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1. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 52

1842 - Zwickau : Zückler
7" — 52 — hat einen silberhellen, schönen Glan;. Nur in sehr großer Kälte wird cs ziemlich hart und laßt sich dann auch hämmern. Durch große Hitze kann man es auch verdampfen. Es wird vielfach benutzt, besonders zu Wettergläsern (Barometern) und Wärmemessern (Ther- mometern) ; außerdem wird es besonders in den Schmelz- Hütten, wo es das Silber von fremden Erzen trennen hilft, von den Goldschmieden zum Vergolden und Ver- silbern und in den Apotheken als Arzenei benutzt. Zn den Halbmetatten gehört 2) der gefährliche Arsenik, ein furchtbares Gift. Er findet sich sowohl gediegen in blättriger Gestalt, als auch als Kies und als Kalk. Seine Farbe fist bleiartig. Man benutzt ihn beim Schmelzen vieler Metalle, besonders der Platina; auch verfertiget man aus ihm die bekannte gelbe Farbe, das Rauschgelb, ferner das Arsenikmeht oder Mau- se g ist und den Flic gen stein. Wer mit diesem Gifte zu thun hat, muß die größte Vorsicht dabei an- wenden ; denn die kleinste Portion davon kann Men- schen und Thiere unter den heftigsten Schmerzen töden. Ferner sind noch zu merken: 3)e bcr Kobal t, woraus man die schöne, aber sehr theüre blaue Mineralfarbe macht, die man auch Smalte nennt. Er ist eben- falls, wie die meisten Halbmetalle, giftig. 4) Der Wißmuth. Er sieht silberweiß, gclblichröthlich und schillert oft sehr schön. Man braucht ihn häufig zum Löthen (Schnellloth.) Auch macht man aus ihm die für die Haut sehr nachtheilige weiße Schminke. 5) Das Spieß glas oder Antimonium, welches, mit Blei vermischt, das halbhartc Metall giebt, woraus die Buchdrucker ihre Buchstaben gießen. Endlich 6) der Braunstein, der zum Glasiren der Töpfe, zur Bereitung der Lebenslust (des Sauerstoffgafes) und des weißen Glases gebraucht wird; auch er ist als gif- tiges Mineral mit großer Vorsicht zu behandeln. Da- her ist cs nöthig, ncüe Töpfe vor dem Gebrauche erst auszukochen, überhaupt sollte man mit allen metalle- nen Gefäßen sehr vorsichtig umgehen. Milch, Essig und andere Saüren, auch Fett in kupfernen oder zin- nernen Gefäßen auch nur eine Nacht hindurch aufbo- wahrt, können leicht zu Gift werden.

2. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 57

1842 - Zwickau : Zückler
57 Wasser, der Wein, das Bier:c., die auch, weil sie ausgcgossen werden können und sich in kleinen Mas- sen zu einzelnen Tropfen, die aus der allgemeinen Ei- genschaft der Körper, dem Zusammenhänge, zu erklären sind, zusammcnziehcn, tropfbare Flüssig- keiten heißen; ferner alle Luftarten, die man, weil sie sich sehr zusammcnprcsscn und noch mehr aus- dehnen lassen, elastische Flüssigkeiten nennt. Außerdem sagt man von einem Körper, z. B. vom Steine, er sei hart, wenn er sich nur mit Mühe theilen laßt; durchsichtig, wenn er nicht alle Licht- strahlen zurückwirst, sondern einiget oder auch alle durch sich hindurch läßt. Welche Körper nun undurchsich- tig heißen, bedarf keiner Erwähnung. Zähe sind diejenigen, welche, obgleich man sie hin - und hcrbie- gen kann, doch nicht zerbrechen, z. B. die Weiden- ruthe, das Fischbein und andere; spröde dagegen die- jenigen, die leicht, wie das Glas, brechen oder sprin- gen; biegsam diejenigen, die ihren Zusammenhang nicht verlieren und nicht brechen, wenn man auch ihre Gestalt durch Biegen oder Drücken verändert, z. B. Gold, Silber, Zinn rc. Elastisch endlich nennt man alle diejenigen Körper, welche, wenn sie gebogen oder zusammengcprcßt werden, sogleich ihre ursprüng- liche Gestalt wieder einnchmen, sobald die beugende oder pressende Kraft nachlaßt. Welchen wichtigen Ge- brauch wir aber von der Elasticität machen, das zei- gen uns^ schon unsere Taschenmesser, Thürschlösser und Polsterstühle, alle Uhr- und Wagenfedern rc. Von der Luft. Die Luft, die wir zwar nicht sehen, wohl aber öfters fühlen, ist ein so außerordentlich feiner Körper, daß sic überall hindringt und selbst die kleinen Zwi- schenraüme in den Körpern, wenn sie nicht besonders vor ihr verschlossen sind, ausfüllc. Man nennt sie da- her mit Recht einen flüssigen Körper. Zugleich ist die Luft aber auch ein äußerst elastischer Körper; denn sie läßt sich zum Beispiel vermittelst der Luftpumpe so zusammen pressen, daß sie 1300mal weniger, und wie- der so ausdchncn, daß sie 13000mal mehr Raum »in-

3. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 82

1842 - Zwickau : Zückler
82 me auf der unermesslichen See hin und her geschleu- dert und ganz von ihrer Bahn verschlagen worden, oder hindert sie anhaltend trübes Weiter, sich auf ihrer Reise weder nach der Sonne, noch nach den Sternen, die ihnen eigentlich der beste Wegweiser sind, zu richten: so nehmen sie zum Compass ihre Zuflucht, der ihnen immer zeigt, wo Norden ist, und wohin sie ihre weitere Fahrt zu richten ha- den. — So hat der Mensch auch die geheimsten Kräfte der Natur zu seinem Vortheile benutzen gelernt, und wird deren gewiss nicht nur noch mehrere ent- decken, sondern auch durch seinen forschenden Verstand in der Anwendung und Benutzung dersel- den es immer weiter bringen. Nichts hat der gü- tige Vater im Himmel geschahen und eingerichtet, was wir nicht mittelbar oder unmittelbar gebrau» eben könnten; überall zeigt sich seine Güte, wir mögen betrachten, was wir wollen; überall An- den wir Gott und seine Liebe. Ja, wunderbar die Kraft sich regt, auch wo ich Nichts bemerke! Der Stein, der niemals sich bewegt, hat dennoch seine Stärke. Welchen Reichthum, welche Fülle hietet die Natur' uns dar! Welche Kraft in jeder Hülle wird rings um uns offenbar! Wie sich’s vielfach stets gestaltet, Stoff aus Stoffen sich entfaltet! Gott, wohin ich sinnvoll sehe, wirkst du mächtig, weise nur; überall zeigt deine Nähe mir dein Wunderwerk, Natur. Wie im Grossen, so im Kleinen, Gott, musst du mir gross erscheinen! Vom Menschen. 1) Aüßere Ansicht des Menschen. ^Hrmann war der ärmste, aber darum nicht der ver- achtttste Bauer seines Dorfes. In der Jugend Hatte ihn das Loos getroffen, Soldat zu werden. Das sah- en freilich damals seine Eltern und er selbst für §in großes Unglück an; allein nach Verlauf der ersten schweren Ubungswochen hatte er sich schon über seine

4. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 85

1842 - Zwickau : Zückler
— 85 kunstvoll zufammengefügt, sondern auch mit dichtem Haar schützend bedeckt; denn unter jenen harten Kno- chen liegt das Gehirn, das Werkzeüg oder Organ al- ler unserer geistigen Thätigkeit, ohne welches wir nur wandernde Pflanzen sein würden, und welches gleich- wohl bei seiner Zartheit ohne jenen doppelten Schutz Verletzungen ausgesetzt sein würde, die den Verlust des Lebens oder Verstandes nothwendig nach sich ziehen müßten. Wie sehr müßt ihr eüch also bei der War- tung eürer jüngern Geschwister in Acht nehmen, deren Hirnschale noch dünn und weich und mit wenigen Här- chen bedeckt ist! Was findest du auf beiden Seiten des Kopfes zwischen Schädel und Gesicht, Fritz? — Die Ohren. — Von diesen Werkzeugen des Gehörs sehen wir nur die Muschel, das Ohrläppchen und den An- fang des Gehörgangs. Von den im Innern des Oh- res befindlichen Haütchen, Höhlen und Knöchelchen könnte ich eüch zwar Trommelfell, Hammer, Amboß, Steigbügel u. a. nennen; allein wie es zugeht, daß wir hören, das kann ich eüch nicht erklären; denn das ist ein Geheimniß Gottes, von welchem selbst die ge- lehrtesten Leute noch keine ganz klare Vorstellung ha- den. Merkt eüch dafür lieber, daß ihr Niemandem, am wenigsten kleinen Kindern, in das Ohr schreien, oder an die Ohren schlagen dürft; denn gar zu leicht kann das Trommelfell zerplatzen und dadurch Taubheit erfolgen. Führe uns einmal weiter, Christoph! — Neben den Ohren liegen die Schläfe und zwischen die- sen oberhalb die Stirn, an welche sich unterhalb die Nase anschließt. — Wozu brauchen wir diese? — Zum Riechen. — Sonst zu Nichts ? — Zum Athem- holen. — Durch die Nase also, nicht durch den Mund, athmen wir. Es ist daher eine tadelnswerthe Unsitte, fortwährend mit offenem Munde umher zu gehen; denn abgesehen davon, daß Austrocknung des Schlun- des die nicht ganz unschädliche Folge davon ist: so giebt sie dem Gesichte auch einen lächerlichen Anstrich von Dummheit. Was findest du auf beiden Seiten der Nase oberhalb, Fritz? — Die Augen. — Nenne deren Umgebungen und Theile, Christoph! — Gleich unter der Stirn liegen die Augenbraunen, welche den Schweiß verhindern, den

5. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 88

1842 - Zwickau : Zückler
—, 88 2) Stoffe, aus welchen der Menschenleib besteht. Der ganze Leib, besten aüßerlich sichtbare Theile ihr gestern genannt habt, wird von der Haut bedeckt, welche selbst wieder aus fünf dicht neben einander lie- genden Haüten besteht. Die obere, welche sich leicht abschält, wie ihr besonders aus vertrockneten Brand- blasen sehen könnt, ist von unzähligen kleinen Löchern durchbohrt, die auch leicht mit dem Auge wahrgenom- men werden. Sie heißen Poren, und dienen dazu, aus dem Blute die Flüssigkeiten abzusondern, welche eüch unter dem Namen des Schweißes bekannt sind. Bei großer Erhitzung öffnen sich die Poren mehr, und der Schweiß stießt haüfiger. Setzt man sich nun in diesem Zustande plötzlich der Kälte aus: so schließen sich die Poren schnell; der Schweiß findet keinen Aus- gang , wirft sich leicht auf die innern Theile des Kör- pers, und es kann eine sehr gefährliche Krankheit die Folge einer solchen Erkältung werden. Auch Schmutz und Unreinlichkeit verstopfen die Poren, und ihr dürft eüch daher nicht wundern, wenn bei Kindern, welche das Waschen scheüen, die unterdrückte Ausdünstung in kratzigem und grindigem Ausschläge einen Ausweg sucht. Unter der Oberhaut liegt die schleimige Netz- haut, auf deren Färbung es ankommt, ob der Mensch eine weiße, gelbe, rothe, braune, oder schwarze Leib- farbe hat. Ein drittes sehr nützliches Warzengewebe liegt zwischen ihr und der Lederhaut, und unter dieser endlich befindet sich die Fellhaut, aus welcher Nägel und Haare ihren Ursprung nehmen. Das unter der Haut befindliche Fleisch besteht aus zähen und biegsa- men Fasern, welche in mehr als 500 Bündel vereinigr sind, davon jedes wieder von einer besonder« Haut umgeben und durch Fettlagen von den übrigen geson- dert ist, damit durch Reibungen nicht Entzündung er- folge. Diese Fleischfaserbündel nennt 'man von ihrer Gestalt Muskeln (Maüschen); sie sind bestimmt, durch ihre Ausdehnung und Zusammenziehung die Glieder zu bewegen und sind zu diesem Behufs durch Bänder, welche man Flechsen oder Sehnem nennt, an ^ den Knochen befestigt, denen sie zugleich zur Bedek-

6. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 89

1842 - Zwickau : Zückler
89 kung dienen. Durch fleißige Bewegung stärkt man seine Muskeln und stärkt dadurch seine Körperkrafc. Die Knochen, deren mau im Menschenleibe 259 zählt, bilden sich aus kalkartigen Bestandtheilen, welche das Blut als Gallert und Knorpel absetzt, und dienen dem Körper zur, festen Stütze. Sie sind nur zum Theil hohl (z. B. die Arm- und Schenkelknochen); alle aber werden durch Mark geschmeidig erhalten, sind durch Bänder mit einander verbunden und von der sehr em- pfindlichen Beinhaut umgeben. Durch Springen, Fallen, Schlagen u. s. w. kann einer dieser Knochen leicht zerbrochen werden: eine Verletzung, welche oft schwer zu heilen ist und trotz der Heilung manchmal eine Verkrüppelung zurückläßk. Viel schrecklicher aber noch ist der Knochenfraß, welcher durch Vernachläs- sigung oft sehr unbedeütend scheinender Verletzungen entstehen kann, noch öfter aber in einer durch unor- dentliche Lebensart herbeigeführten, oder von kranken Eltern ererbten allgemeinen Verderbmß der Säfte sei- nen Grund hat. Wo die geringste Spur sich zeigt, da mag man doch ja nicht mir Hausmitteln doctern, sondern schnell zu einem geschickten Arzte seine Zuflucht nehmen. Ich mache eüch vorzüglich auf das Rückgrath aufmerksam, welches (die Halswirbel eingefchloffen) am Hinterkopfe beginnt, bis zu den Hüftknochen sich ausdehnt und also die Verbindung zwischen dem obern und untern Körper bewerkstelligt. Bestände dasselbe, wie die übrigen Knochen, nur aus einer fest zusam- menhängenden harten Maffe: so würden wir weder vor, noch zurück, noch seitwärts uns beügen können; wäre aber die Maffe nur weich und knorpelig, wie wollte sie die Last des Körpers tragen? Darum hat die göttliche Weisheit dasselbe aus lauter hohlen Wirbeln zusammengesetzt, welche zwar durch Bänder zu einem Ganzen fest vereinigt sind, dessen ungeachtet aber dem Körper die Beweglichkeit gestatten, deren wir zu un- seren Verrichtungen so sehr bedürfen. Wie vorsichtig muß eüch dieser eigentümliche Bau des Nückgrakhes beim Warten eürer kleinen Geschwister und bei eüren Spielen und Balgereien machen! Ach! so gar leicht verschiebt sich ein solcher Wirbel durch Fallen, unvor- sichtiges Tragen, Heben u. s. w., und unheilbare Ver-

7. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 96

1842 - Zwickau : Zückler
—— 06 *r» zen zurückbringen, damit es den Kreislauf neu beginne. Solltet ihr, meine Kinder, was ich euch da vom Blut- umlaufe gesagt, auch nicht völlig verstanden haben: so ergiebt sich doch selbst aus diesem Umstande eine wichtige Verhalkungsregel für eüch. Ist es nämlich so schwer, auch nur das Gemeinste vom Baue des in- nern Menschenkörpers zu begreifen: wie sollten Quack- salber, meist unwissende Leute, eine so genaue Kennt- niß davon haben, als dazu gehört, um Kranke wieder herzustcllen? Also in Krankheiten nicht zum Quack- salber, sondern zum Arzte gegangen, der es zum Ge- schäfte seines ganzen Lebens gemacht hat, den Bau des Mcnschenkörpers, seine Verrichtungen und Störungen und die Mittel gegen die letzteren genau und gründlich kennen zu lernen! Seine Hilfe scheint oft nur theüer, weil er sich in der Regel nicht einzeln und groschen- weise bezahlen laßt. Freilich muß man nicht gleich nach der ersten Arz- nei Besserung oder gar Heilung erwarten; auch darf man überhaupt nicht glauben, daß Alles gethan ist, wenn der Kranke nur Arznei eingenommen hat. O nein, auf das ganze Verhalten des Kranken selbst und auf das Benehmen seiner Angehörigen kommt auch gar sehr Viel an. Besonders in hitzigen Krankheiten oder Fiebern, welche durch Frost und widernatürliche Hitze und sehr unregelmäßigen Pulsschlag sich ankündigen, ist die größte Vorsicht nöthig. Die schleünigste Her- beirufung eines Arztes, liebreiches Zureden und sorg- fältige Pflege, Vermeidung unnützen Lärmens und vie- len Geredes, durch welches der Kranke beunruhigt wird, ist da sehr zu rathen. Ebenso ist er vor aller Zugluft zu hüten; keineswegs aber der freien Luft der Zugang in die Stube zu verwehren; gährende und andere stark ausdünstende Dinge müssen daraus entfernt werden; denn dadurch wird die Luft verderbt, ein Üebelstand, der durch vieles Naüchern sich eher ver- schlimmert, als bessert. Daß man den Kranken nicht zum Essen nöthige, sondern sein eignes Verlangen nach Speise abwarte, und ihm dann nur leicht verdauliche Nahrung reiche, versteht sich von selbst. Heftige Schweiß- mittel gebrauche man ja nicht ohne Wissen des Arztes;^ Aderlässe und Blutigel, Brech - und Laxirmittel noch

8. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 103

1842 - Zwickau : Zückler
103 Arten ihrer Wirksamkeit, kann euch die verschiedenen Seclenkräfte kennen lehren. Ich verbinde dir jetzt die Augen, Christoph, so sicher, daß du mir nichts sehen sollst. Jetzt aufgep§ßt! Weißt du Etwas? — Ja, dui hast die obere Flache meiner Hand mit einem kalten und glatten Gegenstände bestrichen. — Ich laste diesen Gegenstand auf den Tisch fallen. Was weißt du? — Es muß ein weicher und runder Körper sein; das höre ich am dumpfen Tone und an dem Gekoller. — Jetzt soll deine Seele auch Etwas durch die Nase wissen. — Aha, es ist eine Frucht; ich dachte, ein Apfel wäre es. — Das sollst du gleich genauer wissen. Koste nur! — Richtig! und wahrscheinlich ein Stettiner. — Weißt du das nicht ganz gewiß? — Ganz gewiß weiß ich cs doch nicht. — Nun denn herunter mit dem Tuche! Weißt du cs jetzt gewiß? — Ja, es ist ein Stettiner. — So seht nur, Kinder, was Schulmeisters August jetzt Alles durch seine Sinne gewußt hat! — Was denn, Vater? Ich bin doch nicht Schulmeisters August, rief Christoph, und die andern Kinder lachten und klatschten in die Hände und riefen: — Das ist spaßhaft! Du weißt also, Christoph, daß du nicht Schulmeisters August bist, und ihr Kinder alle wißt, daß ihr vergnügt seid, und warum ihr lacht. Da habt ihr denn alle jetzt Gebrauch gemacht von einer Kraft eurer Seele, von dem Be- wußtsein; denn dieses ist eben die Kraft, durch welche wir äußere Eindrücke mir mehr oder weniger Bestimmtheit auffassen; durch welche wir uns selbst von dem, was außer «ns da ist, unterscheiden; durch wel- che wir wissen, in welchem Zustande wir eben sind. Wo wart ihr denn heute vor acht Tagen? —Auf dem Jahrmärkte, riefen sie. Ach das war schön! Weißt du die'aepntzlen Männer, die auf dem Seile tanzten! sagte Gottlieb zur Marie. Ach, und die herr- liche Musik! setzte diese hinzu. Und die süßen Brezeln! jauchzte Gottlieb, indem er mit der Zunge schnalzte. Fritz aber machte fast ein weinerliches Gesicht und weinte, cs wäre Alles recht schön gewesen, wenn ihn nur der grobe Schubkärrner nicht umgestoßen hätte. Aus der Brausche am Kopfe wollte er sich gar nicht so viel machen, wenn nur seine Sonntagskleider nicht

9. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 118

1842 - Zwickau : Zückler
118 Sollte es auch ein kleines Unrecht sein, wenn man den Eigensinnigen zur Herausgabe seines Besitzthums zwän- ge: so könnte man das wohl durch doppelte und drei- fache Bezahlung vergüten. Der König aber sprach: Nach den bürgerlichen Rechten kommt es mir nicht zu, dem Manne sein Grundstück zu nehmen. Er behalt es! Das war wiederum rechtlich gehandelt. Daß aber selbst Rechtlichkeit nicht die einzige Richtschnur sein kann, nach welcher unser Begehrungsvermögen thätig sein soll, mag eüch folgender Fall lehren. Hans hatte frühzeitig seine Eltern verloren. Ein Paar alte Leüte, die selbst nur das Nothdürftige hatten, nahmen sich seiner an und zogen ihn groß. Als er erwachsen war, gewann er ein Mädchen lieb, die eben so arm war, als er selbst. Er wollte sie heirathen; aber die Eltern des Mädchens sagten, erst müsse er so viel verdienen, daß er eine eigne Wirtschaft anfangen könne. Durch rastlose Thätigkeit und durch eine kleine Erbschaft von einem Verwandten hatte er es nach mehreren Jahren so weit gebracht. Aber unter der Zeit waren seine ar- men Pftegeeltern durch Unglücksfälle so weit herunter gekommen, daß deren Haüschcn verkauft werden sollte, um ihre Schulden zu bezahlen. Gleichzeitig hatte sich bei den Eltern des Mädchens ein wohlhabender Bauer als Freier gemeldet, und sie erklärten, daß sie dem ihre Tochter zur Frau geben wollten, wenn Hans nicht von seinen Pflegeeltern abließe. Jetzt hatte Hans die Wahl, entweder, seine braven Pflegeeltern am Bettelstäbe zu sehen/ oder der Erfüllung eines Lieblingswunsches zu entsagen, für welchen er Jahre lang gearbeitet hatte. Leüte genug gab es, welche es unklug fanden, daß er dieser alten Leüte wegen sein ganzes Glück von sich stoßen wollte. Daß kein bürgerliches Gesetz ihn zwin- gen konnte, sich seiner Pflcgeelrern anzunehmen, wußte Hans auch. Ihm aber sagte seine Vernunft: Wie wollte ich denn vor Gott und meinem Gewissen be- stehen, wenn ich jetzt die verließe, welche sich meiner hüflosen Jugend angenommen haben? Wenn so gräß- licher Undank Sitte sein sollte unter den Menschen, was sollte da aus der menschlichen Gesellschaft werden? Und wäre ich nicht ein Thor, für die Freüden dieses kurzen Lebens die Qualen mir zu kaufen, mit denen

10. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 119

1842 - Zwickau : Zückler
139 die Erinnerung an diesen Undank auf, dem Todenbette und in jenem Leben mich plagen würde ! Er that, was er nicht lasten konnte, nahm sich seiner Pflegeel- tern an und verlor sein Mädchen. Das war vernünf- tig und edel gehandelt! — Ach, Kinder, daß so viele, so sehr viele Menschen nur sinnlich begehren und sinn- lich verabscheüen, wie die Thiere, das bringt ja so viel Unglück in die Welt! Handelten sie klug und recht- lich: so würden wenigstens die gröbsten Laster, Trunk, Spiel, Schamlosigkeit und andere aus de.r menschlichen Gesellschaft verbannt sein; so würden nicht Prozeffe den Frieden der Gemeinden stören, nicht verheerende Kriege die Länder verwüsten! Handelten sie aber alle vernünftig und edel, wie auch unsere Religion es will: dann, ach dann hätten wir den Himmel schon hier auf Erden. 11) Geh' mit kleinen Kindern vernünftig um! Ehrmann hatte noch ein kleines Kind, welches kein volles Jahr alt war und daher, wenn die Mutter nicht abkommen konnte, von Marien gewartet werden mußte. Diese Wartung beschränkte sich aber nicht darauf, daß Marie das Kind herumtrug oder es beaufsichtigte, wenn es für sich da saß; sondern die Mutter gab Ma- rien auch Anweisung, wie sie ihr kleines Geschwister reinlich zu halten und zu beköstigen hätte. Denn Rein- lichkeit, sagte Frau Ehrmann, kostet kein Geld, und zweimal waschen ist so gut, wie einmal füttern. Da- her mußte Marie nicht nur ihren kleinen Geschwistern mehrere Male des Tages Gesicht und Hände waschen; sondern so oft es nur immer die Zeit erlauben wollte, nahm die Mutter selbst die kleinern Kinder, welche noch nicht baden gehen konnten, vor und wusch sie am ganzen Leibe. Frau Ehrmann war sehr sanft; aber wenn sie hörte oder sah, daß Mütter ihre armen klei- nen Wiegenkinder Stundenlang ohne Hilfe in ihrem Unrathe sich wälzen ließen, konnte sich ihr Unwille bis zum Zorne steigern. Christophen und Marien hätte ich nicht rathen wollen, ihre kleineren Geschwister mit un- gekämmten Haaren oder unbeschnittenen schmutzigen Nägeln mit in die Schule zu nehmen, oder wohl gar
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