenstufen - S. 81

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 81 — sahen wir das Hauptbassin der Wasserleitung. Es werden nun noch die bekannten Straßen, Plätze, Bahnlinien dieses Stadtteils genannt. Zusammenfassung: 1. Lage. 2. Öffentliche Anstalten. 3. Straßen und Plätze. Darbietung: A. Spaziergang. Auf der Feldstraße sahen wir das Hospital, Lazarett, Stadt- krankenhans, auf der Zschopauer Straße die Kaserne, auf dem Bernsbach- platze die 3. Bezirksschule, auf der Reitbahnstraße das Realgymnasium, auf der Sedanstraße die Webschule, an der Annaberger Straße die Kunsthütte. Wir besuchten noch den Rosenplatz, Stadtpark; auf dem Wege dahin sahen wir den Eisenbahnviadukt der Zwickauer Bahnlinie. B. Besprechung. 1. Lage. Wo liegt dieser Stadtteil von unserer Schule aus? — von der inneren Stadt aus? Zeige mit der Hand nach dieser Gegend! Gib den Weg von unserer Schule aus dahin an! Zeige den Stadtteil aus der Karte! Gib die Grenzen an! Die südliche Vorstadt grenzt im 80. an Bernsdorf, im No. an die Zschopauer Straße, im Sw. an die Stollberger Straße, im Nw. au die innere Stadt. Zeichnen. 2. Öffentliche Gebäude und Anstalten. Im Stadtkrankenhause werden die Kranken von Ärzten behandelt, von Wärterinnen gepflegt. Diese Anstalt ist eine große Wohltat, besonders für Kranke, die zu Hause keine Verpflegung haben können. Hier bekommen sie auch Arzneien, Bäder, Massage usw. Die Gene- senden sinden Erquickung und Stärkung in dem parkähnlichen Garten. Schenkungen ans Krankenhaus vou E. M. Müller, Stadtältester in Ch., ca. 16000 M., von Zschörner 8000 M. usw. Das Lazarett ist das Krankenhaus für die Soldaten. Die kranken Soldaten erhalten hier unentgeltlich Heilung durch die Militärärzte und Pflege durch die Lazarettgehilfen. Diese Anstalt ist daher wie jene eine Wohl- tätigkeitsanstalt. Das Hospital zu St. Georg ist ein großes Gebäude mit vielen kleineren Wohnungen, vom hiesigen Stadtrat erbaut. Alte Leute finden hier Wohnung, Kleidung, Nahrung und Pflege. Urteil? Wohltat. Durch Schenkungen und Stiftungen (Leonhardt 150 000 M., Zipper, Hübner, Hartmann) hat sich diese Anstalt vergrößert, so daß viele alte Leute diese Wohltat genießen können. Urteil über die Gründer und Geber? — edle Menschen, die zum Wohle der Mit- menschen wirken und schaffen. Ebert hat dem Waisenhause 60 000 M. vermacht, so daß die Zinsen alljährlich für würdige Waisenkinder in der Sparkasse zu Ch. angelegt werden. Auf der Altchemnitzer Straße sind aus der Kränkelstiftung (300 000 M.) Gebäude errichtet worden, wo arme Leute (die mit vielen Kindern bevorzugt) für weniges Geld Prüll, Die Heimatkunde. 4. Aufl. G

9. Die Heimatkunde als Grundlage für den Unterricht in den Realien auf allen Klassenstufen - S. 82

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 82 — schöne, geräumige und luftige Wohnungen erhalten. Diese Wohl- tätigkeitsanstalten werden auf dem Stadtplane aufgesucht und in die Wandtafelzeichnung eingetragen. Auch die Kaserne zeichnen wir ein und besprechen sie ganz kurz nach Ausdehnung und Zweck; da sie später in einer besonderen Lektion behandelt wird. 3. Bezirksschule ist eine Volksschule; denn sie unterrichtet schul- Pflichtige Kinder vom 6.—14. Jahre in acht aufsteigenden Klafsen- stufen. Gefahren, die aus dem Zusammenleben so vieler Schüler erwachsen? — Zank, Schlägerei, Unruhen usw. Bedürfnisse? Vor- schristen? (Schulordnung — konkret.) Von wem? — Wozu? — Ordnung, Ruhe. — Wer überwacht die Ausführung dieser Schul- gefetze? Folge? Erziehung zur Verträglichkeit, Reinlichkeit, Pünkt- lichkeit, Aufmerksamkeit — Aneignung von Fertigkeiten im Schreiben, Lesen, Rechnen, Zeichnen, Turnen und Kenntnissen (in Religion, Ge- schichte, Geographie und Naturkunde). Das Realgymnasium ist eine höhere Schule, wo Knaben und Jünglinge in der Regel vom 10.—20. Lebens- jahre vorzugsweise in fremden Sprachen, mathematischen Fächern, Naturwissenschaften usw. unterrichtet und für höhere Ämter (im Bau-, Steuer-, Postfach usw.) vorbereitet werden. Esche-Stiftung. (Siehe in den geschichtlichen Einzelbildern!) Caspari-Stistung vom Lehrer- kollegium zu Ehren des früheren Direktors Caspari gegründet zur Unterstützung von Schülern. Bürgermeister Müller-Stiftung von Bürgern gegründet, um unbemittelten Söhnen von städtischen Unter- beamten eine höhere Bildung zu ermöglichen. Die Webschule ist eine Fachschule. Hier lernen Jünglinge, die sich besonders im Webfache ausbilden wollen, das Zeichnen von Webmustern, die höhere Kunst des Webens. Sie weben Buchstaben, Blumen und sinnige Figuren in die Webstoffe. Das städtische Versorghaus zu Gernsdorf ist Besserungsanstalt. Hier werden Kinder vom 6.—14. Lebensjahre untergebracht, die sich strafbarer Handlungen schuldig gemacht und durch ihr schlechtes Verhalten allgemeines Ärgernis gegeben haben, damit ihre völlige sittliche Verwahrlosung verhütet werde. Nachweis, daß alle diese Schulanstalten der Erziehung und Bildung der Meuschen dienen. Sie sind daher Bildungsanstalten. Johanniskirche: Zweck des Gottesdienstes, des Kindergottesdienstes, der kirchlichen Unterredungen? Veredlung und Bildung der Menschen (konkret). Zeichnen. (Geschichtliches in Einzelbildern.) Die Kinder- bewahranstalten sind für Kinder vorschulpflichtigen Alters errichtet, deren Eltern ihrem täglichen Broterwerb den Tag über außer dem Hause nachgehen. Gefahren für solche Kinder? Aufgabe dieser Anstalt? Urteil? Wohltat, Segen, Bildungsanstalt. Krippen beherbergen kleinere, der Wartung bedürftige Kinder. 3. Öffentliche Plätze. Der Rosenplatz, der alte Friedhof und der Stadtpark sind mit

10. Urzeit und Mittelalter - S. 93

1896 - Leipzig : Wunderlich
Üüföndje, weldje die ®efd)id)te nuffdjrieben und un§ baburd) die iiuitbe beffert, wa§ bamat§ gefcfja^, erhielten, ©o tjat ba§ ßfjriftentum audj die ©Übung unferes $olfe§ geförbert. 5. Otücffelicf auf bas <?!foficrttjcfem a. Urjprung be§ ®lofterwefen§. 3(uf gute Sberfe gelten frül)geitig die Triften grofje ©tütfe. ©o galt befonbers ba§ gaften un^ ba§ freiwillige Strntfein, die Sda^ingabe alle§ 9teid)tum§ an die Sinnen, al§ berbienftlid). ?lnbere (£()riften bagegen glaubten, e§ wäre ein gott= wohlgefälliges 2$erf, wenn sie der 2belt und ifjrer Suft entflögen, wenn sie ficf> in die ©infamfeit, in £)öl)len und Sßüften guritdgügen und den S?erfe^r mit den 99?enfcljen entweber für eine beftimmte ,Qeit °^er für§ gange Seben bermieben. 33efonber§ in den ßeiten der üftot und der $er= folgung gab e§ biele, die in der Sbüfte und an andern einfamen Orten, jo g. S. and) auf alleinfteljenben Räumen ober (Säulen, bei geringer ßoft, unter 53eten und haften lebten, wie 5. 33. ^3aul von Sieben und 9lntoniu§ in 9lgt)pten. Sü?an nannte biefe Seute (£nt§altfame (9l§feten) ober ©infiebter ober üöwncfje, b. I). 5weinlebenbe. ©eit der 3eit bes $acf)omiu§, nämlicf) um ba§ $al)r 400 n. ©fjr., bauten mehrere ©infiebler i^re Jütten nalje an einanber. 3§re 2öol)= nun gen t)ie^en ßlöfter, b. f). abgefdjloffene, abgefonberte Drte, (von claust= rum, abgefdjloffener Ort). 3lud) die grauen wibmeten fict) biefem ein= famen und entljaltfamen £eben. 9ftan nannte sie Tonnen. $ebe§ Sdiöndjsflofter erhielt einen Ssorfte§er, melden man Später ober 9lbt (von abba = Ssater) nannte, jebes üftonnenüofter bagegen eine $8orfte§erin ober 9(btiffin. ^n Slgtypten l)at fid) guerft ba§ Sdjöncpwefen ausgebilbet. ?lnto= niu§, der von feinem 18. Seben§ja|re an nod) 88 !3°f)re lang allein in der Sbüfte lebte, ist der Ssater be§ Sdcöndjtums geworben, wie fein Spüler ^ßad)omiu§ der Stifter be§ Slofterlebens, ba er guerft die Ü0?öndje in ßlöftern bereinigte und it)nen S3orfd)riften erteilte. Söon $gt)pten au§ Verbreitete fid) ba§ 9ftöncf)§= und Stlofterwefen nad) bent 51benblanbe. Sbefonbers in Italien fanb e§ früljgeitig eine ^eimfteitte. Sbenebift von 9turfia, meldjer 544 n. Gljr. ftarb, gab i§m eine befonbere ©eftalt. lieber Üdiönd) mufjte von nun an leb enslän gltd) im ®lofter leben und ba§ breifad)e ©elübbe der Slrmut, der ®eu5d)heit und be§ unbebingten ©eljorfants ablegen. <St. ©allu§, weldjer in der heutigen (Scljweig wirfte, grünbete ein berütjmtes S’lofter, weld)e§ nad) if)m benannt würde. Sind) Ssonifatius war ein greunb be§ fölofterwefeits und grünbete mehrere Shöfter, fo in 9imöneburg, Dljrbruf und in gulba, und baburc^ ist er and) der ©rünber be§ beutfe^eu ^lofterwefen§ geworben. 2sie @t. ©allu§ richtete aud) Sbinfrieb feine fö'löfter genau ein, wie e§ Senebift berlangt l)atte, weswegen man biefe Ssenebittinerüöfter nannte. ®a^er fanbte er ja feinen ©eljilfen (Sturmi nad) Italien, bamit biefer ba§ Jflofterleben
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