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hat einen silberhellen, schönen Glan;. Nur in sehr
großer Kälte wird cs ziemlich hart und laßt sich dann
auch hämmern. Durch große Hitze kann man es auch
verdampfen. Es wird vielfach benutzt, besonders zu
Wettergläsern (Barometern) und Wärmemessern (Ther-
mometern) ; außerdem wird es besonders in den Schmelz-
Hütten, wo es das Silber von fremden Erzen trennen
hilft, von den Goldschmieden zum Vergolden und Ver-
silbern und in den Apotheken als Arzenei benutzt. Zn
den Halbmetatten gehört 2) der gefährliche Arsenik,
ein furchtbares Gift. Er findet sich sowohl gediegen in
blättriger Gestalt, als auch als Kies und als Kalk.
Seine Farbe fist bleiartig. Man benutzt ihn beim
Schmelzen vieler Metalle, besonders der Platina; auch
verfertiget man aus ihm die bekannte gelbe Farbe, das
Rauschgelb, ferner das Arsenikmeht oder Mau-
se g ist und den Flic gen stein. Wer mit diesem
Gifte zu thun hat, muß die größte Vorsicht dabei an-
wenden ; denn die kleinste Portion davon kann Men-
schen und Thiere unter den heftigsten Schmerzen töden.
Ferner sind noch zu merken: 3)e bcr Kobal t, woraus
man die schöne, aber sehr theüre blaue Mineralfarbe
macht, die man auch Smalte nennt. Er ist eben-
falls, wie die meisten Halbmetalle, giftig. 4) Der
Wißmuth. Er sieht silberweiß, gclblichröthlich und
schillert oft sehr schön. Man braucht ihn häufig zum
Löthen (Schnellloth.) Auch macht man aus ihm die
für die Haut sehr nachtheilige weiße Schminke. 5)
Das Spieß glas oder Antimonium, welches, mit
Blei vermischt, das halbhartc Metall giebt, woraus
die Buchdrucker ihre Buchstaben gießen. Endlich 6)
der Braunstein, der zum Glasiren der Töpfe, zur
Bereitung der Lebenslust (des Sauerstoffgafes) und
des weißen Glases gebraucht wird; auch er ist als gif-
tiges Mineral mit großer Vorsicht zu behandeln. Da-
her ist cs nöthig, ncüe Töpfe vor dem Gebrauche erst
auszukochen, überhaupt sollte man mit allen metalle-
nen Gefäßen sehr vorsichtig umgehen. Milch, Essig
und andere Saüren, auch Fett in kupfernen oder zin-
nernen Gefäßen auch nur eine Nacht hindurch aufbo-
wahrt, können leicht zu Gift werden.
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
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Wasser, der Wein, das Bier:c., die auch, weil
sie ausgcgossen werden können und sich in kleinen Mas-
sen zu einzelnen Tropfen, die aus der allgemeinen Ei-
genschaft der Körper, dem Zusammenhänge, zu
erklären sind, zusammcnziehcn, tropfbare Flüssig-
keiten heißen; ferner alle Luftarten, die man,
weil sie sich sehr zusammcnprcsscn und noch mehr aus-
dehnen lassen, elastische Flüssigkeiten nennt.
Außerdem sagt man von einem Körper, z. B.
vom Steine, er sei hart, wenn er sich nur mit Mühe
theilen laßt; durchsichtig, wenn er nicht alle Licht-
strahlen zurückwirst, sondern einiget oder auch alle durch
sich hindurch läßt. Welche Körper nun undurchsich-
tig heißen, bedarf keiner Erwähnung. Zähe sind
diejenigen, welche, obgleich man sie hin - und hcrbie-
gen kann, doch nicht zerbrechen, z. B. die Weiden-
ruthe, das Fischbein und andere; spröde dagegen die-
jenigen, die leicht, wie das Glas, brechen oder sprin-
gen; biegsam diejenigen, die ihren Zusammenhang
nicht verlieren und nicht brechen, wenn man auch ihre
Gestalt durch Biegen oder Drücken verändert, z. B.
Gold, Silber, Zinn rc. Elastisch endlich nennt man
alle diejenigen Körper, welche, wenn sie gebogen
oder zusammengcprcßt werden, sogleich ihre ursprüng-
liche Gestalt wieder einnchmen, sobald die beugende
oder pressende Kraft nachlaßt. Welchen wichtigen Ge-
brauch wir aber von der Elasticität machen, das zei-
gen uns^ schon unsere Taschenmesser, Thürschlösser und
Polsterstühle, alle Uhr- und Wagenfedern rc.
Von der Luft.
Die Luft, die wir zwar nicht sehen, wohl aber
öfters fühlen, ist ein so außerordentlich feiner Körper,
daß sic überall hindringt und selbst die kleinen Zwi-
schenraüme in den Körpern, wenn sie nicht besonders
vor ihr verschlossen sind, ausfüllc. Man nennt sie da-
her mit Recht einen flüssigen Körper. Zugleich ist die
Luft aber auch ein äußerst elastischer Körper; denn
sie läßt sich zum Beispiel vermittelst der Luftpumpe so
zusammen pressen, daß sie 1300mal weniger, und wie-
der so ausdchncn, daß sie 13000mal mehr Raum »in-
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
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me auf der unermesslichen See hin und her geschleu-
dert und ganz von ihrer Bahn verschlagen worden,
oder hindert sie anhaltend trübes Weiter, sich auf
ihrer Reise weder nach der Sonne, noch nach den
Sternen, die ihnen eigentlich der beste Wegweiser
sind, zu richten: so nehmen sie zum Compass ihre
Zuflucht, der ihnen immer zeigt, wo Norden ist,
und wohin sie ihre weitere Fahrt zu richten ha-
den. —
So hat der Mensch auch die geheimsten Kräfte
der Natur zu seinem Vortheile benutzen gelernt,
und wird deren gewiss nicht nur noch mehrere ent-
decken, sondern auch durch seinen forschenden
Verstand in der Anwendung und Benutzung dersel-
den es immer weiter bringen. Nichts hat der gü-
tige Vater im Himmel geschahen und eingerichtet,
was wir nicht mittelbar oder unmittelbar gebrau»
eben könnten; überall zeigt sich seine Güte, wir
mögen betrachten, was wir wollen; überall An-
den wir Gott und seine Liebe.
Ja, wunderbar die Kraft sich regt, auch wo ich Nichts
bemerke! Der Stein, der niemals sich bewegt, hat dennoch
seine Stärke. Welchen Reichthum, welche Fülle hietet die
Natur' uns dar! Welche Kraft in jeder Hülle wird rings um
uns offenbar! Wie sich’s vielfach stets gestaltet, Stoff aus
Stoffen sich entfaltet! Gott, wohin ich sinnvoll sehe, wirkst
du mächtig, weise nur; überall zeigt deine Nähe mir dein
Wunderwerk, Natur. Wie im Grossen, so im Kleinen,
Gott, musst du mir gross erscheinen!
Vom Menschen.
1) Aüßere Ansicht des Menschen.
^Hrmann war der ärmste, aber darum nicht der ver-
achtttste Bauer seines Dorfes. In der Jugend Hatte
ihn das Loos getroffen, Soldat zu werden. Das sah-
en freilich damals seine Eltern und er selbst für §in
großes Unglück an; allein nach Verlauf der ersten
schweren Ubungswochen hatte er sich schon über seine
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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— 85
kunstvoll zufammengefügt, sondern auch mit dichtem
Haar schützend bedeckt; denn unter jenen harten Kno-
chen liegt das Gehirn, das Werkzeüg oder Organ al-
ler unserer geistigen Thätigkeit, ohne welches wir nur
wandernde Pflanzen sein würden, und welches gleich-
wohl bei seiner Zartheit ohne jenen doppelten Schutz
Verletzungen ausgesetzt sein würde, die den Verlust des
Lebens oder Verstandes nothwendig nach sich ziehen
müßten. Wie sehr müßt ihr eüch also bei der War-
tung eürer jüngern Geschwister in Acht nehmen, deren
Hirnschale noch dünn und weich und mit wenigen Här-
chen bedeckt ist! Was findest du auf beiden Seiten des
Kopfes zwischen Schädel und Gesicht, Fritz? — Die
Ohren. — Von diesen Werkzeugen des Gehörs sehen
wir nur die Muschel, das Ohrläppchen und den An-
fang des Gehörgangs. Von den im Innern des Oh-
res befindlichen Haütchen, Höhlen und Knöchelchen
könnte ich eüch zwar Trommelfell, Hammer, Amboß,
Steigbügel u. a. nennen; allein wie es zugeht, daß
wir hören, das kann ich eüch nicht erklären; denn das
ist ein Geheimniß Gottes, von welchem selbst die ge-
lehrtesten Leute noch keine ganz klare Vorstellung ha-
den. Merkt eüch dafür lieber, daß ihr Niemandem,
am wenigsten kleinen Kindern, in das Ohr schreien,
oder an die Ohren schlagen dürft; denn gar zu leicht
kann das Trommelfell zerplatzen und dadurch Taubheit
erfolgen. Führe uns einmal weiter, Christoph! —
Neben den Ohren liegen die Schläfe und zwischen die-
sen oberhalb die Stirn, an welche sich unterhalb die
Nase anschließt. — Wozu brauchen wir diese? —
Zum Riechen. — Sonst zu Nichts ? — Zum Athem-
holen. — Durch die Nase also, nicht durch den Mund,
athmen wir. Es ist daher eine tadelnswerthe Unsitte,
fortwährend mit offenem Munde umher zu gehen;
denn abgesehen davon, daß Austrocknung des Schlun-
des die nicht ganz unschädliche Folge davon ist: so
giebt sie dem Gesichte auch einen lächerlichen Anstrich
von Dummheit.
Was findest du auf beiden Seiten der Nase oberhalb,
Fritz? — Die Augen. — Nenne deren Umgebungen und
Theile, Christoph! — Gleich unter der Stirn liegen
die Augenbraunen, welche den Schweiß verhindern, den
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—, 88
2) Stoffe, aus welchen der Menschenleib
besteht.
Der ganze Leib, besten aüßerlich sichtbare Theile
ihr gestern genannt habt, wird von der Haut bedeckt,
welche selbst wieder aus fünf dicht neben einander lie-
genden Haüten besteht. Die obere, welche sich leicht
abschält, wie ihr besonders aus vertrockneten Brand-
blasen sehen könnt, ist von unzähligen kleinen Löchern
durchbohrt, die auch leicht mit dem Auge wahrgenom-
men werden. Sie heißen Poren, und dienen dazu,
aus dem Blute die Flüssigkeiten abzusondern, welche
eüch unter dem Namen des Schweißes bekannt sind.
Bei großer Erhitzung öffnen sich die Poren mehr, und
der Schweiß stießt haüfiger. Setzt man sich nun in
diesem Zustande plötzlich der Kälte aus: so schließen
sich die Poren schnell; der Schweiß findet keinen Aus-
gang , wirft sich leicht auf die innern Theile des Kör-
pers, und es kann eine sehr gefährliche Krankheit die
Folge einer solchen Erkältung werden. Auch Schmutz
und Unreinlichkeit verstopfen die Poren, und ihr dürft
eüch daher nicht wundern, wenn bei Kindern, welche
das Waschen scheüen, die unterdrückte Ausdünstung
in kratzigem und grindigem Ausschläge einen Ausweg
sucht. Unter der Oberhaut liegt die schleimige Netz-
haut, auf deren Färbung es ankommt, ob der Mensch
eine weiße, gelbe, rothe, braune, oder schwarze Leib-
farbe hat. Ein drittes sehr nützliches Warzengewebe
liegt zwischen ihr und der Lederhaut, und unter dieser
endlich befindet sich die Fellhaut, aus welcher Nägel
und Haare ihren Ursprung nehmen. Das unter der
Haut befindliche Fleisch besteht aus zähen und biegsa-
men Fasern, welche in mehr als 500 Bündel vereinigr
sind, davon jedes wieder von einer besonder« Haut
umgeben und durch Fettlagen von den übrigen geson-
dert ist, damit durch Reibungen nicht Entzündung er-
folge. Diese Fleischfaserbündel nennt 'man von ihrer
Gestalt Muskeln (Maüschen); sie sind bestimmt,
durch ihre Ausdehnung und Zusammenziehung die
Glieder zu bewegen und sind zu diesem Behufs durch
Bänder, welche man Flechsen oder Sehnem nennt, an ^
den Knochen befestigt, denen sie zugleich zur Bedek-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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89
kung dienen. Durch fleißige Bewegung stärkt man
seine Muskeln und stärkt dadurch seine Körperkrafc.
Die Knochen, deren mau im Menschenleibe 259 zählt,
bilden sich aus kalkartigen Bestandtheilen, welche das
Blut als Gallert und Knorpel absetzt, und dienen dem
Körper zur, festen Stütze. Sie sind nur zum Theil
hohl (z. B. die Arm- und Schenkelknochen); alle aber
werden durch Mark geschmeidig erhalten, sind durch
Bänder mit einander verbunden und von der sehr em-
pfindlichen Beinhaut umgeben. Durch Springen,
Fallen, Schlagen u. s. w. kann einer dieser Knochen
leicht zerbrochen werden: eine Verletzung, welche oft
schwer zu heilen ist und trotz der Heilung manchmal
eine Verkrüppelung zurückläßk. Viel schrecklicher aber
noch ist der Knochenfraß, welcher durch Vernachläs-
sigung oft sehr unbedeütend scheinender Verletzungen
entstehen kann, noch öfter aber in einer durch unor-
dentliche Lebensart herbeigeführten, oder von kranken
Eltern ererbten allgemeinen Verderbmß der Säfte sei-
nen Grund hat. Wo die geringste Spur sich zeigt,
da mag man doch ja nicht mir Hausmitteln doctern,
sondern schnell zu einem geschickten Arzte seine Zuflucht
nehmen. Ich mache eüch vorzüglich auf das Rückgrath
aufmerksam, welches (die Halswirbel eingefchloffen)
am Hinterkopfe beginnt, bis zu den Hüftknochen sich
ausdehnt und also die Verbindung zwischen dem obern
und untern Körper bewerkstelligt. Bestände dasselbe,
wie die übrigen Knochen, nur aus einer fest zusam-
menhängenden harten Maffe: so würden wir weder
vor, noch zurück, noch seitwärts uns beügen können;
wäre aber die Maffe nur weich und knorpelig, wie
wollte sie die Last des Körpers tragen? Darum hat die
göttliche Weisheit dasselbe aus lauter hohlen Wirbeln
zusammengesetzt, welche zwar durch Bänder zu einem
Ganzen fest vereinigt sind, dessen ungeachtet aber dem
Körper die Beweglichkeit gestatten, deren wir zu un-
seren Verrichtungen so sehr bedürfen. Wie vorsichtig
muß eüch dieser eigentümliche Bau des Nückgrakhes
beim Warten eürer kleinen Geschwister und bei eüren
Spielen und Balgereien machen! Ach! so gar leicht
verschiebt sich ein solcher Wirbel durch Fallen, unvor-
sichtiges Tragen, Heben u. s. w., und unheilbare Ver-
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—— 06 *r»
zen zurückbringen, damit es den Kreislauf neu beginne.
Solltet ihr, meine Kinder, was ich euch da vom Blut-
umlaufe gesagt, auch nicht völlig verstanden haben:
so ergiebt sich doch selbst aus diesem Umstande eine
wichtige Verhalkungsregel für eüch. Ist es nämlich so
schwer, auch nur das Gemeinste vom Baue des in-
nern Menschenkörpers zu begreifen: wie sollten Quack-
salber, meist unwissende Leute, eine so genaue Kennt-
niß davon haben, als dazu gehört, um Kranke wieder
herzustcllen? Also in Krankheiten nicht zum Quack-
salber, sondern zum Arzte gegangen, der es zum Ge-
schäfte seines ganzen Lebens gemacht hat, den Bau des
Mcnschenkörpers, seine Verrichtungen und Störungen
und die Mittel gegen die letzteren genau und gründlich
kennen zu lernen! Seine Hilfe scheint oft nur theüer,
weil er sich in der Regel nicht einzeln und groschen-
weise bezahlen laßt.
Freilich muß man nicht gleich nach der ersten Arz-
nei Besserung oder gar Heilung erwarten; auch darf
man überhaupt nicht glauben, daß Alles gethan ist,
wenn der Kranke nur Arznei eingenommen hat. O
nein, auf das ganze Verhalten des Kranken selbst und
auf das Benehmen seiner Angehörigen kommt auch gar
sehr Viel an. Besonders in hitzigen Krankheiten oder
Fiebern, welche durch Frost und widernatürliche Hitze
und sehr unregelmäßigen Pulsschlag sich ankündigen,
ist die größte Vorsicht nöthig. Die schleünigste Her-
beirufung eines Arztes, liebreiches Zureden und sorg-
fältige Pflege, Vermeidung unnützen Lärmens und vie-
len Geredes, durch welches der Kranke beunruhigt
wird, ist da sehr zu rathen. Ebenso ist er vor aller
Zugluft zu hüten; keineswegs aber der freien Luft
der Zugang in die Stube zu verwehren; gährende
und andere stark ausdünstende Dinge müssen daraus
entfernt werden; denn dadurch wird die Luft verderbt,
ein Üebelstand, der durch vieles Naüchern sich eher ver-
schlimmert, als bessert. Daß man den Kranken nicht
zum Essen nöthige, sondern sein eignes Verlangen nach
Speise abwarte, und ihm dann nur leicht verdauliche
Nahrung reiche, versteht sich von selbst. Heftige Schweiß-
mittel gebrauche man ja nicht ohne Wissen des Arztes;^
Aderlässe und Blutigel, Brech - und Laxirmittel noch
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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103
Arten ihrer Wirksamkeit, kann euch die verschiedenen
Seclenkräfte kennen lehren.
Ich verbinde dir jetzt die Augen, Christoph, so
sicher, daß du mir nichts sehen sollst. Jetzt aufgep§ßt!
Weißt du Etwas? — Ja, dui hast die obere Flache
meiner Hand mit einem kalten und glatten Gegenstände
bestrichen. — Ich laste diesen Gegenstand auf den Tisch
fallen. Was weißt du? — Es muß ein weicher und
runder Körper sein; das höre ich am dumpfen Tone
und an dem Gekoller. — Jetzt soll deine Seele auch
Etwas durch die Nase wissen. — Aha, es ist eine
Frucht; ich dachte, ein Apfel wäre es. — Das sollst
du gleich genauer wissen. Koste nur! — Richtig! und
wahrscheinlich ein Stettiner. — Weißt du das nicht
ganz gewiß? — Ganz gewiß weiß ich cs doch nicht. —
Nun denn herunter mit dem Tuche! Weißt du cs jetzt
gewiß? — Ja, es ist ein Stettiner. — So seht nur,
Kinder, was Schulmeisters August jetzt Alles durch
seine Sinne gewußt hat! — Was denn, Vater? Ich
bin doch nicht Schulmeisters August, rief Christoph,
und die andern Kinder lachten und klatschten in die
Hände und riefen: — Das ist spaßhaft! Du weißt
also, Christoph, daß du nicht Schulmeisters August bist,
und ihr Kinder alle wißt, daß ihr vergnügt seid, und
warum ihr lacht. Da habt ihr denn alle jetzt Gebrauch
gemacht von einer Kraft eurer Seele, von dem Be-
wußtsein; denn dieses ist eben die Kraft, durch
welche wir äußere Eindrücke mir mehr oder weniger
Bestimmtheit auffassen; durch welche wir uns selbst von
dem, was außer «ns da ist, unterscheiden; durch wel-
che wir wissen, in welchem Zustande wir eben sind.
Wo wart ihr denn heute vor acht Tagen? —Auf
dem Jahrmärkte, riefen sie. Ach das war schön!
Weißt du die'aepntzlen Männer, die auf dem Seile
tanzten! sagte Gottlieb zur Marie. Ach, und die herr-
liche Musik! setzte diese hinzu. Und die süßen Brezeln!
jauchzte Gottlieb, indem er mit der Zunge schnalzte.
Fritz aber machte fast ein weinerliches Gesicht und
weinte, cs wäre Alles recht schön gewesen, wenn ihn
nur der grobe Schubkärrner nicht umgestoßen hätte.
Aus der Brausche am Kopfe wollte er sich gar nicht
so viel machen, wenn nur seine Sonntagskleider nicht
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Extrahierte Personennamen: Christoph August August Christoph Christoph August Gottlieb_zur_Marie Gottlieb
118
Sollte es auch ein kleines Unrecht sein, wenn man den
Eigensinnigen zur Herausgabe seines Besitzthums zwän-
ge: so könnte man das wohl durch doppelte und drei-
fache Bezahlung vergüten. Der König aber sprach:
Nach den bürgerlichen Rechten kommt es mir nicht zu,
dem Manne sein Grundstück zu nehmen. Er behalt
es! Das war wiederum rechtlich gehandelt. Daß aber
selbst Rechtlichkeit nicht die einzige Richtschnur sein
kann, nach welcher unser Begehrungsvermögen thätig
sein soll, mag eüch folgender Fall lehren. Hans hatte
frühzeitig seine Eltern verloren. Ein Paar alte Leüte,
die selbst nur das Nothdürftige hatten, nahmen sich
seiner an und zogen ihn groß. Als er erwachsen war,
gewann er ein Mädchen lieb, die eben so arm war,
als er selbst. Er wollte sie heirathen; aber die Eltern
des Mädchens sagten, erst müsse er so viel verdienen,
daß er eine eigne Wirtschaft anfangen könne. Durch
rastlose Thätigkeit und durch eine kleine Erbschaft von
einem Verwandten hatte er es nach mehreren Jahren
so weit gebracht. Aber unter der Zeit waren seine ar-
men Pftegeeltern durch Unglücksfälle so weit herunter
gekommen, daß deren Haüschcn verkauft werden sollte,
um ihre Schulden zu bezahlen. Gleichzeitig hatte sich
bei den Eltern des Mädchens ein wohlhabender Bauer
als Freier gemeldet, und sie erklärten, daß sie dem ihre
Tochter zur Frau geben wollten, wenn Hans nicht von
seinen Pflegeeltern abließe. Jetzt hatte Hans die Wahl,
entweder, seine braven Pflegeeltern am Bettelstäbe zu
sehen/ oder der Erfüllung eines Lieblingswunsches zu
entsagen, für welchen er Jahre lang gearbeitet hatte.
Leüte genug gab es, welche es unklug fanden, daß
er dieser alten Leüte wegen sein ganzes Glück von sich
stoßen wollte. Daß kein bürgerliches Gesetz ihn zwin-
gen konnte, sich seiner Pflcgeelrern anzunehmen, wußte
Hans auch. Ihm aber sagte seine Vernunft: Wie
wollte ich denn vor Gott und meinem Gewissen be-
stehen, wenn ich jetzt die verließe, welche sich meiner
hüflosen Jugend angenommen haben? Wenn so gräß-
licher Undank Sitte sein sollte unter den Menschen,
was sollte da aus der menschlichen Gesellschaft werden?
Und wäre ich nicht ein Thor, für die Freüden dieses
kurzen Lebens die Qualen mir zu kaufen, mit denen
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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139
die Erinnerung an diesen Undank auf, dem Todenbette
und in jenem Leben mich plagen würde ! Er that,
was er nicht lasten konnte, nahm sich seiner Pflegeel-
tern an und verlor sein Mädchen. Das war vernünf-
tig und edel gehandelt! — Ach, Kinder, daß so viele,
so sehr viele Menschen nur sinnlich begehren und sinn-
lich verabscheüen, wie die Thiere, das bringt ja so viel
Unglück in die Welt! Handelten sie klug und recht-
lich: so würden wenigstens die gröbsten Laster, Trunk,
Spiel, Schamlosigkeit und andere aus de.r menschlichen
Gesellschaft verbannt sein; so würden nicht Prozeffe
den Frieden der Gemeinden stören, nicht verheerende
Kriege die Länder verwüsten! Handelten sie aber alle
vernünftig und edel, wie auch unsere Religion es will:
dann, ach dann hätten wir den Himmel schon hier auf
Erden.
11) Geh' mit kleinen Kindern vernünftig um!
Ehrmann hatte noch ein kleines Kind, welches
kein volles Jahr alt war und daher, wenn die Mutter nicht
abkommen konnte, von Marien gewartet werden mußte.
Diese Wartung beschränkte sich aber nicht darauf, daß
Marie das Kind herumtrug oder es beaufsichtigte,
wenn es für sich da saß; sondern die Mutter gab Ma-
rien auch Anweisung, wie sie ihr kleines Geschwister
reinlich zu halten und zu beköstigen hätte. Denn Rein-
lichkeit, sagte Frau Ehrmann, kostet kein Geld, und
zweimal waschen ist so gut, wie einmal füttern. Da-
her mußte Marie nicht nur ihren kleinen Geschwistern
mehrere Male des Tages Gesicht und Hände waschen;
sondern so oft es nur immer die Zeit erlauben wollte,
nahm die Mutter selbst die kleinern Kinder, welche
noch nicht baden gehen konnten, vor und wusch sie
am ganzen Leibe. Frau Ehrmann war sehr sanft; aber
wenn sie hörte oder sah, daß Mütter ihre armen klei-
nen Wiegenkinder Stundenlang ohne Hilfe in ihrem
Unrathe sich wälzen ließen, konnte sich ihr Unwille bis
zum Zorne steigern. Christophen und Marien hätte ich
nicht rathen wollen, ihre kleineren Geschwister mit un-
gekämmten Haaren oder unbeschnittenen schmutzigen
Nägeln mit in die Schule zu nehmen, oder wohl gar
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ehrmann Marie Ehrmann Marie Ehrmann